23.07.23: 16. Sonntag im Jahreskreis

Einführung:
Gott beweist seine Stärke in dem er alles schont und milde richtet. Der Gerechte muss menschenfreundlich sein. Das hören wir in der Lesung.

Und noch besser: Gott schenkt uns die Hoffnung, dass er den Sündern Umkehr gewährt.

Für Gott ist niemand ein für alle mal verloren.
Es ist nie zu spät, um damit zu beginnen, ein guter Mensch zu werden.
Gott urteilt nicht ab, sondern er richtet gerade, was krumm ist und er richtet auf, was gebeugt ist.

Lasst uns Gott loben und preisen.

Ansprache:

„XXX regiert die Welt“ – Sie haben sicherlich das zutreffende Wort sofort gedacht. Aber wer regiert die Welt? Oder auch: wer sollte die Welt regieren? – Jetzt sind Sie an der Reihe: Was denken Sie?

Eine Weltregierung gibt es zum Glück nicht. Der Weltsicherheitsrat der UNO ist es jedenfalls nicht.

Soll eine Partei regieren, ein Regierungschef mit seinen Ministern, ein König, eine Partei – für eine begrenzte Zeit oder unbegrenzt? Alles hat seine Vor- und Nachteile!

Wer sollte diese Welt regieren?

Jesus sagt: „Kehrt um, denn die Königsherrschaft des Himmels (Gottes) ist nahe!“ Gott soll die Welt regieren! Das ist kein Appell an Gott, sondern an die Menschen in der Welt.

Die Herrschaft Gottes, das Himmelreich, ist das Ideal!
Also nicht das Geld, nicht eine politische Partei, nicht ein König oder ein Staatschef sollte mich regieren.

Es ist aber nicht so einfach: Denn Gott hat keinen Regierungssitz und keinen Beamtenstab. Gott unterhält keine Polizei, um die gesetzliche Ordnung zu gewährleisten und kein Militär zur Verteidigung oder gar zur Ausbreitung seines Reiches.

Gott hat nur eine Möglichkeit, zu regieren: Er spricht uns Menschen zu Herzen. In unserem Gewissen hören wir die Stimme Gottes. Es gibt keine höhere Instanz als diese. Deshalb sind religiöse, an Gott glaubende Menschen für jede Regierung, besonders für autoritäre, ein Problem.

Menschen, die an Gott glauben, hören in erster Linie auf ihr Gewissen, und versuchen Gottes Stimme darin zu erkennen. Die obersten Werte von uns Glaubenden sind eben nicht die Steigerung des Bruttosozialprodukts oder der Aktienkurs, und auch nicht die unbegrenzte Selbstbestimmung und das eigene Wohl.

Unsere obersten Werte beziehen sich auf das Miteinander der Menschen. Unser größtes Bestreben ist „gut“ zu sein, weil wir an den „Guten“, an Gott glauben und auf ihn hören.

Über diese Königsherrschaft Gottes spricht Jesus und sagt:
Wie ein wenig Sauerteig eine große Menge Mehl durchsäuert, so ist es auch mit der Herrschaft Gottes, mit dem Himmelreich: Es ist verborgen, aber im Verborgenen wird es immer größer und durchwirkt die ganze Erde – bis am Ende der Zeit, sichtbar werden wird:
Das Gute besteht, was Leben zerstört und zersetzt, vergeht.
„Die Reichen müssen gehen, ihr Gut verweht im Wind!“

Liebe Schwestern und Brüder,
Jesus hat die Verkündigung des Himmelreiches uns, die wir seine Jünger sind, anvertraut. Wir, seine Gemeinde, sind gesandt, dem Himmelreich, der Herrschaft Gottes immer mehr zum Durchbruch zu verhelfen. Dadurch sind wir Kirche Jesu Christi und Kirche Gottes.

Die Verkündigung im Gottesdienst ist eine der Aufgaben der Diakone.
In der Predigt sollen die Menschen stärken, ermutigen und auch darüber sprechen, welche Hindernisse uns im Wege stehen und wie wir sie erkennen und überwinden können.

