03.02.2019: 4. Sonntag im Jahreskreis (LJ C)

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Liebe Schwestern und Brüder,
das von uns so genannte Alte Testament ist nicht nur ein Glaubensbuch – es ist auch eine Geschichtsquelle – in manchen Teilen jedenfalls.
Der Prophet Jeremia ist eine der Personen, die klar in einer bestimmten geschichtlichen Situation auftritt: Zur Zeit des Königs Joschija und seines Sohnes und Nachfolgers Jojakim. Seine Berufung zum Propheten erfährt er im Jahr 628 also 41 Jahre bevor das Volk Israel in die Verbannung nach Babylon geführt wurde.

Gott sagt zu ihm: „Noch ehe ich dich im Mutterleib formte, habe ich dich ausersehn, zum Propheten für die Völker.“
Ist das nicht wunderbar?

Gott hat diesen Jeremia „geformt“, damit er ihm einen Auftrag geben kann: Dass das für den Auserwählten schwer und kaum erträglich werden wird, wird ihm gleich dazugesagt:
„Ich mache dich zur bronzenen Mauer gegen das Land, gegen die Könige, Beamten und Priester und Bürger von Juda.
Mögen sie dich bekämpfen – bezwingen werden sie dich nicht!“

Da wird eine große starke Persönlichkeit auf die Bühne der Geschichte gestellt: einer, der viel durchstehen wird, der viel aushalten muss und der letztlich erleben muss, wie seine Mahnungen und Warnungen vergeblich sind – weil das Volk und der König sich nicht abhalten lassen, den Weg zu wählen, der sie ins Unheil führt – in die Verbannung!
(Hinweis auf die Klagelieder).

Das sind zwar Geschichten von vor 2600 Jahren, doch heute beschäftigen uns ganz ähnliche Fragen:

Wird man auf die Warnungen hören?
Wird man es vermeiden, dass bewohnte Erde zu Millionen Hektar im Wasser versinken?

Wird man es vermeiden, dass Millionen Menschen aus Not und Todesangst ihre Heimat verlassen müssen und dahin gehen, wo leben möglich ist und es deshalb zu Gewalt und Konflikten kommt.

Oder wird all das Unheil, vor dem viele prophetische Menschen warnen, doch noch vermieden?

Diese Lesung hat man dem Abschnitt aus dem Lk Ev zugeordnet, in dem Jesus nach anfänglicher Begeisterung das erste Mal in Konflikt gerät mit seinen Landsleuten, mit denen er Glaube und Herkunft teilt:

Da deutet das Evangelium schon an, wie das Leben Jesu verlaufen wird:
Man wird ihm nicht glauben. Es wird der Tag kommen, an dem er nicht mehr einfach durch die bedrohliche Menge hindurch geht.

Jesus – das muss man zugeben – bringt die Leute in Rage mit seinen Vergleichen und Anspielungen auf Elija und Elischa. Jesus wirft ihnen vor: „Ihr seid wie die Israeliten damals. Genau wie sie hört ihr nicht auf die Mahnung und Warnung des Propheten.

Ihr handelt nicht so, wie Gott es will, sonst würdet ihr tun, was Gottes Geist bewirkt:
Sonst würdet ihr:

  • Arme aus ihrem Elend zu befreien.
  • Am Boden liegende wieder aufrichten.
  • Kranke heilen, statt sie ihrer Krankheit zu überlassen.
  • Ausgebeuteten Menschen die Befreiung bringen.

SO hat es Jesus vorher aus dem Buch des Propheten Jesaja vorgelesen.

Schwestern und Brüder,
auch das hohe Lied der Liebe, dieses Stück Weltliteratur, von Paulus verfasst, schlägt in diese Kerbe:

Wer auf Gott und seine Propheten hört,
der ist geduldig, der freut sich an der Wahrheit, der macht sich selbst nicht wichtig, der tut nichts, was den anderen verletzt.

Warum wird uns dies alles durch die Bibel, das Wort Gottes, zum Bedenken gegeben?

In all den täglichen kleinen Herausforderungen des Lebens, sollen wir die Möglichkeit erkennen und wählen, aus Liebe zu handeln, damit Gottes Liebe bekannt wird, damit die Welt gut wird.

Wir sollen uns nicht Jesus entgegenstellen,
sondern mit ihm gehen, denn er geht den Weg des Lebens.
Sein Weg führt uns zum Leben, zum echten, prallen, vollen Leben.

