24.10.2021: Sonntag der Weltmission

Einführung:
Heute ist der Weltmissionssonntag oder wie ich auch gerne sage: Sonntag der Weltkirche. Die katholischen Christen auf der ganzen Welt feiern heute zusammen diesen Tag und sammeln auch gemeinsam für die ärmsten Diözesen der Erde.

1926 hat Papst Pius XI den Oktober als Monat der Weltmission ins Leben gerufen. Dabei stand am Anfang sicher Mission als „Verbreitung des (katholischen) Glaubens“ im Mittelpunkt. Von diesem Verständnis von „Mission“ haben sich die Werke der katholischen Kirche glücklicherweise verabschiedet und haben den ursprünglichen Begriff der „Sendung“, wieder in den Blick genommen.

Heute steht die soziale und zunehmend auch politische Arbeit im Vordergrund. Um Frieden und Gewaltfreiheit geht es im diesjährigen Monat der Weltmission, der unter dem Motto steht „Lasst uns nicht müde werden, das Gute zu tun“ (Gal 6,9). Das Leitwort ruft uns auf, nicht nachzulassen in unserem Bemühen um das Gute.

Kyrie
Herr Jesus Christus, du rufst uns, in deinem Namen die Welt zu gestalten.

Herr Jesus Christus, du sendest uns, in deinem Namen Barmherzigkeit zu bezeugen.

Herr Jesus Christus, du stärkst uns, in deinem Namen nicht müde zu werden, das Gute zu tun.

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
die erste Lesung war aus dem Buch des Propheten Jeremia: Jeremia hatte sein Leben lang das Volk gewarnt, weil es nicht auf seinen Gott vertraute, sondern auf die Götter der anderen Völker hörte. Doch Israel hat nicht auf ihn gehört. All das Unheil, vor dem er sein Volk hatte warnen und bewahren wollen, ist eingetreten. Am Ende aber – mitten im Elend – hat Jeremia auch Trostworte für die Menschen seines Volkes: Der Herr wird sein Volk heimbringen und es werden Blinde und Lahme unter ihnen sein.

Das ist die Brücke zu der Geschichte von der Heilung des blinden Bartimäus: Jesus führt die Menschen zu Gott – unter ihnen auch Blinde, die doch als Menschen galten, die von Gott verstoßen waren.

Man kann nun sagen: Wir, die jetzt Christus nachfolgen, sind die, denen Jesus die Augen geöffnet hat, damit wir sehen: Was sehen?
Es geht nicht nur um das, was unsere Augen sehen – es geht um das, was wir mit den Augen unserer Seele sehen und wahrnehmen:
Dass diese Welt, das ganze Weltall gut ist, dass es aus Liebe ins Dasein gerufen wird; dass die Liebe das Größte ist und immer größer ist als der Hass und die Zerstörung.

Da uns also die Augen geöffnet wurden und wir wie der geheilte Bartimäus Jesus auf seinem Weg nachfolgen, sind wir gesandt, das Werk Jesu weiterzuführen: Es ist an uns, dass die Menschen lernen, darauf zu vertrauen, dass sie geliebt sind und dass dies das wichtigste ist, was man von einem Menschen sagen kann: Du bist geliebt!

Die Jesus Jünger, wir, die wir Kirche sind, wir sind gesandt:

Wenn wir Menschen das Augenlicht wieder schenken, wie das Christoffel Blindenwerk; wenn wir Gesundheitsstationen aufbauen, wie das fast alle sogenannten Missionare tun, wenn wir für die Jungen und vor allem auch die Mädchen Schulbildung ermöglichen,
leisten wir noch mehr als dass jemand gesund wird und lesen und schreiben und rechnen kann: Die Menschen erfahren: wir sind geliebt. Da ist jemand, dem es darum geht, was ich brauche. Da ist jemand, der will, dass es mir gut geht und der mich fragt, was er dazu tun kann. So wie Jesus gefragt hat: Was willst du, dass ich dir tue?

Liebe Schwestern und Brüder, die Geschichte von der Heilung des Bartimäus fügt sich gut zusammen mit dem Motto dieses Sonntags der Weltmission: „Hört nicht auf, das Gute zu tun!“ (Gal)

Im täglichen Miteinander in unseren Straßen, in den Arbeitsstellen, in der Familie und unter Freunden wollen wir beständig das Gute tun:
Damit das Licht der Hoffnung und des Vertrauens leuchtet.

