16.02.25: 6. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Einführung:
Geht es ihnen gut?
Gesundheitlich? Ihrem Gemüt?
Spüren sie Dankbarkeit und Zufriedenheit?
Plagen sie Angst oder Wut?

Was sind ihre Wünsche für diese Welt?

Mit all dem stehen wir als Gemeinde vor Gott:
Er stärkt uns, er will uns befreien (erlösen) und er ruft uns, sein Reich aufzubauen.

Herr Jesus Christus,

  • Licht unseres Lebens
  • Du stärkst unsere Hoffnung
  • Du befreist uns von Angst und Wut

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
Wehe, wehe viermal wehe steht in der Feldrede des Lukasevangeliums.
Gedroht wird den Reichen, die schon Trost empfangen haben,
den Satten, die hungern werden,
denen, die lachen, die dann klagen und weinen werden,
denen, die gelobt werden, weil sie falsche Propheten sind.

Mich verstören diese Drohungen, weil ich so viele Reden Jesu im Kopf habe, die vom Erbarmen Gottes mit den Sündern sprechen.

Dieses wehe klingt un-barmherzig!

Ich werde mich in zwei Schritten damit auseinandersetzen.

Zuerst: wer wird beschrieben?

Die Reichen: wie kann man seinen Reichtum für sich behalten angesichts des Elends und der Not so vieler Menschen.
Diese Frage muss sich jeder stellen, der mehr hat als andere.

Die Satten: den Bauch voll haben ist nur ein Aspekt davon. Satt sein heißt keine Sehnsucht zu haben, dass es besser werden könnte. Die Satten übersehen den Hunger vieler Menschen, den Hunger nach Frieden, nach Geborgenheit, nach Respekt.

Die Lachen, können leicht lachen, weil es ihnen an nichts fehlt: sie haben ihre Leben im Griff und sprechen vom Glück des Tüchtigen und verschlie0en sich den Klagen und den Tränen ihrer Mitmenschen.

Gelobt werden von der Gesellschaft die mächtigen und reichen: Man bezeichnet sie als Eliten und Leistungsträger. Sie bestimmen die Trends und die Regeln. Ihnen macht man Platz und auf sie wird gehört.
Doch ihre Parolen sind falsch, weil sie nicht das Wohl der Armen im Sinn haben, sondern die Privilegien der Reichen. Sie haben im Kopf, was Menschen wollen; nicht, was Gott will.

Als Zweites möchte ich das „Wehe“ deuten:

In der Welt Gottes wird für diese Menschen selbst und für alle offenbar werden, dass sie in Wirklichkeit arm sind: arm an Mitgefühl, arm an Großzügigkeit, arm an Gottesliebe.

Es wird sichtbar, offenbar werden, dass sie zwar alles genossen haben, was anderen fehlte, dass aber die Verbundenheit fehlte: Nun werden sie Hunger haben nach Anerkennung und Respekt, doch es gibt keinen Grund dafür.

Es wird offenbar werden, dass sie nicht mehr gelten als andere und sie und alle werden einsehen, dass sie besser auf das Klagen und Weinen der Menschen gehört hätten. Dann hätten sie in Gottes Welt zu lachen, weil sie es richtig gemacht haben.

Es wir für sie selbst und alle sichtbar sein, dass ihre Lehren und ihr Leben in die falsche Richtung gingen: dass sie nicht von Gott gesegnet waren, dass sie keine Vorbilder waren und dass ihre Weisheit nicht Gottes Weisheit war und ihre Werke und ihr Rang vor Gott nichts gelten.

Noch zwei Bemerkungen mache ich, um die schwarzweiß Malerei zu vermeiden, die nur das entweder oder kennt und deshalb falsch ist:

1. Das Wehe bezieht sich darauf, dass für alle offenbar wird, ob wir Menschen im Geist Gottes oder gegen ihn gelebt haben. Es ist keine Verurteilung, sondern eine Warnung, mit dem Zweck, dass wir es anders machen.

2. So sehr ich die selig Rufe auf die Jünger Jesu – also uns – beziehen kann und möchte – ich jedenfalls finde mich auf beiden Seiten wieder.

Wohl erkenne ich meine Bedürftigkeit und die größere Bedürftigkeit vieler Menschen und möchte großzügig teilen – aber nicht alles!

Jesus preist mich zugleich selig und warnt mich mit dem Wehe!

Jeden Tag, liebe Mitchristen, jeden Augenblick, sind wir gerufen, unser Menschsein so zu gestalten, dass Jesus uns seligpreisen kann.

Vor Gott wird es einmal für uns selbst und für alle offenbar werden, ob wir vor Gott reich sind oder arm.

Sein Erbarmen, seine Vergebung, seine Heilung werde ich auf jeden Fall nötig haben!

