23.03.25: 3. Fastensonntag

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Einführung:

Liebe Schwestern und Brüder!
in unserer Gesellschaft wird fast alles der Freiheit des Einzelnen untergeordnet. Das ist ein großer Schatz.
Ich muss nichts befürchten, egal welche Meinung ich vertrete oder wie ich mein Leben gestalte. Die Grenze ist einzig, dass ich niemanden anderen bedrohe oder Schaden zufüge.

Manche schimpfen allerdings, die Meinungsfreiheit sei bedroht – nur deshalb, weil sie Widerspruch bekommen. Wer keinen Widerspruch ertragen möchte – der will nicht Meinungsfreiheit, sondern dass nur noch seine Meinung zählt.

Freiheit ist etwas viel Größeres: Es ist die Freiheit Gutes zu tun. Es ist die Freiheit, Schönes zu gestalten.
Freiheit ist die Möglichkeit etwas bewirken zu können.
Gott hat uns die Freiheit gegeben, sein Reich in dieser Welt aufzubauen.

Ansprache:

Liebe Schwestern und Brüder,
das kann ich nicht von mir sagen: „Ich bin der ich bin“ ‑
es stimmt zwar, dass die Persönlichkeit sich mit zunehmenden Alter nicht mehr so schnell verändert; es stimmt, dass der Zugewinn an Einsicht und Verständnis in jüngeren Jahren viel schneller ist – aber:
Ich bin nicht mehr der, der ich war und ich bin noch nicht der, der ich sein werde. Ich verändere mich.

Mose aber hört die Stimme dessen, der von sich sagt:
„Ich bin, der ich bin.“

Dieser Ich bin ruft in die Freiheit, heraus aus der Sklaverei – „jetzt bin ich raus“, denken sie? „weil ich frei bin und nicht versklavt!“

Bleiben in Gedanken noch ein wenig bei mir: so frei, wie wir manchmal meinen, sind wir gar nicht. Wir stecken in mancherlei Zwängen und unser Denken ist geprägt und wird täglich beeinflusst und wenn wir nicht sehr aufpassen auch manipuliert. Unsere Grundüberzeugungen haben wir von unseren Eltern und Vorbildern übernommen und vielleicht ein wenig verändert.

Nicht alle Grundüberzeugungen sind segensreich: „Hast du was, dann bist du was!“ „Es geht immer ums Geld!“ „Lass Dir nichts gefallen!“ „Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm!“

In solchen Grundüberzeugungen ist schon eine Wahrheit – aber sie legen den anderen fest, sie verschließen den Blick auf die Mitmenschlichkeit.

Eine solche Grundüberzeugung ist unser Verständnis von Gerechtigkeit:
Wer brav ist, soll belohnt werden. Dem soll es gut gehen! Und Gott soll für Gerechtigkeit auf der Welt sorgen und zwar nach unserem Maßstab.

Aber: das ist nicht seine Aufgabe. Das ist nicht sein Wesen.

Gottes Gerechtigkeit besteht nicht im Belohnen und Bestrafen.
Gottes Gerechtigkeit besteht darin, dass ihm jedes Geschöpf ein unendlicher Schatz ist, der nicht verloren gehen darf.

Wie sehr wir in unserem Gerechtigkeitsdenken gefangen sind, merke ich oft:

Wenn jemand krank geworden ist, fragen wir: Wie hat er gelebt?
Er war zu dick. Er hat zu viel getrunken. Und: er ist ja schon alt.

Wenn keine solchen Gründe zutreffen, dann sagen wir:
Wie kann Gott das zulassen?

Jesus befreit uns aus diesem Gefängnis und erklärt uns: Weder die Opfer einer Gräueltat, noch die Opfer eines Unglücks, noch die Opfer einer heimtückischen Krankheit sind schuld.
Letztlich sind sie gestorben, wie jedes Lebewesen in dieser Welt sterben wird.  – Wir würden uns wünschen, dass sie nicht auf solche Weise gestorben wären und nicht so früh. Und damit liegen wir richtig.

