05.02.2017: 5. Sonntag im Jahreskreis

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Liebe Schwestern und Brüder,
Manchmal fällt aufgrund von Unwettern oder technischen Störungen der Strom aus. Kein Licht mehr! Dann bricht Chaos aus. Panik.
Aber jeder weiß es: Ohne Licht gibt es kein Leben.

Schal, langweilig schmeckt jedes Gericht ohne Salz. Auch der Organismus funktioniert nicht ohne genügend Salz.

Licht und Salz: lebensnotwendig, große Wirkung auch schon in kleinen Mengen –
Jesus sagt zu Ihnen, zu uns: Ihr seid das Salz der Erde! Ihr seid das Licht der Welt!

Wie geht es ihnen damit, für ihre Mitmenschen wie Salz zu sein und wie Licht?
Sind ihre Kraft und ihr Licht bei den anderen gefragt?
Oder nehmen die es für selbstverständlich, dass immer Salz und Licht da sind.
Fühlen sie sich als Salz und Licht im Dauereinsatz?
Woher nehmen sie die Kraft dafür?

Worin besteht unser Salzen und Leuchten für unsere Mitmenschen?
Das macht die Lesung aus dem Buch Jesaja deutlich. Sie entstammt dem sogenannten Trito-Jesaja, dem dritten Jesaja –der jüngsten Schicht dieses Prophetenbuches. Sie entstand nach der Rückkehr Israels aus dem Exil. Die Isareliten werden gemahnt, als sie jammern, weil es immer noch nicht recht vorwärts geht mit dem Wiederaufbau von Gesellschaft und Stadt.

Teile an die Hungrigen dein Brot aus!
Nimm die Obdachlosen in dein Haus auf!
Bekleide die nur noch Fetzen am Leib tragen!
Sorge für Deine Verwandten!
Beende die Unterdrückung bei Dir!
Verleumde niemanden und zeige nicht mit dem Finger auf andere!
Dann geht im Dunkeln dein Licht auf.
Deine Finsternis wird hell wie der Mittag!

Liebe Schwestern und Brüder, das sind einfach verständliche Ermunterungen und Hinweise, wie das geht: Salz und Licht sein für die Menschen, mit denen wir leben.

Christen setzten dies seit Anfang um und leben danach: die Sorge für Menschen in jeglicher Not: materiell, seelisch, geistig moralisch war immer und ist auch heute DAS Merkmal jeder Kirche. Das ist sozusagen die DNA der Christenheit.
Deshalb gibt es so viele kirchliche Gesundheitsdienste, Beratungsstellen, pädagogische Einrichtungen … ‑ auch wenn dies heute in unserer Deutschen Gesellschaft zum größeren Teil durch Versicherungen und staatliche Leistungen finanziert wird.
Die Werke der Barmherzigkeit werden von den Kirchen heute – notwendigerweise – in professioneller Weise angeboten. Millionen Menschen nehmen sie dankbar an.

Schwestern und Brüder, auch in unserer Pfarrei und im Leben des einzelnen Christen werden die Werke der Barmherzigkeit geübt: täglich, oft unauffällig und im Verborgenen. Genau dadurch geschieht, was Jesus sagt: wenn die Menschen dies sehen, werden sie sich dem zuwenden, der uns so salzig und hell sein lässt: unserem Vater im Himmel.

Ich möchte ihnen als Ansporn und zu ihrer Bestätigung Gedanken des früheren Bischofs von Erfurt Joachim Wanke weitergeben, die er „moderne Werke der Barmherzigkeit“ für die Menschen in unserer Gesellschaft genannt hat:

