24.01.2021: 3. Sonntag im Jahreskreis B

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

einige Kernbegriffe ragen wie Obelisken aus diesem Abschnitt des Markusevangeliums heraus:
Evangelium – Reich Gottes – Kehrt um und glaubt – Kommt her! Mir nach!
‑ Menschenfischer – zurücklassen.

Jede einzelne dieser Prachtsäulen ist faszinierend und verdient Aufmerksamkeit – und auch das Ensemble als Ganzes ist mit Bedacht angeordnet und hat eine große Anziehungskraft.

Die kirchliche Leseordnung gibt als Hintergrund die Geschichte von Jona, der von einem großen Fisch verschlungen und an Land transportiert wurde. Er löst bei den für ihre Verkommenheit bekannten Bewohnern Ninives eine Schreckreaktion aus: sie kehrten um und wandten sich von ihren bösen Taten ab.

Jesus predigt etwas völlig anderes:
„Erfüllt ist die Zeit! Das Reich Gottes ist nahe! Vertraut dieser guten Nachricht!“

Schwestern und Brüder,
Das Reich Gottes ist nahe: Gott ist euch nahe -könnte man auch sagen.
Gottes Friede ist euch nahe. Gottes Freude ist euch nahe! Gottes Leben ist euch nahe! Vertraut darauf!

Vor 76 Jahren, als Europa in Schutt und Asche lag, glaubten die Menschen daran, dass sie in eine bessere Zukunft gehen können. Sie glaubten daran, dass sie die Städte London und Stalingrad, Straßburg und Nürnberg wieder aufbauen werden. Noch mehr: sie glaubten daran, dass es eine Zukunft geben kann ohne Krieg und ohne solches Unrecht, wie es das national­sozialistische Deutschland an Millionen Menschen, besonders Juden und Roma und Sintis, Zeugen Jehovas und psychisch Kranken verübt hatte.

Bundespräsident Roman Herzog hat vor 26 Jahren den 27. Januar (kommender Mittwoch) zum Gedenktag für die Opfer des National­sozialismus erklärt. An diesem Datum wurde 1945 nämlich Ausschwitz befreit.
Die Erinnerung soll uns davor bewahren, dass Menschen solche Gräueltaten wiederholen.

  • Vertrauen die Menschen heute noch darauf, dass es eine Zukunft ohne Krieg geben kann? Vertrauen die Menschen in Europa noch darauf, dass Europa nicht nur eine Zone, sondern sogar eine Keimzelle des Friedens werden kann?
  • Vertrauen die kapitalistischen Gesellschaften noch darauf, dass eine globale Wirtschaft möglich ist, in der nicht die schwächeren von denen übervorteilt werden, die größere Möglichkeiten haben?
  • Vertrauen wir Menschen auf der Erde noch darauf, dass es möglich ist, die Nationen zu einer Organisation der Vereinten Nationen zu entwickeln, die den Werten der Menschlichkeit, den universalen Menschenrechten zum Durchbruch verhilft?
  • Vertrauen wir Christen in unserer Weltgegend noch darauf, dass tatsächlich Gottes Herrschaft nahe ist – weil es an uns liegt, dass wir der Stimme Gottes in unserem Gewissen folgen?

Liebe Schwestern und Brüder,
wir dürfen, wir können darauf vertrauen, dass Gottes Reich unter uns gegenwärtig ist: Darum ist es wichtig, dass wir mit Respekt und Anstand – aber genauso eindeutig – dafür eintreten:

Denken wir nicht mal, dass ein Krieg etwas besser machen könnte.
Lassen wir Hassbotschaften und Misstrauen säenden Bemerkungen keinen Raum: Fragen wir nach: Warum denkst Du so? Woher weißt Du das? Hast Du nachgedacht, was die Folgen deiner Gedanken sein können?

Liebe Schwestern und Brüder, vor die Wahl gestellt, ob ich darauf vertrauen möchte, dass Frieden und Achtung der Menschlichkeit möglich sind oder darauf, dass Gewalt und Macht und Reichtümer die Menschen beherrschen, möchte ich reagieren wie die Jünger:

Sie hörten auf den Ruf: Kommt her! Mir nach! Und folgten Jesus nach.
Natürlich ließen sie nicht alles stehen und liegen, wie es das Markusevangelium schildert, um zu zeigen, dass Jesus größer ist als Elija, der Elischa als seinen Schüler reif und seinen Mantel auf ihn warf.
Aber sie folgten Jesus, sonst hätte es ja keine Jünger gegeben.

Sie folgten ihm: Unvollkommen, oft begriffsstutzig und immer noch belastet vom alten Denken. Das zeigt besonders das Markusevangelium und in besonderer Weise beschriebt es das manchmal unverständige Verhalten des Petrus.
Aber die Jünger folgten Jesus nach! Sie vertrauten darauf, dass Gottes Botschaft in der Welt eine Chance hat und dass sie dazu etwas beitragen können.
Bleiben wir auf diesem Weg: su­chen wir den Frieden Gottes unter den Menschen und jagen wir ihm nach.

22.11.2020: 90jähriges Jubiläum der Kirchweih

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Seit 90 Jahren dient unsere Herz Jesu Kirche als Gotteshaus für die Pfarrei Herz Jesu, der einmal 8000 Katholiken angehörten, bevor die Pfarrei Herz Marien neu gegründet wurde.

