22.12.24: 4. Adventsonntag LJ C

Einführung:
Vor nicht ganz 1700 Jahren hat man das Weihnachtsfest eingeführt.
Im 16. Jahrhundert begann man in Kirchen Weihnachtsbäume aufzustellen und erst im 19 Jahrhundert wurde es üblich, dass wohlhabende Bürger in ihren großen Wohnungen Nadelbäume aufstellten und schmückten.

Warum eigentlich? Was ist der Sinn davon?

Ist es der Lebensbaum als Zeichen des neuen Lebens, das Christus schenkt?
Ist es der junge Trieb, der aus der scheinbar dürren Wurzel Isais hervorwächst?

Jedenfalls deuten Sterne und elektrische Lämpchen oder Wachskerzen auf Christus das Licht der Welt hin.

Zu ihm rufen wir:
Jesus, du Licht der Welt. Du wahrer Morgenstern. Du Glanz der Herrlichkeit.

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder
Auf der Suche nach den „Kernwörtern“ der biblischen Lesungen dieses Sonntags habe ich gefunden:

Sicherheit – Frieden – deinen Willen, Gott tun – und Maria hat geglaubt

Die Zusammenstellung der Texte lässt eine deutliche Absicht erkennen:

Jesus wird uns gezeigt, als Sohn, der schon lange einer Frau verheißen ist, Er sammelt die die Menschen, die auf Gott hören und er ist es, der Gottes Willen tut.

Was ist eigentlich unsere erste Aufgabe, die Aufgabe der Getauften, die sich als Kirche versammeln? was ist wichtiger?

Sollen wir vor allem Christus verkünden, den verheißenen Hirten.
Oder sollen wir vor allem versuchen, den Willen Gottes zu tun –
so gut wir nur können!

Sie ahnen zurecht: das eine und das andere gehören zusammen:
Wenn wir Christus verkünden, dann können wir nicht anders, als ihn zum Vorbild zu nehmen und Gottes Willen tun.

Gottes Wille, das ist das, was der „gute Hirte“ seinem Volk bringt:

„Sicherheit und Frieden!“

„Sicherheit und Frieden“ – was heißt das in unseren Tagen?

Die einen wollen durch militärische Stärke Frieden und Sicherheit waren, so dass sich niemand trauen würde uns anzugreifen.

Die anderen wollen Verständigung und Verzicht auf militärische Waffen, so dass niemand einen Grund hat, uns anzugreifen.

Dieser Streit um den Weg zu Frieden und Sicherheit ist mehr als berechtigt. Denn es ist keineswegs eindeutig zu entscheiden, welcher Weg tatsächlich in eine bessere Zukunft führt.

Der Prophet Micha hat Frieden und Sicherheit ganz sicher in diesem politischen Sinn verstanden. Der kommende würde „groß sein – bis an die Grenzen der Erde“.

So gesehen hätten wir Grund, enttäuscht zu sein:
weil wir zwar glauben, dass Jesus der verheißene Hirte ist – aber:
weder wurde er „groß bis an die Enden der Erde“, noch hat er Frieden und Sicherheit gebracht in diesem politischen Sinn.
Das Krieg Führen hat niemals aufgehört.

Und dennoch sind wir nicht auf dem Holzweg, sondern genau auf dem richtigen: Warum?

Jesus Christus hat eine neue Dimension zum Leuchten gebracht:

Ihm ging es nicht um Frieden und Sicherheit und Macht und Größe für sein Volk Israel oder für ein anderes Volk:

Seine Sendung war: Frieden und Sicherheit für die anderen – genauso wie für uns. Seine Botschaft war: Dem einen Gott sind die einen so wertvoll wie die anderen. Darin besteht die Gerechtigkeit Gottes! Gott ist niemandes Feind!

Wenn wir also Gottes Willen tun wollen, dann werden wir niemanden von unserem Wohlwollen ausschließen, sondern im Gegenteil das Wohl des anderen genauso wichtig nehmen wie das eigene.

Ja, sie haben recht: dieser Weg ist gefährlich. Jesus konnte sich zwar mehrfach dem Zugriff entziehen – am Ende aber haben ihn die Mächtigen liquidiert, weil er sich ihrem Begriff von Frieden und Sicherheit nicht unterworfen hat.

Was hat er erreicht? ‑ Sagen wir besser: Wen hat er erreicht? Uns!!

Wir glauben an die Versöhnung, die von Gott kommt.
Wir hören seinen Ruf, der Gerechtigkeit Gottes nachzueifern.
Wir versuchen seinem Ruf zu folgen.

Selbst wenn Krieg und Gewalt die Welt erschüttern, werde ich daran glauben, dass Gott den Menschen auf jeder Seite nahe ist in ihrem Leid und in ihrem Schmerz.

Aber warum um Gottes Willen, sollte ich mich dann daran beteiligen, anderen Leid zuzufügen? Es muss andere Wege geben! Suchen wir!

15.12.24: 3. Adventsonntag

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Einführung:
Wir wundern uns, warum der christliche Glaube in der Welt soviel Zuspruch hat: das ist kein Wunder.
Es ist ganz natürlich:
Ihre Güte werde allen Menschen bekannt – heißt der Wunsch: Menschen, auf die du dich verlassen kannst, die alles für dich tun, die niemanden im Stich lassen,
die sich umeinander kümmern! – da gehört man gerne dazu. Es bleibt nicht verborgen, dass Jesus der Grund dafür ist.

