30.11.25: 1. Adventsonntag

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Einführung: Die Kirche – also wir – beginnt das neue Kirchen­jahr mit der Vorbereitungszeit auf das Fest der Geburt Jesu in Betlehem. Der Adventkranz zählt nicht nur die Sonntage und Wochen – der Adventkranz versetzt uns auch in die besondere Stimmung des Weihnachtsfestes.
Das Licht wird immer heller. Bis schließlich das Licht der Welt selbst in die Welt kommt.

Grüßen wir Christus, das Licht der Welt

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
der Torwart muss sehr aufmerksam sein. In jedem Augenblick kann sein eigenes Tor angegriffen werden und der Ball darin landen. Wenn er nicht wachsam ist, ist ein Spiel leicht verloren.

Ihnen fallen sicher noch viele andere Beispiele ein, wo es wichtig ist, ständig wachsam zu sein: Fahrt auf der Autobahn, Wanderung im Gebirge. Ja selbst beim Karpfenessen muss man dauernd aufpassen, dass man keine Gräte verschluckt.

Vom Evangelium werden wir heute ebenfalls aufgerufen wachsam zu sein!

Wir sollen bereit sein für den entscheidenden Augenblick. Das Evangelium erzählt von Menschen, die genau das Gleiche tun – gemeinsam sogar – und doch werden sie getrennt: Der eine wird mitgenommen, der andere dagelassen – aber keiner von beiden weiß im Voraus, ob er dabei ist – oder der andere.

Das ist unsere Lebenserfahrung:
Einer gewinnt beim Lotto – der andere nicht.
Der eine bekommt Krebs – der andere nicht.
Bei einem hilft die Therapie – beim anderen nicht.
Warum?? – das kann niemand beantworten.

Gerade deshalb sollen wir bereit sein. Weil wir es ja nicht wissen, wann und ob etwas eintrifft oder nicht – wann und wie wir in die Ewigkeit Gottes gerufen werden. Fest steht nur: Es wird einmal sein.

Wenn es soweit ist, sollen wir bereit sein. Wann sind wir bereit?: Wenn unsere Gesinnung, unsere ganze Lebenshaltung, unser Tun und Streben, von Jesus geprägt und ihm ähnlich ist.

Wenn wir anfangen, es nicht mehr so genau zu nehmen, und uns damit beruhigen, dass Gott ja verzeiht. Wenn wir uns so in falscher Sicherheit wiegen und dem Neid, dem Geiz und dem Streit Raum geben, dann sind wir nicht wachsam, sondern sind schläfrig geworden, dann sind wir nicht mehr bereit.

Ich verbinde diesen Gedanken von der Wachsamkeit mit dem Abschnitt aus dem Buch Jesaja. Was für ein wunderbarer Text:

Wenn der Gott Jakobs, also der Vater Jesu und unser aller Vater,
Recht schafft und Menschen überall auf der Welt seine Weisung annehmen – 

dann werden die Menschen Schwerter zu Pflugscharen umschmieden und ihre Lanzen zu Winzermessern!

In diesen Monaten und Jahren wird uns gepredigt, das Umgekehrte sei nötig:
Statt Pflugscharen sollen wir Schwerter schmieden,
statt umweltfreundliche Energie zu erzeugen, sollen wir Panzer kaufen;
statt für die Bildung der Jugend zu sorgen, sollen wir Raketen und Kampfjets finanzieren.

Man muss sich natürlich überlegen, was man tut, um sich zu schützen.
Aber geben wir darauf acht, dass wir über all dem nicht schläfrig werden und vergessen, was Jesu Botschaft ist:

Betet für die, die euch verfolgen. Tut Gutes denen, die euch hassen.

Wenn wir überlegen, was der richtige Weg ist, sollten wir daran denken, was das Ziel ist: Frieden und Gerechtigkeit.

Wie können wir den Frieden in Europa und der Welt mehren?
Wie können wir die Welt und unser Land gerechter machen?

Angst, Neid, Geiz, Hass und Feindseligkeit führen nicht dahin!

Durch Zuversicht, Vertrauen, Nachsicht und Geduld und die Bereitschaft zum Teilen gewinnen wir das Herz des anderen und den Frieden.

Allgemeines Gebet

Lektor/in: Himmlischer Vater, durch deinen Sohn mahnst du uns, wachsam zu bleiben und auf dem Weg zu bleiben, den er uns zeigt. Wir sind immer in Gefahr, von diesem Weg abzuweichen. Deshalb beten wir:

König des Himmels            L/A: Bleibe bei uns und stärke uns.

  • Wir beten für die vielen Menschen, die sich täglich darum bemühen, gute Menschen zu sein und das Rechte zu tun.
  • Wir beten für die Menschen, die von Ängsten gequält werden.
  • Wir beten für die Menschen, die gerne mit anderen teilen und für Menschen in Not spenden.
  • Wir beten für die Menschen, die durch die Klimaveränderun­gen großen Schaden leiden.
  • Wir beten für uns und alle Christen, die sich wieder auf das Fest der Geburt Jesu einstimmen und sich bereit machen, das Licht der Welt aufzunehmen.
  • Wir beten für die Menschen, die gleichgültig dahinleben und sich nur um sich selbst Sorgen machen.

Lektor/in: Vater im Himmel, wir danken dir für das Licht des Glaubens, in dem wir die Welt und das Leben betrachten. Lass uns die Wiege finden, diese Welt immer besser zu machen. Darum bitten wir dich durch Jesus Christus, der bei uns ist und bleibt in Ewigkeit. Amen.

06.07.25: 14. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Dies alles ist Frieden
Brot haben, leben können, gehört zum Frieden.
Nicht hungern zu müssen,
um das Überleben nicht kämpfen zu müssen, ist Frieden.

Einen Platz haben, von dem einen keiner verdrängt, ist Frieden.

In einer Gemeinschaft zu leben statt allein, ist Frieden.

Eine Aufgabe zu haben, die mehr ist
als das tägliche Herbeischaffen von Nahrung,
die Sinn hat und Erfüllung gibt, ist Frieden.

Ein Haus haben, einen Tisch,
einen Menschen der einen versteht:

Dies alles ist Frieden.       Jörg Zink

Einführung: Liebe Schwestern und Brüder
Jetzt wir sind in dem Frieden versammelt, den Christus uns gebracht hat und danken Gott für unsere Erlösung:

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
Ich lade sie ein, – wenn Sie möchten und sich trauen – die Augen zu schließen. Ich sage gleich ein Stichwort. Wenn Sie es hören, könnte Ihnen eine Vorstellung, ein Bild, eine Szene einfallen, die sie sozusagen vor ihrem inneren Auge sehen. Das Wort heißt FRIEDE.

Welches Bild des Friedens ist ihnen eingefallen?

Für mich ist es unter anderem das Bild eines Kindes, das von der Brust seiner Mutter trinkt und dabei völlig zufrieden wirkt.

In der Lesung hat es sogar geheißen:
„auf dass ihr schlürft und euch labt an der Brust ihrer Herrlichkeit.“

Die Stadt Jerusalem ist die Stadt Gottes. Die Stadt, zu der Menschen aus allen Völkern ziehen, um dort Frieden zu finden.

