05.11.2017: 31. Sonntag im Jahreskreis

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Liebe Schwestern und Brüder,
Dr. Martin Luther, der unbeugsame und Gott begeisterte Augustiner Mönch hat den Satz geprägt: „Was dir am wichtigsten ist, der Mittelpunkt deines Lebens, das ist eigentlich dein Gott!“

Wer ist eigentlich Gott? Der Schöpfer des Himmels und der Erde, sagen wir. Wir beten ihn an, wir bitten ihn und klagen ihm unsere Nöte, manchmal klagen wir ihn sogar an und machen ihn verantwortlich für das unermessliche Leid in der Welt.

„Ich bin ein großer König, der Herr der Heere, und ich bin gefürchtet bei den Völkern“ so stellt sich Gott im Prophetenwort des Maleachi vor.

Das Wort Luthers macht mich darauf aufmerksam, dass ein Zwiespalt entstehen kann, zwischen dem, wen ich als Gott anspreche – den Gott des Himmels und der Erde  ‑ und dem, was ich in meinem Leben wirklich der Mittelpunkt ist.

Wenn nämlich Gott der ist, der mir das Leben geschenkt hat und uns allen und
wenn er wirklich der ist, zu dem mein Leben hinführt;
wenn es wirklich wahr ist, dass vor ihm unzweifelhaft offenbar wird, was ich in meinem Leben Gutes und Böses getan habe, was wahr war und was falsch:
wenn Gott diese allergrößte Bedeutung hat, weil mein Leben allein von ihm abhängt, dann sollte er auch in meinem Leben in der Mitte stehen.
‑ Dann muss ich alles in meinem Leben auf ihn beziehen und ausrichten: Beruf, Familie, Freunde, Erholung und Ruhe, Arbeit und Vergnügen, Entspannung und Anstrengung, Besitz und Verzicht.

Ist es so? Oder macht mich Luthers Satz aufmerksam, dass ich zwar einen Gott bekenne, wenn ich sage: „Ich glaube an Gott“, dass aber mein Leben deutlich macht, dass ich anderen Dingen nachlaufe und ihnen so viel Bedeutung gebe, als wären sie Gott?

Der Prophet Maleachi klagt die Priester im Jerusalemer Tempel an, dass sie ihren Auftrag verraten haben: ihre Aufgabe war es, den Bund Gottes mit Israel lebendig zu halten und ihm treu zu sein und das Volk in der Treue zu Jahwe zu stärken –

Stattdessen brechen sie selbst den Bund, laufen anderen Göttern nach. Sie tun Unrecht und missachten die Gebote Gottes durch Ehebruch und Ausbeutung der Armen.  Fatal und das schlimmste daran ist: Ihr falsches Handeln verleitet die Israeliten dem Bund mit Jahwe untreu zu werden.

Dasselbe wirft Jesus den Schriftgelehrten vor: Sie verschließen den Menschen das Himmelreich, anstatt ihnen voranzugehen. Sie bauen Barrieren auf zwischen Gott und Mensch, anstatt die Menschen anzuleiten, dass sie auf Gottes Treue bauen können.

Und ich? Und wir? Wie ist es mit uns?
Bemühen wir uns gut zu sein und auf Gott zu hören ‑
oder stellen wir uns selbst an die erste Stelle?

Tue ich was richtig ist – oder was leichter ist?

Ist das Ziel meines Handelns der andere Mensch – oder ich selbst:
meine Bequemlichkeit, mein Einkommen,
und die Verteidigung meiner Stellung und Position?

Mache ich mich selbst zum Mittelpunkt oder stelle ich Gott in den Mittelpunkt meines Lebens?

Schwestern und Brüder, gerade die im Namen Gottes zu reden beauftragt sind, stehen in größter Gefahr und Versuchung, statt Gottes Treue zu verkünden und Gott zu dienen ihre eigene Macht und ihren Einfluss zu verteidigen und zu mehren. Natürlich erliegen wir Priester und die Bischöfe immer wieder dieser Gefahr. Das ist umso schlimmer als wir dadurch unseren Auftrag ins Gegenteilverkehren.

Deshalb sagt Jesus zu den Menschen: Geht selbst euren Weg. Alle haben Gott zum Vater. Nur einer ist euer Vater. Es gibt nur einen und ihr könnt und sollt selbst auf ihn hören.

Diese Erkenntnis, dass jeder Mensch Gott zum Vater hat, weil es nur einen gibt, sollen die Jünger Jesu überall und immer verkünden in Wort und Tat. Wir alle.

15.10.2017 Kirchweih (28. Sonntag im Jahreskreis)

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Liebe Schwestern und Brüder,
Kirchweih – am 20. November werden es 87 Jahre sein, dass unsere Herz Jesu Kirche geweiht wurde. Inzwischen wurde sie ein paar Mal renoviert und auch umgestaltet. Zuletzt 1993 in der Verantwortung von meinem Vorgänger Pfarrer Josef Schönberger. Das ist schon wieder 24 Jahre her – und das sieht man mittlerweile auch. Es gibt so manchen Riss im Putz und wohl auch im Mauerwerk.

Vielleicht ist unserer Kirche gerade dadurch uns ein wenig ähnlich …
Uns ist nicht immer anzusehen, dass wir uns freuen, zum Volk Gottes zu gehören. Spüren wir, wenn wir uns versammeln, das Besondere, das eine Gemeinschaft anziehend und schön macht?
Die Freude einander zu sehen, etwas gemeinsam auf die Beine zu stellen, einander im Leben als Jünger zu bestärken.

