17.12.24: 33. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Einführung:

Wir feiern Namenstag des hl. Albertus Magnus: Glaubenslehrer und Naturforscher.
Was für ein offener Geist. Die Natur zu erforschen ist keine Konkurrenz zum Glauben an Gott.
Was wir in der Natur entdecken ist ein Teil der guten Schöpfung Gottes, die uns trägt und deren Teil wir sind. Wenn manche Entdeckungen zunächst dem Glauben an Gott zu widersprechen scheinen, liegt es nicht an der Natur.
Vielmehr haben wir die Aufgabe, falsche Glaubensvorstellungen zu verändern und unseren Glauben zu reinigen, und Gottes Größe und Wahrheit noch besser zu erkennen.

Grüßen wir Christus, der uns ruft und der uns das Wort des Lebens verkündet.

Ansprache:

Liebe Schwestern und Brüder
die Versuchung ist groß, einige unserer gegenwärtigen geschichtlichen Geschehnisse aufzuzählen – als Gedankenbrücke zu den Bildern im Evangelium: „Die Sonne wird verfinstert werden und der Mon wird nicht mehr scheinen, die Sterne werden vom Himmel fallen, weil die Kräfte des Himmels sie nicht mehr dort halten.“
Das könnte man noch garnieren mit der Botschaft: Das steht uns bevor, wenn die Menschheit sich nicht ändert.
Damit wäre die Botschaft Jesu im Markusevangelium ins Gegenteil verkehrt: Die geht nämlich genau anders herum:
Wenn wirklich einmal das Universum in sich zusammenstürzt, dann habt keine Angst, denn Menschen aus allen Himmelsrichtungen werden bei Gott zusammengeführt; dann ist die Zeit der Vollendung!

Noch mehr zugespitzt: Egal was passiert – ihr braucht keine Angst haben. Gott ist eure Zukunft!

Das ist schnell gesagt – aber wer es ernst nehmen kann, wer dem Vertrauen schenken kann, dessen ganzes Leben ist davon durchleuchtet:

Mein Leben führt zu Gott hin – und das meiner Nachbarin und meines Kollegen und das meiner Angehörigen und Freunde!

Die größte Sorge ist also nicht, wie mein Leben verläuft,
wie lange es dauert, wann ich krank werde, was ich mir noch leisten kann,

Was auch passiert:
Die größte Sorge ist: wie kann ich gut sein. Wem kann ich gut tun?
Wie kann ich gerecht sein? Wie kann ich wahrhaftig sein?

Denn darauf kommt es an, weil ich ja bei Gott sein werde, dem unendlich Guten, der reinen Wahrheit, der gerecht ist und jedem alles gibt.

Spüren sie liebe Schwestern und Brüder, wie sich das Herz weitet, wenn man sich nicht um sich selber Sorgen macht?

Zugegeben:
Schmerzen sind Schmerzen und man muss sich darum kümmern.
Krankheitssymptome muss man beachten und bei der Ärztin Hilfe suchen.
Die weniger werdende Kraft macht das Leben beschwerlich und engt den Lebenskreis ein.
Wer sparen muss, damit das Geld für den ganzen Monat reicht, hat ein hartes Leben.

Das alles plagt – auch uns, die wir auf Gott hin leben.

Und doch ist es etwas anderes:
Wir sind nicht nur auf uns selbst fixiert,
Wir haben einen anderen Horizont. Unser Horizont ist das Leben Gottes.

Das große Bild vom kosmischen Christus in der Kirche kann uns darauf hinweisen.
Ob es einem mehr oder weniger gefällt, ist eine andere Frage:

Aber es zeigt Christus mit segnenden, weit geöffneten Armen. Er ist im tiefen kosmischen Blau gehalten und die Konturen erinnern daran, dass unser Leben geteilt und gelitten hat.
Er war auf der Erde, er kommt vom Himmel und ihn umgibt der Glanz der Herrlichkeit Gottes. Von ihm her geht sie auf die Erde über!

Himmel und Erde werden vergehen – aber Jesu Wort sind ewig:
Unsere Zukunft ist im Goldenen Glanz der göttlichen Herrlichkeit. Amen.

01.11.23: Hochfest ALlerheiligen

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Einführung: Liebe Schwestern und Brüder!
Die Allerheiligenlitanei beten wir an besonderen Höhepunkten:
bei der Taufe, an Ostern und auch bei der Priesterweihe.
In unsere persönliche Allerheiligenlitanei dürfen wir natürlich unsere lieben Verstorbenen einbeziehen und um ihre Fürsprache bitten:

Wir glauben ja, dass sie in Gottes Herrlichkeit sind und wir glauben auch, dass sie mit uns verbunden bleiben und dass sie uns wünschen, dass wir den Weg zu Gott gehen, weil wir bei ihm die Vollendung finden.

Christus hat uns in diese Heilsgemeinschaft berufen. Zu ihm rufen wir:

Herr Jesus Christus, du hast uns mit Gott versöhnt.
du hast uns die Botschaft des Lebens verkündet.
du hast uns die Tür zum ewigen Leben geöffnet.

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
die wenigsten unter uns würden wahrscheinlich ihre Eltern, und Tanten, die schon verstorben sind als „Heilige“ bezeichnen ‑ obwohl die Lebensbilder beim Vorbereitungsgespräch der Beerdigung fast immer überaus positiv sind.

Warum gelten sie uns dann nicht als Heilige? Weil wir von Menschen, die als „Heilige“ verehrt werden, eine andere Vorstellung haben:

Entweder ihr Glaube war besonders tief – wie der der hl. Theresia von Avila, oder sie waren besonders überzeugende Theologen wie Albertus Magnus, oder sie haben sich besonders um die Armen gekümmert wir der hl. Bruder Konrad von Parzham, oder sie sind als Märtyrer gestorben wie Mater Maximilian Kolbe, oder sie gründeten einen Orden wie der hl. Franz von Assisi ….

Das Leben unserer lieben Verstorbenen erscheint uns dagegen viel zu normal, zu unscheinbar, zu unbedeutend. – Aber sind sie deswegen weniger „heilig“?

Es könnte auch sein, dass wir – aufgrund unserer engen Beziehung – nicht nur um die Vorzüge unserer Verstorbenen wissen, sondern auch um ihre Schwächen – so wie wir auch unsere eigenen Schwächen kennen.
Heilige erscheinen in der Lebensbeschreibung dagegen meistens makellos.
Dabei bezeichneten viele selbst als Sünder – und wahrscheinlich zurecht.

Haben die „Heiligen weniger „Sünden“? Sind ihre Sünden weniger schlimm?

Aber selbst der Apostel Paulus war an der tödlichen Verfolgung von Christen beteiligt – bis zu seiner Bekehrung! So schlimme Sünden haben die meisten unserer Verstorbenen nicht auf sich geladen: können sie uns dann nicht doch als „Heilig“ gelten?

Diese Anfragen werden nichts daran ändern, dass die Katholiken die sogenannten „Heiligen“ für Menschen halten, die von einem Papst nach ihrem Tod sozusagen einen Verdienstorden bekommen. Und wir denken, dass sie sozusagen ohne Umschweife in Gottes Herrlichkeit eingegangen sind.

Nur: Wer in den Himmel kommt, bestimmt nicht ein Papst – sondern allein der Schöpfer des Lebens – also Gott selbst.

Wir können allenfalls einen Unterschied machen, zwischen allen Heiligen und den von der Kirche „heilig“ gesprochenen. Ich möchte keineswegs die Besonderheit dieser kanonisierten Heiligen in Frage stellen. Und ich bin auch der Meinung, dass sie uns Vorbilder sein können.

Aber in einem haben sie uns nichts voraus: Wir sind – nicht weniger als sie – unserem Gott „heilig“.

