12.01.25: Taufe Jesu

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Einführung:
Ich bin froh, dass wir in einer Zeit leben, in der niemand mehr gezwungen wird, das kirchliche Sonntagsgebot einzuhalten.
Wir sind freiwillig hier – um Gemeinschaft zu erleben,
um in Gebeten und Liedern Gott zu danken und zu preisen,
um unseren Glauben und unsere Hoffnung zu stärken.

Grüßen wir Christus, der uns das Wort des Lebens verkündet:

Herr Jesus Christus,
Du bist das Wort des Vaters für diese Welt.
Du bist unser Bruder im Leben und im Leiden.
Du bist unser Retter aus Sünde und Tod.

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
Trinken Sie gerne Wasser? – Sehr viele Menschen trinken nicht das reine Wasser, sondern genießen es lieber als Tee oder Kaffee oder Limonade oder Bier oder Wein usw.

Aber Wasser trinken wir alle – weil es ohne nicht geht. Wir würden nach wenigen Tagen sterben.

Das Wasser hat eine zweite Eigenschaft: Es umschließt alles und nimmt alles auf: In den Flüssen und Seen gibt es nicht nur vielerlei Lebewesen. Darin liegen Fahrräder und alle möglichen ins Wasser gefallene Sachen.

Die dritte Eigenschaft des Wassers ist das Reinigen. Mit dem Wasser kann man Schmutz und Dreck abwaschen.

Diese drei Kräfte des Wassers werden in der Taufe symbolisch gedeutet:

Durch den Glauben, den wir in der Taufe bekennen, empfangen wir das Leben Gottes.

Wir glauben, dass Gott uns annimmt, so wie wir sind und

Wir glauben, dass Gott uns von dem reinigt, was unsere Gotteskindschaft trübt.

Sie haben recht: das haben sie schon oft gehört. Das sind diese bekannten Glaubensformeln. Sie entsprechen aber genau tiefen Sehnsüchten, die zum Menschen gehören:

Wir möchten Leben und nicht sterben.
Zwar gibt es viele, die von sich bekennen: Ich brauche keine Hoffnung auf ewiges Leben, um einen Sinn in meinem Leben zu sehen. Ich lebe und versuche, ein guter Mensch zu sein. Wenn ich sterbe, ist es halt aus.

Ich möchte niemanden bekehren. Aber ist es wirklich so einfach?

Auch wer so denkt, steht  – genau wie wir Glaubenden – vor der Frage: was macht mich zu einem guten Menschen? Was macht mein Leben zu einem guten Leben?

Was ist „gut“? Es ist notwendig, dass wir uns verständigen können, was gut ist. Und wir brauchen eine Verständigung über die Grenzen des gemeinsam Verbindlichen.

Dass Menschen gemeinsam danach suchen, was eigentlich „gut“ ist, deutet schon darauf hin, dass es „Das Gute“ gibt, das wir gemeinsam suchen und finden möchten.

Dieses „Gute“ ist für mich eine Seite des Geheimnisses der Welt und des Lebens – das Gute ist gehört zum Wesen Gottes.

Das Gute hängt mit dem lebendig sein zusammen:
Gut ist es, das Leben zu stärken. Gut ist es, Leben zu zeugen.
Gut ist alles, was das Leben fördert.

Täglich aber müssen wir beobachten und ertragen, dass das Leben bedroht ist: von den Naturgewalten Sturm und Feuer und Wasser und wenn die Erde bebt. Der Mensch selbst bedroht das Leben anderer Menschen und bekämpft es sogar.

Das verbreitet Angst und Panik, es entsteht Wut und Zorn.
Das macht Menschen krank und stellt das Vertrauen in das Leben und in das Gute in Frage oder zerstört es sogar.

Lohnt es sich, gut zu sein? Lohnt es sich, das Gute zu suchen?

Die Frage stellt sich allen Menschen – Glaubenden und auch den Nicht-Glaubenden!

Wer an Gott glaubt, der gut ist und der das Leben in allem ist,
glaubt, dass das Leben immer wieder über die Bedrohungen siegen wird.
Der glaubt, dass es sich lohnt, sich für das Leben einzusetzen und für das Gute, wodurch das Leben gestärkt und geheilt wird.

