21. September 2014: 25. Sonntag im Jahreskreis

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Liebe Schwestern und Brüder
Es ist ein geflügeltes Wort geworden, das Michail Gorbatschow vor 25 Jahren in den Mund gelegt wurde: „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben!“

Ich möchte diesen Satz aber nicht als Motto wählen – auch wenn er zunächst eine ganz alltägliche Erfahrung beschreibt:

Wer die Entwicklungen verpasst, an dem zieht das Leben vorbei und er hat das Nachsehen und viele Nachteile:
Das System der DDR konnte sich nicht verändern und auf die Entwicklungen in seiner Gesellschaft reagieren – und es verschwand!

Aber dieser Satz ist zugleich gnadenlos:
Kein Busfahrer würde mehr an der Haltestelle ein paar Augenblicke warten, bis der heraneilende Passagier gerade noch hereinhüpfen kann.
Deswegen ist er meiner Meinung nicht geeignet als Norm für das Miteinander der Menschen.

Das heutige Evangelium beschreibt genau das Gegenteil:
Nicht nur in der Frühe, auch spät am Vormittag und sogar erst kurz vor Feierabend wurden die Arbeiter angeworben – und nicht bestraft dafür, sondern erhielten das, was sie zum Leben brauchten – und zwar noch vor den anderen, die den ganzen Tag die Gluthitze des Tages ertragen hatten.

Wir dürfen da schon Verständnis haben für deren Entrüstung, die wir in ähnlichen Situationen durchaus kennen:

Da zieht jemand neu in das Haus ein – und genießt von Anfang an die Sympathie aller im Haus und wird gefragt, wenn es etwas zu regeln gibt.

Da kommt jemand neu in die Firma und wird sofort denen gleich gestellt, die schon lange dabei sind.

Sollten nicht die, die neu dazu kommen, sich erst mal hinten anstellen und sich anpassen und einfügen, statt gleich in der ersten Reihe zu stehen?
Das weckt Neid und Eifersucht.

Liebe Schwestern und Brüder, ist es aber nicht auch so, dass jeder – auch und gerade der zuletzt dazu kommt – die Gemeinschaft bereichert?
Sollte nicht der Letzte genauso ernst genommen werden, wie der letzte?
Es wäre doch ungerecht zu sagen: Weil du neu bist, hast du hier nichts zu sagen. Wer könnte sich da willkommen fühlen?

Liebe Schwestern und Brüder, dieses Gleichnis über das Himmelreich lehrt mich zweierlei:

Zum einen, dass die Türe nie verschlossen wird: Jesus hat es vorgelebt:
Er hat die in sein Reich berufen, die als Zöllner und Sünder überall ausgeschlossen waren.

Es gibt bei Gott kein zu spät – vielmehr kann jeder seine Einladung zu jeder Zeit annehmen – solange er lebt.
Und deshalb sollten auch wir uns freuen über jeden, der mit uns leben will und zu uns gehören will:

Und zweitens:
In den Fragen, die demnächst von der Weltbischofssynode diskutiert werden heißt das für mich: Wir dürfen nicht sagen: dein Leben war verkehrt – jetzt ist die Tür geschlossen. Du hast keinen Platz am Tisch des Herrn.
Wir sollten vielmehr jeden, der zu uns kommt und mit uns leben will willkommen heißen und uns freuen, dass wir nun mit ihm das Brot teilen können.

Jesus hat die Menschen nicht festgelegt auf ihre Vergangenheit – er hat ihnen eine neue Zukunft eröffnet – und wir, seine Kirche, sollten das gleiche tun: wenn Menschen zu uns kommen, wenn sie auf der Suche nach Gott sind, dann sollen wir sie froh und dankbar aufnehmen – und sie nicht in die letzte Reihe schicken.

31. August 2014: 22. Sonntag im Jahreskreis

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Liebe Schwestern und Brüder!
Mir ist das Gegensatzpaar aufgefallen, das Jesus aufstellt:  Die Welt zu gewinnen setzt er in den Gegensatz zu das Leben verlieren!

Danken wir nicht genau anders?: Die Welt gewinnen – das heißt das Leben auskosten und es genießen.

Wer möchte nicht gerne – wenigstens hin und wieder – Leben wie Gott in Frankreich?
Wer möchte nicht, wenigstens etwas von den schönen Dingen des Lebens genießen können: Musik, Theater, Bilder und Kunstwerke ‑ jeder das, was ihm gefällt?

Die Welt gewinnen – das wäre schon erstrebenswert, weil sie so vieles bieten kann, was das Leben lebenswert macht.

Jesus hingegen sagt: Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber sein Leben einbüßt.

