01.11.23: Hochfest ALlerheiligen

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Einführung: Liebe Schwestern und Brüder!
Die Allerheiligenlitanei beten wir an besonderen Höhepunkten:
bei der Taufe, an Ostern und auch bei der Priesterweihe.
In unsere persönliche Allerheiligenlitanei dürfen wir natürlich unsere lieben Verstorbenen einbeziehen und um ihre Fürsprache bitten:

Wir glauben ja, dass sie in Gottes Herrlichkeit sind und wir glauben auch, dass sie mit uns verbunden bleiben und dass sie uns wünschen, dass wir den Weg zu Gott gehen, weil wir bei ihm die Vollendung finden.

Christus hat uns in diese Heilsgemeinschaft berufen. Zu ihm rufen wir:

Herr Jesus Christus, du hast uns mit Gott versöhnt.
du hast uns die Botschaft des Lebens verkündet.
du hast uns die Tür zum ewigen Leben geöffnet.

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
die wenigsten unter uns würden wahrscheinlich ihre Eltern, und Tanten, die schon verstorben sind als „Heilige“ bezeichnen ‑ obwohl die Lebensbilder beim Vorbereitungsgespräch der Beerdigung fast immer überaus positiv sind.

Warum gelten sie uns dann nicht als Heilige? Weil wir von Menschen, die als „Heilige“ verehrt werden, eine andere Vorstellung haben:

Entweder ihr Glaube war besonders tief – wie der der hl. Theresia von Avila, oder sie waren besonders überzeugende Theologen wie Albertus Magnus, oder sie haben sich besonders um die Armen gekümmert wir der hl. Bruder Konrad von Parzham, oder sie sind als Märtyrer gestorben wie Mater Maximilian Kolbe, oder sie gründeten einen Orden wie der hl. Franz von Assisi ….

Das Leben unserer lieben Verstorbenen erscheint uns dagegen viel zu normal, zu unscheinbar, zu unbedeutend. – Aber sind sie deswegen weniger „heilig“?

Es könnte auch sein, dass wir – aufgrund unserer engen Beziehung – nicht nur um die Vorzüge unserer Verstorbenen wissen, sondern auch um ihre Schwächen – so wie wir auch unsere eigenen Schwächen kennen.
Heilige erscheinen in der Lebensbeschreibung dagegen meistens makellos.
Dabei bezeichneten viele selbst als Sünder – und wahrscheinlich zurecht.

Haben die „Heiligen weniger „Sünden“? Sind ihre Sünden weniger schlimm?

Aber selbst der Apostel Paulus war an der tödlichen Verfolgung von Christen beteiligt – bis zu seiner Bekehrung! So schlimme Sünden haben die meisten unserer Verstorbenen nicht auf sich geladen: können sie uns dann nicht doch als „Heilig“ gelten?

Diese Anfragen werden nichts daran ändern, dass die Katholiken die sogenannten „Heiligen“ für Menschen halten, die von einem Papst nach ihrem Tod sozusagen einen Verdienstorden bekommen. Und wir denken, dass sie sozusagen ohne Umschweife in Gottes Herrlichkeit eingegangen sind.

Nur: Wer in den Himmel kommt, bestimmt nicht ein Papst – sondern allein der Schöpfer des Lebens – also Gott selbst.

Wir können allenfalls einen Unterschied machen, zwischen allen Heiligen und den von der Kirche „heilig“ gesprochenen. Ich möchte keineswegs die Besonderheit dieser kanonisierten Heiligen in Frage stellen. Und ich bin auch der Meinung, dass sie uns Vorbilder sein können.

Aber in einem haben sie uns nichts voraus: Wir sind – nicht weniger als sie – unserem Gott „heilig“.

Und weil wir ihm „heilig“ sind, gibt er uns alles – sich selbst.
Er macht uns zu seinen Erben, wir haben Anteil an seinem Leben,
wir sind ein Teil von ihm.
Er gibt uns, was wir brauchen, um zu leben: Luft und Wasser, Nahrung und alles, was wir brauchen. Noch wichtiger aber: er gibt uns Menschen, die uns Anerkennung schenken und Zuneigung und Menschen, denen wir unsere Liebe schenken können und mögen.

Wir feiern heute das Fest „Aller Heiligen“. Heute sind damit alle gemeint, alle, die Gott heilig sind, die er mit seinem Heiligen Geist beschenkt hat und beschenkt, alle, die über die Zeitgrenze in einer Gebetsgemeinschaft hinweg füreinander eintreten, alle, die Gott ehren und auf ihn hören, alle, die Gott jemals zu sich gerufen hat und rufen wird:

Selig sind sie, die Friedensstifter, die Barmherzigen, die an Gott Glaubenden, die Einfühlsamen, die am Unrecht in der Welt leidenden.

