09.11.2025: Weihetag der Lateranbasilika

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Einführung:
Lateranbasilika geht auf Kaiser Konstantin zurück.
Mutter aller Kirchen.
Kirche der Päpste.
Es wird uns bewusst. Wir sind verbunden mit allen Menschen, die heute wie wir Eucharistie feiern.
Die Kirche ist katholisch. Sie umspannt die ganze Welt, damit überall die Botschaft des Lebens verkündet wird in Wort und Tat.

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
Was ist der Unterschied zwischen dem Verkauf von fair gehandelten Waren im Kirchenraum und den Ständen der Geldwechsler und den Verkäufern von Schafen und Rindern und Tauben für die Opfertiere?

Es gibt einen sehr wesentlichen:
Das Treiben im Tempel in Jerusalem diente dem Einkommen des Tempel­personals. Die Opfer, die eigentlich Gott ehren sollten, wurden zum Mittel, um die Einkünfte derer zu sichern, die die Opfer darbrachten.

Der Verkauf der fairen Waren im Kirchenraum ist davon ganz und gar verschieden. Es gibt keine materiellen Verbindungen zu dem, was wir im Gottesdienst tun. Weder die Kirche, noch der Pfarrer, noch die Frei­willigen, die die Waren verkaufen haben davon einen Gewinn.

Der Auftritt Jesu im Tempel beeindruckt mich und ich bin froh, dass alle vier Evangelien darüber berichten: Jesus war kein sanfter, harmloser, schwächlicher und unrealistischer Idealist. Jesus war ein mutiger, entschlossener, tatkräftiger und ganz und gar realistischer Idealist.

Wir glauben an ihn und nehmen ihn uns zum Vorbild: Seine Überzeugung, seinen Mut, seine Klarheit und Entschlossenheit.

Ich frage mich außerdem: Was würde Jesus heute in unserer Kirche in Rage bringen. Was würde er anprangern? Wogegen würde er einschreiten?

Fällt ihnen etwas dazu ein?

Vielleicht würde er in die kirchlichen Büros gehen und die Grundbuchauszüge und die Kontoauszüge zerreißen und uns vorhalten, dass wir das Reich Gottes mit dem Eigentum an Geldanlagen und Immobilien verwechseln.

Vielleicht würde er die goldenen Kelche auf den Boden werfen, weil sie nicht Bescheidenheit und Demut ausdrücken, sondern Prunk und Angeberei.

Vielleicht würde er sich über unsere liturgischen Gewänder ereifern, weil sie anzeigen, dass die, die sie tragen, meinen, etwas Besseres zu sein – hochwürdig sagt man zu diesen Männern!

Wir sind immer in Gefahr, das Äußere wichtiger zu nehmen als das Innere.
Wir wollen das Innere schützen und ehren – aber es ist nur ein kleiner Schritt dahin, dass dies als Vorwand dient, die Hülle immer wichtiger zu nehmen – wichtiger als das Innere!

So entstehen Heuchelei, Selbstbeweihräucherung, Stolz und Einbildung – all das gibt es leider in unserer Kirche – mehr bei den Oberen als bei den einfachen Christen.

Die Aufgabe der Kirche ist genau das Gegenteil:
Die Kirche – und ganz besonders die Oberen – sollen den Menschen zeigen, dass sie das Beste und das Wichtigste sind: Die Menschen sind Gottes Heiligtum. Es mag sein, dass unsere Gotteshäuser einmal zerfallen oder einem anderen Zweck dienen werden:

Der Mensch bleibt Gottes Kind und er wird Gott immer heilig sein.
Gott überlässt den Menschen nicht dem Untergang –
erst recht nicht die Menschen, die ihm und seinem Sohn glauben.

Wenn wir an Jesus glauben, machen wir es wie er selbst: wir stellen den Menschen, den ganz konkreten Menschen, der uns jeweils begegnet in den Mittelpunkt: Er ist wichtig und er ist das Ziel unseres Handelns – niemals das Mittel, um einen Zweck zu erreichen.

Unser Handeln ist darauf ausgerichtet, dass es ihm gut tut und gut geht.

Paulus nennt in seiner besonderen Sprache den Grund dafür:

Der Geist Gottes wohnt in Euch. Ihr seid der Tempel Gottes. Und Gottes Tempel ist heilig und der seid ihr.

Da wir Gott heilig sind, so sollen uns erst recht unsere Mitmenschen heilig sein! – Ziehen wir daraus die Konsequenzen!

