20.05.2018 Pfingsten

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Liebe Schwestern und Brüder,
„Wieso kann sie jeder von uns in seiner Muttersprache hören?“
wunderten sich die Menschen in Jerusalem damals, Menschen, die aus verschiedensten Ländern zum jüdischen Wochenfest gekommen waren.

Dieses Fest – 50 Tage nach dem Pessach Fest erinnert daran, wie Moses auf dem Berg Sinai die 10 Gebote erhalten hat, das Freiheitsmanifest der Israeliten.

Diese Sprache, die Sprache des Heiligen Geistes, verstehen alle Menschen, unabhängig von ihrer Landessprache und ihrer Herkunft – warum?

Weil der Geist Gottes in jedem Geschöpf in diesem Universum wirksam ist. Es ist nichts in diesem Universum, in dem nicht Gottes Geist wäre.

Jeder Mensch hat daher in sich die Sehnsucht nach Leben, nach Gemeinschaft, nach Frieden, nach Selbstbestimmung, nach Sicherheit und Geborgenheit.
Deshalb versteht jeder Mensch die Botschaft, die ihm den Weg dahin zeigt: zu einem Leben, das sich jeder Mensch im Innersten wünscht.

Deshalb verstehen Menschen aus allen Völkern dieser Erde das Evangelium.

Dabei dürfen wir ruhig zugeben, dass viele Menschen schon nach diesem Leben in Fülle streben und auf dem Weg dorthin nicht nur durch das Evangelium vorankommen können.

Für viele Menschen aber ist das Evangelium die Botschaft, nach der sie ohne es zu wissen, schon immer gesucht haben: Dass das Leben Gottes Gabe ist und die wichtigste Aufgabe des Menschen ist es, diese Gabe anzunehmen und ‑  verbunden mit allen lebendigen Wesen ‑
für das Leben zu sorgen und es zu fördern und weiterzugeben.

Die Botschaft der Liebe Gottes zu jedem Menschen, die mächtiger ist als der Tod;
die Botschaft Jesu dürfen wir deshalb nicht für uns behalten,
sondern wir müssen sie verbreiten und für sie werben
und die Menschen einladen mit uns zu glauben.

 

 

Leider, liebe Schwestern und Brüder, erfahren wir täglich, dass dieser Geist Gottes, diese Freundschaft und Liebe zum Leben nicht die einzige Kraft ist, die in uns und in unseren Mitmenschen wirkt.

Da gibt es die andere Kraft, die Paulus „Begehren des Fleisches“ nennt:
Es steht dem „Begehren des Geistes“ entgegen.
Das Wort Begehren ist heute nicht gut geeignet. Leider wurde es in der kirchlichen Predigt viel zu sehr auf das sexuelle Begehren eingegrenzt.

Paulus meint die Selbstsucht, die in jedem von uns steckt. Wenn wir selbstsüchtig handeln, stellen wir uns über andere. Unsere Wünsche, unsere Ziele halten wir für wichtiger als die der anderen. So kommt es zu Streit und Eifersucht und Feindschaft.
So kommt es zum Missbrauch der Sexualität, um damit die eigene Macht zu erleben. So kommt es dazu, dass Essen und Trinken zum Selbstzweck werden, sogar zur Sucht, statt Kraft zu spenden.

Die Selbstsucht ist nicht das Gleiche wie der Selbsterhaltungstrieb, der uns hilft, Gefahren abzuwehren und Hunger und Durst zu stillen.

Vielmehr vergisst oder verneint der Selbstsüchtige,
dass er ein Teil der Lebensgemeinschaft aller Geschöpfe ist
und dass die Güter der Erde allen gehören.

Er lebt nicht aus dem Glauben an Gottes Liebe, die stärker ist als der Tod, sondern versucht in der kurzen Lebenszeit auf der Erde möglichst viel für sich zu gewinnen.

Liebe Schwestern und Brüder, wir feiern heute dass wir den Geist Gottes empfangen haben, den Geist der uns zu Kindern Gottes macht.

Der Geist Gottes bewirkt in uns, dass wir Gottes Werke tun:
Unwissende lehren, Verfolgten Schutz gewähren, mit Hungernden und Dürstenden teilen, denen, die uns Böses tun vergeben, unsere Toten begraben, und an der Seite der traurigen Menschen ausharren.

Danken wir Gott für die Gabe des Heiligen Geistes. Denn durch ihn wohnt er selbst in uns, der Freund des Lebens.

28.01.2018: 4. Sonntag im Jahreskreis

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Liebe Schwestern und Brüder,
Nachdem ein Kind oder auch ein Erwachsener in der Tauffeier mit Wasser übergossen wurde, spricht der Priester diese Worte:

Gott, der Vater Jesu und unser aller Vater hat dich als sein Kind angenommen und dir Anteil an seinem Leben geschenkt.

Du wirst nun mit dem heiligen Chrisam gesalbt, denn du gehörst zum Volk Gottes und zu Christus, der gesalbt ist zum Priester, König und Propheten in Ewigkeit.

