23.07.23: 16. Sonntag im Jahreskreis

Einführung:
Gott beweist seine Stärke in dem er alles schont und milde richtet. Der Gerechte muss menschenfreundlich sein. Das hören wir in der Lesung.

Und noch besser: Gott schenkt uns die Hoffnung, dass er den Sündern Umkehr gewährt.

Für Gott ist niemand ein für alle mal verloren.
Es ist nie zu spät, um damit zu beginnen, ein guter Mensch zu werden.
Gott urteilt nicht ab, sondern er richtet gerade, was krumm ist und er richtet auf, was gebeugt ist.

Lasst uns Gott loben und preisen.

Ansprache:

„XXX regiert die Welt“ – Sie haben sicherlich das zutreffende Wort sofort gedacht. Aber wer regiert die Welt? Oder auch: wer sollte die Welt regieren? – Jetzt sind Sie an der Reihe: Was denken Sie?

Eine Weltregierung gibt es zum Glück nicht. Der Weltsicherheitsrat der UNO ist es jedenfalls nicht.

Soll eine Partei regieren, ein Regierungschef mit seinen Ministern, ein König, eine Partei – für eine begrenzte Zeit oder unbegrenzt? Alles hat seine Vor- und Nachteile!

Wer sollte diese Welt regieren?

Jesus sagt: „Kehrt um, denn die Königsherrschaft des Himmels (Gottes) ist nahe!“ Gott soll die Welt regieren! Das ist kein Appell an Gott, sondern an die Menschen in der Welt.

Die Herrschaft Gottes, das Himmelreich, ist das Ideal!
Also nicht das Geld, nicht eine politische Partei, nicht ein König oder ein Staatschef sollte mich regieren.

Es ist aber nicht so einfach: Denn Gott hat keinen Regierungssitz und keinen Beamtenstab. Gott unterhält keine Polizei, um die gesetzliche Ordnung zu gewährleisten und kein Militär zur Verteidigung oder gar zur Ausbreitung seines Reiches.

Gott hat nur eine Möglichkeit, zu regieren: Er spricht uns Menschen zu Herzen. In unserem Gewissen hören wir die Stimme Gottes. Es gibt keine höhere Instanz als diese. Deshalb sind religiöse, an Gott glaubende Menschen für jede Regierung, besonders für autoritäre, ein Problem.

Menschen, die an Gott glauben, hören in erster Linie auf ihr Gewissen, und versuchen Gottes Stimme darin zu erkennen. Die obersten Werte von uns Glaubenden sind eben nicht die Steigerung des Bruttosozialprodukts oder der Aktienkurs, und auch nicht die unbegrenzte Selbstbestimmung und das eigene Wohl.

Unsere obersten Werte beziehen sich auf das Miteinander der Menschen. Unser größtes Bestreben ist „gut“ zu sein, weil wir an den „Guten“, an Gott glauben und auf ihn hören.

Über diese Königsherrschaft Gottes spricht Jesus und sagt:
Wie ein wenig Sauerteig eine große Menge Mehl durchsäuert, so ist es auch mit der Herrschaft Gottes, mit dem Himmelreich: Es ist verborgen, aber im Verborgenen wird es immer größer und durchwirkt die ganze Erde – bis am Ende der Zeit, sichtbar werden wird:
Das Gute besteht, was Leben zerstört und zersetzt, vergeht.
„Die Reichen müssen gehen, ihr Gut verweht im Wind!“

Liebe Schwestern und Brüder,
Jesus hat die Verkündigung des Himmelreiches uns, die wir seine Jünger sind, anvertraut. Wir, seine Gemeinde, sind gesandt, dem Himmelreich, der Herrschaft Gottes immer mehr zum Durchbruch zu verhelfen. Dadurch sind wir Kirche Jesu Christi und Kirche Gottes.

Die Verkündigung im Gottesdienst ist eine der Aufgaben der Diakone.
In der Predigt sollen die Menschen stärken, ermutigen und auch darüber sprechen, welche Hindernisse uns im Wege stehen und wie wir sie erkennen und überwinden können.

Unser Diakon Gereon Piller hat diese Aufgabe in vielen Predigten angenommen und erfüllt. Er hat uns immer wieder angeregt, uns selbst zu prüfen, damit wir auf dem Weg bleiben und wirklich auf Gottes Stimme in unserem Gewissen hören und uns auch nicht von anderen Reizen und Stimmen davon abhalten zu lassen.

