Hier geht es zu den liturgischen Texten: 
Liebe Schwestern und Brüder,
warum wurde der Text von den 10 Geboten und die Überlieferung von der Tempelreinigung zusammengestellt?
Gott gibt dem Volk am Sinai die 10 Gebote – ein Grundkonzept für einen Menschen, um gut zu leben, um im Einklang zu sein, mit Gott, der Leben gibt und Freiheit.
Diese 10 Gebote sollen unser Leben bestimmen und prägen – deshalb gehören sie zu dem Grundbestand am christlichen Wissen – so dass wir diese Gebote jederzeit aufzählen können.
Zweierlei ist an den 10 Geboten wichtig:
Zuerst natürlich der Inhalt der einzelnen Gebote:
Keine anderen Götter, den Namen Gottes nicht missbrauchen, den Sabbat heiligen, nicht morden, nicht stehlen, u.s.w.
Auch als Einheit ist dieses Zehnwort wichtig.
Gott gibt dem Volk Gottes diese Gebote und durch die Zustimmung des Volkes wird ein Bund zwischen dem Volk Gottes und Gott begründet.
Eine ganz besondere Beziehung also, eine Beziehung von Versprechen und Treue. Deshalb gab es in Israel lange Zeit keinen Tempel gab. Er war auch nicht nötig!
Gott braucht kein Haus, wo man ihn aufsuchen und verehren müsste.
Gott ist mitten unter seinem Volk. Er wird dadurch geehrte, dass sein Volk die Gebote achtet, das Bundesversprechen:
Kein anderer Gott, als „der, der da ist“, die unbedingte Achtung vor ihm und die Ruhe am Sabbat und dass niemand dem anderen Schaden zufügt oder Unrecht tut.
Schwestern und Brüder, allmählich wird deutlich, warum Jesus die Wut packte, als er die Händler im Tempel sah, die eigentlich im Tempelbezirk nichts verloren hatten. Ich spekuliere gar nicht über die genauen Hintergründe und Absichten – jedenfalls wurde der Tempelbezirk zu einem Ort der Geschäfte – und war doch dem Gebet, dem Lob Gottes vorbehalten.
Du sollst den Namen des Herrn deines Gottes nicht missbrauchen!
Das ist das zweite Gebot –man vermischte das Lob Gottes mit den eigenen Geschäften.
Liebe Schwestern und Brüder, in zweifacher Weise entdecke ich eine aktuelle Bedeutung dieser Tempelreinigung:
Die Kirchen in Deutschland erregen Unmut und Ärger, weil immer wieder der Eindruck entsteht, es würde den Bistümern, dem Vatikan, den kirchlichen Einrichtungen darum gehen, ihr Vermögen zu mehren.
Die meisten kirchlichen Einrichtungen tun wirklich viel Gutes mit dem Geld, das man ihnen zur Verfügung stellt. Eine verarmte Kirche könnte vieles nicht mehr tun, was sie heute tut.
Doch die Kirche darf nicht immer größere Vermögen ansparen, und muss auch einmal auf althergebrachte und nicht mehr verständliche finanzielle Privilegien verzichten – wie zum Beispiel die staatliche Bezahlung der Bischöfe und Domkapitulare.
Vielleicht würde Jesus die Büros und Verwaltungen kirchlicher Einrichtungen stürmen und die Sparbücher zum Fenster hinaus werfen.
Jesus Worte und Jesu Zeichen gehen aber jeden an:
Was ist mir wichtiger? Was bestimmt im Zweifelsfall meine Entscheidungen?
Gott und seine Gebote – oder meine Selbstbestimmung in der ich das wähle, was mir für mich das Beste erscheint?
Jesus aber sagt: Kehrt um und sorgt euch um das Reich Gottes:
sorgt für die Armen und für die Kranken,
nehmt die Heimatsuchenden bei euch auf,
lasst niemanden im Unglück allein.
Wir aber diskutieren über Sterbehilfe, über Abtreibung;
bei uns können Menschen von ihrer Arbeit nicht leben,
unsere Konzerne treiben Menschen in Afrika ins Elend und nehmen keine Rücksicht auf deren Gesundheit. Dem größeren Gewinn und dem geringeren Preis werden Gesundheit und Leben der Menschen geopfert.
Wer Gottes Bund hält, geht andere Wege.