30.11.25: 1. Adventsonntag

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Einführung: Die Kirche – also wir – beginnt das neue Kirchen­jahr mit der Vorbereitungszeit auf das Fest der Geburt Jesu in Betlehem. Der Adventkranz zählt nicht nur die Sonntage und Wochen – der Adventkranz versetzt uns auch in die besondere Stimmung des Weihnachtsfestes.
Das Licht wird immer heller. Bis schließlich das Licht der Welt selbst in die Welt kommt.

Grüßen wir Christus, das Licht der Welt

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
der Torwart muss sehr aufmerksam sein. In jedem Augenblick kann sein eigenes Tor angegriffen werden und der Ball darin landen. Wenn er nicht wachsam ist, ist ein Spiel leicht verloren.

Ihnen fallen sicher noch viele andere Beispiele ein, wo es wichtig ist, ständig wachsam zu sein: Fahrt auf der Autobahn, Wanderung im Gebirge. Ja selbst beim Karpfenessen muss man dauernd aufpassen, dass man keine Gräte verschluckt.

Vom Evangelium werden wir heute ebenfalls aufgerufen wachsam zu sein!

Wir sollen bereit sein für den entscheidenden Augenblick. Das Evangelium erzählt von Menschen, die genau das Gleiche tun – gemeinsam sogar – und doch werden sie getrennt: Der eine wird mitgenommen, der andere dagelassen – aber keiner von beiden weiß im Voraus, ob er dabei ist – oder der andere.

Das ist unsere Lebenserfahrung:
Einer gewinnt beim Lotto – der andere nicht.
Der eine bekommt Krebs – der andere nicht.
Bei einem hilft die Therapie – beim anderen nicht.
Warum?? – das kann niemand beantworten.

Gerade deshalb sollen wir bereit sein. Weil wir es ja nicht wissen, wann und ob etwas eintrifft oder nicht – wann und wie wir in die Ewigkeit Gottes gerufen werden. Fest steht nur: Es wird einmal sein.

Wenn es soweit ist, sollen wir bereit sein. Wann sind wir bereit?: Wenn unsere Gesinnung, unsere ganze Lebenshaltung, unser Tun und Streben, von Jesus geprägt und ihm ähnlich ist.

Wenn wir anfangen, es nicht mehr so genau zu nehmen, und uns damit beruhigen, dass Gott ja verzeiht. Wenn wir uns so in falscher Sicherheit wiegen und dem Neid, dem Geiz und dem Streit Raum geben, dann sind wir nicht wachsam, sondern sind schläfrig geworden, dann sind wir nicht mehr bereit.

Ich verbinde diesen Gedanken von der Wachsamkeit mit dem Abschnitt aus dem Buch Jesaja. Was für ein wunderbarer Text:

Wenn der Gott Jakobs, also der Vater Jesu und unser aller Vater,
Recht schafft und Menschen überall auf der Welt seine Weisung annehmen – 

dann werden die Menschen Schwerter zu Pflugscharen umschmieden und ihre Lanzen zu Winzermessern!

In diesen Monaten und Jahren wird uns gepredigt, das Umgekehrte sei nötig:
Statt Pflugscharen sollen wir Schwerter schmieden,
statt umweltfreundliche Energie zu erzeugen, sollen wir Panzer kaufen;
statt für die Bildung der Jugend zu sorgen, sollen wir Raketen und Kampfjets finanzieren.

Man muss sich natürlich überlegen, was man tut, um sich zu schützen.
Aber geben wir darauf acht, dass wir über all dem nicht schläfrig werden und vergessen, was Jesu Botschaft ist:

Betet für die, die euch verfolgen. Tut Gutes denen, die euch hassen.

Wenn wir überlegen, was der richtige Weg ist, sollten wir daran denken, was das Ziel ist: Frieden und Gerechtigkeit.

Wie können wir den Frieden in Europa und der Welt mehren?
Wie können wir die Welt und unser Land gerechter machen?

Angst, Neid, Geiz, Hass und Feindseligkeit führen nicht dahin!

Durch Zuversicht, Vertrauen, Nachsicht und Geduld und die Bereitschaft zum Teilen gewinnen wir das Herz des anderen und den Frieden.

Allgemeines Gebet

Lektor/in: Himmlischer Vater, durch deinen Sohn mahnst du uns, wachsam zu bleiben und auf dem Weg zu bleiben, den er uns zeigt. Wir sind immer in Gefahr, von diesem Weg abzuweichen. Deshalb beten wir:

König des Himmels            L/A: Bleibe bei uns und stärke uns.

  • Wir beten für die vielen Menschen, die sich täglich darum bemühen, gute Menschen zu sein und das Rechte zu tun.
  • Wir beten für die Menschen, die von Ängsten gequält werden.
  • Wir beten für die Menschen, die gerne mit anderen teilen und für Menschen in Not spenden.
  • Wir beten für die Menschen, die durch die Klimaveränderun­gen großen Schaden leiden.
  • Wir beten für uns und alle Christen, die sich wieder auf das Fest der Geburt Jesu einstimmen und sich bereit machen, das Licht der Welt aufzunehmen.
  • Wir beten für die Menschen, die gleichgültig dahinleben und sich nur um sich selbst Sorgen machen.

Lektor/in: Vater im Himmel, wir danken dir für das Licht des Glaubens, in dem wir die Welt und das Leben betrachten. Lass uns die Wiege finden, diese Welt immer besser zu machen. Darum bitten wir dich durch Jesus Christus, der bei uns ist und bleibt in Ewigkeit. Amen.

03.08.25: 18. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Einführung:

Liebe Schwestern und Brüder,
immer wieder wird von den Werten unserer Gesellschaft gesprochen.
Was sind die höchsten Werte? Meine höchsten Werte?

Das ist eine überaus moralische Frage.
Denn meine/ihre Werte bestimmen auch mein/ihr Handeln.

An Welcher Stelle steht „mir soll es gut gehen“?
An welcher Stelle steht: „ich will gut sein“?
An welcher Stelle steht: „ich will liebevoll sein“?

Jetzt begegnet uns unser höchster Wert: Gott, von dem wir das Leben empfangen und zu dem unser Leben hinführt.

Grüßen wir Jesus, unseren Christus, der uns mit Gott versöhnt.

Jesus, Bruder der Menschen.
Jesus, Messias Gottes.
Jesus, du unser Friede

Ansprache:

Liebe Schwestern und Brüder,
Gibt es auf der Erde Gerechtigkeit?