  1. Einem Menschen sagen: Du gehörst dazu
    Viele Menschen fühlen sich unwichtig, unbedeutend, und werden an den Rand gedrängt: die Arbeits­losen, die Ungeborenen, die psychisch Kranken, die Ausländer usw. Das Signal: „Du bist kein Außenseiter!“ „Du gehörst zu uns!“ z.B. auch zu unserer Pfarrgemeinde, ist ein sehr aktuelles Werk der Barmherzigkeit.
  2. Ich höre dir zu
    Viele Menschen sind sehr allein: die alleinerziehenden Eltern, die trauern und sich zurückziehen, die alten Menschen, die keine Kraft mehr haben, um herauszugehen. Ich bin da. Ich höre dir zu. Das ist ein not-wendendes Werk der Barmherzigkeit!
  3. Ich rede gut über dich
    Viele erwähnen zunächst einmal das Gute und Positive am anderen, an einer Herausforderung sehen. Manchmal muss man Kritik üben und Widerstand-leisten. Oft fehlt aber ein grundsätzliches Wohlwollen für den anderen, für seine Anliegen und die Achtung seiner Person. Gut über den anderen reden! Gutes anerkennen – das ist eine Wohltat, die wir anderen viel öfter gönnen sollten.
  4. Ich gehe ein Stück mit dir
    Zuhören können und miteinander beraten – das ist sehr viel. Oft aber braucht es ein bisschen mehr, bis der andere Mut und Kraft hat, einen neuen Weg alleine weiterzugehen. „Ich helfe dir. Ich unterstütze dich bei deinem neuen Anfang! Du schaffst das!“ Das ist ein Segen für jeden, der etwas neues anfangen will.
  5. Ich teile mit dir
    Es wird immer Hilfe nötig sein für Menschen, die sich selbst nicht helfen können. Wer Geld und Dingen mit anderen teilt, lindert oft schlimmste Not und sorgt dafür, dass das Leben weitergeht.
  6. Ich besuche dich
    Ein Besuch ist etwas ganz besonderes. Gerade, wenn es einem schwer fällt herauszugehen. Der Besuch schafft Gemeinschaft und stärkt den Besuchten. So zeigen wir den anderen – ohne Worte – dass wir sie achten und dass Gott sie achtet.
  7. Ich bete für dich
    Wer für andere betet, schaut auf sie mit anderen Augen. Er begegnet ihnen anders. Sag es als Mutter, als Vater deinem Kind, deinem Enkelkind: Ich bete für dich! Tun wir es füreinander, gerade wenn es schwierig wird im Miteinander. So kann Gottes Barmherzigkeit unsere Ratlosigkeit und Trauer verwandeln in neue Hoffnung und Freude.

06.01.2017: Erscheinung des Herrn

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Liebe Schwestern und Brüder,
die Sätze aus dem Jesaja Buch finde ich faszinierend:
Das sind Verheißungen an ein Volk, das trotz seiner Befreiung aus der Gefangenschaft in Babylon auch nach 20 Jahren immer noch nicht so recht auf die Füße kommt: ähnlich wie heute die Balkanländer, die immer noch festsitzen im Schlamassel der Armut und Bestechung.

Richte dich auf, werde Licht, denn dein Licht kommt!
Die Herrlichkeit des Herrn geht leuchtend auf über Dir!
– während Finsternis die Erde bedeckt.
Deshalb wandern Könige zu deinem Licht! Sie alle versammeln sich bei Dir:
Auch die Söhne und Töchter des Volkes, die ausgewandert waren,
die dir den Rücken zugekehrt hatten; Auch sie kommen herbei!

Du wirst strahlen und beben vor Freude, wenn Du siehst, wie alle kommen mit ihren Reichtümern und Schätzen und in dein Land strömen.
Und sie verkünden die ruhmreichen Taten des Herrn.

Wer Menschen gewinnen will, wer sie begeistern will, muss ihnen etwas versprechen, etwas, das nur mit ihm und durch ihn zu erreichen ist!

Dieses Rezept funktioniert bis heute:
Jede Werbung, jede politische Kampagne wendet dieses Mittel an:
versprich den Menschen möglichst viel, damit sie zu dir kommen und dich unterstützen.

Ich bin solchen Versprechungen gegenüber mehr als skeptisch:
am meisten helfen sie dem, der wirbt: er verkauft, er wird gewählt,
er bekommt Unterstützung.

Doch in der Heiligen Schrift geht es um mehr als um wirtschaftliche und politische Versprechungen: Es geht um das, was Gott seinem Volk verspricht: dieses Volk ist nicht ein Volk unter anderen: es bildet sich aus Menschen aller Völker dieser Erde. Gott will auch nicht etwas von uns, er braucht unsere Reichtümer nicht, sondern er will uns seine Herrlichkeit schenken!

Liebe Schwestern und Brüder! Die Versprechungen des Jesaja richten sich ursprünglich an das Volk Israel.  Wir Christen aber beziehen sie auf das neue Volk Gottes, auf die Kirche – auch wenn wir uns bewusst sind, dass Gottes Versprechen an das Volk Israel nach wie vor gelten.

Das Matthäusevangelium erzählt die Geschichte von den Sterndeutern, die dem Stern gefolgt sind, der die Geburt des neuen Königs anzeigte.
Die Vertreter der Völker kommen zu Jesus, in dem die Herrlichkeit Gottes aufstrahlt. Und sie bringen ihm ihre Geschenke: Gold dem König, Weihrauch dem Sohn Gottes, Myrrhe dem Gekreuzigten.

