16.02.2020: 6. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
vieles tun wir so, wie wir es tun, weil der Geist Gottes in uns wirksam ist.
Er ist nicht nur in uns wirksam – aber wir sehen, was der Geist in uns und in anderen Menschen bewirkt.

Wenn wir uns so verhalten, wie es der Geist Gottes in uns wirkt, dann deshalb, dass andere es sehen und sich ebenfalls dem Vater im Himmel anschließen und auf ihn hören.

Das Verhalten, das der Geist bewirkt, beschreibt Jesus weiter in seiner Auslegung der Thora. Es gibt eine auffällige Spannung in der Verkündigung Jesu:
Hier ist er sehr streng: Was er sagt, fordert den Menschen noch mehr als das Freiheitsgesetz des Mose. Und die Strafe, von der Jesus spricht, ist das Gericht Gottes über den Menschen.
Dieser Strenge steht aber Jesu Botschaft der Vergebung und Versöhnung gegenüber: Er spricht den Menschen Vergebung zu und befreit sie von den üblen Geistern, mit denen sie andere und sich selbst plagen.

Jesus spricht davon, wie es im Reich Gottes zugeht:
Im Reich Gottes wird nicht gezürnt und niemand wird als gottloser Narr ausgeschlossen.
Im Reich Gottes wird die Liebe nicht gebrochen und kein Mensch begehrt einen anderen.
Im Reich Gottes wird niemand einen unehrlichen Gedanken haben, mit dem er anderen etwas vormachen will.

Im Reich Gottes darf jeder sein, die Liebe wird nicht gebrochen und die Wahrheit wird geachtet.

Diese Gerechtigkeit ist noch größer als die Gesetze, die Mose in der Tora den Israeliten gegeben hat.

Jesus sagt: Wenn wir diese Gerechtigkeit nicht halten, kommen wir nicht in das Himmelreich. Es stellen sich mir zwei Fragen:

  1. Ist das Verhalten möglich?

Ist es möglich, jeden anderen Menschen als Kind Gottes gelten zu lassen?

Ist es möglich als Mann und Frau zu leben, ohne eine Menschen zu begehren, der zu einem anderen gehört?

Ist es möglich, ehrlich zu sein – kann man ganz ohne Lügen auskommen?

Und 2. frage ich mich:
Will Jesus alle, die mit einer dieser Regeln in Konflikt kommen, aus dem Himmelreich ausschließen? Sagt er dann: Du bist Gott los – du kommst nicht in das Himmelreich?

Ist es nicht vielmehr so, dass ich Jesus nicht verstehe, wenn ich diese Sätze auf Logik und Widerspruchsfreiheit prüfe?

Schwestern und Brüder,
auch wenn selbst die Regeln des Himmelreiches nicht so unerreichbar sind – wir wissen, dass wir sie nicht immer einhalten. Jesus führt uns das klar vor Augen. Und genau deshalb gibt es nur einen Weg, wie wir in das Himmelreich kommen: Die Versöhnung von Gott her, die Vergebung.

Es gibt keine Welt ohne Sünde. Es gibt keinen Menschen, an dem ich noch nicht schuldig geworden wäre. Es gibt keinen Menschen, der mir nicht Liebe schuldig geblieben ist.

Deshalb geht es nur mit Vergebung und Versöhnung, mit Barmherzigkeit und Nachsicht. Unter uns Menschen und von Gott her.

22.09.2019: 25. Sonntag im Jahreskreis

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Liebe Schwestern und Brüder,
Eines gleich vorweg: der untreue Verwalter ist kein Vorbild: Er handelt unmoralisch, weil er seinen Herrn betrügt. Jesus lobt einzig und allein, dass er klug vorsorgt für den Tag, da er nicht mehr Verwalter ist.

Wenn wir genauso klug sind, dann leben wir so, dass Gott uns in seine ewigen Wohnungen aufnehmen wird, wenn wir einmal nicht mehr auf dieser Welt sind. „Macht euch Freunde, macht euch Gott zum Freund,
mit dem ungerechten Mammon.“

Das liebe Geld! Schwestern und Brüder, das liebe Geld. Man kann nie genug davon haben, sagen manche Leute. Das sagen Leute, die weniger als 1000 € im Monat zur Verfügung haben und das sagen solche, deren Einkommen mehr als 1000 € am Tag beträgt. Nichts weckt die Selbstsucht so wie das Geld und das Streben, es zu vermehren.

Der Prophet Amos klagt die Reichen in Israel mit harschen Worten an: Sie beuten die Armen aus und machen sie zu Leibeigenen. Die Reichen stellen sich über das Recht. Es geht ihnen nur um Vermehrung ihres Reichtums.

Amos sagt: Keine ihrer Taten wird Gott vergessen: Einmal also werden die Ungerechtigkeit und der Frevel als Frevel offenbar werden.

Ganz auf der gleichen Linie liegt das Lukasevangelium: Jesus redet vom schnöden und vom ungerechten Mammon.

Deshalb möchte ich uns heute in Erinnerung rufen, welchen Entwurf von Gesellschaft und Wirtschaftsleben der christliche Glaube entwickelt hat.
Die christliche Sozialethik schlägt vier Grundregeln vor, damit in einer Gesellschaft Gerechtigkeit und Recht erhalten bleiben.

Grundlegend ist das Personprinzip: bei allem wirtschaftlichen und politi-schen Handeln muss das Wohl jeder Person erstrebt werden, auf die sich das Handeln auswirkt. Die Person ist das Ziel des Handelns – sie darf nicht Mittel zum Zweck sein.

Darauf baut das Gemeinwohlprinzip auf:  Das wirtschaftliche und soziale Handeln in einer Gesellschaft soll immer das größtmögliche Wohl für eine größtmögliche Zahl von Menschen zum Ziel haben.

Das Gemeinwohlprinzip und das Personprinzip begrenzen sich gegenseitig, denn niemand darf sein eigenes Wohl über das Gemeinwohl stellen.