Unser Diakon Gereon Piller hat diese Aufgabe in vielen Predigten angenommen und erfüllt. Er hat uns immer wieder angeregt, uns selbst zu prüfen, damit wir auf dem Weg bleiben und wirklich auf Gottes Stimme in unserem Gewissen hören und uns auch nicht von anderen Reizen und Stimmen davon abhalten zu lassen.

Für diesen Dienst der Verkündigung wollen wir ihm nach der Messe danken.

Jetzt aber dürfen wir miteinander bekennen, dass wir an Gott glauben, an den Guten und darin, dass wir von ihm her die Kraft haben, selbst gut zu sein:

Ich glaube ….

Fürbitten:

Gott, unser Vater, du bist bei uns – jeden Tag und zu jeder Zeit.
Voll Vertrauen rufen wir zu dir:

  • Wir beten für die Christenheit: Dass sie ihre Spaltungen überwindet,
    so dass alle Getauften im Sakrament der Eucharistie vereint sind. ‑ Christus, höre uns       A: Christus, erhöre uns
  • Wir beten für alle, die die Gute Nachricht vom Kommen des Himmelreiches verkünden für ihren Dienst, dass durch sie allen Menschen deine Güte bekannt wird.
    Christus, höre uns        A: Christus, erhöre uns
  • Wir beten für die Menschen in der Ukraine und für die russischen Soldaten, dass Präsident Putin den Befehl zum Ende des Krieges gibt.
    Christus, höre uns        A: Christus, erhöre uns
  • Wir beten für unser Bistum und für alle Bistümer in Deutschland: Dass auch unser Bischof sich für Erneuerung und für Veränderungen in der Kirche öffnet.
    Christus, höre uns        A: Christus, erhöre uns
  • Wir beten für die Kindern, Frauen und Männern in unserer Stadt um deinen Segen: stärke unter uns den Geist echter Gemeinschaft. Christus, höre uns           A: Christus, erhöre uns

Pr.: Ja Gott, du schaust voll Güte auf dein Volk und leitest es durch deinen Heiligen Geist. Wir ehren dich und danken dir heute und in Ewigkeit. Amen.

02.08.2020: 18 Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
wenn ich die Brotvermehrungsgeschichte mit den Erstkommunionkindern bespreche, fragen manche: Wie hat Jesus das gemacht.
Meine Aufgabe ist es, den Kindern zu helfen, die Geschichte nicht als Sensationsbericht zu verstehen, sondern als Glaubenszeugnis über Jesus.

Der Ausgangspunkt dieser Geschichte ist die Grundsehnsucht der Menschheit: Hunger und Durst stillen zu können.
Davon spricht das Jesaja Buch und verheißt eine wunderbare Zukunft:
Ihr Durstigen, kommt alle zum Wasser. Kauft Getreide und esst. Kauft ohne Geld.

Nur ein paar Abschnitte vorher, sie erinnern sich noch, erzählt das Evangelium die Gleichnisse vom Sauerteig und vom Senfkorn. Mutmachgleichnisse –das Gute wird sich ausbreiten und alles durchdringen.

Geht es hier vielleicht um die gleiche Botschaft in anderem Gewand?

Die Jünger sagen: Jesus schick die Menschen weg, dass sie sich etwas zu essen kaufen.
Die Antwort Jesu ist auf einer anderen Ebene:
Gebt ihr ihnen zu essen.
Fünf Brote und zwei Fische haben die Jünger dabei.

Brot – genauer Brot Teilen – ist das Ursymbol für Jesus, der unseren Tod und seine Auferstehung mit uns teilt.

Fisch – ist ebenfalls ein Symbol für Jesus Christus. Das griechische Wort für Fisch „Ichthys“ ist eine Abkürzung für die Glaubensformel: Jesus Christus ist der Sohn Gottes und Erlöser der Menschen.

Jesus spricht den Lobpreis, gibt Brot und Fisch den Jüngern und die geben es den Leuten und alle werden satt.

Das Austeilen und satt werden ist wieder das Bild für eine andere Ebene, um die es dem Evangelisten geht:

Die Jünger empfangen von Jesus
Anteil an seiner Liebe zum Vater und an seinem Vertrauen zum Vater.
Jesus gibt Ihnen Anteil an seiner Hoffnung.
Die Jünger sollen das, was sie von Jesus empfangen weitergeben.

