31.12.24 und 01.01.25 Jahresschluss und Neujahr

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Einführung: Wie wir das Jahr begonnen haben, so wollen wir es auch beschließen:

IM NAMEN DES VATERS ….

Wie geht es ihnen heute? War ihr Wohlstand am Jahresanfang größer? War ihre Gesundheit besser? War ihr Vertrauen größer? Ihre Hoffnung stärker? Ihre Liebe glühender?

Am Anfang des Jahres wünschen wir uns Gottes Segen. Es liegt nicht am mangelnden Segen, wenn wir Zersplitterung, Gewalt, Feindseligkeit und Unversöhnlichkeit bedauern müssen. Es liegt an der Verschlossenheit der Menschen, die sich selbst über andere stellen, die andere ausgrenzen und sogar bekämpfen.

Jesus hat gesagt: Bei euch soll es nicht so sein. Wer bei euch der größte sein will, soll sich in den Dienst der anderen stellen.
Diese Haltung prägt meistens unser Verhalten – aber nicht immer.

Deshalb bitten wir Gott im Schuldbekenntnis um Vergebung.

Vergebungsbitte
Der Blick zurück zeigt uns Gutes und Böses, Freude und Trauer und so bitten wir: Gott unser Vater schenke uns sein erbarmen. Er vergebe uns und führe uns zur ewigen Freude!

Ansprache: Liebe Schwestern, liebe Brüder, liebe Familie Gottes,
in Unterfranken wünschen sich die Leute einen guten Beschluss – also, dass das zu Ende gehende Jahr einen guten Abschluss bekommt.

Es passiert viel in 365 Tagen. Erfreuliches und Ärgerliches, Glück und Leid, Heilung und Erkrankung, Streit und Versöhnung. Die Nacht vom 31. Dezember zum 1. Januar kann nicht alles auf „Null“ zurückstellen.
Was heute unser Leben trägt und prägt, wird es auch morgen tun.

Aber es gibt den „Jahresabschluss“ nicht nur in finanziellen Dingen –
auch für sich persönlich.

Ich frage mich, wie es uns geht: der Gemeinde St. Anton in der Pfarreien-gemeinschaft mit St. Albertus Magnus. Wie geht es uns als christlicher Gemeinde? Ich möchte sie mitnehmen und einbeziehen.

Fühlen wir uns wohl in unserer und als unsere Gemeinde?
Kommen sie gern in den Gottesdienst? Nehme sie neuen Mut mit, werden sie bestärkt, vielleicht sogar erheitert? Finden sie Frieden in dieser Stunde? Drängt es sie zum Lob Gottes in der Gemeinde der Glaubenden?
Freien sie auf die Leute, die auch hier sind?
Ist es vielleicht sogar ein fester Treffpunkt?

Ich kann die Fragen vor allem positiv antworten und hoffe, dass es ihnen ähnlich geht.

Worüber ich auch nachdenke ist, wie es um unseren Glauben steht. Ich habe die Vorstellung, dass es früher in mancher Hinsicht einfacher war, zu glauben. Die kirchliche Lehre war fest und wurde nicht hinterfragt.

Das ist anders geworden: Ich – und viele mit mir – fragen sich: Kann ich das glauben, dass Maria ein Kind empfangen hat – ohne einen Mann zu erkennen? Müssen Priester wirklich unverheiratete Männer sein?
Wird gelebte Homosexualität von der Kirche zurecht verurteilt?
Was bedeutet es, wenn wir sagen: Gott hat die Welt erschaffen?
Was stelle ich mir unter dem Ewigen Leben vor?

Unser Glaube ist nicht mehr selbstverständlich und gewiss. Er ist nicht mehr kindlich naiv. Das ist zugleich eine große Chance: Wir können uns den christlichen Glauben selbst aneignen. Die kirchliche Auslegung ist eine Hilfe dabei – aber keine strikte Vorgabe, der jeder in allem folgen muss.
Im Suchen und Fragen kann auch eine wirkliche eigene Beziehung zu Gott wachsen: dass wir ganz persönlich Gott vertrauen und ihm danken.

Welche Beobachtungen in unserer Gemeinde verursachen Sorgen?
Die größte Sorge ist, dass die Beteiligung so gering ist – und dass nur wenig Kinder und Jugendliche gerne hier zusammenkommen.
Nur sehr wenige von ihnen zeigen, dass sie an Jesus glauben, dass seine Botschaft ihnen Halt gibt und Verankerung. Woher nehmen sie die Kraft zur Nächstenliebe?

