12.09.2021: 24. Sonntag im Jahreskreis

Einführung:
Die Sonntagsmesse gehört für uns, die wir jetzt zusammen sind zu unserer Sonntagskultur. Wir kommen nicht einfach aus Gewohnheit, schon gar nicht aus Angst oder auf Druck von anderen hin.
Sondern, wir möchten Gottesdienst feiern – weil ….
weil es uns gefällt, weil wir es schön finden, weil wir die Gemeinschaft im Beten und Singen suchen, weil unser Glaube gestärkt und belebt wird, weil es auch Freude macht, …

Grüßen wir Christus

Du rufst uns, dir nachzufolgen.
Du versöhnst uns mit unserem Vater im Himmel.
Du gibst uns Anteil an deiner Auferstehung.

Tagesgebet
Gott, du bist der Schöpfer
    des ganzen Weltalls.
Schau liebevoll auf uns,
    deine Töchter und Söhne.
Gib, dass wir deinem Reich der Liebe dienen
und die Kraft deiner Liebe an uns erfahren.
Darum bitten wir durch Jesus Christus

Ansprache:
In diesem Abschnitt des Mk stellt Jesus eine Frage und gibt daran anschließend eine Belehrung:

Die Frage ist: Wer bin ich für dich?
Und Belehrung handelt darüber, wie Jesus seine Zukunft sieht und was es bedeutet, sich ihm anzuschließen bzw. ihm nachzufolgen.

Versuchen wir uns auf beides einzulassen: Wer ist Jesus für mich?

Natürlich nennen wir Jesus den „Messias“, den Gott gesandt hat – so wie Petrus es im Namen aller Jünger bekannte.

Doch, wenn ich ihn wirklich als Messias Gottes glaube,
wird das mein Leben entscheidend beeinflussen:

Wenn irgendjemand außer mir selbst das Recht hat,
mir zu sagen, was ich tue – dann er!
Wenn irgendjemand mir den Weg zum Leben zeigen kann – dann er!
Wenn irgendjemand mir zeigen kann,
worum es im Leben wirklich geht – dann er!

Denn er ist nicht irgendjemand mit guten Gedanken, er ist nicht irgendjemand, der viele beeindruckt – er ist der Messias Gottes!

Allerdings: Ich bin nicht besser als Petrus. Obgleich ich dieses Bekenntnis ablege, möchte ich nicht wahrhaben, was der Messias Gottes über sich und sein Geschick in der Welt sagt.
Er soll Messias sein, wie ich es mir vorstelle: Er soll in der Welt das Regiment übernehmen, Gerechtigkeit durchsetzen, für das Wohlergehen der Menschen sorgen, dass sie gesund sind, keine Not leiden und in Frieden leben können.

Aber die Ansage des Messias ist anders:
Weil ich in dieser Welt die Stimme Gottes bin und weil ich die Menschen heile, die als von Gott gestraft gelten – und weil ich denen, die sich selbst verurteilen zeige, dass Gott sie nicht verurteilt – und weil ich keine Gewalt anwende – und weil ich dies im Namen Gottes tue – deshalb werden die mich verwerfen, die meinen, im Namen Gottes zu sprechen, wenn sie Menschen verurteilen und ihre Not und Krankheit als Strafe Gottes für ihre Sünden bewerten.

Liebe Schwestern und Brüder,
so ist es bis heute: Menschen werden mit Gewalt beherrscht und sie werden verurteilt, wenn sie nicht gehorchen.
Und die, denen es schlecht geht, bekommen gesagt: Du bist selber schuld.

Die dagegen angehen, die selbstlos helfen und auf Gewalt verzichten, werden lächerlich gemacht, verunglimpft und manchmal selbst Opfer von Gewalt.

Wir aber glauben, dass Jesus der Messias Gottes ist, weil er anders ist:
Franziskus, der Bischof von Rom macht uns vor, was das bedeutet.
Er sagt ganz klar:

Atombomben sind ein Verbrechen.

Die Anhäufung von unermesslichem Reichtum in der Hand weniger Menschen ist ein Verbrechen an den vielen, die Not leiden.

Die Beherrschung und Ausbeutung von Menschen durch wirtschaftliche und militärische Abhängigkeit ist ein Verbrechen.

Er hofft und glaubt und mahnt deshalb, dass die Menschheit es besser kann: Wahrheit, Güte und Schönheit, Gerechtigkeit und Liebe – lassen das Herz weit werden und sind die eigentliche Berufung des Menschen.

Es wird sich zeigen: die darauf setzen, die dafür auf Einkommen, Privilegien, Karriere und Bewunderung verzichten und stattdessen Spott und Verachtung und manchmal Gewalt erleben –

sie sind der Same für die Zukunft des menschlichen Geschlechts.

So stellt sich mir die Frage: Halte ich Jesus für den Messias Gottes.
Bin ich bereit, ihm zu folgen?

