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Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
Es ist eine traurige Geschichte, die der Prolog – also das Vorwort – des Johannesevangelium erzählt.
Das Licht leuchtet in der Finsternis – und die Finsternis hat es nicht erfasst.
ER der das Leben zeugt, kam in die Welt, die durch ihn geworden ist.
Doch die Welt erkannte ihn nicht.
Er, dem alles gehört, kam in sein Eigentum,
aber die Seinen nahmen ihn nicht auf.
Nicht erkannt werden, nicht erfasst werden, nicht aufgenommen werden.
Das kennt jeder – oder etwa nicht?
Ich werde nicht verstanden. Ich wurde in einen bestimmten Kreis nicht aufgenommen. Meine Vorschläge, meine Ideen werden ignoriert, verworfen.
Doch die Tragik ist unendlich gesteigert:
Der Schöpfer des Lebens wird von den Lebendigen nicht erkannt.
Das Licht kommt, aber die Finsternis hat kein Interesse daran.
Der Eigentümer kommt und wird nicht in sein Eigentum gelassen.
Der Ursprung der Schöpfung findet in seiner Schöpfung keine Heimat mehr.
Das ist die Geschichte von Adam und Eva: Wir sind selbst wie Gott!
Wir machen uns selbst zu Gott, zum Maß aller Dinge – als ob wir selbst die Welt erschaffen hätten.
Die Dunkelheit, die so entsteht ist das dunkelste Dunkel. Das Leben besteht aus Schweiß, Schmerzen und Schuldzuweisungen.
Das Vorwort des Johannesevangeliums erzählt zum Glück noch eine –
eine sehr viel schönere Geschichte:
Allen, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden,
allen, die an ihn glauben:
In denen wird die Finsternis hell, sie sind aus Gott geboren!
Sie setzen nicht auf Abstammung, auf Macht und auf Stärke:
Sie sind aus Gott geboren:
für sie ist Gott, der Ursprung des Lebens das Maß aller Dinge.
Wo Gott ist, da ist Leben.
Wo Menschen auf Gottes Wort hören, da wächst Leben.
In denen, die Gott aufnehmen, ist das Leben Gottes.
Liebe Schwestern und Brüder,
wir, die erkannt haben, dass Jesus die Worte seines Vaters verkündet und den Willen seines Vaters tut,
wir sind die Erfolgsgeschichte Gottes.
Was gewinnen wir dabei?
Das Wort wird Fleisch. Es wohnt unter uns.
Wir haben seine Herrlichkeit gesehen. Gnade und Wahrheit.
Darf ich es ganz einfach ausdrücken?
Wir sonnen uns im Licht Gottes.
Wir genießen es, die Welt im Licht Gottes zu sehen;
Wir genießen es, die Schätze zu teilen; denn sie sind ja kein Raub,
den wir festhalten, sondern sie sind uns gegeben, damit wir sie teilen.
Wir leben und zwar aus Gnade
oder: wir leben, weil Gott uns das Leben schenkt,
uns mit seinem Leben erfüllt.
Wir sind nicht ins Dasein geworfen,
wir sind nicht den Kräften des Universums ausgesetzt,
wir sind nicht selbst gemacht und wir sind auch nicht Kinder des Zufalls,
wir sind nicht nackt, sondern umhüllt von Gottes schöpferischer Liebe.
wir sind gewollt und geliebt und belebt,
Unser Leben besteht aus Dank und Teilen.
Denn wir sind Kinder Gottes.
Das ist die Wahrheit.