10.11.24: 32. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Einführung: Liebe Schwestern und Brüder
wir sind wieder zusammen. Zum Glück und Gott sei Dank. Wir haben Grund Gott zu danken:
für alles Gute in unserem Leben: Denken wir kurz darüber nach, wofür wir danken wollen in dieser Woche.
Es gibt auch Ereignisse und Erfahrungen, die wir beklagen und auch das dürfen wir: über das Elend klagen. Nach dem Glaubensbekenntnis werden die Klagen zum Bittgebet.

Wir sind aber auch da, um zu hören: die Botschaft des Lebens, die Botschaft, die uns Mut macht, auf dem Weg zu bleiben, den Jesus uns gezeigt hat.

Wir hören auf die hl. Schrift und der Heilige Geist lehrt uns,
daraus Hoffnung und Mut und Halt und Richtung zu schöpfen.

Grüßen wir Christus, unseren Herrn:

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
wir werden gerade Zeugen, wie Regierungen zu Ende gehen. Keine Angst – ich werde nicht politisieren. In meiner Lebenszeit bin ich Zeuge, wie die Zeit der „Volkskirche“ zu Ende gegangen ist. Und wir sind gerade dabei Zeugen zu sein, wie die Zeit der Energiegewinnung aus Erdöl und Erdgas und Kohle zu Ende geht. – Eigentlich ist es eine Selbstverständlichkeit – aber es ist eine menschliche Neigung die Einsicht zu verdrängen:

„Alles geht irgendwann einmal zu Ende“.

Jesus war nach Jerusalem gekommen. Wozu? Weil es nötig war: Er wollte und musste den Autoritäten den Spiegel vorhalten. Er wollte seinen Glauben an Gottes Liebe zu den Menschen den Schriftgelehrten und Hohenpriestern bezeugen, die durch die Erfüllung aller Gesetze Gottes Gunst gewinnen wollten.

Er nahm sich kein Blatt vor den Mund: Er bezichtigte die Schriftgelehrten der Ehrsucht und der Arroganz. Und er warf ihnen sogar vor, den Witwen die Häuser wegzunehmen.

Als seine Jünger den Tempel bewundern, antwortet er: „Kein Stein wird auf dem anderen bleiben“. Als das Evangelium seine endgültige Gestalt bekam, war das tatsächlich bereits geschehen – und die Juden wurden in die ganze Welt zerstreut und hatten von da an bis zur Gründung des modernen Staates Israel im Jahr 1948 keinen eigenen Staat.

Liebe Schwestern und Brüder, kostbare Steine und Verzierungen, Edel­steine, Gold und Silber – haben in den Augen Gottes keinen Wert! 😐

Protz und Prunk – ist nichts und davon bleibt nichts!

Was vor Gott zählt ist der Mensch.
Der Mensch ist für Gott der größte Schatz.

Der Prophet Elija geht deshalb aus Protest zu der heidnischen Witwe von Sarepta, um ihr zu helfen – zum Zeugnis gegen den König Ahab, der sich mit Götzen, mit selbstgemachten Göttern umgibt, anstatt Gott im Mitmenschen und in sich selbst zu suchen.

Wer reich werden will und seine Kraft, seinen Geist und seine Phantasie dafür einsetzt – setzt nicht mehr auf Gott, der die Liebe ist.

Liebe Schwestern und Brüder,
ich kann nicht widersprechen, wenn jemand befürchtet, dass ganz schreckliche Dinge in der Welt und auch bei uns geschehen könnten.
Es ist die Aufgabe der Menschen, das zu vermeiden und den Weg des Friedens zu wählen – hoffentlich wird das Licht des Friedens die Menschen bald wieder mehr anziehen als das Feuer des Hasses und der Aggression.

Aber, liebe Christen,
selbst wenn wir Unheil sehen und erleben und erleiden, selbst wenn unser Wohlstand und unsere Sicherheit zerbrechen, selbst wenn wir selbst in Gefahr kommen und des Lebens nicht mehr sicher sind:

Das wichtigste ‑ das, was uns Halt und Kraft gibt, was uns menschlich bleiben lässt, das tragen wir in uns: in unserem Herzen, in unserer Seele:

Es ist der Glaube, dass die Liebe alles entscheidet und dass die Liebe stärker ist und immer wieder siegen wird und am Ende endgültig siegen wird.

Die Witwe und die Spende, die sie gegeben hat und 
die Witwe, die Elija aufgenommen hat, hatten diesen Schatz in sich.

Gerade weil Sicherheit und Wohlstand so gefährdet sind, wie lange nicht, gerade deshalb ist es höchste Zeit, dass wir uns um so mehr dort verankern, wo wir Halt und Kraft finden:

Im Glauben an die Liebe, die Gott ist und die Gott schenkt und die wir den Mitmenschen schenken können und sollen.

