19.10.25: Kirchweih

Einführung: Liebe Schwestern und Brüder
Das Kirchweihfest hat in diesem Jahr für unsere Pfarrgemeinde einen besonderen Aspekt:
unsere Pfarrbücherei und unser Seniorentreff feiern Jubiläum:

90 Jahre und 60 Jahre.

Das heißt, schon wenige Jahre nach der Gründung der Pfarrei hat man sich entschlossen etwas für die Bildung zu tun und eine Pfarrbücherei gegründet.

Und seit 60 Jahren werden einmal im Monat die Seniorinnen und Senioren eingeladen: Sie erleben Gemeinschaft und haben einen Platz, um sich auszutauschen und das bei Kaffee und selbst gebackenen Kuchen.

Das sind zwei wunderbare Aktivitäten. Möglich durch die Einsatzbereitschaft und die Ausdauer so vieler Menschen über die Jahrzehnte hinweg.

Darin erkennen wir auch das Wirken des Heiligen Geistes und wollen diesen Menschen und Gott dafür danken.

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
Wissen Sie, welche Kirchen in Regensburg im 20. Jahrhundert gebaut wurden?

Es geht los mit St. Cäcilia, St. Josef in Reinhausen, St. Anton 1928, Herz Jesu 1930, St. Josef Ziegetsdorf, St. Wolfgang 1940, Mater Dolorosa, St. Albertus Magnus 1963, Herz Marien, St. Bonifaz, St. Paul,
St. Franziskus (2004).

Das sind 12 Pfarrkirchen, die im 20. (21.) Jahrhundert errichtet wurden.

Und die Kirchen waren voll – so erinnern sich die älteren Leute.

In welchen von diesen Kirchen werden in 10 Jahren noch Kinder getauft werden?

Liebe Schwestern und Brüder, mit dieser Frage schauen wir schon ein wenig genauer hin: Die Kirchengebäude sind für die lebendige Kirche gebaut und geweiht. Für die Christen, die darin Gott danken und ihm ihre Bitten und Sorgen sagen.

Liebe Schwestern und Brüder, ich bin der festen Überzeugung, die Welt wird friedlicher und gerechter, wenn mehr Menschen die Botschaft Jesu in sich aufnehmen und glauben.

Der Glaube, dass Gott seine Schöpfung und uns Menschen liebt, ist heilsam und gibt dem Leben einen Sinn: nämlich den, dass Gottes Liebe durch uns wirkt.

Wir Christen sind dafür zuständig, dass Jesu Botschaft die Menschen erreicht und weiterhin seine heilsame Kraft entfaltet.

Und wir alle, also alle, die an Jesus glauben, wir täten ein gutes Werk, wenn wir darüber nachdenken und Pläne schmieden, wie das geschehen könnte. Die Frage können wir aber ganz persönlich stellen:

Wie kann ich meinen Glauben an Gottes Liebe mit anderen Menschen teilen?

Ich weiß, diese Frage ist ungewohnt. Denn dafür waren doch immer die Gemeindereferenten und die Priester zuständig und die wollten sich da auch gar nicht herein reden lassen.

Stimmt: aber das funktioniert nicht mehr.

Die Seelsorger haben tolle Aktivitäten entwickelt und die Gemeinden haben oft mitgezogen und es entstand ein vielfältiges Programm in vielen Gemeinden. Dabei ist viel Gutes gemacht worden und viele haben Gemeinschaft erlebt:

Und doch: dieser Weg geht gerade zu Ende.

Man hat – gerade in den 1980er und 1990er Jahren – gemeint, man müsse wieder Katechismen verfassen, in denen steht, was ein Christ zu glauben hat. Doch der Glaube lebt nicht von Lehrsätzen. Die werden schnell zu leeren Sätzen, die niemandem etwas bedeuten.

Es ist wie mit dem Wasser: Wenn die chemische Formel H2O auf dem Papier steht, wird mein Durst nicht gelöscht. Ich muss das Wasser trinken!

