01.08.2021: 18. Sonntag im Jahreskreis

Liebe Schwestern und Brüder,
letzten Sonntag haben wir gehört: das Johannesevangelium erzählt von dem kleinen Jungen, der Jesus 5 Brote und 2 Fische anbot. Das wenige, unvollkommene Gute, das wir tun, reicht aus: durch die Kraft Gottes vervielfacht es sich, so dass sogar ein Überschuss bleibt.
Das Evangelium erzählt, dass sich Jesus der Menge entzieht, damit sie ihn nicht in ihre Gewalt bringen und zum König machen.

Am nächsten Tag finden sie Jesus und seine Jünger in Kafarnaum – in der Synagoge. Nun folgt die sogenannte Brot-Rede Jesu. Sie ist von größter Bedeutung dafür, wie Menschen, die an Jesus glauben, ihr Leben gestalten:

„Müht euch nicht ab für die Speise, die verdirbt. Sie stillt euren Hunger nur für kurze Zeit. Müht euch um die Speise, die für das ewige Leben bleibt!“

Natürlich müssen die menschlichen Bedürfnisse gestillt werden – Hunger und Durst, Kälte, Erschöpfung. Aber –sagt Jesus im Joh.Ev. Es lohnt sich nicht, seine Lebenskraft dafür zu verschwenden, um möglichst reich werden – wichtiger ist es, sich um die Speise für das ewige Leben abzumühen.

Die Leute verstehen Jesus. Sie reagieren positiv und fragen: „Was müssen wir tun, damit du uns die Speise für das ewige Leben gibst.?“

In dieser Frage steckt der alte Grundsatz: Man bekommt im Leben nichts geschenkt.

Jesus antwortet: „Ihr müsst mir glauben, dass ich von Gott gesandt bin!“

Die Leute können diese Antwort nicht fassen und annehmen. –
Nun soll Jesus es sich verdienen, dass sie ihm glauben. Er soll es beweisen.

Das lehnt Jesus ab und sagt:
„Es gibt keinen Beweis. Ihr könnt nur glauben, dass ich euch ewiges Leben schenke. Wer glaubt, dass ich von Gott gesandt bin, dessen Durst und Hunger sind gestillt.“ Der weiß, dass das Leben mehr ist, als Geld verdienen und essen und trinken.

Liebe Schwestern und Brüder,
an dieser Stelle unterbricht die Leseordnung. Am kommenden Sonntag wird die Rede weitergelesen.

Es ist natürlich kein Zufall, dass das Brot als Vergleichspunkt dient:
das Brot, das verdirbt und das Brot, das ewiges Leben schenkt.
Jesus bezeichnet sich selbst als dieses Brot.

Das Johannesevangelium bedenkt an dieser Stelle sorgsam und Schritt für Schritt, was die anderen drei Evangelium vom letzten Abend Jesu mit seinen Jüngern berichten: Er nahm das Brot, brach es, reichte es ihnen und sprach: „Nehmet und esset alle davon. Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird.“

Seit Ostern teilen die Jünger das Brot miteinander, weil sie an Jesus glauben. Sie glauben dass er mit seiner Botschaft von Gott gekommen ist:

Du musst dir das Leben nicht verdienen;
Du musst dir nicht verdienen, dass Gott dir das ewige Leben schenkt.

Das Leben ist geschenkt.
Gott schenkt dir auch das ewige Leben.

Verschwende deine Kraft nicht mit dem, was du dir verdienen musst.
Verschenke deine Kraft, verschenke deine 5 Brote und deine 2 Fische
und sieh zu, wie sich durch Gottes Kraft das Gute vervielfacht.

18.07.2021: 17. Sonntag im Jahreskreis

Liebe Schwestern und Brüder,
fast 8 Milliarden Menschen leben auf unserer Erde. Das ist eine gewaltige Zahl. Und es ist ein gewaltige Menge an Begabungen, an Sehnsüchten, an Problemen.

Eines der größten Probleme ist nach wie vor der Hunger: Über 800 Millionen Menschen leiden unter Hunger.

Ungefähr 80 Millionen Menschen fliehen um Kriegshandlungen zu entkommen. Noch viel mehr Menschen leben in Kriegsgebieten und leiden darunter.

Diese Millionen Menschen mit ihren Nöten und Sorgen sehe ich stellvertreten in den 5000 Männern, die gemäß dieser Geschichte um Jesus versammelt waren. Diese 5000 stehen stellvertretend für das Heer der Menschen, die sich nach Frieden sehnen. Sie stehen für die Menschen, die mit Problemen kämpfen, mit Krankheiten, die verzweifelt sind. Menschen, die ihr Leben irgendwie als sinnlos und bedroht erfahren.