Allgemeines Gebet

Lektor/in: Himmlischer Vater, du hast uns deinen Heiligen Geist geschenkt. In diesem beten wir zu dir:

Vater im Himmel        L/A: Schenke Licht und Leben

  • Wir beten für Leo, den Bischof von Rom: dass er die Kraft hat, die Kirche zu leiten und ihre ständige Erneuerung zu fördern.
  • Wir beten für alle Getauften: dass sie dem Heiligen Geist in ihrer Seele Raum geben und sich von ihm leiten lassen.
  • Wir beten für die Kirchenarchitekten. dass sie Räume gestalten, die dem Volk Gottes helfen, darin Gott zu loben und zu danken.
  • Wir beten für die Teilnehmer der Weltklimakonferenz, dass sie sich auf wirkungsvolle Maßnahmen für den Schutz des Klimas einigen, so dass die Erde ein guter Lebensraum für Pflanzen, Tiere und Menschen bleibt.
  • Wir beten für die Menschen aller Religionen: dass sie die Barmherzigkeit Gottes erkennen und dadurch selbst barmherzige Menschen werden.
  • Wir beten für die vielen christlichen Konfessionen, dass sie zur Einheit in der Eucharistie finden.

Lektor/in: Vater im Himmel, wir danken Dir für alle Deine Gaben: für das Leben und die Erde, für die Sonne und das Universum. Danke, dass du den Glauben in uns weckst. Wir loben dich heute und in Ewigkeit. Amen.

13.04.: Palmsonntag

Ansprache:
Judas näherte sich Jesus, um ihn zu küssen.

Jesus sagte: „Mit einem Kuss lieferst du den Menschensohn aus?“

Das ist bestürzend, dass das Zeichen der freundschaftlichen Begrüßung so in sein Gegenteil verkehrt werden kann.

Das geschieht auch heute.

Wie oft werden freundliche Worte geheuchelt –
während in Wahrheit Ärger und Zorn und vielleicht sogar Feindseligkeit
zwischen den Menschen herrschen?

Wie mag es in diesem Augenblick in der Seele des Judas ausgesehen haben? – Was mag ihn dazu getrieben haben?

Auch heute werden Menschen „ans Messer geliefert“ – hinter ihrem Rücken, so dass sie nicht merken, wer und vielleicht nicht mal warum.

Könnten wir nachösterlichen ähnlich wie Judas unseren Herrn ausliefern?

Das soll uns fern liegen!

Unser Leben soll mit dem übereinstimmen, was wir als unseren Glauben bekennen:

Jesus hat für uns gelebt und er hat uns gezeigt,
dass wir füreinander da sind:

Einander unterstützen, beistehen, aufhelfen –

Wir wollen für den anderen „Diener“ sein.

27.09.2020: 26. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Offiziell gelten bei uns strenge Bestimmungen für den Export von militärischen Produkten. Deutschland sagt, wir wollen keine Waffen in Krisengebiete liefern. Wir wollen nicht an kriegerischer Gewalt Geld verdienen.

Und doch finden sich Waffen aus deutscher Produktion in fast allen Kriegsgebieten. Die Rüstungskonzerne haben Wege gefunden, wie sie die Verbote umgehen – und die Regierung weiß das.

Solches Verhalten nennt man scheinheilig!

Scheinheiligkeit ist heuchlerisch und erweckt nur nach außen hin den Eindruck von Rechtschaffenheit – in Wahrheit ist hinter der Fassade Selbstsucht und Gleichgültigkeit.

Es ließen sich aus den Regierungen der Welt viele weitere Beispiele finden. Es finden sich – leider, das ist wirklich schlimm -für alle Epochen der Kirchengeschichte solche Beispiele.

Und wie ist es bei uns selbst? Bei jedem einzelnen?

Stimmt bei uns das wirkliche Verhalten mit dem Überein, was wir andere über uns denken lassen?

Das ist es, was wir an dem einen der beiden Söhne kritisieren: Er tut schön brav – aber nur zum Schein!

Schauen wir noch einmal hin: Das Gleichnis hält ja den Ältesten und den Hohenpriestern des Volkes den Spiegel vor: Sie hätten erkennen müssen, dass Johannes der Täufer Gottes Wort verkündet. Jeder, der das Gesetz des Moses und die Propheten kennt, musste merken, dass Johannes Gottes Bote ist.

Die offensichtlichen und bekannten Sünderinnen und Sünder haben es jedenfalls gemerkt:
Sie haben Johannes ihre Sünden bekannt und sich von ihm Taufen lassen und kehrten um von ihren Sündern.

Sie haben den Ruf in das Reich Gottes vernommen und sind ihm gefolgt.