Dem widerspricht es ganz und gar, wenn nur wenige Menschen durch Geschick und günstige Gelegenheit einen immer größeren Teil des Bruttosozialprodukts an sich reißen auf Kosten der großen Zahl der Menschen, deren Anteil immer kleiner wird.

Dies offenbaren die Statistiken, denen zu Folge die 10% mit den größten Einkommen über 60 % der gesamten Steuereinnahmen zahlen.
Das kann nur sein, wenn die anderen 90 % der Steuerpflichtigen entsprechend geringe Einkommen haben.

Solche Zahlen machen deutlich, dass das dritte Prinzip, das Solidaritäts-prinzip eklatant missachtet wird. Die Glieder einer Gemeinschaft sind auf Gedeih und Verderb miteinander verbunden. Deshalb ist jeder verpflichtet für andere einzustehen. Die Person ist bestimmt zum Dienst am Ganzen und das Ganze ist bestimmt zum Dienst an der einzelnen Person.

Plakativ gesprochen heißt dies: Eigentum verpflichtet.

Die letzte Grundregel sagt, dass die Gemeinschaft so organisiert sein soll, dass der Einzelne seine Dinge selbstverantwortlich regeln kann.
Die Gemeinschaft unterstützt aber Personen, die durch Krankheit, Unglück oder schlechte Bedingungen dazu nicht fähig ist.

Schwestern und Brüder, das Gemeinwohl, die einzelne Person als Ziel des Handelns, die Solidarität miteinander und nicht zuletzt die Eigenverant­wortlichkeit. – unsere Gesellschaft verwirklicht manches davon.

Doch vieles wird sehr häufig missachtet (in allen Schichten der Gesell­schaft). – Dadurch entsteht Ungleichheit und Ungerechtigkeit. Zuviel davon gefährdet den Frieden und den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft – das können wir zunehmend beobachten.

Sie haben recht: Das hört sich alles sehr kompliziert an. Das Evangelium sagt es viel einfacher:

Ihr könnt nicht beiden dienen: Gott und dem Mammon.

28.07.2019: 17. Sonntag im Jahreskreis

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Liebe Schwestern und Brüder,
Erinnern Sie sich noch? Vor 3 Wochen hörten wir, wie Jesus die Jünger aussandte, um das Reich Gottes zu verkünden. Denen, die sie nicht aufnehmen, sollten sie sagen: „Sodom wird es erträglicher gehen als euch!“

Der Engel Gottes, die drei Männer, hatte Abraham die Geburt eines Sohnes angekündigt. Bei ihrem Abschied hatten sie ihn in die Pläne Gottes eingeweiht, die Stadt zu vernichten, da das Klagegeschrei über die Bosheit der Stadt so laut geworden ist. Abraham denkt an seinen Neffen Lot, der in Sodom lebt, und setzt sich für die Menschen ein. Er erzielt ein hervorragendes Verhandlungsergebnis: wenn es nur 10 gerechte Menschen dort gibt, wird die Stadt verschont bleiben.

Es kam anders: die Stadt wurde zerstört – allein Lot durfte vorher die Stadt verlassen.

Schwestern und Brüder, die Verhandlung Abrahams mit Gott ist rührend:
Abraham packte Gott sozusagen bei seiner Ehre: Es darf den Gerechten doch nicht das gleiche Schicksal treffen wie den Ruchlosen!

Doch genau so ist es: Krankheit und Unglück treffen Gerechte und Ungerechte. Gerechte und Ungerechte ernähren sich von den gleichen Früchten der Erde.

Wir können uns noch so sehr bemühen, gute Menschen zu sein –ein gutes Leben können wir uns dadurch nicht unbedingt erwarten.

Das Zutrauen Abrahams aber, dass er so mit Gott handelt, dass er sich einsetzt für die Menschen, für seinen Neffen Lot, das ist erstaunlich und rührend. Es ist wie eine Vorahnung auf das Vertrauen zum himmlischen Vater, wie es aus dem Gebet Jesu spricht.

Der Papa im Himmel lässt niemanden untergehen. Er denkt an seinen Sohn und erweckt ihn von den Toten. Dadurch ist die Bosheit der Menschen und das Unheil, das dadurch entsteht getilgt.

Gott weiß den Weg zum Leben und er führt uns ins Leben.

Wenn wir im Geist Jesu beten, wenn wir wie Jesus beten, geben wir Gott Raum in uns: Gottes Güte, seine Weisheit, seine Liebe, seine Kraft wirken in uns und durch uns.

Wenn wir zu Gott beten, bitten wir zuerst und vor allem darum,
dass er von den Menschen gesucht und erkannt wird.
Wir beten darum, dass die Menschen auf ihr Gewissen hören, in dem Gottes Stimme zu ihnen spricht.

Wir bitten um das tägliche Brot, das Gott uns gewährt und vertrauen uns ihm an, in dessen Schöpfung wir leben und sterben.

Zuletzt kommt die größte Bitte:
Dass Gott uns – trotz unserer Sünden – als seine Kinder liebt.

Liebe Schwestern und Brüder,
ganz besonders sind die Bildworte vom aufdringlichen Freund,
vom Bitten und Empfangen, vom Klopfen und Öffnen,
vom Suchen und Finden.

Liebe Schwestern und Brüder,
wenn wir beten, in unseren Nöten und Sorgen,
unausgesprochen geht es immer um eine Bitte:

Dass Gott uns seinen Heiligen Geist gibt,
seine Kraft, seine Einsicht, seine Hoffnung,

Dieses Gebet wird Gott immer hören:

Der wer Gott sucht, von dem lässt er sich finden.

Gott will uns nicht etwas geben – Gott will sich selbst uns geben in seinem Heiligen Geist.

