28.01.24: 4. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Einführung:
Der Fasching nimmt in diesen Tagen Fahrt auf – erlauben Sie mir, darauf hinzuweisen, dass nach dem Fasching die österliche Bußzeit beginnt. – Ich will dadurch niemandem die Freude am Fasching nehmen – ganz im Gegenteil:
Denn im Fasching werden mit viel Witz und Humor die menschlichen Unzulänglichkeiten aufs Korn genommen. Und vor lauter Freude darüber, dass endlich einmal die Geizigen, die Lügner, die Heuchler, die Verblendeten auf’s Korn genommen werden, wird getanzt und gesungen.

In der österlichen Bußzeit, werden wir uns darin üben, eben jene Unzulänglichkeiten bei uns selbst zu überwinden. Im Heilig Geist Lied heißt es deshalb: Was befleckt ist, wasche rein, wärme du was kalt und hart, dürrem gieße Leben ein, löse, was in sich erstarrt:

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
der „unreine“ Geist schreit Jesus an:
„Bist du gekommen, um uns ins Verderben zu stürzen?“

Was ist eine mir vorstellbare vergleichbare Situation?
Ich sitze als Mitfahrer in einem Auto. Der Fahrer fährt sehr schnell durch die Kurven und überholt vor einer Kuppe. Da würde ich – voller Angst – schreien: „Willst du uns umbringen?“

Willst du uns ins Verderben stürzen! Schreit der unreine Geist.
Ein unreiner Geist – also kein reiner Geist.
Ich versuche wieder diese Beschreibung in meiner Erfahrungswelt zu verorten:
Reiner Alkohol – unreiner Alkohol! Reine Wahrheit –verfälschte Wahrheit;
reine Liebe – mit Eigennutz vermischte Liebe.

Der Geist ist also schon Geist, aber etwas macht ihn unrein:
Reiner Geist – also Gott – zeugt Leben, reiner Geist liebt die Menschen,
reiner Geist denkt und liebt, reiner Geist ist wahr und nicht falsch, reiner Geist ist ehrlich und nicht lügnerisch, reiner Geist ist gut und nicht böse!!

Ein unreiner Geist denkt auch und liebt auch und ist auch schöpferisch.
Aber er hat nicht nur gute Absichten, er greift auch zur Lüge, er sucht auch seinen Vorteil auf Kosten anderer, er behält lieber für sich, als zu teilen.

Der unreine Geist hat vor Jesus Angst: wenn Gottes reiner Geist auf die Erde kommt, wird er enttarnt, seine widergöttlichen Züge werden offenbar. Es ist um ihn geschehen!

Das Markusevangelium verkündet also klar und eindeutig:

Jesus ist das Gericht Gottes über die unreinen Geister.
Immer haben die Propheten verkündet, dass dieses Gericht kommen wird.

Jetzt bringe ich mich ins Spiel und – auch sie – sofern es ihnen geht wie mir: Ich bin nicht immer ehrlich, manchmal böse,
mein Geist ist nicht ganz rein. Muss ich also wie dieser unreine Geist schreien: Jesus, willst du mich ins Verderben stürzen? Willst Du mich umbringen?

In keiner Weise: denn was erzählt das Evangelium:
Es schüttelte den Mann, bzw. Menschen, und mit einem lauten Schrei verließ ihn der unreine Geist und der Mensch war befreit!

Liebe Schwestern und Brüder,
wenn wir Jesus ernst nehmen, wenn wir seine göttliche Vollmacht erkennen, dann kann es schon sein, dass es uns gehörig durchrüttelt,
weil wir merken, wie sehr wir in Eigennutz verfangen sind,
wie schwach unsere Liebekraft ist –
aber wir werden von dem, was dem reinen Geist, was Gott entgegensteht befreit.

Ich habe also eine gute und eine schlechte Nachricht:

Die gute Nachricht:
Wenn wir auf Jesus hören und seine vollmächtige Botschaft annehmen,
dann sind wir eindeutig auf der Seite Gottes. Wir werden in dieser Welt fruchtbar sein und das Leben stärken und heilsam unter den Menschen sein.

Die schlechte Nachricht:
die unreinen Geister versuchen uns unablässig zu infiltrieren und unser Immunsystem ist nicht ganz perfekt, so dass wir immer wieder damit zu kämpfen haben. Wie mit dem winterlichen und sommerlichen Schnupfen.