In vielen Ländern hören Menschen, die von der Kirche gesandt sind nicht auf, Mädchen und jungen Frauen zu unterstützen, damit sie ihre oft tragischen Erlebnisse hinter sich lassen können und den Weg in eine gute Zukunft finden: Straßenkinder, vergewaltigte Mädchen, zur Prostitution gezwungene junge Frauen finden jemand, der ihnen helfen will, dass es ihnen besser geht, der sie liebt.

Die Kirche auf dem ganzen Erdkreis gibt heute ein unübersehbares Zeugnis, wenn in allen Gottesdiensten gesammelt wird, damit die 1.100 ärmsten Diözesen dieser Erde ihre Sendung erfüllen können, den Menschen die Augen für das wichtigste öffnen, dass es von ihnen zu sagen gibt: Du bist geliebt. Gott liebt dich. Deshalb sind wir da und fragen: Was brauchst du, damit es dir besser gehen wird. Beteiligen wir uns mit einer großzügigen Spende an dieser Solidaritätsaktion, damit die Augen geöffnet werden für Gottes Liebe.

03.02.2019: 4. Sonntag im Jahreskreis (LJ C)

Hier geht es zu den liturgischen Texten: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
das von uns so genannte Alte Testament ist nicht nur ein Glaubensbuch – es ist auch eine Geschichtsquelle – in manchen Teilen jedenfalls.
Der Prophet Jeremia ist eine der Personen, die klar in einer bestimmten geschichtlichen Situation auftritt: Zur Zeit des Königs Joschija und seines Sohnes und Nachfolgers Jojakim. Seine Berufung zum Propheten erfährt er im Jahr 628 also 41 Jahre bevor das Volk Israel in die Verbannung nach Babylon geführt wurde.

Gott sagt zu ihm: „Noch ehe ich dich im Mutterleib formte, habe ich dich ausersehn, zum Propheten für die Völker.“
Ist das nicht wunderbar?

Gott hat diesen Jeremia „geformt“, damit er ihm einen Auftrag geben kann: Dass das für den Auserwählten schwer und kaum erträglich werden wird, wird ihm gleich dazugesagt:
„Ich mache dich zur bronzenen Mauer gegen das Land, gegen die Könige, Beamten und Priester und Bürger von Juda.
Mögen sie dich bekämpfen – bezwingen werden sie dich nicht!“

Da wird eine große starke Persönlichkeit auf die Bühne der Geschichte gestellt: einer, der viel durchstehen wird, der viel aushalten muss und der letztlich erleben muss, wie seine Mahnungen und Warnungen vergeblich sind – weil das Volk und der König sich nicht abhalten lassen, den Weg zu wählen, der sie ins Unheil führt – in die Verbannung!
(Hinweis auf die Klagelieder).

Das sind zwar Geschichten von vor 2600 Jahren, doch heute beschäftigen uns ganz ähnliche Fragen:

Wird man auf die Warnungen hören?
Wird man es vermeiden, dass bewohnte Erde zu Millionen Hektar im Wasser versinken?

Wird man es vermeiden, dass Millionen Menschen aus Not und Todesangst ihre Heimat verlassen müssen und dahin gehen, wo leben möglich ist und es deshalb zu Gewalt und Konflikten kommt.

Oder wird all das Unheil, vor dem viele prophetische Menschen warnen, doch noch vermieden?

Diese Lesung hat man dem Abschnitt aus dem Lk Ev zugeordnet, in dem Jesus nach anfänglicher Begeisterung das erste Mal in Konflikt gerät mit seinen Landsleuten, mit denen er Glaube und Herkunft teilt:

Da deutet das Evangelium schon an, wie das Leben Jesu verlaufen wird:
Man wird ihm nicht glauben. Es wird der Tag kommen, an dem er nicht mehr einfach durch die bedrohliche Menge hindurch geht.

Jesus – das muss man zugeben – bringt die Leute in Rage mit seinen Vergleichen und Anspielungen auf Elija und Elischa. Jesus wirft ihnen vor: „Ihr seid wie die Israeliten damals. Genau wie sie hört ihr nicht auf die Mahnung und Warnung des Propheten.

Ihr handelt nicht so, wie Gott es will, sonst würdet ihr tun, was Gottes Geist bewirkt:
Sonst würdet ihr:

  • Arme aus ihrem Elend zu befreien.
  • Am Boden liegende wieder aufrichten.
  • Kranke heilen, statt sie ihrer Krankheit zu überlassen.
  • Ausgebeuteten Menschen die Befreiung bringen.

SO hat es Jesus vorher aus dem Buch des Propheten Jesaja vorgelesen.