07.07.2019:; 14 Sonntag im Jahreskreis

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Liebe Schwestern und Brüder,
Das Reich Gottes ist nahe! Wer glaubt denn daran? Ist es nicht vielmehr so:

Es herrscht das Reich der multinationalen Konzerne, die dafür sorgen, dass man in China europäische Autos fährt, in Europa amerikanischen Mais füttert und in Südafrika koreanische Handys benützt.

Ist nicht das Reich der künstlichen Intelligenz bereits im Anmarsch?
wo Computerprogramme zu selbstlernenden Systemen werden und der Mensch sich mit ihrer Hilfe selbst optimieren wird: besser sehen, ein größeres Gedächtnis, längere Lebenszeit.

Ist diese Welt nicht nach wie vor das Reich der Bomben, der Macht, der Gewalt, der Manipulationen und der selbsterfundenen Scheinwahrheiten?

Welches Reich wird kommen?
Das Reich Gottes oder das Reich der stärksten und besten?

Diese Frage ist heute nicht aktueller als zu der Zeit, in der das Lukasevan­gelium entstand, in einer Zeit in der die Römer die Welt beherrschten und man nicht glauben konnte, dass ein anderes Reich kommen könnte.

Wie ist es: Glauben wir, dass das Reich Gottes nahe ist?

Füllen wir das Reich Gottes mit Inhalten, beschreiben wir es;

Im Reich Gottes erhebt der Mensch sich nicht selbst zum höchsten Zweck, sondern er hört auf eine Stimme, die über allen ist: die Stimme Gottes, hörbar im Gewissen eines jeden Menschen. Es ruft uns dazu gerecht zu sein und den Frieden zu erstreben und die Wahrheit zu achten und für die Schwächeren zu sorgen.

Das Reich Gottes ist nahe! Das ist die Zukunft der Menschen.

Wer sich dem verweigert, dem ergeht es wie Sodom – Feuer und Schwefel verbrannten die Stadt – so sagt es das Lukasevangelium:

Das Liebe Schwestern hört sich wie die Androhung von brutalen Strafmaßnahmen an – vor allem weil mit dem Tag des Gerichts – Gottes ‑ gedroht wird – also des endgültigen Gerichts, dem sich keiner entziehen kann.

Doch überlegen wir ganz sachlich:

Die Reiche, in denen die Würde des Menschen mit Füßen getreten wird,
Die Reiche, die Gerechtigkeit nur für die Reichen kennen;
die Reiche, in denen das Recht des Stärkeren regiert,

alle diese Reiche sind irgendwann groß geworden,
sie habe erstaunliche Macht errungen und erstaunliches erfunden.
Sie haben die Welt oft mit Krieg und Tod überzogen –
doch alles diese Reiche sind für den Untergang bestimmt:

Einmal wird ein stärkeres Reich kommen,
einmal wird die Kraft verbraucht sein,
einmal wird der Siegeswille erschlaffen und der Hunger nach Erfolg ‑
dann ist dieses Reich dem Untergang geweiht:
Ob nun durch Pech und Schwefel oder Giftgas und Napalm.

Das Reich Gottes ist immer nahe und ihm gehört die Zukunft:
Wenn Menschen teilen,
wenn Starke die Schwachen schützen,
wenn Ehrlichkeit selbstverständlich ist,
wenn das Wohl des anderen so wichtig ist, wie das eigene.

So – und nur so ‑ haben die Menschen Zukunft,
das ist die Zukunft, die uns Menschen erwartet.

Das Reich Gottes ist uns nahe – wir brauchen nur damit anzufangen.

27.01.2019: 3. Sonntag im Jahreskreis

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Liebe Schwestern und Brüder,
Schon seit vielen Jahren scheint die Unordnung in der Welt zuzunehmen – bestehende Ordnungen werden aufgegeben und gelten nicht mehr.

Hat es mit der Ukraine angefangen – oder mit dem Angriff auf das World Trade Center – oder mit den Kriegen in Tschetschenien und Afghanistan?

Unzählige Menschen erleben, wie ihre Heimat zerstört wird: Trümmerhaufen statt Wohnungen.

Unzählige Menschen erleben Armut und Elend – so sehr, dass sie den Tod fürchten müssen.

Unzählige Menschen werden gefoltert, misshandelt, ihrer Würde beraubt.

Unzählige Menschen erleben auf ihre Weise, was das Volk Israel in Babylon erlebte: Schande, Not, Unterdrückung, Armut, Elend.

Wo ist der Weg aus dieser Spirale des Elends, das die Menschen übereinander bringen? Wo ist der Ausgang?

Liebe Schwestern und Brüder,
sagen wir nicht zu schnell: „Das liegt nicht in unserer Hand!“ Denn wir wissen es nicht, wo der Weg des Friedens und der Versöhnung beginnt? Er kann beginnen an einem Flecken der Welt und unbeachtet von jeder Öffentlichkeit. Es kann sein, dass der Beginn des Weges zum Frieden in keinem Geschichtsbuch verzeichnet wird, Es kann sein, dass er gerade unter uns beginnt – ohne dass wir es merken.

Denn: wie kann es geschehen, dass die Mächtigen plötzlich den Weg des Friedens suchen und Gerechtigkeit schaffen zwischen den Menschen und Völkern?
Die, auf die sie hören, ihre Beraterinnen und deren Freunde und deren Nachbarn und Familien müssen erfüllt sein von der Sehnsucht nach Frieden und Gerechtigkeit: dann werden in dieser Atmosphäre auch die Mächtigen anfangen, Gedanken des Friedens zu denken.

Liebe Schwestern und Brüder,
nach langen Jahren in der Fremde, unterdrückt vom König von Babylon, kehrte das Volk Israel zurück: Ihre Stadt, ihr Tempel lag in Trümmern. Doch sie waren wieder daheim.

Das erste und wichtigste war ihnen; die Weisung des Herrn zu hören, die Thora, ihr Freiheitsgesetz: Und sie waren zu Tränen gerührt, denn sie merkten:
Wenn wir danach handeln, wenn wir auf Gott hören, werden wir Frieden schaffen und Gerechtigkeit üben – und wir werden darin die Gunst unseres Gottes erfahren.