Glauben ist eine Sache des Herzens, der Seele, viel mehr als des Verstandes.

Liebe Schwestern und Brüder,
Herzensbewegungen kann man nicht befehlen, nicht steuern, nicht planen. Ich weiß.

Doch Jesus hat die Herzen vieler Menschen erreicht. Sie haben gemerkt, gespürt, dass durch ihn etwas lebendig wird in ihnen: Kraft und Energie.

All das Gute und Sinnvolle, was zum Kirche-Sein gehört: die Vereine, die Aktivitäten, die Gebäude, der Katechismus, das Eigentum  ‑ All das ist nichts, wenn uns die Liebe zu Jesus fehlt All das darf kein Hindernis dafür werden, dass uns Jesu Botschaft tatsächlich zu Herzen geht, dass sie uns ergreift und verwandelt und prägt.

Wenn das geschieht, wenn das Feuer in uns brennt,
dann kann es jedenfalls andere anlocken.
Es ist ja ein warmes, helles Feuer, ein Feuer das man in sich aufnehmen und nähren kann, so dass man ein Licht ist in dieser Welt.

Allgemeines Gebet

Lektor/in: Jesus, du bist das Feuer, das in uns brennt. Du gibst uns Hoffnung und Mut und Zuversicht. Wir beten zu dir:

Jesus, unser Heiland              L/A: wir beten zu dir

  • Wir beten für die Christen, die sich um eine lebendige Gemeinde bemühen: dass du immer wieder ihr Herz berührst und dass das Gottvertrauen in ihnen lebendig bleibt.
  • Wir beten für die vielen Menschen, die dich, Jesus, kaum noch kennen:
    dass sie dich und deine Botschaft hören und davon ergriffen werden.
  • Wir sehen die vielen armen Menschen, die in unserer Nachbarschaft leben. Wir beten, dass wir Wege finden, ihnen beizustehen.
  • Der Graben zwischen Arm und Reich wird immer größer und die Armen werden immer mehr. Wir beten, dass es unserer Gesellschaft gelingt, den Zusammenhalt wieder zu stärken und dass die Reichen ihre Verantwortung für das Gemeinwohl erfüllen.
  • Wir beten um Frieden: bei uns und überall.

Lektor/in: Himmlischer Vater, du hast Jesus, deinen Sohn zu uns gesandt. Er hat uns deine Liebe spüren lassen. Wir danken dir, jeden Tag unseres Lebens. Bis in Ewigkeit.

29.09.2019: Erntedank und Pfarrfest

Gerade, weil wir in der Stadt leben, wollen wir es auf keinen Fall unterlassen, für die Früchte der Erde zu danken – denen, die dafür arbeiten und die oftmals zu kämpfen haben, dass sie mit ihrer Arbeit auch genug Geld erwirtschaften, um den Betrieb weiterführen zu können.

Natürlich auch dem Urheber der Schöpfung. Aus ihm und durch ihn und auf ihn hin ist die ganze Schöpfung – sagt Paulus im Brief an die christliche Gemeinde in Rom.

Schauen wir nicht nur auf das schöne bunte Gemüse – und schauen wir nicht nur auf die Früchte der Erde,
schauen wir auch auf die Früchte des Glaubens, die vielen wertvollen Erlebnisse und Begegnungen, die der Glaube uns schenkt.

Die Früchte fallen nicht vom Himmel, sie brauchen einen Samen, einen Steckling, der in die Erde gepflanzt, mit Wasser begossen und vom Sonnenlicht zum Wachsen angeregt wird.

So ist es auch mit dem Glauben: Der Samen wurde in uns gelegt: Eltern, Pastoralreferenten, Lehrer, irgendjemand hat uns eingeführt und uns gelehrt, Gott zu danken und zu bitten, dass Gott uns beschützt und dass er uns durch Jesus das ewige Leben schenkt.