Dass es nicht um das Jerusalem geht, das heute zum Sinnbild der Feind­schaft zwischen Palästinensern und der Regierung des Staates Israel geworden ist, versteht sich von selbst.

Für den Propheten Jesaja ist Gott wie eine Mutter, die ihr Kind stillt und es sättigt. Eine Mutter, bei der wir uns laben und genussvoll trinken.

Ein wunderbares Bild des Friedens!

Manchmal ist es schon eine große Herausforderung, den Frieden mit sich und seinem Leben zu finden. Manche Menschen haben wirklich ein schlimmes Schicksal – sie alle wissen, was alles passiert und passieren kann und passiert ist.

Wen würde es wundern, wenn man dann mit seinem Schicksal hadert: Warum ich? Das habe ich nicht verdient! Das ist ungerecht. Ich habe niemandem so etwas Böses getan!

Manchmal sind es auch Selbstvorwürfe:
Warum war ich so gutgläubig, so naiv? Warum konnte ich mich nicht beherrschen? Hätte ich das bloß nicht getan. Das war ein großer Fehler.

Das ist der Unfriede mit sich selbst. Menschen liegen im Streit mit sich und ihrer Lebensgeschichte, die sie nicht akzeptieren können und wollen.

Gerade in diesen Unfrieden hinein spricht der Prophet als Mund Gottes:

„Wie einen Mann, den seine Mutter tröstet,
so tröste ich euch. Bei mir findet ihr Trost. – Euer Herz wird jubeln!“

Der Prophet weiß, dass manche – oder sogar viele – Menschen diesen Frieden in ihrer Lebenszeit nicht finden werden und können.

Es soll nie und nimmer der Eindruck entstehen:
Du bist selbst schuld, wenn Du mit deinem Leben haderst.
Damit würde den Menschen eine zusätzliche Last aufgebürdet.

Gott wird es machen wie eine Mutter, die ihr Kind tröstet!
Wenn Du einmal im Himmel bist!

Liebe christliche Gemeinde,
dieses Bild des Friedens, diese Vorausschau auf den Frieden Gottes, der uns erwartet, sollten wir uns nicht nehmen lassen – sondern daran festhalten. Diese Hoffnung stärkt uns, so dass wir beharrlich und geduldig bleiben und am Frieden arbeiten.

Die eigene Zerrissenheit müssen wir nicht als von Gott gegeben hinnehmen. Denn Gott will unser Heil. Er will, dass sein Friede in uns ist.

Er hat uns eine Brücke gebaut, einen Boten gesandt. Er hat uns ein Mikroskop in die Hand gegeben, damit wir Gottes Wirken erkennen.

Jesus von Nazareth hatte diesen Frieden Gottes in sich!
Er zieht die Menschen an, die sich danach sehnen.
Er hat sich bewährt und den Frieden bewahrt – den Frieden Gottes – auch in seinem qualvollen Tod in der sengenden Mittagsglut am Kreuz erstickend.

So können wir glauben, dass der Friede Gottes uns erwartet,
dass wir Gottes Frieden in uns haben können,
dass wir berufen sind, am Frieden mitzuwirken und der Feindschaft und dem Hass und dem Neid und Geiz keinen Raum zu lassen.

Je vermögender und mächtiger Menschen sind, umso mehr gilt ihnen der Ruf, sich vor Habgier zu hüten und für gerechte Strukturen und Regeln zu sorgen, damit alle erhalten, was ihnen für ein Leben in Würde gebührt.

18.02.24: 1. Fastensonntag

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Einführung: Liebe Schwestern und Brüder!
wir sind gewohnt, dass wir in der Fastenzeit zu „Umkehr und Buße“ gerufen werden. Wir sollen ablassen von unseren Sünden. Jeder kann selbst über seine Sünden nachdenken. Und es ist gewisse in Segen, wenn wir alle versuchen, unseren Egozentrismus zu überwinden.
Wir wissen aber auch, dass wir ehrlich versuchen als Christen zu leben. Eine Totalumkehr – ist nicht nötig! Eher eine stetige Verbesserung.

„Das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um und glaubt an diese Freudenbotschaft!“
Dieser Umkehrruf fordert uns immer heraus. Diese Erde ist Gottes Reich! Es ist uns so nahe, wie das gute Wort, das jeder Zeit über unsere Lippen gehen kann.
So nahe wie die helfende Tat, zu der wir jeden Augenblick in der Lage sind.

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
Erinnern sie sich bitte, wann sie das letzte Mal dieses wunderschöne Naturschauspiel, einen Regenbogen gesehen haben. Quer über den Horizont ausgespannt – mal besonders kräftig in den Farben und manchmal eher verwaschen.

Dieser Regenbogen dient in unserer Zeit als Symbol für alles Mögliche: aber immer geht es um Frieden und Vielfalt und Toleranz.

Das Buch Genesis, das erste Buch der Bibel, und genaugenommen die Redaktion der sogenannten Priesterschrift ist einer der ältesten Texte über den Regenbogen. Er erklärt ihn als Bundeszeichen Gottes für den Menschen, eigentlich sogar als Erinnerungszeichen für sich selbst, dass er nie mehr alle Lebewesen aus Fleisch vernichten will.

Das ist der Abschluss der Erzählung von der großen Flut, der nur Noah mit seiner Sippe entkam und die Lebewesen, die mit ihm auf der Arche waren.

Natürlich ist das eine mythologische Erzählung: Es wird etwas erzählt, was niemals wirklich stattgefunden hat und doch handelt die Erzählung von Erfahrungen, die jeder Mensch macht und machen kann:

  • Es geht um die Bedrohung des Menschen durch seine eigene Bosheit:
    Der Mensch ist in der Lage, sich auszudenken, was er dem anderen Böses tun kann, wie er dem anderen schaden und überlisten und hinters Licht führen kann. Der Mensch macht sich selbst ‑ höchst persönlich – zum Maß aller Dinge. Er raubt, schikaniert und mordet.
  • Die Geschichte von der großen Flut spricht von der Bedrohung des Menschen durch die Naturgewalten: Flutwellen, Tsunamis, Überschwem­mungen raffen Pflanzen und Tiere und Menschen dahin und bringen Berge zum Einsturz und Flüsse aus der Bahn.
  • Die Geschichte von der großen Flut spricht auch von der Erfahrung, dass trotz alledem das Leben besteht. In die Schicksalsgemeinschaft eingebunden ist der Mensch in Gestalt des Noah und er wird sogar zum Teil der Rettung, weil er seine Mitgeschöpfe vor den Fluten bewahrt.

Die Priesterschrift deutet diese immerwährende Erfahrung des Menschen als Zorn Gottes und als Erbarmen Gottes und zuletzt als Bund Gottes mit der Erde – nicht nur mit den Menschen.