Es wird dadurch nicht weniger sondern mehr. Und gut möglich, dass manche von den Leuten, die ursprünglich von den Jüngern „genährt“ wurden, die Jünger an Glaube, Hoffnung und Liebe sogar übertreffen und selber zu Austeilern werden.

Liebe Schwestern und Brüder,
der Geist, der gute Geist, der göttliche Geist, der in Jesus war,
in seinen Worten,
reicht für alle, er wird immer mehr, je öfter wir ihn mit anderen teilen.

Doch die, die Jesus als Gesandte berufen hat,
die Apostel und ihre Nachfolger, die Bischöfe und ihre Mitarbeiter, die Priester müssen Jesu Auftrag befolgen.
Gebt Ihr ihnen zu essen. Teilt meinen Geist mit ihnen.

Es geht nicht um Dogmen, es geht nicht um Katechismen,
es geht nicht mal um moralische Regeln und Vorschriften.

Es geht darum, dass wir diesen Geist Gottes, den Geist, der Leben schafft in uns haben, und auf ihn hören und ihn mit anderen teilen.

Damit das Reich Gottes sich ausbreite auf dieser Erde –
denn nach dieser Lebenszeit wird sich ohnehin zeigen, dass die vergängliche Welt ein Teil des Reiches Gottes ist.

 

14. Juni 2015: 11. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Schott

Liebe Schwestern und Brüder, Manchmal müssen wir schwierige Phase durchmachen:
Ein Sportverein kann finanziell oder sportlich in Schwierigkeiten geraten, so dass die Zukunft unsicher wird;
Ein Auftragsrückgang oder Personalprobleme können eine Firma ins Schlingern geraten lassen;
Heranwachsende Kinder machen fast immer schwierige Phasen durch und die Eltern bangen, was wohl aus dem Kind werden wird;
Ehe und Partnerschaft können durch finanzielle Belastungen, durch enttäuschte Erwartungen, durch persönliche Veränderungen schwierig werden, so dass die Partner nicht mehr wissen, wie es weitergehen soll.

Da ist es ein schwieriger Balanceakt, ob man Zuversicht verbreiten soll und sagen:
Das wird wieder, wir schaffen das, ich bin mir sicher, dass ihr die Krise übersteht!

Soll man als Mut machen oder soll man warnen und auf die Fehler hinweisen, auf die Schwachpunkte, damit
die Kriselnden daran arbeiten und das verbessern, was die Krise herbeigeführt hat?

Das Markusevangelium stellt Gleichnisse vom Reich Gottes zusammen.
Diese Gleichnisse sind ausgesprochene Mut mach Gleichnisse:

Der Same wächst von selbst. Was so klein und unscheinbar ist, wird ein großes Gewächs und bietet Lebensraum für die Vögel des Himmels.

Liebe Schwestern und Brüder, Jesus vertraut der Botschaft, die er im Namen Gottes verkündet: der Botschaft vom Reich Gottes, das zu den Menschen gekommen ist.

Jesus vertraut der Kraft des Wortes, dass Gott niemanden ausschließt;
dass Gott den Menschen liebt, mehr noch als ein Vater und eine Mutter ihr Kind lieben;
Jesus vertraut darauf, dass diese Botschaft das Harz der Menschen erreicht und in denen, die es hören wirkt: aus sich selbst heraus, so wie der Same aus sich selbst heraus wächst und Frucht bringt.

Liebe Schwestern und Brüder, dieser Botschaft dürfen auch wir trauen:
Gott liebt jeden Menschen und ist ihm Zukunft und Heil.
Wer diese Botschaft annimmt, wird geheilt von dem Unfrieden in sich selbst;

Der Glaube an Gottes Liebe weckt den Willen, selbst den Nächsten zu lieben und das Gute zu tun.

Liebe Schwestern und Brüder,
die Menschen auf der Sonnenseite des Lebens haben es vielleicht schwerer, dass sie diese Heils Botschaft annehmen – weil sie alles haben, was man in dieser Welt haben kann.