Fürbitten

Pr.: Wir können Gott nicht loben und danken, ohne auf die Not der Menschen in aller Welt zu sehen. Auch unsere eigenen Sorgen dürfen wir im Gebet vor Gott tragen. So beten wir:

  • Für die Frauen und Männer und Kinder, die geschlagen werden, die verspottet werden, denen Schmerzen zugefügt werden: dass sie daran nicht zerbrechen und dass sie befreit werden.
  • Für die Menschen, die versuchen, ihr Zuhause wiederaufzubauen, das ein Opfer der Naturgewalten wurde: dass sie Unterstützung erhalten und immer neuen Mut finden.
  • Wir beten für die ganze Weltgemeinschaft, die gespalten ist in wenige sehr reiche und Milliarden von fast mittellosen Menschen: dass wir eine neue Ordnung finden, in der die Gräben überbrückt werden und die Güter der Erde gerecht verteilt werden.
  • Wir beten für die Frauen und Männer, die vieles auf sich nehmen, um ihre kranken und alten Menschen zu betreuen und zu versorgen: dass sie immer wieder Kraft für ihre schwere Aufgabe bekommen.
  • Wir beten für die Kinder und Jugendlichen, die ein neues Schuljahr beginnen: dass sie gesund bleiben, dass sie die Mühe des Lernens auf sich nehmen und sich gegenseitig anspornen und unterstützen.
  • Wir beten für das Volk Gottes, das über alle Konfessionen hinweg im Glauben geeint ist: dass es seiner Berufung folgt und nach dem Vorbild Jesu den Menschen Gottes selbstlose Liebe spürbar macht.

Pr.: Himmlischer Vater, durch deinen Geist leben wir, in deinem Geist beten wir. Sei gepriesen in Ewigkeit. Amen.

07.03.2021: 3. Fastensonntag

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Nicht nur hier, sondern in allen vier Evangelien werden Szenen geschildert, in denen Jesus heftige Gefühle und Gefühlsausbrüche zeigt: Er war voll Zorn über das Unverständnis der Menschen, heißt es. Die Evangelien erzählen alle, jedes auf seine Weise, wie Jesus die religiöse Führungsschicht angriff – und zwar in schärfster Weise – und so ihre Feindschaft auf sich zog.

So auch hier: Jesus randaliert im Tempel. Man müsste sich nicht wundern, wenn er gefesselt und abgeführt würde.
Den Vorwurf: „Ihr macht aus dem Haus meines Vaters eine Markthalle“ wird Jesus kaum im ruhigen, sanften Plauderton geäußert haben. Und auch nicht die Äußerung: „Ich kann in drei Tagen den Tempel wiederherstellen.“
Aber diesen Hinweis auf seine Auferstehung können die angesprochenen natürlich nicht verstehen.

Ihr macht das Haus meines Vaters zu einer Markthalle! Ihr macht Geschäfte mit dem Namen meines Vaters. Ihr benützt ihn, um euch zu bereichern! Ihr verstoßt gegen das zweite Gebot: Ihr missbraucht den Namen des Herrn unseres Gottes für Eure Zwecke!

Liebe Schwestern und Brüder,
ich nehme diese Szene zum Anlass in die Gegenwart zu schauen: Wie wird heute gegen dieses Gebot verstoßen?
In welcher Weise wird heute der Namen Gottes mehr verzweckt, als dass er geehrt wird.

Als erstes muss ich natürlich in mein eigenes Haus schauen: Mein Beruf als Pfarrer, als Leiter einer Gemeinde und professioneller Verkünder und Liturge ermöglicht mir ein gutes Leben: sowohl die finanzielle Ausstattung als auch die Lebensbedingungen und das Ansehen zumindest in der kirchlichen Gemeinde sind sehr angenehm. Auch die Vielfältigkeit der Aufgaben ist interessant. Es ist tatsächlich keine schlechte Wahl in der röm.kath. Kirche Pfarrer zu sein.
Die Versuchung besteht, dass im Lauf der Jahre die ursprüngliche Motivation, die frohe Botschaft zu verkünden durch die gediegene Bürgerlichkeit untergraben wird. Dass der Beruf eher Grundlage für dieses Leben wird und die Berufung in den Hintergrund tritt.

Ich schau aber auch auf meine Kirche, besonders auf die Bischöfe, denen die Leitung der Kirche anvertraut ist: Sie bemühen sich sehr darum, die bestehenden Strukturen aufrecht zu erhalten und zu stärken:
Vom Zölibatsgesetz bis zum Ausschluss der Frauen vom Priesteramt, von der eucharistischen Trennung unserer Schwesterkirchen bis hin zu den Eheleuten, die nach einer Scheidung noch einmal heiraten und denen die Kommunion, die Mahlgemeinschaft in der gemeinde und damit mit Christus verweigert wird.

Die Versuchung ist groß, die in zwei Jahrtausenden entwickelten Regeln und Gesetze als göttlich zu bezeichnen, um die eigene Stellung in dieser großen Organisation „Kirche“ zu verteidigen.

Ich schau auch auf die ganze Gesellschaft, die sich als weltlich versteht und in der Religion Privatsache ist. Was hat sie mit dem 2. Gebot zu tun?
Diese Gesellschaft hat die ganze Welt zur Markthalle erklärt: Der Urwald um den Amazonas wird vermarktet, die Gesundheit der Kinder in Afrika wird dem Gewinn der Bergbaufirmen geopfert, beim Transport des Erdöls kommt es immer wieder zu Unfällen, die zuerst Fischen, Vögeln und Pflanzen das Leben kosten. Verfeindete Gruppen töten sich gegenseitig, statt ihre Konflikte mit friedlichen Mitteln zu lösen – die Nutznießer sind die Verkäufer der Waffen.