Wir feiern diese Zeit in einer ernsten Kirchenkrise und auch in einer ernsten Krise unserer Gesellschaft und unseres Staates: Es gibt eine immer größer werdende Zahl von Menschen, die erleben, dass sie und ihre Interessen übergangen werden: Der AFD ist es ein Leichtes, diese Menschen mit ihrem Frust und ihrem Zorn hinter sich zu bringen.

Wir, die Herz Jesu Gemeinde im Bistum Regensburg leben mitten in dieser Gesellschaft. Was ist unsere Aufgabe in dieser Zeit?
Wie stellen wir uns unsere Zukunft vor?
Worauf bereiten wir uns vor? Welche Pläne entwickeln wir?
Viel wichtiger und ernster? Was will Gott von uns?

Das ist nicht leicht zu beantworten, denn das steht nirgendwo aufgeschrieben. Wir müssen die Antwort selbst suchen – aber wir sind dabei nicht nur auf uns selbst gestellt:
Uns sind die Evangelien gegeben, die Zeugnis geben von Jesus Christus und seiner Lehre und Frohbotschaft.
Uns ist der Heilige Geist gegeben, der uns hilft zu erkennen, was gut ist, was wichtig ist und der uns Kraft gibt.

Denken wir also nach in drei Schritten: Sehen, urteilen, handeln.

Für die Beschreibung der jetzigen Situation kann man viel Zeit verwenden, doch jeder sieht es: Entkirchlichung, Glaubensverlust, Skandale, Vertrauensverlust, widerstreitende Kräfte der Neuerungen und der Abwehr von Neuerungen.

Die römisch-katholische Kirche bietet in großen Teilen ein desolates Bild.
Niemand hat derzeit einen Plan.
Ich gebe zu, wenn so viele klügere Menschen, Professoren, Bischöfe keinen Plan haben – wie sollen wir einfachen Katholiken in unserer kleinen Pfarrei mit nicht mal 3000 Katholiken uns anmaßen, einen Weg aus der Krise zu finden?

Andererseits: Viele Stimmen ergeben einen starken Chor und wenn viele Stimmen versuchen gemeinsam zu tönen, finden sie oft wie von selbst ihre Harmonien. Scheuen wir uns also nicht, unsere Stimme beizutragen.

Und noch etwas: Tun wir nicht nichts, weil wir nicht alles tun können.
Tun wir, was uns möglich ist – mehr müssen wir nicht von uns verlangen.

1. Christen sind zu den Geringsten gesandt:
Der vielfältigen Not begegnen und sie lindern. Den Not Leidenden nahe sein. Das ist das A und O. Es gibt keine geringen Menschen für Gott.
Wir müssen selbst mit gutem Beispiel vorangehen und wir müssen in unserer Gesellschaft dafür eintreten, dass es keine Geringen gibt.
In den Gesprächen, in den Wahlen, vielleicht sogar bei Demonstrationen.

2. Christen sind eine Gemeinschaft der Erlösten:
Wir können gar nicht erlöst genug aussehen. Unter uns soll es ein Netz geben, so dass niemand sagen muss: Niemand ist da, der mir die Hände reicht. Es ist wichtig, dass keiner von uns alleine ist – nicht im Leid und nicht in der Freude.

3. Christen sind Menschen mit einem guten Geist:
Menschen, die freundlich sind, hilfsbereit,
die sich etwas trauen, die Mut haben,
die Frieden in sich haben –
den Frieden, der von Gott kommt.
Deshalb ist es wichtig und unverzichtbar, dass wir uns gegenseitig im Glauben stärken, dass wir auf das Wort Jesu hören, dass wir zu Gott beten und in der Gemeinschaft und in der Stille uns seine Liebe vergegenwärtigen.
Christen sind Menschen, die aus der Mitte leben, aus der Liebe Gottes und diese Liebe ausstrahlen in Wort und Tat.

Amen.

31.12.2019: Jahresschluss

Lesung: Kol 3,12-19 – Ev: Joh 15,11-17

HERZLICH WILLKOMMEN

Gott, der jeden Tag bei uns ist und uns mit seinem Geist erfüllt,
seit mit euch

Einführung:
Ein letztes Mal in diesem Jahr kommen wir in unserer Kirche zusammen. Mit der Eucharistie, der Danksagung an Gott soll das Jahr enden.
Wer um Mitternacht wach ist und sich ein gutes neues Jahr wünscht,
dankt dabei daran, dass es nicht nur an uns liegt, wie im kommenden Jahr das Leben verläuft.
Es lag nicht nur an uns, was im vergangenen Jahr geschehen ist:

Alles, alles legen wir in Gottes Hand, wenn wir zu ihm rufen:
Herr, bleibe mit deinem Erbarmen bei uns: Bleibe mit deiner Nachsicht und mit deiner Großzügigkeit bei uns, der du uns das Leben schenkst:

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder, liebe Gemeinde,
Notre Dame in Flammen, der Regenwald im Amazonasgebiet in Flammen, Australien brennt – wird bald die ganze Erde in Flammen aufgehen, brennt nicht nur Notre Dame oder wird bald die Kirche insgesamt durch die Flammen des Unglaubens verzehrt?

Viele machen sich große Sorgen: denn es gibt gute Gründe, den Mahnern und Warnern zu glauben und zu begreifen, dass die Menschheit – global – einen Überlebenskampf führen müsste: Es geht um mehr als Arbeitsplätze und Einkommen: Es geht ums Überleben.
Klimaforscher sagen – die meisten jedenfalls – wir verhalten uns wie Menschen, deren Haus brennt und die sich darüber sorgen machen, wie man die Möbel vor dem Löschwasser schützen kann.