Und weiter sagt Jesus: Wenn ihr schon dieses Schicksal mit der Schuld und der Sünde in Verbindung bringt, dann bitte nur so:

Da ihr alle wisst, dass ihr sterben werdet, begreift eure Lebenszeit als die Zeit, die ihr habt, um gute Früchte zu bringen:

Welche guten Früchte?

Eigentlich müsste ich Das nicht erklären, weil sie es selber wissen:

Wenn sie das Vertrauen eines Menschen stärken,
wenn sie das Verständnis füreinander wecken,
wenn sie einem Menschen zur Hoffnung anstiften,
wenn sie den Zorn eines Menschen aushalten, so dass er sich beruhigt
und natürlich: wenn sie einem Menschen aus seiner Not, aus seiner misslichen Lage oder sonst irgendwie helfen
und wenn Sie trotz aller Beschwernis darauf vertrauen, das Gott bei ihnen und in ihnen ist ‑ 

Dann haben sie gute Früchte gebracht.

Jesus ist der Gärtner. Er hat dafür gesorgt, dass wir Früchte, gute Früchte bringen können. Nützen wir die Zeit, die uns gegeben ist.

Allgemeines Gebet

Lektor/in: Himmlischer Vater, du rufst uns zur Freiheit, damit wir nicht Sklaven der dunklen Kräfte werden. Wir beten zu Dir:

L/A: Herr und Gott, wir beten zu dir:

  • Wir beten für die Regierungen der Supermächte: dass sie sich bekehren und dem Frieden und der Gerechtigkeit unter den Völkern dienen.
  • Wir beten für alle Menschen, die unterdrückt werden und für die, die wegen ihrer Armut ihr Leben nicht frei gestalten können:
    dass sie Wege in die Freiheit finden.
  • Wir beten für alle Menschen, über die schlechte Gerüchte verbreitet werden: dass sie Gerechtigkeit erfahren und sich nicht zermürben lassen.
  • Wir beten für alle Menschen: dass sie Gedanken des Friedens denken und nicht des Verderbens.

Lektor/in: Heiliger Vater, du stärkst in uns die Liebe zur Freiheit und zur Gerechtigkeit. Wir loben dich durch Christus, unseren Herrn. Amen.

18.10.2020: 29. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Liebe Schwestern und Brüder,
wie soll ich die Antwort Jesu einschätzen?
Ist er einfach nur klug, um sich aus der Schlinge zu ziehen?
Ist er schlagfertig, phantasievoll, kreativ,
übertrifft er seine Gegner an Schlauheit?
Oder ist seine Antwort einfach überzeugend und wahr?

Die Frage, die man Jesus stellte, war hinterhältig, weil sie von Jesus ein Ja oder Nein fordert. Bestätigt er, dass es erlaubt ist, dem Kaiser Steuern zu zahlen, macht er sich vor den Juden zum Handlanger der Römer.
Antwortet er mit „Nein. Man darf dem Kaiser keine Steuern zahlen.“ Bekommt er es mit der römischen Macht zu tun.“

Jesus ist dadurch nicht in die Falle zu locken. Warum?
Weil er in sich völlig klar ist und beständig und einen Kompass hat:
Ihm geht es nicht um Rebellion – ihm geht es um Gott.
Er will nur, dass Gott und damit dem Menschen die Ehre gegeben wird.

Er antwortet mit entwaffnender Klugheit und Klarheit: Gebt dem Kaiser, was ihm gehört und Gott, was Gott gehört.

Dem Kaiser, dem Staat gebührt, dass wir uns an die Regeln halten,
dass wir an der Meinungsbildung mitwirken, dass wir uns für das Gemeinwesen engagieren, dass wir die Entscheidungen der Gerichte akzeptieren – ob sie uns gefallen oder nicht. …

Was gehört Gott?
Auf diese Frage muss jeder, der an Gott glaubt, eine Antwort finden.
Doch eines ist klar: Staat, Regierung, Gesetze – das sind menschliche Größen. Gott ist größer als alles, was Menschen tun und beschließen.