In den Verfassungen der demokratischen Staaten steht zwar, dass die Würde des Menschen nicht verletzt werden darf. Doch unsere Unterneh­men und auch unsere Politik gestehen nicht allen Menschen die gleiche Würde zu: Viele zahlen den Preis für unsere Überheblichkeit: In den Textil­fabriken Asiens, in den Minen Südamerikas, in den Treibhäusern Spaniens, in den Ländern, die vom steigenden Meeresspiegel bedroht sind.

Wir Menschen machen das Haus Gottes, diese Welt, seine Schöpfung, zu einer Markthalle. Sogar der Wert eines Menschen wird daran gemessen, was er zum Bruttosozialprodukt beiträgt.

Die Menschheit steht vor einer großen Aufgabe und sie muss diese Aufgabe bewältigen: Die Menschheit muss sich so organisieren, dass die Würde jedes Menschen und sein Wohl der oberste Wert ist, weil er Gottes Ebenbild ist. Und wir? Glauben wir an Gottes Treue und daran, dass er jeden Menschen liebt und zum Heil führt? Helfen wir dabei? Suchen wir danach, was anders – besser – geht?

02.08.2020: 18 Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
wenn ich die Brotvermehrungsgeschichte mit den Erstkommunionkindern bespreche, fragen manche: Wie hat Jesus das gemacht.
Meine Aufgabe ist es, den Kindern zu helfen, die Geschichte nicht als Sensationsbericht zu verstehen, sondern als Glaubenszeugnis über Jesus.

Der Ausgangspunkt dieser Geschichte ist die Grundsehnsucht der Menschheit: Hunger und Durst stillen zu können.
Davon spricht das Jesaja Buch und verheißt eine wunderbare Zukunft:
Ihr Durstigen, kommt alle zum Wasser. Kauft Getreide und esst. Kauft ohne Geld.

Nur ein paar Abschnitte vorher, sie erinnern sich noch, erzählt das Evangelium die Gleichnisse vom Sauerteig und vom Senfkorn. Mutmachgleichnisse –das Gute wird sich ausbreiten und alles durchdringen.

Geht es hier vielleicht um die gleiche Botschaft in anderem Gewand?

Die Jünger sagen: Jesus schick die Menschen weg, dass sie sich etwas zu essen kaufen.
Die Antwort Jesu ist auf einer anderen Ebene:
Gebt ihr ihnen zu essen.
Fünf Brote und zwei Fische haben die Jünger dabei.

Brot – genauer Brot Teilen – ist das Ursymbol für Jesus, der unseren Tod und seine Auferstehung mit uns teilt.

Fisch – ist ebenfalls ein Symbol für Jesus Christus. Das griechische Wort für Fisch „Ichthys“ ist eine Abkürzung für die Glaubensformel: Jesus Christus ist der Sohn Gottes und Erlöser der Menschen.

Jesus spricht den Lobpreis, gibt Brot und Fisch den Jüngern und die geben es den Leuten und alle werden satt.

Das Austeilen und satt werden ist wieder das Bild für eine andere Ebene, um die es dem Evangelisten geht:

Die Jünger empfangen von Jesus
Anteil an seiner Liebe zum Vater und an seinem Vertrauen zum Vater.
Jesus gibt Ihnen Anteil an seiner Hoffnung.
Die Jünger sollen das, was sie von Jesus empfangen weitergeben.

Es wird dadurch nicht weniger sondern mehr. Und gut möglich, dass manche von den Leuten, die ursprünglich von den Jüngern „genährt“ wurden, die Jünger an Glaube, Hoffnung und Liebe sogar übertreffen und selber zu Austeilern werden.

Liebe Schwestern und Brüder,
der Geist, der gute Geist, der göttliche Geist, der in Jesus war,
in seinen Worten,
reicht für alle, er wird immer mehr, je öfter wir ihn mit anderen teilen.

Doch die, die Jesus als Gesandte berufen hat,
die Apostel und ihre Nachfolger, die Bischöfe und ihre Mitarbeiter, die Priester müssen Jesu Auftrag befolgen.
Gebt Ihr ihnen zu essen. Teilt meinen Geist mit ihnen.

Es geht nicht um Dogmen, es geht nicht um Katechismen,
es geht nicht mal um moralische Regeln und Vorschriften.

Es geht darum, dass wir diesen Geist Gottes, den Geist, der Leben schafft in uns haben, und auf ihn hören und ihn mit anderen teilen.

Damit das Reich Gottes sich ausbreite auf dieser Erde –
denn nach dieser Lebenszeit wird sich ohnehin zeigen, dass die vergängliche Welt ein Teil des Reiches Gottes ist.

 

12.01.2020: Taufe Jesu

Hier geht es zu den Texten der Liturgie: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
ein Gedankenexperiment:
Sie werden eingeladen und gebeten, zu sagen, wer Jesus von Nazaret ist und was er ihnen bedeutet: ….

