Einführung: Liebe Schwestern und Brüder!
In der Weihnachtszeit kommen wir oft zusammen und feiern Gottesdienst. Wir feiern Gottes Dienst an uns!
Wir singen ja in dem Lied: Christ ist erschienen, um uns zu dienen.
So wie Jesus es gesagt hat: Ich bin unter euch wie der, der bedient und hat seinen Jüngern die Füße gewaschen.
Als danken wir Gott für seinen Dienst, für seine größte Gabe, das Leben:
Herr, Ursprung des Lebens.
Quelle der Freude.
Ziel unsrer Hoffnung.
Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
„Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort“. Dieser erste Satz des Johannesevangeliums geht mir leicht ins Gehör. Wie könnte ich ihn nicht auswendig rezitieren können.
Dennoch frage ich mich und sie: „Was können wir über Gott und das Wort sagen und wissen?“
Reden wir über Gott! dann reden wir über den, der uns unzugänglich ist, den auch die vier sogenannten Gottesbeweise des Thomas von Aquin und der des Anselm von Canterbury nur dem beweisen können, der schon an ihn glaubt.
Was können wir über Gott und das Wort sagen und wissen?
Aus menschlicher Perspektive im Grunde nichts. Kein Mensch hat ihn je gesehen, kein Ohr gehört. Trotzdem gehört der Glaube an Gott oder Götter zum Menschen wie die Fähigkeit zu Sprechen oder Bilder zu malen.
Wenn wir über Gott sprechen, sprechen wir also zugleich über uns Menschen. Wir sprechen über das Höchste, das wir Menschen und vorstellen können.
Wir Menschen finden in dieser Erde alles, was wir zum Leben brauchen. Wir empfinden Berge, Gewässer, Pflanzen, Tiere als schön oder auch als ekelig. Nahrung und Wasser, Wärme und Höhlen geben uns Schutz und erhalten uns am Leben. Es gibt so viel davon, dass man sogar dick davon werden kann.
Zugleich lauert überall der Tod: die Kälte, die wilden Tiere, Hitze, Stürme und Fluten, Trockenheit, Krankheiten – wir müssen uns in Acht nehmen.
Was uns nützt, nennen wir gut, was uns schadet, nennen wir böse. Auch in uns ist das Gute und das Böse: wir können anderen viel Gutes tun und wir können ihnen Böses tun.
Wir Menschen haben ein leistungsfähiges Gehirn: Wir beobachten Dinge, wir probieren sie aus, wir untersuchen sie, wir überlegen wie das funktioniert und was es bedeutet und mit diesen Erkenntnissen überleben wir nicht nur, sondern wir gestalten die Welt und bauen sie um.
Wir verbessern unser Leben. Wir wollen nicht frieren und nicht hungern, wir suchen Bequemlichkeit, sogar Luxus und neue Lebensräume ‑ sogar im Weltall.
In all dem wirkt eine Urkraft, die im ganzen Universum wirkt und wir haben Anteil an dieser Kraft, die wir in uns spüren, die wir nützen, die uns antreibt, auf die wir hören.
Diese Kraft, diese Energie, die Neues schafft, die Leben zeugt, drückt sich in dieser Schöpfung aus, sie lebt in dieser Schöpfung, sie ist diese Schöpfung – doch sie ist mehr als diese Schöpfung, weil diese Schöpfung der Ausdruck ihres Seins ist und nicht sie selbst.
Da wir uns nun so weit vorgewagt haben im Nachdenken über uns und das Universum und die Kraft, durch die dieses Universum entsteht und sich entwickelt, wage ich noch einen Schritt:
Wir Menschen erfahren nicht nur unsere Kraft, Neues zu erschaffen.
Wir erleben in uns noch andere Kräfte, die in uns wirken, die unsere Handlungen bestimmen und unsere Beziehungen prägen:
Wir vertrauen und fürchten, wir lieben und hassen, wir hoffen und bangen.
Doch das, was wir selbst geschaffen haben, lieben wir, denn wir haben es uns vorgestellt und gewünscht und es vollbracht.
Wir rächen und wir vergeben, wir befeinden und wir versöhnen,
wir bestrafen und belohnen, wir verachten und haben Erbarmen.
Doch besser wird unser Leben im Vergeben und Versöhnen, im Belohnen und Erbarmen.
Ich kann nicht anders von Gott, dieser ursprünglichen Kraft reden, als dass sie gut ist: aus Liebe drückt sie sich in dieser Schöpfung aus und deshalb kann ich dieser Kraft vertrauen und hoffen, dass sie nicht in Selbstzerstörung endet, sondern immer lebt und Leben wirkt und Erbarmen hat. Und ich hoffe darauf, Gott zu erkennen und wie in ihm Tod und Leben, Gutes und Böses versöhnt sind.
„Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort. Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt.“
Und es wohnt unter uns – heute und immer. Amen.