Stellen wir die Worte in ihren Zusammenhang, damit sie verständlich werden: Petrus hat Jesus als Messias bekannt und erkannt.
Jesus hat ihm daraufhin als Fels seiner Kirche bezeichnet: Was du auf Erden löst, wird auch im Himmel gelöst sein.

Seither spricht Jesus davon, dass man ihn in Jerusalem töten wird.
Petrus möchte sich diesen Ahnungen in den Weg stellen:
Herr, das darf nicht geschehen. Wir lassen das nicht zu. Gott soll das verhüten.

Dann sagt Jesus diese Worte: Was nützt es einem Menschen, was nützte es mir, wen ich die ganze Welt gewinne, dabei aber mein Leben verliere.

Jesus ist klar geworden: sein Weg führt ihn in die Konfrontation mit denen, die meinen an Gottes Stelle darauf achten zu müssen, dass die Ordnung erhalten bleibt.
Würde er diese Konfrontation meiden, würde er sich, seinen Glauben und seinen himmlischen Vater verraten. Er würde sich selbst verlieren.
Und dasselbe wäre es, wenn er sich mit den Mitteln der Kraft und Stärke verteidigen würde oder gar die angreifen würde, die ihn für gefährlich halten.

Liebe Schwestern und Brüder,
sie alle kennen diese Situationen, in denen sie unangenehmes tun, ertragen, auf sich genommen haben, weil ihnen das Gewissen sagte:
jetzt kommt es darauf an, dass ich für den anderen da bin;
jetzt kommt es darauf an, dass ich meine Überzeugung vertrete;
jetzt kommt es darauf an, dass ich die Schwierigkeiten überwinde;
jetzt geht es um mehr als um Annehmlichkeit und Wohlbefinden.

Nicht immer folgen wir der Stimme des Gewissens:
wir versuchen uns durchzuschlängeln und sind innerlich gespalten.
Wir versuchen den Schein zu wahren, und dennoch die größten Unannehmlichkeiten zu vermeiden.

In solchen Situationen, wo es um mehr geht, wo es um die Liebe geht, um Wahrheit und Gerechtigkeit, wünsche ich uns den Mut und die Stärke, das zu tun, was uns das Gewissen sagt.

27. Juli 2014: 17. Sonntag im Jahreskreis

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Liebe Schwestern und Brüder,
Warum laufen Kinder um die Wette?
Warum entwickeln schon Kinder immer neue Wünsche:
Das will ich haben?
Warum haben Kinder schon den Ehrgeiz, sie möchten besser sein, im schöneren Haus wohnen, die schönere Kleidung haben?

Sie spiegeln darin oft das Denken der Erwachsenen wider.

Es ist eine urmenschliche Eigenart: Wir wollen es besser. Wir wollen mehr. Wir wollen es größer!

Und diese menschliche Eigenschaft ist sehr erfolgreich und sinnvoll:
Das ist der Antrieb des Fortschritts: Deshalb können heute so viele Krankheiten geheilt werden. Deshalb gibt es Fabriken.
Deshalb gibt es unsere Zivilisation:

Besser, größer, schneller, weiter, mehr!

Das treibt den Menschen an – auch jene beiden Männer, die Jesus in seinen kleinen Geschichten beschreibt:
Der Mann geht auf den Acker, um durch seine Arbeit Brot zu verdienen,
der Kaufmann sucht schöne Perlen, um damit zu handeln und zu verdienen.

Der Schatz und die Perle, die sie finden, setzen ihrem Streben ein Ende:
Das ist das Größte, beste, meiste, wertvollste – das ist nicht steigerbar!
Dieses eine zu besitzen genügt. Dann hört der Handel auf, der Landmann muss nicht mehr aufs Feld!

Der Schatz, die Perle ist genug. Mehr geht nicht!

Das, Schwestern und Brüder bedeutet es, das Himmelreich zu finden. Mehr gibt es nicht. Schöneres und Besseres – ist nicht vorstellbar!
Das möchte Jesus den Jüngern sagen.

Woher weiß er das?

Er weiß es, weil er selbst diesen Schatz, diese Perle gefunden hat. Er weiß es, weil er selbst so voller Freude darüber ist, dass er nichts anderen anstreben will: Ich habe es gefunden sagt Jesus – glaubt mir, das mach so glücklich, die Freude ist so unbändig groß und vergeht nie wieder.

Wer das Himmelreich gefunden hat, für den hat die manchmal quälende, ewige Mühe, das ewige „noch einmal“, die ständige Suche nach etwas Besseren ein Ende:
Jesus sagt: Wenn du das Reich Gottes gefunden hast, dann hast du das größte denkbare Glück gefunden.