Die Klimakatastrophe – so sagen die Wissenschaftler – wird in 10 Jahren unumkehrbar sein, wenn die Menschheit ihr Verhalten nicht drastisch ändert. – Zu Recht werden die Regierungen gefordert:
Denn die Parlamente und Alleinherrscher stellen durch Gesetze die entscheidenden Weichen, damit sich das Verhalten ändern wird.

Und die Kirche, das Volk Gottes, die Getauften in den verschiedenen Konfessionen: In unseren Breiten schaffen sie es nicht mehr, ihre Verwandten und Freunde für den christlichen Weg des Lebens zu begeistern: Die wenigen Eltern, die es bei ihren Kindern ernsthaft versuchen, müssen meistens sehen, dass die Kinder den Glauben in eine Nische stellen – aber die Gemeinschaft nicht mehr pflegen.
Es gibt viele Gründe, sich wegen unserer Kirche und ihrer Zukunft große Sorgen zu machen: Die Vorhersagen sind genauso katastrophal wie die der Klimaforschung. In 40 Jahren wird sich die Zahl der Kirchenmit­glieder von 44 auf 22 Millionen halbieren. – Und die Kirchen diskutieren über eucharistische Gastfreundschaft bei konfessionsverbindenden Paaren!

Wie können wir auf ein solches Jahr – das in vieler Hinsicht nicht viel anders war als die vorherigen – zurückschauen?
Gibt es Grund, zu danken? Gott zu danken?

Wie können wir trotz der vielen Gründe zur Klage und zur Sorge, zur Enttäuschung und vielleicht sogar zur Wut, dankbar sein?
Wie können wir dieses Jahr in Frieden beschließen?
Oder logischer gefragt: Wie können wir Frieden in uns haben?

Liebe Schwestern und Brüder, weil es noch viel mehr Probleme gibt (Rüstung, Kriege, Waffenexporte, Ausbeutung der Arbeitskräfte in der ganzen Welt durch die Mechanismen des „freien Marktes“ und seiner Profiteure), kann ich nicht umhin zu sagen:
Wer Ideale hat, wem etwas an der Welt, an den Menschen und an der Kirche liegt, kann nicht zufrieden sein. Damit es besser wird, ist Widerspruch notwendig, Auseinandersetzung und Protest und Engagement! Es wäre ein fauler Friede, den Kopf in den Sand zu stecken und zu denken: Für mich läuft es eigentlich ganz gut.

Jesus preist die Menschen selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit – die sich einsetzen und etwas dafür tun!

Im Frieden kann ich das Jahr nur beschließen, wenn ich mir bewusst mache, was ich tun kann, damit es besser wird: in der Kirche und mit der Menschheit:

Frieden kann ich in mir haben, wenn ich mich einsetze für Verbesserungen – nicht gegen andere Menschen: Der eigene Einsatz soll auch ihnen zugutekommen – auch wenn es verschiedene Meinungen gibt, was Verbesserungen sind.

Im Frieden kann ich das Jahr nur beschließen, wenn ich sehe und achte, dass es viele Gründe gibt, zu danken und dankbar zu sein:
Das alles ist es wert, dafür einzutreten, sich auseinanderzusetzen, sich zu engagieren. Woher kommt die Kraft dafür?

Die kleinen und scheinbar selbstverständlichen Dinge im Alltag – sie sollten uns darin bestärken, uns  für die Zukunft der Menschen und der Kirche einzutreten.

 

 

Es war einmal eine weise Frau. Sie hatte kein leichtes Leben und musste mühsam für ihren Lebensunterhalt sorgen.

Jeden Morgen, bevor sie ihr Tagwerk begann, ging sie in ihre Speisekammer und nahm eine Handvoll Bohnen aus einem Sack. Diese steckte sie sich in ihre rechte Hosentasche.

Wann immer ihr im Laufe des Tages etwas Schönes begegnete – das Lächeln eines Kindes ‑  der Gesang eines Vogels ‑ ein Mitmensch, der ihr eine Freundlichkeit erwies ‑ der Duft einer Tasse Kaffee ‑ ein Sonnenstrahl, der ihr Gesicht traf – eine schöne Blume ‑ oder ein schattiger Platz in der Mittagshitze –
kurz gesagt, für alles, was ihr Herz und ihre Sinne erfreute, ließ sie eine Bohne von der rechten in die linke Hosentasche wandern.

Am Abend, bevor sie sich schlafen legte, nahm sie die Bohnen aus ihrer linken Tasche. Sie erinnerte sich bei jeder einzelnen Bohne an das Schöne, an das, was ihr an diesem Tage Freude bereitet hatte.

Und wenn sich auch nur ein einziges Böhnchen in ihrer linken Schürzentasche fand, dann war es für sie ein Tag, an dem es sich gelohnt hatte, zu leben.

01.12.2019: 1 Advent im Lesejahr A

Hier geht es zu den Texten der Liturgie: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
beim Bedenken der Lesungen für den 1. Advent im Lesejahr A, habe ich versucht, die wichtigsten Wörter, zu finden:

Beim Propheten Jesaja: Sie erlernen nicht mehr den Krieg,
aus Schwertern schmieden sie Pflugscharen.