Gibt es Grund zur Hoffnung? Die Frage ist: Hoffnung worauf?
Wir würden uns das Leben selbst schwer machen, wenn wir erhoffen, dass in zwei Jahren wider wenigsten 20 junge Leute regelmäßig zu uns kommen und statt 100 dann 300 Christen sich hier versammeln.

Aber Hoffnung habe ich:
dass Gottes Liebe auch in Zukunft die Menschen erreicht.
Dass er auch in Zukunft den Kindern und Jugendlichen und Erwachsenen nahe ist und dass er sie mit seiner Lebenskraft erfüllt.

Hoffnung habe ich, dass die Sehnsucht nach Frieden und Geborgenheit und Heimat und Gemeinschaft in den Menschen lebendig bleibt und dass sie in der Reich Gottes Botschaft dafür wieder Kraft finden.

Ich bin nämlich felsenfest davon überzeugt, dass Jesus der Menschheitsfamilie gerade heute den Weg weist:
Der Glaube, dass Gott jede und jeder unendlich lieb und teuer ist,
der Glaube, dass alle Menschen miteinander verbunden sind und
zusammengehören,
die Einsicht, dass mir das Wohl des anderen genauso wichtig ist wie das eigene,
das alles bringt der Menschheit Heil und Segen.

Dieser Botschaft vertraue ich – Sie soll unser Denken und Handeln prägen und lenken – im ganz persönlichen zwischenmenschlichen Verhalten und in den großen Fragen unseres gesellschaftlichen Zusammenhalts. Amen.

Allgemeines Gebet

Lektor/in: Schwestern und Brüder, wir danken Gott für die frohe Botschaft, dass er uns, seine Kinder, mit ewiger Treue liebt. Wir vertrauen ihm und beten:

Liedruf: Gott, unser Vater! – Wir bitten dich, erhöre uns

  • Wir beten für unser Bistum Regensburg, in dem die Glaubenden vor großen Veränderungen ihrer Pfarreien und Pfarreiengemeinschaften stehen.
  • Wir beten für die Kirche in Deutschland: dass sie Wege zu den Menschen findet und die frohe Botschaft wieder angenommen wird.
  • Wir beten für die ganze Kirche, die das Heilige Jahr 2025 begonnen hat.
    Dass dieses Jahr viele Früchte bringt und die Menschen zum Glauben ermutigt.
  • Wir beten für unser Land Deutschland: dass wir den Frieden in der Gesellschaft und mit unseren Nachbarstaaten bewahren.
  • Wir beten für die Staatengemeinschaft auf dem europäischen Kontinent: dass wir Frieden herstellen und immer besser lernen, den Frieden zu sichern.
  • Wir beten für die Menschen auf der ganzen Erde: dass es uns gelingt, für einen gerechten Ausgleich zu sorgen und eine wirklich menschliche Entwicklung überall in der Welt zu fördern.

Lektor/in: Gott steh uns bei, erfülle uns mit deiner Kraft und mit deiner Liebe durch Christus, unseren Herrn. Amen.

31.12.2017: Jahresschluss

Lesungen: Gen 2,4b-9.15 – Röm 8,24-28 – Joh 15,9-12

Liebe Schwestern und Brüder,
Die drei Lesungen geben uns Impulse, wie wir unser persönliches Leben betrachten können. Wie wir alles auf einen Zielpunkt hin ordnen können, so dass es uns nicht durcheinander bringt, sondern uns zeigt, dass alles einen Sinn hat und unser Leben zu diesem Ziel hin führt – auch im vergangenen und im kommenden Jahr:

Die ältere und an zweiter Stelle stehende Schöpfungsgeschichte, erzählt als erstes von der Erschaffung des Menschen: „Gott formte aus Erde den Menschen“ – Ab und zu habe ich schon mal einer Töpferin zugeschaut.

Mit großer Sorgfalt und Kunstfertigkeit formt sie den Ton auf der Töpferscheibe oder mit ihren Fingern. Das Stück, das sie formt, wird ihre Handschrift tragen. Es ist ihr Werk. Deshalb übt sie ihr Handwerk auch mit Liebe zu den Dingen aus, die sie formt und schafft, mit Lust und Freude.

Schwestern und Brüder, wir sind das Werk Gottes. Wir tragen seine Handschrift. Atmen wir ein paar Mal tief durch. Spüren wir das Leben ins uns. Gottes Geist. Seine Freiheit, seine Liebe, seine Schöpferkraft.