Wie die Sterndeuter aus dem Osten erkennen auch wir in Jesus, die Herrlichkeit des Herrn. Sein Licht strahlt in die ganze Erde, wie das Licht der Sonne! Jeder der sein Licht sieht, darf kommen und erhält Anteil an seiner Herrlichkeit! Er schickt niemanden weg, weil er nicht wie wir Angst haben muss, dass das Licht nicht reichen könnte oder schwächer würde.
Das Heil, das von Gott kommt ist anders als unser Reichtum:
es ist und bleibt die Fülle des Heiles für jeden, der zu Christus kommt und bei ihm bleibt.

Wir wollen aber auch nicht mit leeren Händen zu Jesus kommen:
Wir bringen ihm unsere Gaben:

Unsere materiellen Möglichkeiten setzen wir ein, damit mehr Menschen in Sicherheit leben können. Lasst uns großherzig bleiben, bei den vielen Spendenaktionen für Menschen in Not.

Wir opfern ihm unsere Illusion, alles in der Hand zu haben und selbst zu bestimmen, was richtig ist: Wir öffnen uns für ihn und fragen immer wieder: was willst du, das ich tun soll?
Im Gebet und im Gottesdienst preisen wir ihn, den Herrn und Schöpfer der Erde und stellen uns unter seinen heilvollen Willen.

Wer in der Nachfolge Jesu lebt, hat auch Anteil an Jesu Leiden: Enttäu­schungen, Ablehnung, Verachtung, Erfolglosigkeit – wir schenken Jesus die Bereitschaft auch das anzunehmen und dennoch ihm und seinem Vater im Himmel zu glauben, der uns seine Güte schenkt.

18. Dezember 2016: 4. Adventsonntag

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  1. Lesung: Jes 7,1 – 25 (Zusammenfassung)

In Juda war Ahas König. Damals zogen Rezin, der König von Syrien, und Pekach, der König von Israel, gegen Jerusalem heran. Sie griffen die Stadt an, konnten sie aber nicht einnehmen.

Im Königspalast wurde gemeldet, die syrischen Truppen stünden schon im Gebiet von Efraïm. Der König zitterte und mit ihm das ganze Volk, wie Bäume, die vom Sturm geschüttelt werden.

Da gab der HERR dem Propheten Jesaja den Auftrag: „Geh zu König Ahas hinaus und sag zu Ahas: ‚Bleib ruhig, hab keine Angst! Werde nicht weich vor dem Zorn Rezins und Pekachs; sie sind nur qualmende Brennholzstummel.

Die Syrer und die Efraïmiten planen zwar Böses gegen dich. Sie sagen: Wir wollen nach Juda hinaufziehen, den Leuten dort Angst einjagen, das Land an uns bringen und dort einen neuen König einsetzen!

Aber der HERR, der mächtige Gott, sagt: „Das wird ihnen nicht gelingen! Vertraut auf den HERRN! Wenn ihr nicht bei ihm bleibt, dann bleibt ihr nicht!“

Weiter ließ der HERR dem König sagen:
„Fordere doch als Bestätigung ein Zeichen vom HERRN, deinem Gott, ganz gleich, ob aus der Totenwelt oder aus dem Himmel!“

Ahas antwortete: „Ich verlange kein Zeichen, ich will den HERRN nicht auf die Probe stellen.“

Da sagte Jesaja: „Hört, ihr vom Königshaus! Es reicht euch wohl nicht, dass ihr den Menschen zur Last werdet! Müsst ihr auch noch die Geduld meines Gottes auf die Probe stellen?
Deshalb wird der Herr euch von sich aus ein Zeichen geben: Die Jungfrau wird ein Kind empfangen und einen Sohn zur Welt bringen, den wird sie Immanuël  nennen. Er wird Butter und Honig essen müssen, bis er Gutes und Böses unterscheiden kann.

Noch bevor er alt genug ist, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden, wird das Land der beiden Könige verwüstet sein, vor denen du jetzt Angst hast.
Aber der HERR wird auch für dich, dein Volk und deine Familie eine Unglückszeit kommen lassen, wie man sie seit der Trennung Israels von Juda nicht erlebt hat. Das wird durch den König von Assyrien geschehen.“

Der Tag kommt, an dem der HERR die Feinde herbeiholen wird. Und sie werden kommen und sich im ganzen Land breit machen.

Wenn es so weit ist, wird der König von Assyrien von jenseits des Jordan kommen und euch völlig entehren.
Wenn diese Zeit kommt, wird jeder nur noch eine Kuh und zwei Ziegen haben. Wer dann noch im Land übrig geblieben ist, muss sich allein von Butter und Honig ernähren.
Wenn diese Zeit kommt, wird man die Weinberge ungepflegt lassen müssen, sogar solche, die tausend Weinstöcke tragen, jeder ein Silberstück wert. Sie werden von Dornen und Disteln überwuchert.

