22. März 2015: 5. Fastensonntag

04-01_Alles_ist_fremd

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Schott

Liebe Schwestern und Brüder!
Menschen schließen einen „Bund“ miteinander:
Es gibt den Naturschutzbund, den Fußballbund,
oder ganz persönlich und existentiell: den Ehebund.

In der Lesung kündigt der Prophet Jeremia einen neuen Bund an, den Gott mit Israel schließen will: „Ich lege mein Gesetz in sie hinein“, sagt Jeremia, „und schreibe es in ihr Herz. Ich werde ihr Gott sein und sie werden mein Volk sein. Alle – klein und groß – werden mich erkennen.“

Ich werde ihr Gott sein – und sie werden mein Volk sein!

Trifft das auf uns zu? Können wir, die wir durch die Taufe und durch die Firmung aufgenommen wurden in den Neuen Bund,
trauen wir uns sagen: „Er ist unser Gott und wir sind sein Volk“?

Gott hat durch Christus diesen neuen Bund mit uns geschlossen:
Den Kreuzestod Jesu deuten wir als den Stiftungsakt dieses Bundes.
Gewissermaßen könnte man sagen:
Mit seinem Blut hat Jesus diesen Bund unterzeichnet.

Dieser Bund besteht darin, dass Gott uns Leben schenkt, dass er uns seine Liebe zusagt und dass er uns Anteil gibt an seinem Gott-Sein.
Unser Anteil daran ist nichts mehr: als an Christus zu glauben und an das Heil, das Gott uns geschenkt hat.

In der Kunst, liebe Schwestern und Brüder,
wird das Heil, das von Gott kommt, wird seine Herrlichkeit, an der er uns Anteil gibt, mit der Farbe Gold dargestellt.
Gold ist die Farbe Gottes und der Herrlichkeit Gottes!

Das Bild des chinesischen Künstlers Dao Zi ist ein Bild, in dem Gott, und sein Heil einen breiten Raum einnehmen.

Eine große goldene Fläche, mit einer nicht genau zu definierenden Form
zieht den Blick auf sich, bekommt wie von selbst die erste und größte Aufmerksamkeit.

Und so ist es auch: Als Jünger Jesu sind wir erfüllt von dem Wunsch, den Jesus äußerte: „Vater, verherrliche deinen Namen unter den Menschen!“ Lass die Menschen erkennen, dass Du Gott bist!
Lass sie erkennen, wie groß und wunderbar du bist.
Unbegreiflich und unbeschreiblich – aber voller Herrlichkeit!
Lass die Menschen begreifen, dass Du der größte Reichtum bist!

Seltsam fremd und unverbunden nimmt man dann die drei Streifen unter der großen goldenen Fläche wahr: als ob er darüber schweben würde.

Diese drei Streifen – grau – schwarz und wieder grau – lassen mich an das Leben auf der Erde denken:
Es ist der Fluss des Lebens durch die Zeit. Es ist das Dunkel, das wir Menschen oft erleben und verursachen; selbst die besseren Seiten der Erde bringen es oft nicht über ein grau hinaus: das Leben ist aufgehellt durch Solidarität und Zusammenhalt, durch selbstlose Liebe und durch schöne, freudige Erlebnisse:

Wir zeichnen oft selbst ein düsteres Bild von der Erde: wir sind fixiert auf die schlechten Nachrichten von Gewalt und Umweltzerstörung, von Hungernot und Krankheit.

Dabei übersehen wir fast die Goldkörner in unserer Welt. Wir übersehen, dass Gott und seine Herrlichkeit nicht nur über der Erde schweben, sondern, dass diese Welt Gottes Glanz und Herrlichkeit in sich hat.

Es scheint fast so, als ob Gott sich hineingibt in die Erde, in das Leben der Menschen:

In Jesus Christus ist Gottes Liebe Mensch geworden, ein von uns;
einer, der auf der Erde und von der Erde lebt.

Es ist genau so, wie es Jeremia gesagt hat: Ich lege mein Gesetz in sie hinein und schreibe es in ihr Herz!“

Schwestern und Brüder!
Dieses Hungertuch kann uns zeigen und ahnen lassen:
Der unbegreifliche, große Gott, ist nicht nur Jenseits der Erde, nicht nur über ihr, sondern er hat sich in die Erde gegeben, in unsere Herzen:
7 Goldkörner sind es: sieben heißt: die Fülle, Gott hat sich ganz in diese Welt gegeben, damit wir in dieser Welt sein Heil wirken können.