Der Regenbogen ist das Zeichen des Bundes. Er erinnert Gott und die Menschen, dass niemals alle Lebewesen aus Fleisch von der Erde verschwinden werden. – Die Evolution wird nicht rückabgewickelt.
Die Evolution geht weiter! Vielleicht entwickelt sich die Menschheit weiter und lernt, Hass und Gewalt und Krieg aus ihrer Mitte zu verbannen.

Gott nimmt uns Menschen auf in seinen Bund. Das ist die Grundidee in der Bibel! Diese Idee entwickelt sich weiter über Abraham, Isaak und Jakob, über Mose und die 10 Gebote, über die immer wiederholte Erneuerung des Bundes durch die Propheten – bis hin zu Jesus von Nazareth.

In der vorösterlichen Bußzeit verinnerlichen wir neu den neuen und ewigen Bund, den Gott durch Jesus mit uns geschlossen hat:

Die Ausrufung des Reiches Gottes durch Jesus ist der Kern dieses Bundes.

Durch die Taufe sind wir in diesen Bund aufgenommen – in den Bund des ewigen Lebens!

Liebe Schwestern und Brüder,
diese Erde ist Gottes Reich – daran dürfen wir glauben. Darauf dürfen wir vertrauen.

Nichts und niemand kann und aus dieser Verbundenheit, aus diesem Bund herauswerfen. Daran dürfen wir glauben und darauf vertrauen.
Die Liebe, diese wohlwollende Hinwendung zum Mitmenschen, ist die, Kraft durch die der Bund Gottes besteht.
Die Liebe ist die göttliche Kraft in uns, die das Leben in die Zukunft trägt. Daran dürfen wir glauben und darauf vertrauen.

Welche kostbare Gabe, die Menschen untereinander verbindet
Wie groß die Freude und Wohltat, die sie in die Welt bringt!

Wir dürfen, wie Noah, Teil der Rettung sein, damit das Leben Zukunft hat.

Fürbitten

Lektorin: Gott, du hast mit uns den Bund des ewigen Lebens geschlossen. Wir sehen die Not der Menschen und die Not der Natur und beten zu dir, dem Ursprung des Lebens:            (A): Erhöre unser Gebet

  • Wir beten für die Menschen, die in den Kriegsgebieten leben: dass sie am Leben bleiben und dass sie wieder den Frieden und seine Wohltaten genießen können.
    Gott, Ursprung des Lebens:           (A): Erhöre unser Gebet
  • Wir beten für die Menschen, die bereit sind, die wütend und zornig sind und meinen unsere Parlamente und Regierungen würden unserem Land schaden. Bewahre sie davor, dass sie sich vom Hass bestimmen lassen. Bewahre uns vor Unruhen und Aufständen und Umsturz.
    Gott, Ursprung des Lebens:           (A): Erhöre unser Gebet
  • Wir beten für die Menschen, die in unserem Land viel Einfluss haben: in der Wirtschaft, in der Politik, in der Gewerkschaft: dass sie demokra­tisch denken und immer den größtmöglichen Nutzen für möglichst viele Menschen suchen.
    Gott, Ursprung des Lebens:           (A): Erhöre unser Gebet
  • Wir beten für die Menschen, die trauern, denen es schlecht geht, die am verzweifeln sind: dass sie Beistand finden und Hilfe und wieder Hoffnung schöpfen.
    Gott, Ursprung des Lebens:           (A): Erhöre unser Gebet
  • Wir beten für unsere christlichen Kirchen: dass der Niedergang endet und dass wir wieder zu leuchtenden Hoffnungszeichen in unserer Gesellschaft werden.
    Gott, Ursprung des Lebens:           (A): Erhöre unser Gebet

Lektorin: Gott, du bist unsere Hoffnung, auf dich setzen wir, an dich haben wir uns gebunden, weil wir bei dir Freude und Freiheit finden. Sei gelobt und gepriesen in Ewigkeit.

25.12.23: Hochfest der Geburt unseres Herrn Jesus Christus

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Einführung:
Wir sind festlich gestimmt: Weihnachten ist ein einmaliges Fest:
Beleuchtete Straßen und Wohnungsfenster, geschmückte und beleuchtete Nadelbäume in den Wohnungen, Geschenke,
eine Krippe mit dem Jesuskind, Plätzchen, Speisenbräuche,
Eltern und Großeltern und Enkelkinder und Geschwisterfamilien kommen zusammen;
alle pflegen und stärken ihre liebevolle Verbundenheit – oder versuchen es wenigstens!

Jetzt in dieser Stunde kommen wir zum Wesentlichen, zu dem von dem der ganze Glanz ausgeht, von dem die Engel singen:
Wir kommen zu Jesus und stellen uns ihn als Baby vor:
liebreizend und schutzbedürftig wie jedes Menschenkind nach seiner Geburt.

Und wir preisen Gott, der uns dieses Kind schenkt.

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
„Friede den Menschen seines Wohlge­fallens.“

Gibt es auch Menschen, die Gott nicht wohl gefallen –
denen dann auch der Friede nicht zugesagt wird?
Dann wäre der Engelsruf so zu verstehen: „Friede den Menschen, wenn sie Gott gefallen!“

Dann bliebe Gott der despotische Herrscher, der frei entscheidet,
wer ihm genügend gefällt, um von ihm Frieden zu erhalten.

Oder wie ist „den Menschen seines Wohlgefallens“ sonst zu verstehen? Darauf komme ich noch zurück!

Das Lukasevangelium legt den Engeln die wesentliche Botschaft über Jesus in den Mund:

Jesus bringt große Freude, weil er der Retter ist, der Gesalbte Gottes, der Messias. Jetzt ist Gott verherrlicht und die Menschen haben Frieden.

Hier und jetzt haben wir tatsächlich Frieden:
Christbäume, mit schönen hellen Strohsternen, mit glänzenden roten Kugeln und strahlenden Lichterketten;
Warme Kirchenbänke; Leute, die auch an Jesus glauben; die vertrauten Lieder …

Aber wie jeder weiß: Niemals gab es überall auf der Erde Frieden – auch nicht nach dem Jesus als Sohn Gottes auferstanden war. Jedes Jahr haben wir Grund, über Gewalt und Krieg und Terror zu klagen.
Und gerade um die Weihnachstage herum verüben manchmal Menschen schreckliche Gräuel.

Dem entspricht der Lebensweg Jesu, wie ihn Lukas beschreibt: Geburt in einem Stall – Tod am Kreuz. Dazwischen: Zulauf, Bewunderung, Anfeindungen,
Jünger, die keine Jünger mehr sein wollen und wieder gehen; Apostel, die in der entscheidenden Stunde versagen und wegrennen und sich verstecken.

Die Engelsbotschaft des Lukas und die seines ganzen Evangeliums stehen dazu im krassen Kontrast: Durch Jesus wird Gott verherrlicht und auf der Erde ist Friede!

Es ist schon wirklich der Friede gemeint, den Menschen auf der Erde ersehnen und erstreben und genießen:
Sicherheit, Geborgenheit, Gewaltfreiheit, Essen und Trinken, Kunst und Kultur, Fortschritt und Wissenschaft, Rücksicht und Hilfsbereitschaft – und was sonst noch alles zum Frieden gehört.