Petrus war in Caesarea von einem röm. Hauptmann eingeladen und gebeten worden, über Jesus zu sprechen.
Petrus hat geantwortet:
Gott hat Frieden verkündet durch Jesus Christus; bei seiner Taufe durch Johannes salbte Gott ihn mit dem Heiligen Geist und mit Kraft. Danach zog er umher, tat Gutes und heilte alle, die in der Gewalt des Teufels waren; denn Gott war mit ihm.

So schlicht und so einfach: Frieden verkünden, Gutes tun und heilen.

Wenn Gott sich entscheiden würde, wieder einen Menschen zu senden, einen wie Jesus, was würde der tun?
Eine spannende Frage: mir fallen viele Möglichkeiten ein – aber sicher nicht die richtigen! Nur so viel davon:

Sicher würde er von Land zu Land gehen, Gutes tun und heilen – beson­ders die, krank sind von Angst und Hass und dem Gefühl, nichts wert zu sein.

Solche Menschen gab es und gibt es immer wieder – Gott sei Dank.
Menschen, die dem anderen zeigen, dass er wertvoll ist.
Solche Menschen sind hier zusammen – sie sitzen hier in der Kirche.
Das sind wir, die Schwestern und Brüder Jesu. An uns hat Gott Gefallen gefunden. Wir sind seine geliebten Söhne und Töchter – so wie wir hier sitzen.

Liebe Schwestern und Brüder,
was bedeutet es, dass jedes der vier Evangelien die Taufe Jesu durch Johannes den Täufer, die Taufe Jesu im Jordan als Ausgangspunkt seines öffentlichen Wirkens nimmt?

Achten wir auf den Dialog zwischen Johannes und Jesus:
„Ich müsste von dir getauft werden und du kommst zu mir?“ sagt Johannes. Mit anderen Worten: „Ich habe nötig, dass ich um Vergebung bitte und dass du mir Vergebung gewährst!“

Jesu Antwort ist schwieriger: „Lass es nur zu. So können wir die Gerechtigkeit ganz erfüllen.“ Wie kann ich erklären, was Jesus damit meint?

Es ist gerecht, dass Jesus sich wie ein Sünder unter die Sünder stellt,
und wie sie Gottes Gnade zugesprochen bekommt.
Gottes Gerechtigkeit wird auch dadurch geschehen, dass Jesus wie ein Gottloser ans Kreuz gehängt werden wird.

Die Auflösung des Dialogs geschieht durch die Stimme vom Himmel – die Stimme Gottes: Dies ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.

Schwestern und Brüder, die Taufe Jesu ist der Ausgangspunkt:
Johannes tauft zur Reinigung von den Sünden.
Die sich taufen lassen, wollen ihr Leben ändern,
sie wollen nicht mehr sündigen, sondern das Gesetz Gottes tun.

In der Taufe Jesu wirkt Gott selbst: Er durchdringt Jesus mit diesem Geist:
Du bist mein geliebter Sohn. Du, weil Du bist. Nicht wegen dem, was du tust, sondern weil du bist.

Deshalb kann Jesus der Retter sein. Das ist das, was ihn für uns zum Retter macht: er ist der geliebte Sohn Gottes – in ihm ist nur dieses geliebt sein – das ist alles, was ihn ausmacht und bewegt und Kraft gibt und antreibt.

Die Einflüsterungen des Bösen hat er überwunden:
Mach was aus dir! Zeig, was du kannst! Nimm dir, was du kriegen kannst.

Er lässt Gottes Liebe an sich genügen – und macht sich deshalb den Sündern gleich – weil auch sie in Gottes Liebe eingeschlossen sind.

15.12.2019: 3. Adventsonntag LJ A

Hier geht es zu den Texten der Liturgie: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
Das sind leere Versprechungen! – Das ist ein schlimmer Vorwurf!
Darin drückt sich tiefes Misstrauen aus. „Leere Versprechungen“.

Es wird versprochen: Die Steppe wird blühen! Sie werden die Herrlichkeit des Herrn sehen! Gott wird kommen und euch retten!

Die Engel versprechen: Er wird groß sein! Friede auf Erden den Menschen!

Und was ist?
Kriege toben. Christen werden verfolgt. Israel ist in sich gespalten und seine Existenz wird von anderen Staaten in Frage gestellt.

Die Kirchen bieten einen traurigen, verbrauchten Anblick: sie erschöpfen sich in Lehre und Caritas – doch begeistern sie nur noch sehr wenige für die eigentliche Botschaft vom Reich Gottes.

Ist Christus eine falsche Versprechung? Können wir ihm wirklich glauben?
Hat er die Königsherrschaft Gottes gebracht?

Zweifel über Zweifel – geweckt und genährt von der Wirklichkeit.

Ähnliche Zweifel bedrängen Johannes. Deshalb lässt er zwei seiner Jünger Jesus fragen: bist du der der kommen soll?

Schwestern und Brüder: Können wir glauben und können wir vor unseren Bekannten und Freunden vertreten: Jesus ist der Messias!
Jesus ist der Retter der Welt und der Menschen!

Oder bleibt ihnen dabei das Wort im Mund stecken?

