11.05.25: 4. Ostersonntag

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Einführung: Liebe Schwestern und Brüder,
Leo XIV hatte nicht viel Zeit, um sich zu überlegen, was er auf der Loggia des Petersdomes sagen möchte. Er hat die Menschen mit dem österlichen Gruß Jesu gegrüßt:
„Der Friede sei mit euch allen!“
Anders als Franziskus hat er sich nicht auf Du und Du mit den Glaubenden verständigt, sondern versucht, schnell seine Gedanken zu sammeln und anzudeuten, was ihm wichtig ist

Anschließend an Franziskus sagte er:
Gott liebt uns, Gott liebt euch alle und das Böse wird nicht siegen! Wir sind in den Händen Gottes. Lasst uns daher ohne Angst … weitergehen!
Christus geht uns voran. Die Welt braucht sein Licht. Die Menschheit braucht ihn als Brücke, um von Gott und seiner Liebe erreicht zu werden. Helft einander, Brücken zu bauen, durch den Dialog, durch die Begegnung, damit wir alle vereint ein einziges Volk sind, das dauerhaft in Frieden lebt.

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
Kürzlich bei der Wahl haben wir unsere Stimme abgegeben. Wir geben unsere Stimme den Kandidatinnen oder Kandidaten, denen wir am meisten vertrauen; denen wir am meisten zutrauen, dass sie Entscheidungen treffen, die in unserem Sinne sind.

Das hat sehr viel damit zu tun, dass wir diese Leute kennen und dass sie so reden, dass wir uns darin selbst wiedererkennen: unsere Wertvorstellungen und unsere Hoffnungen.

Dieser kleine Ausflug in unsere heutige Erfahrungswelt kann uns helfen, dass wir einen Zugang zu den Worten des Evangeliums finden:

„Meine Schafe hören auf meine Stimme. Ich kenne sie und sie folgen mir.“

Wenn Jesus redet, hören wir die Stimme seines Vaters und unseres Vaters. Wir spüren und merken und erkennen, dass diese Stimme uns zum Leben führt. Und deshalb folgen wir dieser Stimme!

Darauf folgt die hauptsächliche Botschaft des Johannesevangeliums:
Jesus sagt: „Ich und der Vater – sind eins.“ Wenn ich es in Umgangssprache übersetze: Ich und der Vater – das ist das selbe.“

Ich finde, wir sollten und brauchen nicht darüber spekulieren, wie die Einheit zwischen Vater und Sohn zustande kommt.

Jesus sagt von sich und seinem Vater:
Ich gebe euch ewiges Leben. Und niemand kann euch meiner Hand entreißen.

Und genauso gilt:
Der Vater gab Jesus die vielen, die auf ihn hören und niemand kann sie der Hand seines Vaters entreißen.

Ich wende das auf uns an und auf den neu gewählten Bischof von Rom ‑
Leo XIV.: Wie jeder, der das Evangelium verkündet, soll er so reden,
dass wir, die Kinder Gottes, die Stimme Jesu wiedererkennen.

Die Stimme Jesu, der ewiges Leben gibt, so dass wir niemals zugrunde gehen – eben die Stimme des Vaters, der größer ist als alle und alles, weil er alles umfasst und in allem ist.

Jeder, der sich nach Leben sehnt,
jeder, der sich nach Frieden sehnt,
jeder, der sich nach Barmherzigkeit sehnt,
soll merken, dass er findet, was er sucht.

Die Stimme Jesu, des guten Hirten sagt nicht:
Wenn du brav bist, gebe ich dir ewiges Leben;
Sie droht nicht: Wenn du nicht folgst, stoße ich dich aus meiner Herde aus.;

Die Stimme Jesu sagt: Folge mir. Ich schenke dir ewiges Leben.

Ich hoffe, dass Leo XIV diese Stimme zum Klingen bringt,
dass er die Menschen sammelt, dass er zum Leben ruft.

Und ich hoffe, dass wir ein gutes Gehör haben und erkennen, wenn die Stimme Jesu und die Stimme des Vaters zu hören sind.

Einer anderen Stimme folgen wir nicht.
Denn die anderen Stimmen schenken nicht ewiges Leben,
sondern: sie wollen unser Leben für sich:
Sie verlangen Opfer und Tribut.

Die Stimme Jesu aber ruft uns: wascht einander die Füße, liebt einander, wie ich euch geliebt habe, teilt miteinander; So kann das Leben gedeihen.