Die Menschen am Rand aber, die wenig Liebe erfahren, die ausgegrenzt werden und die nicht teilhaben an den Reichtümern der Erde,
für diese Menschen ist diese Botschaft wie ein Licht vom Himmel – besonders, wenn sie damit verbunden ist, dass sich jemand für diese Menschen engagiert und ihnen beisteht.

Das Wort Gottes, die Botschaft von Gottes Reich, von Gottes Treue und Liebe zu jedem einzelnen Menschen – diese Botschaft wird ihre Kraft entfalten und wirksam sein, in jedem, der sie annimmt.

Hören wir nicht auf, diese Botschaft in unserer Welt zu verkünden:
Sie wird Frucht bringen. Vertrauen wir der Kraft des Wortes Gottes.

16. November 2014: 33. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Schott

Liebe Schwestern und Brüder,
Muss ich Angst haben? Vor Gott? Vor seinem Urteil? – Ist das die Botschaft dieser Gleichnisgeschichte?

Im Mt- Evangelium folgt auf diese Geschichte die Rede vom Weltgericht.
Danach fasst der Hohe Rat den Beschluss, Jesus zu töten – nicht zuletzt aufgrund einer Mahnrede gegen die Schirftgelehrten und Pharisäer, durch die Jesus die Führenden Juden erzürnt hatte.

Aber: Was kann und will dieses Gleichnis uns hier und jetzt sagen?

Der Anfang ist einfach: Ein offenbar sehr vermögender Mann vertraut sein Vermögen an, während er selbst auf Reisen geht.
Damit ist offensichtlich der Auftrag und die Vollmacht verbunden, das Vermögen zu verwalten.
Der Diener mit dem einen Talent – um ihn geht es in der Geschichte – hat Angst, er könnte es verlieren und legt es deshalb in den Tresor. Er verweigert sich dem Auftrag seines Herrn.
Dass der Herr ihn dafür tadelt, kann ich verstehen.

Er bestraft ihn aber sehr hart: Äußerste Finsternis, heulen und mit den Zähnen knirschen. –
Ist das nicht zu streng? Bewahrheitet sich so die angstvolle Einschätzung des Dieners?

Möchte Jesus uns Angst machen?

Doch genau die Angst lähmt ja den Menschen! Aus Angst vergrub der Diener das Talent – statt damit zu wirtschaften.
Das Gleichnis sagt eigentlich das Gegenteil: Nimm das Vertrauen an! Baue darauf und wirtschafte mit dem, was Dir anvertraut ist.

Dennoch bleibt dieser erschreckende Schluss: Heulen und Zähneknirschen in der äußersten Finsternis. Ein zu hartes Urteil?

Gut, nehmen wir uns die Freiheit und denken wir uns einen anderen Schluss für die Geschichte aus:
Wie würden wir die Geschichte enden lassen?

Vielleicht so?
„Zu dem dritten Knecht sagte der Mann:
Habe ich Dir so viel Angst gemacht? Das tut mir leid. Du musst keine Angst haben. Ich gebe Dir nochmal dein Talent – wirtschafte damit.
Selbst wenn Du es verlierst, musst Du keine Angst haben. Ich kann es verschmerzen.“

Oder so?
„Nun, ich sehe,“ sagte der Herr, „dass ich von Dir zu viel erwartet habe. Es tut mir leid, dass Du dadurch Angst bekommen hast. Gut, dass Du das Talent vergraben hast. So ist es wenigstens nicht verloren gegangen. Ich werde Dir eine andere Aufgabe zuweisen, die dir nicht Angst macht.“

Schwestern und Brüder, ohne Zweifel wäre der Herr dann freundlicher. Der Schluss wäre nicht so erschreckend. Doch zugleich wird spürbar, dass die eigentliche Pointe der Geschichte verschwindet. Es geht gar nicht um den Herrn und seine Reaktion auf den dritten Knecht.

Es geht um uns. Es geht um die Einsicht, dass wir die frohe Botschaft nicht begraben dürfen. Die Hoffnung Jesu soll in uns wirksam sein!
Seine Liebe soll uns anstiften zu Taten der Liebe! Sein Vertrauen zu uns soll uns Vertrauen geben in ihn und in seine Botschaft.