Christus wird als Priester, Prophet und König bezeichnet. Jesus, der Gesalbte (=Christus) gibt uns Anteil an seinem Leben. Jeder Getaufte wird deshalb – sinnbildlich mit Chrisam gesalbt ‑zum Christen (=Gesalbten).
Jeder glaubende Christ erhält von Christus Priestertum, Prophetenamt und Königswürde.

Deshalb sprechen wir vom allgemeinen Priestertum aller Christen, die nach einem Wort des Konzils zusammen mit dem geweihten Priester die Gaben, also das eigene Leben am Altar darbringen.

Alle Christen haben ebenso eine prophetische Berufung
Denn was ist das Wesen eines Propheten?

Das Buch Deuteronomium, das letzte der fünf Bücher Mose, beschreibt einprägsam, was ein Prophet zu tun hat:

Er sagt dem Volk Gottes alles, was Gott, der Herr, ihm aufträgt.
Er vermeldet und verkündet dem Volk Gottes, was Gottes Wille ist oder wenn es gegen Gottes Wille verstößt und handelt.

Jede und jeder unter uns hat also die Begabung, Gottes Willen zu hören und zu verkünden und zu tun, weil wir alle den Heiligen Geist empfangen haben – den Geist Gottes.

Schwestern und Brüder, ich darf so sagen,
weil wir alle Gott zum Vater haben, weil sein Geist in uns ist:
Sie dürfen ruhig darauf vertrauen, dass sie Gottes Wort erkennen können.

Es ist keineswegs so, dass nur besonders ausgebildete, Schriftkundige und –gelehrte Gottes Willen verstehen können.

Jeder hat diese Gabe in sich, weil jeder in seiner Seele sich nach dem Guten sehnt, nach dem, was gut ist und gut tut. Das ist die Begabung mit dem Heiligen Geist.

Sie haben recht: das ist ein wenig anspruchsvoll: Denn nicht alles, was ich mir wünsche, denke, was ich plane und mache ist vom Heiligen Geist und Gottes Wille.

Vielmehr muss ich ganz bewusst überlegen und mich darin üben, auf Gottes Geist zu hören und für ihn aufmerksam zu werden.

Wir müssen aufpassen, weil es ein paar Gegenspieler in uns gibt:

Die Bequemlichkeit, die Anhänglichkeit an das Gewohnte, die Scheu vor unbekannten und neuem, das Streben nach Eigennutz, nach persönlichem Vorteil – das und manches mehr kann dem Geist Gottes übertönen, unhörbar machen.

Doch wir können diese Stimmen herausfiltern, wir können uns darauf konzentrieren, wirklich Gottes Geist, Gottes Stimme in uns zu hören und ihr zu folgen. Auch wenn die anderen Stimmen, die unreinen Geister, laut protestieren, weil sie wissen, dass sie ihre Macht über uns verlieren, wenn wir auf Gottes Geist hören.

Wir haben einen Lehrmeister, der uns ein Vorbild ist, weil er in allem auf Gottes Geist gehört hat und die anderen Stimmen zurückgedrängt hat.

Wenn wir die Evangelien von Jesus Christus, wenn wir die Heilige Schrift mit offenem Herzen studieren und Gottes Offenbarung darin suchen,
dann werden wir immer besser darin, Gottes Geist und Gottes Stimme in uns zu hören und ihr zu folgen.

Wir sind gesalbt mit dem Heiligen Geist, wir können Gottes Stimme und Wille hören und erkennen und verkünden und tun – für unser Leben – für unsere Zeit – für den Frieden und die Versöhnung in dieser Welt.

04.05.2017: Pfingsten

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Liebe Schwestern und Brüder!
„Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde; die Erde aber war wüst und wirr, Finsternis lag über der Urflut und Gottes Geist schwebte über dem Wasser.“ So beginnt die Bibel. Schon im ersten Satz der Bibel ist vom Geist Gottes die Rede – hebräisch: RUAH JAHWE – und übrigens: weiblich. – Das nur nebenbei!

Der Geist eines Menschen, das ist nicht irgendetwas von ihm.
Der Geist ist das Zentrum der Persönlichkeit, sein Wesen:
Ob jemand freundlich ist, wohlwollend, zuvorkommend, klug, mutig, schüchtern, interessiert oder gleichgültig – dies alles und mehr bildet zusammen den Geist eines Menschen.

Beim Geist Gottes ist es nicht anders! Der Geist Gottes, das ist nicht irgendein mehr oder weniger wichtiges Teil, sondern das ist das Wesen Gottes: Gottes Geist, Gott war über allem und er ist über allem und in allem.

Weil Gottes Geist der Anfang von allem ist, deshalb kann die Schöpfung ihn erkennen. Gottes Geist führt uns zur Erkenntnis, dass Gott der Ursprung von allem ist, die Quelle des Lebens.
Dieses Erkennen Gottes ist ein Vorgang der Verinnerlichung: Wir erkennen nicht einen Sachverhalt, sondern ein Du, das Du Gottes.
Diese Erkenntnis unterscheidet sich grundlegend vom Erkennen der Dinge und Naturgesetze. Da bleiben wir auf Distanz zum erkannten Gegenstand. Der immer etwas anderes bleibt als wir selbst und von uns getrennt.