Die ganze Menschheit steht vor riesigen Problemen: die Welt wird sich in den nächsten Jahrzehnten verändern. Viele werden wegen steigender Meereshöhe nicht mehr dort leben können, wo ihre Ahnen über lange Zeit lebten.
Die Weltbevölkerung nimmt jedes Jahr um ca. 50 Millionen Menschen zu. Wie soll der Hunger gestillt werden, die Kinder unterrichtet, die Kranken versorgt?
Wenige Multimilliardäre reißen immer mehr an sich. Der Wohlstand ist immer ungleicher verteilt. Die Benachteiligten fangen an, sich dies nicht mehr gefallen zu lassen.

All diese Menschen sehe ich versammelt auf dem Berg – hoffend darauf, dass Jesus ihnen einen Weg zeigt.

Als Berichterstattung eines Ereignisses fasse ich die Geschichte nicht auf.
Wie sollte sich Jesus in der einsamen Gegend 5000 Menschen verständlich machen? Wie hätten die Römer auf eine solche Versammlung reagiert?
Woher kamen am Schluss plötzlich die 12 (!) Brotkörbe, obwohl doch nur ein kleiner Junge 5 Brote und zwei Fische zur Verfügung stellen wollte.

Vielmehr verkündet diese Geschichte, was Jesus bedeutet: sie ist Ausgangspunkt der sogenannten Brotrede, die wir an den kommenden Sonntagen anhören werden.

Aber auch für sich allein ist diese Geschichte schon eine Mutmachge-schichte:

Es geht mir um den kleinen Jungen mit seinen 5 Broten und 2 Fischen. Er bringt dieses bisschen in der Naivität eines Kindes, das helfen will. Es kann aber nicht einschätzen, dass das doch viel zu wenig ist für die Menge.

Brote und Fische stehen für das, was die Menschen suchen:
Achtung ihrer Würde, dass sie für sich und ihre Familie sorgen können,
dass sie satt werden und in Frieden nach ihren Gebräuchen an einem sicheren Ort leben können.
Die Menschen suchen Hoffnung, dass sie die Welt gut gestalten können und dass all ihr Bemühen nicht umsonst ist.

Dieser kleine Junge ist der Held in der Geschichte. Warum? Weil er das wenige, das bisschen herbeibringt. Er will es zur Verfügung stellen und teilen. Er will helfen – wenn auch mit fast nichts.

Da fallen mir die Helfer ein, die nur mit einem Spaten ins Ahrtal kommen, um zu helfen. Da sind die Leute, die einfach Suppe und Eintopf bringen, damit sich die Menschen stärken können. Es ist nicht viel. Aber die Wirkung ist tausendmal größer. Es bringt Hoffnung. Es gibt Kraft. Es bewahrt vor Verzweiflung.

Das ist das Geheimnis dieser Geschichte: Jesus zaubert nicht unsere Probleme weg. Das Wunder dieser Geschichte wiederholt sich immer wieder: wenn Menschen auf Gott hören und Gottes Werke tun, wenn Menschen teilen und trösten, Gerechtigkeit herstellen und Wunden heilen, wird sich das Gute, das sie tun, multiplizieren und vervielfachen. Wir brauchen nicht denken, was kann ich schon tun. Wir dürfen darauf vertrauen, dass sich das wenige Gute, das wir mit unseren kleinen Möglichkeiten tun, vervielfacht, weil Gott das Gute in die Schöpfung eingepflanzt hat. Es ist wie ein Pilzgeflecht, das sich unterirdisch ausbreitet und überall seine Früchte hervorbringt – in Gottes Kraft.

17. März 2013: 5. Fastensonntag

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Beuron

Das Misereor Hungertuch findet man hier: MISEREOR-Hungertuch

Wir haben den Hunger satt! – das ist das Leitwort der MISEREOR Fastenaktion in diesem Jahr.
Wir haben den Hunger satt – das ist ein Wortspiel mit der Redewendung „ich habe es satt …“, die Überdruss ausdrückt. Wir wollen nicht mehr hungern müssen!

Ganz darauf abgestimmt ist auch das neue Hungertuch von MISEREOR, das uns heuer und nächstes Jahr zum Nachdenken anregen kann.
Das Hungertuch trägt die Überschrift: „Wie viele Brote habt ihr?“ Das hat Jesus seine Jünger gefragt, als diese ihn aufmerksam machten, dass er die Menschen wegschicken soll, damit sie sich etwas zu essen kaufen könnten.

Die Szene sehen wir auf dem Bild links oben:
Im Hintergrund die Armen, die Hunger leiden. Im Vordergrund ein Tisch, hinter dem ein Kind steht. Es hat alles was er hat, die zwei Fische, auf den Tisch gelegt.
Das Bild ist aus der Perspektive Jesu gezeichnet. Von ihm her fällt helles Licht auf den Tisch und den Jungen.
Ein Mensch fängt an zu teilen, ein Mensch fängt an, aus Liebe zu handeln, ein Mensch, vertraut sich und seine Möglichkeiten Gottes Kraft an.
Was dieses Kind bringt, reicht für alle.

