06.02.2022: 5. Sonntag im Jahreskreis

Ansprache:

„Geh weg von mir, Herr, denn ich bin Sünder!“ – das war die Antwort von Franziskus auf die Frage was er als neuer Papst über sich selbst sagen könne.

In dem Abschnitt des Lukasevangeliums drückt Petrus nach dem übergroßen Fischfang mit diesen Worten seine Bestürzung aus, als er merkt, dass er es mit Gottes Kraft zu tun bekommt.

Aber Jesus sagt: „Fürchte dich nicht, von nun an wirst du Menschen fangen!“ – Derzeit laufen die Menschen uns weg – in Massen.

Wie kann das wieder anders werden?

Wenn wir uns von Paulus ins Gewissen reden lassen und am Glauben festhalten, den Paulus in wenigen Worten zusammenfasst: Jesus ist gestorben und begraben worden, er ist am dritten Tage auferweckt worden und erschien dem Kephas und dann über 500 Brüdern.

Und was ist dazu zweitens nötig? Das Jesajabuch drückt es in dichterischer Sprache aus: Jesaja sagt, in einer Vision wären seine Lippen mit glühenden Kohlen berührt worden, um sie zu reinigen. Dann erklärte er: Hier bin ich, Herr, sende mich.

Ich habe keinen Grund, an der göttlichen Kraft zu zweifeln. Ich vertraue darauf, dass Gott die Schöpfung niemals aufgeben wird, sondern dass sie erfüllt ist von der Herrlichkeit Gottes – dreimal heilig ist er. So stimmen wir im Sanctus in das Lob des himmlischen Heeres ein.

Wir Christen und besonders die, die in der Kirche ein Amt übernehmen und innehaben, bedürfen der Reinigung, ehe wir uns senden lassen. Damit wir wirklich reine Absichten haben und nicht hinter der Fassade des Seelsorgers verwerfliche Absichten verfolgen.

Wenn diese „Reinigung“ unterbleibt, kommt es zu solchen verbrecheri­schen Taten, wie sie in den diversen Gutachten seit nun schon 20 Jahren immer wieder auftauchen.

Es genügt eben nicht, den Katechismus zu kennen. Wer Christus verkün­den möchte, muss ein reifer und stabiler Mensch sein, mit einem eigenständigen Charakter. Eine Person, die keinem anderen Schaden zufügt und die ihre Stellung und niemanden auf irgendeine Weise missbraucht.

Solche gefestigten Personen, ob nun mit bischöflicher Beauftragung und in einem kirchlichen Beruf oder in einer Pfarrgemeinde und im eigenen Lebensumfeld sind gesandt, die Botschaft zu verkünden, den Glauben, den Paulus verkündet hat.

Ist ihnen bewusst geworden, wie knapp dieses Bekenntnis ist? Auch das Glaubensbekenntnis ist sehr überschaubar. Da ist im Lauf der Zeit vieles hinzugefügt worden: die leibliche Jungfräulichkeit Mariens nach der Geburt, genaue Vorschriften zum sexuellen Verhalten, die Unfehlbarkeit des Papstes, die Ehelosigkeit für Weltpriester. Der Katechismus ist ein dickes Buch, in dem alles zusammengetragen ist.

Doch eines steht für mich fest: Vieles wurde zu seiner Zeit als wichtig und richtig erkannt und war es hoffentlich auch. Doch genau deshalb haben wir Christen auch heute die Pflicht zu erkennen, was heute wichtig und richtig ist, damit Jesu Botschaft den Menschen Trost und Zuversicht bringt und ihre Liebe stärkt.

Bischöfe, die dies abtun mit dem Vorwurf, dass man dem Zeitgeist nicht nachlaufen dürfe, versuchen jegliche Erneuerung im Keim zu ersticken und setzen in gewohnter Weise dafür ihre innerkirchliche Macht ein. Das bringt viele Christen dazu wegzulaufen.

Wir Christen, das Volk Gottes, sollen die reine Lehre verkünden: Christus, der auferweckt wurde, der durch die Sünden der Menschen ans Kreuz geschlagen wurde. Wir verkünden, dass Gott unsere Zukunft ist und dass wir in ihm leben und leben werden. Dazu sendet und Christus!

Wenn wir auf sein Wort hin und nicht verfälscht durch unsere eigenen Regeln seine Botschaft verkünden und noch wichtiger, zu den verletzten Menschen gehen und ihnen aufhelfen und ihre Wunden versorgen, Dann – werden die Netze auch wieder voll sein.
Denn es gibt so viele Menschen, die sich nach Heilung sehnen und nach Ansehen und nach Respekt und nach Hoffnung.