Wenn wir einen Menschen, eine Persönlichkeit, wenn wir Gott erkennen, schwindet die Distanz; es entsteht immer größere Nähe, so dass wir sagen können: Du bist in mir und ich bin in dir.

Diese Art des Erkennen heißt Glauben: Wenn wir an Gott glauben, an einen Menschen glauben, geht es um vielmehr als um: „Vielleicht“ und „es könnte sein“, „vermutlich“.

Wenn wir einander erkennen, lernen wir einander zu verstehen, wir lernen Gott zu verstehen und wir werden ihm dabei immer ähnlicher.

Je mehr wir Gott erkennen, desto stärker wirkt Gottes Geist in uns.
Der Geist, der Leben in die Schöpfung bringt.

Liebe Schwestern und Brüder,
das ist ein sehr wichtiger Aspekt des Pfingstfestes:
Wir feiern dankbar, dass wir Gottes Geist empfangen haben.
Er hat in uns den Glauben erweckt;
Er verbindet uns miteinander und lässt uns zu einer Einheit aus vielen Verschiedenen werden, die alle diese Einheit bereichern.

Der Geist Gottes, den wir empfangen haben, drängt uns,
Gottes Liebe bekannt zu machen,
Jesus Christus zu verkünden und seine Auferstehung, durch die wir gerettet sind;
Dieser Geist drängt uns, Versöhnung zu wirken, die alle Sünden der Menschen überbietet und alle Verletzungen heilt, die wir Menschen einander antun.

Der Geist Gottes weckt in den Menschen immer wieder den Glauben,
das Vertrauen in Gottes Liebe und in die größere Kraft der Liebe gegenüber Neid, Missgunst und Hass.

Den Geist Gottes haben wir empfangen, damit wir Gottes Heil in uns haben und zu den Menschen bringen.

4. September 2016: 23. Sonntag im Jahreskreis

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Liebe Schwestern und Brüder,
Das Buch der Weisheit wurde im letzten Jahrhundert vor der Geburt Christi verfasst – es ist also eine der jüngsten Schriften der Bibel der Juden. Vielleicht ist es ein Werk, um jüdischen Jugendlichen jüdisches Denken in einer heidnischen Umwelt zu lehren.

Die Weisheit wird auf das höchste gepriesen – sie geht von Gott aus und ist bei Gott und bleibt immer bei Gott.

Welchen Nutzen hat die Weisheit für den Menschen?
Durch sie erkennt der Mensch Gottes Plan und er begreift Gottes Willen.

Von sich aus ist der Mensch dazu nicht in der Lage – der Mensch hat ja Mühe, zu verstehen, was auf der Welt vorgeht – und oft genug irrt er sich, er macht Fehler und trifft falsche Entscheidungen.

Die Seele des Menschen – ohne das göttliche Geschenk der Weisheit – ist sie erdenschwer: der Mensch muss sich dauernd um seine Existenz sorgen.

Doch die Weisheit, die göttliche, lässt uns Menschen Gottes Plan erkennen und tun: Wer im Buch der Weisheit weiterliest, erfährt zahlreiche Beispiele, vom Plan Gottes, die alle deutlich machen:
Die Weisheit Gottes überlässt den Menschen nicht dem Tod und Untergang, den er sich selbst dauernd zufügt. Die Weisheit Gottes rettet den Menschen und das Volk Israel.
Der Plan Gottes ist, dass der Mensch lebt und nicht, dass er untergeht.

Wir haben den Satz gehört: So wurden die Pfade der Erdenbewohner gerade gemacht – durch die Weisheit sind sie gerettet.

Liebe Schwestern, liebe Brüder,
jetzt ist er nur noch ein kleiner Schritt, dass wir erkennen, was unsere Aufgabe ist: Wir sollen einstimmen in den Plan Gottes, der die Menschen retten will. Und wir sollen um die Weisheit Gottes beten, um seinen Heiligen Geist, damit wir erkennen, wie wir dem Plan Gottes, das Leben der Schöpfung und des Menschen dienen können.

Christus, so haben wir erkannt, war erfüllt vom Geist Gottes, in ihm ist die göttliche Weisheit Mensch geworden.
Christus ist gekommen, daran glauben wir, um uns zu befreien von Angst und Sünde; er hat uns mit seinem Vater versöhnt.

Mit diesem Vertrauen in Christus will ich noch die Sätze des Lukasevan­geliums betrachten: Sie klingen vielleicht verstörend: Wer zu mir kommt, sagt Jesus, muss Vater Mutter, Frau und Kinder gering achten – wörtlich: hassen. Sonst kann er nicht mein Jünger sein.

Hat Jesus nicht gesagt, wir sollen nicht nur Vater und Mutter, sondern auch unsere Feinde lieben?
Ebenso verstörend sie die beiden Gleichnisse vom Turmbau und vom Krieg gegen ein stärkeres Heer.
Das alles gipfelt in dem Satz: Keiner kann mein Jünger sein, wenn er nicht auf seinen ganzen Besitz verzichtet.