Doch wir sind vergesslich: Immer wieder meinen wir: Ich zuerst.
Immer wieder nehmen wir uns selbst wichtiger als den anderen.
Immer wieder schaffen wir Ungerechtigkeit und Unfrieden.
So entstehen immer neues Elend und Not.

Ihr Elend, ihre Unterdrückung, ihre Schmach deuteten die Israeliten als Strafe Gottes für ihre Sünden. So waren sie in dem Kreislauf von Umkehr und Neuanfang, dem Rückfall in Schuld und Sünde und dem daraus entstehenden Elend gefangen. Und so geht es uns Menschen bis heute.

Außer: wir nehmen die frohe Botschaft Jesu ernst, der die Schriftworte zitiert:
Der Geist des Herrn ruht auf mir, damit ich ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe.
Heute hat sich das Schriftwort erfüllt.

„Das Gnadenjahr des Herrn“ geht nicht mehr zu Ende.
Gott wird nie aufhören, uns den Weg zum Frieden zu führen.
Er wird niemals aufhören, uns in unserem Innersten anzusprechen: „Wähle das Leben!“ Er hat diese Sehnsucht nach Frieden unauslöschlich in uns gelegt.

Vor Gott müssen wir uns nicht fürchten. Im Gegenteil.
Wenn wir auf seinen Geist hören, mit dem wir gesalbt sind,
werden wir zu Ursprungsorten des Friedens:
Arme aus dem Elend befreien,
denen, die in Verstrickungen gefangenen sind, Freiheit bringen;
denen, die nur noch das Böse sehen, die Augen öffnen für Liebe und Barmherzigkeit;
die am Boden liegen und sich aufgegeben haben, aufrichten.

Gott gibt uns die Kraft und sein Wort bringt uns Frieden.
Zeigen wir es allen: Es ist das Gnadenjahr des Herrn.

23.09.2018: Pfarrfest – Suche den Frieden

Einführung: Pfarrfest – Begegnung, Zusammengehörigkeit, Entspannung,
Die Auferstehung Jesu, unsere Befreiung und Erlösung feiern wir in jeder Eucharistie – besonders am Sonntag, dem Tag, den wir Gott weihen und den Gott uns schenkt für Erholung und um uns in ihm zu verankern.

 

Tagesgebet
Herr, du Gott des Friedens,
in dir ist der vollkommene Friede.
Wer Lust am Streiten hat,
kann dich nicht verstehen.
Lass alle, die in Einigkeit leben,
den Frieden bewahren.
Wecke in denen, die im Unfrieden sind,
die Bereitschaft, sich zu versöhnen.

Lesung aus dem Buch Jesaja (32,15-18)

15     Wenn der Geist aus der Höhe über uns ausgegossen wird,
dann wird die Wüste zum Garten
und der Garten wird zu einem Wald.

16        In der Wüste wohnt das Recht,
die Gerechtigkeit weilt in den Gärten.

17        Das Werk der Gerechtigkeit wird der Friede sein,
der Ertrag der Gerechtigkeit
sind Ruhe und Sicherheit für immer.

18        Mein Volk wird an einer Stätte des Friedens wohnen,
in sicheren Wohnungen,
an stillen und ruhigen Plätzen.

Lesung aus dem Brief an die Kolosser

12  Schwestern und Brüder,
ihr seid von Gott auserwählt und seine geliebten Kinder,
die zu ihm gehören.
Deshlab sollt ihr euch untereinander
als neue Menschen bewähren.
Zeigt echtes Mitgefühl,
seid entgegenkommend und anspruchslos.
Übt euch in Nachsicht und habt Geduld miteinander.

13  Ertragt einander,
und seid bereit, einander zu vergeben,
selbst wenn ihr glaubt, im Recht zu sein.
Denn auch Chri­s­tus hat euch vergeben.

14  Wichtiger als alles andere ist die Liebe.
Sie ist das Band, das alles zusammenhält,
und sie führt euch zu vollendeter Einheit.

15  Und der Friede, den Christus schenkt,
erfülle euer Herz.
Gott hat euch dazu berufen,
als Gemeinde Jesu in diesem Frieden ein Leib zu sein.
Dankt Gott dafür!

Aus dem hl. Evangelium nach Matthäus (5,38-48)

38     „Es heißt auch: ,Auge um Auge, Zahn um Zahn!’

39     Ich aber sage: Wenn man euch Böses antut,
dann vergeltet nicht Gleiches mit Gleichem!
Ertragt es lieber

Wenn man dir eine Ohrfeige gibt,
dann halte die andere Wange auch noch hin!

40     Wenn einer mit dir einen Prozess um dein Hemd führen will,
so gib ihm auch noch den Mantel!

41     Und wenn ein Soldat von dir verlangt,
eine Meile weit sein Gepäck zu tragen,
dann geh zwei Meilen mit ihm!

42     Gib dem, der dich um etwas bittet,
und auch dem, der etwas von dir leihen will.

43     Es heißt bei euch:
,Liebt eure Freunde und hasst eure Feinde!’
44     Ich aber sage: Liebt eure Feinde und betet für alle,
die euch verfolgen!
45     So erweist ihr euch als Kinder eures Vaters im Himmel.
Denn er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute
und er lässt es regnen für Fromme und Gottlose.

46     Wollt ihr etwa noch dafür belohnt werden,
wenn ihr nur die Men­schen liebt, die euch auch lieben?
Das tun sogar die, die sich nicht um Gott kümmern!

47     Wenn ihr nur euren Freunden liebevoll begegnet,
ist das etwas Besonderes?
Das tun auch die, die von Gott nichts wissen.
48     Ihr aber sollt zu allen Menschen gut sein
wie euer Vater im Himmel zu allen gut ist!“

Frieden

Ansprache:
Suche den Frieden und jage ihm nach! – so steht es im Ps 34,15.
Was ist aber eigentlich Frieden und wie kommt er zustande?

