Hier geht es zu den Texten der Liturgie: 
einige Kernbegriffe ragen wie Obelisken aus diesem Abschnitt des Markusevangeliums heraus:
Evangelium – Reich Gottes – Kehrt um und glaubt – Kommt her! Mir nach!
‑ Menschenfischer – zurücklassen.
Jede einzelne dieser Prachtsäulen ist faszinierend und verdient Aufmerksamkeit – und auch das Ensemble als Ganzes ist mit Bedacht angeordnet und hat eine große Anziehungskraft.
Die kirchliche Leseordnung gibt als Hintergrund die Geschichte von Jona, der von einem großen Fisch verschlungen und an Land transportiert wurde. Er löst bei den für ihre Verkommenheit bekannten Bewohnern Ninives eine Schreckreaktion aus: sie kehrten um und wandten sich von ihren bösen Taten ab.
Jesus predigt etwas völlig anderes:
„Erfüllt ist die Zeit! Das Reich Gottes ist nahe! Vertraut dieser guten Nachricht!“
Schwestern und Brüder,
Das Reich Gottes ist nahe: Gott ist euch nahe -könnte man auch sagen.
Gottes Friede ist euch nahe. Gottes Freude ist euch nahe! Gottes Leben ist euch nahe! Vertraut darauf!
Vor 76 Jahren, als Europa in Schutt und Asche lag, glaubten die Menschen daran, dass sie in eine bessere Zukunft gehen können. Sie glaubten daran, dass sie die Städte London und Stalingrad, Straßburg und Nürnberg wieder aufbauen werden. Noch mehr: sie glaubten daran, dass es eine Zukunft geben kann ohne Krieg und ohne solches Unrecht, wie es das nationalsozialistische Deutschland an Millionen Menschen, besonders Juden und Roma und Sintis, Zeugen Jehovas und psychisch Kranken verübt hatte.
Bundespräsident Roman Herzog hat vor 26 Jahren den 27. Januar (kommender Mittwoch) zum Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus erklärt. An diesem Datum wurde 1945 nämlich Ausschwitz befreit.
Die Erinnerung soll uns davor bewahren, dass Menschen solche Gräueltaten wiederholen.
- Vertrauen die Menschen heute noch darauf, dass es eine Zukunft ohne Krieg geben kann? Vertrauen die Menschen in Europa noch darauf, dass Europa nicht nur eine Zone, sondern sogar eine Keimzelle des Friedens werden kann?
- Vertrauen die kapitalistischen Gesellschaften noch darauf, dass eine globale Wirtschaft möglich ist, in der nicht die schwächeren von denen übervorteilt werden, die größere Möglichkeiten haben?
- Vertrauen wir Menschen auf der Erde noch darauf, dass es möglich ist, die Nationen zu einer Organisation der Vereinten Nationen zu entwickeln, die den Werten der Menschlichkeit, den universalen Menschenrechten zum Durchbruch verhilft?
- Vertrauen wir Christen in unserer Weltgegend noch darauf, dass tatsächlich Gottes Herrschaft nahe ist – weil es an uns liegt, dass wir der Stimme Gottes in unserem Gewissen folgen?
Liebe Schwestern und Brüder,
wir dürfen, wir können darauf vertrauen, dass Gottes Reich unter uns gegenwärtig ist: Darum ist es wichtig, dass wir mit Respekt und Anstand – aber genauso eindeutig – dafür eintreten:
Denken wir nicht mal, dass ein Krieg etwas besser machen könnte.
Lassen wir Hassbotschaften und Misstrauen säenden Bemerkungen keinen Raum: Fragen wir nach: Warum denkst Du so? Woher weißt Du das? Hast Du nachgedacht, was die Folgen deiner Gedanken sein können?
Liebe Schwestern und Brüder, vor die Wahl gestellt, ob ich darauf vertrauen möchte, dass Frieden und Achtung der Menschlichkeit möglich sind oder darauf, dass Gewalt und Macht und Reichtümer die Menschen beherrschen, möchte ich reagieren wie die Jünger:
Sie hörten auf den Ruf: Kommt her! Mir nach! Und folgten Jesus nach.
Natürlich ließen sie nicht alles stehen und liegen, wie es das Markusevangelium schildert, um zu zeigen, dass Jesus größer ist als Elija, der Elischa als seinen Schüler reif und seinen Mantel auf ihn warf.
Aber sie folgten Jesus, sonst hätte es ja keine Jünger gegeben.
Sie folgten ihm: Unvollkommen, oft begriffsstutzig und immer noch belastet vom alten Denken. Das zeigt besonders das Markusevangelium und in besonderer Weise beschriebt es das manchmal unverständige Verhalten des Petrus.
Aber die Jünger folgten Jesus nach! Sie vertrauten darauf, dass Gottes Botschaft in der Welt eine Chance hat und dass sie dazu etwas beitragen können.
Bleiben wir auf diesem Weg: suchen wir den Frieden Gottes unter den Menschen und jagen wir ihm nach.