Bevor ich mit „ja“ oder „nein“ antworte, frage ich:
Was ist gerecht und Gerechtigkeit?

In der Gesellschaft sollte Gerechtigkeit herrschen. In dem Sinn ist Gerechtigkeit ein wünschenswerter Zustand und eine moralische Forderung.

Zugleich sollte jeder einzelne sich bemühen, gerecht zu handeln und zu urteilen.

Sie haben recht: ich sollte jetzt keine langatmige Überlegung über das Wesen der Gerechtigkeit anstellen. Das wäre nicht angemessen und damit ungerecht.

Gerecht ist, wenn alle Menschen gleich behandelt werden – unabhängig von Geschlecht, Religion, Bildung, pol. Einstellung, und Vermögen.

Gerecht ist, wenn die verfügbaren Güter gerecht verteilt werden:
Wer sich anstrengt, wer besondere Fähigkeiten hat oder große Verantwortung trägt, darf ruhig ein bisschen mehr bekommen,
aber der Unterschied darf nicht zu groß werden.

Der Gründer der Carl Zeiss Stiftung Dr. Ernst Abbe hat 1896 (!) zum Beispiel bestimmt, dass das höchste Gehalt in der Stiftung nicht mehr als das 10fache des Durchschnittsgehalts aller Beschäftigten sein darf.

Man stelle sich vor, wir würden das auf heute übertragen!!!!

Gibt es also auf der Erde Gerechtigkeit?

Die Antwort kann nur heißen: Mehr oder weniger!

Außer in einem Fall:
Niemand – wirklich niemand – konnte entscheiden, dass er geboren wird.

Und: Alle – wirklich alle – müssen einmal sterben.

Liebe Schwestern und Brüder;
die heutigen drei Lesungen handeln von dieser Gerechtigkeit.

Pauls mahnt:
Alle möglichen Leidenschaften und Süchte und die Habsucht –
sind wertlos und sinnlos, wenn man daran denkt, welches Leben wir nach dem Tod erhoffen.

Werden wir uns bewusst, dass das Totenhemd keine Taschen hat und dass niemand Geld und Immobilien und andere Schätze mit in das Jenseits nehmen kann.

Dieses Bewusstsein wird uns zum Nachdenken bringen, wonach wir streben wollen und was wir als unsere größten Wert wählen.

Wonach will ich in meinem Leben streben?

Paulus drückt mit diesen Worten aus:
Richtet euch danach aus, dass ihr bei Christus in Gottes Herrlichkeit sein werdet.

Ein weiser Mensch hat dafür diese Worte gefunden:

Lebe stets so, wie du bei deinem Tod wünschen wirst,
gelebt zu haben.

Allgemeines Gebet

Lektor/in: Wir sind dankbar für das Leben und wir hoffen auf das kommende Leben in Gottes Herrlichkeit. Wir beten:

Gott, du Ziel unseres Lebens     L/A Sei uns nahe und führe uns

  • Gott, manche Menschen leben hauptsächlich dafür, dass es ihnen selbst gut geht. Weite ihren Blick, dass sie auch an das Wohl der Mitmenschen denken.

Gott, du Ziel unseres Lebens   A Sei uns nahe und führe uns

  • Gott viele Menschen setzen sich in den Gewerkschaften für die Gerechtigkeit in unserer Gesellschaft ein. Wir beten, dass ihre Arbeit wirksamist.

Gott, du Ziel unseres Lebens   A Sei uns nahe und führe uns

  • Gott, dir ist jeder Mensch gleich wertvoll und wichtig.
    Wir beten, dass die Würde aller Menschen geachtet wird – besonders der Ärmsten.

Gott, du Ziel unseres Lebens   A Sei uns nahe und führe uns

  • Gott wir beten für die Menschen in Palästina und Israel und für alle Krieg führenden Länder: dass sie den Fluch der Feindschaft besiegen und den Segen des Friedens genießen.

Gott, du Ziel unseres Lebens   A Sei uns nahe und führe uns

Lektor/in: Gott, du bist eins mit dir selbst. In dir ist keine Spaltung. Hilf uns durch deinen Geist immer mehr zu werden, was wir schon immer sind: dein Ebenbild. Amen.

23.03.25: 3. Fastensonntag

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Einführung:

Liebe Schwestern und Brüder!
in unserer Gesellschaft wird fast alles der Freiheit des Einzelnen untergeordnet. Das ist ein großer Schatz.
Ich muss nichts befürchten, egal welche Meinung ich vertrete oder wie ich mein Leben gestalte. Die Grenze ist einzig, dass ich niemanden anderen bedrohe oder Schaden zufüge.

Manche schimpfen allerdings, die Meinungsfreiheit sei bedroht – nur deshalb, weil sie Widerspruch bekommen. Wer keinen Widerspruch ertragen möchte – der will nicht Meinungsfreiheit, sondern dass nur noch seine Meinung zählt.

Freiheit ist etwas viel Größeres: Es ist die Freiheit Gutes zu tun. Es ist die Freiheit, Schönes zu gestalten.
Freiheit ist die Möglichkeit etwas bewirken zu können.
Gott hat uns die Freiheit gegeben, sein Reich in dieser Welt aufzubauen.

Ansprache:

Liebe Schwestern und Brüder,
das kann ich nicht von mir sagen: „Ich bin der ich bin“ ‑
es stimmt zwar, dass die Persönlichkeit sich mit zunehmenden Alter nicht mehr so schnell verändert; es stimmt, dass der Zugewinn an Einsicht und Verständnis in jüngeren Jahren viel schneller ist – aber:
Ich bin nicht mehr der, der ich war und ich bin noch nicht der, der ich sein werde. Ich verändere mich.

Mose aber hört die Stimme dessen, der von sich sagt:
„Ich bin, der ich bin.“

Dieser Ich bin ruft in die Freiheit, heraus aus der Sklaverei – „jetzt bin ich raus“, denken sie? „weil ich frei bin und nicht versklavt!“

Bleiben in Gedanken noch ein wenig bei mir: so frei, wie wir manchmal meinen, sind wir gar nicht. Wir stecken in mancherlei Zwängen und unser Denken ist geprägt und wird täglich beeinflusst und wenn wir nicht sehr aufpassen auch manipuliert. Unsere Grundüberzeugungen haben wir von unseren Eltern und Vorbildern übernommen und vielleicht ein wenig verändert.