Und weil wir ihm „heilig“ sind, gibt er uns alles – sich selbst.
Er macht uns zu seinen Erben, wir haben Anteil an seinem Leben,
wir sind ein Teil von ihm.
Er gibt uns, was wir brauchen, um zu leben: Luft und Wasser, Nahrung und alles, was wir brauchen. Noch wichtiger aber: er gibt uns Menschen, die uns Anerkennung schenken und Zuneigung und Menschen, denen wir unsere Liebe schenken können und mögen.

Wir feiern heute das Fest „Aller Heiligen“. Heute sind damit alle gemeint, alle, die Gott heilig sind, die er mit seinem Heiligen Geist beschenkt hat und beschenkt, alle, die über die Zeitgrenze in einer Gebetsgemeinschaft hinweg füreinander eintreten, alle, die Gott ehren und auf ihn hören, alle, die Gott jemals zu sich gerufen hat und rufen wird:

Selig sind sie, die Friedensstifter, die Barmherzigen, die an Gott Glaubenden, die Einfühlsamen, die am Unrecht in der Welt leidenden.

Die Offenbarung spricht von der großen, unzählbaren Schar aus allen Völkern und Sprachen: Sie alle haben Not und Verfolgung und die Last des Lebens durchgestanden und gehören zu Gott, der sie zu sich ruft – ohne Ansehen ihrer Herkunft und ihrer Abstimmung.

Sie alle sind Gott heilig und deshalb rettet er sie und ruft sie zu sich. Amen.

Fürbitten:

Lektorin: Herr, unser Gott, wir sehen den Himmel offen. Wir sehen Christus und alle, die mit ihm den Tod überwunden haben. Wir tragen dir unsere Bitten vor. Gott Ziel unseres Lebens

  • Wir beten für alle, die durch die Taufe geheiligt sind: Lass sie deinem Ruf folgen, dass sie an dich glauben, auf dich hoffen und in deiner Kraft Liebe schenken. Gott Ziel unseres Lebens.
  • Die Kirche des Himmels und die Kirche auf Erden bilden die Gemeinschaft der Heiligen. Höre auf die Gebete so vieler, die füreinander beten und eintreten. Gott Ziel unseres Lebens
  • Du schenkst unseren Verstoreben Herrlichkeit und Vollendung.
    Wir beten für die Armen und Notleidenden – dass sie schon in dieser Welt von ihrer Not befreit werden. Gott Ziel unseres Lebens
  • Du hast uns als dein heiliges Volk erwählt, damit deine Liebe und Menschenfreundlichkeit aus uns strahlt. Wir beten für die Kirche, dass sie ohne Men­schenfurcht für Freiheit, Gerechtigkeit und Menschenwürde aller Menschen eintritt. Gott Ziel unseres Lebens

Lektorin: Gott, dein Lob wollen wir singen. Durch uns soll die Botschaft vom Heil,  das du schenkst zu allen Menschen kommen. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. Amen.

22.05.2022: 6. Sonntag der Osterzeit

Einführung:
Schön, dass wir wieder zusammengekommen sind.
Schauen sie neben und hinter sich. Grüßen sie einander mit einem freundlichen Blick. Es ist ein großes Geschenk, dass wir den Glauben teilen, dass wir gemeinsam Jesus nachfolgen,
dass wir versuchen in seinem Geist zu leben:
erfüllt von seinem Frieden:

Es ist gut, dass wir da sind,
weil uns das Leben von dem guten Gott geschenkt ist.

Es ist gut, dass wir da sind, in dieser Zeit,
in diesen Lebensumständen. Wir danken Gott für unser Leben:

Herr, du bist das Wort, das alles ins Leben ruft.
Du bist die Kraft, die in uns wirkt.
Du lädst uns ein an deinen Tisch.

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
als Jugendlicher ging in der St. Wolfgangskirche in Landshut in die Sonntagsmesse. Im Altarraum vorne war ein wandfüllendes Bild vom himmlischen Jerusalem – so wie es in der Lesung gerade beschrieben wurde. Es ist sehr hell und freundlich und einladend.
In der Mitte ist keine Kirche, kein Dom, kein Tempel, sondern Christus:

Liebe Schwestern und Brüder, daran möchte ich uns erinnern:
Gott braucht keine Wohnung. Gott braucht kein Kirchengebäude, um unter uns Menschen sein zu können. Denn Gott ist überall gegenwärtig.
Wenn wir „Gotteshaus“ sagen, sind wir in Gefahr, ein falsches Bild zu entwickeln: Als ob Gott in der Kirche wohnen würde und nicht „in ihrer Wohnung“.

Gott, ist da, wo Menschen leben, Gott ist da, wo Leben ist,
Gott ist da wo Menschen lieben, Gott ist da wo Liebe ist,
Gott ist da, wo Menschen hoffen, Gott ist da, wo Hoffnung ist.
(Detlev Jöcker)

Das ist großartig! Davon bin ich begeistert!

Zugleich bedeutet das, dass jeder Mensch direkt und unmittelbar mit Gott verbunden ist und sozusagen in seinem Licht lebt. Sie brauchen keine Mittler, um mit Gott in Kontakt zu treten.

Das ist wieder wichtig: im christlichen Glauben gibt es keine Rangordnung in der Nähe zu Gott. Sie dürfen ruhig scherzen und sagen, der Pfarrer wäre zuständig fürs schöne Wetter beim Pfarrfest, weil er einen besonderen Draht zu Gott habe. Aber: Das ist ein Scherz, der sich zurecht über den Anspruch amüsiert, Priester seien wegen ihres Amtes oder ihrer Weihe Gott näher – welch unangemessener Standesdünkel.

Ganz im Gegenteil: Gott schenkt seinen Geist jedem Menschen, jedem Lebendigen – und zwar ganz, nicht in Portionen. Dieser Geist weckt in uns die Sehnsucht nach dem Guten, nach Gerechtigkeit, nach Frieden.
Dieser Geist gibt uns die Kraft, anderen Gutes zu tun, gerecht zu handeln und zu urteilen und den Weg zum Frieden zu gehen.

Liebe Schwestern und Brüder,
das Stichwort „Frieden“ ist in diesen Monaten problematisch. Wir sind Zeugen des Unfriedens und müssen zumindest daran denken, dass die Gewalt auch zu uns vordringen kann. Hoffentlich bleiben wir davor verschont. Hoffentlich aber machen die Menschen der Gewalt in der Ukraine bald ein Ende.

„Frieden hinterlasse ich euch“ sagt Jesus zu den Jüngern.

Was ist dieser Friede, der anders ist als der Friede, den die Welt gibt?

Jesus hatte diesen Frieden in sich. Den Urgrund dieses Friedens hat er oft genannt: „Mein Vater liebt mich und ich habe seine Gebote gehalten, weil ich ihn liebe.“
Wir Jünger Jesu sollen verstehen: Der Vater liebt jeden von uns genauso wie Jesus und wir erwidern seine Liebe, wenn wir seine Gebote halten.

So wohnt der Friede Christi in uns – der stärker ist als aller Unfriede, den Menschen in der Welt anrichten können.

Eines ist klar: Wer diesen Frieden in sich hat, dem ist es unmöglich, einem anderen Menschen absichtlich Schaden zuzufügen.
Dieser Friede drängt danach, Schaden vom anderen fernzuhalten und dem anderen Gutes zu tun, Frieden zu bringen.

In dieser Welt wird es aber immer Menschen geben, die nach Macht und Herrschaft über andere streben, die Gewalt anwenden, um ihre selbst­süchtigen Ziele zu erreichen.
Das ist sehr schwer für die, die sich nach Frieden sehnen.

Die Frage nach Gegenwehr oder Gewaltverzicht ist ein Dilemma, vor dem wir immer wieder stehen: Nicht nur Kriegsparteien, sondern auch in unserem privaten Leben. In jedem Streit stehen wir vor dieser Frage.

