24. Januar 2016: 3. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Schott

Liebe Schwestern! Liebe Brüder!
„Der Herr hat mich gesandt, damit ich ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe!“

Schon im Buch Exodus steht die Regel, ein sogenanntes Jubeljahr zu halten. Ein Jahr, in dem die Schulden erlassen werden, die Felder ruhen.

Alle Sieben Jahre hielten die Israeliten so ein Jubeljahr.

Franziskus hat dieses Kirchenjahr ebenfalls zu einem Jubeljahr, einem Heiligen Jahr bestimmt: „Barmherzig wie der Vater“ ist es überschrieben!

Franziskus hat dabei Anordnungen getroffen, die deutlich machen, dass es ihm wirklich darum geht, dass die Menschen in diesem Jahr in ganz besonderer Weise die Barmherzigkeit Gottes erfahren können:

Zum Beispiel hat er den Frauen, die ein Kind abgetrieben haben – oft auch unter dem Druck ihrer nächsten Umgebung – ein deutliches Signal gegeben, dass sie eingeladen sind, um in der Kirche Versöhnung zu finden und ihren Platz.

„Ein Gnadenjahr des Herrn“ hat Jesus ausgerufen:
Beschrieben ist es so: den Armen eine gute Nachricht bringen – das kann nur heißen, dass Ihre Armut gelindert oder beseitigt wird;
den Gefangenen wird Entlassung verkündet; die Blinden sollen wieder sehen  und die „Zerschlagenen“ sollen frei werden.

Dieses Gnadenjahr ist nie zu Ende gegangen –es dauert bis heute an:
Gottes Barmherzigkeit ist uns und verwandelt uns zu barmherzigen Menschen.

Wir sind doch „arm“ – ob wir nun viel oder wenig Geld haben:
wie flüchtig ist die Gesundheit, wie empfindlich unser Leben.

Wir sind doch gefangen und verfangen in den Unrechtsstrukturen dieser Erde: unseren Wohlstand bezahlen viele Menschen mit bitterer Armut:

Wie sind doch oft blind für das, was die Liebe gebietet,
für den Mitmenschen und dafür, wie wir ihm gut tun können.

Unser Vertrauen in das Gute und in den gütigen Gott ist doch angeschlagen und manchmal zerschlagen, weil sich das Böse, das Unheil so breit macht in der Welt.

Wir armen, gefangenen, blinden und zerschlagenen Menschen dürfen Gottes Barmherzigkeit erfahren: er nimmt uns an. Er teilt unser Leben und teilt sein Leben mit uns.

Immer wieder nimmt er uns an der Hand: Er gießt seinen Geist in unsere Herzen ein, er weckt den Glauben an Liebe und Güte, und bewegt uns dazu, dass wir uns einsetzen für die Menschen,

die jeden Tag ihre Armut bitter spüren,

die scheinbar in einer Spirale gefangen sind
und daraus keinen Ausweg finden;

die blind geworden sind für die Mitmenschen, weil sie nur noch sich sehen und ihre Krankheiten, Sehnsüchte, Erfahrungen, Leistungen und Erfolge;

Gott schenkt uns seinen Geist, seine Gnade, damit wir uns denen zuwenden, die aufgegeben haben, die den Mut verloren haben, die nur noch schwarz sehen und das schreckliche Ende kommen sehen und erwarten.

Liebe Schwestern und Brüder, wer skeptisch ist, ob denn ein solches Jahr etwas ändert, mag dafür gute Gründe anführen können.
Es gibt tatsächlich keinen Automatismus der Gnaden.
Der Papst hat keine Gnaden zu verteilen hat, die auf die Menschen herabströmen und ihr Leben besser machen.

Doch: wir können das auch mit anderen Augen sehen:
Es ist doch ein bereits ein Geschenk, dass dieses Jahr der Botschaft gewidmet ist: Gott ist barmherzig! Er hat Sehnsucht nach uns Menschen.
Der Friede wird kommen. Die Menschen werden den Weg in die Zukunft finden, Gerechtigkeit und Frieden werden die Menschen erfreuen.

Es liegt an uns, dass wir uns der Botschaft der Barmherzigkeit öffnen, dass wir weitergehen, um immer mehr barmherzige Menschen zu werden: Menschen, die dafür leben, dass es dem anderen gut geht.