Ich möchte mir darüber mit ihnen ein paar Gedanken machen.
Und zwar mit Hilfe der Buchstaben, aus denen das Wort „Frieden“ zusammengesetzt ist.

Mit „F“ beginnt auch das Wort FREIHEIT.
Ist es richtig zu sagen: ohne Freiheit kein Friede?
Jedenfalls nicht auf Dauer. Denn Menschen wollen Freiheit.
Beispiele? Die Weltgeschichte ist voll davon!
Wir wollen niemanden zu etwas zwingen – gegen seinen Willen.
Eröffne ich Freiheit? Lasse ich Freiheit? Oder enge ich ein?

Der Frieden setzt Wahrheit oder Wahrhaftigkeit voraus. Lüge und Betrug vergiften das Miteinander der Menschen. Sie wecken Wut und Zorn und Eifersucht und Neid.

Ebenso ist es mit der Gerechtigkeit: Ungerechtigkeit schafft Zwietracht.
Deshalb setzen sich die Hilfswerke besonders für gerechtere Verhältnisse ein. Es müssen nicht alle gleich sein und das gleiche haben.
Doch wenn sich wenige auf Kosten der vielen bereichern, wird es kritisch. Dann ist der Friede in Gefahr: Dann haben Leute leichtes Spiel, die vielen anzustacheln und in Wut zu bringen und für ihre Zwecke auszunützen.
Unsere Gesellschaft ist zurzeit der Schauplatz solcher Entwicklungen.

Das „R“ ist in Versöhnung enthalten.
Wo Menschen zusammenleben, gibt es immer wieder Streit.
Einer tut dem anderen weh – vielleicht sogar ohne Absicht.
Konflikte, Ärger – gehören zum Leben in Gemeinschaft.
Es geht nicht ohne Versöhnung und ohne Bereitschaft zur Versöhnung.
Manchmal gelingt das nicht – jedenfalls nicht gegenseitig?
Mit wem würde ich mir Versöhnung wünschen?
Verweigere ich mich dem Wunsch nach Versöhnung?

Wenn wir in Frieden leben wollen, müssen wir Geduld miteinander haben.
Es ist wie bei einer Wanderung. Die schnelleren müssen auf die langsameren warten. Die stärkeren nehmen Rücksicht auf die Schwächeren. Die Schwächeren dürfen aber auch nicht dadurch alle Macht an sich reißen. Sie müssen den Stärkeren zugestehen, dass sie mehr schaffen und können.
Jeder macht Fehler, jeder hat seine Eigenheiten – wir brauchen also wirklich Geduld miteinander.

Wo Frieden ist, entsteht etwas, das jedem wirklich so gut tut:
Das ist Sicherheit. Ich brauche keine Angst haben: vor dem anderen, vor Gewalt, vor Hunger und Elend. Frieden bringt Sicherheit und braucht Sicherheit: Denn Unsicherheit macht Angst. Angst macht eng. Angst macht aggressiv.

Als letztes habe ich mir etwas aufgehoben, das die Wurzel des Friedens anspricht: Wenn wir Anerkennung erfahren, wenn anerkannt wird, was wir leisten, was wir erdulden dann können wir Frieden finden.
Wer Unrecht erfahren hat, Wem Schaden zugefügt wurde,
wünscht sich am allermeisten, dass das anerkannt wird, dass es gesehen wird. Das ist wichtiger als die Strafe für den anderen und der Ersatz.
Das ist auch das Geheimnis des Friedens, den wir von Christus empfangen und den wir uns in jeder Messe zusprechen:
Gott erkennt uns an: Alles Gute, das wir versuchen, die Last unseres Lebens, das Unglück des Sterbens und die Angst davor.
Gott weiß um uns und er erkennt uns an, dass wir seine Kinder sind,
dass sein Leben in uns ist, dass wir aber nicht selber göttlich und unsterblich und vollkommen sind.

Deshalb ist die Botschaft Jesu:
Gott ist euch nahe. Er ist euer Vater. Er vergisst keinen, sondern hat auf jeden Acht, damit ihm keiner verloren geht, sondern jeder zu ihm kommt und Anteil hat an seinem Licht, seiner Fülle, seiner Freude.

 

 

Fürbitten

Pr. Jesus Christus ist der Friedensfürst. Er hat Versöhnung gebracht durch seine Botschaft. Gott hat ihn auferweckt. So bitten wir durch ihn den Vater.

  • Um Freiheit für die Menschen und Völker, die in wirtschaftlicher Abhängigkeit gehalten werden.
  • Um gerechte Verteilung der Gaben der Schöpfung – in unserem Land, in Europa und in der ganzen Welt.
  • Um Versöhnung für die Menschen, die zerstritten sind und um das Ende der Feindseligkeiten zwischen den Regierungen Europas.
  • Um Geduld der Menschen miteinander: Geduld für die Schwächen und Stärken und Eigenheiten und Fehler der anderen und mit sich selbst.
  • Um Sicherheit im Zusammenleben, weil die Menschen ihre Bedürfnisse gegenseitig achten und dem anderen nichts Böses tun.
  • Um Anerkennung und Wertschätzung für die Leistungen jedes Menschen und für das Unglück und Leid, das jedem Menschen widerfährt.

Pr: Himmlischer Vater, du weckst in uns die Liebe zum Frieden und die Bereitschaft mit den Mitteln des Friedens gegen Gewalt und Unrecht zu kämpfen. Segne uns, damit du gelobt wirst bei allen Völkern. Amen.

15.07.2018: 15. Sonntag im Jahreskreis

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Liebe Schwestern und Brüder,
Gestern wurden in unserer Pfarrkirche 75 Mädchen und jungen Gefirmt.
Abt Hermann Josef aus Windberg sprach zu jedem die Worte: „Sei besiegelt mit der Gabe Gottes, dem Heiligen Geist.“

Paulus, der Völkerapostel schreibt: „Durch Christus habt ihr das Siegel des Heiligen Geistes empfangen, als ihr den Glauben annahmt!“ (vgl. 1. Lesung)
Ich freue mich darüber, wenn unsere kirchlichen Gebete so von der Heiligen Schrift geprägt sind.