Wo ist mein Platz in dieser Geschichte?
Ich bin einer von den vielen, die dabei waren, vielleicht einer der Jünger Jesu und werde Zeuge dieses Ereignisses und denke mir:

Wenn ich auf Jesus höre, werde ich zu einem Menschen mit einem reinen Geist – zu einem, der der Welt und den Menschen gut tut.

Dafür lasse ich mich sogar durchschütteln – wenn es sein muss sogar heftig.

Amen

Allgemeines Gebet

Lektor/in: Herr Jesus Christus, du bringst das Gericht Gottes, in dem Gut und Böse offenbar werden. In einer Welt, in der die Menschen Gutes und Böses tun und in der Not unserer Zeit beten wir zu dir:

Jesus, Heiland der Menschen                 (A) Rette und befreie uns.

  • Wir beten für die Frauen und Männer, die dir nachfolgen:
    dass sie den Versuchungen widerstehen, den Eigennutz über das Wohl der Mitmenschen zu stellen. ‑ Jesus, Heiland der Menschen …
  • Wir beten für die Menschen, die Industrieunternehmen leiten: dass sie ihre Verantwortung für ihre Beschäftigten und für den Erhalt unseres Lebensraumes erkennen. ‑ Jesus, Heiland der Menschen …
  • Wir beten für die Kinderund Frauen und Männer bei uns, die aus anderen Kulturen zu uns gekommen sind: dass sie unsere Werte der Gewaltlosig­keit, der Freiheit und des Gemeinwohls schätzen. Wir beten auch, dass man ihnen selbst gemäß diesen Werten begegnet. ‑
    Jesus, Heiland der Menschen …
  • Wir beten für unsere kirchlichen Gemeinschaften: dass wir die Menschen­freundlichkeit Gottes ausstrahlen und dass unsere Mitmenschen Gottes heilsame Kraft bei uns entdecken. ‑ Jesus, Heiland der Menschen …
  • Wir beten für die vielen Menschen, in deren Heimat Krieg und Gewalt herrschen: dass das Unheil ein Ende findet. ‑
    Jesus, Heiland der Menschen …

Lektor/in: Gott, du bist der reine Geist, der nichts Böses will und wünscht und denkt. Du hast die Macht, das Böse zum Guten zu lenken. Wir loben dich und preisen dich, jetzt und alle Tage unseres Lebens. Amen.

10.10.2021: 28. Sonntag im Jahreskreis

Einführung:
Ich will gut mit meinen Mitmenschen umgehen:
sie sollen merken, dass ich sie annehme, dass sie mir wichtig sind,
dass ich mir wünsche, dass es ihnen gut geht,

Das gelingt – hoffentlich – häufig – aber nicht immer.

Wenn ich für mein Versagen gerichtet werde –
wenn ich für meine Lieblosigkeit und meine Selbstsucht,
für meinen Stolz gerichtet werde – dann habe ich einiges an Strafe zu erwarten.

Wenn es ihnen genauso geht, dann sprechen sie jetzt mit mir:
Ich bekenne

Herr, erbarme dich ….

GLoria

TAGESGEBET
Herr, unser Gott, komm uns mit deiner Hilfe entgegen
und bleibe bei uns:
Lass uns dein Wort im Herzen bewahren
damit immer bereit sind, das Gute zu tun.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.

Liebe Schwestern und Brüder,
Wer möchte in den Himmel kommen? Wer nicht?

Manche Menschen glauben, dass es gar keinen Himmel gibt.
Vielleicht auch, weil sich niemand vorstellen kann, wie es im Himmel ist.

Aus Erfahrung weiß ich, dass es keine Argumente gibt, die den anderen davon überzeugen können. Es geht ja um etwas, das wir nicht hören und sehen und tasten können und also nicht beweisen können. 

Aber weil eine Gemeinde von Christen sind, setze ich voraus, dass wir an das ewige Leben im Himmel glauben.

Der Mann, der zu Jesus kommt, möchte das ewige Leben gewinnen.
Er will es nicht dem Zufall überlassen. Er möchte sozusagen seine Eintrittskarte sicher haben. Es scheint so, er glaubt, dass Jesus ihm diese Eintrittskarte geben könnte. Deshalb kommt er zu ihm.

