06.07.25: 14. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Dies alles ist Frieden
Brot haben, leben können, gehört zum Frieden.
Nicht hungern zu müssen,
um das Überleben nicht kämpfen zu müssen, ist Frieden.

Einen Platz haben, von dem einen keiner verdrängt, ist Frieden.

In einer Gemeinschaft zu leben statt allein, ist Frieden.

Eine Aufgabe zu haben, die mehr ist
als das tägliche Herbeischaffen von Nahrung,
die Sinn hat und Erfüllung gibt, ist Frieden.

Ein Haus haben, einen Tisch,
einen Menschen der einen versteht:

Dies alles ist Frieden.       Jörg Zink

Einführung: Liebe Schwestern und Brüder
Jetzt wir sind in dem Frieden versammelt, den Christus uns gebracht hat und danken Gott für unsere Erlösung:

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
Ich lade sie ein, – wenn Sie möchten und sich trauen – die Augen zu schließen. Ich sage gleich ein Stichwort. Wenn Sie es hören, könnte Ihnen eine Vorstellung, ein Bild, eine Szene einfallen, die sie sozusagen vor ihrem inneren Auge sehen. Das Wort heißt FRIEDE.

Welches Bild des Friedens ist ihnen eingefallen?

Für mich ist es unter anderem das Bild eines Kindes, das von der Brust seiner Mutter trinkt und dabei völlig zufrieden wirkt.

In der Lesung hat es sogar geheißen:
„auf dass ihr schlürft und euch labt an der Brust ihrer Herrlichkeit.“

Die Stadt Jerusalem ist die Stadt Gottes. Die Stadt, zu der Menschen aus allen Völkern ziehen, um dort Frieden zu finden.

Dass es nicht um das Jerusalem geht, das heute zum Sinnbild der Feind­schaft zwischen Palästinensern und der Regierung des Staates Israel geworden ist, versteht sich von selbst.

Für den Propheten Jesaja ist Gott wie eine Mutter, die ihr Kind stillt und es sättigt. Eine Mutter, bei der wir uns laben und genussvoll trinken.

Ein wunderbares Bild des Friedens!

Manchmal ist es schon eine große Herausforderung, den Frieden mit sich und seinem Leben zu finden. Manche Menschen haben wirklich ein schlimmes Schicksal – sie alle wissen, was alles passiert und passieren kann und passiert ist.

Wen würde es wundern, wenn man dann mit seinem Schicksal hadert: Warum ich? Das habe ich nicht verdient! Das ist ungerecht. Ich habe niemandem so etwas Böses getan!

Manchmal sind es auch Selbstvorwürfe:
Warum war ich so gutgläubig, so naiv? Warum konnte ich mich nicht beherrschen? Hätte ich das bloß nicht getan. Das war ein großer Fehler.

Das ist der Unfriede mit sich selbst. Menschen liegen im Streit mit sich und ihrer Lebensgeschichte, die sie nicht akzeptieren können und wollen.

Gerade in diesen Unfrieden hinein spricht der Prophet als Mund Gottes:

„Wie einen Mann, den seine Mutter tröstet,
so tröste ich euch. Bei mir findet ihr Trost. – Euer Herz wird jubeln!“

Der Prophet weiß, dass manche – oder sogar viele – Menschen diesen Frieden in ihrer Lebenszeit nicht finden werden und können.

Es soll nie und nimmer der Eindruck entstehen:
Du bist selbst schuld, wenn Du mit deinem Leben haderst.
Damit würde den Menschen eine zusätzliche Last aufgebürdet.

Gott wird es machen wie eine Mutter, die ihr Kind tröstet!
Wenn Du einmal im Himmel bist!

Liebe christliche Gemeinde,
dieses Bild des Friedens, diese Vorausschau auf den Frieden Gottes, der uns erwartet, sollten wir uns nicht nehmen lassen – sondern daran festhalten. Diese Hoffnung stärkt uns, so dass wir beharrlich und geduldig bleiben und am Frieden arbeiten.

Die eigene Zerrissenheit müssen wir nicht als von Gott gegeben hinnehmen. Denn Gott will unser Heil. Er will, dass sein Friede in uns ist.

Er hat uns eine Brücke gebaut, einen Boten gesandt. Er hat uns ein Mikroskop in die Hand gegeben, damit wir Gottes Wirken erkennen.

Jesus von Nazareth hatte diesen Frieden Gottes in sich!
Er zieht die Menschen an, die sich danach sehnen.
Er hat sich bewährt und den Frieden bewahrt – den Frieden Gottes – auch in seinem qualvollen Tod in der sengenden Mittagsglut am Kreuz erstickend.