Schwestern und Brüder, uns Glaubenden ist ein Siegel aufgedrückt.

Bio ist so ein Siegel, oder auch fair trade. Für Spendenorganisationen wie MISEREOR gibt es das Spendensiegel des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen. Wer solch ein Qualitätssiegel bekommt, kann damit werben!

Unser Siegel ist der Heilige Geist! Wofür dieses Siegel steht,
Welche Qualitäten haben wir? Was zeichnet Christen aus?

Als erstes möchte ich nennen:
Christen sind befreite Menschen, befreit, weil sie von Gott geliebt und angenommen sind, weil ihnen dies niemand wegnehmen kann.

Das ist ein starker Schutz vor Verzweiflung, wenn Krankheit oder Schmerz das Leben schwer machen, wenn man gemobbt wird, wenn einem Unrecht getan wird, wenn man keine menschliche Zuneigung mehr spürt.

Es ist wie ein Ruheplatz am Wasser, wie eine stärkende Brotzeit,
wenn wir zur Ruhe kommen und uns wieder vergewissern durch die Botschaft Jesu: Nichts kann mich trennen von der Liebe Gottes, nichts kann mich ängstigen oder erschrecken. Gottes Liebe genügt.

Diese Befreiung von Angst und Erschrecken, verleiht uns Gelassenheit und Ruhe,  Uns zeichnet aus, dass wir geliebt sind, befreit, und frohen Herzens in dieser Welt leben dürfen. Wir bewundern ihre Schönheit und wissen, dass es unsere Sache ist, Not und Elend in dieser Welt zu verringern.

Ein zweites möchte ich noch nennen, was uns Christen auszeichnet,
was der Heilige Geist in uns bewirkt:

Wir sind Apostel. Auch wenn das Wort Apostel ein wenig in Verruf ge­bracht wird, wenn wir von Gesundheits- und anderen Aposteln sprechen, die einen Teilaspekt des Lebens zu wichtig nehmen.

Wir sind Gesandte, um Gottes Liebe zu verkünden – und das nicht nur lieb und sanft, sondern manchmal auch stark und vielleicht sogar verstörend wie der Prophet Amos
(2. Lesung). Jesus sagt: Treibt die Dämonen aus. Die Apostel heilten viele Kranke.

Schwestern und Brüder, unreine Geister gibt es viele. sie beherrschen viele Menschen und auch wir selbst sind ihre Zielscheibe. Diese unreinen Geister haben Namen: Selbstbezogenheit, Habsucht, Neid, Geiz und Gier, Vergnü­gungssucht; Teilnahmslosigkeit, Gleichgültigkeit, Trägheit und Hartherzigkeit.

Wir sind Gesandte, diese unreinen Geister auszutreiben – indem wir sie entlarven und benennen und ihrer zerstörerischen Kraft die heilende Kraft der Menschenliebe entgegensetzen – auch wenn dies oft als Gutmenschentum verhöhnt wird.

Manchmal spricht der Heilige Geist aus Menschen, die dafür so wenig geeignet erscheinen wie der Tierzüchter und Obstbauer Amos: Doch ihn hat Gott dazu bestimmt, das Unrecht im Nordreich Israel anzuprangern.

Manche trauen es sich zu sagen, dass Menschen allein gelassen in ihrer Not, den Tod im Mittelmeer riskieren, um ihrem Elend zu entkommen.

Zum Glück gibt es Leute, die es sagen, dass der Norden durch rücksichts­lose Ausbeutung der Länder Afrikas und ihrer wertvollen Bodenschätze die Menschen dort in Not und Elend und Krankheit stürzt.

Zum Glück gibt es noch Leute, die sich sagen trauen, dass es verlogen ist, die Geldgier der Schleuser anzuprangern, solange wir Afrika ausbeuten und Munition und Waffen für die Kriege liefern.

Schwestern und Brüder, es ist unsere Sendung als Apostel der Liebe Gottes, diesen Menschen in ihrer Not beizustehen und die Unrechtsstruk­turen zu verändern, durch die diese Not entstanden ist und entsteht.

11.03.2018: 4. Fastensonntag

Hier geht es zu den liturgischen Texten: schott

hungertuchZwei Menschen stehen sich gegenüber und schauen sich in die Augen.
Ihre Blicke sind fest aufeinander gerichtet, die Augen weit geöffnet. Es ist ein freundlicher, offener, ebenbürtiger Kontakt zwischen zwei Menschen.

Sie legen sich gegenseitig die fast gestreckten Arme auf die Schultern. Was bedeutet das für Ihren Kontakt? Es ist sehr nah – näher als wir das meist angenehm empfinden. Und es bleibt so viel Abstand, dass beide sich noch ansehen können, den anderen als Gegenüber wahrnehmen können.

Wenn zwei Personen sich begegnen, begegnen sich zwei Welten:
Jede mit ihren Wahrnehmungen. Jede mit ihren Erlebnissen. Jeder mit seinen Erkenntnissen. Jeder mit seiner Geschichte.
Wodurch und warum ist Verständigung möglich? Uns verbindet viel miteinander: Wir sind Körper, Geist, und Seele:

  • Wir brauchen Nahrung und Wasser, um Leben zu können.
  • Wir versuchen die Welt zu verstehen und zu gestalten.
  • Wir sehnen uns nach Gemeinschaft und Selbst-Sein.
    Wir sehnen uns nach Sicherheit und nach Veränderung.

Jeder Mensch, jedes Tier, jede Pflanze auf dieser Erde strebt nach einem guten Leben. Niemand kann ohne andere leben und sein.