Das Evangelium fordert nicht dazu auf, den Angehörigen Schaden zuzufügen, sie zu verachten und sich von ihnen abzuwenden.

Jesus ist auch nicht dafür bekannt, dass er sich am Eigentum seiner Anhänger bereichert hätte.

Was aber das Evangelium sagt und meint:

Überlege dir, was es bedeutet Jünger Jesu zu sein.
Zu Christus gehören heißt für das Reich Gottes leben.

Man kann nicht Reichtümer für sich anhäufen, wenn es darum geht, dem Leben in der Schöpfung zu dienen.
Wer an Christus glaubt, dem geht es um Gottes Reich, um Gottes Gerechtigkeit: um den Mitmenschen, um den Armen, der genauso viel wert ist wie der Reiche, um Kinder und Waisen, die genauso Geborgenheit erfahren sollen wie Erwachsene und abgesicherte Menschen.

Wer sich Christus anschließen möchte, muss sich vorher überlegen, dass diese Entscheidung sein ganzes Leben unter ein neues Vorzeichen stellt.

Es gibt nichts größeres, als dem Plan Gottes, dem Leben der Schöpfung und der Menschen zu dienen. Das muss man sich immer wieder klar machen.

24. Juli 2016: 17. Sonntag im Jahreskreis

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Liebe Schwestern und Brüder,
Der Herr hatte Abraham die Geburt eines Sohnes versprochen. Als die drei Männer sich verabschieden, weihen sie Abraham ein: Aus Sodom und Gomorra ist Klagegeschrei zu hören. Sind die Menschen dort wirklich so böse geworden? Ist das Leben dort wirklich unmöglich geworden?

Abraham weiß, dass sein Neffe Lot in Sodom lebt. Er hofft, dass Lot ein rechtschaffenes Leben führt vor Gott und deshalb fängt er an, mit dem Herrn zu handeln: Wenn nur 10 Gerechte dort leben, wird Sodom ver­schont – so viel kann er durch sein Bitten und Flehen erreichen.

Mir fällt auf, dass das Klagegeschrei aus Sodom zum Herrn dringt. Die Menschen selbst beklagen sich über die schlimmen Zustände und rufen den Herrn an, er möge eingreifen. Er möge dem sündhaften Tun, das ein Zusammenleben unmöglich macht ein Ende bereiten.

Und es fällt mir auf, dass Abraham – wie später auch Mose – bei Gott für die Menschen eintritt und versucht, seinen Zorn zu besänftigen. Das stärkste Argument dafür ist: Da Du Gott doch der Gerechte bist, um deiner Gerechtigkeit willen, um deines Namens willen, verschone die Menschen.

Ist dieses beeindruckende Verhandeln Abrahams mit Gott ein Vorbild für uns? Die Vorstellung, dass Gott die Menschen bestraft und dass wir ihn anflehen müssen und können, um von der Strafe abzulassen, ist uns aus unserer heutigen christlichen Sicht fremd.

Wir flehen Gott an, dass Frieden werde, dass der Hunger ein Ende hat, dass die Kranken gesund werden, dass die Kinder zum Glauben finden …

Unsere Bitten ersehnen die gute, heile Welt.

Doch: haben wir nicht auch Rachegelüste, ohne dass wir sie uns eingestehen: Wer Kindern etwas antut, den sollte man umbringen?
Wer unschuldige Menschen niederschießt, ist kein Mensch mehr.

Kennen wir solche Gedanken, weil wir sie gehört haben oder selber denken? Ist unser Sehnen und Wünschen wirklich so friedlich?

Wir sind verunsichert, worum wir Gott bitten können:
Uns ist klar: Wir können Gott nicht um das bitten, was wir selber tun sollen: Brot für alle, das ist unser Auftrag.
Frieden unter den Menschen: das ist unsere Sache.

Ja, das ist uns aufgetragen und zugleich spüren wir, dass wir, dass kein Mensch es in der Hand hat: Niemand kann völlige Gerechtigkeit und umfassenden Frieden herstellen und sichern.

Und doch sehen wir die vielfältige Not;
wir wünschen dem anderen Glück und Gesundheit,
und auch wenn wir nur begrenzte Möglichkeiten haben, wollen wir und können wir die Solidarität in der Not und die guten Wünsche für andere äußern – damit sie womöglich wirksam werden.

Schwestern und Brüder, wofür können und sollen wir beten?
Diese Not der Jünger Jesu ist erstaunlich modern und zeitgemäß.
Ist es die Antwort Jesu auch?

Vater, dein Name werde geheiligt. Dein Reich komme.

Das ist das erste. Dass Gott groß ist unter den Menschen. Dass sein Reich kommt, seine Herrschaft, damit die Menschen auf ihn hören und Freude haben am Guten und Schönen.

Dann kommt das Zweite: die Bitte um das tägliche Brot, die Vergebung der Schulden und die Freiheit von der Versuchung gegen Gottes Willen und gegen das Wohl des Nächsten zu handeln.

Diese Bitten sind in der Wir Form – und das ist entscheidend:
Wer um Frieden und um das tägliche Brot bittet, tut dies als ein Mitglied der Menschheitsfamilie – solidarisch verbunden mit allen Menschen.
Nicht mein Hunger soll gestillt werden, sondern unser Hunger.
Nicht ich will meinen Frieden haben, sondern wir wollen miteinander in Frieden leben.