Allgemeines Gebet

Lektor/in: Gott himmlischer Vater, Jesus ist unser einziger und wahrer Hirte. Auf ihn hören wir. Er macht uns Mut, zu Dir, unserem Vater zu beten:

Himmlischer Vater     L/A: Schenke Geist und Leben

  • Wir beten für die ganze Kurie im Vatikan: dass sie sich vor allem darum sorgt, dass die Botschaft des Lebens die Menschen stärkt und heilt und aufrichtet.
  • Himmlischer Vater            A: Schenke Geist und Leben
  • Wir beten für die Kirchen in unserem Land: dass unsere Gemeinden Orte des Aufatmens sind, an denen unsere Liebe immer neue Kraft schöpft.
  • Himmlischer Vater            A: Schenke Geist und Leben
  • Wir beten für die Menschen aller Länder: dass sie die Kriege beenden, den Frieden suchen und bewahren.
  • Himmlischer Vater            A: Schenke Geist und Leben
  • Wir beten für die Kommunionkinder: dass sie auf dem Weg des Glaubens weiter unterstützt werden und zu einem persönlichen und kraftvollen Glauben finden
  • Himmlischer Vater            A: Schenke Geist und Leben

Lektor/in: Gott, Du liebst uns wie ein Vater und wie eine Mutter. Wir vertrauen dir und hören auf deine Stimme. Wir loben dich und danken dir in Ewigkeit. Amen.

26.11.23: Christkönigssonntag

Hier geht es zu den Texten der Liturgie

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder
Ist ihnen aufgefallen, wie in der ersten Lesung Ezechiel zum Volk redet – das, was er als Spruch Gottes bei seiner Mediation in seiner Seele erkannt hat? Erkannt! Nicht erfunden, nicht ausgedacht, sondern erkannt.

Er vergleicht Gott mit einem Hirten:
Er weidet und lässt ruhen, er sucht die verlorenen, verbindet die verletzten, stärkt die Schwachen und behütet die Starken. So macht es ein Hirt.

Wie hütet, weidet, stärkt, verbindet stärkt und behütet Gott? Können wir das sehen, beobachten, erfahren?
Wie und Wo und Wann und Wen?

Angesichts der grausamen Not, die auf verschiedenste Weise hunderte Millionen Menschen quält, muss ich mich – muss ich Gott das fragen.

Die Frage stellen ist leicht -eine Antwort finden, ist weniger leicht.

Aber die Antwort ist wichtig, damit ich an Gott glauben kann,
damit ich mich von Gott behütet fühlen kann.
Wenn ich nicht wenigstens den Hauch einer Ahnung habe,
wie Gott sich um die Menschen kümmert, dann schmilzt der Glaube dahin wie das Eis unserer Alpengletscher in der warmen Luft.

Wie also kümmert sich Gott?

Schön wäre es, wenn nicht mehr oder weniger gute Regierungen die Geschicke der Nationen lenken würden, sondern Gott:
Dann würden die Kranken versorgt, die Nahrungsmittel gerecht verteilt werden. Die Waffen würden zu Pflugscharen umschmiedet und und niemand würde ungerecht im gefangen sein.
Wenn Gott König wäre und mit Hilfe seiner guten Engel alles auf der Erde zum Besten lenken würde. Es wäre das Paradies auf Erden.

Aber so ist es nicht und so kann es nicht sein! Uns ist diese Erde anvertraut – wie ein Garten, dass wir sie bebauen und behüten.

Aber! Wir wissen, wie es gut wäre!
Dieses Wissen und Sehnen nach Gerechtigkeit und Gesundheit wirkt Gottes Geist in uns! Selbst die Kriegsherren sprechen ja davon, dass sie den Krieg beenden und nach dem Krieg den Frieden wollen.

Es ist unsere Sache und Aufgabe, dass wir Hungrigen zu essen geben und dafür zu sorgen, dass die Menschen nicht Durst leiden. Es ist unsere Aufgabe, Kranke zu heilen und Gefangenen zu befreien.

Wenn wir dies tun, dann wirkt Gottes Geist in uns und seine Kraft.
Die Menschen, die erfahren, dass sie nicht allein sind, dass ihre Not gewendet wird, dürfen deswegen zurecht sagen:
Gott hat mir geholfen.

Die Menschen können mit Fug und Recht sagen:
Ich war hungrig und Gott hat mir zu essen gegeben.
Ich war durstig und Gott hat mir zu trinken gegeben.
Ich war fremd und obdachlos und Gott hat mich aufgenommen.
Ich war krank und Gott hat mich geheilt.

Dies ist kein Gegensatz zu dem, was Jesus gesagt hat:
Der Menschensohn wird sagen:
Ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben.