Wer an Gott glaubt, der gut ist und der das Leben in allem ist, kann in der Hoffnung leben. Hoffnung aber bewirkt, dass ich Schlimmes geduldig ertragen kann und die Geduld gibt Kraft, immer weiter danach zu streben, selbst gut zu sein.

Ich jedenfalls lebe gut mit dem Glauben, dass Gott das Leben in uns allen ist und dass er unsere Zukunft ist, wenn wir alle in ihm vereint sein werden. Der Glaube an Gott hilft uns, an die Zukunft des Lebens zu glauben. Diesen Glauben möchte ich mit ihnen bekennen.

ALLGEMEINES GEBET

Lektor/in: Guter und lebendiger Gott, auf dich hoffen wir. Deshalb beten wir zu dir, für den Frieden und die Gerechtigkeit.
Guter und lebendiger Gott     L/A wir beten zu dir.

  • Wir beten für alle Kinder und Jugendlichen und Erwachsenen, die in diesem Jahr in unserer Pfarreiengemeinschaft getauft werden: dass der Glaube ihre Hoffnung stärkt.
    Guter und lebendiger Gott            L/A wir beten zu dir.
  • Wir beten für unsere beiden Pfarrgemeinden: dass wir nicht verzagen, sondern dankbar unseren Glauben miteinander teilen und leben.
    Guter und lebendiger Gott            L/A wir beten zu dir.
  • Wir beten für alle, die sich für den Frieden einsetzen und künftige und stabilere Friedensordnungen entwerfen: dass sie langen Atem haben, bis die Regierungen ihre Ideen umsetzen.
    Guter und lebendiger Gott            L/A wir beten zu dir.
  • Wir beten für alle Menschen, die voll Verzweiflung, voll Wut und Feindschaft sind, dass der Glaube an das Gute stärker bleibt.
    Guter und lebendiger Gott            L/A wir beten zu dir.
  • Wir beten für die weltweite Staatengemeinschaft, dass es ihr gelingt, möglichst viele Menschen vor den schlimmsten Folgen des Klimawandels zu beschützen.
    Guter und lebendiger Gott            L/A wir beten zu dir.

Lektor/in: Gütiger Gott, wir danken dir für das Geschenk des Lebens und für den Glauben, den dein Heiliger Geist in uns weckt und am Leben erhält. Gelobst bist du in Ewigkeit. (A) Amen.

31.12.24 und 01.01.25 Jahresschluss und Neujahr

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Einführung: Wie wir das Jahr begonnen haben, so wollen wir es auch beschließen:

IM NAMEN DES VATERS ….

Wie geht es ihnen heute? War ihr Wohlstand am Jahresanfang größer? War ihre Gesundheit besser? War ihr Vertrauen größer? Ihre Hoffnung stärker? Ihre Liebe glühender?

Am Anfang des Jahres wünschen wir uns Gottes Segen. Es liegt nicht am mangelnden Segen, wenn wir Zersplitterung, Gewalt, Feindseligkeit und Unversöhnlichkeit bedauern müssen. Es liegt an der Verschlossenheit der Menschen, die sich selbst über andere stellen, die andere ausgrenzen und sogar bekämpfen.

Jesus hat gesagt: Bei euch soll es nicht so sein. Wer bei euch der größte sein will, soll sich in den Dienst der anderen stellen.
Diese Haltung prägt meistens unser Verhalten – aber nicht immer.

Deshalb bitten wir Gott im Schuldbekenntnis um Vergebung.

Vergebungsbitte
Der Blick zurück zeigt uns Gutes und Böses, Freude und Trauer und so bitten wir: Gott unser Vater schenke uns sein erbarmen. Er vergebe uns und führe uns zur ewigen Freude!

Ansprache: Liebe Schwestern, liebe Brüder, liebe Familie Gottes,
in Unterfranken wünschen sich die Leute einen guten Beschluss – also, dass das zu Ende gehende Jahr einen guten Abschluss bekommt.

Es passiert viel in 365 Tagen. Erfreuliches und Ärgerliches, Glück und Leid, Heilung und Erkrankung, Streit und Versöhnung. Die Nacht vom 31. Dezember zum 1. Januar kann nicht alles auf „Null“ zurückstellen.
Was heute unser Leben trägt und prägt, wird es auch morgen tun.

Aber es gibt den „Jahresabschluss“ nicht nur in finanziellen Dingen –
auch für sich persönlich.