Die Offenbarung spricht von der großen, unzählbaren Schar aus allen Völkern und Sprachen: Sie alle haben Not und Verfolgung und die Last des Lebens durchgestanden und gehören zu Gott, der sie zu sich ruft – ohne Ansehen ihrer Herkunft und ihrer Abstimmung.

Sie alle sind Gott heilig und deshalb rettet er sie und ruft sie zu sich. Amen.

Fürbitten:

Lektorin: Herr, unser Gott, wir sehen den Himmel offen. Wir sehen Christus und alle, die mit ihm den Tod überwunden haben. Wir tragen dir unsere Bitten vor. Gott Ziel unseres Lebens

  • Wir beten für alle, die durch die Taufe geheiligt sind: Lass sie deinem Ruf folgen, dass sie an dich glauben, auf dich hoffen und in deiner Kraft Liebe schenken. Gott Ziel unseres Lebens.
  • Die Kirche des Himmels und die Kirche auf Erden bilden die Gemeinschaft der Heiligen. Höre auf die Gebete so vieler, die füreinander beten und eintreten. Gott Ziel unseres Lebens
  • Du schenkst unseren Verstoreben Herrlichkeit und Vollendung.
    Wir beten für die Armen und Notleidenden – dass sie schon in dieser Welt von ihrer Not befreit werden. Gott Ziel unseres Lebens
  • Du hast uns als dein heiliges Volk erwählt, damit deine Liebe und Menschenfreundlichkeit aus uns strahlt. Wir beten für die Kirche, dass sie ohne Men­schenfurcht für Freiheit, Gerechtigkeit und Menschenwürde aller Menschen eintritt. Gott Ziel unseres Lebens

Lektorin: Gott, dein Lob wollen wir singen. Durch uns soll die Botschaft vom Heil,  das du schenkst zu allen Menschen kommen. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. Amen.

01.11.2020: Allerheiligen

Hier geht es zu den Texten der Liturige:

Ihr Heiligen Gottes,
so darf ich Sie und Euch alle ansprechen, auch wenn wir das nicht gewohnt sind. Warum eigentlich nicht?

Weil das Wort „heilig“ in Verruf geraten ist,
es ruft bei vielen Gedanken und Empfindungen hervor,
die nur ein Zerrbild dessen sind, was „heilig“ tatsächlich meint.

Sie kennen vielleicht diese kleine Anekdote von Franziskus:
In der Kantine sagt ein Monsignore zum ihm: „Darf ich mich zu Ihnen setzen, heiliger Vater?“ Franziskus antwortet: „Selbstverständlich, heiliger Sohn, der Platz ist noch frei.“

„Heilig“ ist eben keine Ehrfurchtsbezeichnung und kein Würdentitel.

Heilig hat auch nichts damit zu tun, dass jemand besonders ausdrucks-starke Gesten verwendet, um beim Gebet und Gottesdienst seine Ehrfurcht vor Gott zu bezeugen.

Heilig sagt auch nichts aus, über die Häufigkeit und Länge der Gebete einer Person.

Heilig bedeutet auch nicht sündenfrei und fehlerlos oder perfekt.

Heilig hat schon gar nichts damit zu tun, als würde man 2 Meter über dem Erdboben schweben und alles irdische wäre deshalb unwichtig.

Was aber bedeutet heilig?

Ich trage ein paar Facetten zusammen:
Zuerst mal gibt es Dinge und Menschen, die einem heilig sind – also besonders wertvoll und teuer. Was aber gar nicht mit dem materiellen Wert zu tun hat. Es ist mir heilig, wegen der Erinnerung, die sich damit verbindet, die für mich von großer Bedeutung ist.
Deshalb ehre ich solche Gegenstände und Menschen: sie haben einen besonderen Platz, sie wecken in mir besondere Gefühle.
Dass mir jemand oder etwas heilig ist, ist also eine Eigenschaft, die ich dem anderen verleihe.

Und damit sind wir schon viel näher bei dem, was das Wort „heilig“ und „Heiliger“ in unserem christlichen Denken bedeutet:

Für uns ist Gott DER HEILIGE. Er ist uns heilig und er verleiht Heiligkeit:
Wir sind ihm heilig, wir sind besonders für ihn.
In uns ist sein Heiliger Geist. Der Geist des Lebens.
Der Geist der Erkenntnis, der Weisheit. Er macht uns fähig, auf Gottes Stimme in unserem Gewissen zu hören und ihr zu folgen.
Durch ihn können wir Gott erkennen.

Wir haben in unserer römisch-katholischen Kirche einen wunderschönen Brauch bewahrt, der dies auf berührende Weise ausdrückt:

Bei der Taufe und bei der Firmung werden wir alle mit dem heiligen Chrisam gesalbt. Mit dieser Salbe aus kostbarem Olivenöl, das heilende Kräfte hat.