Bei Paulus im Römerbrief: Wacht auf, Zieht den Herrn an, lebt ohne Streit und Eifersucht.

Und im Mt.-Evangelium: Seid wachsam! Haltet euch bereit für den Tag des Herrn!!

Können wir unser Leben damit in Verbindung bringen?

Im Zentrum steht der Ruf Jesu: „Seid wachsam! – denn ihr wisst nicht in welcher Stunde der Herr kommt.“

Auf das Kommen des Herrn warten wir – sehnsüchtig sogar.
Denn wenn der Herr kommt und alle auf ihn hören, dann geht das Licht auf, dann endlich ist Friede unter den Menschen, die auf ihn hören.

Haltet euch bereit: Für Paulus heißt das:
verbannt Streit und Eifersucht aus euren Herzen!

Die Eifersucht – wie erklären wir sie?
Der Neid ist ein Genosse der Eifersucht: „Warum habe ich das nicht?
Warum geht es mir nicht so gut?“
Das Begehren gehört ebenso zur Eifersucht: „Ich muss dies und das haben. Ich verlange die Aufmerksamkeit.“

Neid und Eifersucht führen zum Streit, zur Feindschaft letztlich auch zu Krieg und Gewalt.

Liebe Schwestern und Brüder, lassen sie mich eine Lanze brechen für die Menschen, die geplagt sind von Neid und Eifersucht und die Forderungen stellen und kein Gehör finden – am wenigsten bei denen, von denen sie es am meisten fordern.

Was wissen andere von ihrem ungestillten Hunger?
Warum ist dieser Hunger so stark, so unbezähmbar und so ungestillt?

Es ist zu leicht zu sagen: „Du darfst nicht eifersüchtig sein.“
Auch wenn es eine Aufgabe der Erziehung und der Selbsterziehung ist.
Denn der Neid und die Eifersucht zersetzen die Lebensfreude.

Wie können Streit und Eifersucht überwunden oder wenigstens gezähmt werden? – Das legt Paulus den Christen ans Herz.

Wie können die, denen Eifersucht und Neid und Begehren entgegen­schlägt, den Frieden bewahren?

Liebe Schwestern und Brüder, Paulus stellt wirklich eine große Forderung,
wenn er den Christen schreibt: „Lasst uns ehrenhaft leben, ohne Streit und Eifersucht!“

Das Wort vom ehrenhaften Leben ist vielleicht der Schlüssel:
Schließlich ist uns die Ehre zuteil geworden, dass wir zu Jüngern Jesu berufen worden sind. Das kann uns innerlich verwandeln – so dass wir nichts erstreiten müssen und dass wir auch nichts eigensüchtig für uns selbst behalten müssen.

Vielmehr können wir – „Christus anziehen“: Wir können uns hineinleben in seine Dankbarkeit – denn er war seinem himmlischen Vater dankbar dafür, dass er seine Liebe allen schenkt – besonders den Kleinen, den Schwachen, denen, die in der Welt nichts sind.

Liebe Schwestern und Brüder, Jesus lädt jede unter uns ein und jeden,
den Tag des Herr zu erwarten:
den Tag, an dem er zu uns kommt und uns Frieden bringt:

Wir wissen nicht, wie er kommen wird:
arm und bedürftig wie ein Kind im Flüchtlingslager oder
uns beglückend und überraschend,
wie eine unverhoffte Einladung zu einem großen Fest.

Seien wir wachsam, damit wir ihn erkennen können,
dass wir seine Armut nicht übersehen
und seine Großzügigkeit nicht zurückweisen.

Oh, dass wir ihn erkennen, wenn er kommt! – Wachsam sein!

24.11.2019: 34. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
in Europa gibt es noch 7 Staaten mit Königen im höchsten Staatsamt:
Die Rede vom König ist also gar nicht so altertümlich.

Und ganz sicher: Jesus, der Sohn Gottes, Gott selbst, werde ich mir nie als gewählten Kanzler oder Präsidenten von des Volkes Gnaden vorstellen können.

Nicht wir wählen Gott, sondern er hat uns erwählt. Durch ihn und auf ihn hin ist die ganze Schöpfung. Die ganze Geschichte des Universums läuft auf den Frieden Gottes zu. Gott erfüllt die Schöpfung mit Leben.
Und die Schöpfung hat die Fähigkeit, die Wege zu erkennen, die zum Frieden führen: dazu, dass die Menschen einander gönnen, was jeder braucht, und miteinander teilen, was dem anderen fehlt.
Der Mensch hat die Begabung zum Frieden: Zum Frieden mit Gott, mit sich selbst und untereinander.

Davon sind wir weit entfernt: Die Menschheit wird in diesem Jahr durch 28 Kriege und bewaffnete Konflikte geplagt. Viele davon sind uns nicht bewusst.

Zugleich aber – das dürfen wir wahrnehmen – gibt es ein wachsendes Bewusstsein dafür, dass der Krieg geächtet werden muss:

Eine Mehrheit im Bundestag ist dafür Waffenexporte durch ein Gesetz zu reglementieren.

Der Atombombenverbotsvertrag der UNO wurde bereits von 79 Staaten unterzeichnet.

Liebe Schwestern und Brüder,
wir glauben an das Leben im Paradies, das Jesus dem Übeltäter in seiner Todesstunde versprach. Wir glauben doch, dass im Paradies Friede ist, dass dort keine Not ist, dass dort niemand Unrecht tut und Gewalt verübt.