Ich frage mich, wie es uns geht: der Gemeinde St. Anton in der Pfarreien-gemeinschaft mit St. Albertus Magnus. Wie geht es uns als christlicher Gemeinde? Ich möchte sie mitnehmen und einbeziehen.

Fühlen wir uns wohl in unserer und als unsere Gemeinde?
Kommen sie gern in den Gottesdienst? Nehme sie neuen Mut mit, werden sie bestärkt, vielleicht sogar erheitert? Finden sie Frieden in dieser Stunde? Drängt es sie zum Lob Gottes in der Gemeinde der Glaubenden?
Freien sie auf die Leute, die auch hier sind?
Ist es vielleicht sogar ein fester Treffpunkt?

Ich kann die Fragen vor allem positiv antworten und hoffe, dass es ihnen ähnlich geht.

Worüber ich auch nachdenke ist, wie es um unseren Glauben steht. Ich habe die Vorstellung, dass es früher in mancher Hinsicht einfacher war, zu glauben. Die kirchliche Lehre war fest und wurde nicht hinterfragt.

Das ist anders geworden: Ich – und viele mit mir – fragen sich: Kann ich das glauben, dass Maria ein Kind empfangen hat – ohne einen Mann zu erkennen? Müssen Priester wirklich unverheiratete Männer sein?
Wird gelebte Homosexualität von der Kirche zurecht verurteilt?
Was bedeutet es, wenn wir sagen: Gott hat die Welt erschaffen?
Was stelle ich mir unter dem Ewigen Leben vor?

Unser Glaube ist nicht mehr selbstverständlich und gewiss. Er ist nicht mehr kindlich naiv. Das ist zugleich eine große Chance: Wir können uns den christlichen Glauben selbst aneignen. Die kirchliche Auslegung ist eine Hilfe dabei – aber keine strikte Vorgabe, der jeder in allem folgen muss.
Im Suchen und Fragen kann auch eine wirkliche eigene Beziehung zu Gott wachsen: dass wir ganz persönlich Gott vertrauen und ihm danken.

Welche Beobachtungen in unserer Gemeinde verursachen Sorgen?
Die größte Sorge ist, dass die Beteiligung so gering ist – und dass nur wenig Kinder und Jugendliche gerne hier zusammenkommen.
Nur sehr wenige von ihnen zeigen, dass sie an Jesus glauben, dass seine Botschaft ihnen Halt gibt und Verankerung. Woher nehmen sie die Kraft zur Nächstenliebe?

Gibt es Grund zur Hoffnung? Die Frage ist: Hoffnung worauf?
Wir würden uns das Leben selbst schwer machen, wenn wir erhoffen, dass in zwei Jahren wider wenigsten 20 junge Leute regelmäßig zu uns kommen und statt 100 dann 300 Christen sich hier versammeln.

Aber Hoffnung habe ich:
dass Gottes Liebe auch in Zukunft die Menschen erreicht.
Dass er auch in Zukunft den Kindern und Jugendlichen und Erwachsenen nahe ist und dass er sie mit seiner Lebenskraft erfüllt.

Hoffnung habe ich, dass die Sehnsucht nach Frieden und Geborgenheit und Heimat und Gemeinschaft in den Menschen lebendig bleibt und dass sie in der Reich Gottes Botschaft dafür wieder Kraft finden.

Ich bin nämlich felsenfest davon überzeugt, dass Jesus der Menschheitsfamilie gerade heute den Weg weist:
Der Glaube, dass Gott jede und jeder unendlich lieb und teuer ist,
der Glaube, dass alle Menschen miteinander verbunden sind und
zusammengehören,
die Einsicht, dass mir das Wohl des anderen genauso wichtig ist wie das eigene,
das alles bringt der Menschheit Heil und Segen.

Dieser Botschaft vertraue ich – Sie soll unser Denken und Handeln prägen und lenken – im ganz persönlichen zwischenmenschlichen Verhalten und in den großen Fragen unseres gesellschaftlichen Zusammenhalts. Amen.

