01.11.25: Fest Allerheiligen

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Einführung: Liebe Schwestern und Brüder!
Haben sie in ihrem Leben einmal eine Ahnung verspürt, wie himmlisch es im Himmel sein muss?

Allerheiligen ist ein Fest der Vorfreude: der Vorfreude auf das, was wir erhoffen, ohne dass wir es beschreiben oder beweisen können.

Wir verlassen uns dabei auf Jesus und seine Botschaft, dass er uns bei sich haben möchte, damit wir im Licht, in der vollkommenen Freude Gottes leben.

Ansprache:

Liebe Schwestern und Brüder,
manchmal höre ich Predigten oder geistliche Ansprachen. Ich tue mich schwer damit, wenn ich als Hörer aufgerufen werden, nach Heiligkeit zu streben und frage ich mich. Was für ein Mensch soll ich da werden?

Soll ich die Gebetszeiten verlängern und intensivieren?
Soll ich ein sanfter Mensch werden, der auch noch dankbar ist, wenn man ihn verspottet?
Soll ich ein argloser Mensch werden, der gar nicht wahrnehmen kann, dass manche Menschen Böses tun und reden – statt es beim Namen zu nennen?

Was heißt das, nach Heiligkeit zu streben?

Immerhin feiern wir das Fest Aller Heiligen. Was waren das für Leute, die sogenannten Heiligen? Sie waren jedenfalls total verschieden:

Johannes Bosco mit fast skrupulanter Frömmigkeit und einem unermüd­lichen Eifer für die perspektivlosen jugendlichen Gauner auf der Straße.

Albertus Magnus der umfassend Gelehrte.

Die selbstbewusste Kämpferin und Mystikerin Theresa von Avila.

Ich kann deshalb mit der Aufforderung nach Heiligkeit zu streben nicht viel anfangen – obwohl es natürlich stimmt: Wir sind zur Heiligkeit berufen!

Doch heilig werden wir nicht, wenn wir unsere Persönlichkeit und unsere Eigenarten bekämpfen, bis wir gehorsam fügige Nicht Persönlichkeiten werden.

Der Heiligkeit nähern wir uns an, wenn wir – so wie wir sind – versuchen, nach dem Vorbild Jesu zu handeln und zu denken. Nicht als Nachahmer, sondern als von ihm gebildete und geprägte und gestärkte Menschen, die auf die Stimme des Geistes Gottes in sich hören.

Leitplanken gibt es dazu:
Zum Beispiel die Seligpreisungen, die wir gerade gehört haben. Können sie sich vorstellen, dass die wirklich etwas mit ihnen zu tun haben?

Sind sie bei einer innerlich ein wenig zusammengezuckt – aus einem gewissen Widerstand heraus?

Ich versuche die Seligpreisungen nochmal mit veränderter Ausdrucksweise zum Klingen zu bringen. Wenn Sie möchten, achten Sie auf ihre innere Reaktion: Was finden sie gut, wogegen haben sie Widerstand.
Genau diese beiden Regungen können ein neuer Impuls dafür sein, wie sie sich weiter entwickeln können, in dem Bestreben, nach dem Vorbild Jesus auf die Stimme des Geistes Gottes in ihnen zu hören:

Gottes Geist wirkt in Menschen,

  • die sich nichts auf sich und ihre Leistungen einbilden und damit nicht angeben:
  • die an dem vielen Unheil in der Welt leiden (Krankheiten und Armut) und darüber traurig sind;

Gottes Geist wirkt in Menschen,

  • die sich nicht von ihrem Zorn und ihrer Wut zur Gewalt hinreißen lassen und die niemandem weh tun wollen;
  • und auch in den Menschen, die sich aktiv und kämpferisch dafür einsetzen, dass es in der Welt gerechter zugeht;

Gottes Geist wirkt in den Menschen,

  • die Nachsicht übern mit den Fehlern der anderen und mit ihren eigenen und die in der Not gerne helfen;
  • die dabei keine selbstsüchtigen Hintergedanken und keine geheimen Absichten haben.