Jesus hat für sich entschieden, sich und der Liebe seines Vaters treu zu bleiben: Er stand ein für seine Botschaft und genau deshalb erwiderte er die Feindschaft nicht. Darin liegt sein Sieg. Es braucht viel Mut, um diesen Weg zu gehen. Und den Frieden, der von Gott kommt.

Fürbitten

Lektorin: Guter Gott, in dir ist keine Spaltung. Du bist der Friede und von Dir geht Friede aus.
Herr sende deinen Geist aus und die Erde wird neu!

Alle: Herr sende deinen Geist aus und die Erde wird neu!

  • Wir beten für die Menschen in der Ukraine, dass sie den Krieg beenden und den Frieden suchen und dass die Angreifer von ihrem Unrecht ablassen.

Alle: Herr sende deinen Geist aus und die Erde wird neu!

  • Wir beten für alle Menschen, die unter Krieg leiden und Krieg führen,
    dass sie aufhören einander zu töten.

Alle: Herr sende deinen Geist aus und die Erde wird neu!

  • Wir beten für alle zerstrittenen Menschen, dass sie versuchen den Streit auch vom Standpunkt des anderen zu sehen und eine gerechte Lösung suchen.

Alle: Herr sende deinen Geist aus und die Erde wird neu!

  • Wir beten für unsere und für alle christlichen Kirchen: dass wir auf die Stimme des Heiligen Geistes hören und in seiner Kraft das Gute tun.

Alle: Herr sende deinen Geist aus und die Erde wird neu!

  • Wir beten für die Bischöfe: dass sie hellhörig sind und wahrnehmen und achten, was der Heilige Geist in den Glaubenden wirkt. Wir beten, dass sie nicht glauben, etwas Besonderes und besser zu sein.

Alle: Herr sende deinen Geist aus und die Erde wird neu!

Priester: Gott, dein Geist wirkt in uns das Leben. Jedem hast du die Gabe verliehen. Wir wollen auf deine Stimme hören und loben dich und preisen dich, weil du mitten unter uns lebst. Amen.

02.01.2022: 2. Sonntag der Weihnachtszeit

Einführung: Liebe Schwestern und Brüder!
In der Weihnachtszeit kommen wir oft zusammen und feiern Gottesdienst. Wir feiern Gottes Dienst an uns!
Wir singen ja in dem Lied: Christ ist erschienen, um uns zu dienen.
So wie Jesus es gesagt hat: Ich bin unter euch wie der, der bedient und hat seinen Jüngern die Füße gewaschen.

Als danken wir Gott für seinen Dienst, für seine größte Gabe, das Leben:

Herr, Ursprung des Lebens.
Quelle der Freude.
Ziel unsrer Hoffnung.

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
„Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort“. Dieser erste Satz des Johannesevangeliums geht mir leicht ins Gehör. Wie könnte ich ihn nicht auswendig rezitieren können.

Dennoch frage ich mich und sie: „Was können wir über Gott und das Wort sagen und wissen?“

Reden wir über Gott! dann reden wir über den, der uns unzugänglich ist, den auch die vier sogenannten Gottesbeweise des Thomas von Aquin und der des Anselm von Canterbury nur dem beweisen können, der schon an ihn glaubt.

Was können wir über Gott und das Wort sagen und wissen?
Aus menschlicher Perspektive im Grunde nichts. Kein Mensch hat ihn je gesehen, kein Ohr gehört. Trotzdem gehört der Glaube an Gott oder Götter zum Menschen wie die Fähigkeit zu Sprechen oder Bilder zu malen.

Wenn wir über Gott sprechen, sprechen wir also zugleich über uns Menschen. Wir sprechen über das Höchste, das wir Menschen und vorstellen können.

Wir Menschen finden in dieser Erde alles, was wir zum Leben brauchen. Wir empfinden Berge, Gewässer, Pflanzen, Tiere als schön oder auch als ekelig. Nahrung und Wasser, Wärme und Höhlen geben uns Schutz und erhalten uns am Leben. Es gibt so viel davon, dass man sogar dick davon werden kann.

Zugleich lauert überall der Tod: die Kälte, die wilden Tiere, Hitze, Stürme und Fluten, Trockenheit, Krankheiten – wir müssen uns in Acht nehmen.

Was uns nützt, nennen wir gut, was uns schadet, nennen wir böse. Auch in uns ist das Gute und das Böse: wir können anderen viel Gutes tun und wir können ihnen Böses tun.

Wir Menschen haben ein leistungsfähiges Gehirn: Wir beobachten Dinge, wir probieren sie aus, wir untersuchen sie, wir überlegen wie das funktioniert und was es bedeutet und mit diesen Erkenntnissen überleben wir nicht nur, sondern wir gestalten die Welt und bauen sie um.

Wir verbessern unser Leben. Wir wollen nicht frieren und nicht hungern, wir suchen Bequemlichkeit, sogar Luxus und neue Lebensräume ‑ sogar im Weltall.

In all dem wirkt eine Urkraft, die im ganzen Universum wirkt und wir haben Anteil an dieser Kraft, die wir in uns spüren, die wir nützen, die uns antreibt, auf die wir hören.

Diese Kraft, diese Energie, die Neues schafft, die Leben zeugt, drückt sich in dieser Schöpfung aus, sie lebt in dieser Schöpfung, sie ist diese Schöpfung – doch sie ist mehr als diese Schöpfung, weil diese Schöpfung der Ausdruck ihres Seins ist und nicht sie selbst.

Da wir uns nun so weit vorgewagt haben im Nachdenken über uns und das Universum und die Kraft, durch die dieses Universum entsteht und sich entwickelt, wage ich noch einen Schritt:

Wir Menschen erfahren nicht nur unsere Kraft, Neues zu erschaffen.
Wir erleben in uns noch andere Kräfte, die in uns wirken, die unsere Handlungen bestimmen und unsere Beziehungen prägen:
Wir vertrauen und fürchten, wir lieben und hassen, wir hoffen und bangen.

Doch das, was wir selbst geschaffen haben, lieben wir, denn wir haben es uns vorgestellt und gewünscht und es vollbracht.

Wir rächen und wir vergeben, wir befeinden und wir versöhnen,
wir bestrafen und belohnen, wir verachten und haben Erbarmen.

Doch besser wird unser Leben im Vergeben und Versöhnen, im Belohnen und Erbarmen.

Ich kann nicht anders von Gott, dieser ursprünglichen Kraft reden, als dass sie gut ist: aus Liebe drückt sie sich in dieser Schöpfung aus und deshalb kann ich dieser Kraft vertrauen und hoffen, dass sie nicht in Selbstzer­störung endet, sondern immer lebt und Leben wirkt und Erbarmen hat. Und ich hoffe darauf, Gott zu erkennen und wie in ihm Tod und Leben, Gutes und Böses versöhnt sind.

„Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort. Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt.“
Und es wohnt unter uns – heute und immer. Amen.

02.11.21: Allerseelen

Formular II: 1. Lesung: Ijob 19, 1.23–27a – 2. Lesung: Röm 8, 14–23 – Ev: Joh 14, 1–6

Einführung:
ich begrüße ganz herzlich alle, die im vergangenen Jahr einen Menschen das letzte Geleit geben mussten. Sie sind gekommen, um in dieser Messfeier seiner zu Gedenken. Das kann noch ein kleiner Schritt sein, um Abschied zu nehmen, um die Trauer abschließen zu können oder um in der Trauer einen Schritt voran zu kommen.

Wir vertrauen darauf, dass Gott uns das Leben schenkt – so wie unseren Verstorbenen. Wir vertrauen darauf, dass er uns zusammen mit Jesus Christus aufnimmt in sein Licht. Deshalb rufen wir:

Herr Jesus Christus,
du hast als Mensch gelebt wie wir.
Du bist gestorben und wurdest begraben wie wir.
Du bist auferstanden und hast uns die Tür zu Gottes Herrlichkeit geöffnet.