Auch wenn es in unserer römisch katholischen Kirche einen Bereich gibt, der als „göttliches Recht“ unveränderbar sein soll. Doch auch dies wurde irgendwann von Bischöfen in unserer Kirche festgelegt, denn Jesus hat kein einziges Gesetz gegeben – nicht eines.
Dies muss ich sagen, auch wenn ich weiß, dass mein Bischof mir dafür entschieden widersprechen und mich zurechtweisen würde.
Gott ist größer als alles, was Menschen tun und beschließen.

Das kann im Ernstfall bedeuten, dass jemand spürt:
Ich kann mich jetzt nicht an das Gesetz halten.
Ich muss jetzt Gott gehorchen, meinem Gewissen –
selbst wenn mich das in Schwierigkeiten bringt.

Beispiele dafür zu benennen, ist einfach und schwierig zugleich.

Als die Nationalsozialisten in Deutschland eine Regierungsmehrheit gefunden hatten und große Aufmärsche organisierten, verweigerten dennoch viele Menschen die Gefolgschaft: sie verweigerten den Hitlergruß, hissten keine Hakenkreuzfahnen, versteckten Juden.

Das ist ein einfaches Beispiel – das allerdingst lebensgefährlich war.

Zum Glück können wir heute in Deutschland offen gegen Entscheidungen der Regierung demonstrieren. Wir leben in einem Land, das die Rechte seiner Bürger anerkennt und respektiert und in dem auch die Regierung die Entscheidungen der Gerichte achtet.
Allerdings fangen manche politische Gruppen damit an, andersdenkende zu bedrohen und einzuschüchtern, sie zerstören Kameras und verprügeln Journalistinnen.

Wir sollen Gott geben, was ihm gehört: Unsere größte Liebe, die Ehrfurcht und der Gehorsam. Beispiele aus der Gegenwart sind schwieriger, weil es bei uns immer verschiedene Meinungen gibt:

  • Die Achtung vor dem Leben, vor der Geburt und an seinem Ende –
    was immer auch die Gesetze des Staates und die Entscheidungen der Gerichte nahelegen. Es kann für Ärztinnen und Ärzte schon bedrängend werden, wenn sie das tödliche Gift verweigern – obwohl das Gericht den Anspruch hat, dass es dem Lebensmüden gegeben werden muss.
  • Es kann schon schwierig sein, einen Menschen zu schützen, der in der Arbeit aneckt und deshalb zur Zielscheibe für Aggressionen wird.
  • Es ist nicht leicht, einen Arbeitgeber darauf hinzuweisen, wenn Rechte der Arbeitnehmer missachtet werden.

Gebt Gott, was Gott gehört! Wenn ich an Gott glaube, dann gehöre ich ihm und zu ihm. Das macht frei gegenüber jedem und allem.
Das macht frei, für das Leben einzutreten, für die Gerechtigkeit, für die Schwächeren,

Die Gottesfurcht und die Einsicht werden uns davor bewahren,
Bequemlichkeit und Eigennutz damit zu verwechseln.

27.10.2019: Weltmissionssonntag

Hier geht es zu den Texten der Liturgie: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
werden wir heute gerechtfertigt vom Gottesdienst nach Hause gehen?

Ich hoffe, dass sie jetzt sogleich innerlich gedacht haben?
Was bedeutet das eigentlich? Oder ganz zuversichtlich: Drauf vertraue ich!

Für mich übersetze ich es so:
Zwischen dem Zöllner und Gott ist Versöhnung geschehen – nicht aber zwischen diesem Pharisäer und Gott.
Der Pharisäer hat sich selbst für gerecht erklärt –
der Zöllner hat darum gebetet, dass Gott ihm verzeiht.

Jesus ärgert mit dieser Geschichte wieder die Braven, die Guten, die alles richtig machen. Aber das ist ganz sicher nicht sein Beweggrund.
Jesus möchte den Menschen den Weg zeigen, wie sie mit ihrer ureigentlichen Lebenskraft, mit Gott, in Berührung kommen.

Jesus möchte den Engagierten sicher nicht sagen:
Macht es wie der Zöllner und helft den Machtgierigen, die andere unterjochen und unterwerfen und demütigen und ihnen Gewalt antun.
Ihr dürft betrügen und euren Vorteil suchen – Gott ist es egal.

