4. September 2016: 23. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Schott

Liebe Schwestern und Brüder,
Das Buch der Weisheit wurde im letzten Jahrhundert vor der Geburt Christi verfasst – es ist also eine der jüngsten Schriften der Bibel der Juden. Vielleicht ist es ein Werk, um jüdischen Jugendlichen jüdisches Denken in einer heidnischen Umwelt zu lehren.

Die Weisheit wird auf das höchste gepriesen – sie geht von Gott aus und ist bei Gott und bleibt immer bei Gott.

Welchen Nutzen hat die Weisheit für den Menschen?
Durch sie erkennt der Mensch Gottes Plan und er begreift Gottes Willen.

Von sich aus ist der Mensch dazu nicht in der Lage – der Mensch hat ja Mühe, zu verstehen, was auf der Welt vorgeht – und oft genug irrt er sich, er macht Fehler und trifft falsche Entscheidungen.

Die Seele des Menschen – ohne das göttliche Geschenk der Weisheit – ist sie erdenschwer: der Mensch muss sich dauernd um seine Existenz sorgen.

Doch die Weisheit, die göttliche, lässt uns Menschen Gottes Plan erkennen und tun: Wer im Buch der Weisheit weiterliest, erfährt zahlreiche Beispiele, vom Plan Gottes, die alle deutlich machen:
Die Weisheit Gottes überlässt den Menschen nicht dem Tod und Untergang, den er sich selbst dauernd zufügt. Die Weisheit Gottes rettet den Menschen und das Volk Israel.
Der Plan Gottes ist, dass der Mensch lebt und nicht, dass er untergeht.

Wir haben den Satz gehört: So wurden die Pfade der Erdenbewohner gerade gemacht – durch die Weisheit sind sie gerettet.

Liebe Schwestern, liebe Brüder,
jetzt ist er nur noch ein kleiner Schritt, dass wir erkennen, was unsere Aufgabe ist: Wir sollen einstimmen in den Plan Gottes, der die Menschen retten will. Und wir sollen um die Weisheit Gottes beten, um seinen Heiligen Geist, damit wir erkennen, wie wir dem Plan Gottes, das Leben der Schöpfung und des Menschen dienen können.

Christus, so haben wir erkannt, war erfüllt vom Geist Gottes, in ihm ist die göttliche Weisheit Mensch geworden.
Christus ist gekommen, daran glauben wir, um uns zu befreien von Angst und Sünde; er hat uns mit seinem Vater versöhnt.

Mit diesem Vertrauen in Christus will ich noch die Sätze des Lukasevan­geliums betrachten: Sie klingen vielleicht verstörend: Wer zu mir kommt, sagt Jesus, muss Vater Mutter, Frau und Kinder gering achten – wörtlich: hassen. Sonst kann er nicht mein Jünger sein.

Hat Jesus nicht gesagt, wir sollen nicht nur Vater und Mutter, sondern auch unsere Feinde lieben?
Ebenso verstörend sie die beiden Gleichnisse vom Turmbau und vom Krieg gegen ein stärkeres Heer.
Das alles gipfelt in dem Satz: Keiner kann mein Jünger sein, wenn er nicht auf seinen ganzen Besitz verzichtet.

Das Evangelium fordert nicht dazu auf, den Angehörigen Schaden zuzufügen, sie zu verachten und sich von ihnen abzuwenden.

Jesus ist auch nicht dafür bekannt, dass er sich am Eigentum seiner Anhänger bereichert hätte.

Was aber das Evangelium sagt und meint:

Überlege dir, was es bedeutet Jünger Jesu zu sein.
Zu Christus gehören heißt für das Reich Gottes leben.

Man kann nicht Reichtümer für sich anhäufen, wenn es darum geht, dem Leben in der Schöpfung zu dienen.
Wer an Christus glaubt, dem geht es um Gottes Reich, um Gottes Gerechtigkeit: um den Mitmenschen, um den Armen, der genauso viel wert ist wie der Reiche, um Kinder und Waisen, die genauso Geborgenheit erfahren sollen wie Erwachsene und abgesicherte Menschen.