Gottes Geist wirkt in den Menschen,

  • die es verstehen, zur Versöhnung beizutragen und bei den Gegnern Verständnis für den anderen zu wecken;
  • und schließlich in denen, die am Guten festhalten, auch wenn das Böse scheinbar übermächtig wird und sie dadurch Schwierigkeiten bekommen.

Freut euch und seid fröhlich!
Bei Gott im Himmel werden alle erkennen, dass Gottes Geist und Kraft in euch wirkt.

Zustimmung oder Widerspruch können ein Hinweis sein, wie sie in der Gesinnung Jesu wachsen können.

Allgemeines Gebet

Lektor/in: Herr, unser Gott, wir sehen den Himmel offen. Wir sehen Christus und alle, die mit ihm den Tod überwunden haben. Wir tragen dir unsere Bitten vor:

  • Wir sind durch die Taufe geheiligt und deine Kinder: Hilf uns, deinem Ruf zu folgen.
  • Die Kirche des Himmels und die Kirche auf Erden bilden die Gemeinschaft der Heiligen. Wir beten für die Zweifelnden und Mutlo­sen, dass ihr Vertrauen auf dich, guter Gott
    stärker ist.
  • Wir glauben, dass deine Herrlichkeit größer ist, als alles Leid und alle Freuden, die wir uns denken können. Wir beten für die Armen und Notleidenden, dass sie Gerechtigkeit erfahren.
  • Du hast uns berufen, dass dein Geist in uns wirkt. Lass uns eine Gemeinschaft sein, in der wir Freiheit, erleben und darin gestärkt werden, unseren Mitmenschen mit Wohlwollen zu begegnen.

Lektor/in: Gott, wir singen dein Lob. Wir wollen Zeugen des Heils sein, das du schenkst. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. Amen.

21.09.25: 25. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Einführung: Liebe Schwestern und Brüder,
unser Weihekurs machte eine Abschlussfahrt in die Türkei. Ich war unter anderem sehr beeindruckt von der Erfahrung in einem Land zu reisen, in dem die Menschen keine Christen sind.

Ich bekam ein Gefühl für die Fremdheit, die Minderheiten spüren.

Welch großer Schatz, wenn die Menschen einander achten und wenn wir in Ruhe und Frieden gemeinsam beten können.

Dazu sind wir jetzt zusammen.

Herr Jesus Christus,
du hast unsere Bedürftigkeit mit uns geteilt.
du hast dich nicht gescheut, dein Leben einzusetzen.
du hast uns die Augen für die Liebe Gottes geöffnet.

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
Nach der Predigt werden wir wieder unsere Bittgebete an Gott richten.
Meisten wird von den Fürbitten gesprochen, – weil wir FÜR Menschen in bestimmten Situationen beten.

Eigentlich heißt dieser Teil der Messfeier „Allgemeines Gebet“.
Und zwar, weil es das Gebet der versammelten Gemeinde ist.
Dabei geht es nicht um individuelle Anliegen – die das eigene Schicksal oder das persönliche Geschick nahestehender Menschen betreffen, sondern es geht um „allgemeine“ Anliegen, die die Glaubenden miteinander teilen.

Am einzelnen Sonntag sind die Bitten im Allgemeinen Gebet aber doch von den Schriftexten, von der aktuellen Situation in Kirche und Welt geprägt und können sich – ausnahmsweise – auch einmal auf eine Situation in der Gemeinde beziehen.

Die Gemeinde übt so ihr priesterliches Amt aus: das allgemeine Priestertum, das jeder Christ in der Taufe empfangen hat.

Im Idealfall würden diese Bitten also unmittelbar in der Feier entstehen und von den mitfeiernden Christen gesprochen werden, so wie es ihnen der Heilige Geist eingibt.