Nicht aber die Hohenpriester und die Schriftgelehrten. Sie haben ihm nicht geglaubt – sondern sich gefreut, als man ihn umgebracht hat.

Sie haben sich der Einladung, der Stimme des Rufers in der Wüste,
sie haben sich Gott verweigert.

Liebe Schwestern und Brüder, es wäre ja so einfach, wenn ich mich nur einmal richtig entscheiden müsste – und dann ist alles gut.

Doch das Leben ist komplizierter:
Jeden Tag gibt es die Herausforderung, Gottes Stimme zu hören und zu erkennen und der Einladung in das Reich Gottes zu folgen.

Jeden Tag entscheidet sich aufs Neue, ob ich heuchle und nur so tue,
oder ob ich wirklich den Willen meines himmlischen Vaters erfülle.

Es ist eine tägliche Übung und Entscheidung!

Hilf Herr meines Lebens, das ich nicht vergebens, hier auf Erden bin.
Hilf Herr meiner Stunden, dass ich nicht gebunden an mich selber bin.
Hilf Herr meiner Tage, dass ich nicht zur Plage meinem Nächsten bin.
Hilf Herr meiner Seele, dass ich dort nicht fehle, wo ich nötig bin.

Hilf Herr meines Herzens, dass ich auf dich höre auf dem Weg zur dir.

26.02.2020: Aschermittwoch

HIer geht es zu den Texten der Liturgie: schott

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
Es ergibt sich in diesem Jahr sehr schön: Das Evangelium vom Aschermittwoch gehört zur Bergpredigt im Mt. Ev und schließt nahtlos an den Abschnitt vom letzten Sonntag an:

Im Herzen klingt noch der Satz Jesu:
Seid vollkommen, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist.

Das Evangelium führt die mit der Erklärung über Almosen, Beten und Fasten weiter: Jesus sagt: macht es nicht wie die Heuchler – denn die Heuchler spenden, beten und fasten nicht um ihres Gottes Willen, sondern um, ihrer selbst willen.

Sie legen Wert darauf, von den Menschen gesehen zu werden und ihr Ansehen zu steigern.

Liebe Schwestern und Brüder,
Heuchelei – kommt nicht gut an. Aber sie ist gar nicht so selten.
Und ich wage die Behauptung: Sie ist aus dem Leben, besonders aus dem politischen Leben, bei uns gar nicht wegzudenken – und auch nicht aus dem privaten, beruflichen Leben.

Bestimmte Handlungen, Meinungen, Gedanken darf man nicht laut sagen – man behält sie lieber für sich oder sagt vielleicht sogar das Gegenteil – eben das, was erwartet wird und allgemein anerkannt ist.

Leider führt das zu den floskelhaften Reden. Man hält sich an vorgegebene Sprachregelungen und einen gewissen Meinungskodex, damit man kein Missfallen erregt.

Wenn doch einmal herauskommt, dass jemand – womöglich – anders gehandelt hat oder etwas anderes gesagt hat – dann hat man den Skandal.

Je ekliger, desto stärker ist der Unmut, der Zorn, die Häme und desto länger hält er an.

Diese immer wieder kehrenden Erfahrungen erzeugen Misstrauen und Angst. Man weiß nicht, wem man trauen kann und man hat Angst, selbst überführt zu werden.

Deshalb sagt und tut man doch wieder, was man sagen muss oder soll.
Man pflegt weiter die üblichen Floskeln und bestätigt die eingeübten Meinungen.

Wo ist der Ausweg, liebe Schwestern und Brüder?

Wie können wir wahrhaftig sein und werden?
Was können wir dazu beitragen, dass die Menschen ehrlicher sein können und weniger Angst haben müssen?

Wir sollten bei uns selbst beginnen – aber das wissen sie ja sowieso:
Dass wir aus innerer Überzeugung handeln und reden – und zwar das, was wir als gut erkennen:
Machen wir uns nicht davon abhängig, was andere davon halten.
Tun wir das Gute einfach deshalb, weil wir es gut finden.

Meinen wir außerdem nicht, alle müssten die gleichen Überzeugungen haben und zum gleichen Ergebnis kommen wie wir selbst. Es gibt viele Fragen und Herausforderungen, auf die man verschiedene Antworten geben kann – mit jeweils sehr guten Gründen.
Ds ist normal.

Lassen wir uns drittens nicht zu sehr beeinflussen, wenn manche als Helden und andere als Versager hingestellt werden. Kann ich wissen, wie es wirklich ist? Stütze ich mich auf eigene Beobachtungen? Oder plappere ich nur nach, was mir vorgesagt wird und empöre und begeistere mich – ohne es zu merken – auf Kommando?