Allgemeines Gebet

Lektor/in: Schwestern und Brüder, wir danken Gott für die frohe Botschaft, dass er uns, seine Kinder, mit ewiger Treue liebt. Wir vertrauen ihm und beten:

Liedruf: Gott, unser Vater! – Wir bitten dich, erhöre uns

  • Wir beten für unser Bistum Regensburg, in dem die Glaubenden vor großen Veränderungen ihrer Pfarreien und Pfarreiengemeinschaften stehen.
  • Wir beten für die Kirche in Deutschland: dass sie Wege zu den Menschen findet und die frohe Botschaft wieder angenommen wird.
  • Wir beten für die ganze Kirche, die das Heilige Jahr 2025 begonnen hat.
    Dass dieses Jahr viele Früchte bringt und die Menschen zum Glauben ermutigt.
  • Wir beten für unser Land Deutschland: dass wir den Frieden in der Gesellschaft und mit unseren Nachbarstaaten bewahren.
  • Wir beten für die Staatengemeinschaft auf dem europäischen Kontinent: dass wir Frieden herstellen und immer besser lernen, den Frieden zu sichern.
  • Wir beten für die Menschen auf der ganzen Erde: dass es uns gelingt, für einen gerechten Ausgleich zu sorgen und eine wirklich menschliche Entwicklung überall in der Welt zu fördern.

Lektor/in: Gott steh uns bei, erfülle uns mit deiner Kraft und mit deiner Liebe durch Christus, unseren Herrn. Amen.

02.01.2022: 2. Sonntag der Weihnachtszeit

Einführung: Liebe Schwestern und Brüder!
In der Weihnachtszeit kommen wir oft zusammen und feiern Gottesdienst. Wir feiern Gottes Dienst an uns!
Wir singen ja in dem Lied: Christ ist erschienen, um uns zu dienen.
So wie Jesus es gesagt hat: Ich bin unter euch wie der, der bedient und hat seinen Jüngern die Füße gewaschen.

Als danken wir Gott für seinen Dienst, für seine größte Gabe, das Leben:

Herr, Ursprung des Lebens.
Quelle der Freude.
Ziel unsrer Hoffnung.

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
„Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort“. Dieser erste Satz des Johannesevangeliums geht mir leicht ins Gehör. Wie könnte ich ihn nicht auswendig rezitieren können.

Dennoch frage ich mich und sie: „Was können wir über Gott und das Wort sagen und wissen?“

Reden wir über Gott! dann reden wir über den, der uns unzugänglich ist, den auch die vier sogenannten Gottesbeweise des Thomas von Aquin und der des Anselm von Canterbury nur dem beweisen können, der schon an ihn glaubt.

Was können wir über Gott und das Wort sagen und wissen?
Aus menschlicher Perspektive im Grunde nichts. Kein Mensch hat ihn je gesehen, kein Ohr gehört. Trotzdem gehört der Glaube an Gott oder Götter zum Menschen wie die Fähigkeit zu Sprechen oder Bilder zu malen.

Wenn wir über Gott sprechen, sprechen wir also zugleich über uns Menschen. Wir sprechen über das Höchste, das wir Menschen und vorstellen können.

Wir Menschen finden in dieser Erde alles, was wir zum Leben brauchen. Wir empfinden Berge, Gewässer, Pflanzen, Tiere als schön oder auch als ekelig. Nahrung und Wasser, Wärme und Höhlen geben uns Schutz und erhalten uns am Leben. Es gibt so viel davon, dass man sogar dick davon werden kann.

Zugleich lauert überall der Tod: die Kälte, die wilden Tiere, Hitze, Stürme und Fluten, Trockenheit, Krankheiten – wir müssen uns in Acht nehmen.

Was uns nützt, nennen wir gut, was uns schadet, nennen wir böse. Auch in uns ist das Gute und das Böse: wir können anderen viel Gutes tun und wir können ihnen Böses tun.

Wir Menschen haben ein leistungsfähiges Gehirn: Wir beobachten Dinge, wir probieren sie aus, wir untersuchen sie, wir überlegen wie das funktioniert und was es bedeutet und mit diesen Erkenntnissen überleben wir nicht nur, sondern wir gestalten die Welt und bauen sie um.

Wir verbessern unser Leben. Wir wollen nicht frieren und nicht hungern, wir suchen Bequemlichkeit, sogar Luxus und neue Lebensräume ‑ sogar im Weltall.

In all dem wirkt eine Urkraft, die im ganzen Universum wirkt und wir haben Anteil an dieser Kraft, die wir in uns spüren, die wir nützen, die uns antreibt, auf die wir hören.