Dieser Friede kann nur durch ein kleines Kind, ein armseliges Menschen­kind kommen und nicht anders! Warum?

Die selbsternannten Friedensbringer und Messiasse der Welt bieten ihre Macht auf, Bomben und Granaten, Drohungen und diplomatische Verrenkungen – sie versprechen den Frieden und bringen dafür unsägliches Leid über die Menschen: Zerstörung und Verwüstung der Städte und der Seelen der Menschen.

Dieses Kind aber, Jesus, weckt in uns die Liebe zum Frieden: er heilt unsere menschliche Bedürftigkeit und Verletztheit. Wie und Wodurch?
Weil er immer und überall darauf baute, dass er das geliebte Kind des himmlischen Vaters ist und ebenso jeder auf dieser Welt geborene Mensch.

Das dürfen wir von ihm lernen: Wir leben und sind, weil Gott uns liebt.
Wer diese Himmelsbotschaft aufnimmt und aufnehmen kann,
wer sein Herz so leer machen kann, dass er nicht auf sich und seine Kräfte,
sondern auf Gott vertraut, den erfüllt der Friede Gottes und der wird selbst zu einem Menschen, der lieber sich opfert als andere.

Und damit kehre ich zurück zu der Frage an die Engelsbotschaft:

Wie ist das zu verstehen: „den Menschen seines Wohlgefallens“?

Gott im Himmel wird verherrlicht durch die Menschen.
An ihnen hat er Wohlgefallen und er erfüllt sie mit seinem Frieden. –

Mit dem Frieden, den das Jesuskind in den Armen seiner Mutter Maria und umsorgt von ihrem Mann Josef empfand – so wie jedes Kind in den Armen seiner Mutter Frieden findet. Amen.

17.09.23: 24. Sonntag im Jahreskreis

Jesus, der Messias, Petrus der Fels sind weiter im Gespräch: Es geht um lösen und binden, um bitten und erhört werden, um das verlieren und wiederfinden.
Es geht darum, ob wir jemanden an seine Schuld binden wollen – so wie an einen Mühlstein, der ihn auf den Meeresgrund hinabzieht?
Oder wollen wir ihn von seiner Schuld lösen, damit er den Fluten entkommen, das rettende Ufer erreichen und am Leben bleiben kann?

Mit der Aufgabe der Vergebung hängt auch diese Frager zusammen: Welche Art von Gerechtigkeit brauchen eigentlich die, denen Unrecht getan wurde, damit sie Frieden finden und heil werden?

Diese Fragen beschäftigen uns selbst – nicht nur, weil sie im Ev. stehen!

Wer vergangenen Sonntag in einer kath. Eucharistiefeier war, hat das große Versprechen gehört: Alles, was zwei von euch einig erbitten, werden sie vom himmlischen Vater erhalten. Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.

Unmittelbar daran schließt das Mt. Evangelium die Frage des Petrus an:
Jesus, wie oft muss ich meinem Bruder vergeben, wenn er sich gegen mich versündigt? (Lüge, Täuschung, üble Nachrede, bestehlen, Beleidigen?)
Petrus selbst schlägt ein Maß vor: die Siebenzahl, die ohnehin schon symbolischen Charakter hat und auf Vollendung hindeutet.

Jesus steigert das ins unermessliche und sagt sieben und siebzigmal. Er erklärt dies mit der sehr eindrucksvollen Geschichte von dem unbarm­her­zigen Knecht, die damit endet, dass er gebunden ins Gefängnis wandert.

Diese Geschichte macht mir bewusst, dass ich vor Gott – trotz allen Bemühens – immer ein riesiger Schuldner sein werde: Er hat mir unzählige Gelegenheiten gegeben, Liebe zu üben, und wie oft bin ich diese Liebe schuldig geblieben und bleibe sie Gott schuldig?

Jesus hat von Anfang bis Ende deutlich gemacht, dass ich Gott um Vergebung bitten darf und auf seine Vergebung vertrauen darf.

Was Menschen mir schuldig geblieben sind, oder sogar Böses getan haben, ist im Vergleich dazu nicht erwähnenswert.
Und deshalb, liebe Schwestern und Brüder, ist es so abscheulich, wenn ich es nicht schaffe, meinen Mitmenschen zu vergeben, wo ich doch auf die Vergebung meiner viel größeren Schuld durch Gott vertraue.

Die Kirche, also die Menschen, die versuchen, Jesus nachzufolgen und Gottes Barmherzigkeit zu verkünden, muss daraus die Konsequenzen ziehen: Die Aufgabe der Kirche ist es also gerade nicht, festzulegen, wann sie jemand ausschließt, sogar verfolgt, als Sünder erklärt,
Dies hat die Kirche leider oft getan und tut es immer noch!

Wenn sie die Menschen so an ihre Sünden, an ihre Schuld, Liebesschuld bindet, wird sie selbst alle Schuld zurückzahlen müssen – und wie bitter das ist, erleben wir gerade überaus schmerzlich!

Was Menschen brauchen, denen Unrecht getan wurde, ist weniger die Qual derer, die das Unrecht verübten, sondern zweierlei:
1. Dass sie geheilt werden, dass sie wiederhergestellt werden, dass sie nicht länger daran leiden müssen, was ihnen angetan wurde –
letztlich die himmlische Herrlichkeit.

Und 2. ist es notwendend, dass das Unrecht, das sie erlitten haben als solches anerkannt wird – besonders von dem, der es verübt hat und auch von der Gemeinschaft der Lebenden.

Dass wir als Kirche das doch endlich beherzigen würden, damit wir wieder frei werden und das Lob der maßlosen Barmherzigkeit Gottes verkünden dürfen.

Und so kann ich mir heute das Versprechen Jesu aneignen: Wann immer zwei Christen einmütig um die Vergebung für ihre Mitmenschen bitten, wird ihre Bitte erfüllt.
Sie werden erleben, dass sie frei werden, gelöst von aller Schuld, weil Jesus in ihrer Mitte selbst ‑ sie dazu bewegt und dafür gewinnt, die Fesseln der Schuld zu lösen. Amen.

09.07.23: 14. Sonntag im Jahreskreis

Ansprache:
In Liebesgeschichten gibt es nicht selten Verwicklungen. Es dauert manchmal lange Zeit, bis sie oder er oder beide merken, wie sehr sie geliebt sind und die Liebe erwidern.

Wie war das bei Ihnen, liebe (Ehe-) und Liebespaare? War da gleich am Anfang ein Funke, der allmählich zur Flamme wurde – oder dauerte es, bis der Funken endlich übersprang?

Diese mehr oder wenig romantisch-komischen Verwicklungen und Umwege, möchte ich als Verstehensmodell für diese so bekannten Jesusworte nehmen, die wir gerade gehört haben:

Jesus betet:
Vater ich preise dich dafür, dass es Menschen gibt, die verstehen, dass du aus mir sprichst und dass deine Kraft in mir wirksam ist. Sie verstehen, dass sie durch dich leben und dass sie das Leben von dir empfangen und bei dir finden und nicht aus eigener Kraft.“

Etwas übertrieben könnte man sagen:
Jeus ist froh darüber, dass es einige gibt, denen er die Augen dafür öffnen kann, dass Gott sie liebt und dass sie dadurch das Leben und die Freude finden.