Liebe Schwestern und Brüder;
wäre das ein Ansatz für diese 40 Tage bis Ostern?

Ich prüfe mich selbst, wo ich heuchlerisch bin?
Ich prüfe mich selbst: Was tue und sage ich nur, um nicht anzuecken und gut dazustehen.
Ich prüfe mich selbst und überlege, was ich aus Überzeugung, aus dem Glauben an Gottes Liebe tun sollte.
Ich prüfe mich selbst: Wie sehr lasse ich mich in meinen Urteilen beeinflussen und sollte zurückhaltender werden, eh ich mit der Menge schreie.

Das Ziel ist, heuchlerisches Tun und Reden zu vermindern, so dass wir an Ostern aus ehrlicher Überzeugung oder auch unsicher stammelnd sagen können:

Ich glaube an Gott, der uns aus Liebe erschaffen hat.
Ich glaube an Jesus, der aus Liebe zu uns gelebt hat.
Ich glaube an den Heiligen Geist, der uns mit Liebe zu Gott und den Menschen erfüllt.

Das ist das Ziel, dass wir unser Taufbekenntnis erneuern und bekräftigen.

02.09.2018: 22. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
40 Jahre hat Mose auf dem Weg in das Heilige Land angeführt.
Er sah das gelobte, das versprochene Land vor sich. Er wusste, dass er selbst es nicht betreten würde und hielt vor dem Volk eine letzte lange Rede: Er erinnerte an die Befreiung, an den Bund der 10 Gebote, den Dekalog und verpflichtete das Volk erneut auf dieses Gesetz Gottes, durch das Israel ein freies Volk wurde. Ein Volk, das nicht nach Willkür beherrscht wird, sondern das Recht und Gesetz hat.

Israeliten, hört und ihr werdet leben! Ruft Mose dem Volk zu.
Es geht ums Leben! Die Gesetze und Rechtsvorschriften Gottes sind der Weg zum Leben. Sie verbinden das Volk mit Gott, von dem das Leben ausgeht.

Wenn die Israeliten die Gebote halten, bleiben sie rein und untadelig vor Gott. Wenn sie dagegen verstoßen, machen sie sich unrein und trennen sich von Gott.

Bis heute soll man „rein“ sein und „Reinheit“ anstreben:
Reines Wasser ist nicht verunreinigt, die reine Lehre ist unverfälscht,
eine Gesellschaft meint, sich reinigen zu müssen, von Mitgliedern, die die Regeln nicht befolgen.

Rein ist eine hoch moralische Qualität und Kategorie –
bis auf den heutigen Tag.

Sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart wird das Wort „rein“ missbraucht, um Menschen herabzuwürdigen: „Die und die verunreinigen die Gesellschaft“ hört man sagen, ja sogar, diese oder jene wären „Schmutz“.

So wie die Jünger Jesu, die mit unreinen Fingern essen. Man wirft ihnen vor, sie würden dadurch die Gebote Gottes, das Freiheitsgesetz Gottes in den Schmutz ziehen und verachten.

Jesus lässt diesen Vorwurf nicht im Raum stehen. Er setzt sich damit auseinander und – wie es seine Art ist – hält er in seiner Antwort den Anklägern den Spiegel vor:

Ihr habt euch eigene Gesetze und Satzungen gemacht und gebt sie nun als von Gott gegeben aus. Ihr sagt, nur wer Waschungen vollzieht, wer bestimmte Speisen nicht isst, wäre mit Gott verbunden.
In Wirklichkeit aber ist euer Herz weit weg von Gott.
Ihr habt in diesen Äußerlichkeiten euch selbst an Gottes Stelle gesetzt.

Man trennt sich von Gott, wenn im eigenen Herzen böse Gedanken sind:
„Unzucht, Diebstahl, Mord, Ehebruch, Habgier, Bosheit, Hinterlist, Ausschweifung, Neid, Verleumdung, Hochmut und Unvernunft.“

Schwestern und Brüder,
Jetzt bin ich, jetzt ist jede und jeder gefragt und angesprochen:
Habe ich böse Gedanken und Absichten in meinem Herzen?

Weiche ich ab von dem, was in anderen und in mir selbst das Leben stärkt?

Denn diese bösen Gedanken und Werke würden mich von Gott trennen – mag ich auch nach außen hin noch so ehrbar und anständig erscheinen.

Gott, bewahre uns davor zu heucheln und nur zum Schein Christen zu sein.
Er helfe uns, dass wir tun, was wir mit dem Mund bekennen.