Welche Argumente gibt es gegen den Zweifel?
Warum bin ich überzeugt davon, dass Jesus wirklich der Messias ist?

Jesus verändert die an ihn glauben:

Ich sehe die vielen Menschen, die sich für andere einsetzen – ob mit Rettungsschiffen auf dem Mittelmeer oder in der Krankenpflege oder in der Erziehung.

Ich höre die Nachrichten von den vielen Projekten und Aktionen, die die Lebensverhältnisse armer Menschen in jedem Erdteil dauerhaft verbessern.

Und ich begegne selber Menschen, die neu angefangen haben und wieder an sich selber glauben und ihre Möglichkeiten, etwas Gutes zu tun.

Jesus heilt auch mich selbst und bewahrt mich vor Pessimismus und Mutlosigkeit:

Trotz vieler Verbrechen und trotz der Bosheit,
sehe ich das Gute in der Welt und auch in mir.

Trotz mancher Rückschläge verliere ich nicht den Mut und sehe einen Sinn darin, für den Frieden, für das Reich Gottes zu arbeiten und zu werben.

Jesus gibt mir durch sein Leben, durch seine Art zu leben,
durch seine Unerschrockenheit und seine Leidenschaft für Gott und Mensch
Mut und Zuversicht und den Glauben daran,
dass die Menschheit darin ihre Zukunft findet.

Liebe Schwestern und Brüder,
Jesus hat die Menschheit gerettet:
Er hat sie davor gerettet, sich den dunklen Kräften der Seele auszuliefern.

Jesus bewahrt uns im Glauben und im Einsatz für
Gerechtigkeit und Wahrheit und Freiheit und Barmherzigkeit und Liebe.

Das Reich Gottes ist mitten unter uns und es kommt unaufhörlich –
wo immer Menschen auf Gottes Geist hören und ihm folgen

24.11.2019: 34. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
in Europa gibt es noch 7 Staaten mit Königen im höchsten Staatsamt:
Die Rede vom König ist also gar nicht so altertümlich.

Und ganz sicher: Jesus, der Sohn Gottes, Gott selbst, werde ich mir nie als gewählten Kanzler oder Präsidenten von des Volkes Gnaden vorstellen können.

Nicht wir wählen Gott, sondern er hat uns erwählt. Durch ihn und auf ihn hin ist die ganze Schöpfung. Die ganze Geschichte des Universums läuft auf den Frieden Gottes zu. Gott erfüllt die Schöpfung mit Leben.
Und die Schöpfung hat die Fähigkeit, die Wege zu erkennen, die zum Frieden führen: dazu, dass die Menschen einander gönnen, was jeder braucht, und miteinander teilen, was dem anderen fehlt.
Der Mensch hat die Begabung zum Frieden: Zum Frieden mit Gott, mit sich selbst und untereinander.

Davon sind wir weit entfernt: Die Menschheit wird in diesem Jahr durch 28 Kriege und bewaffnete Konflikte geplagt. Viele davon sind uns nicht bewusst.

Zugleich aber – das dürfen wir wahrnehmen – gibt es ein wachsendes Bewusstsein dafür, dass der Krieg geächtet werden muss:

Eine Mehrheit im Bundestag ist dafür Waffenexporte durch ein Gesetz zu reglementieren.

Der Atombombenverbotsvertrag der UNO wurde bereits von 79 Staaten unterzeichnet.

Liebe Schwestern und Brüder,
wir glauben an das Leben im Paradies, das Jesus dem Übeltäter in seiner Todesstunde versprach. Wir glauben doch, dass im Paradies Friede ist, dass dort keine Not ist, dass dort niemand Unrecht tut und Gewalt verübt.

Wir glauben doch an den ewigen Frieden!

Wenn ich diesen Glauben ernst nehme, kann ich nicht denken, dass die Menschheit auf ewig Gewalt und Krieg auf der Erde verbreitet.

Der Glaube an den ewigen Frieden weckt in mir die Hoffnung und das Vertrauen, dass der Mensch sich weiter entwickeln wird – durch die Evolution des Geistes – dass er lernt, Frieden zu halten.

Ja, es ist wahr: der Weg dahin ist noch sehr weit. Es wird vielleicht noch nicht in fünfzig Jahren sein. Doch es könnte sein, dass es im nächsten Jahrhundert möglich wird.

Es kann möglich werden – wenn es Menschen gibt, die daran glauben und die sich dafür einsetzen, die dafür werben,
die sich nicht dem Gesetz der Macht durch Gewalt unterwerfen.

Wir müssen unseren Geist entwickeln und uns verändern.
Wir müssen Menschen werden, die an die Möglichkeit des Friedens glauben, die sich selbst im Frieden üben.

Dass es möglich ist, diesen schwierigen Weg zu gehen und diesen neuen Gipfel der menschlichen Entwicklung zu erreichen, zeigt mir unser König am Kreuz: Wer einem anderen Gewalt antut, kann sich nicht auf ihn berufen. Denn dieser Mensch hat nichts Unrechtes getan.

In ihm war der Friede Gottes und er hat uns die Macht gegeben, diesen Frieden in uns zu haben. Er hat seinen Geist in uns gelegt.