Dieser Glaube wächst durch das Wort Gottes, durch die Eucharistie, in der wir Gott danken und durch das persönliche Gebet, in dem wir uns immer wieder mit Gott verbinden und uns für seinen Geist öffnen.

Die Samen, die kleinen Pflänzchen haben die Kraft und den Drang zu wachsen, zu blühen und fruchtbar zu werden. Viele sorgen dafür, dass möglichst viele und möglichst schöne Früchte wachsen:
Düngen, Bewässern, vor Gefahren schützen (Schädlinge, Trockenheit, zu viel Nässe) Hochbinden, rechtzeitig ernten. Es ist eine Wissenschaft und braucht viel Können und Kunst und Kraft, damit die Ernte gelingt.

So ist es auch mit dem Glauben und der christlichen Gemeinde:
Es braucht viel Mühe und Können und Kraft, damit der Glaube Früchte bringt: Wir versuchen, die Welt immer besser zu verstehen und wie wir sie besser gestalten können, wir sehen, wo Menschen Schaden entsteht und wie er verringert oder ganz vermieden werden kann.

Das heutige Erntedankfest zeigt uns, dass sich die Mühe lohnt:
Eine Fülle von verschiedenen Früchten bewundern wir, die Farben und Gerüche und auch die Menge und Größe – über die wir staunen dürfen.

Und so ist es auch mit unserem Glauben in der Gemeinschaft, in unserer Kirche: Es gibt so viele Früchte des Glaubens, über die wir uns freuen können: die Musik und der Gesang, die vom Glauben erzählen,
dass wir Gemeinschaft erleben, dass wir uns an Gott freuen, der bei uns ist und jeden von uns kennt; dass so viele Menschen da sind und aus der Kraft des Glaubens handeln, dass so viele Spenden, damit anderen geholfen wird, und sie wieder für sich selber sorgen können.
Dass Caritas und MISEREOR und Missio und Renovabis unzählige Initiativen und Projekte starten, damit die Welt gerechter wird.
St. Leonhard, die Altenheime, die Sozialstationen – es sind unzählige Früchte, die der Glaube an das Liebesgebot Jesu in den Menschen hervorbringt.

Liebe Schwestern und Brüder,
zunehmend wird es für die Landwirte und Gärtner schwieriger, weil die Umweltbedingungen schlechter werden. Zum Glück geben sie nicht auf, sondern suchen nach neuen Wegen, wie sie weiter für die Früchte der Erde sorgen können.

Auch mit dem Glauben in der Kirche wird es in unseren Tagen nicht leichter. Auch da ist das Klima – zum Teil durch eigene Schuld – vergiftet.
Doch behalten wir die Hoffnung. Streuen wir die Samen aus: den Glauben an Gott, der uns kennt, dessen Kraft in uns ist und der die Menschen und die Schöpfung leitet, so dass wir das Leben finden.
Vertrauen wir darauf, dass es nicht umsonst ist, weil es von Gott kommt.

Die Früchte, die wir sehen können, sollen unsere Hoffnung stärken.

29.04.2018: 5. Sonntag der Osterzeit

Hier geht es zu den liturgischen Texten: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
es gibt Leute mit ausgezeichneten Geschmacksnerven und großer Erfahrung: Wenn sie einen Wein kosten, schmecken sie, aus welcher Traubensorte er gekeltert wurde: Spätburgunder oder Merlot oder Dornfelder.

Jesus macht einen Vergleich: Wir sind die Reben, die – verbunden mit Christus, dem Weinstock – Früchte bringen.
Woran erkennen Menschenkenner, dass wir Christen sind?
Welche Früchte bringen wir, mit welchem Geschmack?

Viele Antworten sind darauf möglich: unsere Kirchenfenster zeigen die Werke der Barmherzigkeit. Der 1 Joh spricht von der Liebe der Jünger zueinander. Johannes XXIII spricht von Frieden, Wahrheit, Gerechtigkeit, Freiheit und Barmherzigkeit. Das sind die christlichen Grundwerte.