Zunächst erinnert ihn Jesus einfach an ganz selbstverständliche Gebote:
Treu sein in der Ehe, zur Familie halten, nicht betrügen und stehlen. ‑
Die meisten Menschen können das bestätigen – so wie der Mann.

Aber dann wird es schwierig: Jesus sagt: wenn du im Himmel sein willst, dann gib deinen ganzen Besitz den Armen. Oh je:
Alle Aktien verkaufen? Die Lebensversicherung? Die Wohnung, das Haus?

Wie geht es ihnen mit dieser Forderung? Ich vermute, dass die meisten unter uns wiederum ähnlich dem Mann reagieren:
Er ging traurig weg, denn er war sehr reich! Dieser Preis war ihm (ist uns) zu hoch.

Das Evangelium stellt klar:
Das Streben nach Besitz und Eigentum, der Reichtum passt nicht zum Himmelreich. Im Himmel gibt es kein Geld und kein Sparbuch und kein Grundbuchamt und keinen Notar.

Und weil wir uns – je mehr wir besitzen umso weniger ‑ vorstellen können, ohne Besitz zu leben, trifft uns der Satz ins Mark:
Ehe geht ein Tau durch ein Nadelöhr als ein Reicher in das Reich Gottes!

Dass ein Reicher sich auf den Weg macht, den Jesus zeigt, auf den Weg des Teilens und der Besitzlosigkeit ist absolut unwahrscheinlich.

Viel zu tief ist in uns verankert: ich muss Reserven haben.
ich muss vorsorgen. Ich muss mich absichern.

Wenn es so ist – das wird den Jüngern klar: Dann ist das Himmelreich fast für jeden verschlossen – denn ganz ohne Besitz möchte niemand leben.

Jesus sagt dann erst den alles entscheidenden Satz:

Für Menschen ist es unmöglich, das ewige Leben zu gewinnen –
aber nicht für Gott! Für Gott ist alles möglich.

Liebe Schwestern und Brüder,
diese Überlegungen führen für mich zu drei Einsichten:

1. Das ewige Leben kann ich mir nicht verdienen und es nicht gewinnen wie einen Preis für mein Lebenswerk. Gott will es mir schenken, weil er mich liebt, weil ich sein Kind bin. Da kann ich nun gar nicht so viel falsch machen.

2. Das Streben nach immer mehr Besitz und Eigentum führt von Gott weg und nicht zu Gott hin. Weder das ewige Leben noch das irdische Leben kann ich mir kaufen. Das Glück kann ich mir nicht kaufen. Glück besteht nicht darin, immer mehr zu besitzen, sondern darin, zu lieben: Gott, den Mitmenschen wie sich selbst.

3. Das was ich als mein Eigentum betrachte, ist in Wahrheit das, was andere nicht haben, besonders die, die sehr wenig oder nichts besitzen.

Ich kann die Augen nicht davor verschließen, dass das zusammenhängt.
Würde ich auf Eigentum und Einkommen verzichten, könnten es Ärmere bekommen. Daraus folgt: Je mehr ich besitze, desto mehr fehlt den anderen und desto mehr habe ich die Schuldigkeit, es ihnen zurückzugeben. Liebe Schwestern und Brüder: Gott – so sagt es der Johannesbrief ‑ ist die Liebe. Aus Liebe teilt Gott sein Leben mit uns – wollen wir sein Ebenbild sein, werden wir es ihm gleich tun und mit den Mitmenschen teilen – besonders mit denen, die weniger haben als wir selbst.

FÜRBITTEN

Pr.: Zu Gott, der alles mit uns teilt, seine Leben und seine Liebe beten wir:

A:    Herr, schenke Ihnen deine Liebe.

  • Viele meinen, dass sie nur etwas wert sind, wenn sie möglichst viel besitzen.
    Guter Vater wir bitten für sie,
    weil wichtiger ist dass wir mit anderen teilen.

A:    Herr, schenke Ihnen deine Liebe.

  • Gott, manche meinen, sie müssen sich deine Liebe verdienen ‑ durch gute Werke und durch viele Gebete:
    Guter Vater, wir beten für sie, weil du uns einfach liebst,
    weil wir deine Kinder sind.

A:    Herr, schenke Ihnen deine Liebe.