Für diesen Dienst der Verkündigung wollen wir ihm nach der Messe danken.

Jetzt aber dürfen wir miteinander bekennen, dass wir an Gott glauben, an den Guten und darin, dass wir von ihm her die Kraft haben, selbst gut zu sein:

Ich glaube ….

Fürbitten:

Gott, unser Vater, du bist bei uns – jeden Tag und zu jeder Zeit.
Voll Vertrauen rufen wir zu dir:

  • Wir beten für die Christenheit: Dass sie ihre Spaltungen überwindet,
    so dass alle Getauften im Sakrament der Eucharistie vereint sind. ‑ Christus, höre uns       A: Christus, erhöre uns
  • Wir beten für alle, die die Gute Nachricht vom Kommen des Himmelreiches verkünden für ihren Dienst, dass durch sie allen Menschen deine Güte bekannt wird.
    Christus, höre uns        A: Christus, erhöre uns
  • Wir beten für die Menschen in der Ukraine und für die russischen Soldaten, dass Präsident Putin den Befehl zum Ende des Krieges gibt.
    Christus, höre uns        A: Christus, erhöre uns
  • Wir beten für unser Bistum und für alle Bistümer in Deutschland: Dass auch unser Bischof sich für Erneuerung und für Veränderungen in der Kirche öffnet.
    Christus, höre uns        A: Christus, erhöre uns
  • Wir beten für die Kindern, Frauen und Männern in unserer Stadt um deinen Segen: stärke unter uns den Geist echter Gemeinschaft. Christus, höre uns           A: Christus, erhöre uns

Pr.: Ja Gott, du schaust voll Güte auf dein Volk und leitest es durch deinen Heiligen Geist. Wir ehren dich und danken dir heute und in Ewigkeit. Amen.

27. Juli 2014: 17. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Schott

Liebe Schwestern und Brüder,
Warum laufen Kinder um die Wette?
Warum entwickeln schon Kinder immer neue Wünsche:
Das will ich haben?
Warum haben Kinder schon den Ehrgeiz, sie möchten besser sein, im schöneren Haus wohnen, die schönere Kleidung haben?

Sie spiegeln darin oft das Denken der Erwachsenen wider.

Es ist eine urmenschliche Eigenart: Wir wollen es besser. Wir wollen mehr. Wir wollen es größer!

Und diese menschliche Eigenschaft ist sehr erfolgreich und sinnvoll:
Das ist der Antrieb des Fortschritts: Deshalb können heute so viele Krankheiten geheilt werden. Deshalb gibt es Fabriken.
Deshalb gibt es unsere Zivilisation:

Besser, größer, schneller, weiter, mehr!

Das treibt den Menschen an – auch jene beiden Männer, die Jesus in seinen kleinen Geschichten beschreibt:
Der Mann geht auf den Acker, um durch seine Arbeit Brot zu verdienen,
der Kaufmann sucht schöne Perlen, um damit zu handeln und zu verdienen.

Der Schatz und die Perle, die sie finden, setzen ihrem Streben ein Ende:
Das ist das Größte, beste, meiste, wertvollste – das ist nicht steigerbar!
Dieses eine zu besitzen genügt. Dann hört der Handel auf, der Landmann muss nicht mehr aufs Feld!

Der Schatz, die Perle ist genug. Mehr geht nicht!

Das, Schwestern und Brüder bedeutet es, das Himmelreich zu finden. Mehr gibt es nicht. Schöneres und Besseres – ist nicht vorstellbar!
Das möchte Jesus den Jüngern sagen.

Woher weiß er das?

Er weiß es, weil er selbst diesen Schatz, diese Perle gefunden hat. Er weiß es, weil er selbst so voller Freude darüber ist, dass er nichts anderen anstreben will: Ich habe es gefunden sagt Jesus – glaubt mir, das mach so glücklich, die Freude ist so unbändig groß und vergeht nie wieder.

Wer das Himmelreich gefunden hat, für den hat die manchmal quälende, ewige Mühe, das ewige „noch einmal“, die ständige Suche nach etwas Besseren ein Ende:
Jesus sagt: Wenn du das Reich Gottes gefunden hast, dann hast du das größte denkbare Glück gefunden.