Predigt: Liebe Schwestern und Brüder,
Alle christlichen Konfessionen teilen das große Glaubensbekenntnis. Und da bekennen wir im letzten Abschnitt:

Ich erwarte die Auferstehung der Toten und das Leben der kommenden Welt.

Glaube ich das? Und was stellen wir uns darunter vor?
Und: ist es wichtig, das zu glauben? Wofür ist dieser Glaube gut?

Letztendlich muss jeder diese Fragen für sich beantworten.
Ich kann ihnen meinem Glauben darlegen und versuchen, ihn zu begrün­den. Die Lehre der Kirche dazu kann jede und jeder selbst nachlesen.

Doch die eigene Antwort muss jeder selbst finden.
Die Frage danach, was mit den Toten ist, stellt das Leben, stellt das Sterben, mit dem wir konfrontiert sind, so lange wir leben.

Einerseits erfahren wir: Alles ist vergänglich. Nichts bleibt ewig.
Auf der anderen Seite wissen wir: In diesem Universum geht nichts verloren: Kein Molekül, keine Energie. Es wird umgeformt, verändert – aber nichts verschwindet.

Das ist eine Form der Ewigkeit.

Aber das beantwortet ja nicht die eigentliche Frage:
Dieser uns so vertraute Mensch, den wir begraben mussten:
er hatte seine Erlebnisse, seine Hoffnungen und Freuden, seine seelischen Wunden und seine Kräfte und Stärken und seine Träume und Ideen und Pläne.

Was ist mit ihm? Wo ist er jetzt? Oder gibt es ihn gar nicht mehr?

Gerne antworte ich: Ja, sie lebt.
Sie lebt in der gleichen Weise wie der Ursprung und Schöpfer des Universums. Er hat sie aufgenommen – in sich.

Das Johannesevangelium lässt Jesus sagen: Ich bereite einen Platz für euch vor im Haus meines Vaters.

Natürlich ist das nur ein bildlicher Vergleich aus unserer Erfahrungswelt, um das unsagbare zu sagen. Natürlich lebt Gott nicht in einem Haus mit unendlich vielen Appartements für alle, die jemals auf der Erde gelebt haben.

Ich glaube, dass Gottes Geist in jedem Geschöpf ist. Ich glaube, dass Gott das Leben in uns ist. Ich glaube, dass wir alle ein Teil von Gott sind.
Er umschließt alles und birgt alles. Bei ihm geht nichts verloren.

Die Dankbarkeit, die Hoffnung, das Vertrauen, die Liebe ‑‑ 
Diese Seelenkräfte sind Gottes unvergängliche Kräfte in uns.

Liebe Schwestern und Brüder,
dieses Bewusstsein, dass Gott in uns lebt, dass er das innerste in uns ist,
dass wir ein Teil von ihm sind – so wie die vielen, die schon verstorben sind – verändert uns.

Es wird uns bewusst, dass wir verbunden sind und immer verbunden bleiben: denn Gott ist in uns und wir sind in Gott.
Was wir als das Leben der kommenden Welt bezeichnen ist schon Gegenwart – für uns wie für unsere Verstorbenen.

Und doch hat Gott uns das Geschenk gemacht, dass wir in dieser Welt sein Licht zum Leuchten bringen dürfen. Dass wir diese Welt erfüllen dürfen mit seinem Geist und seiner Liebe. Wir dürfen in diesem Universum Neues erschaffen.- Er macht uns zu Miterschaffern dieser Erde, nicht viel weniger als Gott selbst, der dieses Universum ins Dasein ruft.

Nehmen wir dieses Leben als Geschenk. Wir haben kein Anrecht darauf,
wir haben kein Recht auf ein langes Leben – wir sind beschenkt mit dem Leben, damit wir Anteil haben an Gottes schöpferischer Macht und Liebe.

So wie wir selbst werden auch die Früchte unseres Tuns Teil der ewigen Freude Gottes an seiner Schöpfung. Amen.

Verlesen der Verstorbenen und Anzünden der Kerzen

Läuten der Totenglocke (2 Minuten)

Fürbitten

Pr.: Gott, Ursprung und Quelle des Lebens, wir beten zu dir:

  • Wir beten für die Trauernden, die den Verlust eines geliebten Menschen erlitten haben: dass sie wieder inneren Frieden finden.
    Gott des Lebens:
  • Wir beten für die Menschen, die Trauernde begleiten: dass sie das rechte Gespür haben, dass sie zuhören können und dass es ihnen gelingt, den Blick wieder auf das Leben auszurichten.
    Gott des Lebens:
  • Wir beten für unsere Gesellschaft, in viele Tod und Sterben verdrängen:
    dass wir die Vergänglichkeit des irdischen Daseins annehmen und unser Leben auf das Leben in Gottes Herrlichkeit ausrichten.
    Gott des Lebens:
  • Wir beten für die Kranken, für die Menschen, denen das Leben zur Last geworden ist, für die Menschen, die merken, dass sie bald sterben werden: dass sie Beistand erfahren, dass sie Abschied nehmen können und dass sie Vertrauen haben können, dass sie in dir Gott leben und leben werden. Gott des Lebens:

Pr.: Du Gott bist das Ziel unseres Lebens. In dir ist Frieden und vollkommene Freude. Wir danken dir, dass wir schon jetzt in diesem Licht leben dürfen, bis wir heimkommen zu dir. Amen.

05.11.2017: 31. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den liturgischen Texten: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
Dr. Martin Luther, der unbeugsame und Gott begeisterte Augustiner Mönch hat den Satz geprägt: „Was dir am wichtigsten ist, der Mittelpunkt deines Lebens, das ist eigentlich dein Gott!“

Wer ist eigentlich Gott? Der Schöpfer des Himmels und der Erde, sagen wir. Wir beten ihn an, wir bitten ihn und klagen ihm unsere Nöte, manchmal klagen wir ihn sogar an und machen ihn verantwortlich für das unermessliche Leid in der Welt.

„Ich bin ein großer König, der Herr der Heere, und ich bin gefürchtet bei den Völkern“ so stellt sich Gott im Prophetenwort des Maleachi vor.

Das Wort Luthers macht mich darauf aufmerksam, dass ein Zwiespalt entstehen kann, zwischen dem, wen ich als Gott anspreche – den Gott des Himmels und der Erde  ‑ und dem, was ich in meinem Leben wirklich der Mittelpunkt ist.

Wenn nämlich Gott der ist, der mir das Leben geschenkt hat und uns allen und
wenn er wirklich der ist, zu dem mein Leben hinführt;
wenn es wirklich wahr ist, dass vor ihm unzweifelhaft offenbar wird, was ich in meinem Leben Gutes und Böses getan habe, was wahr war und was falsch:
wenn Gott diese allergrößte Bedeutung hat, weil mein Leben allein von ihm abhängt, dann sollte er auch in meinem Leben in der Mitte stehen.
‑ Dann muss ich alles in meinem Leben auf ihn beziehen und ausrichten: Beruf, Familie, Freunde, Erholung und Ruhe, Arbeit und Vergnügen, Entspannung und Anstrengung, Besitz und Verzicht.

Ist es so? Oder macht mich Luthers Satz aufmerksam, dass ich zwar einen Gott bekenne, wenn ich sage: „Ich glaube an Gott“, dass aber mein Leben deutlich macht, dass ich anderen Dingen nachlaufe und ihnen so viel Bedeutung gebe, als wären sie Gott?

Der Prophet Maleachi klagt die Priester im Jerusalemer Tempel an, dass sie ihren Auftrag verraten haben: ihre Aufgabe war es, den Bund Gottes mit Israel lebendig zu halten und ihm treu zu sein und das Volk in der Treue zu Jahwe zu stärken –

Stattdessen brechen sie selbst den Bund, laufen anderen Göttern nach. Sie tun Unrecht und missachten die Gebote Gottes durch Ehebruch und Ausbeutung der Armen.  Fatal und das schlimmste daran ist: Ihr falsches Handeln verleitet die Israeliten dem Bund mit Jahwe untreu zu werden.

