12.01.2020: Taufe Jesu

Hier geht es zu den Texten der Liturgie: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
ein Gedankenexperiment:
Sie werden eingeladen und gebeten, zu sagen, wer Jesus von Nazaret ist und was er ihnen bedeutet: ….

Petrus war in Caesarea von einem röm. Hauptmann eingeladen und gebeten worden, über Jesus zu sprechen.
Petrus hat geantwortet:
Gott hat Frieden verkündet durch Jesus Christus; bei seiner Taufe durch Johannes salbte Gott ihn mit dem Heiligen Geist und mit Kraft. Danach zog er umher, tat Gutes und heilte alle, die in der Gewalt des Teufels waren; denn Gott war mit ihm.

So schlicht und so einfach: Frieden verkünden, Gutes tun und heilen.

Wenn Gott sich entscheiden würde, wieder einen Menschen zu senden, einen wie Jesus, was würde der tun?
Eine spannende Frage: mir fallen viele Möglichkeiten ein – aber sicher nicht die richtigen! Nur so viel davon:

Sicher würde er von Land zu Land gehen, Gutes tun und heilen – beson­ders die, krank sind von Angst und Hass und dem Gefühl, nichts wert zu sein.

Solche Menschen gab es und gibt es immer wieder – Gott sei Dank.
Menschen, die dem anderen zeigen, dass er wertvoll ist.
Solche Menschen sind hier zusammen – sie sitzen hier in der Kirche.
Das sind wir, die Schwestern und Brüder Jesu. An uns hat Gott Gefallen gefunden. Wir sind seine geliebten Söhne und Töchter – so wie wir hier sitzen.

Liebe Schwestern und Brüder,
was bedeutet es, dass jedes der vier Evangelien die Taufe Jesu durch Johannes den Täufer, die Taufe Jesu im Jordan als Ausgangspunkt seines öffentlichen Wirkens nimmt?

Achten wir auf den Dialog zwischen Johannes und Jesus:
„Ich müsste von dir getauft werden und du kommst zu mir?“ sagt Johannes. Mit anderen Worten: „Ich habe nötig, dass ich um Vergebung bitte und dass du mir Vergebung gewährst!“

Jesu Antwort ist schwieriger: „Lass es nur zu. So können wir die Gerechtigkeit ganz erfüllen.“ Wie kann ich erklären, was Jesus damit meint?

Es ist gerecht, dass Jesus sich wie ein Sünder unter die Sünder stellt,
und wie sie Gottes Gnade zugesprochen bekommt.
Gottes Gerechtigkeit wird auch dadurch geschehen, dass Jesus wie ein Gottloser ans Kreuz gehängt werden wird.

Die Auflösung des Dialogs geschieht durch die Stimme vom Himmel – die Stimme Gottes: Dies ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.

Schwestern und Brüder, die Taufe Jesu ist der Ausgangspunkt:
Johannes tauft zur Reinigung von den Sünden.
Die sich taufen lassen, wollen ihr Leben ändern,
sie wollen nicht mehr sündigen, sondern das Gesetz Gottes tun.

In der Taufe Jesu wirkt Gott selbst: Er durchdringt Jesus mit diesem Geist:
Du bist mein geliebter Sohn. Du, weil Du bist. Nicht wegen dem, was du tust, sondern weil du bist.

Deshalb kann Jesus der Retter sein. Das ist das, was ihn für uns zum Retter macht: er ist der geliebte Sohn Gottes – in ihm ist nur dieses geliebt sein – das ist alles, was ihn ausmacht und bewegt und Kraft gibt und antreibt.

Die Einflüsterungen des Bösen hat er überwunden:
Mach was aus dir! Zeig, was du kannst! Nimm dir, was du kriegen kannst.

Er lässt Gottes Liebe an sich genügen – und macht sich deshalb den Sündern gleich – weil auch sie in Gottes Liebe eingeschlossen sind.

14. April 2013: 3. Ostersonntag

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Beuron

Liebe Schwestern und Brüder!
Es war nicht leicht für die Jüngergemeinde, nach dem Tod Jesu einen neuen Anfang zu finden.

