Liebe Schwestern und Brüder,
ich habe eine Bitte: Stellen sie sich bitte einen Schafhirten vor mit seiner Herde – auf einer Wiese mit saftigem Gras – vielleicht auf einem Hügel oder in einem Flusstal.
Ein Hirt und seine Schafe: dieses Bild spricht uns an. Hirt und Schafe sind aufeinander bezogen. Es ist ein friedliches Bild. Ein Bild voll Vertrauen und Frieden. Keine Aggression. Schafe und Hirt kennen einander und kennen die Stimme. Der Hirt hört sofort, wenn Schafe in Unruhe kommen. Die Schafe hören, wenn der Hirt ruft und verstehen, was er will.
So sieht Jesus sich mit seinen Jüngern verbunden, mit denen, die auf ihn hören.
Doch, liebe Schwestern und Brüder, das Johannesevangelium beschreibt gar keine Idylle. Vielmehr sind diese Sätze teil eines Streits zwischen Jesus und seinen Gegnern: Sie umringen ihn und fragen: „Sag es uns: Bist du der Messias, der Christus?“
Die Antwort Jesu ist: „Ihr glaubt mir nicht, weil ihr nicht zu mir gehört.“
Denn wer zu mir gehört, der hört auf mich und ich gebe ihm ewiges Leben.
Denn ich und der Vater sind eins.“
Schwestern und Brüder,
wer Jesus hört, hört den Vater, Jesus redet nicht aus eigenem, sondern er sagt, was er von seinem Vater gehört hat. Wer den Vater sucht, wer den Vater kennt, der erkennt auch, dass Jesus und seine Worte vom Vater sind.
Es entsteht eine ungeheure Spannung zwischen Jesus und seinen Gegnern. Sie verstehen Jesus genau: Wenn ihr nicht auf mich hört, dann habt ihr auch nicht mit meinem Vater zu tun, mit Gott.
Da heben sie Steine auf, um sie auf Jesus zu werfen – so wütend macht Jesu Rede sie.
Das beschauliche Bild vom guten Hirten Jesus ist äußerst dramatisch:
Jesus steht inmitten seiner Jünger, die in ihm den Messias erkennen und er ist umringt von seinen Gegnern, die voller Wut sind und ihn steinigen wollen, weil er sagt: In meinen Worten spricht der Vater zu euch.
Mitten in diesem Drama stehen auch wir.
Wir gehören zu den Jüngern Jesu und erleben, wie er angefeindet wird.
Wir hören ihn und sein Versprechen, dass er uns ewiges Leben schenkt, dass er uns zu seinem Vater führt.
Aus ihm spricht Gottes Geist – das spüren und merken wir, in jedem seiner Worte.
Doch dass er so angegriffen wird, verunsichert uns auch.
Wieso hören die anderen nicht auf Jesus? Warum feinden sie ihn an?
Wie wird Jesus sich verhalten? Werden sie ihn in ihre Gewalt bringen können? Wie wird der Streit ausgehen?
In dieser Auseinandersetzung stehen wir Christen auch heute:
An die Ostererzählungen kann man nicht glauben.
So wie Jesus es sagt, kann man sich nicht verhalten.
In dieser Welt zählt nicht die Liebe, sondern dass man sich durchsetzen muss.
Gott ist nicht die Liebe. Die Kirche will die Menschen nur unterdrücken.
Von vielen Seiten und Menschen wird Jesus in Frage gestellt und angefeindet. Von denen, die uns im Glauben stärken sollen und wollen, haben sich viele selbst gegen den Glauben verhalten und selbstsüchtig gehandelt und anderen sogar schweren Schaden zugefügt.
Wir sind herausgefordert, ob wir auf Jesus hören wollen,
ob wir weiter auf ihn vertrauen wollen,
oder ob wir überwechseln zu denen, die auf andere Götter hören:
Reicher werden, mehr genießen, weniger arbeiten, weniger leiden, mehr Vergnügen, größere Gewinne,
Ich aber bezeuge – auch wenn ich unvollkommen bin und ein lausiger Jünger Jesu: Wer Jesus hört, hört die Stimme des himmlischen Vaters – voll Zuneigung und Wärme für seine Schöpfung, es ist die Stimme, die uns hilft, dass wir immer mehr werden, was wir sind: Gottes Ebenbild.
Wer auf ihn hört, findet zum Leben.