Es geht nicht darum, was der Pharisäer und der Zöllner getan haben:
Jesus fordert selbstverständlich Ehrlichkeit, Treue zu Gott, die Einhaltung des Mose-Bundes, Barmherzigkeit usw.

Es geht einzig darum, wie der Zöllner und der Pharisäer sich an Gott wenden: der eine mit Selbstgewissheit und sogar Verachtung für andere.
Der ist auch selbstgewiss: er weiß, dass er ein Sünder ist.
Deshalb bittet er Gott einfach, ihn nicht zu verurteilen, sondern gnädig zu sein. Deshalb kann er auch gerechtfertigt werden. Er kann Gottes vergebende Liebe erfahren.

Und dadurch ist er ein Model für alle, die in der Nachfolge der Apostel, der Heiligen und in der Gemeinschaft aller Christen Jesus nachfolgen.

Wir erwarten das Heil für die Welt und für uns selbst nicht von dem, was wir tun und leisten – wir erbitten und empfangen Leben und Heil von dem, den unseren lieben Vater im Himmel ansprechen, von unserem Herrn und Gott.

Wir können uns das Leben – das irdische und das ewige Leben – nicht verdienen – es ist und bleibt immer Gottes Geschenk an uns.

Schwestern und Brüder,
dieses grundlegende kindliche Dasein vor Gott verleiht eine größtmögliche Freiheit – die Freiheit der Kinder Gottes. Wir sind befreit von dem Zwang immer alles zu 100% richtig und gut machen zu müssen.
Wir sind wie Kinder, die selbstverständlich das Leben annehmen und versuchen so zu werden, wie die Eltern es ihnen zeigen.

Diese Freiheit der Kinder Gottes (=Erlösung) können die Jünger Jesu nicht für sich behalten. Vielmehr drängt diese Freiheit danach, geteilt zu werden. Sie soll alle Menschen in Freiheit setzen.

Deshalb sind von Jerusalem aus die Jünger Jesu in die Welt gezogen und haben die Frohe Botschaft überall verkündet: im Norden und Süden, im Osten und Westen. Und überall auf der Welt haben Menschen diese Freiheit dankbar angenommen und wiederum geteilt. Deshalb ist die Kirche Gottes eine weltweite ökumenische Gemeinschaft und über alle Grenzen hinweg miteinander verbunden.

Wir Katholiken feiern deshalb diesen Sonntag der Weltkirche an dem die Katholiken in aller Welt die ärmsten und bedürftigsten Ortskirchen unterstützen. Weltweit wird heute für sie gesammelt und gespendet, damit auch in schwierigen Situationen und in großer Armut die Freiheit der Kinder Gottes verkündet und geteilt werden kann.

Ein Beispiel dafür sind die Bistümer in den 7 kleinen Staaten in Nordostindien. Das Missio Plakat zeigt drei Schwestern unterwegs zu den Menschen, um ihnen in ihren schweren täglichen Problemen Hilfe anzubieten. Dadurch zeigen sie den Menschen, dass sie nicht vergessen sind,
dass es Liebe gibt, und dass sie wertvoll sind.

Für diese christliche Mission dürfen wir heute unsere großzügigen Spenden geben – um die ich Sie sehr herzlich bitte.

01.09.2019: 22. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie: schott

Liebe Schwestern und Brüder
Jesus Sirach, der jüdische Weisheitslehrer mit griechischer Bildung mahnt:
Bleib „Bescheiden“!

Demütig und bescheiden sein – ich glaube nicht, dass viele Eltern ihre Kinder zu Bescheidenheit und Demut erziehen möchten.

Selbstbewusst sollen die jungen Leute werden, sie sollen von sich überzeugt sein, sollen mit ihren Fähigkeiten und Vorzügen andere beeindrucken und dadurch vorwärts kommen. Es ist auch richtig so, denn nichts stärkt einen Menschen so wie Lob und Anerkennung.

Wir müssen also überlegen, ob wir Demut und Bescheidenheit als erstrebenswerte Tugenden aufrecht erhalten wollen.

Ich mache es uns ein wenig einfacher:
Es wird auch heute nicht geschätzt, wenn jemand herablassend ist, andere Leute von oben herab behandelt und abgehoben wirkt.