Es ist kein Gegensatz, sondern es durchdringt sich gegenseitig:

Liebe Schwestern und Brüder, verzeihen Sie bitte, dass ich auf die Frage
Wie und wo und wann und wem Gott als Hirte begegnet keine Antwort geben kann, die alle Zweifel beseitigt und eindeutig und klar ist.

Vielleicht aber, vielleicht – und das wäre ja schon viel –
ist es der Hauch einer Ahnung, wie Gott als guter Hirt für die Menschen sorgt.

12.05.2019: 4. Ostersonntag LJ C

Liebe Schwestern und Brüder,
ich habe eine Bitte: Stellen sie sich bitte einen Schafhirten vor mit seiner Herde – auf einer Wiese mit saftigem Gras – vielleicht auf einem Hügel oder in einem Flusstal.

Ein Hirt und seine Schafe: dieses Bild spricht uns an. Hirt und Schafe sind aufeinander bezogen. Es ist ein friedliches Bild. Ein Bild voll Vertrauen und Frieden. Keine Aggression. Schafe und Hirt kennen einander und kennen die Stimme. Der Hirt hört sofort, wenn Schafe in Unruhe kommen. Die Schafe hören, wenn der Hirt ruft und verstehen, was er will.

So sieht Jesus sich mit seinen Jüngern verbunden, mit denen, die auf ihn hören.

Doch, liebe Schwestern und Brüder, das Johannesevangelium beschreibt gar keine Idylle. Vielmehr sind diese Sätze teil eines Streits zwischen Jesus und seinen Gegnern: Sie umringen ihn und fragen: „Sag es uns: Bist du der Messias, der Christus?“

Die Antwort Jesu ist: „Ihr glaubt mir nicht, weil ihr nicht zu mir gehört.“
Denn wer zu mir gehört, der hört auf mich und ich gebe ihm ewiges Leben.
Denn ich und der Vater sind eins.“

Schwestern und Brüder,
wer Jesus hört, hört den Vater, Jesus redet nicht aus eigenem, sondern er sagt, was er von seinem Vater gehört hat. Wer den Vater sucht, wer den Vater kennt, der erkennt auch, dass Jesus und seine Worte vom Vater sind.

Es entsteht eine ungeheure Spannung zwischen Jesus und seinen Gegnern. Sie verstehen Jesus genau: Wenn ihr nicht auf mich hört, dann habt ihr auch nicht mit meinem Vater zu tun, mit Gott.
Da heben sie Steine auf, um sie auf Jesus zu werfen – so wütend macht Jesu Rede sie.

Das beschauliche Bild vom guten Hirten Jesus ist äußerst dramatisch:

Jesus steht inmitten seiner Jünger, die in ihm den Messias erkennen und er ist umringt von seinen Gegnern, die voller Wut sind und ihn steinigen wollen, weil er sagt: In meinen Worten spricht der Vater zu euch.

Mitten in diesem Drama stehen auch wir.
Wir gehören zu den Jüngern Jesu und erleben, wie er angefeindet wird.
Wir hören ihn und sein Versprechen, dass er uns ewiges Leben schenkt, dass er uns zu seinem Vater führt.
Aus ihm spricht Gottes Geist – das spüren und merken wir, in jedem seiner Worte.

Doch dass er so angegriffen wird, verunsichert uns auch.
Wieso hören die anderen nicht auf Jesus? Warum feinden sie ihn an?
Wie wird Jesus sich verhalten? Werden sie ihn in ihre Gewalt bringen können? Wie wird der Streit ausgehen?

In dieser Auseinandersetzung stehen wir Christen auch heute:

An die Ostererzählungen kann man nicht glauben.
So wie Jesus es sagt, kann man sich nicht verhalten.
In dieser Welt zählt nicht die Liebe, sondern dass man sich durchsetzen muss.
Gott ist nicht die Liebe. Die Kirche will die Menschen nur unterdrücken.

Von vielen Seiten und Menschen wird Jesus in Frage gestellt und angefeindet. Von denen, die uns im Glauben stärken sollen und wollen, haben sich viele selbst gegen den Glauben verhalten und selbstsüchtig gehandelt und anderen sogar schweren Schaden zugefügt.

Wir sind herausgefordert, ob wir auf Jesus hören wollen,
ob wir weiter auf ihn vertrauen wollen,
oder ob wir überwechseln zu denen, die auf andere Götter hören:
Reicher werden, mehr genießen, weniger arbeiten, weniger leiden, mehr Vergnügen, größere Gewinne,

Ich aber bezeuge – auch wenn ich unvollkommen bin und ein lausiger Jünger Jesu: Wer Jesus hört, hört die Stimme des himmlischen Vaters – voll Zuneigung und Wärme für seine Schöpfung, es ist die Stimme, die uns hilft, dass wir immer mehr werden, was wir sind: Gottes Ebenbild.