Dasselbe wirft Jesus den Schriftgelehrten vor: Sie verschließen den Menschen das Himmelreich, anstatt ihnen voranzugehen. Sie bauen Barrieren auf zwischen Gott und Mensch, anstatt die Menschen anzuleiten, dass sie auf Gottes Treue bauen können.

Und ich? Und wir? Wie ist es mit uns?
Bemühen wir uns gut zu sein und auf Gott zu hören ‑
oder stellen wir uns selbst an die erste Stelle?

Tue ich was richtig ist – oder was leichter ist?

Ist das Ziel meines Handelns der andere Mensch – oder ich selbst:
meine Bequemlichkeit, mein Einkommen,
und die Verteidigung meiner Stellung und Position?

Mache ich mich selbst zum Mittelpunkt oder stelle ich Gott in den Mittelpunkt meines Lebens?

Schwestern und Brüder, gerade die im Namen Gottes zu reden beauftragt sind, stehen in größter Gefahr und Versuchung, statt Gottes Treue zu verkünden und Gott zu dienen ihre eigene Macht und ihren Einfluss zu verteidigen und zu mehren. Natürlich erliegen wir Priester und die Bischöfe immer wieder dieser Gefahr. Das ist umso schlimmer als wir dadurch unseren Auftrag ins Gegenteilverkehren.

Deshalb sagt Jesus zu den Menschen: Geht selbst euren Weg. Alle haben Gott zum Vater. Nur einer ist euer Vater. Es gibt nur einen und ihr könnt und sollt selbst auf ihn hören.

Diese Erkenntnis, dass jeder Mensch Gott zum Vater hat, weil es nur einen gibt, sollen die Jünger Jesu überall und immer verkünden in Wort und Tat. Wir alle.

28. Juni 2015: 13. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Schott

Lieben Schwestern und Brüder,
Was sind die dichtesten Szenen in diesen beiden miteinander verwobenen Wundererzählungen des Markusevangeliums?

Worauf kommt es dem Evangelisten an, wenn er solche Geschichten erzählt?

Die Vorgänge die erzählt werden, sind spektakulär:

Kaum verlässt Jesus das Boot schart sich eine Menschenmenge um ihn – die Menschen drängten sich um ihn.
Eine Frau, die aussichtslos unter Blutungen leidet, findet Heilung!
Ein Mädchen, um das schon die Totenklage gesungen wird, erwacht zum Leben.

Am Ende sagt Jesus: Niemand dürfe etwas davon erfahren!
Das kann ja gar nicht sein – das so etwas nicht erzählt und verbreitet wird!

Im Markusevangelium begegnet uns immer wieder dieses seltsame Schweigegebot, das natürlich unbeachtet bleibt, so dass sich der Ruf Jesu wie ein Lauffeuer verbreitet.
Genau das möchte der Evangelist vermitteln: Die Botschaft von Jesus kann nicht verborgen bleiben!

Was sind nun die entscheidenden Worte in diesen beiden Geschichten?

Die Frau sagte Jesus die ganze Wahrheit. Er aber sagte zu ihr: „Dein Glaube hat dir geholfen. Geh in Frieden!“

Zu dem Synagogenvorsteher sagte Jesus: „Sei ohne Furcht; glaube nur!“ Und zu dem Mädchen sagte er: „Steh auf!“

Liebe Schwestern und Brüder,
das Markusevangelium verkündet Jesus nicht als Wunderheiler mit besonders herausragenden Kräften –
Die Botschaft des Markus ist: Glaubt an Jesus, dem Sohn Gottes

Dein Glaube hat Dir geholfen, glaube nur – darauf kommt es an!
Und darauf, was der Glaube bewirkt: „Geh in Frieden!“ sagt Jesus zu der Frau und das Mädchen steht lebendig auf und geht umher.

Frieden und Leben – schenkt Jesus dem, der ihm glaubt und der an ihn glaubt!

Glaubt an Jesus! – Was heißt „an Jesus glauben“?

An Jesus glauben heißt, der Frohbotschaft glauben, die er verkündet:

„Das Reich Gottes ist euch nahe!“ Gott ist euch nahe!
Ihr seid nicht verloren, ihr gehört nicht dem Tod, dem Feuer, der Grube,
Fürchtet euch nicht vor dem Tod!

Denn ihr gehört zu Gott, dem lebendigen.
In ihm findet ihr den Frieden und das Leben!

Euer Leben hat in Gott seinen Ursprung und auch sein Ziel!
Glaubt und habt Vertrauen in den Ursprung des Lebens.

10. Mai 2015: 6. Ostersonntag

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Schott

 

Liebe Schwestern und Brüder,
bei den Ereignissen in Cäsarea gerät ja alles durcheinander:
Petrus geht in das Haus eines Heiden – und es ist eine Heide, auch wenn der zu JHWE, dem Gott der Juden betet und an ihn glaubt.

Petrus verkündigt die Botschaft von Jesus, in dem Gottes Geist und Kraft wirksam war – und da kam der Heilige Geist auf die Leute herab und sie waren verzückt von der Botschaft der Auferstehung und des ewigen Lebens – Sie empfingen den Heiligen Geist, ohne getauft zu sein.

Petrus beeilte sich aber dann und ordnete an, dass diese Leute sogleich getauft werden.

So aber hat auch Petrus die Brücke zu den Völkern geschlagen:
Durch Gottes Wirken ist ihm klar geworden: Jesus ist nicht nur der Retter, der Messias für Israel und die Juden. Jesus lebte, um allen Menschen das Heil zu bringen, den Frieden mit Gott und den Frieden untereinander.

Welch ein Glück, dass die Apostel und die urchristliche Gemeinde dies eingesehen haben: so kam das Evangelium letztendlich zu uns – die frohe Botschaft, die froh machende Botschaft.

Unser Glaube ist wirklich einmalig in der Welt: Welche andere Religion lehrt: Gott ist die Liebe! Gott hat seine Liebe zu uns geoffenbart in Jesus Christus. Er lebte unter uns und er gab uns das Gebot der Liebe, damit unsere Freude vollkommen wird! Er, den Gott gesandt hat, nennt uns Freunde – nicht Knechte!

Liebe Schwestern und Brüder, wir dürfen uns als Freunde Gottes fühlen – kann es größeres geben?

Gott ist die Liebe! Lassen sie uns diesen Satz betrachten:

Wenn Menschen lieben, empfinden sie große Zuneigung zum anderen;
wer liebt, ist bereit, für den anderen durchs Feuer zu gehen;
Liebe lässt neues Leben entstehen:
Wer liebt tut dem anderen gutes und gönnt ihm alles;
Wer liebt verzeiht den anderen – was immer es auch sei!
Wer liebt, sucht die Nähe des anderen und freut sich, wenn es dem anderen gut geht.

Das alles erfahren wir in der menschlichen Liebe.
An all das denken wir, wenn wir bekennen: „Gott ist die Liebe!“

Dieses Bekenntnis, diese Entdeckung des Glaubens,
diese Erleuchtung wird uns zuteil durch Jesus Christus, der uns zuruft:
„Bleibt in meiner Liebe!“

Gott ist die Liebe ist – der Hass, die Feindschaft sind nicht Gott.

Der Hass wünscht dem anderen Böses und will dem anderen Böses tun.
Wer hasst, gönnt dem anderen nichts Gutes und wird dem anderen zum Feind. Er freut sich, wenn es dem anderen schlecht geht und würde alles Mögliche tun, um dem anderen Schaden zuzufügen.

Da Gott aber die Liebe ist, setzen wir selbst ganz und gar auf die Liebe:
Aus Liebe hat Gott dieses Universum erschaffen und alles, was in ihr ist.
Er hat Freude daran zu sehen, welche Vielfalt sich in ihm findet. Gott hat Freude daran, dass es Leben gibt auf der Erde und er hat Freude daran, wenn es dem Menschen gut geht.