Wenn wir die frohe Botschaft vergraben,
wenn wir schweigen von der Hoffnung und von der Freude,
wenn wir anzweifeln, ob das Reich Gottes wirklich schon mit Jesus gekommen ist?
wenn wir aus Angst vor dem Belächelt werden unseren Glauben verstecken

– dann ist uns nicht zu helfen!
Dann haben wir die Freude der Botschaft Jesus, die Gnade der Erlösung, den Sieg der Liebe versteckt und verborgen.
Dann leben wir nicht in seinem Licht, sondern in der Finsternis.

Schwestern und Brüder!
Das ist der Zusammenhang, auf den das Evangelium hinweist.
Es geht nicht darum, ob der Mann in den Himmel oder in die Hölle kommt.
Es geht darum, dass wir Jünger Jesu die Welt beschenken mit der Liebe, der Hoffnung und der Freude, die Jesus uns geschenkt hat.

Die Alternative dazu ist Angst einflößend: Es regieren Selbstsucht und Lüge, Angst und Misstrauen, Krieg und Gewalt.

Liebe Mitchristen, das darf nicht geschehen.
Lasst uns die Liebe Gottes in die Welt tragen in Wort und Tat, damit der Friede zunimmt und die Freude.

28. September 2014: 26. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Schott

 

Liebe Schwestern und Brüder,
Inzwischen befinden wir uns in Jerusalem. Dort war Jesus von den Leuten – darunter viele, die als Sünder galten – wie ein König empfangen worden:
Hochgelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn“ sangen die Leute.

Jesus war in den Tempel gegangen und hatte die Händler und Geldwechsler vertrieben.

Wie zu erwarten stellen ihn die Hohenpriester und Ältesten zur Rede und fragten ihn: mit welchem Recht tust du das alles. Wer hat dir dazu die Vollmacht gegeben.

Damit stellen sie Jesus vor ein Dilemma:
Beruft er sich auf einen göttlichen Auftrag – dann wird er als Gotteslästerer verurteilt werden.

Wenn er sich aber nur seine eigene Ansicht und Einsicht beruft, dann werden sie ihn verurteilen, weil er den Tempel und den Tempelkult angegriffen hat.

Jesus sitzt also in der Klemme. Nur mit einem geschickten Schachzug kann er sich daraus befreien: Er stellt eine Gegenfrage:
Er wird die ihm gestellte Frage beantworten, wenn ihm die Ältesten beantworten, ob Johannes im Auftrag Gottes taufte oder nur aus eigenem Antrieb:

Nun saßen die Hohenpriester in der Klemme:
Denn wenn sie sagen: Johannes taufte im Namen Gottes, dann machen sie sich unmöglich, weil sie Johannes nicht glaubten.
Wenn sie antworten: Es war seine eigene Sache – dann brachten sie das Volk gegen sich auf, das Johannes für einen Propheten hielt.

Nun war die Situation wieder offen und Jesus hatte sich schlau aus der Affäre gezogen. Aber statt wegzugehen und seinen Sieg auszukosten, begann er eine neue Runde in der Auseinandersetzung:

Mit dem Gleichnis von den beiden ungleichen Söhnen stellte er den Hohenpriestern und Ältesten die Zöllner und Dirnen als Beispiel vor, weil sie der Predigt des Johannes glaubten und sich bekehrten.

Die Botschaft Jesu ist klar:
Gott ruft die Menschen zur Umkehr, damit sie von ihrem Unrecht ablassen und anfangen, nach Gottes Willen zu leben.

Alleine darauf kommt es an: dass ich wirklich Gottes Willen tue!

Deshalb ist es nötig, dass wir Christen selbstkritisch bleiben – dass wir unser Verhalten, unser Tun immer wieder mit dem vergleichen, was Jesus getan und gelehrt hat:

Ist Gott die Mitte meines Lebens? Liebe ich Gott?
Oder benutze ich das Wort, benutze ich Gott dafür, um meine eigenen Interessen und Vorlieben zu rechtfertigen?