Ich erinnere mich an die Einladung Jesu:
Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten auf euren Schultern tragt: Ich werde euch Ruhe verschaffen! Nehmt mein Joch auf euch, denn ich bin gütig und von Herzen demütig. So werdet ihr Ruhe finden für eure Seele:

Jesus befreit uns vom Leistungszwang, vom Konsumzwang und vom Druck des immer mehr, immer schnelle, immer größer, immer besser.

Er schenkt uns das Himmelreich, also jene Erfahrung, die uns Frieden schenkt:

Jeder Mensch ist von Gott um seiner selbst willen geliebt.
Jeder Mensch ist Gott unendlich wertvoll.

Diese Erfahrung ist besser als alles, was wir sonst in der Welt leisten und schaffen können: Es ist gut, dass es mich gibt.
Ich darf sein – so wie ich bin – weil Gott mich so liebt.

Das ist das Himmelreich.

 

13. Juli 2014: 15. Sonntag im Jahreskreis

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Liebe Schwestern und Brüder,
wie gehen Sie mit Ihrem Geld um?
Kaufen Sie überflüssige Sachen, die später nur im Schrank stehen oder hängen?
Kaufen Sie Sachen, die es woanders viel billiger in gleicher Qualität gibt?

Verschwenden Sie Geld?

Die Maßstäbe sind dabei sehr verschieden: was der eine als Verschwendung empfindet, ist für den anderen eben eine Annehmlichkeit, ein kleines bisschen Luxus.

Aber Geld ausgeben und einsetzen ohne dass irgendetwas dabei herauskommt, das empfinden die meisten als ärgerlich –
wenn staatliche Stellen zu teure und überflüssige Anschaffungen oder Baumaßnahmen tätigen – dann ist das Verschwendung von Steuergeld.

Schildert Jesus in dem Gleichnis einen Sämann, der unfähig ist,  weil er seinen Samen dahin sät, wo es nichts zu ernten gibt?

Mitnichten – Jesus beschreibt, was jeden Tag geschieht:
Auch heute fallen Samenkörner vom Anhänger auf Wege und Straßen.
Jeder Koch weiß, dass ab und an ein Ei zu Boden fällt.
Jede Ingenieurin weiß, dass manches Produkt fehlerhaft die Fabrik verlässt,
jeder Lehrer weiß, dass seine Bemühungen nicht bei allen Schülern fruchten.

Aber was kommt häufiger vor?

Der Misserfolg, das Scheitern der Bemühungen, der Fehleinkauf –
oder der Erfolg, das Gelingen, der erhoffte Nutzen.

Schwestern und Brüder,
vor diesem Gleichnis Jesu erzählt das Evangelium von einer schwierigen Periode in seinem Leben: Die Pharisäer stellen sich gegen ihn;
wegen einer Heilung am Sabbat beschließen sie ihn, umzubringen.
Sie bezichtigen ihn nach der Heilung eines blinden und stummen Mannes, er stünde mit dem Satan im Bund.

Ich kann mir die Stimmung unter den Jüngern vorstellen:
Jesus, wie geht es weiter! Das hat doch keinen Erfolg.
Siehst du nicht, dass sie Dir übel wollen.
Glaubst Du wirklich, dass das Reich Gottes kommt?
Glaubst Du wirklich, du kannst das Reich Gottes zu den Menschen bringen?

Dieser Zaghaftigkeit setzt Jesus die alltägliche Erfahrung entgegen:
Jeder vernünftige Mensch wird sein Werk, sein Bemühen auch nach einem Misserfolg weiterführen.

Es wäre völlig unangemessen, nicht mehr zu arbeiten, weil man einen Fehler gemacht hat, oder weil etwas nicht angenommen wurde.

Liebe Schwestern und Brüder,
der Sämann wird reiche Frucht ernten können, trotz der Körner, die neben den fruchtbaren Boden fielen.
Die Lehrer werden den Erfolg ihrer Bemühungen sehen können.
Und die Familie wird essen können, was in der Küche zubereitet wurde.

Und so ist es auch mit dem Reich Gottes,
wenn wir Versöhnung bringen,
wenn wir kranke heilen,
wenn wir der Macht der Liebe trauen,
wenn wir Gottes Güte in die Welt bringen,
werden wir die Früchte ernten können.

Darauf dürfen wir vertrauen.

Jesus macht uns Mut,
dass wir den guten Kräften trauen und uns einsetzen für Freiheit und Frieden, für Gerechtigkeit und Wahrheit
und dass wir vor allem barmherzige und tätige Liebe üben. 

