13. September 2015: 24. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie: Schott

Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst,
nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.

Liebe Schwestern und Brüder,
diese Seite der Botschaft Jesu blenden wir lieber aus.
Das hört sich befremdlich an und eher abstoßend.

Doch es steht im allerengsten Zusammenhang mit dem Lebensweg Jesu selbst. Wer sich zu Jesus bekennen möchte, kann diese Seite an ihm und seinem Leben und seiner Botschaft nicht wegschieben.

Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst,
nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.

Wie hat Jesus selbst diesen Satz verwirklicht?
Was bedeutet er für ihn selbst?

Fast möchte ich sagen: Jesus hat sich nie verleugnet!
Er tat und sagte, was er als Gottes Wille und Weisheit erkannt hatte.
Niemand und nichts hat ihn davon abbringen können.

Er nannte die Äußerlichkeit und Hartherzigkeit der Menschen beim Namen; er prangerte die Scheinheiligkeit an und machte sich zum Freund der Kranken, der Trauernden, der Zöllner und Sünder.

Seine Botschaft war, dass die Menschen Gottes Kinder sind,
und dass niemand das Recht hat, sich zwischen einen anderen Menschen und Gott zu stellen.

Jesus verbeugte sich vor keiner Autorität,
gab seiner Angst nicht nach und nahm keine Rücksicht darauf, ob seine Botschaft und sein Handeln gut ankam und bei wem.

Man sagte über ihn: „Meister, wir wissen, dass du immer die Wahrheit sagst und dabei auf niemand Rücksicht nimmst; denn du siehst nicht auf die Person, sondern lehrst wirklich den Weg Gottes.“

Verleugne dich selbst heißt also: geh deinen Weg! Sprich wahr! Handle gut! Und nimm dabei nicht Rücksicht darauf, ob du Zustimmung oder Widerspruch erfährst. Mach dich nicht abhängig von deiner Sehnsucht nach Anerkennung und Lob! Vielmehr steh zu dir und zum Willen Gottes – selbst wenn es dich alles kostet!

Liebe Schwestern und Brüder, da genau sind wir Menschen betroffen: Bei allem, was wir tun geht mit uns die Frage: „Was bringt es mir?“ Oft steht die Frage eben in Spannung oder sogar im Gegensatz zu der Frage: „Was ist gut? Was ist wahr?
Was will Gott?“

Ich möchte das mit der Lesung aus dem Jakobusbrief in Verbindung bringen: Eindringlich werden wir Christen gemahnt:
Was nützt der Glaube, wenn die Werke fehlen? Der Glaube für sich allein ist tot, wenn er nicht Werke vorzuweisen hat.“

Es liegt auf der Hand: die Sorge um andere Menschen, um Not leidende Menschen, erfordert oft, eigene Wünsche hinten an zu stellen: es kostet Zeit, Kraft, Mühe, Angst und Ärger.

Und plötzlich sind wir mitten in der großen Herausforderung: Millionen Menschen laufen vor Krieg und Not und Katastrophen davon: aus Syrien und Irak, aus Somalia und dem Balkan, aus der Ukraine, aus Lybien, Afghanistan und Pakistan usw.

Am Ende der Tage wird der Menschensohn kommen und er wird sagen:
Ich war fremd und obdachlos und ihr habt mich aufgenommen!

Fremde beherbergen ist ein Werk der Barmherzigkeit, die uns von Jesus aufgetragen ist – auch wenn es uns viel kostet!

Ich bitte sie deshalb vor allem um eine freundliche Gesinnung gegenüber den Fremden, die bei uns Zuflucht suchen.
Natürlich kann und soll Bayern, Deutschland darum bitten und dafür verhandeln, dass die Nachbarn auch mithelfen.

Eine andere Sache ist es aber, den Menschen freundlich zu begegnen. Lassen wir uns nicht Angst machen vor der Fremdheit und durch die Alarmstimmung, die die unablässige Berichterstattung hervorruft.

Sehen wir einfach die Menschen, die Zuflucht bei uns suchen und nehmen sie freundlich auf.