Diese Kraft, diese Energie, die Neues schafft, die Leben zeugt, drückt sich in dieser Schöpfung aus, sie lebt in dieser Schöpfung, sie ist diese Schöpfung – doch sie ist mehr als diese Schöpfung, weil diese Schöpfung der Ausdruck ihres Seins ist und nicht sie selbst.

Da wir uns nun so weit vorgewagt haben im Nachdenken über uns und das Universum und die Kraft, durch die dieses Universum entsteht und sich entwickelt, wage ich noch einen Schritt:

Wir Menschen erfahren nicht nur unsere Kraft, Neues zu erschaffen.
Wir erleben in uns noch andere Kräfte, die in uns wirken, die unsere Handlungen bestimmen und unsere Beziehungen prägen:
Wir vertrauen und fürchten, wir lieben und hassen, wir hoffen und bangen.

Doch das, was wir selbst geschaffen haben, lieben wir, denn wir haben es uns vorgestellt und gewünscht und es vollbracht.

Wir rächen und wir vergeben, wir befeinden und wir versöhnen,
wir bestrafen und belohnen, wir verachten und haben Erbarmen.

Doch besser wird unser Leben im Vergeben und Versöhnen, im Belohnen und Erbarmen.

Ich kann nicht anders von Gott, dieser ursprünglichen Kraft reden, als dass sie gut ist: aus Liebe drückt sie sich in dieser Schöpfung aus und deshalb kann ich dieser Kraft vertrauen und hoffen, dass sie nicht in Selbstzer­störung endet, sondern immer lebt und Leben wirkt und Erbarmen hat. Und ich hoffe darauf, Gott zu erkennen und wie in ihm Tod und Leben, Gutes und Böses versöhnt sind.

„Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort. Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt.“
Und es wohnt unter uns – heute und immer. Amen.

06.12.2020: 2. Adventsonntag 2020

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Liebe Schwestern und Brüder,
heuer gab es keinen Bußgottesdienst: in der Fastenzeit waren öffentliche Gottesdienste verboten und jetzt im Advent möchte ich ehrlich gesagt keine zusätzlichen Gottesdienste anbieten.
Und: wenn ich ganz ehrlich bin, frage ich mich, ob es überhaupt jemandem abgeht – dieses Nachdenken über die eigenen Sünden.

Dabei ist das eine Grunderfahrung der Menschheit und jedes Menschen:
wir sind nicht immer gut, sondern wir sind oft auch böse und tun Böses.

Dabei bleibt es sehr schwer, festzulegen, was genau böse ist, was eine Sünde ist. Die Messlatte kann sehr verschieden angesetzt werden.

Ist es nur eine Sünde, wenn ich jemand anderem oder mir selber absichtlich und vermeidbar Schaden zufüge?
Dann gibt es tatsächlich gar nicht so viele Sünden: denn wer stiehlt schon? Wer betrügt schon?

Oder sündige ich auch schon, wenn ich nachlässig bin, wenn ich vergesse Gutes zu tun (beten) oder zu wenig von meinem Besitz mit denen teile, die weniger haben als ich. Ist es schon eine Sünde, weil mein Vertrauen größer, meine Hoffnung stärker und meine Gottes- und Nächstenliebe stärker brennen könnten?

Jeder kann sich selbst fragen:
Habe ich jemand anderem oder mir selbst Schaden zugefügt? War ich ungerecht?

Habe ich das rechte Maß nicht eingehalten – beim Arbeiten und Ruhen, beim Essen und Trinken und beim Fasten, beim Streit und beim Vermeiden eines Streits?

War ich klug genug, um nachzudenken, welche Wirkungen mein Reden und Handeln hat und habe ich abgeschätzt, ob ich den anderen richtig verstehe. Kümmere ich mich darum, was dieser Gesellschaft hilft, menschlicher zu werden oder ist es mir einfach egal? Leiste ich einen Beitrag dazu?

Bin ich zu feige, um für meine Wertvorstellungen einzutreten?
Gebe ich schnell auf, wenn ich merke, dass es anstrengend und schwierig wird?
Vermeide ich alles, was Anstrengung und Ausdauer kostet?

Und es stellt sich die Frage:
Warum bin ich so? Könnte ich anders?
Was könnte ich ändern?

Denn eines steht fest:
So sehr auch jeder einzelne an sich arbeitet, ein immer besserer Mensch und Christ zu werden – wir werden immer auf die Vergebung anderer und auf die Vergebung Gottes angewiesen sein.