Diese Salbung drückt Gottes Zärtlichkeit uns gegenüber aus, so wie eine Mutter ihre Kind salbt, damit keine wunden Stellen an der Haut entstehen und wie ein Vater sein Kind salbt, damit es geschützt ist vor der Sonne, die die Haut verbrennen könnte.

Wir sind Gott heilig, weil wir seine Kinder sind. Deshalb sind wir heilig.

Je besser wir auf Gottes Stimme in unserem Gewissen hören,
umso mehr werden wir ihm ähnlich, so dass uns der Mitmensch heilig ist und die ganze Schöpfung, durch die und mit der wir unser Leben von Gott empfangen.

Ihr Heiligen Gottes,
lasst uns Gott den Heiligen ehren und auf ihn hören,
damit wir einander heilig sind
und wir dem Mitmenschen mit Ehrfurcht und Anstand begegnen,
so dass wir ihn niemals verletzen, sondern im Gegenteil,
ihn ermutigen, ihn loben, ihn stärken.

Weil heilig eben nicht erhaben und abgehoben ist, erlaube ich mir noch eine Bemerkung:
Wenn es Leute gibt, die andere Personen am Galgen hängend zeichnen, wenn sie davon sprechen, man werde die anderen vor isch her treiebn und an die Wand stellen, wenn sie Gewalt gegen anders denkende und gegen Journalisten anwenden, muss man auf jeden Fall bezweifeln, ob ihnen der Mitmensch heilig ist – sobald er eine andere Meinung vertritt als sie selber.
Darauf darf man in Diskussionen durchaus auch hinweisen.

1. November 2012: Fest Allerheiligen

Hier geht es zu den liturgischen Texten:

„Jetzt sind wir Kinder Gottes“,  lesen wir im 1. Johannesbrief.

„Kinder Gottes“ das gibt unsere Abstammung, unsere Herkunft an!
Wir kommen von Gott her – und das steht nicht im Geringsten im Gegensatz zur Elternschaft unserer Eltern.
Vielmehr durften unsere Eltern und durften viele von ihnen als Eltern mitwirken an der unaufhörlichen Schöpfungstat Gottes.
Wir leben durch und aus Gottes Schöpfungstat. Darum dürfen wir uns auch Kinder Gottes nennen.

Kinder sind oft das Spiegelbild ihrer Eltern – dabei meine ich weniger das Aussehen, als die menschliche Wesensart:
Die Sprache, die Gesten, die Gewohnheiten, die innere Einstellung zum Leben und zu den Mitmenschen – Kinder ahmen ihre Eltern nach und übernehmen alles von ihnen.

Wir nennen uns Kinder Gottes – und damit drücken wir aus, dass wir ihm dem Schöpfer des Lebens sehr ähnlich sind. Nicht so, wie das Spiegelbild seinem Urbild gleich ist, sondern vielmehr so, wie Kinder ihren Eltern ähnlich sind: wie Gott heilig ist, so sind auch wir heilig.

Gott ist heilig, der Heilige sagen wir manchmal – Was meinen wir damit?

Gott ist heilig, weil er vollkommen gut ist und also niemandem böses will.
Gott ist heilig, weil es in ihm keine Unwahrheit gibt und keine Täuschung.
Gott ist heilig, weil er mit sich eins ist und in ihm vollkommener Friede ist.

Was bedeutet es also heilig zu sein?
Heilig sein heißt gut sein zu den Menschen, heißt keine Unwahrheit in sich zu haben und es heißt voller Frieden zu sein.

Wir sind Kinder Gottes:  das heißt wir sind Menschen, die diese göttliche Wesensart in sich haben:
Wir wollen gut sein, wir wollen wahr und echt sein und wir wollen Frieden in uns haben.

Am Fest Aller Heiligen lenken wir unseren Blick auf all die Menschen, die das versucht haben. Wir schauen dankbar auf die Menschen, die ihre Energie und ihren Ehrgeiz dafür einsetzten, Gott ähnlich zu werden.

Das macht uns Mut, selber auf diesem Weg zu bleiben, weil wir an ihnen erkennen, dass es möglich ist!

Es ist uns möglich, auf Gott hin zu leben;
es ist uns möglich, solidarisch zu sein mit Menschen, denen Schlimmes widerfährt.
Es ist möglich, auf körperliche und psychische Gewalt zu verzichten;
Es ist möglich, gerecht und fair zu den Menschen zu sein,
Es ist durchaus möglich, mit Armen zu teilen und mit den Fehlern anderer Nachsicht zu üben;
Es ist uns möglich, ohne Hintergedanken und offen auf andere zuzugehen;
Es ist uns möglich, dass Frieden von uns ausgeht, weil wir uns der Zwistigkeiten aus Konkurrenz und Neid enthalten.

All dies ist durchaus für Menschen möglich.
Es ist durchaus menschenmöglich, als Gottes Kind ihm ähnlich zu sein,
oder wie ich im Johannesbrief lese; sich zu heiligen.