Nicht alle Grundüberzeugungen sind segensreich: „Hast du was, dann bist du was!“ „Es geht immer ums Geld!“ „Lass Dir nichts gefallen!“ „Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm!“

In solchen Grundüberzeugungen ist schon eine Wahrheit – aber sie legen den anderen fest, sie verschließen den Blick auf die Mitmenschlichkeit.

Eine solche Grundüberzeugung ist unser Verständnis von Gerechtigkeit:
Wer brav ist, soll belohnt werden. Dem soll es gut gehen! Und Gott soll für Gerechtigkeit auf der Welt sorgen und zwar nach unserem Maßstab.

Aber: das ist nicht seine Aufgabe. Das ist nicht sein Wesen.

Gottes Gerechtigkeit besteht nicht im Belohnen und Bestrafen.
Gottes Gerechtigkeit besteht darin, dass ihm jedes Geschöpf ein unendlicher Schatz ist, der nicht verloren gehen darf.

Wie sehr wir in unserem Gerechtigkeitsdenken gefangen sind, merke ich oft:

Wenn jemand krank geworden ist, fragen wir: Wie hat er gelebt?
Er war zu dick. Er hat zu viel getrunken. Und: er ist ja schon alt.

Wenn keine solchen Gründe zutreffen, dann sagen wir:
Wie kann Gott das zulassen?

Jesus befreit uns aus diesem Gefängnis und erklärt uns: Weder die Opfer einer Gräueltat, noch die Opfer eines Unglücks, noch die Opfer einer heimtückischen Krankheit sind schuld.
Letztlich sind sie gestorben, wie jedes Lebewesen in dieser Welt sterben wird.  – Wir würden uns wünschen, dass sie nicht auf solche Weise gestorben wären und nicht so früh. Und damit liegen wir richtig.

Und weiter sagt Jesus: Wenn ihr schon dieses Schicksal mit der Schuld und der Sünde in Verbindung bringt, dann bitte nur so:

Da ihr alle wisst, dass ihr sterben werdet, begreift eure Lebenszeit als die Zeit, die ihr habt, um gute Früchte zu bringen:

Welche guten Früchte?

Eigentlich müsste ich Das nicht erklären, weil sie es selber wissen:

Wenn sie das Vertrauen eines Menschen stärken,
wenn sie das Verständnis füreinander wecken,
wenn sie einem Menschen zur Hoffnung anstiften,
wenn sie den Zorn eines Menschen aushalten, so dass er sich beruhigt
und natürlich: wenn sie einem Menschen aus seiner Not, aus seiner misslichen Lage oder sonst irgendwie helfen
und wenn Sie trotz aller Beschwernis darauf vertrauen, das Gott bei ihnen und in ihnen ist ‑ 

Dann haben sie gute Früchte gebracht.

Jesus ist der Gärtner. Er hat dafür gesorgt, dass wir Früchte, gute Früchte bringen können. Nützen wir die Zeit, die uns gegeben ist.

Allgemeines Gebet

Lektor/in: Himmlischer Vater, du rufst uns zur Freiheit, damit wir nicht Sklaven der dunklen Kräfte werden. Wir beten zu Dir:

L/A: Herr und Gott, wir beten zu dir:

  • Wir beten für die Regierungen der Supermächte: dass sie sich bekehren und dem Frieden und der Gerechtigkeit unter den Völkern dienen.
  • Wir beten für alle Menschen, die unterdrückt werden und für die, die wegen ihrer Armut ihr Leben nicht frei gestalten können:
    dass sie Wege in die Freiheit finden.
  • Wir beten für alle Menschen, über die schlechte Gerüchte verbreitet werden: dass sie Gerechtigkeit erfahren und sich nicht zermürben lassen.
  • Wir beten für alle Menschen: dass sie Gedanken des Friedens denken und nicht des Verderbens.

Lektor/in: Heiliger Vater, du stärkst in uns die Liebe zur Freiheit und zur Gerechtigkeit. Wir loben dich durch Christus, unseren Herrn. Amen.

17.12.23: 3. Adventsonntag

Einführung
Worüber habe ich mich gefreut? Was macht mir Freude?
Wenn Kinder spielen? Wenn Barbarazweige aufgehen?
Wenn Christrosen blühen?
Wenn ich mich mit Freunden treffe?
Vielleicht sogar, wenn ich am Sonntag zur Messfeier komme?

Den Dank für all das, was uns Freude macht bringen wir mit in diese Messfeier. Und grüßen Christus, unseren Heiland und Herrn:

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
wie ein Bräutigam sich festlich kleidet und eine Braut ihren Schmuck anlegt;
und noch besser: wie die Erde ihr Gewächs hervorbringt und das Feld seine Saat sprießen lässt!

Diese Vergleiche haben eines gemeinsam:
sie beschreiben etwas, das untrennbar zusammengehört: Kein Bräutigam wird in zerrissenen Hosen zur Hochzeit erscheinen und im Garten geht auf, was gesät wurde.

So lässt Gott, der Herr, Gerechtigkeit sprießen!
Wo Gott ist, wächst Gerechtigkeit!

Wenn Menschen auf Gott hören, üben sie Gerechtigkeit,
wenn Menschen auf Gott hören,
werden die Armen aus der Armut geführt,
und die gebrochenen Herzen geheilt;
dann werden die Gefangenen frei gelassen und die Gefesselten befreit.

Tatsächlich denke ich:
wenn wir diese Worte mit unserem Leben vergleichen,
können wir sagen: auch wenn wir nicht voll und ganz verwirklichen, was da beschrieben ist: wir gehen in diese Richtung.
Wir versuchen durch Spenden mitzuhelfen, die Armut zu bekämpfen;
Wir hören zu, wenn jemand seine Not erzählt und leisten Beistand;
Wir schreiben niemanden ab, sondern sind offen dafür, dass Verständnis wächst.

Wir haben tatsächlich Grund zur Freude, dass wir durch den Glauben an Jesus diese Art oder diese Kunst zu leben gefunden haben.

Dadurch wird unser Leben hell: wir tappen nicht im Dunkeln der Ratlosigkeit und der Borniertheit. Wir haben eine Ahnung davon, wozu wir leben und wozu diese Erde geschaffen ist:

Wir leben, damit wir diese Erde zu einem Ort der Mitmenschlichkeit machen, zu einem Ort des Friedens und der Gerechtigkeit.

Johannes der Täufer hat über das Licht gesprochen, das alle Menschen erleuchtet: Er hat damals die Menschen aufgerufen und sein Ruf gilt uns heute genauso: „Begradigt den Weg für den Herrn!“

Er soll geradewegs kommen können, möglichst bald – weil:
jede Verzögerung ist verlorene Zeit. Die Freude über sein Kommen wird so groß sein, dass man es kaum erwarten kann.