Das Bild darunter beschreibt den betrüblichen Teil der menschlichen Wirklichkeit: Der Tisch auf dem Bild ist eine Barriere zwischen denen, die Köstlichkeiten in sich hineinstopfen und den Hungernden, die flehend die Arme in die Höhe strecken, damit sie ein wenig Anteil haben am Brot.
Die Frage: Wie viele Brote habt ihr? Findet kein Echo. Niemand bringt etwas. Diese Selbstsucht führt viele Menschen in den Tod durch Krankheit und Hunger. Sie führt zu Gewalt. Deshalb sind im Hintergrund die drei Kreuze. Doch auch hier ist das Licht Christi zu sehen: die Verheißung einer solidarischen Welt.

Rechts oben ist Christus dargestellt. Um ihn herum sind Kranke, Verkrüppelte, Kinder und ihre Mütter. Christus teilt Brot und den Wein mit ihnen – wie der Junge auf dem Bild links daneben – gibt er sich – auch in der Fußwaschung die in dieses Bild aufgenommen ist.
Miteinander das Brot teilen. Einander die Füße waschen, einander dienen – so entsteht Gottes Reich mitten in der Welt. So strahlt das Licht Jesu in diese Welt.

Das Bild rechts unten ist ein Gegenbild zu dem daneben:
Kinder sitzen auf dem Tisch, der nun keine Barrikade mehr ist. Getreidehalme mit vollen Ähren umspielen ihre Füße. Es ist das Leben in Fülle, das Jesus verheißt. So sehr diese Verheißung das Jenseits betrifft, das Leben in Gottes Herrlichkeit. Könnte sie nicht auch Gegenwart sein, wenn wir Menschen die Frage beantworten: „Wie viele Brote habt ihr?“
Wenn jeder gibt, was er hat, dann werden alle satt – heißt es in einem Lied! Besonders heute – aber nicht nur heute – sind wir eingeladen zu teilen, was wir haben, damit der Hunger weniger wird und die Menschlichkeit, die uns über die Evolution hinaushebt, zunimmt.

Ans Ende der Ansprache möchte ich einige Sätze von Bischof Theotonius Gomesaus Dhaka/Bangladeschstellen,

Liebe Freunde,
ich heiße euch herzlich willkommen, mit mir einige persönliche Gedanken zur TischSymbolik dieses Hungertuchs zu teilen.
Lasst mich auf der konkreten Ebene beginnen: die Nahrung, die uns zuteil wird, sollen wir behutsam und bewusst essen, um satt zu werden; und wir sollen sie mit Freude kosten und schmecken, um die Güte, die uns widerfährt, bewusst wahrzunehmen. Mit einer solchen Haltung werden wir Zugang zum Geist des Fastens und der Fastenzeit gewinnen.

Ja, lasst uns satt werden und uns stets freuen an dem Brot, das wir essen. Sollte uns im Überfluss diese einfache Freude abhanden gekommen sein, lasst sie uns demütig wieder erlernen von den Armen und all jenen, die hungern. Auch wenn es wie ein Wunder erscheinen mag: Sie freuen sich an der einen, sehr einfachen Mahlzeit am Tag, derer sie vielleicht habhaft werden können.

Lasst uns die Güte der Nahrung erkennen als Gottes tägliches Geschenk an uns, als Geschenk der Erde und unserer Hände Arbeit, ein Geschenk, dem eine Dimension des Heiligen innewohnt, und das uns zuteil wird, damit wir leben können. Die Dimension des Heiligen in unserer Nahrung wird dort umso deutlicher, wo sie von reichen und armen Menschen geteilt wird als Zeichen der Freundschaft und familiären Verbundenheit – auch wenn diese Menschen weit entfernt voneinander wohnen.

Nichts von dieser so wertvollen Nahrung darf vergeudet, nichts weggeworfen werden. Aber wir wissen: es gelingt uns bis heute nicht, die eine, liebevolle Menschheitsfamilie auf der Erde zu schaffen unter dem Zeichen des Täglichen Brotes. Wir sind beschämt und niedergeschlagen. Ja, »wir haben den Hunger satt«, den Hunger, der den Tod bedeuten kann, den Hunger, dessen Schmerzen den Hungernden peinigen. Es gelingt uns nicht, den Hunger unserer Tage zu stillen. Lassen wir, liebe Freunde, jenen inneren Hunger in uns entstehen, der den Hunger aus der Welt verbannen kann.

Hier halten wir einen Moment inne und wagen es, auf jene die Zeiten übergreifende Tischrede im Gebet unseres Herrn zu hören: »Unser tägliches Brot gib uns heute.« Lasst es uns inständig beten, auf dass es für alle Wirklichkeit werden möge. Das Herrenmahl ist die Gnade, die uns leitet, wenn wir unsere täglichen Gaben darbringen und gestärkt werden in der Feier der Eucharistie. Wir beten und versprechen, uns mit all unserer Kraft, mit unserem Körper und unserem Herzen einzusetzen für eine weltweite Kultur und Zivilisation des Täglichen Brotes als Zeichen der Gegenwart seines Reiches unter uns, im Hier und Heute.