In der Liebesgeschichte zwischen Gott und Mensch gibt es also wenigstens bei einigen ein Happy End.

Daran schließt sich der Heilandsruf Jesu an, der in der Apsis unter dem großen, die Menschen zu sich rufenden Christus steht.

Jesus möchte den Kreis derer, die zu ihm kommen weiten und sagt deshalb:
Kommt doch alle zu mir! Alle, die ihr euch so viel Mühe gibt und die ihr euch so viele Lasten auferlegt.

Da möchte ich noch einmal innehalten:
Die Menschen geben sich ja so viel Mühe mit allem Möglichen und nehmen so viel auf sich:

Sportler opfern ihre Gesundheit, um die besten zu werden.
Selbständige Firmeninhaber arbeiten Tag und Nacht und 7 Tage, damit das Geschäft gut läuft,
Politiker nehmen einen Termin nach dem anderen wahr – aus Pflichtbewusstsein und auch um wieder gewählt zu werden;
Auch glaubende Menschen steigern ihre Bemühungen im Gebet und Frömmigkeit manchmal bis zur Selbstaufgabe.

Dahinter steht oftmals die Haltung:
Ich kann mir nur selbst vertrauen. Es kommt nur auf mich an, damit ich ein gutes Leben habe. Ich plane mein Leben und ich sorge für meinen Erfolg.

Sie alle lädt Jesus noch einmal ein: Komm zu mir, ich bin gütig.
Ich verlasse mich selbst ganz auf Gott, meinem und euren himmlischen Vater. Er schenkt mir Zukunft und auch euch! Niemand kann sich selbst das Leben geben und erhalten. Ich nehme euch die Lasten ab.

Alle, die sich auf die Liebe eines anderen verlassen und einlassen, üben dabei genau das, wozu Jesus uns alle einlädt: Vertrau nicht auf dich allein. Vertrau auf den anderen und seine Liebe zu dir.

So üben sie sich darin, auch Jesus zu vertrauen, der uns einlädt, es wie er zu machen und ganz auf Gott und seine Liebe zu vertrauen.

In dem Vertrauen geliebt zu sein, können wir Frieden finden und frische Lebendigkeit, wie es das Wort erquicken andeutet.

Manchmal darf man sehen, wie zwei Menschen sich aneinander lehnen und schmiegen oder halten und stützen. Das ist ein wunderbares Gleichnis für das, was Jesus verspricht: Bei mir könnt Ihr Ruhe finden und Frieden.

Fürbitten

Lektor*in: Jesus sagt: „Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen.“ Darauf vertrauen wir uns beten:

  • Für alle Frauen und Männer, die Jesu Botschaft verkünden:
    Dass sie den Menschen nicht Angst machen sondern ihre Hoffnung stärken.

Christus, höre uns.            (A) Christus, erhöre uns.

  • Für die gewählten Amtsträger im Staat und für die einflussreichen Wirtschaftsbosse: dass ihre Selbstlosigkeit und ihr Gerechtigkeitssinn größer werden.

Christus, höre uns.            (A) Christus, erhöre uns.

  • Für alle, die enttäuscht oder mutlos sind oder unter Depressionen leiden: dass sie ermutigende Nähe von Menschen erfahren.

Christus, höre uns.            (A) Christus, erhöre uns.

  • Für alle, denen der Zeitdruck und Leistungsdruck in unserer Gesellschaft zusetzen: dass sie Zeit und Gelegenheit und Raum finden zur Entspannung und Erholung.

Christus, höre uns.            (A) Christus, erhöre uns.

  • Für die Menschen, die sich aus Wut auf unseren Staat und seine Institutionen undemokratischen Gruppierungen zuwenden:
    Dass ihre Unzufriedenheit Gehör findet und dass sie sich nicht verführen lassen, menschenfeindlichen Parolen nachzulaufen.

Christus, höre uns.            (A) Christus, erhöre uns.

Herr, unser Gott, bei dir finden wir Ruhe und Kraft für unser Leben. Dafür danken wir dir im Heiligen Geist durch Jesus Christus jetzt und in Ewigkeit. Amen.

22.05.2022: 6. Sonntag der Osterzeit

Einführung:
Schön, dass wir wieder zusammengekommen sind.
Schauen sie neben und hinter sich. Grüßen sie einander mit einem freundlichen Blick. Es ist ein großes Geschenk, dass wir den Glauben teilen, dass wir gemeinsam Jesus nachfolgen,
dass wir versuchen in seinem Geist zu leben:
erfüllt von seinem Frieden:

Es ist gut, dass wir da sind,
weil uns das Leben von dem guten Gott geschenkt ist.

Es ist gut, dass wir da sind, in dieser Zeit,
in diesen Lebensumständen. Wir danken Gott für unser Leben:

Herr, du bist das Wort, das alles ins Leben ruft.
Du bist die Kraft, die in uns wirkt.
Du lädst uns ein an deinen Tisch.

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
als Jugendlicher ging in der St. Wolfgangskirche in Landshut in die Sonntagsmesse. Im Altarraum vorne war ein wandfüllendes Bild vom himmlischen Jerusalem – so wie es in der Lesung gerade beschrieben wurde. Es ist sehr hell und freundlich und einladend.
In der Mitte ist keine Kirche, kein Dom, kein Tempel, sondern Christus:

Liebe Schwestern und Brüder, daran möchte ich uns erinnern:
Gott braucht keine Wohnung. Gott braucht kein Kirchengebäude, um unter uns Menschen sein zu können. Denn Gott ist überall gegenwärtig.
Wenn wir „Gotteshaus“ sagen, sind wir in Gefahr, ein falsches Bild zu entwickeln: Als ob Gott in der Kirche wohnen würde und nicht „in ihrer Wohnung“.

Gott, ist da, wo Menschen leben, Gott ist da, wo Leben ist,
Gott ist da wo Menschen lieben, Gott ist da wo Liebe ist,
Gott ist da, wo Menschen hoffen, Gott ist da, wo Hoffnung ist.
(Detlev Jöcker)

Das ist großartig! Davon bin ich begeistert!

Zugleich bedeutet das, dass jeder Mensch direkt und unmittelbar mit Gott verbunden ist und sozusagen in seinem Licht lebt. Sie brauchen keine Mittler, um mit Gott in Kontakt zu treten.

Das ist wieder wichtig: im christlichen Glauben gibt es keine Rangordnung in der Nähe zu Gott. Sie dürfen ruhig scherzen und sagen, der Pfarrer wäre zuständig fürs schöne Wetter beim Pfarrfest, weil er einen besonderen Draht zu Gott habe. Aber: Das ist ein Scherz, der sich zurecht über den Anspruch amüsiert, Priester seien wegen ihres Amtes oder ihrer Weihe Gott näher – welch unangemessener Standesdünkel.