Allgemeines Gebet

Lektor/in: Gott unser Vater, wir wollen nach deinem Wort leben und zugleich brauchen wir dein Erbarmen, wir bitten Dich:

L/A: Schenke uns dein Erbarmen o Herr

  • Wir beten für die Teilnehmer der Münchner Sicherheitskonferenz und für die vielen hundert Millionen Menschen, die sie vertreten: dass Gerechtigkeit und Friede für alle Länder ihre obersten Ziele sind und ihre Gespräche bestimmen.
  • A:    Schenke uns dein Erbarmen o Herr
  • Wir beten für die Menschen, die von Mordanschlägen betroffen und erschreckt sind: dass sie wieder gesund werden, dass sie sich von dem Schrecken befreien können und wieder Zuversicht haben.
  • A:    Schenke uns dein Erbarmen o Herr
  • Wir beten für die Regierenden, dass sie die schwierige Balance zwischen Sicherheitsvorkehrungen und Freiheit für die Menschen immer wieder finden.
  • A:    Schenke uns dein Erbarmen o Herr
  • Wir beten für die unvorstellbar armen Menschen: dass sie Gehör bekommen und dass die Regeln der Wirtschaft so verändert werden, dass sie nicht in der Armut gefangen bleiben.
  • A:    Schenke uns dein Erbarmen o Herr

Lektor/in: Du Gott teilst deinen Reichtum mit uns, du stillst unsere Sehnsucht nach Frieden, du siehst unsere Tränen, du nimmst jeden auf. Wir loben dich und wollen auf deine Stimme in unseren Herzen hören. Amen.

17.02.2019: 6. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den liturgischen Texten: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
Ein Baum, am Wasser gepflanzt – und ein Strauch in der Steppe.
Der eine führt ein kümmerliches Dasein – es ist trockenes Gestrüpp, das nicht mal die Schafe mögen.
Der andere, der Baum: ein Bild, der Stärke, der Fruchtbarkeit, der Schönheit. Der Baum gibt Schatten, bringt Früchte.

Diese beiden vergleicht das Buch Jeremia mit Menschen, die sich auf Menschen, oder die sich auf Gott verlassen.

Wer sind die Menschen, die sich auf Menschen verlassen?

Im Fall des Falles handeln sie gegen ihre Überzeugung,
man weiß gar nicht, ob sie eine Überzeugung haben:
Der kurzfristige, unmittelbare Vorteil steht im Vordergrund.
Sie haben keine innere Stärke, um ihren Weg zu gehen
sie lassen sich von den Mächtigen dirigieren und bestimmen.

Die Menschen, die auf Gott vertrauen, haben Überzeugungen.
Sie stellen Wahrhaftigkeit und Ehrlichkeit über ihr kurzfristiges Wohl,
die Armut zu überwinden, ist ihnen wichtiger als ihr eigener Reichtum,
das Leben zu schützen ist größer, als für sich selbst zu sorgen.
Vielleicht sind das die Schülerinnen und Schüler, die Verweise in Kauf nehmen, um für mehr Klimaschutz zu demonstrieren.
Vielleicht sind es die Mahner, die für den Schutz des Lebens eintreten –des ungeborenen Lebens und auch des Lebens, das sich dem Ende zuneigt.

Menschen, die solche Überzeugungen und Werte haben,
sind ein Segen: Sie bringen Früchte, bei ihnen findet man Schutz und Stärke. Sie werden zum Segen für andere.

Die Seligpreisungen und Weherufe Jesu im Lk.Ev. können wir in diesem Horizont verstehen:

Was macht Jesus: Er preist die Armen, die Hungernden, die Ausgestoßenen selig und ruft denen, die in unserer Alltagswelt gut dastehen ein Wehe entgegen: Warum eigentlich?

Weil sie das Glück haben, sich satt essen zu können, weil sie das Glück haben, nicht arm zu sein? Weil sie das Glück haben, anerkannt und gelobt zu werden?

Wird Gott mich dafür strafen?

Das Problem ist nicht der Wohlstand und der Glücksfall, auf der Sonnenseite des Lebens zu stehen.
Das Problem ist, wenn wir die Armen übersehen,
wenn wir nichts gegen den Hunger tun,
wenn wir um der Anerkennung willen, das Gerechtigkeitsgefühl hinten anstellen.

Die Satten und Reichen, die Glück haben und anerkannt sind,
haben Verantwortung dafür,
dass die Armen nicht arm bleiben,
dass die Hungernden nicht mehr hungern,
dass die Ausgeschlossenen Zugang finden und Teil haben können an der Gesellschaft, an Sport und Kultur.

Jesus tritt dafür ein, dass wir Spaltungen überwinden,
dass wir Ausbeutung und Unterdrückung und die Kreisläufe des Unrechts beenden,
dass wir gerecht handeln und leben.

So hat Gott es in seinem Sohn Jesus selbst vorgemacht:
Er wurde ein sterblicher Mensch,
um uns Anteil zu geben an seiner Auferstehung und an seinem unvergänglichen Leben.

Der Glaube an die Auferstehung, an das ewige Leben,
hängt eng zusammen mit dem, was Menschen hier auf der Erde tun:

Denn: wenn wir uns bewusst bleiben, dass die Armen im Himmel nicht mehr arm sein werden, und dass Gott denen Anerkennung und Ansehen schenkt, die auf der Erde verschmäht werden – weil sie Jünger Jesu sind.

Dann werden wir wie von selbst den Ehrgeiz entwickeln, es wie Gott selbst zu machen und Armut und Hunger und Ausgrenzung zu überwinden,
denn die vergängliche Welt bereits ist Gottes Reich und soll es immer mehr werden.