Schwestern und Brüder,
auch das hohe Lied der Liebe, dieses Stück Weltliteratur, von Paulus verfasst, schlägt in diese Kerbe:

Wer auf Gott und seine Propheten hört,
der ist geduldig, der freut sich an der Wahrheit, der macht sich selbst nicht wichtig, der tut nichts, was den anderen verletzt.

Warum wird uns dies alles durch die Bibel, das Wort Gottes, zum Bedenken gegeben?

In all den täglichen kleinen Herausforderungen des Lebens, sollen wir die Möglichkeit erkennen und wählen, aus Liebe zu handeln, damit Gottes Liebe bekannt wird, damit die Welt gut wird.

Wir sollen uns nicht Jesus entgegenstellen,
sondern mit ihm gehen, denn er geht den Weg des Lebens.
Sein Weg führt uns zum Leben, zum echten, prallen, vollen Leben.

03.09.2017: 22. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den liturgischen Texten: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
so manches Parfum hat einen betörenden Duft – und lässt dem Gegenüber kaum eine Chance, sich nicht hingezogen zu fühlen.
Betören und verführen – hängen unserem Sprachgefühl nach nahe zusammen: Der Prophet Jeremia sagt zu Gott, zum Gott Abrahams, der Israel aus Ägypten herausgeführt hat: „Du hast mich betört“.

Das ist kein leichtes Los für Jeremia: Das Königreich Juda läuft den Götzen nach; Arme werden ausgebeutet, die Reichen und Mächtigen beugen das Recht zu ihren Gunsten – Jeremia muss zu ihnen Gottes Worte sagen: Worte des Fluchs, des Unheils, der Zerstörung, drohende Worte.
Ansehen gewinnt er dadurch nicht: er wird verhöhnt, verspottet, verfolgt, verhaftet, in die Zisterne geworfen.

Er muss so viel aushalten, dass er am liebsten nicht mehr Gottes Wort sprechen würde: doch dann ist es wie Feuer in seinem Herzen – es ist nicht auszuhalten. Jeremia muss reden!

Warum bürdet er sich das auf? Warum bürdet Gott ihm das auf?

Warum sendet Gott Jesus von Nazareth, damit er den Armen sein Erbarmen verkündet und die Kraken heilt und die Schwachen aufrichtet, so dass sich der Zorn der Mächtigen gegen ihn richtet?

Liebe Schwestern und Brüder, wir alle haben diese Erfahrung:
wenn wir uns für etwas einsetzen, wenn wir uns stark machen für jemanden, wenn wir ein Ziel anstreben – müssen wir Hindernisse und Widerstände überwinden.

Wann immer wir uns einsetzen für das, was wir als richtig erkennen, werden wir Widerstand erleben.

Wenn wir heute als Christen, in der Nachfolge Jesu leben wollen,
wenn wir Gottes Ja zum Leben und zum Menschen konsequent in unserem Leben umsetzen,
wenn wir davon sprechen, dass Selbstbestimmung nicht alles ist,
werden wir Widerstand spüren.

Ein Beispiel unter vielen, die ich aufzählen könnte ist der Schutz des menschlichen Lebens vom Beginn, bis zum Tod,
wo man heute sagt: Ein Leben mit Krankheit, ein Leben mit Schmerz soll besser beendet werden. – Gott aber sagt: Das Leben soll gestärkt werden, bis zum letzten Atemzug.

Die wichtigste Botschaft aber, die wir empfangen haben und die uns anvertraut ist:
Diese Welt ist Gottes Welt. Der Mensch ist Gottes Ebenbild!
Deshalb ist die Welt und der Mensch heilig – von Gott geheiligt.

Das gebietet uns Ehrfurcht vor der Schöpfung, Ehrfurcht vor dem Leben und Ehrfurcht vor dem Menschen vor jedem Menschen.

Es gibt keinen Menschen, der diese Ehrfurcht nicht verdient.

Schwestern und Brüder,
diese Botschaft brennt in unseren Herzen und wir dürfen und können davon nicht schweigen;

Wir können nicht anders, als danach zu leben:
Wenn wir Gott etwas schenken können, dann sind wir das selbst, in dem wir die Ehrfurcht vor dem Leben, vor Gottes Geschöpfen zur Grundlage unseres Lebens machen.

So mögen wir vielleicht manch kurzes Vergnügen versäumen.
doch wir gewinnen viel mehr:
Wir finden das Leben Gottes, das in uns ist und das uns mit der ganzen Schöpfung Gottes verbindet.