Wir glauben doch an den ewigen Frieden!

Wenn ich diesen Glauben ernst nehme, kann ich nicht denken, dass die Menschheit auf ewig Gewalt und Krieg auf der Erde verbreitet.

Der Glaube an den ewigen Frieden weckt in mir die Hoffnung und das Vertrauen, dass der Mensch sich weiter entwickeln wird – durch die Evolution des Geistes – dass er lernt, Frieden zu halten.

Ja, es ist wahr: der Weg dahin ist noch sehr weit. Es wird vielleicht noch nicht in fünfzig Jahren sein. Doch es könnte sein, dass es im nächsten Jahrhundert möglich wird.

Es kann möglich werden – wenn es Menschen gibt, die daran glauben und die sich dafür einsetzen, die dafür werben,
die sich nicht dem Gesetz der Macht durch Gewalt unterwerfen.

Wir müssen unseren Geist entwickeln und uns verändern.
Wir müssen Menschen werden, die an die Möglichkeit des Friedens glauben, die sich selbst im Frieden üben.

Dass es möglich ist, diesen schwierigen Weg zu gehen und diesen neuen Gipfel der menschlichen Entwicklung zu erreichen, zeigt mir unser König am Kreuz: Wer einem anderen Gewalt antut, kann sich nicht auf ihn berufen. Denn dieser Mensch hat nichts Unrechtes getan.

In ihm war der Friede Gottes und er hat uns die Macht gegeben, diesen Frieden in uns zu haben. Er hat seinen Geist in uns gelegt.

Werden wir Menschen, die an den Frieden glauben und an die Möglichkeit des Friedens. Und planen wir die Wege, die dahin führen.

Denn so wie Menschen den Krieg planen und vorbereiten, in dem sie Hass und Neid schüren und Waffen bereit stellen –
so muss auch der Friede geplant werden.

Es muss Verständnis für den anderen wachsen und Solidarität und es müssen die Mittel geschaffen werden, die für den Frieden nötig sind: Häuser und Schulen, Nahrung und Wasser, Ärzte und Arbeit.
Das kostet sicher nicht mehr Geld als die Waffen und der Sold der Soldaten und die Zerstörungen die sie bewirken.

Christus ist der König des Friedens. Haben wir keine Angst davor,
sein Volk zu sein, das Volk des Friedens.

07.07.2019:; 14 Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
Das Reich Gottes ist nahe! Wer glaubt denn daran? Ist es nicht vielmehr so:

Es herrscht das Reich der multinationalen Konzerne, die dafür sorgen, dass man in China europäische Autos fährt, in Europa amerikanischen Mais füttert und in Südafrika koreanische Handys benützt.

Ist nicht das Reich der künstlichen Intelligenz bereits im Anmarsch?
wo Computerprogramme zu selbstlernenden Systemen werden und der Mensch sich mit ihrer Hilfe selbst optimieren wird: besser sehen, ein größeres Gedächtnis, längere Lebenszeit.

Ist diese Welt nicht nach wie vor das Reich der Bomben, der Macht, der Gewalt, der Manipulationen und der selbsterfundenen Scheinwahrheiten?

Welches Reich wird kommen?
Das Reich Gottes oder das Reich der stärksten und besten?

Diese Frage ist heute nicht aktueller als zu der Zeit, in der das Lukasevan­gelium entstand, in einer Zeit in der die Römer die Welt beherrschten und man nicht glauben konnte, dass ein anderes Reich kommen könnte.

Wie ist es: Glauben wir, dass das Reich Gottes nahe ist?

Füllen wir das Reich Gottes mit Inhalten, beschreiben wir es;

Im Reich Gottes erhebt der Mensch sich nicht selbst zum höchsten Zweck, sondern er hört auf eine Stimme, die über allen ist: die Stimme Gottes, hörbar im Gewissen eines jeden Menschen. Es ruft uns dazu gerecht zu sein und den Frieden zu erstreben und die Wahrheit zu achten und für die Schwächeren zu sorgen.

Das Reich Gottes ist nahe! Das ist die Zukunft der Menschen.

Wer sich dem verweigert, dem ergeht es wie Sodom – Feuer und Schwefel verbrannten die Stadt – so sagt es das Lukasevangelium:

Das Liebe Schwestern hört sich wie die Androhung von brutalen Strafmaßnahmen an – vor allem weil mit dem Tag des Gerichts – Gottes ‑ gedroht wird – also des endgültigen Gerichts, dem sich keiner entziehen kann.

Doch überlegen wir ganz sachlich:

Die Reiche, in denen die Würde des Menschen mit Füßen getreten wird,
Die Reiche, die Gerechtigkeit nur für die Reichen kennen;
die Reiche, in denen das Recht des Stärkeren regiert,

alle diese Reiche sind irgendwann groß geworden,
sie habe erstaunliche Macht errungen und erstaunliches erfunden.
Sie haben die Welt oft mit Krieg und Tod überzogen –
doch alles diese Reiche sind für den Untergang bestimmt:

Einmal wird ein stärkeres Reich kommen,
einmal wird die Kraft verbraucht sein,
einmal wird der Siegeswille erschlaffen und der Hunger nach Erfolg ‑
dann ist dieses Reich dem Untergang geweiht:
Ob nun durch Pech und Schwefel oder Giftgas und Napalm.