Das schlechte Ansehen vieler Priester und Bischöfe, Politiker und anderer Prominenter wird oft damit begründet, dass sie keine Ahnung mehr haben vom richtigen Leben, dass sie in einem Wolkenkukucksheim leben,
das ihnen andere Menschen (weiter unten) egal sind –

Das ist auch die Einflugschneise für die AFD und ähnliche autoritär denkende Organisationen, deren Sympathie für die Demokratie nur so lange reicht, bis sie (hoffentlich nie) die Regierungsmacht inne haben. Dann werden sie nach Aussagen mancher ihrer Vorreiter ihre Gegner an die Wand stellen und jagen.
Dann wären, fürchte ich, die Zeiten der Freiheit und der Demokratie für eine Zeit lang beendet. Dann herrscht wieder eine kleine Gruppe mit ihrer Ideologie, der sie alle und alles unterordnet.

Papst Franziskus hingegen beeindruckt, weil er – trotz seines hohen Amtes – natürlich auftritt, geradezu herzlich; weil er sich um die Obdachlosen rund um den Petersplatz kümmert: dass sie Duschgelegenheiten haben sollen; ….

Auch Politiker können sich schnell Sympathien erwerben, wenn sie den Leuten wirklich zuhören, wenn sie nicht nur Floskeln abspulen, sondern tatsächlich über Probleme und Lösungsmöglichkeiten sprechen.

Bescheiden sein und demütig – mir scheint, es ist doch gar nicht so verkehrt.

Es ist auch etwas anderes als duckmäuserisch und unterwürfig zu sein, ohne Selbstvertrauen und ängstlich.

Die weltliche Sprache sagt es so: Vor dem Gesetz sind alle gleich.
Unser christlicher Glaube sagt: Jeder Mensch ist ein geliebtes Kind Gottes.

Das ist die Perspektive aus der wir Jesus verstehen und erkennen, dass seine Mahnung nicht lebensverneinend ist, sondern einen guten Weg für das Miteinander weist.

Letztendlich geht es aber um mehr als eine moralische Mahnung.
Es geht um die rechte Beziehung der Menschen untereinander und zu Gott:

Wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt –
wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht.

In der Ewigkeit, wird zutage treten, dass es gut und richtig war, Arme, Krüppel, Lahme und Blinde einzuladen.

Ich hoffe, sie können mit mir die ganz einfache Schlussfolgerung ziehen:
Wenn wir ernsthaft daran glauben, dass Gott keinen Unterschied macht und ihm jeder Mensch gleich lieb und wichtig ist,
wenn wir wirklich glauben, dass es in seiner Herrlichkeit kein oben und unten gibt und keine Privilegien,

dann ist es angemessen, jetzt schon nach diesen Idealen zu leben.

23.09.2018: Pfarrfest – Suche den Frieden

Einführung: Pfarrfest – Begegnung, Zusammengehörigkeit, Entspannung,
Die Auferstehung Jesu, unsere Befreiung und Erlösung feiern wir in jeder Eucharistie – besonders am Sonntag, dem Tag, den wir Gott weihen und den Gott uns schenkt für Erholung und um uns in ihm zu verankern.

 

Tagesgebet
Herr, du Gott des Friedens,
in dir ist der vollkommene Friede.
Wer Lust am Streiten hat,
kann dich nicht verstehen.
Lass alle, die in Einigkeit leben,
den Frieden bewahren.
Wecke in denen, die im Unfrieden sind,
die Bereitschaft, sich zu versöhnen.

Lesung aus dem Buch Jesaja (32,15-18)

15     Wenn der Geist aus der Höhe über uns ausgegossen wird,
dann wird die Wüste zum Garten
und der Garten wird zu einem Wald.

16        In der Wüste wohnt das Recht,
die Gerechtigkeit weilt in den Gärten.

17        Das Werk der Gerechtigkeit wird der Friede sein,
der Ertrag der Gerechtigkeit
sind Ruhe und Sicherheit für immer.

