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Liebe Schwestern und Brüder,
das von uns so genannte Alte Testament ist nicht nur ein Glaubensbuch – es ist auch eine Geschichtsquelle – in manchen Teilen jedenfalls.
Der Prophet Jeremia ist eine der Personen, die klar in einer bestimmten geschichtlichen Situation auftritt: Zur Zeit des Königs Joschija und seines Sohnes und Nachfolgers Jojakim. Seine Berufung zum Propheten erfährt er im Jahr 628 also 41 Jahre bevor das Volk Israel in die Verbannung nach Babylon geführt wurde.
Gott sagt zu ihm: „Noch ehe ich dich im Mutterleib formte, habe ich dich ausersehn, zum Propheten für die Völker.“
Ist das nicht wunderbar?
Gott hat diesen Jeremia „geformt“, damit er ihm einen Auftrag geben kann: Dass das für den Auserwählten schwer und kaum erträglich werden wird, wird ihm gleich dazugesagt:
„Ich mache dich zur bronzenen Mauer gegen das Land, gegen die Könige, Beamten und Priester und Bürger von Juda.
Mögen sie dich bekämpfen – bezwingen werden sie dich nicht!“
Da wird eine große starke Persönlichkeit auf die Bühne der Geschichte gestellt: einer, der viel durchstehen wird, der viel aushalten muss und der letztlich erleben muss, wie seine Mahnungen und Warnungen vergeblich sind – weil das Volk und der König sich nicht abhalten lassen, den Weg zu wählen, der sie ins Unheil führt – in die Verbannung!
(Hinweis auf die Klagelieder).
Das sind zwar Geschichten von vor 2600 Jahren, doch heute beschäftigen uns ganz ähnliche Fragen:
Wird man auf die Warnungen hören?
Wird man es vermeiden, dass bewohnte Erde zu Millionen Hektar im Wasser versinken?
Wird man es vermeiden, dass Millionen Menschen aus Not und Todesangst ihre Heimat verlassen müssen und dahin gehen, wo leben möglich ist und es deshalb zu Gewalt und Konflikten kommt.
Oder wird all das Unheil, vor dem viele prophetische Menschen warnen, doch noch vermieden?
Diese Lesung hat man dem Abschnitt aus dem Lk Ev zugeordnet, in dem Jesus nach anfänglicher Begeisterung das erste Mal in Konflikt gerät mit seinen Landsleuten, mit denen er Glaube und Herkunft teilt:
Da deutet das Evangelium schon an, wie das Leben Jesu verlaufen wird:
Man wird ihm nicht glauben. Es wird der Tag kommen, an dem er nicht mehr einfach durch die bedrohliche Menge hindurch geht.
Jesus – das muss man zugeben – bringt die Leute in Rage mit seinen Vergleichen und Anspielungen auf Elija und Elischa. Jesus wirft ihnen vor: „Ihr seid wie die Israeliten damals. Genau wie sie hört ihr nicht auf die Mahnung und Warnung des Propheten.
Ihr handelt nicht so, wie Gott es will, sonst würdet ihr tun, was Gottes Geist bewirkt:
Sonst würdet ihr:
- Arme aus ihrem Elend zu befreien.
- Am Boden liegende wieder aufrichten.
- Kranke heilen, statt sie ihrer Krankheit zu überlassen.
- Ausgebeuteten Menschen die Befreiung bringen.
SO hat es Jesus vorher aus dem Buch des Propheten Jesaja vorgelesen.
Schwestern und Brüder,
auch das hohe Lied der Liebe, dieses Stück Weltliteratur, von Paulus verfasst, schlägt in diese Kerbe:
Wer auf Gott und seine Propheten hört,
der ist geduldig, der freut sich an der Wahrheit, der macht sich selbst nicht wichtig, der tut nichts, was den anderen verletzt.
Warum wird uns dies alles durch die Bibel, das Wort Gottes, zum Bedenken gegeben?
In all den täglichen kleinen Herausforderungen des Lebens, sollen wir die Möglichkeit erkennen und wählen, aus Liebe zu handeln, damit Gottes Liebe bekannt wird, damit die Welt gut wird.
Wir sollen uns nicht Jesus entgegenstellen,
sondern mit ihm gehen, denn er geht den Weg des Lebens.
Sein Weg führt uns zum Leben, zum echten, prallen, vollen Leben.