Das Reich Gottes ist immer nahe und ihm gehört die Zukunft:
Wenn Menschen teilen,
wenn Starke die Schwachen schützen,
wenn Ehrlichkeit selbstverständlich ist,
wenn das Wohl des anderen so wichtig ist, wie das eigene.

So – und nur so ‑ haben die Menschen Zukunft,
das ist die Zukunft, die uns Menschen erwartet.

Das Reich Gottes ist uns nahe – wir brauchen nur damit anzufangen.

28.04.2019: 2. Ostersonntag LJ C

Liebe Schwestern und Brüder
Thomas ist der Vertreter derer, die mit eigenen Augen sehen wollen;

Thomas ist auch einer von denen, die es verstanden haben, dass die qualvolle Hinrichtung Jesu als Gotteslästerer und Aufrührer gegen Rom nicht seine Niederlage war. Vielmehr wurde dadurch erst sichtbar, dass Jesus bis zum äußersten geht, um für seine Botschaft des Friedens und der Versöhnung einzustehen.

Thomas kam, in der Gemeinschaft mit den anderen, zum Glauben an Jesus, der von den Wohnungen beim Vater und von der Auferstehung gesprochen hatte. Er sagte zu Jesus: „Mein Herr und mein Gott!“

Liebe Schwestern und Brüder, oft schon haben wir nachgedacht:
Was bedeutet Auferstehung?
Wie können wir sie richtig verstehen?
Wie können wir vermeiden, dass wir dieses Gottesgeschehen mit einem Geschehen verwechseln, das der irdischen Ordnung angehört?
Was haben die Jünger erlebt? Warum sind ihre Auferstehungszeugnisse so unterschiedlich?

Man muss darüber auch immer wieder nachdenken und es wird wieder geschehen.

Lassen Sie uns heute einmal davon ausgehen, dass wir wie Thomas zu Jesus sagen: „Mein Herr und mein Gott!“

„Jesus, du bist mein Herr und mein Gott!“ das machen wir uns zu Eigen, wenn wir im Credo, im Glaubensbekenntnis sprechen: „Ich glaube an Jesus Christus, den Sohn Gottes, unseren Herrn. Er sitzt zur Rechten Gottes des Vaters.“

Es gibt kein Bekenntnis von größerer Bedeutung und Tragweite für sich selbst. Denn mit Gott spreche ich den an, der mich unbedingt angeht, den Höchsten, den Schöpfer des Lebens.

Wenn jemand Gehorsam gebührt, dann allein Gott, denn er schenkte mir das Leben. Nur wenn ich auf Gott höre, nur wenn ich ihn suche, kann ich mich selber finden.

Wenn wir bekennen „Mein Herr und mein Gott!“, dann übereignen wir uns und binden wir uns in einer einmaligen Weise, die nur Gott gegenüber berechtigt ist.

Ein Arbeitsverhältnis ist nur ein Handel: Eine bestimmte Leistung erbringen wir – solange wir wollen – und werden dafür bezahlt. Nur wenn es um die Arbeit geht, kann der Dienstherr über seine Beschäftigten bestimmen.

Eine Freundschaft ist ein großes Geschenk und Freunde sind füreinander da; erst recht Liebespartner: diese Beziehungen umfassen das ganze Leben: Freunde und Liebespartner teilen Freuden und Sorgen, Ängste und Erfolge.

Noch tiefer ab ist die Bindung an Gott: Denn im Gewissen treibt er uns an, wahrhaftige Freunde und in der Liebe treu zu sein.

Mehr noch als Menschen gegenüber, ist all unser Wollen und nicht-Wollen, unser Tun und nicht Tun auf ihn ausgerichtet.
Unser Herr und Gott ‑ der, der uns ergriffen hat und den wir als Gott anerkennen: er hat uns Verstand und Wille, Kraft und Liebe gegeben, damit wir mit diesen, seinen Gaben gut werden und die Erde gut machen.

Nichts können wir aus dieser Verbindung zu Gott herauslassen:
Für das Gute danken wir, das Böse beklagen wir, unsere Fähigkeiten gebrauchen wir – alles tun wir so, dass wir im Einklang mit Gott, mit unserem Herrn leben.

Schwestern und Brüder,
wir dürfen zu Jesus sagen: „mein Herr und mein Gott“.
Wir dürfen uns und unser Leben ihm anvertrauen,
wir dürfen unser ganzes Verhalten nach seinem Vorbild gestalten,
wir dürfen bei allem überlegen und uns fragen: Würde Jesus das gefallen.

Das kostet viel: Selbstüberwindung, Bescheidenheit, Anstrengung,
und es bringt noch mehr: Frieden in uns und untereinander, innere Freiheit, Freude, Segen für unsere Mitmenschen – vor allem aber bringt es uns das Leben und dem Leben immer näher.

24.02.2019: 7. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den liturgischen Texten: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
euch Kirchgängern sage ich:

Wenn dir einer die Vorfahrt nimmt, reg dich nicht auf und schimpf nicht über ihn.

Wenn dir jemand dein Fahrrad klaut, verlang es nicht zurück.

Wenn jemand Gerüchte über dich verbreitet, lobe ihn vor den Leuten.

Wenn dich jemand zur Seite drückt, hilf ihm, dass er besser vorwärts kommt.

Wenn dir jemand Schaden zufügt, versuche ihm zu nützen, wie du kannst.

