18.08.24: 20. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Einführung:
Sind sie satt? – Ich meine jetzt nicht das körperliche Sättigungsgefühl. Ich meine das Gefühl, wenn man seine Ideale tatsächlich leben kann – trotz vielerlei innerer und äußerer Widerstände.

Menschen wählen vielerlei „Ideale“: Partnerschaft, Familie,
der Einsatz für eine gesunde Umwelt, neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu gewinnen, Menschen zu heilen, etc.

In der jüdischen Bibel, wird die Weisheit als Ideal gepriesen: Die Weisheit ist ein großer Schatz, der für andere Fruchtbar wird.

Das Gewinnen der Weisheit wird in der heutigen Lesung mit einem Mahl verglichen. Für uns Christen ist das ein Hinweis auf das Mahl, in dem wir Jesus Christus empfangen, der uns selbst zum Mahl einlädt.

Ansprache:
„Der Leib Christi“ mit diesen wenigen Worten wird die geweihte Hostie in die Hand gelegt. Das Johannesevangelium wählt einen Ausdruck der anstößig und geradezu widerlich ist:
Es lässt Jesus sagen: „Das Brot ist mein Fleisch!“

Gibt es ein größeres Tabu als das Essen von Menschenfleisch?
Diese Ausdrucksweise ist eine ungeheuerliche Provokation!
„Wer mein Fleisch isst und (noch schlimmer) wer mein Blut trinkt, hat das ewige Leben.“

Das bleibt auch eine Provokation, wenn wir uns sofort darüber klar sind, dass dies nicht buchstäblich gemeint ist – aber:
so muss man sich nicht ausdrücken!

Warum diese doppelt provokante Ausdrucksweise?
Fleisch und Blut in Verbindung mit Essen und Trinken?

Nicht erst hier ist vom Fleisch die Rede:
In der Eröffnung des Evangeliums heißt es: „Und das Wort ist Fleisch geworden“, und am Ende wird ihm die Lanze ins Herz gestoßen und es fließt Blut und Wasser heraus.

Unser Glaube, dass der Sohn des himmlischen Vaters in menschlichem Fleisch und Blut auf der Erde lebt und dass ein schändlichst zu Tode Gefolterter der Messias sein soll –ist genauso provokant wie der Satz:
„Wer mein Fleisch isst ….“

Unser Glaube an den Menschen Jesus, als Sohn Gottes, der am Kreuz starb, ist und bleibt eine Provokation!

Gerade dieser Glaube zeigt unüberbietbar, die größtmögliche Zuneigung des unendlich großen Gottes, der sich uns zuneigt, der unsere Verletztheit teilt bis hinein in das Gefühl von Gott verlassen zu sein.

Die Rede vom Fleisch und Blut bringt unseren Glauben an die Menschlichkeit und Menschenfreundlichkeit und die Nähe Gottes zum Menschen zum Klingen.

Die zweite Provokation besteht im „Essen“ und „Trinken“ vom Fleisch und Blut Jesu.

Es führt auf eine falsche Fährte, wenn wir darüber nachdenken, was sich da in der Messe wandelt, wenn doch das Brot und der Wein offensichtlich Brot und Wein bleiben.

Es kann unserem Glauben sehr schaden, wenn wir uns solche falschen Denksportaufgaben stellen.

Es geht nicht darum, was aus Brot und Wein wird, es geht darum,
was mit uns geschieht. Das Evangelium bringt uns auf die richtige Spur:
„Wer mein Fleisch isst, der bleibt in mir und ich bleibe in ihm.“

Jesus durchdringt uns – jeden von uns, wir können Jesus in uns aufnehmen und wenn wir dies tun, ist sein Leben, sein unzerstörbares Leben, das vom Vater im Himmel kommt in uns – genauso wie in ihm.

Und wir sind in ihm: auch er nimmt uns in sich auf: Sie und mich und ihre Nachbarin. Und dies in einer Weise, die gar nicht anstößig ist:
Denn wer würde nicht einen anderen Menschen in sich tragen: Kinder, Eltern, Freundinnen und Freunde. Das Medium dieses „Ineinander“ ist die uns allen vertraute und bekannte Liebe: Diese umfassende Bejahung des anderen, die Menschen „eins“ werden lässt.