Ganz im Gegenteil: Gott schenkt seinen Geist jedem Menschen, jedem Lebendigen – und zwar ganz, nicht in Portionen. Dieser Geist weckt in uns die Sehnsucht nach dem Guten, nach Gerechtigkeit, nach Frieden.
Dieser Geist gibt uns die Kraft, anderen Gutes zu tun, gerecht zu handeln und zu urteilen und den Weg zum Frieden zu gehen.

Liebe Schwestern und Brüder,
das Stichwort „Frieden“ ist in diesen Monaten problematisch. Wir sind Zeugen des Unfriedens und müssen zumindest daran denken, dass die Gewalt auch zu uns vordringen kann. Hoffentlich bleiben wir davor verschont. Hoffentlich aber machen die Menschen der Gewalt in der Ukraine bald ein Ende.

„Frieden hinterlasse ich euch“ sagt Jesus zu den Jüngern.

Was ist dieser Friede, der anders ist als der Friede, den die Welt gibt?

Jesus hatte diesen Frieden in sich. Den Urgrund dieses Friedens hat er oft genannt: „Mein Vater liebt mich und ich habe seine Gebote gehalten, weil ich ihn liebe.“
Wir Jünger Jesu sollen verstehen: Der Vater liebt jeden von uns genauso wie Jesus und wir erwidern seine Liebe, wenn wir seine Gebote halten.

So wohnt der Friede Christi in uns – der stärker ist als aller Unfriede, den Menschen in der Welt anrichten können.

Eines ist klar: Wer diesen Frieden in sich hat, dem ist es unmöglich, einem anderen Menschen absichtlich Schaden zuzufügen.
Dieser Friede drängt danach, Schaden vom anderen fernzuhalten und dem anderen Gutes zu tun, Frieden zu bringen.

In dieser Welt wird es aber immer Menschen geben, die nach Macht und Herrschaft über andere streben, die Gewalt anwenden, um ihre selbst­süchtigen Ziele zu erreichen.
Das ist sehr schwer für die, die sich nach Frieden sehnen.

Die Frage nach Gegenwehr oder Gewaltverzicht ist ein Dilemma, vor dem wir immer wieder stehen: Nicht nur Kriegsparteien, sondern auch in unserem privaten Leben. In jedem Streit stehen wir vor dieser Frage.

Jesus hat für sich entschieden, sich und der Liebe seines Vaters treu zu bleiben: Er stand ein für seine Botschaft und genau deshalb erwiderte er die Feindschaft nicht. Darin liegt sein Sieg. Es braucht viel Mut, um diesen Weg zu gehen. Und den Frieden, der von Gott kommt.

Fürbitten

Lektorin: Guter Gott, in dir ist keine Spaltung. Du bist der Friede und von Dir geht Friede aus.
Herr sende deinen Geist aus und die Erde wird neu!

Alle: Herr sende deinen Geist aus und die Erde wird neu!

  • Wir beten für die Menschen in der Ukraine, dass sie den Krieg beenden und den Frieden suchen und dass die Angreifer von ihrem Unrecht ablassen.

Alle: Herr sende deinen Geist aus und die Erde wird neu!

  • Wir beten für alle Menschen, die unter Krieg leiden und Krieg führen,
    dass sie aufhören einander zu töten.

Alle: Herr sende deinen Geist aus und die Erde wird neu!

  • Wir beten für alle zerstrittenen Menschen, dass sie versuchen den Streit auch vom Standpunkt des anderen zu sehen und eine gerechte Lösung suchen.

Alle: Herr sende deinen Geist aus und die Erde wird neu!

  • Wir beten für unsere und für alle christlichen Kirchen: dass wir auf die Stimme des Heiligen Geistes hören und in seiner Kraft das Gute tun.

Alle: Herr sende deinen Geist aus und die Erde wird neu!

  • Wir beten für die Bischöfe: dass sie hellhörig sind und wahrnehmen und achten, was der Heilige Geist in den Glaubenden wirkt. Wir beten, dass sie nicht glauben, etwas Besonderes und besser zu sein.

Alle: Herr sende deinen Geist aus und die Erde wird neu!

Priester: Gott, dein Geist wirkt in uns das Leben. Jedem hast du die Gabe verliehen. Wir wollen auf deine Stimme hören und loben dich und preisen dich, weil du mitten unter uns lebst. Amen.

06.03.2022: 1. Fastensonntag

Einführung: Liebe Schwestern und Brüder!
„Nie wieder Krieg!“ steht an der Fassade des Stadttheaters am Bismarck­platz. Dieser Ruf stammt aus der Zeit nach dem Schrecken des 2. Weltkrie­ges. Doch es verging seit 1945 kein Jahr ohne Krieg in dieser Welt.

Jetzt schauen wir gebannt in die Ukraine. Was dort geschieht, macht uns Angst: dass wir mit der NATO in einen Krieg geraten könnten. Wir haben Angst vor der atomaren Bedrohung.

Mit unseren Ängsten und Befürchtungen und Hoffnungen sind wir zur Danksagung versammelt. Sagen wir Dank, dass wir bis auf den heutigen Tag von Kriegshandlungen verschont sind. Beten wir für die Menschen in der Ukraine, in den Nachbarstaaten – auch in Russland.

Beten wir, dass die Regierenden auf jeder Seite des Konfliktes vor allem daran denken, dass sie Verantwortung tragen für das Wohl der Menschen in ihren Ländern und auch in ihren Nachbarländern.

Beten wir, dass diese wichtigen Personen wieder auf Gott hören – statt gegen seinen Willen Gewalt über die Menschen zu bringen.

Jesus, du hast Sündern vergeben. – Du hast Gottes Herrschaft begründet. – Du hast uns den Frieden mit Gott gebracht, damit wir Frieden halten.

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
Das Lukasevangelium erzählt von 40 Tagen, die Jesus in der Wüste gefastet hat und von den Versuchungen, die ihn gequält haben: die Angst um sich selbst; die Anbetung der Macht und die Verachtung der Vernunft.

Wie bei der wunderbaren Geburtsgeschichte Jesu schildert Lukas auch hier Ereignisse – Er will vielmehr auch hier etwas über Jesus sagen: Bei der Geburtsgeschichte: Jesus ist der Retter der Armen und Kleinen.
Hier in der Versuchungsgeschichte: Jesus ist ein Mensch, wie jeder von uns, mit denselben Versuchungen.

Er konnte ihnen wiederstehen, weil er die Liebe zu Gott und zu den Menschen über alles stellte.

Jesus ist der Mensch, der an der Liebe Gottes festhielt und an ihn glaubte!

Deshalb ist Jesus für uns wie ein Stern: er macht Mut, dass es Menschen möglich ist, den Versuchungen der Selbstsucht, der Machtgier und der Überheblichkeit zu widerstehen. Wir können das. Wir können diesen Kampf gewinnen!