—–

Wir haben das Leben nicht nur für uns selbst empfangen. Gott hat uns diese Erde als Lebensraum gegeben, damit wir sie bebauen und behüten.
Unser Leben hat einen Sinn, eine Aufgabe: dass wir leben und die Erde, auf und von der wir leben, bebauen und behüten:

Wir achten wohlwollend auf den anderen in der Nachbarschaft und in der Arbeit. Wir kümmern uns um Ehepartner, Kinder, Eltern damit es jedem gut geht. Wir übernehmen freiwillig Verantwortung in den Gemeinschaften, in denen wir leben.

Eigentlich – so ist der Traum, die Hoffnung, die Vision: Sollten wir vollkommen sein, wie unser Schöpfer: Es sollte Frieden sein unter den Menschen, Gerechtigkeit und Wahrheit sollten die Menschen erfreuen und alle sollten leben können – ohne Sorge ums tägliche Brot.

Die Sehnsucht nach dieser Vollkommenheit ist uns ins Herz gelegt.
Wir erhoffen diesen Frieden. Und wir tun auch viel dafür! ——

Doch wir erfahren auch Schlechtes. Das Übel, das wir erfahren, versucht uns: Es pflanzt den Zweifel am Schöpfer und seiner Vollkommenheit in unser Herz. Wir zweifeln überhaupt an ihm.

Warum ist diese Erde voll von Bedrohungen für das Leben, das sie hervorgebracht hat?
Woher kommt der Neid im Menschen, der Missgunst und Zwietracht hervorbringt?
Woher kommt der Stolz in den Herzen, besser, reicher, mächtiger zu sein als andere, und damit die Aggression gegen die Mitmenschen und die Mitwelt?

Dafür gibt es unzählige Beispiele im persönlichen Leben und in den Nachrichten, die aus der ganzen Welt auf uns einprasseln. —-

Die Antwort auf diese Klage und diesen Zweifel gibt uns Jesus Christus:
Paulus bekennt: Er hat uns Hoffnung gebracht, dass sich unsere Sehnsucht nach Leben und Frieden erfüllen wird:
Er lebte ganz und vollkommen die Liebe zu Gott und zu den Menschen.
Er hat sich aus freiem Willen dem Leiden unterworfen.
Er wurde auferweckt und ist den Jüngern in neuem Licht lebendig erschienen.
Paulus bekennt seinen Glauben: Wir wissen, dass Gott bei denen, die ihn lieben, alles zum Guten führen wird. Wir werden teilhaben am Wesen und am Leben seines Sohnes, an der Vollkommenheit des Schöpfers.

Jesus lockt uns, seine Jünger, dass wir unsere Berufung erkennen und erfüllen, in Gottes Geist zu handeln: Wie mich der Vater geliebt hat, so habe ich euch geliebt. Bleibt in meiner Liebe! Wenn ihr so lebt, wie ich es euch gezeigt habe und geboten habe, dann bleibt ihr in meiner Liebe. Wenn ihr einander liebt, so wie ich euch geliebt habe!

Schwestern und Brüder, Gutes und Schlechtes gehören zu unserem Leben. Es ist uns von Gott geschenkt, damit wir Gutes tun. Das Schlechte soll uns nicht in seinen Bann ziehen, vielmehr sollen wir in der Liebe bleiben.
Denn wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott bleibt in ihm.

Das wünsche ich uns allen für das neue Jahr 2018.

31.12.2015: Jahresschluss

Die Lesungen für diesen Gottesdienst:
Lsg: Jes 32  – Ps 85,9-14 – Phil 4,6-9  – Ev: Joh 14,23-29

Liebe Schwestern und Brüder,
wir leben in unruhigen und gefährlichen Zeiten: die Stichworte sind:
Klimawandel, Kriege im Nahen und mittleren Osten, in der Ukraine, in Afrika, die Gefährdung der Idee eines zusammenwachsenden Europas als Friedenskontinent, weltweit nimmt ein Kapitalismus überhand, dem egal ist, ob Menschen dadurch sterben müssen; all diese Krisen bringen Millionen Menschen zu dem Entschluss, ihre Heimat zu verlassen und in fremden Ländern Zuflucht und Schutz zu suchen.

Was kommt, wenn diese Probleme vorüber sind?

Wollen wir glauben, dass die Menschheit im Chaos versinken wird?
Wollen wir erwarten, dass halbe Kontinente unbewohnbar werden?
Wollen wir mit der Vorstellung leben, dass mordlustige, pseudoreligiöse Banden und mit Furcht und Schrecken die Herrschaft an sich reißen?