Werden wir Menschen, die an den Frieden glauben und an die Möglichkeit des Friedens. Und planen wir die Wege, die dahin führen.

Denn so wie Menschen den Krieg planen und vorbereiten, in dem sie Hass und Neid schüren und Waffen bereit stellen –
so muss auch der Friede geplant werden.

Es muss Verständnis für den anderen wachsen und Solidarität und es müssen die Mittel geschaffen werden, die für den Frieden nötig sind: Häuser und Schulen, Nahrung und Wasser, Ärzte und Arbeit.
Das kostet sicher nicht mehr Geld als die Waffen und der Sold der Soldaten und die Zerstörungen die sie bewirken.

Christus ist der König des Friedens. Haben wir keine Angst davor,
sein Volk zu sein, das Volk des Friedens.

02.11.2019: Allerseelen

Hier geht es zu den Texten der Liturgie (Vorschlag I) schott

Liebe Schwestern und Brüder,
wenn wir unseren Verstorbenen etwas sagen, etwas mitteilen wollen, was würden wir zu ihnen sagen.

Vielleicht sagen wir: „Du fehlst mir“, weil die Person eine Lücke hinterlässt, weil sie einfach zu mir und meinem Leben gehörte.
Wie kann ich leben ohne ihn, ohne sie?

Vielleicht sagen wir auch „Danke!“: weil wir dem Verstorbenen so viel verdanken: seine Freundschaft, seine Treue, seine Sorge, seine Unter-stützung. Er hat unser Leben geteilt und bereichert. Es gibt so viele schöne Erinnerungen und Erlebnisse. Danke dafür.

Vielleicht sagen wir auch: „Verzeih“ und denken daran, was wir der Verstorbenen schuldig geblieben sind. Wir denken an manche Augenblicke, in denen uns die Kraft ausging, es mangelte an Verständ­nis und Geduld.

Vielleicht sagen wir auch: „Ich verzeihe dir“, wenn es nicht immer leicht war, den Verstorbenen auszuhalten, zu ertragen. Doch wir wollen über den Tod hinaus nichts nachtragen, sondern es soll Frieden sein, zwischen dem Verstorbenen und uns.

Vielleicht fragen wir auch: „Warum?“ weil wir nicht verstehen, wie es gekommen ist; weil der Tod so unvorhergesehen kam; weil wir nicht damit gerechnet haben – nicht jetzt. Warum fragen wir – weil wir es noch nicht annehmen können, dass sie oder er verstorben ist.
Die Klage, der Schmerz, die Trauer herrschen noch vor. Wir warten darauf, dass die Frage allmählich verstummt.

Vielleicht sagen wir auch: „Es ist gut“. Weil wir unserem Verstorbenen gönnen, dass er am Ziel ist, dass er befreit ist von seinem Leiden, dass er nun an einem besseren Ort ist, als es die Erde sein kann.
Es ist gut so. Der Trauerschmerz hat uns verändert, unsere Sicht auf das Leben reifen lassen. Wichtig sind nicht die gezählten Jahre, sondern die Liebe, die wir geben und empfangen.

Liebe Schwestern und Brüder,
der Tod unserer lieben Angehörigen bewegt uns und beschäftigt uns.
Sie bleiben ein Teil von uns selbst. Durch sie wurden wir zu den Menschen, die wir nun sind. Solange wir leben, werden wir sie nicht vergessen.

Wenn schon wir, solange wir leben, mit unseren Toten verbunden bleiben, umso mehr wird der ewige Gott immer an unsere Toten denken. In ihm sind sie lebendig und leben. In ihm sind sie vollendet und vollkommen. In ihm sehen sie das Licht und haben Anteil an der Freude Gottes.

Liebe Schwestern und Brüder, was können wir zu unseren Verstorbenen sagen:

„Ich freue mich mit dir und für dich, weil du Gottes Licht schauen darfst – so wie es uns bei der Taufe schon zugesagt wurde.“

Und vielleicht sagen wir auch: „Einmal, wenn die Zeit gekommen ist, werde ich auch diesen Schritt gehen und da sein, wo du bist und so sein, wie du jetzt schon bist.“

Auch unsere Verstorbenen haben vielleicht eine Botschaft an uns:

„Ich wünsche dir, dass du lebst und froh bist im Leben. Du sollst nicht dauernd traurig sein, denn ich wünsche dir die Freude am Leben.“

Liebe Schwestern und Brüder,
Im Johannesevangelium hören wir Jesus sagen:
„Ich bin die Auferstehung und das Leben. Jeder der lebt und an mich glaubt, wird in Ewigkeit nicht sterben!

Unsere Verstorbenen haben Anteil an seiner Auferstehung,
weil sie an ihn geglaubt haben.

02.06.2019: 7. Ostersonntag LJ C

Hier geht es zu den Texten der Liturgie: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
Jesus hat sich von seinen Jüngern verabschiedet.
Als Testament hat er ihnen das neue Gebot gegeben:
„Liebt einander, wie ich euch geliebt habe.“

Nun betet er zu seinem Vater im Himmel:
Er bittet ihn für alle, die in der Weltzeit durch das Wort der Jünger an ihn glauben und er berichtet dem Vater, was er getan hat.

