16.02.2020: 6. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
vieles tun wir so, wie wir es tun, weil der Geist Gottes in uns wirksam ist.
Er ist nicht nur in uns wirksam – aber wir sehen, was der Geist in uns und in anderen Menschen bewirkt.

Wenn wir uns so verhalten, wie es der Geist Gottes in uns wirkt, dann deshalb, dass andere es sehen und sich ebenfalls dem Vater im Himmel anschließen und auf ihn hören.

Das Verhalten, das der Geist bewirkt, beschreibt Jesus weiter in seiner Auslegung der Thora. Es gibt eine auffällige Spannung in der Verkündigung Jesu:
Hier ist er sehr streng: Was er sagt, fordert den Menschen noch mehr als das Freiheitsgesetz des Mose. Und die Strafe, von der Jesus spricht, ist das Gericht Gottes über den Menschen.
Dieser Strenge steht aber Jesu Botschaft der Vergebung und Versöhnung gegenüber: Er spricht den Menschen Vergebung zu und befreit sie von den üblen Geistern, mit denen sie andere und sich selbst plagen.

Jesus spricht davon, wie es im Reich Gottes zugeht:
Im Reich Gottes wird nicht gezürnt und niemand wird als gottloser Narr ausgeschlossen.
Im Reich Gottes wird die Liebe nicht gebrochen und kein Mensch begehrt einen anderen.
Im Reich Gottes wird niemand einen unehrlichen Gedanken haben, mit dem er anderen etwas vormachen will.

Im Reich Gottes darf jeder sein, die Liebe wird nicht gebrochen und die Wahrheit wird geachtet.

Diese Gerechtigkeit ist noch größer als die Gesetze, die Mose in der Tora den Israeliten gegeben hat.

Jesus sagt: Wenn wir diese Gerechtigkeit nicht halten, kommen wir nicht in das Himmelreich. Es stellen sich mir zwei Fragen:

  1. Ist das Verhalten möglich?

Ist es möglich, jeden anderen Menschen als Kind Gottes gelten zu lassen?

Ist es möglich als Mann und Frau zu leben, ohne eine Menschen zu begehren, der zu einem anderen gehört?

Ist es möglich, ehrlich zu sein – kann man ganz ohne Lügen auskommen?

Und 2. frage ich mich:
Will Jesus alle, die mit einer dieser Regeln in Konflikt kommen, aus dem Himmelreich ausschließen? Sagt er dann: Du bist Gott los – du kommst nicht in das Himmelreich?

Ist es nicht vielmehr so, dass ich Jesus nicht verstehe, wenn ich diese Sätze auf Logik und Widerspruchsfreiheit prüfe?

Schwestern und Brüder,
auch wenn selbst die Regeln des Himmelreiches nicht so unerreichbar sind – wir wissen, dass wir sie nicht immer einhalten. Jesus führt uns das klar vor Augen. Und genau deshalb gibt es nur einen Weg, wie wir in das Himmelreich kommen: Die Versöhnung von Gott her, die Vergebung.

Es gibt keine Welt ohne Sünde. Es gibt keinen Menschen, an dem ich noch nicht schuldig geworden wäre. Es gibt keinen Menschen, der mir nicht Liebe schuldig geblieben ist.

Deshalb geht es nur mit Vergebung und Versöhnung, mit Barmherzigkeit und Nachsicht. Unter uns Menschen und von Gott her.

16. Februar 2014: 6. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Schott

Die Gebote halten!
Größere Gerechtigkeit als die Pharisäer.
Nicht zürnen – sondern versöhnen
Nicht nur die Ehe nicht brechen – sondern keine lüsternen Blicke!
Die Ehefrau nicht aus der Ehe entlassen – denn das bedeutet Ehebruch.
Nicht nur keinen Meineid schwören – sondern grundsätzlich wahrhaftig sein.

Schwestern und Brüder, worum geht es Jesus eigentlich in seiner Auslegung des Gesetzes?
Was ist das besondere, das er uns als seinen Jüngern ans Herz legt?
Was ist anders als bei den Pharisäern?
Worin besteht die Gerechtigkeit, die größer sein muss, als die der Schriftgelehrten und der Pharisäer!

Ich fange mit einer falschen Antwort an:
Jesus stellt eben noch viel höhere Ansprüche an uns – als sonst irgendjemand. Nur wer wirklich völlig unschuldig und ohne Hintergedanken lebt, kann in das Himmelreich kommen.

Das kann nicht die Lehre Jesu sein: denn er hat gesagt:
Ich bin gekommen, um zu suchen und zu retten, die verloren sind.
Er hat die Ehebrecherin nicht verurteilt und auch nicht den Zachäus!

Vielleicht wollte Jesus das Gegenteil:
Er hat die moralischen Ansprüche, die Gebote der Schriftgelehrten so auf die Spitze getrieben, dass sie unerreichbar sind:
Dann ist die Botschaft Jesu:
Lasst euch nicht von den Schriftgelehrten und den Pharisäern einreden, nur wer die Gebote hält, käme ins Himmelreich.
Wenn die Gebote der Maßstab sind – das ist dann seine Botschaft – dann hat niemand eine Chance durch ein gerechtes Leben ins Himmelreich zu gelangen.

Ich persönlich glaube, dass dies schon sehr viel mehr das ist, was Jesus verkünden wollte.

Dabei sind seine Beispiele ganz realistisch:
Wer seinem Gegner Unrecht vorwirft und nicht mit ihm Frieden schließen will, muss der nicht hinnehmen, dass er selbst mit seinem Unrecht konfrontiert wird?
Wer sich vom Partner trennt – muss sich der nicht vorwerfen lassen, er liefere ihn dem Ehebruch aus – ganz besonders in der Zeit Jesu, als Frauen ohne Mann kaum überleben konnten?
Wer in den Menschen vor allem ihre erotische Anziehungskraft sucht – ist der nicht mindestens in Gedanken ein Ehebrecher?
Wer Eide schwört, gesteht der nicht ein, dass er ohne Eid vielleicht die Unwahrheit sagen würde und im Herzen eben ein Lügner ist?

Ja! So sind wir Menschen – ganz alltäglich! Und deshalb sollen wir uns davor hüten, die zu verurteilen, die moralische und gesetzliche Regeln übertreten haben.

Soll ich mich empören über Steuerhinterzieher?
Soll ich mich empören, weil es so unermesslich Reiche gibt und daneben so viel Arme?
Habe ich das Recht mich zu empören über Menschen, deren Ehe scheitert, die untreu sind?
darf ich mit dem Finger auf die zeigen, die gelogen haben?

Jesu Botschaft ist deutlich: Wenn Du so leben willst, wie es Gottes Wille entspricht, dann nimm die höchsten und feinsten Ansprüche an dein eigenes Handeln.
Bemühe dich wirklich, wahrhaftig, gerecht, gut und ohne Arglist zu leben.

Doch: da du selbst um deine moralischen Grenzen weißt:
Benütze die Gesetze und moralischen Maßstäbe nicht, um andere zu verurteilen. Sonst trifft dich dein eigenes Urteil – eher als du denkst.