Er wird nicht mit Wasser taufen:
Wasser ist kostbar: Es reinigt uns, wir leben vom Wasser.

Doch der Herr, den Johannes angekündigt hat,
tauft mit etwas anderem:

Johannes sagte: „Ich bin ich es nicht wert, ihm die Schuhe aufzuschnüren.

Eindrücklicher kann man nicht, die Größe des anderen betonen.

Doch, liebe Schwestern und Brüder,
Johannes durfte auf Jesus hinweisen und ihm den Weg bereiten.

Das dürfen wir auch!

Und er hat uns für gewürdigt, dass wir ihm folgen, dass wir an seinem Tisch sitzen und mit ihm Mahl halten dürfen.

Amen.

Fürbitten

Lektorin: Wir haben Gottes Geist empfangen. Von ihm geleitet beten wir:

  • Wir beten für die Volker der Erde: Um Regierungen, die den Frieden und die Wohlfahrt für die Menschen in ihrem Land suchen. Großer und heiliger Gott
  • Wir beten für die Kinder und Jugendlichen, die sich schwertun, ihre Begabungen und Fähigkeiten zu entwickeln: dass sie die Unterstützung und Motivierung finden, die sie brauchen. Großer und heiliger Gott
  • Wir beten für die Menschen, die darauf hoffen, dass Krieg und Gewalt und Terror ein Ende nehmen: dass sie beharrlich sind und das Vertrauen in die Kraft der Liebe wächst.
    Großer und heiliger Gott
  • Wir beten für die Menschen, die alleine Leben: dass sie Verbundenheit und Wohlwollen erfahren.
    Großer und heiliger Gott
  • Wir beten für die Menschen, die Verschwörungstheorien Glauben schenken und geheime Mächte am Werk sehen: dass sie frei bleiben im Denken und deinem machtvollen Wirken Raum geben. Großer und heiliger Gott
  • Wir beten für deine Kirche: um Bischöfe, die das Volk Gottes leiten und auf die Stimme des Heiligen Geistes in den Glaubenden hören. Großer und heiliger Gott

Lektorin: Guter Gott, wir preisen dich für Jesus deinen Sohn, der von Maria geboren wurde und uns den Glauben an deine Liebe lehrte. Amen.

01.05.23: 1. Mai Patrona Bavaria

Evangelium: Johannes 2,1-11 (Hochzeit zu Kanaan)

Einführung:
Maria, Schutzfrau Bayerns. Vor Unheil schützen und bewahren:
Vor Krieg, vor Bürgerkrieg, vor Armut und Hungersnot,
Erweitern wir die Anliegen:
Dass wir nicht zu Egoisten werden, dass wir unsere Verantwortung erfüllen, dass wir bereit sind zum Teilen, dass wir Not leidenden helfen,
Dass wir den Weg nicht verlassen, auf den Jesus uns gerufen hat und führt.

Ansprache:
Diese Hochzeitsgeschichte auszulegen ist hochinteressant und vielfältig. So beginnt Jesus im Johannesevangelium sein öffentliches Wirken nach seiner Taufe durch Johannes.
Von großer Bedeutung ist das Ziel der Geschichte, zu der alles hinführt:
„Er offenbarte seine Herrlichkeit und seine Jünger glaubten an ihn.“

Im Mk. Ev. sind die ersten Sätze Jesu nach seiner Taufe im Jordan:
Die Zeit ist erfüllt! Das Reich Gottes ist nahe.
Das Joh.Ev. drückt die gleiche Botschaft mit dieser Wundergeschich­te aus.

Herausgreifen möchte ich heute, was Maria zu den Dienern sagt:
„Was er euch sagt, das tut!“ Sie füllten die Krüge bis zum Rand mit Wasser. Geschöpft wurde bester Wein.

Es stimmt, wir können nur mit unseren begrenzten, menschlichen Kräften Gutes tun. Aber wenigstens das, sollten wir!
Die Hochzeit kann nicht gelingen, das Reich Gottes kann nicht unter uns wachsen, wenn wir nicht die Krüge wenigstens mit Wasser füllen.

Die Beschreibung des Reiches Gottes ist: Gerechtigkeit, Freiheit, Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit, Frieden und Liebe.
Diese Werte gelten als der Unterbau unseres Heimatlandes, unserer Demokratie in der die Menschenrechte an erster Stelle stehen.

Gerechtigkeit heißt, dass alle Menschen, jeder einzelne, Anteil haben kann an den Gütern, die zu einem menschenwürdigen Leben gehören.
Wenn die Güter nicht gerecht verteilt werden, ist die Demokratie nur noch eine hohle Phrase und Wahlen verkommen zur Bedeutungslosigkeit.

Wie kann es sein, dass 5 Personen ein so großes Vermögen haben, wie die unteren 32 Millionen zusammen? (PublikForum 1/2023)

Wenn wir in unserem Land auf Maria hören, und tun, was Jesus sagt, dann würden wir alle – und wirklich ALLE – mit unseren begrenzten menschlichen Möglichkeiten dafür sorgen, dass jeder Mensch in unserem Land Anteil haben kann an dem, was zu einem würdevollen Leben gehört. Dann würde das Reich Gottes sichtbar, dann bräuchten wir uns nicht um Demokratie zu sorgen.

Wenn wir auf Maria hören, werden wir unseren Beitrag gerne leisten und wir werden dafür eintreten, dass diese Pflicht wieder ins Bewusstsein kommt und dass ihr besser nachgekommen wird.

04.04.2022: 5. Sonntag der Fastenzeit

Liebe Schwestern und Brüder,
dass Frauen immer noch weniger Lohn als Männer bekommen für die gleiche Arbeit, empfinden wir als ungerecht.
Wir sollen und wollen gerecht handeln und sein.

Ist Gerechtigkeit eine Eigenschaft, die man erwirbt oder auch verlieren kann?

Der Apostel Paulus bringt einen ganz anderen Gedanken ins Spiel:
„Nicht meine Gerechtigkeit will ich erreichen, die aus dem Gesetz hervorgeht.“ sagt er.
wir dürfen das nicht falsch verstehen: Paulus ist der letzte, der dazu aufrufen würde, gegen das Gesetz zu handeln. Er macht aber darauf aufmerksam, dass es für Menschen unmöglich ist immer und absolut gerecht zu handeln. Daran scheitern wir – zwangsläufig.