Kann man sich so etwas sagen lassen?
Es ist nur verständlich, wenn man da einen dicken Hals bekommt –

Wenn ich solche Regeln aufregen, merke ich jedenfalls, dass ich anderer Meinung bin:
Wer mir schadet, der muss mit meinem Widerstand rechnen.
Ich werde mich jedenfalls wehren.

 So weit so gut und so normal.

Andererseits jammern wir über die Zustände in dieser Welt:
Egoismus, Verrohung der Sprache, zunehmende Gewaltbereitschaft,
das finden wir gar nicht gut.

Wir wünschen und Frieden und Gerechtigkeit, Sicherheit und Rücksichtnahme.

 Jesus stellt unser Freund – Feind Schema in einen ganz anderen Horizont:

Wenn ihr Söhne und Töchter des himmlischen Vaters sein wollt,
wenn ihr hofft, dass der Vater euch eure großen und kleinen Gemeinheiten und Unwahrheiten vergibt, und euch die Herrlichkeit des Himmels schenkt –
dann benehmt euch wie Kinder eures Vaters und vergebt denen, die an euch schuldig geworden sind und teilt mit denen, die euch nichts geben können.

Wenn ihr erwartet, dass Gott bei euch Nachsicht zeigt, dann seid selbst nachsichtig.

 Unsere Reflexe der Revanche, der Vergeltung, der Verurteilung
stellt Jesus in einen größeren Horizont:
Er stellt uns vor Augen, dass wir selbst Menschen sind, die Nachsicht und Vergebung und Großzügigkeit brauchen und erhoffen.

Er stellt uns vor Augen, dass wir vor Gott ebenso Sünder sind wie die,
die uns Unrecht tun – und zwar wirklich Unrecht tun.
Nun sieht das schon ein wenig anders aus:

Denk daran, wie oft du dich schon falsch verhalten hast im Verkehr.

Denk daran, wie oft Du Dich vorgedrängt hast.

Denk daran, wer durch dich Schaden erlitten hat.

Denk daran, zu wem du ungerecht warst.

Nun überlege, wie du mit denen Umgehst, die unfreundlich zu dir sind.

Nun überlege dir, ob du das Recht hast, jemand zu verurteilen –
oder ob du dir zugleich selbst das Urteil sprichst.

Willst du Frieden? Dann stell den Frieden her, indem du vergibst.

Wollte ich sie mit meinen Gedanken zur Feindesliebe aufs Glatteis führen.
Beileibe nicht. Was Jesus uns da ans Herz legt, ist eine harte Nuss.
Es läuft unseren Instinkten und Reflexen zuwider. Auch den Meinen.

Aber es gilt auch hier: Es ist besser anzufangen. Auch wenn man es nicht immer schafft. Manchmal ist es gar nicht schwer. Wer leichte Übungen schafft, kann zu schwierigeren übergehn. Es ist der Weg dazu, ein friedfertiger Mensch zu werden, nach dem Vorbild Jesu. Ist das so schlecht?

27.01.2019: 3. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den liturgischen Texten: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
Schon seit vielen Jahren scheint die Unordnung in der Welt zuzunehmen – bestehende Ordnungen werden aufgegeben und gelten nicht mehr.

Hat es mit der Ukraine angefangen – oder mit dem Angriff auf das World Trade Center – oder mit den Kriegen in Tschetschenien und Afghanistan?

Unzählige Menschen erleben, wie ihre Heimat zerstört wird: Trümmerhaufen statt Wohnungen.

Unzählige Menschen erleben Armut und Elend – so sehr, dass sie den Tod fürchten müssen.

Unzählige Menschen werden gefoltert, misshandelt, ihrer Würde beraubt.

Unzählige Menschen erleben auf ihre Weise, was das Volk Israel in Babylon erlebte: Schande, Not, Unterdrückung, Armut, Elend.

Wo ist der Weg aus dieser Spirale des Elends, das die Menschen übereinander bringen? Wo ist der Ausgang?

Liebe Schwestern und Brüder,
sagen wir nicht zu schnell: „Das liegt nicht in unserer Hand!“ Denn wir wissen es nicht, wo der Weg des Friedens und der Versöhnung beginnt? Er kann beginnen an einem Flecken der Welt und unbeachtet von jeder Öffentlichkeit. Es kann sein, dass der Beginn des Weges zum Frieden in keinem Geschichtsbuch verzeichnet wird, Es kann sein, dass er gerade unter uns beginnt – ohne dass wir es merken.

Denn: wie kann es geschehen, dass die Mächtigen plötzlich den Weg des Friedens suchen und Gerechtigkeit schaffen zwischen den Menschen und Völkern?
Die, auf die sie hören, ihre Beraterinnen und deren Freunde und deren Nachbarn und Familien müssen erfüllt sein von der Sehnsucht nach Frieden und Gerechtigkeit: dann werden in dieser Atmosphäre auch die Mächtigen anfangen, Gedanken des Friedens zu denken.

Liebe Schwestern und Brüder,
nach langen Jahren in der Fremde, unterdrückt vom König von Babylon, kehrte das Volk Israel zurück: Ihre Stadt, ihr Tempel lag in Trümmern. Doch sie waren wieder daheim.

Das erste und wichtigste war ihnen; die Weisung des Herrn zu hören, die Thora, ihr Freiheitsgesetz: Und sie waren zu Tränen gerührt, denn sie merkten:
Wenn wir danach handeln, wenn wir auf Gott hören, werden wir Frieden schaffen und Gerechtigkeit üben – und wir werden darin die Gunst unseres Gottes erfahren.