18        Mein Volk wird an einer Stätte des Friedens wohnen,
in sicheren Wohnungen,
an stillen und ruhigen Plätzen.

Lesung aus dem Brief an die Kolosser

12  Schwestern und Brüder,
ihr seid von Gott auserwählt und seine geliebten Kinder,
die zu ihm gehören.
Deshlab sollt ihr euch untereinander
als neue Menschen bewähren.
Zeigt echtes Mitgefühl,
seid entgegenkommend und anspruchslos.
Übt euch in Nachsicht und habt Geduld miteinander.

13  Ertragt einander,
und seid bereit, einander zu vergeben,
selbst wenn ihr glaubt, im Recht zu sein.
Denn auch Chri­s­tus hat euch vergeben.

14  Wichtiger als alles andere ist die Liebe.
Sie ist das Band, das alles zusammenhält,
und sie führt euch zu vollendeter Einheit.

15  Und der Friede, den Christus schenkt,
erfülle euer Herz.
Gott hat euch dazu berufen,
als Gemeinde Jesu in diesem Frieden ein Leib zu sein.
Dankt Gott dafür!

Aus dem hl. Evangelium nach Matthäus (5,38-48)

38     „Es heißt auch: ,Auge um Auge, Zahn um Zahn!’

39     Ich aber sage: Wenn man euch Böses antut,
dann vergeltet nicht Gleiches mit Gleichem!
Ertragt es lieber

Wenn man dir eine Ohrfeige gibt,
dann halte die andere Wange auch noch hin!

40     Wenn einer mit dir einen Prozess um dein Hemd führen will,
so gib ihm auch noch den Mantel!

41     Und wenn ein Soldat von dir verlangt,
eine Meile weit sein Gepäck zu tragen,
dann geh zwei Meilen mit ihm!

42     Gib dem, der dich um etwas bittet,
und auch dem, der etwas von dir leihen will.

43     Es heißt bei euch:
,Liebt eure Freunde und hasst eure Feinde!’
44     Ich aber sage: Liebt eure Feinde und betet für alle,
die euch verfolgen!
45     So erweist ihr euch als Kinder eures Vaters im Himmel.
Denn er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute
und er lässt es regnen für Fromme und Gottlose.

46     Wollt ihr etwa noch dafür belohnt werden,
wenn ihr nur die Men­schen liebt, die euch auch lieben?
Das tun sogar die, die sich nicht um Gott kümmern!

47     Wenn ihr nur euren Freunden liebevoll begegnet,
ist das etwas Besonderes?
Das tun auch die, die von Gott nichts wissen.
48     Ihr aber sollt zu allen Menschen gut sein
wie euer Vater im Himmel zu allen gut ist!“

Frieden

Ansprache:
Suche den Frieden und jage ihm nach! – so steht es im Ps 34,15.
Was ist aber eigentlich Frieden und wie kommt er zustande?

Ich möchte mir darüber mit ihnen ein paar Gedanken machen.
Und zwar mit Hilfe der Buchstaben, aus denen das Wort „Frieden“ zusammengesetzt ist.

Mit „F“ beginnt auch das Wort FREIHEIT.
Ist es richtig zu sagen: ohne Freiheit kein Friede?
Jedenfalls nicht auf Dauer. Denn Menschen wollen Freiheit.
Beispiele? Die Weltgeschichte ist voll davon!
Wir wollen niemanden zu etwas zwingen – gegen seinen Willen.
Eröffne ich Freiheit? Lasse ich Freiheit? Oder enge ich ein?

Der Frieden setzt Wahrheit oder Wahrhaftigkeit voraus. Lüge und Betrug vergiften das Miteinander der Menschen. Sie wecken Wut und Zorn und Eifersucht und Neid.

Ebenso ist es mit der Gerechtigkeit: Ungerechtigkeit schafft Zwietracht.
Deshalb setzen sich die Hilfswerke besonders für gerechtere Verhältnisse ein. Es müssen nicht alle gleich sein und das gleiche haben.
Doch wenn sich wenige auf Kosten der vielen bereichern, wird es kritisch. Dann ist der Friede in Gefahr: Dann haben Leute leichtes Spiel, die vielen anzustacheln und in Wut zu bringen und für ihre Zwecke auszunützen.
Unsere Gesellschaft ist zurzeit der Schauplatz solcher Entwicklungen.

