
Hier geht es zu den liturgischen Texten: 
Liebe Schwestern und Brüder!
Wer ist das, dass er sogar Sünden vergibt? fragen sich die Gäste des Pharisäers Simon.
„Wer ist das?“ diese Frage und ihre Antwort ist entscheidend, damit wir diese Geschichte des Lukasevangeliums verstehen.
Noch etwas ist wichtig und darf nicht übergangen werden:
Das Gleichnis von den beiden Schuldnern steht in der Mitte dieses Evangeliums. Simon zieht die Schlussfolgerung:
Der, dem die größere Schuld vergeben wurde, wird den Geldverleiher mehr lieben!
Dann vergleicht Jesus das Verhalten des Simon mit dem der Frau und zieht den Schluss: Ihr sind ihre vielen Sünden vergeben, weil sie mir so viel Liebe gezeigt hat:
Wie nun: Zeigt der Sünder Liebe, weil ihm vergeben wurde?
Oder wird dem Sünder vergeben, weil er viel Liebe zeigt?
Vor allem aber kommt es als drittes darauf an:
Was hat diese Geschichte mit uns zu tun? Hier und Heute?
Mit uns, die wir schon lange an die Versöhnung und Vergebung durch Christus glauben?
Diese Geschichte stellt uns also vor drei Fragen – fangen wir an!
Zuerst fällt mir auf, wie sehr sich das Verhalten des Simon und der Sünderin zu Jesus unterscheiden:
Simon ist kühl und reserviert – er lässt es an den üblichen Höflichkeiten fehlen.
Auch die namenlose Sünderin hält sich nicht an die Gepflogenheiten:
Doch sie schießt über das übliche Maß hinaus und sprengt als Sünderin jeden Rahmen – so wie Jesus, der sich das gefallen lässt!
Das wird auch vom Evangelisten herausgestellt:
Jesus vergleicht in drei Punkten das Verhalten des Simon und der Sünderin.
Simon gab Jeus kein Wasser zum Waschen der Füße – die Frau hat ihre Tränen über seinen Füßen vergossen.
Simon hat Jesus den üblichen Begrüßungskuss vorenthalten ‑ die Sünderin hat ihm die Füße geküsst.
Simon hat Jesus das Haar nicht mit Öl gesalbt – sie hat Jesus mit wohlriechenden Öl die Füße gesalbt.
Eines ist offensichtlich: Die Frau ist Jesus näher als der Pharisäer!
Die Sünderin ist voll Liebe zu Jesus,
Der Gesetzestreue hingegen prüft Jesus und schätzt ihn ab – er ist ihm fern.
An dieser Stelle ist entscheidend, dass ich mir vor Augen halte, wer Jesus ist: Ich glaube, dass er von Gott kommt, um Versöhnung zu bringen,
um das Reich Gottes zu begründen, das jedem offen steht.
Wenn ich – wie die Sünderin – Jesus nahe komme, bin ich dem nahe, der mich mit Gott versöhnt, der Frieden bringt.
So wird mir nun klar, was diese Geschichte mit mir zu tun hat – hier und heute:
Ich möchte – wie die Sünderin – Jesus meine Liebe zeigen, meine Zuneigung, meine Dankbarkeit,
weil er mich nicht verurteilt, weil er mir den Frieden Gottes bringt!
Nehmen Sie das doch mit aus dieser Sonntagsmesse:
Wie kann ich Jesus meine Liebe zeigen und ihm nahe sein – nach dem Vorbild der Sünderin? In dem Maße wird auch Friede in mir sein.