Unser Liebe könnte immer noch heller leuchten
unsere Hoffnung stärker und unser Vertrauen größer sein.

Die Botschaft Johannes des Täufers ist:
Kehrt um zum Herrn – immer wieder –
bleibt nicht stehen auf dem Weg, als Kinder Gottes sein Reich aufzubauen.

Denn: Gott hat Erbarmen. Er vergibt euch eure Sünden, wenn ihr auf dem Weg bleibt:
er vergibt euch euer zu wenig und er vergibt euch sogar das Böse –
wenn ihr nur auf dem Weg bleibt und immer wieder umkehrt zu eurem Gott.

01.07.2018: 13. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
Wegen des Festes Johannes des Täufers am vergangenen Sonntag fehlt uns die Vorgeschichte zum heutigen Evangelium: Jesus hatte den Sturm auf dem See gestillt. Die Jünger im Boot fragten sich: „Was ist das für ein Mensch, dass ihm sogar der Wind und der See gehorchen?“
Beantwortet wird diese Frage durch die Dämonen: Jesus hatte einen Mann von einer Legion befreit: Was willst du von mir, Jesus, Sohn Gottes.

Die Heilungswunder von dem Mädchen und der Langzeitkranken Frau dokumentieren und belegen, was die Dämonen über Jesus gesagt haben:
Er ist der Sohn Gottes – er ist sogar Herr über den Tod.

Ich möchte auf 2 Beobachtungen in diesem Abschnitt von Mk 5 hinweisen, die diese Geschichten für uns bedeutsam werden lassen:

  1. Der Name des Synagogenvorstehers „Jairus“:
    Es ist wieder ein sprechender Name, den man übersetzen kann:
    Gott wird erstrahlen oder Gott wird erwecken. Das sind die beiden Bedeutungen. So sagt der Name des bittenden Vaters bereits, was geschehen wird: Jesus wird das Mädchen erwecken und Gott wird dadurch erstrahlen.
  2. Ein zentrales Wort in beiden Geschichten ist das Wort: glaube:
    Glaube, vertraue, dass Gott hilft, dass Gott rettet, dass Gott das Leben bewahrt.
    Zu der kranken Frau sagt Jesus: Dein Glaube hat dir geholfen.
    Zu Jairus sagt er: Fürchte dich nicht, glaube nur!

Die beiden Heilungswunder verkünden also die Botschaft:
Gott erstrahlt, er erweckt zum Leben, die an ihn glauben.

Diese Botschaft klingt harmonisch zusammen mit den Sätzen aus dem Buch der Weisheit, die wir in der 1. Lesung gehört haben. Das sind so schöne Sätze, dass ich sie gerne noch einmal zitieren möchte:

Gott hat den Tod nicht gemacht. Zum Dasein hat er alles geschaffen.
Gott hat den Menschen zur Unvergänglichkeit erschaffen und ihn zum Bild seines eigenen Wesens gemacht.

Liebe Schwestern und Brüder, darin liegt die Bedeutung dieser Geschichten für uns:

Gott erweckt zum Leben, darin erstrahlt seine Macht!
Der Glaube an Gott und der Glaube an die Unvergänglichkeit des Menschen gehören untrennbar zusammen.

Doch – das ist mir noch ein wenig zu allgemein.
Ich möchte es konkret anwenden auf die Situation, in der wir leben:

Ist die Kirche, katholisch, evangelisch, orthodox, nicht eine Langzeitpatientin? Wird sie nicht von vielen als hoffnungslos krank abgeschrieben.
Gleichen wir nicht oft dem Töchterchen des Jairus, um das schon die Totenklage gesungen wird?

Man sagt uns voraus, dass der Glaube an Christus und seine Auferstehung und an die Auferstehung der Toten überholt und überflüssig sei?
Jeder Kirchenaustritt hat die Botschaft: „Ich brauche euch nicht!“
„Ihr habt keine Zukunft mehr!“?

Die Krankheitszeichen sind nicht zu übersehen – Mancherorts scheint die Christenheit schon gestorben zu sein ‑  wir alle sehen das!