Warum spreche ich darüber?
Erstens, weil dieser Teil der Eucharistiefeier von großer Bedeutung ist und zweitens, weil in der heutigen Lesung aus dem 1 Tim genau dafür Anweisungen gegeben werden:

Der Brief fordert – über die Zeiten hinweg ‑ uns zu Bitten und Gebeten zur Fürbitte und zur Danksagung auf. Dies spiegelt sich bis heute in den Bitten des Allgemeinen Gebets.

Besonders und eigens werden die Herrscher genannt und alle, die Macht ausüben: dass sie ihr Amt so ausüben, dass „wir“ unseren Glauben ungestört leben können: rechtschaffen und in Frieden.

Liebe Schwestern und Brüder,
das Gebet und die Für-Bitte entspringt unmittelbar und notwendig dem Glauben an den einen Gott:

Es ist nur ein Gott – und alle Menschen leben aus ihm in seiner Kraft.
Deshalb ist er – flapsig ausgedrückt – für alle zuständig: egal wo sie leben und was sie glauben.
Und weil er der eine Gott aller Menschen ist, beten wir auch für alle Menschen, vor allem dafür, dass sie diese Wahrheit erkennen.

Einer ist Gott, sagt der Brief und einer ist der Mittler zwischen Gott und Menschen: Jesus Christus – der sich hingegeben hat – als Lösegeld.

„Lösegeld“ ist in diesem Zusammenhang gar kein unpassender Ausdruck:
Denn Jesus hat unter uns gelebt, damit wir von der Last befreit werden, die auf uns liegt: die Angst, dass Gott uns verurteilen könnte, weil  wir zu wenig Liebe schenken.

Er hat sein Leben gegeben, um uns aus dieser Angst zu erlösen und uns mit Gott zu versöhnen.

Weil Jesus der einzige Mittler ist, deshalb beten wir zu Gott „durch Jesus Christus, unseren Herrn“. Und zwar ausschließlich! Wir beten nicht durch irgendjemand anderen zu Gott – sondern durch Jesus Christus und im Heiligen Geist.

Manchmal versprechen wir dem anderen für ihn zu beten
manchmal bitten wir jemanden mit uns und für uns zu beten.

Wir können selbstverständlich auch Heilige – wie Antonius und Maria – darum bitten, mit uns und für uns zu beten. Doch auch sie beten zu Gott, durch Jesus Christus und im Heiligen Geist.

Wir wissen, diesen Dienst zu schätzen, das andere mit uns und für uns beten. In all den Nöten und Sorgen, die unsere Gebete prägen, wollen wir eines nie vergessen:

Egal was geschieht – wir beten, dass wir und alle anderen zu Gott kommen – in seine Herrlichkeit. Und nichts, was auf dieser Erde geschieht, kann uns trennen von Gott und seiner Liebe zu uns.

Allgemeines Gebet

Lektor/in: Guter Gott, dein Sohn Jesus mahnt uns, dass wir uns nicht vom Geld beherrschen lassen, sondern von Gott, der uns zum Teilen ruft.
So wollen wir beten:

Gott aller Menschen         L/A: Wir bitten Dich, erhöre uns

  • Für die Bistümer in Deutschland, die über viel Eigentum und Geld verfügen: dass sie mit diesem Reichtum den Menschen dienen.
  • Für die Menschen, die sehr großen Reichtum besitzen: dass ihnen ihr Reichtum nicht zum Hindernis wird, auf Dich zu hören.
  • Für die Menschen, die fast gar nichts besitzen und sogar am Essen sparen müssen: dass sie ihren Anteil am Reichtum in unserem Land bekommen.
  • Für die Regierenden: dass sie den Frieden suchen und dass sich die Kriege führenden Herrscher bekehren und der Gewalt ein Ende setzen.
  • Für die Menschen in allen Ländern der Erde: dass sie der Wut und dem Hass keinen Raum geben, sondern sich gegenseitig achten.

Lektor/in: Vater im Himmel, Gott aller Menschen, wir preisen dich, weil du niemanden ausschließt und alle Menschen zu dir führen willst. Nur du weißt, wie das gelingt. Wir wollen Dir und Deinem Sohn vertrauen bis in Ewigkeit. Amen.