19. Juni 2014: Fronleichnam

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Liebe Schwestern und Brüder!
Es ist toll! Ein Blumenteppich vor dem Altar! Die Fahne! Blumenschmuck! Birkenzweige und –bäumchen in der Kirche.
Das sieht schön aus! Das macht gute Laune! Es ist etwas Besonderes.
Es ist ein Fest!

Wir feiern das Fest des Herrenleibes! Das Fest der Eucharistie!

In gewisser Weise ist dieses Fest – wie so manches Fest – überflüssig.
Es gibt ja schon den Gründonnerstag, an dem wir das letzte Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern feiern: da hat Jesus dieses Sakrament begründet. Am Tag vor seinem Tod am Kreuz hat er uns den Auftrag gegeben, dass wir dies zu seinem Gedächtnis immer wieder tun: das Brot brechen und aus dem einen Kelch trinken.

Fronleichnam hat einen anderen Charakter:
Wir feiern es 10 Tage nach Pfingsten. Die Eucharistiefeier gehört in die Zeit der Kirche, in die Zeit, da der hl. Geist in uns wirksam ist: er führt uns jeden Sonntag zur Eucharistie zusammen.
Wir beten in jeder Eucharistie vor der Wandlung um den Geist, damit Brot und Wein, die wir miteinander teilen, zum Sakrament der Liebe Gottes werden, die Jesus und geoffenbart und geschenkt hat.

Die Eucharistie ist die Kraftquelle für uns Christen.

In dieser Feier stärken wir unseren Glauben an Jesus und seine Botschaft vom Bund des Lebens, den Gott mit uns geschlossen hat.

In der Eucharistie beleben wir unseren Glauben an die Auferstehung.

In der Eucharistie vertrauen wir uns der vergebenden Liebe des barmherzigen Vaters an. Denn wir gleichen dem verlorenen Sohn, der alles hinter sich ließ, was sein Vater ihn gelehrt und gegeben hatte und der sich selbst an den Rand des Todes brachte.

In der Eucharistie erneuern wir unseren Willen und unsere Entscheidung nach dem Vorbild Jesu zu leben: dass wir die Liebe zum Vater im Himmel und die Liebe zum Mitmenschen in die Mitte des Lebens stellen.

Wie kann ich Gott, dem Vater, wie kann ich dem Mitmenschen Liebe schenken? – das ist die wichtigste Frage in jedem Augenblick und bei allem, was wir tun.

Schwestern und Brüder,
die Eucharistie ist der größte Schatz, den wir Christen haben,
das heiligste Geschenk, das Jesus uns machen konnte.

Deshalb feiern wir zu Recht dieses schöne und große Fest der Eucharistie.

Liebe Kommunionkinder,
nach dieser Messfeier gehen wir mit der Monstranz durch ein paar Straßen unserer Pfarrei: bis zum Altenheim und wieder hierher zurück.

Erinnert ihr euch noch an eure Erstkommunion vor ein paar Wochen am 18. Mai? Mit Jesus auf dem Weg – das war euer Thema!

Heute dürft ihr das richtig erleben:
In dem hl. Brot erkennen wir Jesus, der uns Kraft gibt, der uns stärkt, der in uns die Liebe entzündet.

Wir tragen das Brot mit uns, weil Jesus immer bei uns ist, weil er immer mit uns geht, weil er uns den Heiligen Geist gibt,
damit wir gute Werke tun und
damit Gottes Liebe den Menschen bekannt wird – durch uns.

25. Mai 2014: 6. Ostersonntag (Lesejahr A)

HIer geht es zu den liturgischen Texten: Schott

 

 

Liebe Schwestern und Brüder, Abschied nehmen – ist schwer.
Was soll man sagen? Wie soll man den Abschied gestalten?

Leichter ist es, wenn es ein vorübergehender Abschied ist:
Dann kann man sagen: Lebe wohl! Auf Wiedersehen!

Endgültig Abschied nehmen – und für immer – das ist wirklich schwer.

Was kann man sagen?

Ich wünsche Dir alles Gute;
Ich werde dich nie vergessen!
man kann ein Erinnerungszeichen schenken,
Ich danke Dir für alles! Ich verzeihe dir! Du bedeutest mir so viel.

Zuletzt bleibt man alleine zurück und muss den anderen gehen lassen.

Das Johannesevangelium überliefert eine lange Abschiedsrede Jesu an seine Jünger im Abendmahlssaal, nachdem er ihnen die Füße gewaschen hatte. Sie mündet schließlich in einem langen Gebet Jesu zu seinem Vater, das wir das hohepriesterliche Gebet Jesu nennen.

Von der Abschiedsrede Jesu zu seinen Jüngern haben wir heute einige Sätze gehört: in der typischen Redeweise des Johannesevangeliums, der man nur schwer folgen kann:

Als erstes spricht Jesus von der Liebe seiner Jünger zu ihm, die sich darin äußert, dass sie sein Liebesgebot halten.