Doch die Geschichten enden ja damit, dass die Frau geheilt und das Mädchen zum Leben erweckt wird:

Machen wir es wie die Frau, wie Jairus:
Gehen wir zu Jesus, suchen wir seine Nähe, dass wir denken, fühlen, hoffen, glauben wie er, dass seine Kraft zu uns kommt;
dass er uns anspricht und sagt: Mädchen, Kirche, Volk Gottes steh auf.

Liebe Schwestern und Brüder,
das ist ganz persönlich. Denn wir sollen ja nicht warten, bis jemand anderes zu Jesus geht und ihn bittet.
Jeder von uns selbst kann und darf und muss zu Jesus kommen,
damit Jesus uns aufrichtet;
dass wir wieder Lust haben, die frohe Botschaft zu hören
er stärkt unseren Glauben, dass das Leben von Gott kommt und dazu bestimmt ist, Gottes ewige Güte und Liebe erstrahlen zu lassen.

28. Juni 2015: 13. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Schott

Lieben Schwestern und Brüder,
Was sind die dichtesten Szenen in diesen beiden miteinander verwobenen Wundererzählungen des Markusevangeliums?

Worauf kommt es dem Evangelisten an, wenn er solche Geschichten erzählt?

Die Vorgänge die erzählt werden, sind spektakulär:

Kaum verlässt Jesus das Boot schart sich eine Menschenmenge um ihn – die Menschen drängten sich um ihn.
Eine Frau, die aussichtslos unter Blutungen leidet, findet Heilung!
Ein Mädchen, um das schon die Totenklage gesungen wird, erwacht zum Leben.

Am Ende sagt Jesus: Niemand dürfe etwas davon erfahren!
Das kann ja gar nicht sein – das so etwas nicht erzählt und verbreitet wird!

Im Markusevangelium begegnet uns immer wieder dieses seltsame Schweigegebot, das natürlich unbeachtet bleibt, so dass sich der Ruf Jesu wie ein Lauffeuer verbreitet.
Genau das möchte der Evangelist vermitteln: Die Botschaft von Jesus kann nicht verborgen bleiben!

Was sind nun die entscheidenden Worte in diesen beiden Geschichten?

Die Frau sagte Jesus die ganze Wahrheit. Er aber sagte zu ihr: „Dein Glaube hat dir geholfen. Geh in Frieden!“

Zu dem Synagogenvorsteher sagte Jesus: „Sei ohne Furcht; glaube nur!“ Und zu dem Mädchen sagte er: „Steh auf!“

Liebe Schwestern und Brüder,
das Markusevangelium verkündet Jesus nicht als Wunderheiler mit besonders herausragenden Kräften –
Die Botschaft des Markus ist: Glaubt an Jesus, dem Sohn Gottes

Dein Glaube hat Dir geholfen, glaube nur – darauf kommt es an!
Und darauf, was der Glaube bewirkt: „Geh in Frieden!“ sagt Jesus zu der Frau und das Mädchen steht lebendig auf und geht umher.

Frieden und Leben – schenkt Jesus dem, der ihm glaubt und der an ihn glaubt!

Glaubt an Jesus! – Was heißt „an Jesus glauben“?

An Jesus glauben heißt, der Frohbotschaft glauben, die er verkündet:

„Das Reich Gottes ist euch nahe!“ Gott ist euch nahe!
Ihr seid nicht verloren, ihr gehört nicht dem Tod, dem Feuer, der Grube,
Fürchtet euch nicht vor dem Tod!

Denn ihr gehört zu Gott, dem lebendigen.
In ihm findet ihr den Frieden und das Leben!

Euer Leben hat in Gott seinen Ursprung und auch sein Ziel!
Glaubt und habt Vertrauen in den Ursprung des Lebens.

27. Oktober 2013: 30 Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Schott

 

 

Wir sind überzeugt vom Grundsatz der Toleranz: „Jeder möge nach seiner Facon selig werden!“ sagte Friedrich II. von Preußen – und so denken wir heute.
Es ist geradezu ein Tabu, anderen seine eigene Meinung aufdrängen zu wollen.

Das Mt.Evangelium aber schließt mit den Worten: „Geht zu allen Völkern. Macht sie zu meinen Jüngern und lehrt sie alles zu befolgen, was ich euch geboten habe und tauft sie …“

Dürfen wir diesen Missionsauftrag ernst nehmen, oder müssen wir uns ihm verweigern?

Was bedeutet Mission? Wie können wir in unserer Zeit, in der Toleranz und Freiheit so große Werte sind, Mission verstehen und leben?

