06.04.23: Feier vom letzten Abendmahl

Liebe Schwestern und Brüder,
in Syrien und in der Türkei wankte buchstäblich der Boden unter den Füßen – Häuser stürzten ein. 10.000ende Menschen starben.
Innerhalb weniger Minuten geriet das Leben von Millionen von Menschen aus dem Gleichgewicht.

Was da buchstäblich geschah, passiert jeden Tag ungezählten Menschen:
eine Krankheit verändert das ganze Leben, ein Unfall stellt alles auf den Kopf, ein Partner trennt sich vom anderen, die Arbeitsstelle geht verloren, der Arbeitsplatz wird gekündigt, …

Ganz Europa – ja fast die halbe Welt – ist unsicher geworden durch den Krieg, den Putins Russland vom Zaun gebrochen hat. Der Weltfriede wankt. Unser Verhältnis zu China ist fragwürdig und unsicher. Die Demokratie ist in vielen Ländern brüchig geworden.

Die Erwärmung der Atmosphäre verändert die Lebensmöglichkeiten in vielen Ländern der Erde: Ernten, Tierhaltung, Trockenheiten und Überschwemmungen, Erdrutsche und, und, und.

Vermessen wäre es, zu sagen: „Keine Angst! Das wird sich alles wieder lösen. So schlimm wird es schon nicht“. Es kann tatsächlich sehr schlimm werden. Schlimmer, als wir es uns vorstellen möchten.

Dem, der wahrnimmt, wie unsicher der Grund ist, auf dem wir leben, stel­len sich diese und ähnliche Fragen: „Was zählt für mich? Was will ich? Wofür strenge ich mich an? Worüber kann ich mich freuen? Was gibt mir Kraft?“

Komprimiert: „Was hilft mir leben?“ und: „Wie geht das Leben weiter?“

Eigentlich sind uns die Antworten auf diese Fragen ins Herz geschrieben.
Uns: also jedem Mitglied der Menschheitsfamilie. Wer in sich hineinhört und erkennt, dass er ein Teil dieser Menschheitsfamilie ist, kann die Antwort in sich finden. Als Glaubender Mensch sage ich: Gott schreibt uns Menschen die Antwort ins Herz – Wir brauchen nur auf ihn hören.

Jesus von Nazareth, den wir unseren Erlöser und Herrn nennen,
hat in seinem Leben und Lehren die Antworten gegeben, die jeder in seinem Herzen finden kann:

Er hat geheilt – nicht nur in einem begrenzten Sinn als Wunderheiler.
Er hat den Menschen gezeigt, dass sie für ihn wertvoll und wichtig sind und liebenswert. Dieser Aufgabe hat er sich hingegeben, mit Haut und Haar und ganzer Kraft.

Gestritten hat er auch: mit Menschen die an der bestehenden Ordnung interessiert waren, weil sie in dieser Ordnung oben waren und also bessergestellt. Über manche Menschen urteilten sie, dass sie wertlos sind und nicht liebenswert, sondern zu verachten, wenn sie die Regeln nicht annehmen. Jesus wollte und konnte nicht hinnehmen, dass Menschen sich zwischen Gott und andere stellen.

In der Fußwaschungserzählung verdichtet das Johannesevangelium dieses heilende Leben Jesu: Ich habe euch ein Beispiel gegeben. Ihr sollt es ebenso machen.

Das ist die eine Antwort: Wie sehr auch die Erde wankt: die Sendung bleibt gleich: Heilt Menschen; zeigt ihnen dass sie für euch und für Gott liebenswert sind.

Die zweite Antwort schließt diesen Aspekt mit ein:
Jesus sagt beim Mahl: Das ist mein Leib, mein Blut – für euch gebe ich es hin, damit ihr glaubt, damit ihr glaubt: mir und an mich.
UND: Er teilte das Brot an seine Jünger aus:
Das hilft uns zu leben: Dass wir miteinander teilen. Das Brot und noch mehr: unsere Hoffnung, unser Vertrauen, unsere Schwachheit, unser Versagen, unser Bedauern und unsere Begeisterung.