Das „R“ ist in Versöhnung enthalten.
Wo Menschen zusammenleben, gibt es immer wieder Streit.
Einer tut dem anderen weh – vielleicht sogar ohne Absicht.
Konflikte, Ärger – gehören zum Leben in Gemeinschaft.
Es geht nicht ohne Versöhnung und ohne Bereitschaft zur Versöhnung.
Manchmal gelingt das nicht – jedenfalls nicht gegenseitig?
Mit wem würde ich mir Versöhnung wünschen?
Verweigere ich mich dem Wunsch nach Versöhnung?

Wenn wir in Frieden leben wollen, müssen wir Geduld miteinander haben.
Es ist wie bei einer Wanderung. Die schnelleren müssen auf die langsameren warten. Die stärkeren nehmen Rücksicht auf die Schwächeren. Die Schwächeren dürfen aber auch nicht dadurch alle Macht an sich reißen. Sie müssen den Stärkeren zugestehen, dass sie mehr schaffen und können.
Jeder macht Fehler, jeder hat seine Eigenheiten – wir brauchen also wirklich Geduld miteinander.

Wo Frieden ist, entsteht etwas, das jedem wirklich so gut tut:
Das ist Sicherheit. Ich brauche keine Angst haben: vor dem anderen, vor Gewalt, vor Hunger und Elend. Frieden bringt Sicherheit und braucht Sicherheit: Denn Unsicherheit macht Angst. Angst macht eng. Angst macht aggressiv.

Als letztes habe ich mir etwas aufgehoben, das die Wurzel des Friedens anspricht: Wenn wir Anerkennung erfahren, wenn anerkannt wird, was wir leisten, was wir erdulden dann können wir Frieden finden.
Wer Unrecht erfahren hat, Wem Schaden zugefügt wurde,
wünscht sich am allermeisten, dass das anerkannt wird, dass es gesehen wird. Das ist wichtiger als die Strafe für den anderen und der Ersatz.
Das ist auch das Geheimnis des Friedens, den wir von Christus empfangen und den wir uns in jeder Messe zusprechen:
Gott erkennt uns an: Alles Gute, das wir versuchen, die Last unseres Lebens, das Unglück des Sterbens und die Angst davor.
Gott weiß um uns und er erkennt uns an, dass wir seine Kinder sind,
dass sein Leben in uns ist, dass wir aber nicht selber göttlich und unsterblich und vollkommen sind.

Deshalb ist die Botschaft Jesu:
Gott ist euch nahe. Er ist euer Vater. Er vergisst keinen, sondern hat auf jeden Acht, damit ihm keiner verloren geht, sondern jeder zu ihm kommt und Anteil hat an seinem Licht, seiner Fülle, seiner Freude.

 

 

Fürbitten

Pr. Jesus Christus ist der Friedensfürst. Er hat Versöhnung gebracht durch seine Botschaft. Gott hat ihn auferweckt. So bitten wir durch ihn den Vater.

  • Um Freiheit für die Menschen und Völker, die in wirtschaftlicher Abhängigkeit gehalten werden.
  • Um gerechte Verteilung der Gaben der Schöpfung – in unserem Land, in Europa und in der ganzen Welt.
  • Um Versöhnung für die Menschen, die zerstritten sind und um das Ende der Feindseligkeiten zwischen den Regierungen Europas.
  • Um Geduld der Menschen miteinander: Geduld für die Schwächen und Stärken und Eigenheiten und Fehler der anderen und mit sich selbst.
  • Um Sicherheit im Zusammenleben, weil die Menschen ihre Bedürfnisse gegenseitig achten und dem anderen nichts Böses tun.
  • Um Anerkennung und Wertschätzung für die Leistungen jedes Menschen und für das Unglück und Leid, das jedem Menschen widerfährt.

Pr: Himmlischer Vater, du weckst in uns die Liebe zum Frieden und die Bereitschaft mit den Mitteln des Friedens gegen Gewalt und Unrecht zu kämpfen. Segne uns, damit du gelobt wirst bei allen Völkern. Amen.