  • Viele Kinder und auch ihre Eltern müssen Hunger leiden, während andere sich alles aussuchen können:
    Guter Vater wir beten für sie,  weil du willst,
    dass niemand Hunger leiden muss
    und dass die Erde alle Menschen ernährt.

A:    Herr, schenke Ihnen deine Liebe.

  • Viele denken nicht mehr daran, was Gott von ihnen will
    und was sie für andere tun können.
    Guter Vater wir beten für sie, weil du willst, dass wir in Frieden leben,
    dass es gerecht zugeht und dass wir Achtung vor jedem anderen haben.

A:    Herr, schenke Ihnen deine Liebe.

Pr.: Gott, unser Vater, erfülle uns mit deinem Geist. Wir loben dich und preisen dich jetzt und in Ewigkeit. Amen.

16.02.2020: 6. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
vieles tun wir so, wie wir es tun, weil der Geist Gottes in uns wirksam ist.
Er ist nicht nur in uns wirksam – aber wir sehen, was der Geist in uns und in anderen Menschen bewirkt.

Wenn wir uns so verhalten, wie es der Geist Gottes in uns wirkt, dann deshalb, dass andere es sehen und sich ebenfalls dem Vater im Himmel anschließen und auf ihn hören.

Das Verhalten, das der Geist bewirkt, beschreibt Jesus weiter in seiner Auslegung der Thora. Es gibt eine auffällige Spannung in der Verkündigung Jesu:
Hier ist er sehr streng: Was er sagt, fordert den Menschen noch mehr als das Freiheitsgesetz des Mose. Und die Strafe, von der Jesus spricht, ist das Gericht Gottes über den Menschen.
Dieser Strenge steht aber Jesu Botschaft der Vergebung und Versöhnung gegenüber: Er spricht den Menschen Vergebung zu und befreit sie von den üblen Geistern, mit denen sie andere und sich selbst plagen.

Jesus spricht davon, wie es im Reich Gottes zugeht:
Im Reich Gottes wird nicht gezürnt und niemand wird als gottloser Narr ausgeschlossen.
Im Reich Gottes wird die Liebe nicht gebrochen und kein Mensch begehrt einen anderen.
Im Reich Gottes wird niemand einen unehrlichen Gedanken haben, mit dem er anderen etwas vormachen will.

Im Reich Gottes darf jeder sein, die Liebe wird nicht gebrochen und die Wahrheit wird geachtet.

Diese Gerechtigkeit ist noch größer als die Gesetze, die Mose in der Tora den Israeliten gegeben hat.

Jesus sagt: Wenn wir diese Gerechtigkeit nicht halten, kommen wir nicht in das Himmelreich. Es stellen sich mir zwei Fragen:

  1. Ist das Verhalten möglich?

Ist es möglich, jeden anderen Menschen als Kind Gottes gelten zu lassen?

Ist es möglich als Mann und Frau zu leben, ohne eine Menschen zu begehren, der zu einem anderen gehört?

Ist es möglich, ehrlich zu sein – kann man ganz ohne Lügen auskommen?

Und 2. frage ich mich:
Will Jesus alle, die mit einer dieser Regeln in Konflikt kommen, aus dem Himmelreich ausschließen? Sagt er dann: Du bist Gott los – du kommst nicht in das Himmelreich?

Ist es nicht vielmehr so, dass ich Jesus nicht verstehe, wenn ich diese Sätze auf Logik und Widerspruchsfreiheit prüfe?

Schwestern und Brüder,
auch wenn selbst die Regeln des Himmelreiches nicht so unerreichbar sind – wir wissen, dass wir sie nicht immer einhalten. Jesus führt uns das klar vor Augen. Und genau deshalb gibt es nur einen Weg, wie wir in das Himmelreich kommen: Die Versöhnung von Gott her, die Vergebung.

Es gibt keine Welt ohne Sünde. Es gibt keinen Menschen, an dem ich noch nicht schuldig geworden wäre. Es gibt keinen Menschen, der mir nicht Liebe schuldig geblieben ist.

Deshalb geht es nur mit Vergebung und Versöhnung, mit Barmherzigkeit und Nachsicht. Unter uns Menschen und von Gott her.