Als zweites verspricht Jesus den Jüngern einen anderen Beistand als er selbst es bis dahin war: einen, der für immer bei ihnen bleiben wird.
Außerdem verspricht Jesus, dass er selbst wieder zu den Jüngern kommen wird, aber in einer Weise, die nur den Jüngern zugänglich ist – denen, die an Jesus glauben.

Die Jünger werden erkennen, so sagt Jesus:
Ich bin in meinem Vater – ihr seid in mir – und ich bin in Euch!

Zwischen Jesus und den Jüngern herrscht ein Ineinander!
Eine Verbindung wie Wasserstoff und Sauerstoff im Wasser verbunden und aneinander gebunden sind.

Schwestern und Brüder,
das Joh.ev. beschreibt die Beziehung zwischen Jesus und denen, die an ihn glauben als enge Verbindung, als einen neuen Bund, der unzertrennlich und unzerstörbar ist.

Dieser neue Bund baut auf dem Bund auf, den Gott mit dem Volk Israel geschlossen hat: Er erfüllt ihn und vollendet ihn:

Dieser neue Bund zwischen Gott und Mensch, zwischen Christus und seinen Jüngern hat keine Bedingungen: er entsteht durch Zuwendung und Glauben: Wer Christus liebt, wer an Christus glaubt, der wir seine Gebote halten und Christus wird in ihm wohnen.

Jesus Christus ist also mehr als eine Brücke, die Gott zu uns Menschen baut. Jesus Christus ist eher wie ein hilfreicher Lebensbaustein, der uns, seinen Jüngern gegeben ist.

Sein Geist ist in uns und in seinem Geist können wir Brücken bauen, die Menschen miteinander verbinden und auf denen die Menschen herein kommen in die Gemeinschaft der Glaubenden, in die Stadt Gottes, das neue Jerusalem.

Schwestern und Brüder,
hören wir noch einmal die Worte, die das Ineinander von Jesus und seinem Vater, von Jesus und uns, seinen Jüngern ausdrücken:

Ich bin in meinem Vater – – ihr seid in mir – und ich bin in euch.

Bleiben wir diesem Bund treu!
Lösen wir diese Verbindung niemals auf.
Denn durch diese Verbindung leben wir in der Liebe, die die ganze Schöpfung trägt und hält und belebt.
Durch diese Verbindung haben wir Anteil an der Quelle des Lebens und am Ursprung allen seins.

Bemühen wir uns, das Gebote Jesu zu halten: dass wir einander lieben, so wie Christus uns geliebt hat und liebt.

5. Januar 2014: 2. Sonntag nach Weihnachten

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Wer ist Jesus eigentlich?

Viele halten Jesus für ein großes Vorbild der Menschlichkeit und schätzen ihn wegen der „Werte“ des Evangeliums.

Das ist auch berechtigt: denn Jesus ist ein Symbol für Barmherzigkeit, Frieden, Versöhnung und Einheit. Wer in dieser Weise auf Jesus hört und innerlich seiner Lehre zustimmt, kann sicher sagen, dass er an Jesus glaubt.

Ist das alles? Jesus als Vorbild der Menschlichkeit? – reicht das, um ihn zu verstehen?

Wohl ist die „Nächstenliebe“ zentral in Jesu Botschaft. Sie ist das wichtigste Gebot. Wie aber Jesus die Nächstenliebe deutet, geht weit über das hinaus, was unter Menschen, die es gut mit anderen meinen, üblich ist:
„Verkaufe alles, was Du hast!“ „Wenn Dich einer auf die linke Wange schlägt, halte ihm auch noch die rechte hin.“ „Wenn einer den Mantel von dir will, gib ihm auch noch das Hemd!“ „Der Größte unter euch soll der Diener aller sein!“ – Diese Aufzählung lässt sich fortsetzen. Das ist weit mehr als „lieb“ sein.

Jesus ist der Bote radikaler Nächstenliebe – ist damit umrissen und beschrieben, wer Jesus war?
Die vier Evangelisten sind sich darüber einig, dass es anders ist:
Die zentrale Botschaft Jesu ist: „Das Königreich Gottes ist mitten unter euch!“ Wenn ich sagen möchte, wer Jesus ist, muss ich als erstes sagen:

Er hat Gottes Reich verkündet und in ihm, seinem Handeln und seiner Verkündigung ist es angebrochen. Die Liebe Gottes zu seinen Kindern und zu seiner Schöpfung, sowie die Liebe zu Gott und zum Nächsten hat Jesus als das wichtigste im Reich Gottes erklärt.