Liebe ich meine Mitmenschen? Oder beurteile ich und verurteile sie?
Bin ich bereit zu teilen? Zu helfen? Gutes zu tun – auch da, wo mich keiner verpflichten würde?

Die selbstkritische Prüfung der eigenen Gesinnung und des eigenen Handelns nennt Jesus Umkehr.
Das konkrete Üben, wirklich nach Gottes Willen zu fragen und ihn zu tun, nennt Jesus Buße.

Umkehr und Buße sind also nichts Schlimmes. Es geht nicht darum, etwas Böses oder Schlechtes auf sich zu nehmen, quasi als Strafe.

Umkehr und Buße sind nichts anderes als die ständige Einübung darin, Gottes Willen für sich zu erkennen und ihn zu tun.

Sie sind nötig, damit wir Gottes Güte in der Welt sichtbar machen.

21. September 2014: 25. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Schott

 

Liebe Schwestern und Brüder
Es ist ein geflügeltes Wort geworden, das Michail Gorbatschow vor 25 Jahren in den Mund gelegt wurde: „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben!“

Ich möchte diesen Satz aber nicht als Motto wählen – auch wenn er zunächst eine ganz alltägliche Erfahrung beschreibt:

Wer die Entwicklungen verpasst, an dem zieht das Leben vorbei und er hat das Nachsehen und viele Nachteile:
Das System der DDR konnte sich nicht verändern und auf die Entwicklungen in seiner Gesellschaft reagieren – und es verschwand!

Aber dieser Satz ist zugleich gnadenlos:
Kein Busfahrer würde mehr an der Haltestelle ein paar Augenblicke warten, bis der heraneilende Passagier gerade noch hereinhüpfen kann.
Deswegen ist er meiner Meinung nicht geeignet als Norm für das Miteinander der Menschen.

Das heutige Evangelium beschreibt genau das Gegenteil:
Nicht nur in der Frühe, auch spät am Vormittag und sogar erst kurz vor Feierabend wurden die Arbeiter angeworben – und nicht bestraft dafür, sondern erhielten das, was sie zum Leben brauchten – und zwar noch vor den anderen, die den ganzen Tag die Gluthitze des Tages ertragen hatten.

Wir dürfen da schon Verständnis haben für deren Entrüstung, die wir in ähnlichen Situationen durchaus kennen:

Da zieht jemand neu in das Haus ein – und genießt von Anfang an die Sympathie aller im Haus und wird gefragt, wenn es etwas zu regeln gibt.

Da kommt jemand neu in die Firma und wird sofort denen gleich gestellt, die schon lange dabei sind.

Sollten nicht die, die neu dazu kommen, sich erst mal hinten anstellen und sich anpassen und einfügen, statt gleich in der ersten Reihe zu stehen?
Das weckt Neid und Eifersucht.

Liebe Schwestern und Brüder, ist es aber nicht auch so, dass jeder – auch und gerade der zuletzt dazu kommt – die Gemeinschaft bereichert?
Sollte nicht der Letzte genauso ernst genommen werden, wie der letzte?
Es wäre doch ungerecht zu sagen: Weil du neu bist, hast du hier nichts zu sagen. Wer könnte sich da willkommen fühlen?

Liebe Schwestern und Brüder, dieses Gleichnis über das Himmelreich lehrt mich zweierlei:

Zum einen, dass die Türe nie verschlossen wird: Jesus hat es vorgelebt:
Er hat die in sein Reich berufen, die als Zöllner und Sünder überall ausgeschlossen waren.

Es gibt bei Gott kein zu spät – vielmehr kann jeder seine Einladung zu jeder Zeit annehmen – solange er lebt.
Und deshalb sollten auch wir uns freuen über jeden, der mit uns leben will und zu uns gehören will:

Und zweitens:
In den Fragen, die demnächst von der Weltbischofssynode diskutiert werden heißt das für mich: Wir dürfen nicht sagen: dein Leben war verkehrt – jetzt ist die Tür geschlossen. Du hast keinen Platz am Tisch des Herrn.
Wir sollten vielmehr jeden, der zu uns kommt und mit uns leben will willkommen heißen und uns freuen, dass wir nun mit ihm das Brot teilen können.