Aber nun sind wir hier in unserer in der Kirche da: Sie ist klar strukturiert: alles ist ausgerichtet auf Jesus Christus, den Sohn Gottes, dessen goldenes Herz strahlt – weil er nicht tot ist, sondern lebendig. Seinen Leib konnten sie töten – er aber lebt und ist verherrlicht bei seinem Vater und hier auf der Erde durch uns, die wir an ihn glauben!

Als Mittelpunkt aufgerichtet steht der Altartisch in unserer Mitte. (Nicht geometrisch – sondern von der Bedeutung her)
Er ist ein Symbol für Jesus Christus. Um ihn sind wir versammelt zum heiligen Mahl. Er, der König der Herrlichkeit, der Auferstandene, hat uns eingeladen. Mit dem Propheten Jesaja gesprochen ‑ erwarten wir von ihm, dass er uns das erlesenste und kostbarste gibt, was nur denkbar ist:
die Liebe Gottes und uns sein Licht umstrahlt. Dass keine Träne mehr fließt, dass das Leben uns erfüllt mit göttlicher Kraft.

Schwestern und Brüder, auch die Gleichnisgeschichte vom Hochzeitsmahl erzählt davon, wer wir sind:
wir sind die, die von der Straße geholt wurden zum Hochzeitsmahl des Sohnes. Wir sind dem Ruf gefolgt: Als wir getauft wurden, sind wir eingetreten in den Hochzeitssaal und haben Anteil an der Freude, am Überfluss des göttlichen Lebens.

Doch – wie denen, die zuerst eingeladen waren und nicht kommen wollten  – darf uns eines nicht passieren: dass wir uns nicht mitreißen lassen, dass wir uns nicht verändern lassen: wer eingetreten ist in den Festsaal des Glaubens, in dem der muss der Glaube wirken:

er sorgt sich um den anderen und sein Wohl;
er vertraut auf das Leben und seinen Schöpfer;
er befreit sich von der ängstlichen Sorge um sich selbst;
er richtet andere Menschen auf;
er schließt Frieden mit seinen Gegnern;
er sieht seine eigenen Fehler und versucht sie zu vermeiden.

Wer eingetreten ist, der steht im Dienst für Gottes Reich und kann nicht mehr für sich selbst leben:
Wir leben als lebendiges Glied in einem Organismus,
wir wissen darum, dass wir unsere Aufgabe erfüllen müssen,
denn der ganze Organismus ist nur gesund, wenn alle seine Glieder gesund sind und ihren Dienst tun.

Schwestern und Brüder, in dieser Kirche haben wir alle Platz – sie ist wirklich sehr groß: Wir sind gesandt unsere Schwestern und Brüder einzuladen, damit der Saal voll wird.

12. Oktober 2014: 28. Sonntag im Jahreskreis

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Liebe Schwestern und Brüder,
für mich ist der Schluss dieses Gleichnisses schockierend und rätselhaft: Alle möglichen Leute wurden von der Straße geholt, damit sich der Festsaal füllt – und dann wird einer hinausgeworfen, nur weil er kein Hochzeitsgewand anhatte. Wer hat schon ein Hochzeitsgewand im Beutel, wenn er von der Arbeit kommt – möchte ich fragen.

Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass die anderen Gäste alle ein Hochzeitsgewand hatten.

So wie ich Jesus aber aus den Evangelien kenne, geht es ihm nicht um kleinliche Kleiderordnungen.
Was also will mir das Evangelium mit diesem Ende der Geschichte sagen?

Dazu frage ich mich:  Wodurch mag sich der eine, der hinausgeworfen wird, von den anderen unterscheiden – wenn es nicht um Textilien geht?

Die Antwort ist mir wichtig:
Denn, als getaufter Christ gehöre ich zu den vielen, die von der Straße geholt wurden – und ich möchte nicht wieder hinausgeworfen werden.

Dass es bei dem Hochzeitmahl um das Reich Gottes geht, um das ewige Leben bei Gott im Himmel, liegt auf der Hand.
Offenbar gibt es nicht nur die Möglichkeit, die Einladung gleich zu verweigern, sondern man kann auch – obwohl man schon im Saal ist – wieder hinausgeworfen werden.
Man kann das Leben wieder verlieren, das einem schon geschenkt war.

Was könnte daran schuld sein?

Jedenfalls nicht das Leben, das ich geführt habe, bevor mich die Einladung erreichte – das scheint egal zu sein. Gute und Böse füllen den Festsaal.

Vielleicht aber hängt es damit zusammen, ob ich mich angemessen verhalte:

Statt in Freude die Hochzeit mitzufeiern, verbreitet der Mann vielleicht Missstimmung: Stößt die Nachbarn an, versucht für sich die schöneren Stücke vom Teller zu fischen und auch etwas mehr als die anderen?

Schwestern und Brüder, etwas anderes kann ich mir eigentlich nicht vorstellen: Der Mann verhält sich nicht so, wie es der Hochzeitsfeier entspricht.

Das Evangelium mahnt mich:

Die Taufe, die Firmung, keine Kommunion würden nichts nützen, wenn ich nicht so lebe, wie es dem Reich Gottes entspricht.

Wenn ich an Gott glaube, der das vergängliche Leben mit Unvergänglichkeit bekleidet,
Wenn ich glaube, dass Gott der Gute ist,

dann muss auch ich gut sein und gut werden.