22.09.2019: 25. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
Eines gleich vorweg: der untreue Verwalter ist kein Vorbild: Er handelt unmoralisch, weil er seinen Herrn betrügt. Jesus lobt einzig und allein, dass er klug vorsorgt für den Tag, da er nicht mehr Verwalter ist.

Wenn wir genauso klug sind, dann leben wir so, dass Gott uns in seine ewigen Wohnungen aufnehmen wird, wenn wir einmal nicht mehr auf dieser Welt sind. „Macht euch Freunde, macht euch Gott zum Freund,
mit dem ungerechten Mammon.“

Das liebe Geld! Schwestern und Brüder, das liebe Geld. Man kann nie genug davon haben, sagen manche Leute. Das sagen Leute, die weniger als 1000 € im Monat zur Verfügung haben und das sagen solche, deren Einkommen mehr als 1000 € am Tag beträgt. Nichts weckt die Selbstsucht so wie das Geld und das Streben, es zu vermehren.

Der Prophet Amos klagt die Reichen in Israel mit harschen Worten an: Sie beuten die Armen aus und machen sie zu Leibeigenen. Die Reichen stellen sich über das Recht. Es geht ihnen nur um Vermehrung ihres Reichtums.

Amos sagt: Keine ihrer Taten wird Gott vergessen: Einmal also werden die Ungerechtigkeit und der Frevel als Frevel offenbar werden.

Ganz auf der gleichen Linie liegt das Lukasevangelium: Jesus redet vom schnöden und vom ungerechten Mammon.

Deshalb möchte ich uns heute in Erinnerung rufen, welchen Entwurf von Gesellschaft und Wirtschaftsleben der christliche Glaube entwickelt hat.
Die christliche Sozialethik schlägt vier Grundregeln vor, damit in einer Gesellschaft Gerechtigkeit und Recht erhalten bleiben.

Grundlegend ist das Personprinzip: bei allem wirtschaftlichen und politi-schen Handeln muss das Wohl jeder Person erstrebt werden, auf die sich das Handeln auswirkt. Die Person ist das Ziel des Handelns – sie darf nicht Mittel zum Zweck sein.

Darauf baut das Gemeinwohlprinzip auf:  Das wirtschaftliche und soziale Handeln in einer Gesellschaft soll immer das größtmögliche Wohl für eine größtmögliche Zahl von Menschen zum Ziel haben.

Das Gemeinwohlprinzip und das Personprinzip begrenzen sich gegenseitig, denn niemand darf sein eigenes Wohl über das Gemeinwohl stellen.

Dem widerspricht es ganz und gar, wenn nur wenige Menschen durch Geschick und günstige Gelegenheit einen immer größeren Teil des Bruttosozialprodukts an sich reißen auf Kosten der großen Zahl der Menschen, deren Anteil immer kleiner wird.

Dies offenbaren die Statistiken, denen zu Folge die 10% mit den größten Einkommen über 60 % der gesamten Steuereinnahmen zahlen.
Das kann nur sein, wenn die anderen 90 % der Steuerpflichtigen entsprechend geringe Einkommen haben.

Solche Zahlen machen deutlich, dass das dritte Prinzip, das Solidaritäts-prinzip eklatant missachtet wird. Die Glieder einer Gemeinschaft sind auf Gedeih und Verderb miteinander verbunden. Deshalb ist jeder verpflichtet für andere einzustehen. Die Person ist bestimmt zum Dienst am Ganzen und das Ganze ist bestimmt zum Dienst an der einzelnen Person.

Plakativ gesprochen heißt dies: Eigentum verpflichtet.

Die letzte Grundregel sagt, dass die Gemeinschaft so organisiert sein soll, dass der Einzelne seine Dinge selbstverantwortlich regeln kann.
Die Gemeinschaft unterstützt aber Personen, die durch Krankheit, Unglück oder schlechte Bedingungen dazu nicht fähig ist.

Schwestern und Brüder, das Gemeinwohl, die einzelne Person als Ziel des Handelns, die Solidarität miteinander und nicht zuletzt die Eigenverant­wortlichkeit. – unsere Gesellschaft verwirklicht manches davon.

Doch vieles wird sehr häufig missachtet (in allen Schichten der Gesell­schaft). – Dadurch entsteht Ungleichheit und Ungerechtigkeit. Zuviel davon gefährdet den Frieden und den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft – das können wir zunehmend beobachten.

Sie haben recht: Das hört sich alles sehr kompliziert an. Das Evangelium sagt es viel einfacher:

Ihr könnt nicht beiden dienen: Gott und dem Mammon.