Stattdessen strebt Paulus nach der Gerechtigkeit, die Gott schenkt.

Gott schenkt uns den Status eines Gerechten. Er übersieht nicht unsere Ungerechtigkeit – aber er verurteilt uns nicht dafür. Aus seiner Zuneigung zu uns heraus, gibt er uns die Belohnung eines Gerechten.

Das ist doch auch die Quintessenz in dieser Begebenheit mit der Ehebrecherin: Sie hat sich schuldig gemacht. Sie hat gegen das Gesetz verstoßen. Sie ist eine Sünderin. Ihr Handeln ist Unrecht, ungerecht.

Jesus stellt das nicht in Frage. Aber er stellt eine entscheidende Frage:
Ist jemand da, der von sich sagen könnte, er wäre anders?

Deshalb ist es wichtiger, dass ich daran glaube, dass Gott mich gerecht macht – trotz meiner Ungerechtigkeit. Dann werde ich nicht mehr urteilen und andere verurteilen. Ich werde an ihrer Seite stehen und daran glauben, dass Gott uns als gerecht gelten lässt. Den anderen und mich.

Das MISEREOR Motto „Es geht. Gerecht!“ ruft uns dazu auf, dass wir dieser zuvorkommenden Gerechtigkeit Gottes antworten.

Glauben wir daran, dass es auf der Welt gerecht geht.
Glauben wir daran, dass der Mensch gerecht sein kann wie Gott selbst.

Es geht, dass der Mensch daran denkt und überlegt:

Gerecht ist nicht, wenn ich meinen Vorteil gegenüber anderen nutze.
Gerecht ist, wenn ich darauf verzichte.

Gerecht ist, wenn wir in Deutschland weniger Treibhausgase produzieren, weil es allen Menschen hilft.

Es ist nicht gerecht, wenn wir darauf bestehen, was wir uns verdient haben. Gerecht ist, wenn wir Umstände herstellen, dass auch andere sich etwas verdienen können.

Bei all dem geht es aber wieder nicht darum, dass wir uns gegenseitig auf die Schultern klopfen und sagen: wir sind so gerecht. Denn wir sind es nie ganz.

Es geht nicht darum ein Gesetz zu befolgen. Es geht darum, dass wir Gott nachahmen und seine Gerechtigkeit, die zuteilt, ohne dass ein Verdienst vorliegt.

MISEREOR handelt aus diesem Glauben:
MISEREOR unterstützt deshalb so viele Initiativen, in denen Menschen ihre Lebenssituation analysieren und dann Projekt entwickeln, um ihre Situation zu verbessern

MISEREOR setzt sich auch sehr dafür ein, dass wir ein Bewusstsein dafür entwickeln, wie wir unser Handeln verändern können und etwas dazu beitragen, dass die Erde auch im Süden bewohnbar bleibt.

Liebe Schwestern und Brüder.
Jesus hat dieser Frau gezeigt: Es geht, dass du daran glaubst, dass Gott dich gerecht macht. Es geht gerecht. Auch du kannst daran glauben, dass gerecht sein für dich geht.

Diesen Glauben möchte ich in uns bestärken.
Nicht, dass wir immer und in allem gerecht wären.
Aber wir können jederzeit gerecht sein. Wir können die Ungerechtigkeit beenden – weil Gott uns die Möglichkeit dazu gibt und nie damit aufhört. Es ist wirklich eine Glaubensfrage: Glaube ich daran, dass gerecht geht;
dass Gottes Gerechtigkeit geht. Wenn ich daran glaube, werde ich auch selbst so handeln und merken: Gerecht. Das geht.

27.03.2022: 4. Fastensonntag

Ansprache: Ich selbst mag das Gleichnis vom barmherzigen Vater und seinen beiden verlorenen Söhnen sehr gern und halte es für eines der wichtigsten Lehrstücke Jesu. Ich weiß aber, dass es auch kritische Fragen gibt:

Ist der barmherzig genannte Vater wirklich so ideal?

Das ist die Frage des älteren Sohnes in der Geschichte: Er fühlt sich ungerecht behandelt und macht dem Vater den Vorwurf: „Mir hast niemals auch nur einen Ziegenbock geschenkt – obwohl ich mich immer an alles gehalten habe, was du wolltest“.

Ohne Zweifel liegt in dem Verhalten des Vaters eine Provokation.
Diese überschwängliche Reaktion, als der jüngere Sohn zurückkehrt, der auf schäbige Weise sein Erbe verschleudert hat, ist ein Ärgernis.

Wahrscheinlich fällt es vielen nicht schwer, Beispiele im eigenen Erfahrungsbereich zu suchen, wo man sich ebenso empören würde.

Die überschwängliche Freude ist ja nicht das einzige:
kein mahnendes Wort, nicht einmal ein Wort der Verzeihung – im Gegenteil: Er wird sofort wieder mit allen Zeichen in die Sohnschaft eingesetzt.

Aber ich möchte alle, besonders die unter uns, die sich mit dem älteren Sohn identifizieren, bitten, den folgenden Gedankenweg mitzugehen:

Denken wir zuerst an den Ausgangspunkt, warum Jesus diese Gleichnisgeschichte erzählt:

Zöllner und Sünder kommen zu Jesus. Sie wollen ihn hören.
Und Jesus scheint sogar mit ihnen zu essen: das heißt: er macht sich mit ihnen gemein. Er hält keine Distanz. Dabei wird man im jüdischen Denken selbst unrein, wenn man mit Sündern zusammen isst.

„Sage mir, ….“

Untergräbt Jesus damit nicht die Bemühungen der Pharisäer: sie befolgen erstens selbst alle Gebote gewissenhaft und vor allem: sie lehren auch das Volk. Sie setzen Kraft und Mühe und Überzeugungskunst ein, damit das Volk die Gebote achtet und hält.

Arbeitet er dem Bemühen der Schriftgelehrten entgegen?

Jesus will den Pharisäern sein Verhalten erklären – so wie in der Geschichte der Vater zu dem älteren Sohn hinausgeht und versucht, ihn zurückzugewinnen.

Was er erklären möchte ist seine Lehre: „Im Himmel herrscht mehr Freude über einen Sünder, der umkehrt als über 99 Gerechte, die die Umkehr nicht nötig haben.“ Diesen Satz hat die Leseordnung leider weggeschnitten.

In erster Linie geht es also nicht um eine Anweisung zum Verhalten von Vätern mit ungehorsamen Söhnen. In erster Linie geht es um Himmlisches, um Göttliches.