26.11.2017: Christkönigssonntag

Hier geht es zu den liturgischen Texten: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
ich stehe in Conques, einer Wallfahrtskirche in Frankreich und Station auf dem St. Jakobsweg und sehe über einer Kirchentür ein in höchster Kunst gemeißeltes Bild, das genau dieses Weltgericht zeigt:
Die guten und braven werden von Engeln in den Himmel geholt.
Die bösen und lasterhaften werden in den Höllenschlund geworfen und leiden fürchterliche Qualen.

Als Hörer dieser Gerichtsszene habe ich die Wahl, wie ich das Gehörte für mich verstehe:

Ich kann hören: Wenn du nicht genügend Gutes tust, dann wirst du ein schlimmes Ende nehmen.

Oder: Streng dich an, Gutes zu tun, dann gehörst du zu den Auserwählten.

Oder aber, ich kann das heraushören, was das eigentlich neue ist und eine wirklich befreiende Botschaft:

Der höchste Richter über Gut und Böse sagt: „Was ihr dem geringsten meiner Schwestern und Brüder getan habt, das habt ihr mir getan!“ –

Gott identifiziert sich mit den Kranken, Gefangenen, Hungernden.

Gott identifiziert sich mit den Arbeitssklaven in den Kleidungsfabriken Asiens und mit den Teppichknüpferkindern in Indien;
mit den Menschen, die keinen Platz mehr haben in unserer Gesellschaft finden, weil sie nichts verdienen, weil sie süchtig, straffällig  geworden sind, …

In diesen Menschen, die darauf warten, dass ihre Not gelindert wird,
dass sich ihnen jemand zuwendet und sie als Menschen achtet – in diesen Menschen begegnen wir Gott.

Und deshalb entscheidet sich an unserem Verhalten zu diesen Menschen am Rand, ob wir gut sind nach dem Vorbild Gottes, der sein Leben einem jeden mitteilt: der die Sonne aufgehen lässt über Guten und Bösen.

Schwestern und Brüder, das ist einer der Abschnitte der Heiligen Schrift, der mit klar macht, welcher Schatz dieses Buch ist und wie sehr die Heilige Schrift uns hilft, in unserer Menschlichkeit voranzuschreiten.
Dieses Buch ist Heilige Schrift, weil es uns hilft, Gott zu erkennen und ihn zu suchen und zu finden.

Auch das sogenannte Alte Testament ist ein Zeugnis der Suche der Menschen nach dem Urgrund des Seins, den wir Gott nennen. Auf jeder Seite wird spürbar: Gott selbst hat die Sehnsucht in uns gelegt, die uns antreibt, die Sehnsucht nach Leben und nach dem der uns das Leben gibt und geben kann.

Denen, die ihn suchen, gibt er sich zu erkennen: ja, unbeholfen sind wir Menschen bei dieser Suche: viele Geschichten des Volkes Israels geben davon ein beredtes Zeugnis. Doch gerade in den manchmal erschrecken­den Geschichten wird deutlich, dass die Sehnsucht nach Gott und dem Leben unaustilgbar in uns lebt und uns immer wieder mit der Suche beginnen lässt.

Die ganze Bibel, die wir niemals abschließend und endgültig recht deuten werden, ist deshalb Heilige Schrift. Zeugnis davon, dass Gott sich suchen und finden lässt.

Die Heilige Schrift ist ein Schatz, ein unerschöpflicher Schatz für den Menschen auf seiner Suche nach Gott.

Deshalb wünsche ich mir, dass wir die Heilige Schrift noch mehr lieben und uns noch mehr in sie vertiefen: denn in ihr sind die Spuren gelegt für den Weg hin zu Gott, hin zum Leben, hin zum gut sein und werden.

Nichts anderes ist der Sinn des Lebens, das uns von Gott geschenkt ist:
Dass wir gut sind und werden. Jeden Tag neu.

Die Heilige Schrift ist der Wegweiser, die Landkarte und führt uns ans Ziel.

Die Rede vom Gericht ist in Wirklichkeit keine Rede vom Gericht, sondern vom Weg des Lebens:
Wer sich dem Geringsten zuwendet und seine Not wendet, der wendet sich Gott zu,
der tut Gottes Werk.
Der findet zum Leben.

Ich liebe diese Botschaft der Heiligen Schrift,
diese Gottesoffenbarung in den Worten Jesu.