Doch wir sind vergesslich: Immer wieder meinen wir: Ich zuerst.
Immer wieder nehmen wir uns selbst wichtiger als den anderen.
Immer wieder schaffen wir Ungerechtigkeit und Unfrieden.
So entstehen immer neues Elend und Not.

Ihr Elend, ihre Unterdrückung, ihre Schmach deuteten die Israeliten als Strafe Gottes für ihre Sünden. So waren sie in dem Kreislauf von Umkehr und Neuanfang, dem Rückfall in Schuld und Sünde und dem daraus entstehenden Elend gefangen. Und so geht es uns Menschen bis heute.

Außer: wir nehmen die frohe Botschaft Jesu ernst, der die Schriftworte zitiert:
Der Geist des Herrn ruht auf mir, damit ich ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe.
Heute hat sich das Schriftwort erfüllt.

„Das Gnadenjahr des Herrn“ geht nicht mehr zu Ende.
Gott wird nie aufhören, uns den Weg zum Frieden zu führen.
Er wird niemals aufhören, uns in unserem Innersten anzusprechen: „Wähle das Leben!“ Er hat diese Sehnsucht nach Frieden unauslöschlich in uns gelegt.

Vor Gott müssen wir uns nicht fürchten. Im Gegenteil.
Wenn wir auf seinen Geist hören, mit dem wir gesalbt sind,
werden wir zu Ursprungsorten des Friedens:
Arme aus dem Elend befreien,
denen, die in Verstrickungen gefangenen sind, Freiheit bringen;
denen, die nur noch das Böse sehen, die Augen öffnen für Liebe und Barmherzigkeit;
die am Boden liegen und sich aufgegeben haben, aufrichten.

Gott gibt uns die Kraft und sein Wort bringt uns Frieden.
Zeigen wir es allen: Es ist das Gnadenjahr des Herrn.

01.01.19: Neujahr

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Liebe Schwestern und Brüder,
Lukas schreibt: Alle, die es hörten, staunten über die Worte der Hirten:

Ein Engel ist uns erschienen. Er hat uns gesagt, wir sollen uns freuen, weil der Retter der Welt geboren ist. Er hat uns hierher geschickt: zu einem Kind, das in der Krippe liegt.

Wer würde da nicht staunen, wenn er das hört. Vielleicht sogar ungläubig
– denn: wem ist schon einmal ein Engel erschienen.

Ich bleibe an dem Wort „ALLE“ hängen: alle, die es hörten.
Wer sind diese „Alle“ – außer Maria und Josef und die Hirten selbst?

Kamen auf einmal alle zur Krippe, die für Maria und Josef keinen Platz in der Herberge hatten?

Es ist wunderbar, dass diese „Alle“ so unbestimmt sind:
Da kann ich mir die Freiheit nehmen, und mich und sie alle dazu rechnen:

Wir alle staunen über das, was die Hirten uns erzählen.

Wir staunen darüber, dass uns tatsächlich der Messias, der Christus geschenkt wurde. Und wie Maria wollen wir diese Worte bewahren und in unseren Herzen erwägen: wir versenken uns in die Bedeutung dieser Worte für uns selbst, für die Welt, für die Menschen:

Dieses Kind, das damals geboren wurde, ist der Retter der Welt, der Messias, der Christus. Der Frieden bringt und Versöhnung.

Er bringt Frieden,
allen denen, die wir Maria die Botschaft der Hirten hören und ihr glauben.

Allen denen, die auf Jesus hören und ihm glauben.

Allen denen, die mit uns zusammen voll Freude und Dankbarkeit glauben:

dass Gott, unser Vater uns durch Jesus
von der Strafe für unsere Bosheiten befreit hat;
dass er uns mit ihm Auferstehung schenkt und ewiges Leben;
dass er uns in ihm zu einer Familie zusammenführt,
die miteinander glaubt und miteinander teilt.

Jesus hat uns den Frieden gebracht, weil wir seiner Botschaft glauben,
dass Gott barmherzig ist und uns nicht verurteilt,
dass Gott uns seinen Geist gibt, damit wir Frieden schaffen,
dass wir Gottes Kinder sind
und er jedes seiner Kinder von ganzem Herzen liebt.

Liebe Schwestern und Brüder,
es ist gut, dass wir das Kalenderjahr in der Weihnachtszeit beginnen,
erfüllt von der frohen Botschaft der Engel,
voll Staunen über die barmherzige Liebe Gottes,
der in diesem kleinen Jesuskind Mensch wurde, um uns zu befreien.

Froh und voller Staunen können wir das neue Jahr beginnen.
Wir sind gestärkt in dem Glauben, in der Zuversicht,
dass wir Gottes Friede in die Welt bringen können.

Wir sind gestärkt in dem Willen,
die Wunder des Lebens zu lieben und Gott zu lieben, der uns das Leben auf dieser Erde schenkt, um uns einst in sein Licht und seinen vollkommenen Frieden aufzunehmen.

Liebe Schwestern und Brüder,
nehmen wir unsere Berufung an:
Tun wir den Frieden und beten wir um den Frieden:
denn er ist Gabe und Aufgabe zugleich –
so wie Maria dieses Kind gegeben wurde
und sie diese Gabe angenommen hat, um dem HERRN, dem Gott des Friedens zu dienen.