3. Februar 2013: 4. Sonntag im Jahreskreis

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Das Lukasevangelium schildert hier ein Musterbeispiel dafür, wie Menschen aneinander geraten können, ohne dass es unbedingt nötig wäre und ohne, dass es jemand gewollt hätte.

Es hatte gut begonnen. Das hörten wir am vergangenen Sonntag: Jesus liest Jesaja: Ich bin gekommen, um ein Gnadenjahr des Herrn auszurufen. Er sagt: Heute hat sich das Schriftwort erfüllt. Alle staunten über ihn!

Allzu verständlich ist der Satz: Ist das nicht der Sohn Josefs?
Wer hätte dem solche Worte zugetraut?

Dann aber ergreift Jesus das Wort und bringt die Situation zum Kippen!
Er provoziert seine Landsleute bis aufs Äußerste, mit diesen Beispielen von den Propheten Elija und Elischa!

„Ihr glaubt mir so wenig, wie die Israeliten damals den Propheten glaubten!“ Und unversehens stellt er sich damit ausdrücklich neben diese beiden größten Propheten des Volkes!

Ich habe Lukas gefragt:
Lieber Evangelist Lukas warum steht diese Szene in deinem Evangelium! Du willst doch die Leser für den Glauben an Jesus gewinnen – hier aber legt er es geradezu drauf an, die Leute gegen sich aufzubringen! Warum und wozu hast Du das geschrieben?

Der Evangelist Lukas antwortete mir in einem Brief:

Lieber Martin,
danke, dass Du mein Evangelium so sorgfältig liest.
Ich gratuliere Dir, dass Du bemerkst, wie schwierig diese Szene ist. ‑
Obwohl Du von Kindheit an gewohnt bist zu denken, dass Jesus nichts falsch machen kann.

Ja, ich habe diese Szene mit Absicht so geschildert und verfasst.
Ich versuche Dir zu erklären, warum:

Du weißt: In Nazareth ist der erste öffentliche Auftritt Jesu. Wer mein Evangelium liest, soll von Anfang an merken, wie das alles enden wird.
Ich will Jesus von Anfang an vorstellen als den, der „gekommen ist, zu suchen und zu retten, die verloren sind!“;

als Propheten den Leuten den Spiegel vorhält und der von den Führenden verurteilt wird und auch als den, der hindurch geht.

Das alles deute ich schon in dieser Nazareth Szene an. Deshalb geht die Begegnung Jesu mit seinen Landsleuten in Nazareth genauso schief, wie die Begegnung mit den Führenden in seinem Volk.

Den Leuten fiel es damals sehr schwer zu glauben, dass der Retter, den Gott sendet, als Mensch unter Menschen lebt; dass er als ganz normales Kind aufgewachsen ist; dass er ganz normale Eltern hatte.
Man hat sich vorgestellt, dass der Messias Gottes mit Macht und Herrlichkeit kommt – und nicht als Sohn eines Zimmermanns.

Fällt es den Menschen in Deiner Zeit leichter an Jesus von Nazareth zu glauben? Glauben sie heute leichter, dass Gott ihn als Retter gesandt hat?
Obwohl er einfach Mensch war?

Ich will, dass die Leser meines Evangeliums sich keine Illusionen machen: Der Weg Jesu, sein Leben, seine Botschaft – es ist schon eine riesige Herausforderung darin das Wirken Gottes zu erkennen.

Aber das ist eben die Botschaft Jesu:
Erwartet das Reich Gottes nicht nur für eine ferne Zukunft.
Es ist mitten unter euch und es liegt an euch, dass es sichtbar wird.

Diese Welt ist Gottes Welt und er wirkt das Heil durch euch Menschen!

Vergebt – dann vergibt auch Gott!
Heilt – Gott gibt euch die Kraft!
Befreit – Gott hat euch den Geist der Freiheit geschenkt.

Heute gilt es, Gottes Willen zu tun – so wie es Jesus tat!
Gott rettet – das ist sein Name und sein Programm!

Und weil Gott niemanden im Stich lässt und vergisst,
weil Gottes Kraft im Menschen ist,
deshalb geht Jesus durch alle Anfeindungen hindurch und lässt sich nicht beirren. Herzliche Grüße. Dein Lukas.