22. März 2015: 5. Fastensonntag

04-01_Alles_ist_fremd

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Schott

Liebe Schwestern und Brüder!
Menschen schließen einen „Bund“ miteinander:
Es gibt den Naturschutzbund, den Fußballbund,
oder ganz persönlich und existentiell: den Ehebund.

In der Lesung kündigt der Prophet Jeremia einen neuen Bund an, den Gott mit Israel schließen will: „Ich lege mein Gesetz in sie hinein“, sagt Jeremia, „und schreibe es in ihr Herz. Ich werde ihr Gott sein und sie werden mein Volk sein. Alle – klein und groß – werden mich erkennen.“

Ich werde ihr Gott sein – und sie werden mein Volk sein!

Trifft das auf uns zu? Können wir, die wir durch die Taufe und durch die Firmung aufgenommen wurden in den Neuen Bund,
trauen wir uns sagen: „Er ist unser Gott und wir sind sein Volk“?

Gott hat durch Christus diesen neuen Bund mit uns geschlossen:
Den Kreuzestod Jesu deuten wir als den Stiftungsakt dieses Bundes.
Gewissermaßen könnte man sagen:
Mit seinem Blut hat Jesus diesen Bund unterzeichnet.

Dieser Bund besteht darin, dass Gott uns Leben schenkt, dass er uns seine Liebe zusagt und dass er uns Anteil gibt an seinem Gott-Sein.
Unser Anteil daran ist nichts mehr: als an Christus zu glauben und an das Heil, das Gott uns geschenkt hat.

In der Kunst, liebe Schwestern und Brüder,
wird das Heil, das von Gott kommt, wird seine Herrlichkeit, an der er uns Anteil gibt, mit der Farbe Gold dargestellt.
Gold ist die Farbe Gottes und der Herrlichkeit Gottes!

Das Bild des chinesischen Künstlers Dao Zi ist ein Bild, in dem Gott, und sein Heil einen breiten Raum einnehmen.

Eine große goldene Fläche, mit einer nicht genau zu definierenden Form
zieht den Blick auf sich, bekommt wie von selbst die erste und größte Aufmerksamkeit.

Und so ist es auch: Als Jünger Jesu sind wir erfüllt von dem Wunsch, den Jesus äußerte: „Vater, verherrliche deinen Namen unter den Menschen!“ Lass die Menschen erkennen, dass Du Gott bist!
Lass sie erkennen, wie groß und wunderbar du bist.
Unbegreiflich und unbeschreiblich – aber voller Herrlichkeit!
Lass die Menschen begreifen, dass Du der größte Reichtum bist!

Seltsam fremd und unverbunden nimmt man dann die drei Streifen unter der großen goldenen Fläche wahr: als ob er darüber schweben würde.

Diese drei Streifen – grau – schwarz und wieder grau – lassen mich an das Leben auf der Erde denken:
Es ist der Fluss des Lebens durch die Zeit. Es ist das Dunkel, das wir Menschen oft erleben und verursachen; selbst die besseren Seiten der Erde bringen es oft nicht über ein grau hinaus: das Leben ist aufgehellt durch Solidarität und Zusammenhalt, durch selbstlose Liebe und durch schöne, freudige Erlebnisse:

Wir zeichnen oft selbst ein düsteres Bild von der Erde: wir sind fixiert auf die schlechten Nachrichten von Gewalt und Umweltzerstörung, von Hungernot und Krankheit.

Dabei übersehen wir fast die Goldkörner in unserer Welt. Wir übersehen, dass Gott und seine Herrlichkeit nicht nur über der Erde schweben, sondern, dass diese Welt Gottes Glanz und Herrlichkeit in sich hat.

Es scheint fast so, als ob Gott sich hineingibt in die Erde, in das Leben der Menschen:

In Jesus Christus ist Gottes Liebe Mensch geworden, ein von uns;
einer, der auf der Erde und von der Erde lebt.

Es ist genau so, wie es Jeremia gesagt hat: Ich lege mein Gesetz in sie hinein und schreibe es in ihr Herz!“

Schwestern und Brüder!
Dieses Hungertuch kann uns zeigen und ahnen lassen:
Der unbegreifliche, große Gott, ist nicht nur Jenseits der Erde, nicht nur über ihr, sondern er hat sich in die Erde gegeben, in unsere Herzen:
7 Goldkörner sind es: sieben heißt: die Fülle, Gott hat sich ganz in diese Welt gegeben, damit wir in dieser Welt sein Heil wirken können.