Darauf weist uns dieses Bild hin: Zugleich mahnt es uns, dass wir uns dem anderen so zuwenden, wie diese beiden auf dem Bild: offen und freundlich und in dem Bewusstsein: Du bist genauso wertvoll wie ich.
Du sollst ebenso gut leben können wie ich.

Schwestern und Brüder, diese Haltung ist gar nicht selbstverständlich:
Parolen wie „Amerika zuerst“; oder „Tod den Ungläubigen“ oder auch
„Diese Kümmelhändler, diese Kameltreiber sollen sich dorthin scheren, wo sie hingehören. zu ihren Lehmhütten“
drücken einen Hochmut aus, der das bestreitet.

Trotz dieser Rückschritte wächst der Mensch insgesamt immer mehr in das Bewusstsein hinein: „Gutes Leben soll für alle möglich sein“. Dabei haben wir ein großes Vorbild:

Die Israeliten, das Volk, dessen Ursprünge in Ur in Chaldäa liegen, verbindet mit seiner ganzen Geschichte eine ganz besondere, sich immer wieder erneuernde Erfahrung:
Gott ist bei uns. Er zeigt sich uns: er sagt uns seinen Namen. Er spricht zu uns durch Propheten. Er schließt einen Bund mit uns.
Er lässt uns nie allein. Er führt uns immer wieder heim.

Unsere christliche Gotteserfahrung geht noch viel weiter:
Gott stellt sich mit uns auf dieselbe Stufe. Er nimmt nicht nur die Gestalt eines Menschen an – er wird einer von uns. Er legt uns die Arme auf die Schulter, er schaut uns an. Seine Worte sind:
„Ich bin nicht gekommen, um zurichten, sondern um zu retten.“
Wer glaubt, dass Gottes Geist in ihm ist;
wer glaubt, dass Gottes Geist die Liebe weckt und übt;
wer glaubt, dass Gott durch den Menschen wirkt und handelt,
der ist schon gerettet. Der tut die Werke des Lichts.

Dieses Bild drückt auch die christliche Gotteserfahrung aus: Gott und der Mensch sind Freunde.

Dieses neue Bewusstsein bringt viele Früchte hervor –immer dort, wo Menschen sich dafür einsetzen, dass es gutes Leben für alle gibt:
Unserer Hilfswerk MISEREOR unterstützt viele solche segensreiche Unternehmungen, die die Welt zum Besseren verändern:

MISEREOR kämpft in vielen Projekten gegen Kinderarbeit in Indien. Durch die Unterstützung von MISEREOR erhalten Kinder Unterricht und Ausbildung und können einen Beruf erlernen:
Z.B. In einem Slum im Agra-Distrikt im indischen Bundestaat Uttar Pradesh stellen Kinder zwölf Stunden täglich gläserne Armreifen her und atmen giftige Dämpfe ein. Sie verdienen einen Dollar pro Tag.

Ein Sozialarbeiter der MISEREOR-Partnerorganisation Vikas Sansthan überzeugt viele Eltern, die Kinder zur Schule zu schicken. Es gibt für Mütter Kredite, zum Beispiel für eine Nähmaschine. Als Schneiderinnen sind sie selbstständig und können das Familienbudget erhöhen.

Durch unsere Spende am nächsten Sonntag können wir dazu beitragen, dass die Welt verändert wird. Dass Menschen gut leben können – wie wir.
Dass Gottes Werke durch uns geschehen.

 

01.10.2017: Erntedank

Lesungen:
1. Lsg: Joel 2,18-24  – 2. Lesung kol 3,15 – 17 – Lk 12,15-21

Liebe Schwestern und Brüder,
Das Pfarrfest am letzten Sonntag war sehr gut gelungen und ich danke allen, die daran mitgewirkt haben –

Das danken gehört einfach dazu. Wenn ich danke, möchte ich die Mühe anerkennen, die sich alle freiwillig gemacht haben. Ich möchte sie stärken und sie loben und darin bestätigen.

Ja, wir helfen zusammen, wir haben die Kenntnisse und die Fähigkeiten, uns ist das gemeinsame Werk gelungen. Wem sollen wir unsere Dankbarkeit zeigen, da wir uns über den Erfolg freuen können?

„Guter Gott, danke, dass alles so gut gelungen ist.“ – drängt es mich zu beten. „Danke für die Menschen, die gekommen sind, danke für das Engagement der Aktiven, danke, dass sich niemand wehgetan hat.“

Wir danken, liebe Schwestern und Brüder, weil wir einsehen und zugeben, dass unserem Tun, unserer Leistung etwas vorausliegt, aus dem wir schöpfen können: das Leben der Schöpfung, unser Leben in der Schöpfung, unser Miteinander als Menschen.

Wofür kann ich dankbar sein?
Was ist alles gut in meinem Leben?
Soviel Gutes durfte ich schon erleben und genießen!

Wir möchten uns gerne einreden, das alles sei unsere Leistung und unser Verdienst? Doch: wenn wir die Hände in den Schoß legen würden, wenn wir zu bequem wären, uns Mühe zu geben beim Arbeiten, beim Lernen, …

In Wahrheit würden wir uns dadurch dem Leben, das uns geschenkt ist, verweigern. Wir würden Gottes Gaben ausschlagen!

Wir würden uns dem Auftrag verweigern, diese Erde zu bebauen und zu behüten.

Schwestern und Brüder, das ist eine wohltuende Spannung, auf die wir bei diesen Gedanken stoßen: Die Spannung zwischen Gabe und Aufgabe:
Jedes Geschenk, die Schöpfung, unser Leben, unser Körper und seine Kräfte, unser Verstand und seine Fähigkeit die Schöpfung zu verstehen – alles das ist uns gegeben und es ist uns aufgegeben, damit dem Leben, also Gott zu dienen.

Wenn etwas Gutes entstanden ist, dürfen wir uns freuen und es drängt uns zugleich dafür zu danken.