Jesus hat also etwas mit Gott zu tun. Er versteht sich von Gott her und er lebt, um Gottes Willen zu tun und die Menschen für ihn zu begeistern.

Wer ist Jesus? – In welcher Beziehung steht Jesus zu seinem Gott, zum Gott Israels, den er seinen und unseren himmlischen Vater nennt?
Wer ist Jesus? Das lässt sich nicht beantworten, ohne auch darauf eine Antwort zu suchen.

Die Evangelien und die Briefe der Apostel reichen nachweislich bis ins erste Jahrhundert zurück, also unmittelbar bis zur Zeit des Lebens Jesu.
Diese Schriften aus der urchristlichen Überlieferung beantworten diese Frage mit dem Titel: „Sohn Gottes“!

Die Stimme aus dem Himmel sprach: „Das ist mein geliebter Sohn!“ Der Hauptmann unter dem Kreuz bekennt: „Wahrhaftig dieser Mensch war Gottes Sohn.“

Was aber ist damit gemeint? Was bedeutet Sohn Gottes?

Das Johannesevangelium kann dasselbe ausdrücken mit den Sätzen:
„Im Anfang war das Wort, und das Wort war Gott. Alles ist durch das Wort geworden. In ihm war das Leben und das Leben war das Licht der Menschen.“

Lukas kann es ausdrücken mit der Geschichte vom Engel Gabriel, der Maria die Botschaft bringt. Matthäus beschränkt sich auf die Bemerkung: „Es zeigte sich, dass sie ein Kind erwartete durch das Wirken des Heiligen Geistes.“
Wir Theologen heute sprechen in abstrakter objektivierter Sprache von der Selbstoffenbarung Gottes in Jesus Christus.
Die früheren Theologen sagten: Er ist eines Wesens mit dem Vater, gezeugt nicht geschaffen.“

Jesus ist der Sohn Gottes – das sagen wir Christen aller Konfessionen.
Es ist eine größte innerliche Nähe zu Gott angesprochen.
Es ist eine Sendung von Gott her angesprochen.
Wer mich hört, hört den Vater im Himmel! Ich bin gesandt, um seinen Willen zu tun.

Doch über all dem brauchen und sollten wir nicht vergessen: Jesus sagt: Ich gehe zu meinem Vater und zu eurem Vater! Wir sind als Söhne und Töchter Gottes – jedenfalls, wenn wir an Jesus, den Sohn Gottes und an sein Wort glauben.

24. November 2013: Christkönigssonntag

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Kreuz Worms 2Jesus war mit seinen Jüngern in Jerusalem eingezogen. Das Volk hatte ihn begrüßt mit den Freudenrufen: „Hosanna dem Sohne Davids. Hochgelobt, der da kommt im Namen des Herrn!“

In den Tagen danach stritten die Jüngern, wer von ihnen der Größte sei. Jesus wies sie zurecht und sagte: (Lk 22)

25 Die Könige herrschen über ihre Völker und die Mächtigen lassen sich Wohltäter nennen. 26 Bei euch aber soll es nicht so sein, sondern der Größte unter euch soll werden wie der Kleinste und der Führende soll werden wie der Dienende. 27 Ich bin unter euch wie der, der bedient.

Jesus ist der Retter und Erlöser der Armen und Kleinen!
Die Reichen und Mächtigen mit ihrer Selbstherrlichkeit sieht Jesus als diejenigen, die die Armen und Kleinen unterdrücken und ausnützen.
Dagegen protestiert Jesus energisch.
Unter seinen Jüngern jedenfalls soll ein anderer Geist herrschen:  sie sollen füreinander da sein, sie sollen keine Vorrechte beanspruchen; sie sollen sich nicht bedienen lassen, sondern sollen anderen dienen.

Jeder kennt solche selbsternannten Könige: sie versuchen, ihren Willen durchzusetzen und über andere zu bestimmen – nach ihren eigenen Interessen. Jeder hat damit Erfahrungen …
Manchmal verhalten wir selbst uns als kleine selbst ernannte Könige.