Liebe Schwestern und Brüder, Gott wird uns und hat uns schon lange alles gegeben, was er uns geben kann: Seinen Heiligen Geist. Den Geist des Friedens und der Gerechtigkeit. Beten wir um diese Gabe und um all ihre Früchte für die Menschen auf der ganzen Erde.

19. Juni 2016: 12. Sonntag im Jahreskreis

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Liebe Schwestern und Brüder,
Wir haben gerade die Lesung aus dem Buch Sacharja (früher Zacharias) gehört. Sacharja ist ein Teil des sogenannten 12-Prophetenbuches am Ende des Alten Testaments. Auch die Juden haben bekanntlich eine Heilige Schrift, die Bibel. Bei den Juden bildet das 12- Pro-phetenbuch den Abschluss ihrer Hl. Schrift, die sie Tenach nennen. Nach der Niederlage im Krieg gegen die Römer im Jahr 135 n. Chr. wurde dieser Bestand festgelegt und seither nicht mehr verändert.

Aus welcher Zeit stammen die paar Sätze, die wir in der 1. Lesung hörten?
In welcher Situation verkündet Sacharja Gottes Botschaft?

Israel war etwa 475 v. Chr. aus der Gefangenschaft nach Israel, nach Judäa zurückgekehrt. Das Sagen hatten damals die Ptolemäer, die Herrscher in Ägypten waren. Immerzu sind Israel und die Hauptstadt Jerusalem und der Tempel auf dem Zionsberg bedroht von den kriegerischen Angriffen der großen Völker. Und Israel ist selbst immer und dauernd in Gefahr, sich vom Glauben an Jahwe, den einzigen und wahren Gott, abzuwenden und sich anderen Göttern zuzuwenden.

Den so angefochtenen Juden werden diese Sätze gesagt:
„Ich werde über die Bewohner Jerusalems den Geist des Mitleids und des Gebetes ausgießen.“

Den Juden wird also Mut gemacht: Der Herr hat noch etwas im Petto. Er hat Mittel und Wege, damit die Verheißungen wahr werden, die Israel seit Abrahams Tagen und seit Mose gegeben sind:

Der Geist des Mitleids und der Geist des Gebetes:
Das ist die Fähigkeit, die Not des anderen zu sehen und sie zu lindern oder zu wenden. Und der Geist des Gebetes, das ist das Vertrauen in den einzigen Gott, den Schöpfer des Universums. Der Geist des Gebetes, das ist auch die Bereitschaft, auf Gott zu hören und das zu tun, was in seinen Augen recht ist.

Dieser Geist des Mitleids und Gebetes bewirkt, dass die Einwohner Jerusalems auf den schauen, den sie durchbohrt haben und sie werden um ihn weinen wie um den Erstgeborenen.

Wen der Verfasser damit meint? Dieses Rätsel ist nicht mehr aufzulösen.

Entscheidend ist jedoch, dass der Geist das Herz der Menschen bewegt, so dass sie das Unrecht bedauern und auf Gott hören,

Die Totenklage um diesen Durchbohrten ist nicht das Ende.
Vielmehr wird es eine Quelle geben, eine Quelle zur Reinigung von aller Sünde und allen bösen Absichten und Gedanken.

Liebe Schwestern und Brüder,
Wir Christen kennen den einen, der durchbohrt wurde von den Nägeln mit denen er ans Kreuz geschlagen wurde.
Wir entdecken diese Worte und staunen, wie gut sie auf Jesus Christus passen:

Wir glauben daran, dass Gott uns seinen Heiligen Geist geschenkt hat:
den Geist, der uns voll Dankbarkeit und Trauer auf Christus schauen lässt, der auch für uns gestorben ist:
Denn Untreue, Verrat, Spott, Ausgrenzung und Gewalt vergiften  immer noch unser Miteinander – sogar unter Christen.

Diese wenigen Zeilen aus Sacharja wecken in uns Christen also das Mitleid mit Jesus, der auch wegen unserer Bosheit durchbohrt wurde.
Es ist auch für uns nicht hinfällig um ihn zu klagen, denn immer, wenn Menschen ausgegrenzt und abgelehnt werden, immer wenn jemand den anderen verrät und verspottet, wird in ihm Christus durchbohrt.
Es ist zum Weinen.

Am Ende der Sätze wird aber etwas neues zugesagt: Eine Quelle zur Reinigung von Sünde und Unreinheit:

Schwestern und Brüder, im Glauben tauchen wir in diese Quelle ein, wie es in der Taufe symbolisch vollzogen wird. Der Glaube an Christus reinigt uns immer wieder von dem, was an uns unmenschlich und unbarmherzig ist. In der Messfeier dürfen wir immer wieder aus dieser Quelle trinken, die uns reinigt, so dass wir erfüllt werden vom Geist Jesu, vom Glauben daran, dass jeder von uns Gottes geliebtes Kind ist.

