08.11.2020: 32. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

die Sportlerinnen, die den Wettbewerb über 400m bestreiten möchten, müssen beim Startschuss bereit sein – sonst können sie nicht teilnehmen!

Insofern ist, meiner Meinung nach, das Gleichnis nicht übertrieben hart, wenn die jungen Mädchen, die zu spät kommen, nicht mehr in den Hochzeitssaal gelassen werden.

Doch es steht mir gar nicht an, das Verhalten des Bräutigams zu beurteilen. Er steht – das ist unschwer auszudenken – für Jesus Christus, von dem wir bekennen: Ich glaube, dass er kommen wird, um zu richten die Lebenden und die Toten. Er ist es, der die Tür öffnet oder verschließt.

Das Gleichnis geht von der Vorstellung aus, dass Christus wiederkommt, wie ein Bräutigam, der zum Hochzeitsmahl lädt. Hineindürfen alle, die bereit sind, wenn er kommt. Deshalb ist es klug, bereit zu sein,
wachsam zu bleiben, für den Augenblick, in dem der Herr kommt.

Liebe Schwestern und Brüder, an dieser Stelle erwarten nun gut geschulte Kirchgänger, dass in der Predigt erläutert wird, was es denn heißt, für das Kommen Jesu Christi bereit zu sein: das überspringe ich jetzt – vor allem, weil sie das selbst können und wissen: gerecht sein, hilfsbereit, etc.

Ich möchte nämlich lieber in aller Kürze etwas dazu sagen, wie wir uns diese Wiederkunft Christi vorstellen können, wenn er Gericht halten wird und ich möchte mit einem – vielleicht überraschendem Gedanken zu den törichten Hochzeitsmädchen enden.

Was wird denn mit dieser Welt, mit dem Universum passieren?
Was wird mit uns Menschen geschehen und mit allen Lebewesen?

Ich wäre geneigt, diese Frage zuerst einem Physiker zu stellen – doch die naturwissenschaftliche Erkenntnis kann darüber keine sicheren Vorher­sagen machen. (Zusammenfallen des Universums? Meteorit? Erkalten der Erde?)

Was wird denn mit der Welt, mit dem Universum passieren? Mit den Menschen und allen Lebewesen?
Diese Frage stelle ich mir als einer, der an Gottes schöpferische Liebe glaubt.

Da ich im 3. Jahrtausend lebe und nicht mehr in der Zeit des römischen Kaiserreiches wenige Jahrzehnte nach der Hinrichtung Jesu, habe ich andere Bildwelten als die Menschen damals. Es geht ja auch nicht um die Bilder, sondern um Gott und um die Erde und wie Gottes Gerechtigkeit und Liebe in dieser Welt und für uns Menschen endgültig zum Zug kommen.

Das Bild vom Hochzeitsmahl gefällt mir sehr: Gott lädt uns ein zu seinem Fest! Da gibt es kein oben und unten! Gottes Licht strahlt für jeden. Gottes Freude ist in jedem. Jeder genießt das Heil Gottes, der alle Schmerzen tilgt und alle Wunden heilt.

So stelle ich mir das gerne vor. Das Gleichnis im Mt-Ev. Beleuchtet aber einen anderen Aspekt: Es kommt darauf an, „Wachsam“ also „bereit“ zu sein, um – wie die klugen Hochzeitsmädchen) bei dem Fest dabei zu sein.

Am Ende entscheidet der Bräutigam, dass die „törichten“ Mädchen draußen bleiben: das zeigt mir, dass vor ihm unbestechlich offenbar wird, ob jemand, ob ich, „bereit“ bin. Ob er mich leuchtend findet – oder ob ich zu spät komme.

Dass der Bräutigam lange auf sich warten lässt, deutet an, dass die Erde und die Menschheit immer noch geplagt werden von Katastrophen, von Krankheiten und von der eigenen Ungerechtigkeit. Die Botschaft des Gleichnisses ist: Seid klug und vertraut darauf, dass Gottes Heil zu euch kommt. Bleibt auf dem Weg mit Christus, damit ihr bereit seid, wenn er kommt.

Soweit zu meinen Vorstellungen: Gott entscheidet über das Heil und ich soll dafür bereit sein und damit rechnen – jederzeit.

Was ist nun so töricht an den Mädchen, die draußen bleiben müssen?
Sie waren nicht „bereit“. Sie rechneten nicht damit, auf ihn warten zu müssen. Sie dachten nicht daran, dass ihre Fackeln leuchten sollen.

Was wäre aber gewesen, wenn sie ohne brennende Fackeln geblieben wären und um Verzeihung gebeten hätten? Wenn Sie Ihr Versäumnis eingestanden hätten? Wenn Sie auf die Großzügigkeit des Bräutigams vertraut hätten? Das wäre ihre Chance gewesen. Doch dazu waren sie auch nicht bereit.

12. Oktober 2014: 28. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Schott

Liebe Schwestern und Brüder,
für mich ist der Schluss dieses Gleichnisses schockierend und rätselhaft: Alle möglichen Leute wurden von der Straße geholt, damit sich der Festsaal füllt – und dann wird einer hinausgeworfen, nur weil er kein Hochzeitsgewand anhatte. Wer hat schon ein Hochzeitsgewand im Beutel, wenn er von der Arbeit kommt – möchte ich fragen.

Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass die anderen Gäste alle ein Hochzeitsgewand hatten.

So wie ich Jesus aber aus den Evangelien kenne, geht es ihm nicht um kleinliche Kleiderordnungen.
Was also will mir das Evangelium mit diesem Ende der Geschichte sagen?

Dazu frage ich mich:  Wodurch mag sich der eine, der hinausgeworfen wird, von den anderen unterscheiden – wenn es nicht um Textilien geht?

Die Antwort ist mir wichtig:
Denn, als getaufter Christ gehöre ich zu den vielen, die von der Straße geholt wurden – und ich möchte nicht wieder hinausgeworfen werden.

Dass es bei dem Hochzeitmahl um das Reich Gottes geht, um das ewige Leben bei Gott im Himmel, liegt auf der Hand.
Offenbar gibt es nicht nur die Möglichkeit, die Einladung gleich zu verweigern, sondern man kann auch – obwohl man schon im Saal ist – wieder hinausgeworfen werden.
Man kann das Leben wieder verlieren, das einem schon geschenkt war.

Was könnte daran schuld sein?

Jedenfalls nicht das Leben, das ich geführt habe, bevor mich die Einladung erreichte – das scheint egal zu sein. Gute und Böse füllen den Festsaal.

Vielleicht aber hängt es damit zusammen, ob ich mich angemessen verhalte:

Statt in Freude die Hochzeit mitzufeiern, verbreitet der Mann vielleicht Missstimmung: Stößt die Nachbarn an, versucht für sich die schöneren Stücke vom Teller zu fischen und auch etwas mehr als die anderen?

Schwestern und Brüder, etwas anderes kann ich mir eigentlich nicht vorstellen: Der Mann verhält sich nicht so, wie es der Hochzeitsfeier entspricht.

Das Evangelium mahnt mich:

Die Taufe, die Firmung, keine Kommunion würden nichts nützen, wenn ich nicht so lebe, wie es dem Reich Gottes entspricht.

Wenn ich an Gott glaube, der das vergängliche Leben mit Unvergänglichkeit bekleidet,
Wenn ich glaube, dass Gott der Gute ist,

dann muss auch ich gut sein und gut werden.