Die Früchte der Erde, die seit Wochen geerntet werden, die Beeren und das Obst, das Getreide und das Gemüse machen es uns besonders leicht –  egal, ob es mehr oder weniger ist als in den letzten Jahren.
Wir danken für das, was wir ernten konnten – es ist den Dank wert.

Davon können wir unseren Hunger stillen und mehr – wir können genießen und schlemmen, denn wir haben im Überfluss.

Wohin mit all diesen guten Gaben?
Was tun mit dem, was unseren Hunger übersteigt?
Wohin auch mit dem Geld, das mehr ist als wir brauchen, um das tägliche Leben zu bestreiten?

Ja, natürlich: Wem viel gegeben ist, dem ist auch viel aufgegeben:

Das ist das Fundament der Bundesrepublik, die 1949 gegründet wurde.
Es gehört zu unserem Leben, dass manche mehr Glück und Erfolg haben, als andere. Sie dürfen mehr haben und besitzen. Doch es gehört dazu, dass sie die Augen nicht vor denen, die nicht so viel Glück und Erfolg haben.
Starke Schultern haben eine größere Verantwortung für das Gemeinwohl.
Dieses Bewusstsein droht zu verschwinden. Viele empfinden fast Ekel vor dem Wort Steuern. Die Menschen aller Einkommensschichten streben heute danach, möglichst viel für sich selbst herauszuholen und sind in Gefahr ihre Verantwortung für das Gemeinwohl zu übersehen.

Es ist uns aufgegeben, den Überfluss zu teilen, mit denen die Mangel leiden. Es gibt Hungersnöte in Afrika. In manchen Gegenden hat es seit Jahren nicht mehr geregnet.

Es gibt die Menschen, deren Ernte durch Unwetter zerstört ist. Sogar deren Felder sind zerstört, so dass sie auch im kommenden Jahr nichts werden ernten können.

Es gibt die Menschen in unserem Land, die kaum das Nötigste zum Leben haben.

Wir sollen es anders machen, als das schlechte Beispiel in der Gleichnisgeschichte: Da wir nichts mitnehmen können in das Leben, das uns nach dem Tod erwartet, sollten wir gerne und mit Freude unseren Wohlstand teilen.

09.07.2017: 14. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den liturgischen Texten: schott

Kommt alle zu mir, liebe Schwestern und Brüder, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt!

Fühlen Sie sich angesprochen? Womit und wofür plagen sie sich?

Welches Joch hat ihnen das Leben auferlegt?
Welches Joch legen andere auf ihre Schultern?
Welches Joch legen sie selbst auf ihre Schultern?

Die Lasten, die wir zu tragen haben sind vielfältig.
Manche sind unvermeidlich – aber nicht alle!

Kommt alle zu mir, ich werde euch Ruhe verschaffen!
Denn ich bin gütig und von Herzen demütig!

Mit diesen Sätzen erinnert das Mt. EV an die Messiasverheißung des Propheten Sacharja:
Zion, Jerusalem jauchze, denn dein König kommt zu dir.
Er ist gerecht und hilft – er ist demütig und reitet auf einem Esel!

Sacharja geht noch weiter:
Ich vernichte alle Kriegswaffen und verkünden den Völkern Frieden!

Wenn diese Verheißung endlich in Erfüllung ginge!

Sicher: Jesus ist gekommen. Er hat gezeigt, dass es auch anders geht.
Er hat sich unter kein fremdes Joch gebeugt.
Er hat einzig und allein den Willen des himmlischen Vaters getan.
Er hat geheilt und Hoffnung geweckt und befreit!

Doch hat er dem Krieg auf der Erde kein Ende gesetzt.

Die zu ihm kommen und auf ihn hören, hat er befreit:
Er hat einen neuen Weg gezeigt: das Leben ist nicht dazu da, Reichtum zu erringen und Macht anzuhäufen und Bewunderung zu erregen.
Das Leben ist da, um es zu teilen und um das zu teilen, was zum Leben nötig ist.

Doch: Friede ist nicht auf der Erde!
Die Mächte der Erde hüten ihre Waffenarsenale.
Sie drohen einander mit ihren Waffen und sie setzen sie ein. Unzählige Menschen fallen ihnen zum Opfer.

Jede neue Technologie: ob in der Elektronik, in der Mechanik, in der Chemie und Biochemie wird benützt, um Waffen zu erfinden,
um andere zu bekriegen.

Wann endlich werden die Menschen ihre Waffen niederlegen?
Wann werden statt Kleinkaliberwaffen Werkzeuge gehandelt.
Wann werden Schulen und Krankenhäuser gebaut, statt Kasernen und Waffenfabriken?

Man könnte es sich leicht machen und als Realist feststellen:
Solange es Menschen gibt, wird es Kriege geben. Zynische Lehrsätze legen dies nahe wie der: Der Krieg ist die Mutter des Fortschritts.

Doch wehe ich mich dagegen: dieser Realismus beschreibt die Vergangen­heit. Die Zukunft aber wird von Visionen und Utopien gestaltet.

Wir müssen vom Frieden träumen und davon, dass alle Menschen die Güter der Welt miteinander teilen.
Wir müssen daran glauben, dass der Mensch dazu fähig ist, das Wohl der anderen genauso ernst zu nehmen wie das eigene.
Wir müssen daran festhalten, dass der Mensch sich entwickeln und
in Frieden leben kann.

Jesus hat dies Vertrauen in die Menschen gehabt – und unzählige wurden dadurch ihm gleich: Haben Frieden gestiftet und Menschen geheilt und die Not vieler gelindert oder beseitigt.

Schwestern und Brüder, der Frieden, die Gerechtigkeit fallen nicht vom Himmel, sie sind uns aufgegeben.
Vertrauen wir darauf, dass Frieden möglich ist auf der Erde.
Handeln wir gerecht und fair und helfen wir so wie wir können, dass Menschen aus Armut und Unterdrückung befreit werden.

Die Zukunft der Welt kann nur der Friede sein.