Man muss also nicht überlegen, ob der Vater das Erbe des älteren Sohnes nochmal schmälert. Das Heil, das Glück des Himmels ist unendlich – es ist unerschöpflich. Wer im Himmel ist, ist ganz im Himmel und das gilt für jeden und alle.

Und deshalb ist es im Himmel ein Fest, wenn einer, der Gott den Rücken gekehrt hatte, sich Gott zuwendet. Wenn einer der der Selbstsucht, dem Stolz, der Habsucht, der Machtgier nachlief, wenn so ein Mensch tatsächlich merkt: Ich bin auf dem falschen Weg. Dieser Weg führt mich in den Abgrund, da bleibt nichts übrig. Dann ist einer gewonnen für das Leben, für das Glück des Himmels. Er ist dem Tod von der Schippe gesprungen. Das ist doch wirklich ein Fest für Gott, der doch allen Geschöpfen sein Heil schenken will.

Weil das so ist, gibt sich der Vater auch mit dem älteren Sohn so viel Mühe. Er geht ihm genauso entgegen und wird sich genauso sehr freuen, wenn der das Fest mitfeiert und die Freude des Vaters teilen kann. Wenn er sich freut, dass er seinen Bruder wiedergewonnen hat.

Ich bin froh, dass mich der Vater immer wieder aufnimmt. Ich bin froh, dass er mich nicht ins Katzenhaus schickt, sondern mir seine ganze Fülle und sein ganzes Glück schenkt. Denn verdienen täte ich es nie.

19.12.2021: 4. Adventsonntag

Einführung: Die Tage vor Weihnachten sind kritische Tage. In der Familie und im miteinander der Staaten ballen sich in manchen Jahren Dramen zusammen. Es gab auch schon Terrorakte gerade um die Weihnachtstage.

Das Lukasevangelium hingegen erzählt eine Geschichte, wie zwei werdende Mütter zusammenkommen und von der Freude, die sie erleben.

In unseren Gottesdiensten müsste die Begegnung mehr Platz haben.
Wenn Menschen sich begegnen, die Liebe bedenken und sich verbünden,
da berühren sich Himmel und Erde und der Friede wächst.

Wir wollen die Liebe bedenken: die Liebe Gottes und wie wir Liebe schenken können.

Herr Jesus Christus,
Du bist das Wort des ewigen Vaters.
Du stillst die Hoffnung auf Frieden.
Du versöhnst uns mit unserem himmlischen Vater.

Tagesgebet:

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
ist unsere Zeit wirklich schwer? Aus dem Blickwinkel der Jahre zwischen 1980 und 2000 ganz sicher: In den letzten 20 Jahren musste die ganze Welt und auch wir in Europa und in Bayern viele Krisen überstehen:
Und seit fast 2 Jahren ist es das erste Mal, dass eine Krise wirklich jeden Menschen betrifft und erfasst:
Unser tagtägliches Verhalten wird dadurch bestimmt, Angst und Verweigerung prallen aufeinander, Beruf, Erwerb und Freizeitmöglichkeiten sind eingeschränkt bis hin zur Reglementierung, dass man sich privat nicht nach Belieben treffen kann.

Diese Krise wirkt auch so als ob man eine Decke wegzieht und Dinge zum Vorschein kommen, die man nicht gesehen hat oder nicht sehen wollte:

Es gibt viele Menschen, mehr als man dachte, die unzufrieden sind: 
Sie fühlen sich benachteiligt, und sie haben oft wenig Einkommen,
sie fühlen sich von der parlamentarischen Demokratie übersehen und nicht ernstgenommen. Sie haben Wut im Bauch, die in Hass umschlägt und auch in Gewalt.

Der Propheten Micha lebte in einer Zeit, in der es ähnliche Erfahrungen gab: Viele waren unzufrieden, weil die Männer um König Ahas in Jerusalem sich immer mehr Macht und Einfluss verschafften und die einfache Bevölkerung auf dem Land immer ärmer machten.

Micha protestierte dagegen: „Ihr erbaut den Tempel mit Blut und die Stadt Jerusalem mit lauter Unrecht!“ Er droht: „Jerusalem wird ein Trümmerhaufen werden!“

Micha ist ein Bauernprophet aus dieser unteren Einkommensschicht, aber ein Prophet: einer, der im Namen Gottes spricht: er ruft nicht zum Umsturz auf. Er redet den Reichen und Mächtigen ins Gewissen, damit sie erkennen, wohin ihr Handeln führen wird und damit sie das ausbeute­rische Unrecht beenden. Er sagt: Wenn ihr nicht auf Gott hört und wieder Gerechtigkeit übt, wird das Unheil kommen nicht nur über die anderen, sondern auch über euch.

Liebe Schwestern und Brüder, ich befürchte, dass das für alle Zeiten gilt:
Wenn die Reichen und Mächtigen den Bogen überspannen, wenn sie unersättlich immer noch mehr Reichtum und Macht sammeln, endet es am Schluss in der Katastrophe.

Darum hoffe ich sehr, dass unsere Gesellschaft, unsere Parlamente und die Interessensgruppen, sich aufraffen und etwas ändern:

Welch ein Ruck ginge durch die Gesellschaft, wenn der Ertrag der produktiven Arbeit wieder mehr in die Hände derer ginge, die ihn erwirtschaften.

Welch ein Ruck ginge durch die Gesellschaft, wenn man darauf achtet, was die wahren Ursachen jener Wut sind, die sich in Parolen Luft macht, die eher die wahren Probleme verdecken und sie deshalb auch nicht lösen werden – selbst wenn ihre Anführer die Macht erringen würden.

Doch viel zu viele Menschen– die Reichen und Mächtigen und die wütenden und oft auch hasserfüllten Menschen – laufen dem Irrtum nach, sie könnten aus eigener Kraft ihr eigenes Glück schmieden – nur für sich und ihre Freunde und sagen: „Gott brauche ich dazu nicht!“

Doch gerade und besonders der Glaube an Gott versetzt uns in die Lage, nicht das eigene Wohl, nicht den eigenen Wunsch in die Mitte zu stellen, sondern das Wohl des anderen zu suchen wie das eigene.

Ja, auch wir Glaubenden lassen uns blenden: auch wir genießen den Wohl­stand und fragen nicht immer, wie er entsteht. Oft sieht es so aus, als würden auch unsere Anführer die Menschen ohne Macht und Geld übersehen. Die Mitren und Hirtenstäbe und Messgewänder glänzen von Gold und Seide.