04. Januar 2015: 2. Sonntag nach Weihnachten

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Schott

Schwestern und Brüder,
Eine Spinne begann am Morgen ihr Netz zu spinnen. Dank ihrer großartigen Fähigkeiten entstand ein wunderbares, regelmäßiges  eingespannt zwischen Zweigen und Blättern eines Busches.
Selten sieht man ein so schönes und regelmäßiges Spinnennetz, wie es dieser Spinne gelungen war.
Am Abend wanderte die Spinne noch einmal durch das ganze Netz und stellte an einer Stelle einen Faden Fest, der nicht in die Ordnung passte – er störte irgendwie. Die Spinne trennte den Faden ab.
Doch das war der erste Faden war, an dem das ganze Spinnennetz hing: Das Netz klappte über der Spinne zusammen und war zerstört.
Am nächsten Morgen würde sie von vorne beginnen.

Liebe Schwestern und Brüder, so ähnlich geht es dem Menschen, wenn er vergisst, nach seinen Ursprung zu fragen und seinen Ursprung im Auge zu behalten.

Die Ouvertüre des Johannesevangeliums drückt dies so aus:
„Das Licht kam in die Welt und die Welt ist durch ihn geworden.
Aber die Welt erkannte ihn nicht!
Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf.“

Jesus ist das Licht der Welt. In ihm ist das Wort Gottes Fleisch geworden.

Alle vier Evangelien verkünden dies auf jeweils ihre eigene Weise:
Aus Jesus aus Nazareth, dem Sohn Mariens, spricht Gottes Weisheit und Geist, er verkündet Gottes Nähe und Erbarmen mit den Menschen.
Er bringt Leben, wo der Tod scheinbar schon gesiegt hat und heilt die Menschen von ihren Krankheiten.

Es kommt uns vielleicht ein wenig überheblich vor oder ein wenig zu selbstbewusst, wenn das Evangelium fortfährt:
„Allen, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden.“

Paulus sagt das gleiche und es ist nichts Unrechtes, wenn er voll Dankbarkeit den Christen in Ephesus schreibt:

Gott hat uns mit allem Segen seines Geistes gesegnet
durch unsere Gemeinschaft mit Christus, der bei ihm ist,
er hat uns bestimmt, seine Töchter und Söhne zu werden, und zu ihm zu gelangen.
Er hat uns seine Gnade geschenkt durch Jesus, seinen Sohn!“

Der Geist Gottes ist in uns – nicht, weil wir besser wären.
Sondern, er ist uns im Glauben an Jesus geschenkt, damit wir Gottes Werke tun:

Und nun wagen sie mit mir ein Experiment: wenden wir das auf die Diskussion und den Streit an, wie wir uns zu den Muslimen verhalten sollen, die aus anderen Ländern zu uns kommen:
Was ist das Werk Gottes? Hören wir auf Gottes Geist, der uns gegeben ist:

Erkennen wir in ihnen Menschen, die – so wie wir selbst – das Leben von Gott empfangen haben?
Erkennen wir in ihnen Menschen, die Achtung und Respekt verdienen.
Erkennen wir in ihnen Menschen, die fähig sind zu Toleranz und Engagement und von denen wir dies erwarten können?
Erkennen wir in ihnen Menschen, denen wir in Gottes Güte begegnen, damit sie IHN, den einen und wahren Gott, den Vater Jesu erkennen können?

Liebe Schwestern und Brüder, nicht wenige Menschen sagen:
Weil in anderen Ländern weniger Freiheit für Christen ist, sollten auch wir Menschen aus anderen Kulturen und Religionen nicht so große Freiheit einräumen. Weil in anderen Ländern weniger Toleranz ist, brauchen auch wir keine Toleranz aufbringen, etc. So können wir nicht urteilen.

Sonst gleichen wir uns der Intoleranz und der Unfreiheit an.
Statt dessen sollten wir in Gottes Geist handeln:

Er, der vollkommen ist und gut, er wendet sich uns unvollkommenen zu, die oft böse sind, und schenkt uns Anteil an seiner Fülle.
Gott bleibt in seiner Liebe treu, auch wenn wir untreu werden. Bleiben wir ihm und unserem Glauben treu und begegnen wir den Fremden bei uns mit Achtung und Respekt.