Das ganze Land wird voller Dornen und Disteln sein, man wird höchstens noch mit Pfeil und Bogen dorthin gehen, um zu jagen.
Auch die Hügel, die jetzt noch mit der Hacke bestellt werden, wird niemand mehr betreten aus Angst vor den Dornen und Disteln. Rinder wird man dort weiden lassen und Schafe werden den Boden zertreten.

 

Ansprache:  Liebe Schwestern und Brüder,
„Die Jungfrau wird ein Kind empfangen, einen Sohn wird sie gebären. Sie wird ihm den Namen Immanuel – Gott mit uns – geben.“

Das Mt. Ev. zitiert diesen Satz aus dem Buch des Jesaja ganz selbstverständlich, als ob da eine alte Verheißung erfüllt würde – doch ehrlich gesagt: Es ist ein wenig anders:

Als Jesaja dies sagt, schließt er daran die Unheilsankündigung:  Bevor das Kind sechs Jahre alt ist, wird sowohl Israel, als auch Syrien und dann auch Juda vernichtet sein.

Jesaja sagt: Ihr wiegt euch in Sicherheit, eure jungen Frauen bringen Kinder zur Welt und  – ihr denkt: Gott ist mit uns – doch ihr täuscht euch:
Weil ihr nicht auf Gott vertraut, sondern fremden Mächten und euch vor ihren Göttern niederwerft, werden diese euch aus dem Land vertreiben und euch alles wegnehmen.
Ihr denkt, Gott ist mit uns – doch habt ihr euch von Gott abgewandt. Ihr unterwerft euch dem König von Assur und stellt seine Götterbilder in eurem Tempel auf. Ihr werdet merken, dass euch das Schaden bringt:
Der König von Assur wird euch unterwerfen und euch alle Ehre nehmen!

Liebe Schwestern und Brüder, die das Mt. Ev. geschrieben haben, kennen natürlich den ganzen Jesaja Text – nicht nur den einen Satz vom Kind, das von seiner Mutter „Immanuel“ genannt wird Es löst aber diesen einen Satz aus seinem Zusammenhang heraus und bezieht ihn auf Maria und ihr Kind. Das Evangelium verkündet:
Jetzt ist es anders als zur Zeit des König Ahas: Das Kind, das Maria unter ihrem Herzen trug, das Kind, das von Josef den Namen Jesus erhalten hat, Dieser Jesus ist wirklich und tatsächlich der Immanuel: In ihm ist Gott mit uns.

Jesus ist der Immanuel, Weil Maria sagte: „Ich  bin die Magd des Herr, mir geschehe nach deinem Wort!“ und weil Josef die Mutter und das Kind zu sich nahm und als sein Vater gilt, im Vertrauen auf Gott, der ihm diesen Auftrag ins Herz legte.

Schwestern und Brüder, „Gott ist mit uns!“
zwar trägt Jesus nicht diesen Namen, aber ER ist dieser „Gott mit uns“.
Ich möchte bei diesem Namen, bei dieser Aussage verweilen:

Trauen wir Christen in Regensburg, in Herz Jesu uns zu sagen:
„Gott ist mit uns?“ Glauben wir das wirklich? Sind wir uns sicher?

Viele Menschen, mit denen wir täglich zusammenkommen, die mit uns im Supermarkt an der Kasse stehen, viele unserer Freunde und Bekannten, selbst in unseren Familien, interessieren sich kaum für den christlichen Glauben – und wissen nicht viel davon. „

Es muss etwas geben. Gott hat uns lieb. Jesus hatte die Menschen lieb.“
Sehr viel mehr wissen viele Menschen nicht vom Christentum.
Was Gottes Wille ist, darüber denken sie wenig nach.

Ich könnte vieles aufzählen, was nicht gerade darauf hindeutet, dass Gott mit uns ist.

Sind Beifall und am Zuspruch die Anzeichen dafür, ob Gott mit uns ist?
Jesus wurde schließlich verfolgt und getötet, ebenso viele Christen bis auf den heutigen Tag.

„Gott ist mit uns“ das haben wir durch und an Jesus Christus erkannt.
Denn in ihm hat Gott unser Leben mit uns geteilt:
Jesus hat an Gottes Liebe geglaubt und seinen himmlischen Vater und die Menschen geliebt – bis in den Tod.

