09.04.2017: Palmsonntag

Hier geht es zu den liturgischen Texten: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
Pilatus – der zufällig zu dieser Zeit römischer Statthalter war, hat es bis in das Glaubensbekenntnis geschafft.

Dass sein Name erwähnt wird ist wichtig, weil damit klar ist:
Jesus Christus gehört zur Geschichte der Welt. In einer bestimmten Stunde fällte ein hoher römischer Beamter das Todesurteil über ihn.

Halbherzig – gedrängt – gab er nach und wusch sich seine Hände in Unschuld.

Wir verstecken uns nicht selten hinter sachlichen Begründungen, wenn wir unsere Zustimmung geben oder eine Bitte ablehnen –
obwohl wir spüren, wie fragwürdig unsere Entscheidung ist.

  • Es ging nicht anders. Ich wollte den anderen nicht verärgern.
  • Die Umstände haben das verlangt.
  • Ich war gerade in einer Zwangssituation.

Solche Erklärungen geben wir dann ab, damit wir uns rechtfertigen.

Bis heute werden Menschen diesen scheinbaren Zwängen geopfert.
Nicht immer geht es um das Leben – oft geht es nur um kleine Ungerechtigkeiten, Bevorzugungen, Benachteiligungen.

Aber es geht vor allem darum:
Dass wir unserem Gewissen folgen müssten.

Das wir nicht opportun entscheiden, sondern aus Überzeugung.

Jesus hat sich nicht opportun verhalten, er hat sich nicht einfach den Gegebenheiten angepasst. Er stand zu sich, zu seiner Überzeugung, zu den Menschen, die auf ihn bauten und am allermeisten zu seinem himmlischen Vater, den er liebte und für den er alles tun wollte, um seine Liebe bekannt zu machen.

Der Blick auf Pilatus lehrt uns, dass wir uns nicht hinter Zwängen verstecken, sondern besser zu unserer Überzeugung stehen und unserem Gewissen folgen, wenn wir Urteile fällen und Entscheidungen treffen.

31. August 2014: 22. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Schott

 

Liebe Schwestern und Brüder!
Mir ist das Gegensatzpaar aufgefallen, das Jesus aufstellt:  Die Welt zu gewinnen setzt er in den Gegensatz zu das Leben verlieren!

Danken wir nicht genau anders?: Die Welt gewinnen – das heißt das Leben auskosten und es genießen.

Wer möchte nicht gerne – wenigstens hin und wieder – Leben wie Gott in Frankreich?
Wer möchte nicht, wenigstens etwas von den schönen Dingen des Lebens genießen können: Musik, Theater, Bilder und Kunstwerke ‑ jeder das, was ihm gefällt?

Die Welt gewinnen – das wäre schon erstrebenswert, weil sie so vieles bieten kann, was das Leben lebenswert macht.

Jesus hingegen sagt: Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber sein Leben einbüßt.

Stellen wir die Worte in ihren Zusammenhang, damit sie verständlich werden: Petrus hat Jesus als Messias bekannt und erkannt.
Jesus hat ihm daraufhin als Fels seiner Kirche bezeichnet: Was du auf Erden löst, wird auch im Himmel gelöst sein.

Seither spricht Jesus davon, dass man ihn in Jerusalem töten wird.
Petrus möchte sich diesen Ahnungen in den Weg stellen:
Herr, das darf nicht geschehen. Wir lassen das nicht zu. Gott soll das verhüten.

Dann sagt Jesus diese Worte: Was nützt es einem Menschen, was nützte es mir, wen ich die ganze Welt gewinne, dabei aber mein Leben verliere.

Jesus ist klar geworden: sein Weg führt ihn in die Konfrontation mit denen, die meinen an Gottes Stelle darauf achten zu müssen, dass die Ordnung erhalten bleibt.
Würde er diese Konfrontation meiden, würde er sich, seinen Glauben und seinen himmlischen Vater verraten. Er würde sich selbst verlieren.
Und dasselbe wäre es, wenn er sich mit den Mitteln der Kraft und Stärke verteidigen würde oder gar die angreifen würde, die ihn für gefährlich halten.

Liebe Schwestern und Brüder,
sie alle kennen diese Situationen, in denen sie unangenehmes tun, ertragen, auf sich genommen haben, weil ihnen das Gewissen sagte:
jetzt kommt es darauf an, dass ich für den anderen da bin;
jetzt kommt es darauf an, dass ich meine Überzeugung vertrete;
jetzt kommt es darauf an, dass ich die Schwierigkeiten überwinde;
jetzt geht es um mehr als um Annehmlichkeit und Wohlbefinden.

Nicht immer folgen wir der Stimme des Gewissens:
wir versuchen uns durchzuschlängeln und sind innerlich gespalten.
Wir versuchen den Schein zu wahren, und dennoch die größten Unannehmlichkeiten zu vermeiden.

In solchen Situationen, wo es um mehr geht, wo es um die Liebe geht, um Wahrheit und Gerechtigkeit, wünsche ich uns den Mut und die Stärke, das zu tun, was uns das Gewissen sagt.