Schon am Tag darauf steht Jesus vor Pilatus und antwortet auf die Frage: Bist du der König der Juden schlicht und klar: „Du sagst es!“

Was ist königlich an Jesus Christus?
Er handelt königlich, weil er sich treu bleibt: trotz Erniedrigung und Verrat und obwohl ihn seine Freunde und Schüler im Stich lassen.
Er reagiert nicht mit Aggression, er wird nicht hysterisch.
Er steht fest in seinem Vertrauen und in seiner Hoffnung und verkündet dadurch und deshalb auch in dieser prekären Lage noch seine Botschaft, dass Gottes Reich allen Menschen offen steht und dass niemand das Recht hat, andere aus der Gemeinschaft mit Gott auszuschließen:

Nach der Antwort an Pilatus hören wir Jesus erst wieder sprechen, als er schon am Kreuz hängt. Da sagt er zu dem, der mit ihm gekreuzigt wurde:
„Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein!“

Der hatte ihn nämlich gebeten: „Jesus denk an mich, wenn du in deiner Macht als König kommst.“
Er schaute auf Jesus, der wie ein König aufrecht und seiner selbst gewiss, seinen Weg ging. Da bekam er die Kraft, zu seinem Leben zu stehen und entdeckte, dass er wie Jesus neben ihm eine Würde besitzt, die ihm kein Mensch nehmen kann.

Dann sagt Jesus seinen letzten Satz: Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist.

Während die mächtigen alles Mögliche unternehmen, während all der Hektik und Aufgeregtheit in ihrem Prozess behält Jesus die Ruhe: sein Weg musste ihn in Konflikt bringen – und jetzt war es soweit. Doch sah er vor sich das Leben – nicht den Tod.

Das ist ein Impuls für uns: Wenn ich meinen Weg gehe – und wenn ich mit mir und Gott im Reinen bin – dann kann ich wie Jesus königlich – also selbst bestimmt und gelassen – meinen Weg gehen – was auch kommen mag, ich brauche mich nicht zu ängstigen.

Gerne möchte ich mich in dem Verbrecher neben Jesus wiedererkennen:
Jesus macht ihm Hoffnung: Er wird Anteil haben an diesem Königtum Jesu und mit ihm im Paradies sein!

Genauso möchte Ich meine Hoffnung auf Jesus setzen.
Er gibt mir Anteil an seiner Kraft und seiner Hoffnung und an seinem königlichen Leben.

15. September 2013: 24. Sonntag im Jahreskreis

22779coHier geht es zu den liturgischen Texten: Schott

Alle Zöllner und Sünder kamen zu Jesus – und die Pharisäer und Schriftgelehrten empörten sich darüber!

Da erzählt Jesus ihnen von der Freude des Himmels!
Am liebsten, Schwestern und Brüder, möchte ich mich zu den Sündern setzen – Warum?

Erstens ist dort mein Platz:
Ich weiß doch, was in meinem Leben nicht gut ist:
Ich weiß doch, um den Unfrieden in mir,
um die Gleichgültigkeit gegenüber der Not.

Ich weiß doch, wie viel fehlt, damit ich wirklich auf Gott hin leben würde.

Das Zusammenleben von uns Menschen wird gestört und belastet

  • vom Stolz, der zu sehr danach verlangt, dass wir beachtet werden und dass unsere vermeintlichen Verdienste herausgestellt werden;
  • Von der Habsucht  und vom Geiz, der nicht genug kriegen kann und deshalb nicht davor zurückscheut, Unrecht zu tun;
  • Vom Neid, der dem anderen dies und das nicht gönnt – und deshalb Gefühle der Feindseligkeit entstehen lässt.
  • Vom Zorn der sich nicht besänftigen lässt, der das Maß verliert und einen Menschen unversöhnlich werden lässt.

Das Miteinander der Menschen wird belastet,

  • weil Menschen die Bedürfnisse und die Würde des anderen missachten,
  • weil sie nicht das rechte Maß finden – und sich so selber schaden;
  • und schließlich, weil wir zu träge sind, weil es uns zu mühsam ist, uns füreinander, für die Gemeinschaft, für die Wahrheit, für den Glauben, einzusetzen.

Deshalb, Schwestern und Brüder, möchte ich gerne unter den Sündern sitzen und Jesus zuhören.
Ich merke, wie mich seine Worte treffen, wie er mir hilft, mich zu erkennen und was meine Sünde ist.

Ich merke, wie er Bewegung in die Starrheit bringt und die Sehnsucht danach weckt, wieder lebendiger zu werden.
Er spricht ja von der Freude die im Himmel herrscht, wenn ich tatsächlich anders werde, wenn ich mich verändern lasse.

Wenn wir hinter uns lassen, was uns selbst und das Miteinander blockiert, werden wir wieder mehr Freude spüren und mehr Kraft.

Jesus Wort kann uns verwandeln, so dass wir Menschen werden, durch die das Miteinander leichter wird:

  • Menschen, die Augen bekommen, für das, was andere Gutes schaffen;
  • Menschen, die dankbar und zufrieden sein können;
  • Menschen die sich mit andern über ihr Glück freuen;
  • Menschen, die nachsichtig sind, wenn sie anderen etwas vorzuwerfen haben.