Müssen wir in Angst ersticken und dem Unheil so freien Lauf zu lassen?
Glauben wir an den Frieden oder an den Krieg?
Glauben wir an die Freiheit oder an die Unterdrückung?
Glauben wir an den Lebenswillen der Menschheit oder an ihre Zerstörungswut?

Was hindert uns daran, jetzt nachzudenken, wie es gut werden kann?

Wahrheit, Gerechtigkeit, Freiheit, Frieden, Barmherzigkeit und Liebe können das Zusammenleben der Völker prägen und auch das Leben der einzelnen Nationen.
Denn der Krieg ist doch für alle ein Schrecken – für Araber und Syrer, für Europäer und Afrikaner. Die Not und Armut ganzer Völker kann doch uns, die reichen Nationen, nicht kalt lassen:

Wir glauben doch, dass es nur einen Gott gibt und dass alles, was wir in dieser Schöpfung finden, in ihm seinen Ursprung hat. Wir glauben doch, dass er alle Menschen gleich liebt und ebenso alle seine Geschöpfe;
wir glauben doch an das Gebot Jesu: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst! Wenn ihr nur die liebt, die euch lieben, was tut ihr damit besonders? Ihr sollt aber sogar eure Feinde lieben, denn auch Gott lässt seine Sonne aufgehen über Guten und Bösen.

Liebe Schwestern und Brüder,
schnell sind wir dabei uns zu entschuldigen. Leicht sagen wir: ich bin doch nur ein kleines Licht. Ich kann da nichts ausrichten.
Viele kennen aber die Weisheit, die eine große Zuversicht ausstrahlt:
Wenn viele kleine Menschen an vielen Orten viele kleine Dinge tun, verändern sie das Antlitz der Erde.

Was morgen sein wird, beginnt heute in unseren Herzen;
was wir erstreben und ersehnen, das wird die Zukunft sein.
Die Barmherzigkeit, die Liebe zum Frieden, die Sorge für das Leben, das Streben nach Gerechtigkeit und Wahrhaftigkeit haben mehr Kraft, sich auszubreiten, als die zerstörerischen Kräfte der Menschheit.

Für uns ist das sehr konkret: Denn es bedeutet, dass wir uns immer besser bewusst werden: den Menschen in der Nachbarschaft, der Kollegin, dem Angehörigen, den Flüchtlingen bei uns soll es gut gehen. Ich will dazu beitragen.

Die anderen Menschen sind nicht unsere Konkurrenten sondern sie sind uns von Gottes Güte gesandt, damit wir mit ihnen das Leben teilen.

Liebe Schwestern und Brüder, diese Gedanken bewegen mich heute zur Jahreswende. Wir haben uns immer schon bemüht, als Christen zu leben und anderen Gutes zu tun. Wir haben gewiss schon unzählige Male Frieden und Versöhnung hergestellt; wir haben schon viel für andere getan, um Not zu lindern, damit keine Verzweiflung aufkommt; um Trost zu spenden.

Gewiss aber können wir darin immer noch besser werden. Wir können immer noch besser lernen, dass jeder Mensch Gottes geliebtes Kind ist und deshalb unser Wohlwollen und Wohltun verdient.

Beim Einkauf werden wir gefragt: „Was kann ich für Sie tun?“ oder: Kann ich Ihnen helfen?“ Diese Fragen gehören da natürlich zum Service und zur geschäftlichen Klugheit.

Aber sollten wir als Kinder des einen Gottes nicht auch hier das Gute lernen und bei jeder Begegnung uns fragen: „Was kann ich für Dich tun?“

31. Dezember 2013: Messfeier zum Jahresschluss

Lesungen:
1. Lesung: Weish 7, 7-11 (28. So. LJ B)
2. Lesung: Röm 12,3-13 (ML VIII S. 315)
Ev: vom 28. Sonntag LJ B oder Lk 18,15-30

Der Jahreswechsel ist Anlass, auf das vergangene zurückzuschauen: auf Gutes und Schlechtes. Manches ist schief gelaufen, manches ist gut geworden.

Nicht vergessen sollten wir die vielen ganz normalen Tage. Die vielen – scheinbar selbstverständlichen – Dinge: das tägliche Brot, die Wärme, die Kleidung, die Gesundheit, Glück hat, wer sich darum nicht kümmern muss.

Vielleicht gab es wichtige Entscheidungen, in denen Weichen gestellt wurden für die kommende Zeit: Für die Pfarrei Herz Jesu war von Bedeutung die Weihe des neuen Bischofs – die Erkrankung des Pastoralreferenten, des Mesners, die Wahl Franzikus‘ zum neuen Bischof von Rom. (Pfarrhaus).