Liebe Schwestern und Brüder,
diese Zuversicht ist gefährdet: durch all das Böse, das wir in der Welt sehen. Der Überfall auf die Ukraine, der Terror des „Islamischen Staates“, der Krieg in Mali und in Äthiopien und in Syrien, der Unwille der Kirchenleitung, die innerkirchliche Macht zu teilen und das Wirken des Heiligen Geistes im Volk Gottes anzuerkennen, die vielen bösen Taten im Zusammenleben der Menschen.

Es gibt viele Gründe, über das Böse zu erschrecken. Das ist die große Versuchung, die Zuversicht, den Glauben an die Macht des Guten zu verlieren.

Doch das dürfen wir nicht zulassen.

Gerade angesichts des Bösen müssen wir auf Jesus Christus schauen, der der Versuchung widerstanden hat. Weder ist er ängstlich zurückgewichen – noch hat er sich unterworfen.

Er hat den Selbstsüchtigen, den Überheblichen und Machthungrigen widerstanden und ihren Zorn damit auf sich gezogen.

Er selbst aber handelte nicht selbstsüchtig sondern barmherzig;
er war nicht überheblich sondern demütig;
er war nicht machhungrig sondern diente.

Das ist der Weg, den er uns gezeigt hat – damit wir ihm folgen!

Liebe Schwestern und Brüder,
darum ist es nicht genug, wenn wir die Handlungen der Kriegstreiber verurteilen und uns darüber erregen.
Es ist nicht genug, wenn wir überlegen, wie wir den Angreifer stoppen und ihm Schaden zufügen können – in der Hoffnung, dass er dann einlenken wird.

Es ist notwendig, dass wir uns nicht der gleichen Logik unterwerfen.
Es ist notwendig, dass wir auf Frieden aus sind und auf Versöhnung.
Dazu ist es auch notwendig, dass die Länder der Nato und des Westens nachdenken, ob sie und was sie beigetragen haben, dass es zum Krieg kam.

Es ist notwendig, dass wir darüber reden, wie nach diesem Schrecken und Greuel eine neue stabilere Beziehung zwischen den Staaten entstehen kann, die noch besser als in den vergangenen Jahrzehnten verhindert, dass ein Land ein anderes mit Krieg überzieht.

Wir haben in Europa und in der Welt schon viel gelernt,
wie Krieg vermieden und Frieden geschaffen werden kann.

Diesen Weg sollen wir weitergehen.

Liebe Schwestern und Brüder,
Lukas schreibt, der Teufel habe eine Zeitlang von Jesus abgelassen – und unterstellt, dass die Versuchungen Jesus immer wieder quälten.
Das Übel des Krieges haben wir jetzt schon so viele Jahrzehnte von uns abhalten können. Es ist klar, dass die Versuchung zurückkehrt. Doch wir sollten ihr auch künftig nicht erliegen.

Die österliche Bußzeit ist eine gute Gelegenheit, das zu üben. Amen.

20.02.2022: 7. Sonntag im Jahreskreis

Liebe Schwestern und Brüder,
einerseits bin ich versucht, meine Gedanken weiterzuführen zu unserer Kirche, zur Leitung unserer Kirche und zu den Veränderungen, die im synodalen Weg diskutiert werden.

Bei der letzten Versammlung vom 3. bis 5. Februar wurde ein erster Grundlagentext beschlossen. In diesem Grundlagentext heißt es ganz klar, dass die deutsche Kirche – auch die 2/3 Mehrheit der Bischöfe sich dafür einsetzt, dass verheiratete Männer zu Priestern geweiht werden.

Außerdem heißt es da unter der Überschrift: Zugang von Frauen zum Amt:

„Wir setzen uns darüber hinaus dafür ein, dass Dienste und Ämter in der Kirche für alle Getauften und Gefirmten zugänglich gemacht und entsprechend ihren Charismen und Berufungen, ihrer Eignung, Befähigung und Leistung besetzt werden.
Wir regen eine synodale Verständigung auf weltkirchlicher Ebene an.
Wir sind überzeugt: Die neue Klärung der Zugangsvoraussetzungen schafft eine Grundlage dafür, dass die Gaben des Geistes, die der Kirche geschenkt sind, besser zur Wirkung kommen und das Zeugnis des Evangeliums an Kraft gewinnt.“

Diese Aussagen wurden auch von 70% der Bischöfe positiv verabschiedet!

Andererseits möchte ich über die Bedeutung der Texte der Hl. Schrift für unser heutiges Leben nachdenken und sie auslegen – gerade bei diesen Texten, die wir heute gehört haben:

Das erste Buch Samuel schildert, wie König Saul nach dem Leben trachtet, weil er durch ihn seine Macht gefährdet sieht. David musste vor ihm fliehen. Er wurde zum Anführer einer kampfbe­reiten Söldnertruppe.

Doch als er die Möglichkeit hatte, Saul, der ihn verfolgte, zu töten, tat er es nicht – weil er in ihm den von Gott erwählten König achtete.
Diese Geschichte ist im Hinblick auf das Evangelium ausgewählt.

Jesus spricht die an, die ihm zuhören, also uns, die wir an ihn glauben.
Was er uns ans Herz legt, ist eine völlig neue Weise des Menschseins.
Es wird nicht mehr zwischen Freund und Feind unterschieden.

Das Liebesgebot, also der Impuls, dem anderen zu helfen und ihm Gutes zu tun umfasst alle Menschen – auch die, die sich feindselig verhalten.

Jesus geht soweit, dass er sagt, wir sollen uns nicht gegen Unrecht wehren, das uns angetan wird.

Liebe Schwestern und Brüder, so unglaublich dieses neue Menschsein ist,
so sehr es mich überfordert in meinem Handeln und Verhalten ‑ dies ist einer der Gründe, warum ich zu Jesus halte und versuche, ihm zu folgen:

Dieses neue Menschsein ist die Zukunft. Barmherzig sein, die Schuld erlassen, Gutes tun – auch dem Feind, nicht richten und nicht verurteilen.

Schon jetzt und seit jeher gibt es dies unter uns Menschen – sonst gäbe es keine Menschen mehr! Die Menschheit wird weiter bestehen und diese Erde wird weiter unser Lebensraum sein, je mehr wir dieses neue Menschsein verwirklichen:

Wir werden lernen, die Wünsche des anderen zu achten wie unsere eigenen und ja: dies wird auch für die Beziehungen zwischen Staaten und Bündnissen gelten. Dann wird es keinen Krieg mehr geben, bei dem so viele Menschen, Tiere und kostbare Güter vernichtet und zerstört werden.

Menschen werden nicht mehr verurteilt und ausgeschlossen und abgewertet, weil sie anders leben, anders sind oder anders lieben.

Jesus sagt: Wir Menschen können das – lernen!

Umso verheerender ist es, dass Männer, die diese Botschaft verkünden sollen, selbst anderen Schaden zugefügt haben. Umso verheerender ist es, dass es einigen immer noch schwerfällt, ihre Verwicklung zuzugeben.

Wir sind mitverantwortlich: dass auch wir dafür eintreten und unsere Stimme erheben, dass sich unsere Kirche so verändert, dass in unserer Mitte solches Unrecht nicht vorkommt und wenn es vorkommt, aufgedeckt wird und die Betroffenen Hilfe und Gerechtigkeit erfahren und den Schutz der Gemeinschaft unseren Schutz.