Liebe Schwestern und Brüder,
Am Ende dieses Abschnitts steht: Wie ich durch den Vater lebe, so wird jeder, der mich isst, durch mich leben.

Es hört sich leichter an, wenn wir das Wort „isst“ ersetzen:
Jeder, der mich liebt, wird durch mich leben.

Obwohl das viel verständlicher ist, fehlt etwas:
Es fehlt dieses Moment, dass Jesus tatsächlich sein Fleisch und Blut, sein Leben, einsetzt – aus Liebe. Er gibt tatsächlich sein Leben.

Das ist immer wirksame Gegenwart: Besonders jetzt im heiligen Mahl, wenn wir das Brot teilen, weil wir Jesu Liebe bis zum Blut annehmen und erwidern wollen. Amen.

Gebet für Kirche und Welt

Lektor/in: Wir beten zu Gott, der uns in Jesus Christus begegnet und sich uns zuwendet: Gott unseres Lebens V/A Stärke unsere Liebe

  • Wir beten für alle, die die Eucharistie mitfeiern und für alle, die sie gestalten und Leiten: dass Jesu Liebe in ihnen stark wird.
    Gott unseres Lebens –
  • Wir beten für die verschiedenen Kirchen und Konfessionen:
    dass sie ihre Verbundenheit auch im Brotbrechen feiern.
    Gott unseres Lebens –
  • Wir beten für alle Christen, die unseren Gottesdiensten nichts abgewinnen können: dass in ihnen die Sehnsucht nach der Gemeinschaft im Beten und im Mahl wächst.
    Gott unseres Lebens –
  • Wir beten für unsere beiden Pfarrgemeinden: dass wir weiterhin einen guten Weg als Pfarreiengemeinschaft gehen.
    Gott unseres Lebens –
  • Wir beten für unseren neuen Gemeindereferenten: dass er sich gut einlebt und in unseren Gemeinden Gutes wirken kann.
    Gott unseres Lebens –

Lektor/in: Gott unser Vater, du hast dein Leben und deine Liebe in uns gelegt, damit wir deine Werke tun. Wir preisen dich im Geist Jesu Chrisit, unseres Herrn. Amen.

02.11.21: Allerseelen

Formular II: 1. Lesung: Ijob 19, 1.23–27a – 2. Lesung: Röm 8, 14–23 – Ev: Joh 14, 1–6

Einführung:
ich begrüße ganz herzlich alle, die im vergangenen Jahr einen Menschen das letzte Geleit geben mussten. Sie sind gekommen, um in dieser Messfeier seiner zu Gedenken. Das kann noch ein kleiner Schritt sein, um Abschied zu nehmen, um die Trauer abschließen zu können oder um in der Trauer einen Schritt voran zu kommen.

Wir vertrauen darauf, dass Gott uns das Leben schenkt – so wie unseren Verstorbenen. Wir vertrauen darauf, dass er uns zusammen mit Jesus Christus aufnimmt in sein Licht. Deshalb rufen wir:

Herr Jesus Christus,
du hast als Mensch gelebt wie wir.
Du bist gestorben und wurdest begraben wie wir.
Du bist auferstanden und hast uns die Tür zu Gottes Herrlichkeit geöffnet.

Predigt: Liebe Schwestern und Brüder,
Alle christlichen Konfessionen teilen das große Glaubensbekenntnis. Und da bekennen wir im letzten Abschnitt:

Ich erwarte die Auferstehung der Toten und das Leben der kommenden Welt.

Glaube ich das? Und was stellen wir uns darunter vor?
Und: ist es wichtig, das zu glauben? Wofür ist dieser Glaube gut?

Letztendlich muss jeder diese Fragen für sich beantworten.
Ich kann ihnen meinem Glauben darlegen und versuchen, ihn zu begrün­den. Die Lehre der Kirche dazu kann jede und jeder selbst nachlesen.

Doch die eigene Antwort muss jeder selbst finden.
Die Frage danach, was mit den Toten ist, stellt das Leben, stellt das Sterben, mit dem wir konfrontiert sind, so lange wir leben.

Einerseits erfahren wir: Alles ist vergänglich. Nichts bleibt ewig.
Auf der anderen Seite wissen wir: In diesem Universum geht nichts verloren: Kein Molekül, keine Energie. Es wird umgeformt, verändert – aber nichts verschwindet.