Aber es gab einen neuen Anfang, denn schon sehr bald verstanden die Jünger:
Was mit Jesus geschehen ist, musste geschehen. Es steht im Einklang mit der Heiligen Schrift.
Und in ihrer Gemeinschaft des Brotbrechens wurde ihnen die geradezu sinnliche Erfahrung zuteil, dass Jesus auferstanden ist.

Er ist auferstanden, so wie er es immer gesagt hatte, weil Gott ein Gott der Lebenden ist, weil Gott keinen vergisst, weil Gott keinen Tod kennt und weil für Gott niemand gestorben ist.

Die Jünger waren erfüllt von der neuen Gewissheit und vom gestärkten Glauben an das Evangelium Jesu. In Jerusalem konnten sie nicht bleiben. Deshalb kehrten sie zurück – dorthin, wo Jesus sie gerufen hatte – dorthin, wo sie gelebt hatten – oder wie es sich sonst ergab und – und verkündeten das Evangelium vom Reich Gottes, vom himmlischen Vater, von der Auferstehung.

Der eine war nach Süden gegangen, der andere nach Norden.
Die eine Gemeinde berief sich auf Petrus, die andere auf Johannes.
Die Erinnerungen und die Weise der Verkündigung und des Glaubens unterschieden sich in den verschiedenen Gemeinden.

Es gab große Unterschiede: man vergleiche nur einmal das Markus mit dem Johannesevangelium. Wessen Überlieferung ist die bessere?

Die Gemeinden des Johannes waren überzeugt, dass sie Jesus besser und tiefer verstanden hatten als die Gemeinden des Petrus.
Die Gemeinden, die sich auf Petrus beriefen, reklamierten wiederum, dass doch dem Petrus die Verantwortung für das ganze aufgetragen worden sei.

So liest man in den Evangelien:
Der Jünger, den Jesus liebte, der Verfasser des Johannesevangeliums,
er hat früher an die Auferstehung geglaubt, er war schneller, er lag an der Seite Jesu im Abendmahlssaal, er erkannte Jesus und musste es Petrus erst sagen.

Der Jünger, den Jesus liebte – er hat Jesus besser verstanden und er wurde von Jesus geliebt.

Simon, der Sohn des Johannes, aber – auch das steht in den Evangelien ‑
wird von Jesus als Fels benannt, auf dem die Kirche erbaut wird, ihm werden die Schlüssel des Himmelreiches anvertraut, er soll seine Brüder stärken. Zu ihm sagt Jesus: „Weide meine Schafe!“

So also haben sich die beiden Strömungen unter den Jesusgemeinden verständigt: man hat das besonders innige Verständnis Jesu der einen und die Gesamtverantwortung der anderen gegenseitig anerkannt.
Beides gehört zur Kirche – beides macht Kirche aus – beides braucht die Kirche und braucht sich gegenseitig!

Schwestern und Brüder,
als alle am Ufer waren, lud Jesus sie ein und gab ihnen Fisch und Brot! Die Kirche – das wird mir dadurch deutlich – lebt von Jesus Christus, der so wie er es immer gesagt hat, zu seinem Vater im Himmel zurückgekehrt ist – und allen, die ihm folgen, die Tür zum Leben geöffnet hat.

Schwestern und Brüder,
unsere Art Kirche zu sein ist sehr stark auf Petrus ausgerichtet. Es geht um Einheit, um Struktur, um Organisation und Programm.

Es wäre gut, wenn wir johanneischer würden:
Wir sollten versuchen, Jesus tiefer zu verstehen, in sein Geheimnis einzudringen und den Geist der Kindschaft noch tiefer in uns aufzunehmen, damit all unsere Aktivitäten wirklich bei Jesus ihren Anfang nehmen.

Wenn die Kirche sich selbst verkündigt, dann werden ihre Netze leer bleiben. Wenn in den Christen die Freiheit spürbar wird und der Frieden, die von Christus kommen, wenn wir ihn zu den Menschen bringen, dann werden die Netze voll sein.