Zuerst betet Jesus um die Einheit der Glaubenden, damit die Welt erkennt, dass sie von Gott geliebt sind wie Jesus selbst.

Dann betet Jesus darum, dass die Glaubenden bei ihm sind und seine Herrlichkeit sehen.

Diese Bitte Jesu möchte ich ihnen nochmal vortragen:
Vater, ich will, dass alle, die du mir gegeben hast,
dort bei mir sind, wo ich bin.

Liebe Schwestern und Brüder,
verstehen sie, wie umwerfend, wie rührend und voll Liebe diese Bitte ist?

Es ist ja das Johannesevangelium mit seiner ganz besonderen Sprache und Denkweise:
Jesus ist der Sohn Gottes von Ewigkeit her. Gott hat ihn schon geliebt vor Grundlegung der Welt.

Die Welt hat Gott nicht erkannt: die Welt versteht nicht, wie Gott ist und was Gottes Vorstellung von der Welt ist. Sehr vergröbert gesagt:
Die Welt lässt sich von Hass und Zorn und Selbstsucht leiten,
statt von Liebe und Geduld und Bescheidenheit.

Gott sendet seinen ewigen Sohn in diese Welt, damit er die Welt zum Glauben führt. Die Welt soll durch ihn verstehen, wie Gott ist und was Gott will: Die Welt soll verstehen, dass er Jesus liebt – vollkommen und ohne jeden Abstrich und dass er die Menschen in der Welt ebenso liebt.

Nun, am Ende seines Weges in der Welt, bevor er zu seinem Vater zurückkehrt, bittet Jesus den Vater: „Ich will, dass sie alle bei mir sind, da wo ich jetzt sein werde.“
Jesus will nicht ohne diese Menschen, ohne uns, zu seinem Vater zurückkehren.

So innig ist die Freundschaft, die Liebe Jesu zu uns.
Ohne uns will er nicht in der Herrlichkeit des Vaters sein.

Der Vater aber hat Jesus eben deshalb in die Welt gesandt,
weil er uns ebenso sehr liebt wie Jesus, seinen ewigen Sohn
und damit wir ebenso sehr lieben können, wie Gott uns liebt.

Bleibt nur noch zu bedenken:
Worin besteht die Liebe Gottes zu seinem Sohn
und zu uns, seinen Töchtern und Söhnen?

Es ist jedenfalls nicht so,
dass Gott alles aus dem Weg räumt, was uns weh tut.

Es ist jedenfalls auch nicht so,
dass Gott uns alle Wünsche erfüllt.

Gott liebt dich, das heißt nicht mehr und nicht weniger als:

Es ist gut, dass du da bist, weil du Du bist.
Und das gilt für jeden anderen wie für Dich.

 

30.05.2019: Christi Himmelfahrt

Hier geht es zu den liturgischen Texten: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
Menschen über 75 Jahre entwickeln immer mehr den Wunsch, dass sie möglichst lange selbständig zuhause leben können, ohne jemand zur Last zu fallen;

Menschen über 60 Jahre wünschen sich, dass sie lange gesund bleiben und den bevorstehenden Ruhestand genießen können: was das für die einzelne Person bedeutet, ist höchst unterschiedlich.

Menschen über 40 Jahre hoffen, dass sie in Beruf und Familie standhalten können, dass sie erfolgreich sind, dass die Belastungen nicht zu viel werden und dass genügend Raum für Entspannung und Erholung bleibt.

Menschen über 20 wollen im Beruf vorwärts kommen, in einer Liebesbeziehung glücklich werden, vielleicht eine Familie gründen.

Kinder und Jugendliche wollen einfach groß und erwachsen werden und ihre Kräfte entwickeln und möglichst viel erleben.

Ganz sicher gibt es viele andere Beispiele und Ideen und Beschreibungen.

Mir geht es jetzt vor allem um die Frage:
Was will ich eigentlich? Worauf zielt mein Leben hin?
Das erwachsen werden, das lieben und arbeiten, das durchhalten und ausruhen, das genießen und das aushalten und abwarten?

Ich glaube an die Auferstehung der Toten und das ewige Leben!
Ich glaube, dass ich in den Himmel komme, dass ich bei Gott sein werde.

Liebe Schwestern und Brüder, ob das Wunschdenken ist, wie viele Mitmenschen glauben?

Alle Evangelien verkünden in einer für die Antike typischen, bilderreichen Sprache, dass Jesus zu seinem himmlischen Vater heimgekehrt ist.

Der Glaube an das ewige Leben bei und in Gott ist zentral für mich und in meinem Glauben an Christus: Christus hat dafür gelebt und ist dafür gestorben und auferstanden, damit alle, die glauben durch ihn das ewige Leben haben.

Und; dieser Glaube befreit zu einer Hoffnung und Zuversicht, zu einer Freude und Kraft, die ohne ihn nicht möglich wäre.

Das Leben in all seinen Phasen hat ein Ziel, das wir immer vor Augen haben, das uns immer im Bewusst sein bleibt:

Im Weinen und im Lachen, wenn wir kraftvoll wirken und wenn wir schwach und hilflos sind: das Ziel unseres Lebens ist Gott.