Das ist eine Form der Ewigkeit.

Aber das beantwortet ja nicht die eigentliche Frage:
Dieser uns so vertraute Mensch, den wir begraben mussten:
er hatte seine Erlebnisse, seine Hoffnungen und Freuden, seine seelischen Wunden und seine Kräfte und Stärken und seine Träume und Ideen und Pläne.

Was ist mit ihm? Wo ist er jetzt? Oder gibt es ihn gar nicht mehr?

Gerne antworte ich: Ja, sie lebt.
Sie lebt in der gleichen Weise wie der Ursprung und Schöpfer des Universums. Er hat sie aufgenommen – in sich.

Das Johannesevangelium lässt Jesus sagen: Ich bereite einen Platz für euch vor im Haus meines Vaters.

Natürlich ist das nur ein bildlicher Vergleich aus unserer Erfahrungswelt, um das unsagbare zu sagen. Natürlich lebt Gott nicht in einem Haus mit unendlich vielen Appartements für alle, die jemals auf der Erde gelebt haben.

Ich glaube, dass Gottes Geist in jedem Geschöpf ist. Ich glaube, dass Gott das Leben in uns ist. Ich glaube, dass wir alle ein Teil von Gott sind.
Er umschließt alles und birgt alles. Bei ihm geht nichts verloren.

Die Dankbarkeit, die Hoffnung, das Vertrauen, die Liebe ‑‑ 
Diese Seelenkräfte sind Gottes unvergängliche Kräfte in uns.

Liebe Schwestern und Brüder,
dieses Bewusstsein, dass Gott in uns lebt, dass er das innerste in uns ist,
dass wir ein Teil von ihm sind – so wie die vielen, die schon verstorben sind – verändert uns.

Es wird uns bewusst, dass wir verbunden sind und immer verbunden bleiben: denn Gott ist in uns und wir sind in Gott.
Was wir als das Leben der kommenden Welt bezeichnen ist schon Gegenwart – für uns wie für unsere Verstorbenen.

Und doch hat Gott uns das Geschenk gemacht, dass wir in dieser Welt sein Licht zum Leuchten bringen dürfen. Dass wir diese Welt erfüllen dürfen mit seinem Geist und seiner Liebe. Wir dürfen in diesem Universum Neues erschaffen.- Er macht uns zu Miterschaffern dieser Erde, nicht viel weniger als Gott selbst, der dieses Universum ins Dasein ruft.

Nehmen wir dieses Leben als Geschenk. Wir haben kein Anrecht darauf,
wir haben kein Recht auf ein langes Leben – wir sind beschenkt mit dem Leben, damit wir Anteil haben an Gottes schöpferischer Macht und Liebe.

So wie wir selbst werden auch die Früchte unseres Tuns Teil der ewigen Freude Gottes an seiner Schöpfung. Amen.

Verlesen der Verstorbenen und Anzünden der Kerzen

Läuten der Totenglocke (2 Minuten)

Fürbitten

Pr.: Gott, Ursprung und Quelle des Lebens, wir beten zu dir:

  • Wir beten für die Trauernden, die den Verlust eines geliebten Menschen erlitten haben: dass sie wieder inneren Frieden finden.
    Gott des Lebens:
  • Wir beten für die Menschen, die Trauernde begleiten: dass sie das rechte Gespür haben, dass sie zuhören können und dass es ihnen gelingt, den Blick wieder auf das Leben auszurichten.
    Gott des Lebens:
  • Wir beten für unsere Gesellschaft, in viele Tod und Sterben verdrängen:
    dass wir die Vergänglichkeit des irdischen Daseins annehmen und unser Leben auf das Leben in Gottes Herrlichkeit ausrichten.
    Gott des Lebens:
  • Wir beten für die Kranken, für die Menschen, denen das Leben zur Last geworden ist, für die Menschen, die merken, dass sie bald sterben werden: dass sie Beistand erfahren, dass sie Abschied nehmen können und dass sie Vertrauen haben können, dass sie in dir Gott leben und leben werden. Gott des Lebens:

Pr.: Du Gott bist das Ziel unseres Lebens. In dir ist Frieden und vollkommene Freude. Wir danken dir, dass wir schon jetzt in diesem Licht leben dürfen, bis wir heimkommen zu dir. Amen.