Ich möchte den Frieden als eine Frucht des christlichen Handelns heute besonders herausstellen. Der Friede ist uns aufgegeben und geschenkt.

Sehr schwierig ist es, wenn eine Seite keinen Frieden will, sondern die andere Seite bedroht, herabwürdigt, beschuldigt, angreift und demütigt.

In vielen Ländern werden Christen als Minderheit so behandelt – so wie es unseren Glaubensmüttern und –vätern von Anfang an geschah. Was war die Antwort der Christen der ersten Jahrhunderte? Sie lebten ihren Glauben oft im Geheimen, um nicht entdeckt zu werden – und notfalls wählten sie das Martyrium. Manche schworen auch dem Glauben an Christus wieder ab – um ihr Leben zu retten.

In unserem Heimatland sind diese Zeiten längst vergangen. Wir sprechen von den christlichen Wurzeln unserer Gesellschaft und Kultur. Das soll nun wieder demonstriert werden durch das Anbringen von Kreuzen in den Behörden des Freistaats Bayern – laut Verordnung durch das bayerische Kabinett.

Ist das Kreuz das Symbol der kulturellen Identität Bayerns? wie es in dem Beschluss heißt?
Auch die Lederhose ist ein Symbol der bayerischen Identität – ebenso wie die Schützenvereine und die Böllerschüsse.

Das Kreuz ist Symbol unseres Glaubens an Christus, der auferstanden ist für Menschen aus allen Nationen und Völkern. – Das Kreuz behält seine Bedeutung für uns Christen – auch wenn eine Regierung befehlen würde, die Kreuze zu entfernen.

Das Kreuz ist Symbol für Jesus von Nazareth, der der gekommen ist, um die ganze Menschheit mit Gott zu versöhnen.

Die Bedeutung des Kreuzes darf nicht vermindert werden als Symbol der bayerischen Identität. Der bayerische Staat hat sein Wappen als Zeichen seiner Identität und seine Verfassung.

Hat Bayern eine christliche Identität? Ich sehe, dass sich eine große Zahl der Menschen in Bayern und in Deutschland von den christlichen Wurzeln getrennt hat. Viele haben die Verbindung mit dem Weinstock, mit Christus, gekappt oder vernachlässigen sie. (Gebet, Gottesdienst, HL. Schrift) Viele stammen aus den östlichen Bundesländern und waren noch niemals Christen und wollen es nicht sein.

Bringt unser Staat die Früchte, die Christen bringen sollen? Besonders, wenn wir an die Menschen denken, die sich zu uns geflüchtet haben?

Man will sie möglichst schnell wieder aus unserem Land schaffen – zurück nach Bulgarien und Italien und Griechenland, nach Afghanistan und in den Irak und bald auch wieder nach Syrien.
Nicht selten müssen sie dort ihren baldigen gewaltsamen Tod befürchten.

Man fasst sie in Lagern zusammen. Man gibt ihnen kein Geld. Man bietet ihnen keinen Sprachkurs an. Man verbietet ihnen zu arbeiten.
Die Menschen werden tagtäglich bei Nacht und Nebel aus den Betten geholt. Jungen Menschen wird ihr Ausbildungsplatz genommen.
Für Kinder ist der Kontakt zu deutschen Kindern fast unmöglich geworden.
Das Leben wird den Geflüchteten so schwer wie möglich gemacht.

So wenig wie möglich sollen zu uns kommen – gleich, aus welcher Not sie entfliehen und wie sehr sie in Bedrängnis waren.

Dienen wir so dem Frieden? Sind das die Früchte, die der von uns erwartet, dessen Zeichen das Kreuz ist. Seine Arme sind ausgebreitet, um die Menschen zu umfangen – nicht verschränkt, um sie sich fern zu halten.