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Es ist eigentlich sehr treffend, doch beim ersten schnellen Hören kann einem das fast nicht auffallen, wie die Geschichte von der Heilung des Blindgeborenen beginnt: „Jesus sah einen Mann, der blind war!“
Blind war Jesus jedenfalls nicht, sondern er hatte einen offenen Blick gerade für die leidenden Menschen, die vom Leben benachteiligt waren.
Das Hungertuch von MISEREOR ist möchte ich unter diesem Thema des Sehens als Ausgangspunkt nehmen:
Zu allererst fordert es uns heraus, dass wir es ansehen und uns auf das Bild einlassen: die Ordnung auf diesem Bild mit den vier Szenen, zwischen denen ein gelb leuchtendes Kreuz entsteht.
Rechts oben sind die Menschen mit Jesus am Tisch dargestellt, die er sah: Gelähmte, Verkrüppelte und wegen verachtete Menschen.
Links daneben sehen wir ‑ sozusagen mit den Augen Jesu ‑ die Menschen, die Hunger haben und den Jungen, der seine Brote und Fische spendet.
Darunter sind die Menschen dargestellt, die keinen Blick haben für die Not der Menschen, die ihnen ihre Hände entgegenstrecken.
Und daneben sehen wir die Kinder. Sie sehen einer guten Zukunft entgegen, weil sie im Frieden und ohne Not teilen können.
Das Leitwort der MISEREOR Fastenaktion 2014 bringt uns zum Nachdenken: „Mut ist zu geben, wenn alle nehmen!“. Wer gibt, wenn andere nehmen, sieht die Welt mit anderen Augen – mit den Augen Jesu.
Deshalb möchte ich heute am Sonntag vor der MISEREOR Kollekte den Blick auf Menschen, die mit den Augen Jesu sehen und anfangen, die Not und das Leid zu überwinden:
Es sind Menschen, die im Vergleich zu uns in Armut leben. Aber sie haben die Not verringert und arbeiten erfolgreich für eine bessere Zukunft.
Kotido liegt in einer extrem trockenen Gegend im äußersten Norden von Uganda. Die Männer und älteren Söhne ziehen während der Trockenzeit mit den Rindern auf der Suche nach Wasserstellen und Weideland umher. Ihre Familien bleiben in den Dörfern.
Die Frauen bauen in der Regenzeit Hirse an. Die Ernte war schon immer knapp. Aber durch den Klimawandel hat sich die Situation verschlimmert. Jeder Dritte leidet unter Hunger. Nicht einmal 10% der Menschen in dieser Region können lesen und schreiben.
Doch es soll und muss nichts so bleiben: Das von MISEREOR unterstützte FAL-Projekt geht beide Probleme zugleich an. FAL steht für funktionale Alphabetisierung und Landwirtschaft.
Projektleiterin Rose Lokiru erklärt die Idee: „Gemeinsam mit den Frauen im Dorf besprechen wir, welche Probleme es gibt. Wichtige Wörter schreiben wir auf die Tafel. Die Frauen schreiben die Wörter ab und bilden neue Wörter. Dabei entstehen Ideen für die Lösung ihrer Probleme. Und wie nebenbei lernen sie auch noch Lesen und Schreiben.“
So entstand die Idee einen Gemüsegarten anzulegen. Aber Hirten sind keine Gärtner. Wie legt man einen Garten an? Wie sät man aus? Wann muss man gießen? Wann ernten? Was tun gegen Schädlinge? Die Projektleiterin Rose Lokiru und ihr Team stehen bei solchen Fragen den Frauen mit Rat und Tat zur Seite. Auch die zunächst fehlende Ausrüstung kann den Frauen zur Verfügung gestellt werden. Um den Gemüseanbau auch in der Trockenzeit zu ermöglichen, hat MISEREOR den Bau von Wassertanks und einfachen Bewässerungsanlagen finanziert.
Dank des Projekts gibt es auf dem Markt in Kotido jetzt Gemüse.
Die mühevolle Arbeit wurde belohnt: In der Regenzeit konnten die Frauen Überschüsse auf dem Markt verkaufen und ein kleines Einkommen für die Familie erzielen. Für den Verkauf auf dem Markt ist es besonders wichtig, dass die Frauen lesen, schreiben und ein wenig rechnen gelernt haben.
Mittlerweile haben es über 1300 Frauen geschafft, ihre Familien auch in der Trockenzeit ausreichend zu ernähren. Lesen und schreiben zu lernen.
Der Erfolg mit den Gemüsegärten hat die Frauen außerdem selbstbewusster gemacht. Sie übernehmen nun auch Aufgaben in der Gesellschaft und in der Kirche. So verbessern sie Schritt für Schritt ihre soziale und familiäre Lebenssituation.