In den Tränen finden wir darin Trost, denn Gott wird die Tränen abwischen.

Lachen und Glück stärken die Zuversicht auf die vollkommene und unvergängliche Freude.

Wenn wir kraftvoll tätig sind, dann so, dass wir unserer Hoffnung Ausdruck geben.

Wenn wir Schwäche und Krankheit erleiden, dann geduldig in der Erwartung des ewigen Heils, das von Gott kommt.

Liebe Schwestern und Brüder,
die zerstörerischen Kräfte,
Wut und Zorn, Verschwendung der Güter der Schöpfung,
Geiz und Gier
kennen auch wir, die wir an Jesus und das ewige Leben glauben.

Doch das Ziel des ewigen Lebens vor Augen, werden wir nicht aufhören Liebe und Wohlwollen,
Bescheidenheit und Selbstbeherrschung,
Einfachheit und Demut

Zu üben, damit wir bereit werden für das Ziel, das Christus für uns bereitet hat.

25.11.2018: 34. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den liturgischen Texten: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
Im großen nicäno-konstantinopolischen Glaubensbekenntnis heißt es:
Jesus Christus ist am dritten Tage auferstanden nach der Schrift und aufgefahren in den Himmel. Er sitzt zur Rechten des Vaters und wird wiederkommen in Herrlichkeit, zu richten die Lebenden und die Toten; seiner Herrschaft wird kein Ende sein.

Das Ende der Welt wird kommen, wenn Christus in seiner Herrlichkeit kommt. – So habe ich es als Kind gelernt und so steht es auch heute noch in der katholischen Glaubenslehre.

Man hat es sich seit Urzeiten so vorgestellt:
Die Sterne fallen vom Himmel. Blitz und Donner ziehen von einem Ende des Himmels zum anderen.
Tatsächlich: Gewitter machen uns immer noch Angst: Diese grellen Blitze und der Knall, der darauf folgt.

Die Physiker, die sich mit dem Universum beschäftigen, diskutieren darüber, ob das Universum sich unendlich und ewig ausdehnen wird, oder ob es sich einmal wieder zusammenzieht und die Sterne und Himmelskörper ineinander stürzen, zu einem Punkt von Energie, der dann aufs Neue vielleicht ein anderes Universum hervorbringen wird.

Diese Unsicherheit der physikalischen Theorien lehrt mich aber:
Es geht in meinem Glauben nicht um bestimmt Vorstellungen über das Ende der Welt. Es geht um unsere Hoffnung, die im Glauben an Jesus Christus gründet.

Der Glaube an die Auferstehung der Toten, an ein unvergängliches Reich, in dem nur noch Gott regiert, hat seine Wurzeln schon im Glauben Israels und auch der anderen Völker der Antike. Man kann die Vorstellungen der Griechen und Ägypter, Babylonier und Israels miteinander vergleichen und Unterschiede und Ähnlichkeiten entdecken.

Für mich ist entscheidend: die Zukunft der Menschen, die Zukunft der Erde und die Zukunft des Universums – des Alls – kann ich nicht anders denken, als dass Gottes Herrschaft immer mehr zum Durchbruch kommt.

Auch wenn das Universum sich vielleicht unbegrenzt ausdehnt und weiter besteht, bleibt die Frage: Woher kommt es? Durch welche Kraft besteht es? Wir Menschen strecken den Kopf aus der Hülle, die uns umgibt und fragen, was dahinter ist.

Wir denken an eine Zukunft jenseits dessen, was wir in der Hand haben und planen und gestalten und beeinflussen können:
Diese Zukunft wollen wir uns nicht anders vorstellen als erfüllt von Frieden, von Gerechtigkeit, von Freude und Vollkommenheit.

Würde diese Welt mit ihrer Zerstörung und Gewalt immer so weiter gehen; würde diese Welt nicht verwandelt in eine Welt des umfassenden Friedens für alles, was ist:
diese Vorstellung wäre keine Hoffnung, sondern eine Kapitulation vor denen, die versuchen mit Gewalt die Herrschaft über die Welt zu gewinnen.

Wir aber, wir glauben an Christus. Wir glauben daran, dass er der neue Anfang ist, weil er sein Leben nicht auf Macht und Besitz ausgerichtet hat, er kam nicht, um etwas zu erobern: er lebte ganz aus der Dankbarkeit für das Leben, das vom himmlischen Vater kommt, und der jedes Haar auf unserem Kopf gezählt hat.

Er ist nicht dem Wahn erlegen, er könne diese Welt besitzen:
er blieb unerschütterlich bei seiner Wahrheit:
Gott ist der Vater aller Menschen und die Menschen untereinander Schwestern und Brüder.

Wir glauben, dass dieser neue Anfang, den Gott durch Jesus in seiner Schöpfung gemacht hat, unaufhaltsam sich entfalten wird.

Seine Wahrheit, die Wahrheit von der selbstlosen Liebe aus der das Leben hervorquillt, um zu ihr zurückzukehren, diese Wahrheit wird am Ende für alle offenbar werden, wenn die Liebe offenbar wird, die das Leben gebar und immer wieder gebiert.