Und darum lieben auch wir diese Schöpfung und das Universum.
Wir versuchen es immer besser zu verstehen, weil wir darin auch die Größe des Schöpfers immer besser erkennen.

Schwestern und Brüder, vor allem uns zuerst dürfen wir Christen – so wie Gott selbst – die Schöpfung lieben, uns an ihr freuen.

Wir verschließen die Augen nicht davor,
dass es viel Böses gibt, auf der Erde,
wir übersehen nicht, dass Tod und Vergehen zu dieser Welt gehören.

Doch glauben wir, dass die Liebe von Gott kommt:
Die Liebe, die Leben zeugt, die sich am Leben freut, wird sich als göttlich bewähren,
und deshalb bleiben wir „Freunde des Lebens!“

Gott ist der Freund des Lebens und er ist die Liebe!
Dies lässt unsere Freude am Leben und an allem Schönen in der Welt vollkommen werden.

Bußgottesdienst im Advent 2014: Versöhnung finden

ERÖFFNUNG

Zur Eröffnung:  Macht weit die Pforten in der Welt        GL 360,1

Einführung:  Schwestern und Brüder!
Vielleicht haben Sie auch Schwierigkeiten mit dem Wort Buße?
Buße tun – das hört sich nach etwas Schlimmen an, das ich auf mich nehmen muss, um eine Schuld abzubüßen.
Darum geht es nicht. Buße ist eine tägliche Übung, in der wir versuchen uns beständig auf den Willen Gottes auszurichten.
Etwa wie ein Radfahrer, der durch kleine Gewichtsverlagerungen und Ausgleichsbewegungen dafür sorgt, dass er das Gleichgewicht behält und in der richtigen Richtung bleibt.

Heute Abend geht es auch um Versöhnung:
Um Versöhnung mit meinem Leben; um Versöhnung mit mir selbst; um Versöhnung mit den Mitmenschen und um Versöhnung mit Gott.

GEBET
Hilf uns, Gott, dass wir in diesen Tagen
die Ankunft deines Sohnes voll Freude erwarten.
Nimm alle Trägheit von uns
und mache uns bereit, zu wachen und zu beten,
damit uns Christus nicht schlafend findet,
wenn er kommt und anklopft.
Er, der in der Einheit des Heiligen Geistes
mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.

Besinnung

Hinführung:
Ich lade sie ein unter drei verschiedenen Richtungen auf das eigene Leben zu schauen. Nach einem kurzen Impuls haben wir jeweils 3 Minuten Zeit zum Nachdenken im Gebet:
Das, was uns persönlich bewegt und beschäftigt hat, bringen wir dann im gemeinsamen Psalmgebet vor Gott.

  1. Was mich bedrückt und mir Kummer macht

Schauen wir auf unser eigenes Leben, auf uns selbst – als Person:
Es gibt vieles, was gut ist bei jedem von uns.
Worüber wir froh sind, dass es so ist:
Das sollte bitte nicht anders sein: ob es ein geregelter Tagesablauf ist oder die gesicherten Lebensverhältnisse.

Aber es gibt auch manches, was einem bekümmern kann:
Krankheit, die Krankheit eines lieben Menschen;
die nachlassenden Kräfte; Sorgen um die Altersversorgung;
Ein Übermaß an täglichen Aufgaben.

Machen wir uns bewusst:
Was ist gut in meinem Leben? Was tut mir gut?
Was macht mir Sorgen? Was bekümmert mich?
Was tut mir Weh oder was macht mir Angst?

Zeit zum Nachdenken – 3 Minuten Orgelspiel

Auch wenn wir viel Gutes erleben.  Manches bedrängt uns, macht uns unruhig, wir haben Angst.
Unsere Not dürfen wir vor Gott bringen und mit dem Psalm 71 beten:

Psalm 71 Gott, die Zuflucht bis ins Alter

V: Herr, ich suche Zuflucht bei dir. * Lass mich doch niemals scheitern!

A: Reiß mich heraus und rette mich in deiner Gerechtigkeit, * wende dein Ohr mir zu und hilf mir!

V: Sei mir ein sicherer Hort, * zu dem ich allzeit kommen darf.

A: Du hast mir versprochen zu helfen; * denn du bist mein Fels und meine Burg.

V: Herr, mein Gott, du bist ja meine Zuversicht, * meine Hoffnung von Jugend auf.

A: Für viele bin ich wie ein Gezeichneter, * du aber bist meine starke Zuflucht.

V: Verwirf mich nicht, wenn ich alt bin, * verlass mich nicht, wenn meine Kräfte schwinden.

A:Manche reden schon über mich. / Sie sagen: „Ach dem geht es schlecht. * Dem kann niemand mehr helfen.“

V: Gott, bleib doch nicht fern von mir! * Mein Gott, eil mir zu Hilfe!

A: Auch wenn ich alt und grau bin, * o Gott, verlass mich nicht,

V: damit ich der Nachwelt verkünde, * mit welcher Kraft du mich gerettet hast.

A: Mein Gott, Du ließest mich viel Angst und Not erfahren. * Belebe mich neu, / führe mich herauf aus den Tiefen der Erde!

V: Bring mich wieder zu Ehren! * Du wirst mich wiederum trösten.

A: Ich will deine Treue preisen; *mein Gott, du Heiliger Israels,

V: Ehre sei dem Vater und dem Sohn * und dem Heiligen Geist

A: wie im Anfang, so auch jetzt und alle Zeit * und in Ewigkeit. Amen

Lied: O Heiland reiß die Himmel auf, GL 231,1+2

  1. Wer mir Kummer bereitet und über wen ich zornig bin.

Zum Glück gibt es Menschen um uns herum, die uns achten und mögen und die gut mit uns sind.
Wir dürfen Anerkennung Erfahren
und oftmals die Hilfe einer guten Seele.
Wir freuen uns über Gemeinschaft und Zuwendung.

Doch es gibt auch schlechte Erfahrungen mit anderen:
Angehörige lassen den Kontakt zueinander abreißen.
Jemand zeigt uns die kalte Schulter.
Wir werden allein gelassen und keiner ist da, der hilft.
Manchmal erleben wir auch Feindschaft
und es fügt uns jemand tatsächlich Schaden zu.
Es gibt böse Worte, die die Ehre kränken
und Verachtung zum Ausdruck bringen.

Wagen wir es, auch diese Erfahrungen anzuschauen:

Welche Menschen machen mir Freude.
Mit wem bin ich gerne zusammen.
Wer ist für mich da und hilft mir?

Wer hat mich verletzt?
Wer hat mich traurig gemacht oder zornig?
Wer hat mir Schaden zugefügt – vielleicht sogar mit Absicht?
Wer macht mir das Leben schwer?

Zeit zum Nachdenken – 3 Minuten Orgelspiel

Auch wenn es nicht viele sind, so gibt es doch die Menschen, die uns nicht gut sind, die es nicht gut mit uns meinen, vor denen wir uns in Acht nehmen müssen. In unserer Not beten wir mit dem Psalm 17.

Ps 17 Gebet in der Verfolgung

V: Herr, ich suche Gerechtigkeit, * achte auf mein Flehen, ich lüge nicht!

A: Von deinem Angesicht ergehe mein Urteil; *  denn deine Augen sehen, was recht ist.

V: Du kennst meine Gedanken. * Heute Nacht wirst du kommen,

A: du wirst mein Innerstes durchforschen * und nichts finden, was du tadeln müsstest.

V: Ich befolge deine Gebote * ich weiche nicht davon ab.

A: Ich rufe dich an, denn du, Gott, erhörst mich. * Habe ein offenes Ohr für mich, höre auf meine Worte!

