29.03.2018: Gründonnerstag

Hier geht es zu den liturgischen Texten: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
Wir warten, dass extreme Hitze, Kälte, Trockenheit, Niederschläge bald vorüber gehen.
Ich hoffe, dass die Zeit des wieder aufgeblühten Nationalismus bald vorübergeht!
Ich wünsche mir mit ihnen allen, dass die Zeit des Friedens in unserem Land niemals mehr vorübergeht.
Die Flüchtenden warten in der Deckung, bis der Wachposten vorübergeht.

Das Buch Exodus spricht vom Vorübergang des Herrn. An den Hütten der Israeliten geht er vorbei, deren Türpfosten mit dem Blut des Lammes bestrichen sind. Während er bei den Ägyptern die Erstgeburt schlägt – bei Mensch und Tier. Wenn diese Schilderung wortwörtlich wahr ist, vollzog Gott ein Massaker an den Ägyptern. Für mich un – denk – bar.

Es würde jetzt nicht weiterführen, darzulegen, welche historischen Ereignisse in der Zeit vorstellbar sind. Denn es geht um etwas ganz anderes: Die Israeliten glauben und sind überzeugt: Gott hat uns gerettet.
An uns ist das Unheil vorübergegangen, wir konnten ihm entgehen.
Sie hatten kein Problem damit, Gott wie einen Kriegsherrn darzustellen.
Wichtig ist ihnen nur: „Wir blieben verschont und dafür danken wir Gott.
Deshalb essen wir am Feuer gebratenes Lamm und ungesäuertes Brot.“

Schwestern und Brüder, ich hole diese Überlegungen wieder in unser Leben herein: Haben wir das Herz, um Gott zu danken, wenn wir einer Gefahr entkommen sind, wenn etwas gut ausgegangen ist, eine Krankheit rechtzeitig und richtig behandelt wurde …?

Oder bremsen wir uns selber aus und denken: Dann hätte Gott so und so viele andere dem Tod überlassen?

Es ist schon etwas eigenartig, für das eigene Glück zu danken und um das Unglück der anderen zu wissen.

Als diese Geschichten Israels entstanden sind – mehrere hundert Jahre nach den erzählten Ereignissen – hatten die Israeliten damit kein Problem. Es ging in der babylonischen Gefangenschaft einfach darum die Hoffnung aufrecht zu erhalten auf Gott, der Israel damals aus Ägypten befreit und gerettet hat und es wieder retten wird.

Das letzte Mahl Jesu mit seinen Jüngern steht in einer engen Beziehung zum Paschamahl Israels.

Die drei synoptischen Evangelien schildern es als Paschamahl. Das Johannesevangelium schildert den Ablauf so, dass Jesus zu der Zeit am Kreuz starb, als die Tiere für das Pascha geschlachtet wurden.

Jedenfalls geht es um die Verknüpfung des Mahls mit dem Einnerungs­mahl an die Rettung der Israeliten. Gott rettet, Gott befreit – das glauben die Juden und das glauben wir.
Aber ändert sich etwas Grundlegendes. Jesus zeigt uns:
Gott rettet nicht so, dass andere dabei zu Schaden kommen. Gott rettet indem Jesus das Leiden annimmt, um das Werk der Versöhnung zu besiegeln. Es ist dem Leidenden nah – ebenso wie dem der Glück hatte.

Jesus zeigt, dass Gott an keinem vorübergeht: Jedem wäscht er die Füße – auch dem Judas Iskariot.
Jesu Wort: „Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird.“
ist zu jedem gesagt, der es annimmt und für sich gelten lässt.

Es gibt niemand, der von dieser Hingabe übersprungen wird;
Es gibt niemanden, der ausgelassen wird. Jeder ist gemeint.

Schwestern und Brüder, wir dürfen es zulassen, wir brauchen uns nicht davor zu schützen und nicht dafür zu schämen: Jesus von Nazareth gab sein Leben, damit wir an ihn und an seinen Vater und seine Liebe glauben.

Wir wollen daran nicht vorbei gehen, wir dürfen das nicht übergehen.
Das ist unsere Rettung, unsere Befreiung.

Und es bleibt außerdem die Aufforderung, die Ermunterung: Gehen wir nicht vorüber an den Mitmenschen, als ob sie uns nichts angingen.
Gehen wir nicht vorüber an der Not der Kranken, der Verfolgten, der Geflüchteten, der Verängstigten, der Verunsicherten.

Wenden wir uns den Menschen zu, nicht allen, sondern den Paar, denen wir begegnen, tun wir etwas für sie. Waschen wir ihnen die Füße.