Darum sollten wir auf den Propheten Micha hören: Es gibt keinen Frieden, wenn nicht auch die Armen daran Anteil haben. Die Menschen, die in „Bethlehem“ wohnen. Von den missachteten Leuten kommt die Rettung. Selig sind, die glauben, was Gott ihnen sagen lässt:
Frieden und Gerechtigkeit sind die zwei Seiten einer Medaille und sie gedeihen gebettet in Barmherzigkeit und Sanftmut.

Fürbitten

Pr.: Gott, Vater der Armen und Retter der Machtlosen. Wir bitten dich:

  • Für die Menschen in Bethlehem, die umgeben sind von haushohen Betonwänden und nur mit großen Hindernissen ihre Stadt verlassen dürfen: dass sie Frieden erleben dürfen, als gleichberechtigte Bürger in ihrem Land.
  • Für die Menschen, die voller Wut und Hass sind, dass ihre Not gehört wird und dass sie zur Besinnung kommen und nicht durch Gewalttaten ihren berechtigten Anliegen schaden.
  • Für die Nationen Europas und Russland: dass sie sich nicht der schein­baren Zwangsläufigkeit hin zu militärischer Gewalt ergeben, sondern im Gespräch die Konflikte austragen und nach fairen Lösungen suchen.
  • Für unsere ganze Gesellschaft: dass die Abscheu vor Gewalt gegen Menschen und Sachen tief in uns einwurzelt und wir stattdessen den Frieden lieben und das Leben und den Besitz des anderen achten.

Pr.: Gott, du sendest Jesus in diese Welt, um uns zu versöhnen. Um deines Namens willen, sende deinen Geist in die Herzen der Menschen,
dass sie den Frieden suchen – in allem, was sie tun. Amen.


12.09.2021: 24. Sonntag im Jahreskreis

Einführung:
Die Sonntagsmesse gehört für uns, die wir jetzt zusammen sind zu unserer Sonntagskultur. Wir kommen nicht einfach aus Gewohnheit, schon gar nicht aus Angst oder auf Druck von anderen hin.
Sondern, wir möchten Gottesdienst feiern – weil ….
weil es uns gefällt, weil wir es schön finden, weil wir die Gemeinschaft im Beten und Singen suchen, weil unser Glaube gestärkt und belebt wird, weil es auch Freude macht, …

Grüßen wir Christus

Du rufst uns, dir nachzufolgen.
Du versöhnst uns mit unserem Vater im Himmel.
Du gibst uns Anteil an deiner Auferstehung.

Tagesgebet
Gott, du bist der Schöpfer
    des ganzen Weltalls.
Schau liebevoll auf uns,
    deine Töchter und Söhne.
Gib, dass wir deinem Reich der Liebe dienen
und die Kraft deiner Liebe an uns erfahren.
Darum bitten wir durch Jesus Christus

Ansprache:
In diesem Abschnitt des Mk stellt Jesus eine Frage und gibt daran anschließend eine Belehrung:

Die Frage ist: Wer bin ich für dich?
Und Belehrung handelt darüber, wie Jesus seine Zukunft sieht und was es bedeutet, sich ihm anzuschließen bzw. ihm nachzufolgen.

Versuchen wir uns auf beides einzulassen: Wer ist Jesus für mich?

Natürlich nennen wir Jesus den „Messias“, den Gott gesandt hat – so wie Petrus es im Namen aller Jünger bekannte.

Doch, wenn ich ihn wirklich als Messias Gottes glaube,
wird das mein Leben entscheidend beeinflussen:

Wenn irgendjemand außer mir selbst das Recht hat,
mir zu sagen, was ich tue – dann er!
Wenn irgendjemand mir den Weg zum Leben zeigen kann – dann er!
Wenn irgendjemand mir zeigen kann,
worum es im Leben wirklich geht – dann er!

Denn er ist nicht irgendjemand mit guten Gedanken, er ist nicht irgendjemand, der viele beeindruckt – er ist der Messias Gottes!

Allerdings: Ich bin nicht besser als Petrus. Obgleich ich dieses Bekenntnis ablege, möchte ich nicht wahrhaben, was der Messias Gottes über sich und sein Geschick in der Welt sagt.
Er soll Messias sein, wie ich es mir vorstelle: Er soll in der Welt das Regiment übernehmen, Gerechtigkeit durchsetzen, für das Wohlergehen der Menschen sorgen, dass sie gesund sind, keine Not leiden und in Frieden leben können.

Aber die Ansage des Messias ist anders:
Weil ich in dieser Welt die Stimme Gottes bin und weil ich die Menschen heile, die als von Gott gestraft gelten – und weil ich denen, die sich selbst verurteilen zeige, dass Gott sie nicht verurteilt – und weil ich keine Gewalt anwende – und weil ich dies im Namen Gottes tue – deshalb werden die mich verwerfen, die meinen, im Namen Gottes zu sprechen, wenn sie Menschen verurteilen und ihre Not und Krankheit als Strafe Gottes für ihre Sünden bewerten.

Liebe Schwestern und Brüder,
so ist es bis heute: Menschen werden mit Gewalt beherrscht und sie werden verurteilt, wenn sie nicht gehorchen.
Und die, denen es schlecht geht, bekommen gesagt: Du bist selber schuld.

Die dagegen angehen, die selbstlos helfen und auf Gewalt verzichten, werden lächerlich gemacht, verunglimpft und manchmal selbst Opfer von Gewalt.

Wir aber glauben, dass Jesus der Messias Gottes ist, weil er anders ist:
Franziskus, der Bischof von Rom macht uns vor, was das bedeutet.
Er sagt ganz klar:

Atombomben sind ein Verbrechen.

Die Anhäufung von unermesslichem Reichtum in der Hand weniger Menschen ist ein Verbrechen an den vielen, die Not leiden.

Die Beherrschung und Ausbeutung von Menschen durch wirtschaftliche und militärische Abhängigkeit ist ein Verbrechen.

Er hofft und glaubt und mahnt deshalb, dass die Menschheit es besser kann: Wahrheit, Güte und Schönheit, Gerechtigkeit und Liebe – lassen das Herz weit werden und sind die eigentliche Berufung des Menschen.

Es wird sich zeigen: die darauf setzen, die dafür auf Einkommen, Privilegien, Karriere und Bewunderung verzichten und stattdessen Spott und Verachtung und manchmal Gewalt erleben –

sie sind der Same für die Zukunft des menschlichen Geschlechts.