15. Mai 2016: Pfingsten

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Liebe Schwestern und Brüder!
Was treibt Menschen dazu, einen Kutter zu kaufen und umzubauen und es als Rettungsschiff für Flüchtlinge in Seenot einzusetzen?

Was treibt Ärzte dazu, aus einer gesicherten Praxis in Europa wegzugehen und sich Monate in Afrika um Kranke zu kümmern und auf Einkommen zu verzichten?

Was treibt Menschen dazu, sich im Roten Kreuz zu engagieren?

Was bringt Ehepaare dazu, Kindern das Leben zu schenken?

Was bringt Forscher dazu, die Welt immer mehr zu erkunden?

Immer, wenn eine Frau, ein Mann, ein Kind sich für den anderen öffnet und seine Not teilt,
immer wenn Menschen Nähe herstellen,
immer wenn neues Leben entsteht,
wenn Trost und Geborgenheit und Barmherzigkeit das Miteinander bestimmt,

ist es der Heilige Geist, der Geist Gottes, der in den Menschen wirkt.

Wir Christen nennen die Kraft Gottes, die den Menschen zum Guten antreibt, den Heiligen Geist.

Deshalb müsste ich noch viel mehr Beispiele aufzählen. Ich tue es nicht, um sie nicht zu sehr zu ermüden.

Ich hoffe aber, dass sie durch diese einfache Überlegung alle Schwierigkeiten hinter sich lassen, sich den Heiligen Geist vorzustellen und an seine Gegenwart und Wirksamkeit zu glauben.

Leider hat der Heilige Geist in mir jede Menge Gegenspieler, die mich oft daran hindern, auf ihn zu hören und ihm zu folgen:

Bequemlichkeit, Enttäuschung, Ärger und Zorn,
Selbstsucht, Stolz und Überheblichkeit, übertriebenen Ehrgeiz und Gleichgültigkeit.

Manchmal ist es wie verhext: Enttäuschung gebiert Ärger, Ärger führt zu Gleichgültigkeit oder gar zu dem Gelüst, es dem anderen zurückzuzahlen.

So entstehen unsere Zerwürfnisse, so macht sich Traurigkeit und Ängstlichkeit breit.
Die Zuversicht, die Hoffnung, die Gemeinsamkeit werden weniger und drohen zu verschwinden.

Genauso war es bei den Freunden Jesu, die sich nach seiner Hinrichtung eingeschlossen hatten und verzweifelt waren – ohne einen Hoffnungsschimmer.

So geht es uns selbst, wenn wir meinen, dass wir alleine dastehen und daran noch dazu selber schuld sind.

Sehr oft, sogar meistens oder fast immer passiert aber etwas anderes.
So verfahren es auch aussah – es gibt wieder eine gute Erfahrung, es wächst wieder weiter oder es wächst etwas Neues.
Oft können wir selbst gar nichts dafür. Es ist unerwartet. Ein Geschenk.

Das, Schwestern und Brüder, das ist Pfingsten, wie sie alle es schon erlebt haben und immer wieder erleben.

Hören wir nicht auf, um den Heiligen Geist zu beten,

Vor allem aber:
Wir dürfen das Vertrauen auf die Kraft des Heiligen Geistes bewahren:
Er wird immer wieder dem Leben, dem Miteinander, der Versöhnung, Wege öffnen.
Gottes Geist und Kraft, der Heilige Geist hat die Kraft und die Macht.

24. Mai 2015: Pfingsten

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Liebe Schwestern und Brüder!
unsere Firmlinge können sie zurzeit fast auswendig aufzählen: Die 7 Gaben des Heiligen Geistes:
Weisheit, Einsicht, Rat, Stärke, Erkenntnis, Frömmigkeit und Gottesfurcht.

Die Gaben des Geistes werden in der Taufe und Firmung dem Christen zugesagt und er empfängt sie – mit dem Heiligen Geist – in diesen beiden Sakramenten.

Was passiert eigentlich, wenn wir den Heiligen Geist empfangen?
Wie empfangen wir den Heiligen Geist! Woran merkt man das?

Jeder, der gefirmt ist, weiß, dass er nach der Firmung kein anderer war als vorher: man wird durch den Heiligen Geist nicht verzaubert, das ist keine Gehirnwäsche und man verliert dabei nicht seine Persönlichkeit.

Wie empfängt man den Heiligen Geist?

Es geschieht tief im Inneren, in der Seele, in der Mitte unserer Persönlichkeit: es geschieht, indem wir berührt werden vom Geist Jesu Christi: von der vollendeten Menschlichkeit, die er hatte;
von der Lauterkeit, die in ihm war: er hatte ein reines Herz, ohne Hintergedanken und böse Absichten und Wünsche.

Wenn sein Geist uns zutiefst berührt,
wenn wir uns anstecken lassen, wenn wir ihm ähnlich werden wollen,
beginnt das, was wir beschreiben wenn wir sagen: wir empfangen den Heiligen Geist.

Wenn wir anfangen, dass wir in der Schöpfung die Liebe und die Größe des Schöpfers entdecken;
wenn wir lernen, uns ihm anzuvertrauen,
wenn wir merken, dass seine Liebe uns erfüllen kann und die Liebe zu ihm uns erfüllt – dann fängt der Heilige Geist an, in uns zu wohnen.