So hat er uns die Tür geöffnet für den neuen Weg,
dass wir das Heil davon erwarten, dass Gottes Wille geschieht:

Durch uns, die wir auf ihn hören und an die Macht der Liebe glauben,
da Gott die Liebe ist. Dass Gott mit uns ist, merken wir, wenn wir Gottes Werke tun, wenn wir Not und Elend lindern und die Menschen um uns so annehmen, wie Gott uns annimmt.

Gott ist mit uns, er hat Jesus zu uns gesandt,
Durch ihn haben wir erkannt, dass Gott wir Gottes geliebte Kinder sind,
dass Gott mit uns ist. Amen.

04. Dezember 2016: 2. Adventsonntag

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Was macht die Katze mit der Maus?
Was macht der Löwe mit der Gazelle?
Was macht das Krokodil?
Was macht der Mensch?

Es ist ein Fressen und Gefressen werden in dieser Welt?
War das immer so? Muss das immer so bleiben?

Die Bibel – das Alte und das Neue Testament – spannen einen weiten Bogen: Am Anfang sei ein Paradies gewesen. Da hätten Adam und Eva ungeschützt – nackt – wohnen können und vor nichts und niemand Angst haben müssen.

Dass Lebewesen einander fressen, das kann nicht Gottes ursprüngliche Schöpfung sein. Die Ordnung der Schöpfung ist verdorben worden – durch die Arglist, durch den Neid, durch das Aufbegehren gegen die Geschöpflichkeit. Dieser Gedanke steht hinter der biblischen Dichtung.

Da kein Mensch Gott in die Karten schauen kann, erfahren wir in der Geschichte vor allem etwas über den, der so denkt:
Er sehnt sich nach Frieden. Keine Gefahr, keine Angst.

Bis heute fragen wir: Warum fressen Lebewesen einander in dieser Welt?

Die Bibel spannt den Bogen bis ans andere Ende der Weltgeschichte und sagt: Es wird so sein, dass Friede ist zwischen allen Lebewesen: Kuh und Bärin werden Freunde und ihre Jungen liegen beieinander. Niemand tut Böses, es gibt kein Verbrechen.

Die Sehnsucht ist Frieden. Ein Leben ohne Gefahr, ohne Angst.

Das liegt für den Menschen in weiter Ferne: das ist klar. Das ist bis heute so. Aber die Sehnsucht nach Frieden ist lebendig im Menschen.

Durch wen wird dieser Friede eines Tages kommen?

Ein junger Trieb aus dem abgehauenen Baum Isais wird Frucht bringen.
sagt Jesaja. Er wird für Gerechtigkeit sorgen – und benötigt dazu keine Waffen – sein Wort genügt.

Johannes hat auf ihn hingewiesen – auf den, der nach ihm kommt – auf Jesus von Nazaret.

Jesus sprach vom Reich Gottes, vom Frieden – aber seine Gedanken sind anders als die des Propheten Jesaja und auch als in der Paradies-geschichte: Er sagt:

Auf der Erde unterjochen die Könige ihre Untertanen.
Es gibt Kriege und es wird immer Arme geben –
Erdbeben und Überschwemmungen, Sturm und Blitz.

Jesus hat das nicht geändert. er konnte es nicht ändern und deshalb wollte er es auch nicht.

Dennoch war seine Botschaft eine Friedensbotschaft, denn sie verändert jede und jeden, der auf ihn hört:
Bei euch soll es nicht so sein. Wer bei euch der Größte sein will, soll der Diener aller sein. Tut denen Gutes, die euch hassen.
Das Reich Gottes ist mitten unter euch:
Glaubt nicht, dass es ohne euch kommt. Es kommt durch mich und durch euch.

Ihr seht es doch: Sünden werden vergeben, Kranke werden gesund,
das Reich Gottes ist da – wenn wir es durch friedvolles Tun errichten.

Das Reich Gottes, das Riech des Friedens, kann kommen – jederzeit – durch uns.

Das hört sich fast an, als ob Gott dafür gar nicht nötig wäre:
Doch Jesus glaubt bis in die tiefste Fasen an seinen himmlischen Vater:

Diese Schöpfung hat ihren Ursprung in ihm. Das Leben des Menschen führt ihn zu Gott und Gott schenkt dem Menschen Anteil an seiner Herrlichkeit. Kein Haar bleibt ungesehen, das vom Kopf fällt.
Doch dieser Friede Gottes, der alles Begreifen übersteigt, ist der Friede der kommenden Welt.

In dieser Welt ist uns der Friede aufgetragen – in der Nachfolge unseres Herrn, der gerade deshalb für uns die Frucht aus dem jungen Trieb ist.
Er ist das Zeichen für die Nationen: das Zeichen des Friedens.