Wer auf ihn hört, findet zum Leben.

26. April 2014: 4 Ostersonntag

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Schott

Liebe Schwestern und Brüder!
der Vergleich mit dem „Hirten“ klingt nach Überlegenheit. Zwischen dem Hirten und den behüteten Schafen liegt ein deutliches Gefälle:
Der Hirt kennt den Weg; er weiß wo Wasser ist und gute Futterstellen;
er gibt das Kommando zum Aufbruch und zum Rasten;
er heilt die verletzten Schafe und findet die verirrten.

Die Überlegenheit macht den Vergleich Jesu mit einem Hirten gefährlich:
als wollte Jesus sagen: Ihr seid die Schafe!

Das Evangelium will aber gar nicht die Überlegenheit des Hirten herausstellen. Das Evangelium will gar nicht betonen: Jesus weiß alles, auf ihn müsst ihr hören.

Bedenken wir: Die Propheten und die Psalmen bezeichnen Gott als den Hirten Israels: Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen!
heißt es im Psalm 23 – beispielsweise.

Es geht um den Anspruch Jesu, dass ER der Hirte Israels ist – im Auftrag seines himmlischen Vaters – und nicht andere, die auch und fälschlicherweise beanspruchen, Hirten zu sein.

Diese anderen sind aber – so polemisiert das Evangelium – keine Hirten, sondern nur wie bezahlte Knechte, die weglaufen, wenn Gefahr droht.

Sie suchen nur ihren Verdienst, ihren Gewinn an den Schafen – während ihnen an den Schafen selbst nichts liegt.

Jesus aber ist der gute Hirt: ihm geht es um die Schafe. Mit seiner ganzen Person steht er für sie ein.

Das, liebe Schwestern und Brüder, ist der springende Punkt:
Jesus gibt sein Leben hin für die Schafe, weil er die Schafe kennt, das heißt, weil er sie liebt. Und wenn Jesus sein Leben gibt, dann wird er es ebenso wieder gewinnen und nehmen – denn der Tod hat keine Macht über ihn.

Schon immer werden in der Kirche die Bischöfe und Priester als die Hirten bezeichnet – im Gegenüber zu der Gemeinde. Man spricht vom Hirtenamt. Der Bischof hat einen Hirtenstab als Zeichen seines Amtes und Dienstes.

Wenn der Vergleich wegen der Überlegenheit schon auf Jesus bezogen in die Irre leiten kann – dann erst recht wenn die Amtsträger der Kirche sich als Hirten bezeichnen.

Es mag eine große Anerkennung sein, wenn das Volk Gottes von einem sagt: Du bist ein echter und guter Hirt! Doch sollten wir Pfarrer sehr zurückhaltend sein, uns selbst als Hirten zu bezeichnen.

Es wäre schon gut, wenn wir als erste der Stimme Jesu folgen;

es wäre schon gut, wenn wir nicht müde werden, das Wort des Lebens, die frohe Botschaft unentwegt zu verkünden und das Volk Gottes im Glauben zu stärken;

es wäre schon gut, wenn wir die Sakramente von Taufe bis Krankensalbung so mit den Christen feiern, dass wir nicht nur Riten vollziehen, sondern so, dass die Menschen im Herzen angesprochen sind und sie Stärkung und Trost erfahren – eine echte Begegnung mit Gott.

Liebe Schwestern und Brüder, die Bischöfe und wir Priester sollen und dürfen dem Volk Gottes dienen und für uns ist es angemessen zu sagen:
wir tun, was unsere Aufgabe ist und sind nicht mehr als Diener des Reiches Gottes – zusammen mit denen, in deren Dienst wir stehen.

Und gerade aus dieser Sicht, möchte ich sie, Schwestern und Brüder, ein wenig wachrütteln: es ist wichtig, dass Frauen und Männer sich entschließen, den Dienst der Verkündigung zu übernehmen!
Wir müssen dankbar sein für jede und jeden, der sein Leben in den Dienst des Reiches Gottes stellt.
Und wir sollten Gott darum bitten, dass junge Menschen diese Berufung in sich wahrnehmen und sich entscheiden: ich werde Religionslehrer, ich werde Pastoralreferentin, ich werde Priester, ich will in einer klösterlichen Gemeinschaft dem Reich Gottes dienen.

Liebe Schwestern und Brüder, im Kern geht es darum, ob wir uns darüber herzlich freuen, wenn ein Mensch Jesus als Erlöser und Heiland, als seinen guten Hirten erkennt und ganz bewusst aus diesem Glauben lebt – ob in einem weltlichem oder in einem kirchlichen Beruf.