So stellt sich mir die Frage: Halte ich Jesus für den Messias Gottes.
Bin ich bereit, ihm zu folgen?

Fürbitten

Pr.: Wir können Gott nicht loben und danken, ohne auf die Not der Menschen in aller Welt zu sehen. Auch unsere eigenen Sorgen dürfen wir im Gebet vor Gott tragen. So beten wir:

  • Für die Frauen und Männer und Kinder, die geschlagen werden, die verspottet werden, denen Schmerzen zugefügt werden: dass sie daran nicht zerbrechen und dass sie befreit werden.
  • Für die Menschen, die versuchen, ihr Zuhause wiederaufzubauen, das ein Opfer der Naturgewalten wurde: dass sie Unterstützung erhalten und immer neuen Mut finden.
  • Wir beten für die ganze Weltgemeinschaft, die gespalten ist in wenige sehr reiche und Milliarden von fast mittellosen Menschen: dass wir eine neue Ordnung finden, in der die Gräben überbrückt werden und die Güter der Erde gerecht verteilt werden.
  • Wir beten für die Frauen und Männer, die vieles auf sich nehmen, um ihre kranken und alten Menschen zu betreuen und zu versorgen: dass sie immer wieder Kraft für ihre schwere Aufgabe bekommen.
  • Wir beten für die Kinder und Jugendlichen, die ein neues Schuljahr beginnen: dass sie gesund bleiben, dass sie die Mühe des Lernens auf sich nehmen und sich gegenseitig anspornen und unterstützen.
  • Wir beten für das Volk Gottes, das über alle Konfessionen hinweg im Glauben geeint ist: dass es seiner Berufung folgt und nach dem Vorbild Jesu den Menschen Gottes selbstlose Liebe spürbar macht.

Pr.: Himmlischer Vater, durch deinen Geist leben wir, in deinem Geist beten wir. Sei gepriesen in Ewigkeit. Amen.

23.02.2020: 7.. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie: schott

Ansprache:
Die Liste der Ungerechtigkeiten und der Gewalt ist lang:
Nach dem rassistischen Verbrechen in Hanau wurden wir an die Gewalttaten in den letzten Monaten bei uns in Deutschland erinnert.

Wir dürfen nicht die Fenster und Türen schließen und froh sein, nicht betroffen zu sein.
Es liegt an uns, im Verhalten und Reden dafür einzustehen, dass Beleidungen, Abwertungen, abfällige Gesten und schon gar Gewalt keine Mittel sind, um Ärger auszudrücken und um Konflikte zu lösen.

Es liegt an jedem einzelnen, durch das eigene Verhalten und Reden mitzuhelfen, dass die Unverletzlichkeit der Person nicht nur im Grundgesetz steht, sondern das Ideal unseres Miteinanders sein muss.

Wir erinnern uns an den 11. Sept. 2001 in New York.

Wir erinnern uns an den Terror der RAF.
Wir erinnern uns an die Schrecken des Dritten Reichs und der Judenverfolgung, der eine sehr große Zahl unter der deutschen Bevölkerung billigend und jubelnd zusah.

Die kleinen Feindseligkeiten in der Nachbarschaft, im Bekanntenkreis – sind im Vergleich dazu geradezu lächerlich: Und doch sagen wir auch da: Mit dem will ich nichts mehr zu tun haben. Und: Der wird ich es schon zeigen.

Selbst wenn wir unsere Rachegedanken für uns behalten und auf Vergeltung verzichten: unseren Feind lieben – das liegt uns fern.

Selbst wenn wir „lieben“ nicht romantisch verstehen, sondern wie es hier zu verstehen ist: dem anderen Gutes wollen und Gutes tun:
Ich werde doch nicht ausgerechnet jemand, der sich so schlecht zu mir verhält auch noch Gutes tun.

Soweit die erste Reaktion auf Jesu Ansprüche in der Bergpredigt.

Ich möchte dazwischenrufen:

Halt: So klar ist es nun wieder nicht:
Der Arzt, der Feuerwehrmann, der Stadtrat und Bürgermeister und viele andere werden immer wieder in der Situation stehen, dass sie auch für Menschen da sind und sich engagieren, die sie als ihre Feinde betrachten müssen.

Dennoch schotten wir uns meistens von denen ab, die uns feindselig begegnen.

Liebt eure Feinde! – Das ist zu viel verlangt.

Liebe Schwestern und Brüder, ich möchte nicht ausweichen – denn Jesus, unser Erlöser, der uns ewiges Leben schenkt – er hat es gesagt und sicher ernst gemeint.

Manche deuten es so: Das ist Entfeindungsliebe. So werden Feinde zu Freunden gemacht. Doch stimmt das wirklich? Lädt das nicht mindestens genauso oft dazu ein, die Bosheit noch zu steigern?

Andere sagen: Das ist für den, der ungerecht behandelt wird der einzige Weg, um seine Unabhängigkeit zu zeigen. Eine seltsame Unabhängigkeit.

Ich muss zugeben: Wenn Gott das von mir verlangt, dass ich die Feinde liebe und die andere Wange hinhalte, dann steht es nicht gut um mich und meine Zukunft im Himmelreich.

Doch bevor ich die Hoffnung für mich und viele andere aufgebe, höre ich nochmal genau hin: Bevor Jesus diese Anforderungen stellt, heißt es: Wenn eure Gerechtigkeit nicht größer ist als die der Schriftgelehrten und Pharisäer. Heute am Schluss dieser Übersteigerungen sagt Jesus den Grund: Wenn ihr in das Himmelreich kommen wollt, durch eure Anstrengung – dann seid vollkommen – so wie euer Vater im Himmel vollkommen ist: Denn die Sonne scheint für Gute und Böse! Der Regen fällt für alle und der Weizen nährt alle.

Liebe Schwestern und Brüder: auch heute macht Jesus klar: Aus eigener Gerechtigkeit ist für uns das Himmelreich nicht zu gewinnen. Wir brauchen die vergebende Barmherzigkeit Gottes – und er ist dazu bereit.

Dass aber die Anforderungen Jesu in der Bergpredigt durchaus ihren Ernst haben, das sehen wir: an Jesus, der in der Todesstunde für seine Henker gebetet hat. Wir sehen es an den Geschwistern Scholl, an Pater Delp, an den Überlebenden des Holocaust, die den Hass nicht erwidert haben.

Der Anspruch gilt: Werdet vollkommen, wie euer Vater im Himmel.
Betet für eure Verfolger und tut euren Feinden Gutes. Dann seid ihr reif für das Himmelreich.