Allgemeines Gebet

Lektorin: Gott ist das Leben und er schenkt Leben. In der Sorge besonders für die bedrohten Menschen und Lebewesen beten wir zu ihm:

  • Wir beten für die Menschen, die sich ängstigen, die verunsichert sind: Dass sie das Vertrauen nicht verlieren-
    Gott, Vater des Lebens –                         A: Wir bitten dich, erhöre uns.
  • Wir beten für die Menschen, die Hunger leiden, besonders in Gaza und Palästina: dass sie die dringend nötige Hilfe erfahren.
    Gott, Vater des Lebens –
  • Wir beten für alle Menschen, die sich für Gerechtigkeit und Recht einsetzen: dass sie stark bleiben und Erfolg haben.
    Gott, Vater des Lebens –
  • Wir beten für unser Land, in dem sich so vieles verändert: dass wir gemeinsam die Herausforderungen annehmen und Lösungen suchen.
    Gott, Vater des Lebens –
  • Wir beten für unsere Pfarreiengemeinschaft und alle christlichen Gemeinden: dass wir einander stärken und Halt geben und beistehen.
    Gott, Vater des Lebens –

Lektor/in: Gott, du bist immer bei uns, dein Geist leitet und. Du bist unsere Zukunft. Wir loben dich allezeit durch Christus, unseren Herrn.

Alle: Amen.

22.09.2019: 25. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
Eines gleich vorweg: der untreue Verwalter ist kein Vorbild: Er handelt unmoralisch, weil er seinen Herrn betrügt. Jesus lobt einzig und allein, dass er klug vorsorgt für den Tag, da er nicht mehr Verwalter ist.

Wenn wir genauso klug sind, dann leben wir so, dass Gott uns in seine ewigen Wohnungen aufnehmen wird, wenn wir einmal nicht mehr auf dieser Welt sind. „Macht euch Freunde, macht euch Gott zum Freund,
mit dem ungerechten Mammon.“

Das liebe Geld! Schwestern und Brüder, das liebe Geld. Man kann nie genug davon haben, sagen manche Leute. Das sagen Leute, die weniger als 1000 € im Monat zur Verfügung haben und das sagen solche, deren Einkommen mehr als 1000 € am Tag beträgt. Nichts weckt die Selbstsucht so wie das Geld und das Streben, es zu vermehren.

Der Prophet Amos klagt die Reichen in Israel mit harschen Worten an: Sie beuten die Armen aus und machen sie zu Leibeigenen. Die Reichen stellen sich über das Recht. Es geht ihnen nur um Vermehrung ihres Reichtums.

Amos sagt: Keine ihrer Taten wird Gott vergessen: Einmal also werden die Ungerechtigkeit und der Frevel als Frevel offenbar werden.

Ganz auf der gleichen Linie liegt das Lukasevangelium: Jesus redet vom schnöden und vom ungerechten Mammon.

Deshalb möchte ich uns heute in Erinnerung rufen, welchen Entwurf von Gesellschaft und Wirtschaftsleben der christliche Glaube entwickelt hat.
Die christliche Sozialethik schlägt vier Grundregeln vor, damit in einer Gesellschaft Gerechtigkeit und Recht erhalten bleiben.

Grundlegend ist das Personprinzip: bei allem wirtschaftlichen und politi-schen Handeln muss das Wohl jeder Person erstrebt werden, auf die sich das Handeln auswirkt. Die Person ist das Ziel des Handelns – sie darf nicht Mittel zum Zweck sein.

Darauf baut das Gemeinwohlprinzip auf:  Das wirtschaftliche und soziale Handeln in einer Gesellschaft soll immer das größtmögliche Wohl für eine größtmögliche Zahl von Menschen zum Ziel haben.

Das Gemeinwohlprinzip und das Personprinzip begrenzen sich gegenseitig, denn niemand darf sein eigenes Wohl über das Gemeinwohl stellen.

Dem widerspricht es ganz und gar, wenn nur wenige Menschen durch Geschick und günstige Gelegenheit einen immer größeren Teil des Bruttosozialprodukts an sich reißen auf Kosten der großen Zahl der Menschen, deren Anteil immer kleiner wird.

Dies offenbaren die Statistiken, denen zu Folge die 10% mit den größten Einkommen über 60 % der gesamten Steuereinnahmen zahlen.
Das kann nur sein, wenn die anderen 90 % der Steuerpflichtigen entsprechend geringe Einkommen haben.

Solche Zahlen machen deutlich, dass das dritte Prinzip, das Solidaritäts-prinzip eklatant missachtet wird. Die Glieder einer Gemeinschaft sind auf Gedeih und Verderb miteinander verbunden. Deshalb ist jeder verpflichtet für andere einzustehen. Die Person ist bestimmt zum Dienst am Ganzen und das Ganze ist bestimmt zum Dienst an der einzelnen Person.

Plakativ gesprochen heißt dies: Eigentum verpflichtet.

Die letzte Grundregel sagt, dass die Gemeinschaft so organisiert sein soll, dass der Einzelne seine Dinge selbstverantwortlich regeln kann.
Die Gemeinschaft unterstützt aber Personen, die durch Krankheit, Unglück oder schlechte Bedingungen dazu nicht fähig ist.

Schwestern und Brüder, das Gemeinwohl, die einzelne Person als Ziel des Handelns, die Solidarität miteinander und nicht zuletzt die Eigenverant­wortlichkeit. – unsere Gesellschaft verwirklicht manches davon.

Doch vieles wird sehr häufig missachtet (in allen Schichten der Gesell­schaft). – Dadurch entsteht Ungleichheit und Ungerechtigkeit. Zuviel davon gefährdet den Frieden und den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft – das können wir zunehmend beobachten.

Sie haben recht: Das hört sich alles sehr kompliziert an. Das Evangelium sagt es viel einfacher:

Ihr könnt nicht beiden dienen: Gott und dem Mammon.