Wenn wir aufhören, andere zu beurteilen und zu verurteilen,
wenn wir den Eifer entwickeln, dass wir helfen, wo Hilfe nötig ist,
dann entfaltet der Heilige Geist in uns seine Kraft.

Wir empfangen den Heiligen Geist, diese kostbare Gabe, je mehr wir uns Jesus dem Herrn zuwenden, je mehr wir uns ihm öffnen, je mehr wir uns ihm überlassen, damit er uns formt und unser Handeln prägt.

Der Heilige Geist ist die kostbarste Gabe, die wir im Glauben empfangen:
denn durch ihn lebt Gott in uns, durch ihn ist Christi Liebe in uns wirksam und schenkt sich der Welt.

Der Heilige Geist macht uns weise:
wir lassen uns nicht leiten von schnellen Empfindungen: von Wut und Zorn –  vielmehr leitet uns die Sehnsucht nach Frieden, nach Gerechtigkeit und Versöhnung bei dem, was wir tun.

Wir lassen uns nicht blenden von Vorurteilen
und von dem, was scheinbar so erstrebenswert ist,
wir lassen uns nicht in den Bann ziehen von Dingen und Versprechungen und Süchten, die uns nur unfrei machen würden:

Wir haben die Weisheit empfangen und gelernt,
den Dingen auf den Grund zu gehen,
das Wesentliche zu erkennen und uns nicht täuschen zu lassen.

Der Geist der Weisheit macht uns fähig uns zu spüren, zu erkennen und zu verstehen, was das Leben stärkt, was den Menschen heil werden lässt,
was dazu hilft, die Schöpfung zu bewahren, damit auch die kommenden Generationen in ihre Leben können.

Der Heilige Geist und seine Gabe der Weisheit sind uns nie endgültig geschenkt – vielmehr empfangen wir sie immer neu,
je mehr wir uns Jesus zuwenden und er uns berührt,
so dass wir ihm ähnlich werden in dem die Weisheit Gottes war.

8. Juni 2014: Pfingsten

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Liebe Schwestern und Brüder!
Wenn sie heute am Weg zur Kirche von einem Zeitungsreporter gefragt worden wären: „Was feiert Ihr Christen an Pfingsten?“ – hätte Sie sicher die Auskunft gegeben: „Dass die Jünger Jesu den Heiligen Geist empfangen haben.“

Sie sind nämlich die Ausnahme: die meisten Christen können dies nicht erklären.

Pfingsten hat mehr Bekanntheit verdient.
Der Heilige Geist ist Gottes beste Gabe an seine Schöpfung, denn durch ihn ist der Schöpfer in der Schöpfung gegenwärtig und wirksam –  in jedem Geschöpf.

Vom allerersten Anfang an, drängt die Entfaltung der Materie darauf hin, dass Leben entsteht: von den kleinsten lebendigen Zellen bis hin zu den komplexen Pflanzen und den Tieren aus denen wir Menschen herausragen, weil wir über uns selbst nachdenken, weil wir nach unserem Ursprung fragen, weil wir versuchen, unseren Ursprung zu erkennen:

In all dem ist Gottes Geist, der Heilige Geist am Werk.

Von allen unseren Mitgeschöpfen unterscheidet uns – so weit wir das beurteilen können –  Verstand und Vernunft und die Fähigkeit über uns selbst nachzudenken.

Ein Löwe, der eine Gazelle tötet – tut nichts Böses: Denn er sucht sich seine Nahrung – ebenso, wie die Gazelle es tut, wenn sie Blätter frisst.

Wir jedoch unterscheiden Gut und Böse:
Gut ist es, für seine Kinder zu sorgen,
Gut ist es, Kranke zu heilen,
Gut ist es Trauernde zu trösten.

Böse ist es, einem anderen Schaden zuzufügen,
durch Gewalt oder Betrug, durch Ungerechtigkeit oder Beleidigung.

Wir unterscheiden Gut und Böse, weil wir entscheiden, wie wir uns zum anderen, zum Mitmenschen und zum Mitgeschöpf verhalten.
Wir unterscheiden uns von den Mitgeschöpfen, weil wir unser Verhalten steuern können.

Wir haben – in größerem Maß – die Fähigkeit, die Welt zu gestalten – und werden dadurch zu Mit-Schöpfern mit dem einen Schöpfer.
Wir wollen und sollen „gut“ sein – wie der Schöpfer der Welt:

Wir Menschen haben die Freiheit, in unserem Verhalten auf den Geist Gottes in uns zu hören – auf den Geist, der uns Gott ähnlich macht
Wir haben auch die Freiheit uns dem Geist Gottes zu verweigern  und unseren Mitgeschöpfen Böses zu tun.

Jesus Christus selbst, war erfüllt vom Heiligen Geist:
Er war erfüllt davon, dass Gott sein Vater ist – sein Vater und der Vater aller Menschen.
Jesus Christus war erfüllt vom Vertrauen, dass sein Vater jeden Menschen liebt und dass die Menschen untereinander Schwestern und Brüder sind.
Durch unseren Glauben an Jesus Christus werden auch wir uns bewusst, dass der Heilige Geist, der Geist Gottes in uns ist und in jedem Menschen.