Wer sich Christus anschließen möchte, muss sich vorher überlegen, dass diese Entscheidung sein ganzes Leben unter ein neues Vorzeichen stellt.

Es gibt nichts größeres, als dem Plan Gottes, dem Leben der Schöpfung und der Menschen zu dienen. Das muss man sich immer wieder klar machen.

19. Mai 2013: Pfingsten

Pfingsten (Zacharias)Liebe Schwestern und Brüder!
Die Verwirrung der Sprachen und das gemeinsame Verstehen der Menschen aller Sprachen – es ist ein eindrucksvoller Kontrast und Zusammenhang, den die Apostelgeschichte mit der Pfingsterzählung herstellt.

Der Theologe im Buch Genesis erklärt die Verschiedenheit der Sprachen
und die Zerstreuung der Menschheit über die ganze Erde mit dem Eingreifen Gottes: Gott verhindert, dass die Menschen zu mächtig werden.

Vergessen wir nicht den Plan, den die Menschen hatten:
Einen Turm wollten sie bauen, dessen Spitze zum Himmel reicht.
Die Menschen in dieser Urgeschichte der Bibel machen sozusagen Gott Konkurrenz.
Sie bauen sich ein Denkmal, einen Turm. Der soll ihren Zusammenhalt garantieren. Der Mensch will sich selbst erschaffen und selbst seine Existenz sichern und bewahren.

Doch genau das wird ihm zum Verhängnis. Der Mensch muss lernen, dass er sich nicht selbst zu Gott machen kann. Wenn der Mensch leugnet, dass er sich, dass er sein Leben Gott verdankt, dann wird er zurückgeworfen auf seine Beschränktheit: Er gewinnt nicht Einheit und Macht, sondern erfährt seine Zerstreuung, Spaltung und Schwäche

Insgesamt ist dies eine eher pessimistische Sicht auf den Menschen und auf seine Beziehung zu Gott: Es herrschen Neid und Eifersucht, Aufbegehren und Demonstration von Macht und Stärke.

Die umgekehrte Bewegung schildert die Apostelgeschichte:
Menschen aus allen Sprachen weilen in Jerusalem, um Gott anzubeten.
Sie finden im Tempel zusammen. Gottes Geist spricht aus den Menschen und alle verstehen diese Sprache des Geistes Gottes.

Alle verstehen, die Botschaft Jesu und die Botschaft seiner Auferstehung.

Die Beziehung zwischen Gott und Mensch wird völlig neu gestaltet und definiert: Die Jünger Jesu sind von Jesus zusammengerufen und erwarten nach seinem Wort den Beistand und die Kraft aus der Höhe.
Gott schenkt eine völlig neue Qualität: mit dem Heiligen Geist gibt er dem Menschen Anteil an seiner Größe und Macht.

Nun ist die Beziehung zwischen Gott und Mensch geprägt von Vertrauen und Hoffnung, von Gemeinschaft und Dankbarkeit.

Schwestern und Brüder,
Gottes Plan mit dem Menschen ist die Einheit, ist Verständigung und Frieden.
Der Mensch nun ist offen für Gottes Gaben. Er dankt Gott und sieht seine Ehre darin, nach Gottes Willen in Frieden und Gerechtigkeit zu leben.

Schwestern und Brüder!
was die Apostelgeschichte in dieser eindrücklichen Geschichte zeichnet, ist weithin geschichtliche Wahrheit geworden.

Menschen aus fast allen Sprachen und Völkern finden im Glauben an Christus zusammen.
Die Botschaft Jesu verstehen die Menschen – überall auf der Erde und zu jeder Zeit:

Die Botschaft Jesu ist Frieden, ist Leben und ist Freude.

Seine Botschaft ist, dass Gott dem Menschen nahe ist und dass der Mensch Anteil hat an Gott;
dass Gott im Menschen lebt – umso mehr er das Leben als Gottes Gabe liebt, das des anderen wie das eigene.