Zunächst haben wir Christen durchaus das Recht und die Pflicht vor unserem Gewissen, unseren Glauben an Christus zu bekennen und zu bezeugen. Auch das Christentum ist eine religiöse Überzeugung.
Und wie jede Religion und Überzeugung haben wir den inneren Drang, die Hoffnung, die Freude, die Wahrheit mit anderen zu teilen!

Der Glaube an Gott wirkt stark in das Leben des Glaubenden und in das Leben der Gesellschaft hinein:

Der Glaube an Gott, den Ursprung und die Quelle des Lebens, bringt unmittelbar die Einsicht, dass es Werte und Gebote gibt, die für jeden Menschen gelten – über die sich kein Mensch stellen darf.Der Glauben an Gott gibt dem Leben eine Perspektive, dass nicht das Materielle entscheidend ist und zählt, sondern dass Mitmenschlichkeit das wichtigste ist.

Der Glaube an Jesus Christus befreit den Gottesglauben von der Gefahr in als Werkzeug der eigenen Macht zu missbrauchen:
Gott sagt Ja zum Menschen – auch wenn er ein Sünder ist!
Und jeder Mensch kann sich – in der Nachfolge Jesu – als Kind Gottes erfahren und hat Zugang zum himmlischen Vater.

Wenn wir Christen Menschen begegnen, dann sind wir überzeugt, dass Gott bei ihnen ist und dass Gott ihnen nahe ist.
Wir dürfen Gott sozusagen entdecken – gerade auch bei den Menschen, die einer anderen Religion angehören oder die gar nicht an Gott glauben.
Für uns Christen gibt es keine „gott-losen“ Menschen.

Genau das aber ist es, was wir in der Nachfolge Jesu zu verkünden haben: dass Gott der himmlische Vater aller Menschen ist und dass sein Reich allen Menschen offen steht, dass jeder Mensch Gottes Kind ist!
Dass Gott dem Menschen treu ist und ihm Anteil gibt an seiner Ewigkeit.
Dass Gott Gerechtigkeit will und Frieden und Freiheit für alle,
Dass Hunger und Armut Übel sind, die bekämpft werden müssen,
ebenso wie Verachtung und Feindschaft zwischen den Menschen.

Wer dies glaubt und lernt Gott zu vertrauen als seinem himmlischen Vater, der ist ein Jünger Jesu geworden und kann beginnen, seine Gebote zu befolgen: Liebe Gott und den Nächsten!

Von Anfang an machten die Christen die Erfahrung, dass ihre Mitmen­schen diesen Glauben nicht annehmen und nicht tolerieren konnten.
Es ist dann nicht nur unmöglich, andere zu Jüngern Jesu zu machen – sondern der Glaube an Jesus wird zur Gefahr für das eigene Leben:
Christen wurden verfolgt und werden verfolgt – bis auf den heutigen Tag.
Und leider sind auch Christen der Versuchung erlegen, andere wegen ihres anderen oder falschen Glaubens zu verfolgen.
In solchen Zeiten geben Christen Zeugnis durch die Unbeirrbarkeit ihres Glaubens: Der Blick auf die Kreuzigung und Auferstehung Jesu gab und gibt ihnen dazu Kraft und Mut.

Auch wir leben heute in einer schwierigen Situation:
Viele Menschen leben ohne Gott und Kirche – und sie leben nicht schlechter als wir. Manchmal werden wir lächerlich gemacht, manchmal machen wir als Kirche uns selbst lächerlich.

Umso mehr sollten wir uns bemühen, dass wir leben was wir glauben:
Dass jeder Mensch von Gott geliebt ist, dass Gott Gerechtigkeit will und Barmherzigkeit.

Franziskus, Bischof von Rom, macht mir Freude

Franziskus, Bischof von Rom, macht mir mit seinem Mut zu solchen Sätzen große Freude.
Die Glaubens – Ideologen versuchen immer wieder Gott und göttliches in ihren Gedanken zu zwingen und sind dann versucht, ihre eigenen Gedanken und Erklärungen als göttliche Wahrheiten anderen aufzubürden.

http://de.radiovaticana.va/news/2013/04/19/%E2%80%9Esie_verstehen_nichts%E2%80%9C:_papst_franziskus_warnt_vor_ideologien/ted-684464