Jesus sagt: Tut dies zu meinem Gedächtnis. So werdet ihr immer wieder stark. So helft ihr euch gegenseitig, auf die Stimme in euch zu hören, auf die Antwort, die Gott jedem ins Herz geschrieben habt und die ich euch vorgelebt und gelehrt habe.

Heilen und Teilen: die Hoffnungen und Ängste, die Leiden und Freuden. Das hilft uns zu leben und so geht das Leben weiter.

12.01.2020: Taufe Jesu

Hier geht es zu den Texten der Liturgie: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
ein Gedankenexperiment:
Sie werden eingeladen und gebeten, zu sagen, wer Jesus von Nazaret ist und was er ihnen bedeutet: ….

Petrus war in Caesarea von einem röm. Hauptmann eingeladen und gebeten worden, über Jesus zu sprechen.
Petrus hat geantwortet:
Gott hat Frieden verkündet durch Jesus Christus; bei seiner Taufe durch Johannes salbte Gott ihn mit dem Heiligen Geist und mit Kraft. Danach zog er umher, tat Gutes und heilte alle, die in der Gewalt des Teufels waren; denn Gott war mit ihm.

So schlicht und so einfach: Frieden verkünden, Gutes tun und heilen.

Wenn Gott sich entscheiden würde, wieder einen Menschen zu senden, einen wie Jesus, was würde der tun?
Eine spannende Frage: mir fallen viele Möglichkeiten ein – aber sicher nicht die richtigen! Nur so viel davon:

Sicher würde er von Land zu Land gehen, Gutes tun und heilen – beson­ders die, krank sind von Angst und Hass und dem Gefühl, nichts wert zu sein.

Solche Menschen gab es und gibt es immer wieder – Gott sei Dank.
Menschen, die dem anderen zeigen, dass er wertvoll ist.
Solche Menschen sind hier zusammen – sie sitzen hier in der Kirche.
Das sind wir, die Schwestern und Brüder Jesu. An uns hat Gott Gefallen gefunden. Wir sind seine geliebten Söhne und Töchter – so wie wir hier sitzen.

Liebe Schwestern und Brüder,
was bedeutet es, dass jedes der vier Evangelien die Taufe Jesu durch Johannes den Täufer, die Taufe Jesu im Jordan als Ausgangspunkt seines öffentlichen Wirkens nimmt?

Achten wir auf den Dialog zwischen Johannes und Jesus:
„Ich müsste von dir getauft werden und du kommst zu mir?“ sagt Johannes. Mit anderen Worten: „Ich habe nötig, dass ich um Vergebung bitte und dass du mir Vergebung gewährst!“

Jesu Antwort ist schwieriger: „Lass es nur zu. So können wir die Gerechtigkeit ganz erfüllen.“ Wie kann ich erklären, was Jesus damit meint?

Es ist gerecht, dass Jesus sich wie ein Sünder unter die Sünder stellt,
und wie sie Gottes Gnade zugesprochen bekommt.
Gottes Gerechtigkeit wird auch dadurch geschehen, dass Jesus wie ein Gottloser ans Kreuz gehängt werden wird.

Die Auflösung des Dialogs geschieht durch die Stimme vom Himmel – die Stimme Gottes: Dies ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.

Schwestern und Brüder, die Taufe Jesu ist der Ausgangspunkt:
Johannes tauft zur Reinigung von den Sünden.
Die sich taufen lassen, wollen ihr Leben ändern,
sie wollen nicht mehr sündigen, sondern das Gesetz Gottes tun.

In der Taufe Jesu wirkt Gott selbst: Er durchdringt Jesus mit diesem Geist:
Du bist mein geliebter Sohn. Du, weil Du bist. Nicht wegen dem, was du tust, sondern weil du bist.

Deshalb kann Jesus der Retter sein. Das ist das, was ihn für uns zum Retter macht: er ist der geliebte Sohn Gottes – in ihm ist nur dieses geliebt sein – das ist alles, was ihn ausmacht und bewegt und Kraft gibt und antreibt.

Die Einflüsterungen des Bösen hat er überwunden:
Mach was aus dir! Zeig, was du kannst! Nimm dir, was du kriegen kannst.

Er lässt Gottes Liebe an sich genügen – und macht sich deshalb den Sündern gleich – weil auch sie in Gottes Liebe eingeschlossen sind.