01.10.2017: Erntedank

Lesungen:
1. Lsg: Joel 2,18-24  – 2. Lesung kol 3,15 – 17 – Lk 12,15-21

Liebe Schwestern und Brüder,
Das Pfarrfest am letzten Sonntag war sehr gut gelungen und ich danke allen, die daran mitgewirkt haben –

Das danken gehört einfach dazu. Wenn ich danke, möchte ich die Mühe anerkennen, die sich alle freiwillig gemacht haben. Ich möchte sie stärken und sie loben und darin bestätigen.

Ja, wir helfen zusammen, wir haben die Kenntnisse und die Fähigkeiten, uns ist das gemeinsame Werk gelungen. Wem sollen wir unsere Dankbarkeit zeigen, da wir uns über den Erfolg freuen können?

„Guter Gott, danke, dass alles so gut gelungen ist.“ – drängt es mich zu beten. „Danke für die Menschen, die gekommen sind, danke für das Engagement der Aktiven, danke, dass sich niemand wehgetan hat.“

Wir danken, liebe Schwestern und Brüder, weil wir einsehen und zugeben, dass unserem Tun, unserer Leistung etwas vorausliegt, aus dem wir schöpfen können: das Leben der Schöpfung, unser Leben in der Schöpfung, unser Miteinander als Menschen.

Wofür kann ich dankbar sein?
Was ist alles gut in meinem Leben?
Soviel Gutes durfte ich schon erleben und genießen!

Wir möchten uns gerne einreden, das alles sei unsere Leistung und unser Verdienst? Doch: wenn wir die Hände in den Schoß legen würden, wenn wir zu bequem wären, uns Mühe zu geben beim Arbeiten, beim Lernen, …

In Wahrheit würden wir uns dadurch dem Leben, das uns geschenkt ist, verweigern. Wir würden Gottes Gaben ausschlagen!

Wir würden uns dem Auftrag verweigern, diese Erde zu bebauen und zu behüten.

Schwestern und Brüder, das ist eine wohltuende Spannung, auf die wir bei diesen Gedanken stoßen: Die Spannung zwischen Gabe und Aufgabe:
Jedes Geschenk, die Schöpfung, unser Leben, unser Körper und seine Kräfte, unser Verstand und seine Fähigkeit die Schöpfung zu verstehen – alles das ist uns gegeben und es ist uns aufgegeben, damit dem Leben, also Gott zu dienen.

Wenn etwas Gutes entstanden ist, dürfen wir uns freuen und es drängt uns zugleich dafür zu danken.

Die Früchte der Erde, die seit Wochen geerntet werden, die Beeren und das Obst, das Getreide und das Gemüse machen es uns besonders leicht –  egal, ob es mehr oder weniger ist als in den letzten Jahren.
Wir danken für das, was wir ernten konnten – es ist den Dank wert.

Davon können wir unseren Hunger stillen und mehr – wir können genießen und schlemmen, denn wir haben im Überfluss.

Wohin mit all diesen guten Gaben?
Was tun mit dem, was unseren Hunger übersteigt?
Wohin auch mit dem Geld, das mehr ist als wir brauchen, um das tägliche Leben zu bestreiten?

Ja, natürlich: Wem viel gegeben ist, dem ist auch viel aufgegeben:

Das ist das Fundament der Bundesrepublik, die 1949 gegründet wurde.
Es gehört zu unserem Leben, dass manche mehr Glück und Erfolg haben, als andere. Sie dürfen mehr haben und besitzen. Doch es gehört dazu, dass sie die Augen nicht vor denen, die nicht so viel Glück und Erfolg haben.
Starke Schultern haben eine größere Verantwortung für das Gemeinwohl.
Dieses Bewusstsein droht zu verschwinden. Viele empfinden fast Ekel vor dem Wort Steuern. Die Menschen aller Einkommensschichten streben heute danach, möglichst viel für sich selbst herauszuholen und sind in Gefahr ihre Verantwortung für das Gemeinwohl zu übersehen.

Es ist uns aufgegeben, den Überfluss zu teilen, mit denen die Mangel leiden. Es gibt Hungersnöte in Afrika. In manchen Gegenden hat es seit Jahren nicht mehr geregnet.

Es gibt die Menschen, deren Ernte durch Unwetter zerstört ist. Sogar deren Felder sind zerstört, so dass sie auch im kommenden Jahr nichts werden ernten können.

Es gibt die Menschen in unserem Land, die kaum das Nötigste zum Leben haben.

Wir sollen es anders machen, als das schlechte Beispiel in der Gleichnisgeschichte: Da wir nichts mitnehmen können in das Leben, das uns nach dem Tod erwartet, sollten wir gerne und mit Freude unseren Wohlstand teilen.