V: Behüte mich wie den Augapfel, den Stern des Auges, * birg mich im Schatten deiner Flügel

A: vor den Frevlern, die mich hart bedrängen, * vor den Feinden, die mich wütend umringen.

V: Sie haben ihr hartes Herz verschlossen, * sie lauern mir auf, sie haben gegen mich Böses im Sinn.

A: Rette mich, Herr, mit deiner Hand vor diesen Leuten, * vor denen, die im Leben schon alles haben.

V: Du füllst ihren Leib mit Gütern, / auch ihre Kinder werden satt * und sogar ihre Enkel beerben sie.

A: Ich aber will keine Schuld auf mich laden. / Vielmehr sehne ich mich danach, * dass ich dein Angesicht schaue,

V: Wenn ich wach werde, * will ich mich satt sehen an Dir.

A: Ehre sei dem Vater und dem Sohn * und dem Heiligen Geist

V: wie im Anfang, so auch jetzt und alle Zeit * und in Ewigkeit. Amen

Lied: O Heiland reiß die Himmel auf, GL 231,3+4

  1. Wie ich es an Liebe fehlen lasse

Im Alltag versuchen wir nach unserem Gewissen zu handeln: Wir machen unsere Arbeit, wir gehen zur Kirche und beten zu Gott. Wir versuchen hilfsbereit zu sein und Verständnis zu haben.
Wir sind auch nicht geizig, sondern spenden, wie es uns richtig erscheint.
Wir wollen in Frieden leben und gut miteinander auskommen.

Doch nicht immer gelingt es uns.
Wir halten manchmal unsere Zunge nicht im Zaun.
Leicht finden wir Ausreden, dass wir nicht helfen müssen.
Wir wollen unsere Wünsche erfüllen  und sind blind für das, was andere wollen.
Wir urteilen über andere und erzählen von ihren Fehlern.
Wir könnten vielleicht noch großzügiger Spenden.
Gerne sehen wir unsere Vorurteile bestätigt.
Es kann sein, dass wir etwas sagten oder taten und deshalb jetzt noch ein schlechtes Gewissen haben.

Fassen wir Mut und sind wir ehrlich gegen uns selbst. Denken wir über uns nach:

Wer hat Grund, über mich verärgert zu sein und warum?
Wann war ich egoistisch?
Habe ich jemand Schaden zugefügt oder jemanden gekränkt?
Habe ich ein Versprechen gebrochen?
Was muss ich mir vorwerfen?

Zeit zum Nachdenken – 3 Minuten Orgelspiel

Es ist eine echte Not, wenn wir merken, dass wir selbst lieblos oder ungerecht oder teilnahmslos waren. Bringen wir auch diese Not vor Gott mit dem Psalm 51

Psalm 51 Ein Lied Davids.

V: Gott, du bist reich an Liebe und Güte; / darum erbarme dich über mich, * vergib mir meine Verfehlungen!

A: Nimm meine ganze Schuld von mir, *  wasche mich rein von meiner Sünde!

V: Ich weiß, ich habe Unrecht getan, * meine Fehler stehen mir immer vor Augen.

A: Nicht nur an Menschen bin ich schuldig geworden, * gegen dich selbst habe ich gesündigt;

V: ich habe getan, was du verabscheust. / Darum bist du im Recht, wenn du mich schuldig sprichst; * deinen Richterspruch kann niemand tadeln.

A: Ich bin verstrickt in Verfehlung und Schuld * seit meine Mutter mich empfangen und geboren hat.

V: Das war mir verborgen; du hast es mir gezeigt. * Dir gefällt es, wenn jemand die Wahrheit erkennt.

A: Nimm meine Schuld von mir, dann werde ich rein! * Wasche mich, dann werde ich weiß wie Schnee!

V: Lass mich wieder Freude erleben und mit deiner Gemeinde jubeln. * Du hast mich völlig zerschlagen; richte mich doch wieder auf!

A: Sieh nicht auf meine Verfehlungen, * tilge meine ganze Schuld!

V: Gott, schaffe mich neu: / Gib mir ein Herz, das dir völlig gehört, * und einen Geist, der beständig zu dir hält.

A: Vertreibe mich nicht aus deiner Nähe, * entzieh mir nicht deinen Heiligen Geist!

V: Mach mich doch wieder froh durch deine Hilfe * und gib mir ein gehorsames Herz!

A: Gott, du bist mein Retter! Ich habe den Tod verdient, *  aber verschone mich! Dann werde ich laut deine Treue preisen.

V: Herr, nimm die Schuld von mir und löse mir die Zunge, * dann kann ich deine Güte vor allen rühmen.

A: Du willst kein Bußübungen, die doch nur dafür gedacht sind, * vor den Menschen wieder Ehre zu erlangen.

V: Aber wenn ein Mensch dir Herz und Geist hingibt, * wenn er sich dir nicht mehr verschließt, dann weist du ihn nicht zurück.

A: Ehre sei dem Vater und dem Sohn * und dem Heiligen Geist

V: wie im Anfang, so auch jetzt und alle Zeit * und in Ewigkeit. Amen

Lied: O Heiland reiß die Himmel auf, GL 231,5+6

Evangelium: Die Heilung eines Gelähmten Lk 5,17 -26

Ansprache: Liebe Schwestern Liebe Brüder,
ein Politiker wurde zum Tod des ehemaligen Ministerpräsidenten Albrecht befragt und dabei auf dessen Entscheidung für Gorleben als atomares Endlager angesprochen. Der SPD Mann sprach ins Mikrofon: „Auch solche Fehlentscheidungen gehören zum erfüllten Leben eines Politikers.“

Er hatte ein erfülltes Leben – das ist ungefähr das Beste, was man über einen Menschen sagen kann. Was ist ungefähr damit gemeint?

Erfüllt hat gelebt, wer in seinem Leben etwas hatte, wofür er lebte und was ihn ausfüllte. Erfüllt war das Leben eines Menschen, der im Großen und Ganzen im Einklang mit sich selbst leben konnte. –
Ein Leben im Einklang mit uns selbst – das wünschen wir uns – Frieden.

Kummer und Schmerz, Hilflosigkeit und Schwäche sind dafür eine arge Herausforderung: Wir klagen darüber und können uns nicht damit abfinden: wir finden es ungerecht. Wir sind in Gefahr, verbittert zu werden und unser eigenes Leben nicht akzeptieren zu können.
Wir liegen im Streit mit uns und unserem Leben.

Jesus reicht uns die Hand: Er hat sich besonders der Kranken angenommen. Viele hat er geheilt – wie diesen Gelähmten.

Jesus selbst hat die Schmerzen seiner Folter ertragen und am Ende seiner Qual gebetet: „Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist.Von ihm können wir lernen, dass wir Gott vertrauen können –auch in der Krankheit ist ER uns nahe. Gott ist auch dann der Ursprung unseres Lebens und unser Ziel. Jesus gibt uns die Zuversicht, dass Gott uns Heil schenken wird wenn wir zu ihm kommen.

So können wir uns mit unserer Lebensgeschichte versöhnen: Wir können unser ganzes Leben annehmen – mit all seinen Beschwerlichkeiten – weil auch Gott uns annimmt und mit seiner Liebe bei uns bleibt.
So finden wir auch die Kraft, um die Gesundheit zu kämpfen und aus jeder Situation das Beste zu machen.

Im Einklang mit uns selbst zu bleiben, wird besonders schwer, wenn uns ein Unrecht geschieht: Es stellen sich Gefühle ein von Niedergeschlagen­heit, Demütigung, Schwäche, Zorn, Wut und Hass und auch Rachegelüste.
Wie können wir da wieder Frieden finden?

Es mag gehen, wenn der der uns Unrecht tat, sein Unrecht anerkennt und die Verantwortung auf sich nimmt. Wenn er um Vergebung bittet.

Aber wenn nicht?
Wenn Versöhnung und Annäherung unmöglich erscheinen?
So wie es bei Jesus war, der dem Hass seiner Feinde zum Opfer fiel?