So können wir glauben, dass der Friede Gottes uns erwartet,
dass wir Gottes Frieden in uns haben können,
dass wir berufen sind, am Frieden mitzuwirken und der Feindschaft und dem Hass und dem Neid und Geiz keinen Raum zu lassen.

Je vermögender und mächtiger Menschen sind, umso mehr gilt ihnen der Ruf, sich vor Habgier zu hüten und für gerechte Strukturen und Regeln zu sorgen, damit alle erhalten, was ihnen für ein Leben in Würde gebührt.

02.11.2019: Allerseelen

Hier geht es zu den Texten der Liturgie (Vorschlag I) schott

Liebe Schwestern und Brüder,
wenn wir unseren Verstorbenen etwas sagen, etwas mitteilen wollen, was würden wir zu ihnen sagen.

Vielleicht sagen wir: „Du fehlst mir“, weil die Person eine Lücke hinterlässt, weil sie einfach zu mir und meinem Leben gehörte.
Wie kann ich leben ohne ihn, ohne sie?

Vielleicht sagen wir auch „Danke!“: weil wir dem Verstorbenen so viel verdanken: seine Freundschaft, seine Treue, seine Sorge, seine Unter-stützung. Er hat unser Leben geteilt und bereichert. Es gibt so viele schöne Erinnerungen und Erlebnisse. Danke dafür.

Vielleicht sagen wir auch: „Verzeih“ und denken daran, was wir der Verstorbenen schuldig geblieben sind. Wir denken an manche Augenblicke, in denen uns die Kraft ausging, es mangelte an Verständ­nis und Geduld.

Vielleicht sagen wir auch: „Ich verzeihe dir“, wenn es nicht immer leicht war, den Verstorbenen auszuhalten, zu ertragen. Doch wir wollen über den Tod hinaus nichts nachtragen, sondern es soll Frieden sein, zwischen dem Verstorbenen und uns.

Vielleicht fragen wir auch: „Warum?“ weil wir nicht verstehen, wie es gekommen ist; weil der Tod so unvorhergesehen kam; weil wir nicht damit gerechnet haben – nicht jetzt. Warum fragen wir – weil wir es noch nicht annehmen können, dass sie oder er verstorben ist.
Die Klage, der Schmerz, die Trauer herrschen noch vor. Wir warten darauf, dass die Frage allmählich verstummt.

Vielleicht sagen wir auch: „Es ist gut“. Weil wir unserem Verstorbenen gönnen, dass er am Ziel ist, dass er befreit ist von seinem Leiden, dass er nun an einem besseren Ort ist, als es die Erde sein kann.
Es ist gut so. Der Trauerschmerz hat uns verändert, unsere Sicht auf das Leben reifen lassen. Wichtig sind nicht die gezählten Jahre, sondern die Liebe, die wir geben und empfangen.

Liebe Schwestern und Brüder,
der Tod unserer lieben Angehörigen bewegt uns und beschäftigt uns.
Sie bleiben ein Teil von uns selbst. Durch sie wurden wir zu den Menschen, die wir nun sind. Solange wir leben, werden wir sie nicht vergessen.

Wenn schon wir, solange wir leben, mit unseren Toten verbunden bleiben, umso mehr wird der ewige Gott immer an unsere Toten denken. In ihm sind sie lebendig und leben. In ihm sind sie vollendet und vollkommen. In ihm sehen sie das Licht und haben Anteil an der Freude Gottes.

Liebe Schwestern und Brüder, was können wir zu unseren Verstorbenen sagen:

„Ich freue mich mit dir und für dich, weil du Gottes Licht schauen darfst – so wie es uns bei der Taufe schon zugesagt wurde.“

Und vielleicht sagen wir auch: „Einmal, wenn die Zeit gekommen ist, werde ich auch diesen Schritt gehen und da sein, wo du bist und so sein, wie du jetzt schon bist.“

Auch unsere Verstorbenen haben vielleicht eine Botschaft an uns:

„Ich wünsche dir, dass du lebst und froh bist im Leben. Du sollst nicht dauernd traurig sein, denn ich wünsche dir die Freude am Leben.“

Liebe Schwestern und Brüder,
Im Johannesevangelium hören wir Jesus sagen:
„Ich bin die Auferstehung und das Leben. Jeder der lebt und an mich glaubt, wird in Ewigkeit nicht sterben!

Unsere Verstorbenen haben Anteil an seiner Auferstehung,
weil sie an ihn geglaubt haben.