Verheiratete Priester: ja ‑ Frauen als Priester: Ja; eine menschenfreund­liche Haltung zur Geschlechtlichkeit in all ihren Ausprägungen. Ja

19.12.2021: 4. Adventsonntag

Einführung: Die Tage vor Weihnachten sind kritische Tage. In der Familie und im miteinander der Staaten ballen sich in manchen Jahren Dramen zusammen. Es gab auch schon Terrorakte gerade um die Weihnachtstage.

Das Lukasevangelium hingegen erzählt eine Geschichte, wie zwei werdende Mütter zusammenkommen und von der Freude, die sie erleben.

In unseren Gottesdiensten müsste die Begegnung mehr Platz haben.
Wenn Menschen sich begegnen, die Liebe bedenken und sich verbünden,
da berühren sich Himmel und Erde und der Friede wächst.

Wir wollen die Liebe bedenken: die Liebe Gottes und wie wir Liebe schenken können.

Herr Jesus Christus,
Du bist das Wort des ewigen Vaters.
Du stillst die Hoffnung auf Frieden.
Du versöhnst uns mit unserem himmlischen Vater.

Tagesgebet:

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
ist unsere Zeit wirklich schwer? Aus dem Blickwinkel der Jahre zwischen 1980 und 2000 ganz sicher: In den letzten 20 Jahren musste die ganze Welt und auch wir in Europa und in Bayern viele Krisen überstehen:
Und seit fast 2 Jahren ist es das erste Mal, dass eine Krise wirklich jeden Menschen betrifft und erfasst:
Unser tagtägliches Verhalten wird dadurch bestimmt, Angst und Verweigerung prallen aufeinander, Beruf, Erwerb und Freizeitmöglichkeiten sind eingeschränkt bis hin zur Reglementierung, dass man sich privat nicht nach Belieben treffen kann.

Diese Krise wirkt auch so als ob man eine Decke wegzieht und Dinge zum Vorschein kommen, die man nicht gesehen hat oder nicht sehen wollte:

Es gibt viele Menschen, mehr als man dachte, die unzufrieden sind: 
Sie fühlen sich benachteiligt, und sie haben oft wenig Einkommen,
sie fühlen sich von der parlamentarischen Demokratie übersehen und nicht ernstgenommen. Sie haben Wut im Bauch, die in Hass umschlägt und auch in Gewalt.

Der Propheten Micha lebte in einer Zeit, in der es ähnliche Erfahrungen gab: Viele waren unzufrieden, weil die Männer um König Ahas in Jerusalem sich immer mehr Macht und Einfluss verschafften und die einfache Bevölkerung auf dem Land immer ärmer machten.

Micha protestierte dagegen: „Ihr erbaut den Tempel mit Blut und die Stadt Jerusalem mit lauter Unrecht!“ Er droht: „Jerusalem wird ein Trümmerhaufen werden!“

Micha ist ein Bauernprophet aus dieser unteren Einkommensschicht, aber ein Prophet: einer, der im Namen Gottes spricht: er ruft nicht zum Umsturz auf. Er redet den Reichen und Mächtigen ins Gewissen, damit sie erkennen, wohin ihr Handeln führen wird und damit sie das ausbeute­rische Unrecht beenden. Er sagt: Wenn ihr nicht auf Gott hört und wieder Gerechtigkeit übt, wird das Unheil kommen nicht nur über die anderen, sondern auch über euch.

Liebe Schwestern und Brüder, ich befürchte, dass das für alle Zeiten gilt:
Wenn die Reichen und Mächtigen den Bogen überspannen, wenn sie unersättlich immer noch mehr Reichtum und Macht sammeln, endet es am Schluss in der Katastrophe.

Darum hoffe ich sehr, dass unsere Gesellschaft, unsere Parlamente und die Interessensgruppen, sich aufraffen und etwas ändern:

Welch ein Ruck ginge durch die Gesellschaft, wenn der Ertrag der produktiven Arbeit wieder mehr in die Hände derer ginge, die ihn erwirtschaften.

Welch ein Ruck ginge durch die Gesellschaft, wenn man darauf achtet, was die wahren Ursachen jener Wut sind, die sich in Parolen Luft macht, die eher die wahren Probleme verdecken und sie deshalb auch nicht lösen werden – selbst wenn ihre Anführer die Macht erringen würden.

Doch viel zu viele Menschen– die Reichen und Mächtigen und die wütenden und oft auch hasserfüllten Menschen – laufen dem Irrtum nach, sie könnten aus eigener Kraft ihr eigenes Glück schmieden – nur für sich und ihre Freunde und sagen: „Gott brauche ich dazu nicht!“

Doch gerade und besonders der Glaube an Gott versetzt uns in die Lage, nicht das eigene Wohl, nicht den eigenen Wunsch in die Mitte zu stellen, sondern das Wohl des anderen zu suchen wie das eigene.

Ja, auch wir Glaubenden lassen uns blenden: auch wir genießen den Wohl­stand und fragen nicht immer, wie er entsteht. Oft sieht es so aus, als würden auch unsere Anführer die Menschen ohne Macht und Geld übersehen. Die Mitren und Hirtenstäbe und Messgewänder glänzen von Gold und Seide.

Darum sollten wir auf den Propheten Micha hören: Es gibt keinen Frieden, wenn nicht auch die Armen daran Anteil haben. Die Menschen, die in „Bethlehem“ wohnen. Von den missachteten Leuten kommt die Rettung. Selig sind, die glauben, was Gott ihnen sagen lässt:
Frieden und Gerechtigkeit sind die zwei Seiten einer Medaille und sie gedeihen gebettet in Barmherzigkeit und Sanftmut.

Fürbitten

Pr.: Gott, Vater der Armen und Retter der Machtlosen. Wir bitten dich:

  • Für die Menschen in Bethlehem, die umgeben sind von haushohen Betonwänden und nur mit großen Hindernissen ihre Stadt verlassen dürfen: dass sie Frieden erleben dürfen, als gleichberechtigte Bürger in ihrem Land.
  • Für die Menschen, die voller Wut und Hass sind, dass ihre Not gehört wird und dass sie zur Besinnung kommen und nicht durch Gewalttaten ihren berechtigten Anliegen schaden.
  • Für die Nationen Europas und Russland: dass sie sich nicht der schein­baren Zwangsläufigkeit hin zu militärischer Gewalt ergeben, sondern im Gespräch die Konflikte austragen und nach fairen Lösungen suchen.
  • Für unsere ganze Gesellschaft: dass die Abscheu vor Gewalt gegen Menschen und Sachen tief in uns einwurzelt und wir stattdessen den Frieden lieben und das Leben und den Besitz des anderen achten.

Pr.: Gott, du sendest Jesus in diese Welt, um uns zu versöhnen. Um deines Namens willen, sende deinen Geist in die Herzen der Menschen,
dass sie den Frieden suchen – in allem, was sie tun. Amen.