Jesus hoffte, dass Gott Gerechtigkeit schafft. Vor Gott ist das Unrecht offenbar, vor Gott kann niemand etwas leugnen. Gott steht auf der Seite der Opfer und setzt sie wieder ein in ihrer Ehre, ihrer Unversehrtheit.

So wird bei Gott Versöhnung möglich: Wenn wir wiederhergestellt sind, können wir denen vergeben, die uns Unrecht taten. Dann können wir Wut und Rache hinter uns lassen. Im Blick auf die Versöhnung bei Gott können wir uns bereits jetzt nach Versöhnung sehnen und danach, dass wir nie­mandem Böses wünschen – auch denen nicht, die uns Böses getan haben.

Wir selbst haben viele verschiedene Wege, um unsere Augen davor zu verschließen, dass wir selbst Unrecht tun: Wir sagen: „Es ging nicht anders“ oder „Sie ist selbst schuld.“ Wir entschuldigen uns mit Missver­ständnissen; wir sagen, dass wir an diesem Tag überfordert waren …

Doch wissen wir genau: Ich will das Gute und tue es nicht.
Ich will den Frieden und kämpfe doch mit Worten und Winkelzügen.
Ich habe Unrecht getan. Diese Erkenntnis kann uns für lange Zeit den Frieden rauben. Wir stehen nicht im Einklang mit uns selbst.

Das verursacht schlimme Gefühle: man verachtet sich selbst, hat Angst vor dem, was die anderen sagen, bedauert es vielleicht ein Leben lang. Wir müssen erkennen, dass wir auf Vergebung angewiesen sind.

Jesus hat eine tröstende: Umkehr ist möglich. Gott vergibt. Gott kann auch das wieder gut machen, was wir verschuldet haben.

Das verleiht Mut und Kraft, um Verzeihung zu bitten
das gibt uns Mut und Kraft, uns selbst wieder anzunehmen.

Buße und Versöhung

Schuldbekenntnis – Vergebungsbitte

Liebe Schwestern und Brüder, Jesus schenkt uns Versöhnung und Frieden durch seine Leben, durch sein Vorbild, und ja, besonders durch sein Sterben und Auferstehn.
Gott will unser Heil. Er will, dass wir im Einklang stehen, mit ihm, mit uns selbst und mit unseren Mitmenschen.
Deshalb wollen wir Gott und einander unsere Schuld bekennen und miteinander und füreinander um Vergebung bitten.

Wir sprechen das Schuldbekenntnis:

Der allmächtige Gott erbarme sich unser. Er lasse uns die Sünden nach und führe uns zum ewigen Leben. – A: Amen.

Lied:  Singet Lob unserm Gott GL 829,1-3

VATERUNSER — FRIEDENSGRUSS

Durch Jesus haben wir jene Freiheit erlangt, in der auch wir Gott unseren Vater nennen dürfen. So wollen wir nun beten:

A: Vater unser im Himmel …

ABSCHLUSS

Gebet
Himmlischer Vater,  wir danken dir, dass du ja zu uns sagst.
Du bist eins mit deinem Sohn  und mit dem Heiligen Geist.
Eins im Wollen, eins in der Liebe, eins im Vollbringen.
Hilf uns, dir immer ähnlicher zu werden, und in Einheit zu leben.
Darum bitten wir Dich durch Jesus Christus im Heiligen Geist. Amen

SEGEN

Der barmherzige Gott hat uns den Glauben an das Kommen seines Sohnes geschenkt;
Er segne und heilige euch durch das Licht seiner Gnade.

Das gewähre euch der dreieinige Gott,
der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. –
A: Amen.

2. November 2014: Allerseelen

1. Lesung: Ijob 19, 1.23-27
2. Lesung: Röm 8, 14-23
Evangelium: Joh 14,1-6

Das Leid, das dem Ijob widerfährt ist sprichwörtlich geworden: Ijob wird seines Eigentums beraubt, die Kinder werden ermordet. sein Haus wird verbrannt und ihn befällt eine Krankheit, in der man schon so gut wie gestorben ist. Ijob steht für alles Leid, das Menschen in ihrem Leben erfahren können und tatsächlich: jeder Mensch kann von Trauer, Krankheit und auch von Feindseligkeit erzählen.

Doch: gerade die Menschen, die am weitesten unten sind, haben oft die größten Hoffnungen. Ijob sagt: „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt! Ich werde Gott schauen “

Viele hundert Jahre nach Ijob ergeht es dem Apostel Paulus ganz ähnlich: Er hat Verfolgungen, Verhaftungen, Folter und Gefängnis erträgt, Schiffbruch erlitten und fast ertrinkt, schrieb: „Ich bin überzeugt: die Leiden dieser Zeit sind nichts im Vergleich zu der Herrlichkeit, die uns geschenkt werden wird!“

Liebe Schwestern und Brüder, die Menschen im Wohlstand teilen diese Hoffnungen weniger. Sie sagen: „Ich kann mir das nicht vorstellen. Warum nicht jetzt diese Herrlichkeit? Warum nicht schon auf dieser Erde?“
Viele können und wollen nicht auf das künftige Leben hoffen, in dem wir Gott schauen und befreit sind vom Elend dieser Zeit.

Hängt es damit zusammen, dass wir durch unseren Wohlstand das Elend überdecken; dass wir die Augen verschließen und den Tod aus dem Bewusstsein verdrängen.
Ich frage mich: Wollen die Menschen eigentlich den Tod negieren, wenn sie sagen: wenn ich sterbe, dann ist alles aus?

Wenn es so wäre, wenn der Tod des Körpers das Ende der eigenen Existenz wäre, dann könnte man leben, als ob es den Tod nicht gäbe.
Man könnte den Tod verdrängen und jeden Tag auskosten und sagen: das ist das Leben. Mach das Beste daraus – für Dich.

Doch wer die Augen öffnet, der fragt sich: wozu leben, wenn es dann doch zu Ende ist? Die Freude, das Schöne das kann man ja gerne hinnehmen. Doch wozu Schmerzen ertragen? Wozu leben, wenn ich nicht mehr tun kann, was ich will?

Der Glaube an die Auferstehung gibt dem Tod eine andere Bedeutung:
Der Tod wird zum Übergang in die Welt Gottes.
Wer darauf hofft, für den hat das ganze Leben einen Sinn.
Der mag sich fragen, warum es so viel unverschuldetes Leid gibt?
Der wird mit Gott vielleicht streiten und ihm das Elend klagen.

Doch er hofft, die Herrlichkeit Gottes zu empfangen.
Deshalb geht es im Leben darum, als Gottes Ebenbild zu leben.
Es geht darum, Leben zu empfangen und Leben zu geben!

Wer das ewige Leben erhofft, wird auch das Gute dankbar annehmen und genießen – vielleicht als Vorgeschmack des Himmels.

Wer auf das ewige Leben hofft, wer Hoffnung hat, wird aber auch die Kraft haben, dem Elend, dem Leid, der Schwäche Stand zu halten. Wer hofft, hält allem stand – so hat es Paulus ausgedrückt.

Liebe Schwestern und Brüder,
heute an Allerseelen denken wir an die Verstorbenen: an alle! Weil keiner verloren ist, weil Gott keinen vergisst!
Besonders denken wir natürlich an die Verstorbenen, die wir gekannt haben und die uns nahe stehen: Die Liebe, die uns mit ihnen verbindet, reicht über den Tod hinaus.

Wir denken an die Verstorbenen mit Zuversicht:

Das Gute findet seine Vollendung!
Das Schlimme wird geheilt!
Das Böse wird vergeben und getilgt.
Die Liebe aber feiert ein Fest: denn die Liebe ist ewig –
wie Gott selbst, in dessen geliebte Kinder wir sind und bleiben
in alle Ewigkeit.