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder
Fast jeder Kirchgänger kennt das Lied von Dietrich Bonhoeffer – jedenfalls den Kehrvers:
„Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist mit uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag.“

Viele wissen auch, dass er diesen Text in der Todeszelle schrieb.

Wie kann jemand so denken und dichten, während er seiner Ermordung entgegensieht?

Ein wenig missbrauche ich diesen Text von Dietrich Bonhoeffer –
weil ich die Erinnerung daran benütze, um uns eine Brücke zu bauen zum Brief des Paulus an die Gemeinde in Philippi. Sein Aufruf könnte womöglich in heutiger Zeit unpassend empfunden werden:
„Freut euch im Herrn zu jeder Zeit. Nochmals: Freut Euch!“

Kann man sich freuen, während rund um die Erde Maschinengewehr­salven und Bomben Pflanzen, Tiere und Menschen zerreißen?

Ja, Jesus hat die seliggepriesen, die über das Unheil in der Welt trauern!
Und er hat Wehrufe über die gesagt, die jetzt lachen, denn sie werden klagen und weinen?

Und doch habe ich gestern eine Reportage über den „Liebeszug“ in der Ukraine gesehen, der Frauen zu ihren Männern bringt, und die sich richtig freuen, wenn sie ein paar Stunden und Tage gemeinsam verbringen.

Viele Reisende berichten, dass die in Armut lebenden Menschen ihnen einen viel fröhlicheren Eindruck machen als die nördlichen Wohlstands­bürger. Woran mag das liegen?

Ich kenne eine kleine Geschichte, in der ein „weiser Mann“ die Frage so beantwortet: Er lässt den Frager durch eine Glasscheibe schauen und fragt: „Was siehst Du?“ „Die Bäume, die Blumen, dich!“ erhält er zur Antwort.

Dann nimmt er ein Stück Silberpapier, legt es hinter die Glasscheibe und lässt den Frager wieder durchschauen: „Was siehst du jetzt?“ Jetzt sehe ich mich selbst!“ heißt die Antwort.

Der weise Mann erklärt: „Siehst du, ein wenig Silber bewirkt, dass Du nur noch dich selber siehst!“ Wer kann sich freuen, wenn er nur noch sich selber sieht? Die vielen schönen Sachen, die jemand besitzt und sich wünscht, binden die Gedanken und es ist schwer, sich unbeschwert zu freuen.

Vielleicht ist es mit den Sorgen leichter: Jeder vergisst gerne für ein paar Stunden all die Sorgen und die Not und freut sich über jedes und alles, was die Not lindert oder zu ertragen hilft.

Liebe Schwestern und Brüder,
Trauer und Freude gehören zum Leben. Es gibt viele Gründe, sich zu freuen und es gibt viele Gründe zur Trauer.

Das eine wird uns nicht und muss uns nicht am anderen hindern.

Worüber also dürfen wir uns freuen? Sollen wir uns freuen?

„Eure Güte werde allen bekannt! Der Herr ist nahe! Macht euch keine Sorgen! Bringt eure Klagen und Bitten mit eurem Dank vor Gott!“

Paulus ist damit ganz nahe an Johannes dem Täufer und seiner Predigt:
Er ruft die Zöllner und Soldaten auf, ihre Stellung nicht zu missbrauchen und er ruft zum Teilen auf ‑ Gut zum anderen sein eben.

Auch er spricht vom Herrn, der schon nahe ist: Er sammelt die guten Früchte und verbrennt den wertlosen Staub.

Ich deute diesen Satz nicht auf eine ferne oder nahe Zukunft hin, sondern auf die Gegenwart:

Jesus ist der Maßstab und er ist es, der unterscheidet, was wertvoll ist und was wertlos ist: Bankpapiere vergehen – die Menschen, die gut zu anderen sind, bewahren das Leben!

Wenn wir Güte erleben, haben wir Grund, echten Grund zur Freude!
Ich wünsche und hoffe, dass sie jeden Tag Grund zur Freude finden.

Allgemeines Gebet

Lektor/in: Paulus ermutigt uns zur Freude! Johannes ruft zum teilen auf. Wir beten zu Gott, der sein und unser Leben mit uns teilt: Gott, unser Ursprung und Ziel

L/A: Wir beten zu dir

  • Wir beten für die Menschen in Syrien und im ganzen Nahen Osten: dass die Sehnsucht nach Frieden sie zur Versöhnung führt. Gott, unser Ursprung und Ziel
  • Wir beten für alle Menschen in unserem Land: dass wir Freiheit lassen und Respekt vor dem anderen üben und so die Gräben schließen. Gott, unser Ursprung und Ziel
  • Wir beten für die Menschen, die am meisten unter dem Klimawandel leiden: dass ihre Stimme gehört wird und dass sie Solidarität erfahren. Gott, unser Ursprung und Ziel
  • Wir beten für unsere Pfarreiengemeinschaft: dass wir für unsere Nachbarn ein Zeichen der Hoffnung sein können. Gott, unser Ursprung und Ziel
  • Wir beten für die Menschen, die neu in unser Viertel gezogen sind: dass sie freundliche und hilfsbereite Nachbarschaft erleben. Gott, unser Ursprung und Ziel

Lektor/in: Vater wir danken dir für die Gemeinschaft, die uns trägt, für die Hilfe, die uns stützt und für die Erde, die uns ernährt. Sei gelobt und gepriesen in Ewigkeit.