Keinem ist die Stimme des Heiligen Geistes fremd:
Alle verstehen sie, weil der Geist Gottes in jedem Menschen wohnt, weil jeder Mensch sich nach Liebe sehnt und nach Versöhnung.

Der Heilige Geist drängt uns, dies in der Welt zu bezeugen:
dass alle Menschen Kinder Gottes sind und den selben Schöpfer haben;
Dass alle Menschen deshalb einander Schwestern und Brüder sind und nicht Feinde und Gegner.

Diese Botschaft ist uns anvertraut – obwohl wir selbst immer wieder dagegen verstoßen. Wir dürfen dennoch der Welt die Botschaft verkünden, die alle Menschen verstehen:

Ihr seid Gottes geliebte Kinder! Gottes Geist ist in Euch!
Seid barmherzig und arbeitet mit an Gottes Schöpfung – damit Gottes Friede in dieser Welt ist.

25. Mai 2014: 6. Ostersonntag (Lesejahr A)

HIer geht es zu den liturgischen Texten: Schott

 

 

Liebe Schwestern und Brüder, Abschied nehmen – ist schwer.
Was soll man sagen? Wie soll man den Abschied gestalten?

Leichter ist es, wenn es ein vorübergehender Abschied ist:
Dann kann man sagen: Lebe wohl! Auf Wiedersehen!

Endgültig Abschied nehmen – und für immer – das ist wirklich schwer.

Was kann man sagen?

Ich wünsche Dir alles Gute;
Ich werde dich nie vergessen!
man kann ein Erinnerungszeichen schenken,
Ich danke Dir für alles! Ich verzeihe dir! Du bedeutest mir so viel.

Zuletzt bleibt man alleine zurück und muss den anderen gehen lassen.

Das Johannesevangelium überliefert eine lange Abschiedsrede Jesu an seine Jünger im Abendmahlssaal, nachdem er ihnen die Füße gewaschen hatte. Sie mündet schließlich in einem langen Gebet Jesu zu seinem Vater, das wir das hohepriesterliche Gebet Jesu nennen.

Von der Abschiedsrede Jesu zu seinen Jüngern haben wir heute einige Sätze gehört: in der typischen Redeweise des Johannesevangeliums, der man nur schwer folgen kann:

Als erstes spricht Jesus von der Liebe seiner Jünger zu ihm, die sich darin äußert, dass sie sein Liebesgebot halten.

Als zweites verspricht Jesus den Jüngern einen anderen Beistand als er selbst es bis dahin war: einen, der für immer bei ihnen bleiben wird.
Außerdem verspricht Jesus, dass er selbst wieder zu den Jüngern kommen wird, aber in einer Weise, die nur den Jüngern zugänglich ist – denen, die an Jesus glauben.

Die Jünger werden erkennen, so sagt Jesus:
Ich bin in meinem Vater – ihr seid in mir – und ich bin in Euch!

Zwischen Jesus und den Jüngern herrscht ein Ineinander!
Eine Verbindung wie Wasserstoff und Sauerstoff im Wasser verbunden und aneinander gebunden sind.

Schwestern und Brüder,
das Joh.ev. beschreibt die Beziehung zwischen Jesus und denen, die an ihn glauben als enge Verbindung, als einen neuen Bund, der unzertrennlich und unzerstörbar ist.

Dieser neue Bund baut auf dem Bund auf, den Gott mit dem Volk Israel geschlossen hat: Er erfüllt ihn und vollendet ihn:

Dieser neue Bund zwischen Gott und Mensch, zwischen Christus und seinen Jüngern hat keine Bedingungen: er entsteht durch Zuwendung und Glauben: Wer Christus liebt, wer an Christus glaubt, der wir seine Gebote halten und Christus wird in ihm wohnen.

Jesus Christus ist also mehr als eine Brücke, die Gott zu uns Menschen baut. Jesus Christus ist eher wie ein hilfreicher Lebensbaustein, der uns, seinen Jüngern gegeben ist.

Sein Geist ist in uns und in seinem Geist können wir Brücken bauen, die Menschen miteinander verbinden und auf denen die Menschen herein kommen in die Gemeinschaft der Glaubenden, in die Stadt Gottes, das neue Jerusalem.

Schwestern und Brüder,
hören wir noch einmal die Worte, die das Ineinander von Jesus und seinem Vater, von Jesus und uns, seinen Jüngern ausdrücken:

Ich bin in meinem Vater – – ihr seid in mir – und ich bin in euch.

Bleiben wir diesem Bund treu!
Lösen wir diese Verbindung niemals auf.
Denn durch diese Verbindung leben wir in der Liebe, die die ganze Schöpfung trägt und hält und belebt.
Durch diese Verbindung haben wir Anteil an der Quelle des Lebens und am Ursprung allen seins.

Bemühen wir uns, das Gebote Jesu zu halten: dass wir einander lieben, so wie Christus uns geliebt hat und liebt.