01.11.2018: Allerheiligen

Hier geht es zu den liturgischen Texten: schott

Liebe Schwestern und Brüder
Pfarrer Kolbinger war Ruhestandsgeistlicher in meiner früheren Pfarrei Ergoldsbach. Jeden Sonntag in der Frühmesse feierte leitete er das Glaubensbekenntnis mit den Worten ein: Voll Freude und Dankbarkeit bekennen wir unseren Glauben. Im letzten Absatz des Credo bekennen wir – freudig und dankbar: Ich glaube an den heiligen Geist, die heilige katholische Kirche, die Gemeinschaft der Heiligen, die Auferstehung der Toten und das ewige Leben. Amen.

Die Gemeinschaft der Heiligen – feiern wir heute. So richten wir unseren Blick in die Zukunft, in die uns die Heiligen voraus gegangen sind.
Dieser Ausblick ist herrlich. Sie sind eingegangen in die Herrlichkeit Gottes. Sie leben in der gleichen Fülle wie Gott selbst. Vollendete Personen – an ihnen ist nichts mehr, das anders werden könnte, nichts trübt mehr ihre Vollkommenheit.
Das Fest sagt uns: Das ist auch unsere Zukunft: Die Vollendung in der Herrlichkeit Gottes.

Wenn mich jemand fragt: Wofür lebst du?
antworte ich: ich will mithelfen, dass die Welt gerechter wird, dass Frieden ist, dass die Ehrlichkeit hoch geschätzt wird, dass Schuld vergeben werden, dass Schwächeren geholfen wird, dass Krank Beistand finden, dass Trauernde nicht alleine sind, dass Gott im Blick bleibt.

Wenn mich jemand fragen würde:
Was willst du erreichen, was ist dein Ziel?
antworte ich: mein Ziel ist das Leben in Gottes Herrlichkeit.
Das ist die große Zuversicht, die ich habe: auch wenn Enttäuschungen, das Gefühl der eigenen Unzulänglichkeit, Trauer, schlechtes Gewissen mich in diesem Leben plagen ‑
das alles ist eingebettet in die große Zuversicht: das Leben in der Herrlichkeit Gottes.

Ich glaube an die Gemeinschaft der Heiligen, die schon in Gottes Herrlichkeit angekommen sind und in die ich einst eintreten darf.

Vielleicht denken sie jetzt: Wie kann sich der so sicher sein?
Er ist doch auch ein Mensch mit Fehlern?
Selbstverständlich! Alle die Heiligen, diese vielen ungezählten Heiligen, die in keinem Heiligenkalender stehen, und auch die, die im Kalender stehen, wie der hl. Martin und der hl. Franziskus und der hl. Petrus und der hl. Paulus und die hl. Theresa und der hl. Papst Johannes XXIII.

Sie alle waren Menschen mit Fehler und Sünden. So wie Franziskus, der jetzige Nachfolger des hl. Petrus, gefragt nach seiner Persönlichkeit, seinem Wesen antwortete: „Ich bin ein Sünder“.

Die Vollendung erreichen wir nicht, weil wir vollkommen sind, sondern, weil Gott uns vollendet. Das Gute, das in jedem von uns ist, das wir alle suchen und wollen und tun, das ist es, was Gott vollendet.
Von all dem anderen, was nicht gut ist, von der Sünde, reinigt uns Gott – wir dürfen auch sagen: Befreit er uns. So gibt er uns Anteil an seiner Heiligkeit und nimmt uns auf in seine Herrlichkeit.

Das ist die große Hoffnung und die große Sehnsucht, die ich habe und in der wir alle leben dürfen: weil wir Jünger Jesu sind.

Die Freude, die ich zuversichtlich erhoffe, ist jetzt schon ein Teil meines Lebens – zwar nicht im Erleben, aber in der Hoffnung.
Diese Freude und diese Erwartung wirken sich aus in unserem Leben als Glaubende:

In unserer Verletzlichkeit und Armut sind zuversichtlich, dass wir getröstet sein werden. Wir versuchen gewaltfrei zu handeln, gerecht zu sein, Nachsicht zu üben und menschliche Notlagen zu lindern und zu wenden.
Wir wollen wahrhaftig sein und Frieden ausstrahlen und dankbar und froh in unserem  Glauben leben.

So helfen wir mit, dass diese Welt immer besser wird und die finsteren Mächte der Lüge und Gewalt immer wieder gefesselt werden.
Damit der Friede Gottes schon jetzt in dieser Welt unseren Verstand wach hält, unsere Hoffnung groß und unsere Liebe stark macht.