So wird das Miteinander friedlich und heil,

  • weil die Achtung vor dem Anderen an erster Stelle steht;
  • weil das Zuviel und das Zuwenig wahrgenommen wird;
  • weil Mut und Begeisterung erwachsen, um die eigenen Kräfte einzusetzen für das Miteinander und für die anderen.

Die Lebensfreude, die himmlische Freude am Leben, steht jedem offen – das hilft Jesus zu verstehen –
Jesus ruft die Menschen, er ruft mich und sie zurück ins Leben!

21. Juli 2013: 16. Sonntag im Jahreskreis

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Da nahm Marta voll Freude die Schürze ab und setze sich wie Maria zu Jesu Füßen hin und hörte ihm zu.

Liebe Schwestern und Brüder, man könnte sich noch einige Möglichkeiten ausdenken, wie die Geschichte weitergeht, oder auch anders ginge.

Je mehr man sich ausdenkt, desto mehr merkt man: Genauso wie sie da steht, ist die Geschichte richtig.

Herausragend ist die Antwort Jesu: „Martha, Martha, du sorgst und beunruhigst dich um vieles. Eines aber ist nötig.“
Vieles beunruhigt – eines ist nötig!

Ich will versuchen, diesen Denkspruch zu verstehen und für mich zu deuten. Doch, bevor ich mich daran mache, wird mir schon klar:
Dieser Spruch kann nicht eindeutig gedeutet werden. Je nachdem, wer darüber nachdenkt, wird das für sich heraus hören, was für ihn nötig und passend ist.

Und – das möchte ich benennen – mit einer Vorentscheidung gehe ich daran:
Ich setze voraus, dass auch dieser Spruch mir helfen soll, zufrieden zu werden, eins zu werden mit mir und meinem Leben, mit den Mitmenschen, mit Gott.

Deshalb kann ich Jesus nicht so verstehen, dass er Faulenzerei empfiehlt. Er ruft so intensiv zur tatkräftigen und wirksamen Nächstenliebe auf;  er sendet die Apostel zur Verkündigung.
Ich kann nicht denken, dass er jemand tadelt, weil er für andere sorgt. Schon deshalb nicht, weil er in der Geschichte über die Nächstenliebe den barmherzigen Samariter als Vorbild entwirft.

Jesus sagt: „Maria hat das Gute gewählt, das soll ihr nicht genommen werden.“ Was würde ihr genommen, wenn Jesus sie wegschicken würde? Sie hört Jesu Worten zu. Sie hört auf seine Botschaft vom Reich Gottes, von der Versöhnung, vom Frieden. Das ist das Eine, das nötig ist.

Marta ist im gleichen Raum wie Jesus und Maria. Sie !  hat Jesus freundlich aufgenommen. Ganz sicher hört sie Jesu Worte genauso wie Maria.
Doch zu ihr sagt Jesus:  „Martha, du sorgst dich und beunruhigst dich um vieles.“

Sie sich sorgt sich und beunruhigt sich! Es geht also nicht um die Arbeit.  Es geht um das „sich sorgen und sich beunruhigen!“

Sich beunruhigen, sich unruhig machen mit Gedanken, was noch sein könnte, und ob alle zufrieden sind und ob es gut genug ist, ob es das richtige ist, ob nichts vergessen wird, …

Ich möchte diese Szene und die Nachfolgeworten zusammen sehen,  die wir vor zwei oder drei Wochen bedacht haben:

Maria ist es, in diesem Fall, die Jesus folgt, die alles liegen und stehen lässt, die sich ihm und dem neuen öffnet. Sie schaut nicht zurück, während sie die Hand an den Pflug legt. Das darf ihr nicht genommen werden.

Eines nun wäre gar nicht im Sinne des Evangeliums:

Ich darf nicht sagen:
wenn ich mich um etwas oder jemand kümmere,
wenn ich ganz aktiv bin und mich engagiere,
dann wäre ich wie Martha und müsste werden wir Maria.

Damit würde ich alles ins Gegenteil verkehren.
Vielmehr sehe ich die Geschichte von der Nächstenliebe und die Antwort an Martha zusammen und deute sie so:

Wenn Du Gott dienen willst und seinem Reich,
dann lass dich durch nichts abhalten, dem zu helfen, der in Not ist – in ihm dienst du Gott.

Wenn du aber Gott dienen willst und seinem Reich,
dann beunruhige dich nicht selbst mit vielen Sorgen, glaube nicht, du könntest alles regeln und besorgen.
sondern höre auf Jesu Wort und nimm seine Botschaft vom Frieden in dich auf.

Das ist das eine, das wirklich nötig ist – damit du Frieden hast in dir und deine Arbeit tun kannst für Gottes Reich.