Jesus hat die Menschen nicht festgelegt auf ihre Vergangenheit – er hat ihnen eine neue Zukunft eröffnet – und wir, seine Kirche, sollten das gleiche tun: wenn Menschen zu uns kommen, wenn sie auf der Suche nach Gott sind, dann sollen wir sie froh und dankbar aufnehmen – und sie nicht in die letzte Reihe schicken.

13. Juli 2014: 15. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Schott

 

 

Liebe Schwestern und Brüder,
wie gehen Sie mit Ihrem Geld um?
Kaufen Sie überflüssige Sachen, die später nur im Schrank stehen oder hängen?
Kaufen Sie Sachen, die es woanders viel billiger in gleicher Qualität gibt?

Verschwenden Sie Geld?

Die Maßstäbe sind dabei sehr verschieden: was der eine als Verschwendung empfindet, ist für den anderen eben eine Annehmlichkeit, ein kleines bisschen Luxus.

Aber Geld ausgeben und einsetzen ohne dass irgendetwas dabei herauskommt, das empfinden die meisten als ärgerlich –
wenn staatliche Stellen zu teure und überflüssige Anschaffungen oder Baumaßnahmen tätigen – dann ist das Verschwendung von Steuergeld.

Schildert Jesus in dem Gleichnis einen Sämann, der unfähig ist,  weil er seinen Samen dahin sät, wo es nichts zu ernten gibt?

Mitnichten – Jesus beschreibt, was jeden Tag geschieht:
Auch heute fallen Samenkörner vom Anhänger auf Wege und Straßen.
Jeder Koch weiß, dass ab und an ein Ei zu Boden fällt.
Jede Ingenieurin weiß, dass manches Produkt fehlerhaft die Fabrik verlässt,
jeder Lehrer weiß, dass seine Bemühungen nicht bei allen Schülern fruchten.

Aber was kommt häufiger vor?

Der Misserfolg, das Scheitern der Bemühungen, der Fehleinkauf –
oder der Erfolg, das Gelingen, der erhoffte Nutzen.

Schwestern und Brüder,
vor diesem Gleichnis Jesu erzählt das Evangelium von einer schwierigen Periode in seinem Leben: Die Pharisäer stellen sich gegen ihn;
wegen einer Heilung am Sabbat beschließen sie ihn, umzubringen.
Sie bezichtigen ihn nach der Heilung eines blinden und stummen Mannes, er stünde mit dem Satan im Bund.

Ich kann mir die Stimmung unter den Jüngern vorstellen:
Jesus, wie geht es weiter! Das hat doch keinen Erfolg.
Siehst du nicht, dass sie Dir übel wollen.
Glaubst Du wirklich, dass das Reich Gottes kommt?
Glaubst Du wirklich, du kannst das Reich Gottes zu den Menschen bringen?

Dieser Zaghaftigkeit setzt Jesus die alltägliche Erfahrung entgegen:
Jeder vernünftige Mensch wird sein Werk, sein Bemühen auch nach einem Misserfolg weiterführen.

Es wäre völlig unangemessen, nicht mehr zu arbeiten, weil man einen Fehler gemacht hat, oder weil etwas nicht angenommen wurde.

Liebe Schwestern und Brüder,
der Sämann wird reiche Frucht ernten können, trotz der Körner, die neben den fruchtbaren Boden fielen.
Die Lehrer werden den Erfolg ihrer Bemühungen sehen können.
Und die Familie wird essen können, was in der Küche zubereitet wurde.

Und so ist es auch mit dem Reich Gottes,
wenn wir Versöhnung bringen,
wenn wir kranke heilen,
wenn wir der Macht der Liebe trauen,
wenn wir Gottes Güte in die Welt bringen,
werden wir die Früchte ernten können.

Darauf dürfen wir vertrauen.

Jesus macht uns Mut,
dass wir den guten Kräften trauen und uns einsetzen für Freiheit und Frieden, für Gerechtigkeit und Wahrheit
und dass wir vor allem barmherzige und tätige Liebe üben.