Ich erinnere mich an die Einladung Jesu:
Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten auf euren Schultern tragt: Ich werde euch Ruhe verschaffen! Nehmt mein Joch auf euch, denn ich bin gütig und von Herzen demütig. So werdet ihr Ruhe finden für eure Seele:

Jesus befreit uns vom Leistungszwang, vom Konsumzwang und vom Druck des immer mehr, immer schnelle, immer größer, immer besser.

Er schenkt uns das Himmelreich, also jene Erfahrung, die uns Frieden schenkt:

Jeder Mensch ist von Gott um seiner selbst willen geliebt.
Jeder Mensch ist Gott unendlich wertvoll.

Diese Erfahrung ist besser als alles, was wir sonst in der Welt leisten und schaffen können: Es ist gut, dass es mich gibt.
Ich darf sein – so wie ich bin – weil Gott mich so liebt.

Das ist das Himmelreich.

 

14. Oktober 2012: 28. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den liturgischen Texten:

Ein Kamel hat nichts mit einem Nadelöhr zu tun. Deshalb wechseln manche das Wort Kamel durch das Wort Schiffstau oder dickes Tau aus. Griechisch heißt das Kamel nämlich kamelos und das Schiffstau kamilos.
Aber ändert das wirklich etwas an der Gegenüberstellung: Dick und groß gegen schmal und klein? Und wird die Unmöglichkeit nicht viel drastischer ausgedrückt durch das Kamel, das niemals durch ein Nadelöhr passen wird und das niemand versuchen wird durch ein solches zu fädeln. Das ist eine geradezu surrealistische Vorstellung.

So verstörend wie die Zusammenstellung Kamel und Nadelöhr ist auch dieser ganze Abschnitt des Mk-Ev’s.
Was widerfährt diesem Mann, der den Weg ins Himmelreich sucht!
Jesus führt ihn erbarmungslos an seine Grenzen. Der Evangelist fügt noch hinzu: „weil er ihn liebte“.

„Gib alles, was du hast den Armen, dann hast du einen bleibenden Schatz im Himmel. Dann komm und folge mir nach“

Das ist also der Weg ins Himmelreich! Diese Episode und dieses Jesuswort überliefern übrigens auch das Lk. und das Mt. Ev.

Wenn ich dieser Mann wäre – was würde ich tun? Jeder sollte sich diese Frage stellen.

  • Würde ich aufbrausen und Jesus für diese Unverschämtheit beschimpfen?
  • Würde ich versuchen, darüber zu diskutieren und einen Mittelweg zu finden: Eine Selbstverpflichtung zum Spenden. Besser ein regelmäßiger Spender als noch ein Armer, der mittellos herumwandert.
  • Würde ich über diese Verrücktheit lachen und mich abwenden von einem solchen Spinner?

Was würde ich tun?

Tatsächlich aber ist das nicht die einzige Stelle in den Evangelien, die deutlich macht, dass Reichtum und Christ sein nicht zusammen passen. Ich kann nicht beiden dienen: Gott und dem Mammon! (Mt. Bergpredigt)

Wer in dieser Welt reich sein will, muss über die Not der Armen hinwegsehen.
Wer in dieser Welt reich sein will, muss die AUgen davor verschließen, dass sein Reichtum etwas zu tun hat mit der Armut der Armen.
Wer in dieser Welt reich sein will, muss ausblenden, dass dieser Reichtum in Gottes Ewigkeit nichts zählt, sondern ihn eher von Gott trennt, der alles mit uns teilt.

Schwestern und Brüder, wir können es drehen und wenden, wie wir wollen:
weder ein Kamel noch ein Schiffstau passen durch ein Nadelöhr.

So unmöglich kommt ein Reicher in das Himmelreich. –  Jedenfalls nicht aus eigener Kraft.

Für Gott aber ist alles möglich!

Sein Erbarmen mit uns,  seine Bereitschaft mit uns zu teilen, sollte unser Herz bewegen,
damit unsere Hände sich öffnen,
damit sie nicht ängstlich festhalten, was in dieser Welt als Besitz kostbar ist,  sondern mit denen teilen,
die nicht vor Gott sondern in dieser Welt als Arme gelten.

Wer reich sein will vor Gott, braucht in dieser Welt Hände, die nicht festhalten, sondern die teilen und verschenken.