Hier geht es zu den Texten der Liturgie: 
Liebe Schwestern und Brüder,
Bei der Polizei gibt es europaweite Datensammlung von Fingerabdrücken – sie ermöglicht es, amtsbekannte Menschen zu identifizieren.
Die Hautlinien unseres Daumens sind absolut individuell und einmalig.
Sie gehören zu uns.
Im Tagesgebet am Anfang haben wir gebetet:
Gott, du hast uns in deine Hand geschrieben.
Diese Vorstellung hat ihre Wurzeln beim Propheten Jesaja:
Das Volk klagt: Gott hat uns vergessen. Die Antwort Gottes ist:
Niemals könnte ich dich vergessen Israel. Ich habe dich eingeschrieben in meine Hände.
Schwestern und Brüder, wir gehören zu Gott, zu Gottes Identität, wir sind ein Teil von ihm. Und deshalb können wir Gott so vertrauen:
Immer wird er an uns denken.
Viele tun sich schwer, das zu glauben und anzunehmen:
Wenn es uns gut geht, sagen wir:
Jeder ist seines Glückes Schmid. „Ich habe es mir verdient“, meinen wir, „durch meinen Fleiß, mein Können,
durch meine Ausdauer und mein Geschick.“
Wenn es uns schlecht geht denken wir:
Wie kann das Gott zulassen. Er muss doch für mich sorgen.
Wenn er mich wirklich liebt, darf er nicht zulassen,
dass es mir schlecht geht.
In der Lesung hörten wir die Geschichte von der Witwe: Sie hat nicht mehr. Die von Elija angekündigte Trockenheit hat ihr alles genommen.
Aber sie lässt sich überreden, dass sie zuerst Elija Wasser und Brot bringt, statt für sich und ihren Sohn etwas zu bereiten.
Das Versprechen ist: Der Mehltopf wird nicht leer und der Ölkrug nicht trocken. Gott wird dich am Leben erhalten.
Sie glaubt dem Wort und gibt Elija Wasser und Brot.
Das zweite Beispiel im Evangelium ist die Witwe, die ihre letzte Münze in den Opferkasten wirft: Das letzte, soll zur Ehre Gottes dienen.
Sie vertraut sich damit rückhaltlos Gott an.
Er hat mich in seine Hand geschrieben. Er vergisst mich nicht.
Deshalb hat Jesus sie uns als Vorbild vor Augen geführt.
Wir können uns Gott anvertrauen – rückhaltlos.
Er vergisst uns nicht! Wir sind in seine Hand geschrieben.
Schwestern und Brüder,
wie können wir so ein Vertrauen zu Gott gewinnen?
Indem wir es üben, so wie wir die Liebe üben.
Wann ist dieses Vertrauen zu Gott gefordert?
In jeder kleinen Entscheidung:
Helfen oder nicht helfen?
Dem anderen den Vortritt lassen – oder selbst die Gelegenheit beim Schopf fassen?
Ein Tischgebet sprechen – oder einfach nur guten Appetit wünschen?
Es gibt jeden Tag die Möglichkeit für kleine Vertrauensübungen gegenüber Gott – sie lassen uns im Vertrauen zu Gott wachsen.
So lernen wir in vielen kleinen Übungen, uns selbst und unser Leben Gott anzuvertrauen – bis hin zu diesem letzten großen Sprung ins Unbekannte, wenn wir aus diesem Leben in das andere hinübergehen werden.