Das alles ‑ was war – soll das Leben nicht beschweren:
Die Freude über das Gute soll mich nicht verführen stehen zu bleiben und die Erfolge wie Trophäen vor mir hertragen.

Die Trauer, der Schmerz über das Schlechte sollte mich nicht unendlich belasten: Es soll mich nicht verführen, in Pessimismus zu verfallen oder in Selbstmitleid. Es soll nicht die Gedanken blockieren und das Herz nicht verfinstern.

Gutes und das Schlechtes sind ein Teil meines Weges, der nun hinter mir liegt und der weiter führt:

Wenn wir wandern tragen wir einen Rucksack mit dem, was wir brauchen. Auch auf der Lebensreise haben wir sozusagen einen Rucksack dabei.

Kennen sie die Erfahrung, dass der Rucksack immer schwerer wird?
Es sammeln sich viele Dinge an: Was ich geleistet und erreicht habe;
wie sehr ich mich anstrengen musste, was ich erdulden musste ‑
das alles ist mir wertvoll und teuer. Es ist mein Leben, ich will es nicht lassen. Es ist mein.

Je schwerer der Rucksack ist, weil immer mehr dazu kommt, desto öfter muss ich Pause machen und alles hervorholen, es auspacken, damit ich meine Geschichte erzählen kann – damit ich mir bewusst werde, dass ich viel bewirkt habe und mir Lob und Aufmerksamkeit verdient habe.
Es besteht sogar die Gefahr, dass der Proviant keinen Platz mehr hat.

Die Jahreswende kann ein guter Anlass sein, um den Rucksack zu entlee­ren, um das Gewicht zu vermindern, damit die Lebensreise leichter wird.
Die Jahreswende kann ein Anlass sein, den Proviant wieder aufzufüllen:

Die Erfahrungen sind dabei wertvoll, weil sie wichtige Hinweise geben, was ich wirklich brauche; was wirklich in meinen Rucksack gehört, damit ich den Weg des Lebens gehen kann?

Ich brauche Nahrung, die mir Kraft gibt:
Stark macht mich die Hoffnung, die Gott mir gibt;
stark macht mich das Vertrauen in die Gemeinschaft, die mir hilft dass ich das Ziel erreiche.

Den Weg finde ich, wenn ich das Ziel kenne und nicht aus dem Blick verliere:
Das Wort Gottes, die Seligpreisungen, und die vielen guten Erfahrungen vermitteln mir eine Ahnung, wie das Ziel aussehen wird.

Ich brauche eine Karte und Wegmarkierungen, die mir helfen, die Orientierung nicht zu verlieren und auf dem Weg zu bleiben:
Die zehn Gebote, das Gebot der Liebe, die Wegbeschreibungen der Erfahrenen weisen mir den Weg und bewahren mich vor manchen Irrwegen

Einer dieser Vorgänger, dessen Wegbeschreibung helfen kann, auf dem Weg zu bleiben, ist Nikolaus von der Flüe. Er hat so gebetet:

Mein Herr und mein Gott, nimm alles von mir, was mich hindert zu dir.
Mein Herr und mein Gott, gib alles mir, was mich fördert zu dir.
Mein Herr und mein Gott, nimm mich mir und gib mich ganz zu eigen dir.

Ich möchte mir dieses Gebet zu eigen machen und mache mir dazu meine Gedanken:

Vater, nimm mir meine Angst, meine enge Sicht; befreie mich von Habgier und Geiz, von Feindschaft und Neid; und von allem, was mich hindert auf dem Weg weiter zu gehen, den du mir zeigst:

Vater, gib mir, was mir hilft, auf diesem Weg zu bleiben:
Lass mich dein Wort verstehen; lass mich finden, was ich zum Leben brauche; halte mich in der Gemeinschaft der Glaubenden; erhalte mein Vertrauen in dich und in die Versprechen, die du mir im Glauben machst.

Vater, nimm mich mir und bewahre mich davor, mich allzu wichtig zu nehmen; befreie mich von meinem Stolz und meiner Eitelkeit,

und gib mich ganz zu eigen Dir, damit ich den Frieden suche und die Versöhnung, damit ich Barmherzigkeit finde und in deinem Licht leben kann. Amen.

Ich lade sie dazu ein, mit diesem Gebet das vergangene Jahr zu beschließen und in das neue hinüberzugehen.
Beten wir es gemeinsam als das allgemeine Gebet der Gläubigen um Gottes Barmherzigkeit am Jahreswechsel. Amen.

GL 5,1