Einführung: Liebe Schwestern und Brüder!
In der Kälte brauchen wir einen Ort, um uns zu erwärmen,
im Dunkel suchen wir nach einem Ort, wo es hell ist,
wenn wir Hunger haben, suchen wir nach etwas zu essen,
wenn wir Durst haben suchen wir nach etwas zu trinken:
Zurecht nennen wir den Geist Feuer, das uns wärmt und Jesus das Licht der Welt. Er ist das Brot des Lebens und er wird in uns zur sprudelnden Quelle, die uns ewiges Leben schenkt.
Lassen wir jetzt unsere Seele wärmen und erleuchten,
lassen wir uns den Hunger stillen, nach einem Wort das uns Mut macht;
lassen wir unseren Durst nach Leben löschen: nach der Gewissheit, dass es gut ist zu leben.
Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
Manchmal mache ich mir einen Spaß: Ich erzähle von irgendetwas – aber mache nur so unklare Andeutungen, dass niemand verstehen kann, was ich zu erzählen habe. Manchmal sagt man dann zu mir: „Du sprichst in Rätseln!“ So könnte man auch zu den Verfassern des Johannesevangeliums sagen: „Du sprichst in Rätseln!“.
Das Joh.Evangelium verwendet Wörter öfter in einem übertragenen Sinn verwendet, den die Hörer nicht verstehen (können):
Ich gebe dir lebendiges Wasser: wenn du davon trinkst, wirst du nie mehr Durst haben. Ich bin das Brot des Lebens. Wer davon isst, wir nie mehr hungrig sein. Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der hat das ewige Leben.
„Fischen“ bedeutet nicht unbedingt „Fischen“ und „Fisch“ nicht einfach „Fisch“.
Der Satz „Die Jünger gingen fischen und fingen nichts“ erzählt nicht vom leeren Netz. Wovon dann?
Vielleicht von der Situation der Jünger. Sie hatten durch Jesus viel gelernt – aber jetzt war Jesus nicht mehr da. Ihr früheres Leben – ihr früheres Denken und Urteilen – das ging nicht mehr. Das konnte sie nicht mehr erfüllen. Es wäre wie ein erfolgloser Fischzug.
Jesus und alles, was sie von ihm gelernt hatten, wirkte weiter: Bleibt in meiner Liebe. Wer den Willen meines Vaters tut, bleibt in meiner Liebe.
Das Gebot Jesu hieß: Liebt einander, wie ich euch geliebt habe!
Dieses neue Leben erfüllte die Jünger Jesu – auch nachdem er nicht mehr bei ihnen war. Das wurde ihre Nahrung. Ihr Leben hatte eine neue Überschrift: Die alte war: „Du musst die Gebote halten, damit Gott dich liebt!“ Die neue Überschrift heißt: „Gott liebt dich. Darum hören wir auf ihn und handeln aus Liebe!“
Das ist die Erklärung dafür, wie die kleine Jüngergemeinschaft in kurzer Zeit groß werden konnte. Warum immer mehr sich ihnen anschlossen. Das ist auch heute der Grund, warum Menschen Christen werden und sind und bleiben.
Es stimmt nämlich: Man kann niemand zum Glauben überreden oder mit Argumenten überzeugen. Aber wenn man den Menschen begegnet, um für sie da zu sein. „Was kann ich für dich tun?“ berührt man die Herzen und gewinnt Freunde ‑ nicht für sich, sondern für Jesus und das ewige Leben, das er schenkt.
Liebe Schwestern und Brüder, ich glaube, in dieser Geschichte geht es vor allem um eines: Die Jünger glauben dem Wort Jesu und folgen ihm –
und finden so ein erfülltes Leben und viele Menschen, die ebenfalls hungern und dürsten.
Man kann verschiedene Schlussfolgerungen ziehen. Ich versuche es so:
Wenn wir auf Jesus hören und den anderen Menschen im Blick haben und sehen, was er braucht, was ihm fehlt, was ihn bedrückt und krank macht, dann wird uns viel mehr geschenkt: Menschen, die mit uns glauben und hoffen.
Und zugleich werden wir merken: Es ist es, der in uns gewirkt hat.
Er ist es, der uns stärkt und nährt und nicht nur uns, sondern auch die, die unsere Freunde geworden sind.
Im Matthäusevangelium heißt es: Sorgt euch zuerst um das Reich Gottes, dann wird euch alles andere dazugegeben.
Bei seinem Abschied sagt Jesus: Verkündet das Evangelium allen Geschöpfen und lehrt sie alles zu befolgen, was ich euch geboten habe.
Ich bin bei euch alle Tage, bis zum Ende der Welt:
Das ist die gleiche Botschaft, wenn auch in ganz anderer Sprache.
Beginnen wir auch diese Woche und suchen wir die Gelegenheiten, was wir für unsere Angehörigen, Freundinnen, Kollegen tun können. Amen.
Fürbitten
Lektorin: Gott, wir haben die Botschaft Jesu gehört. Es fällt uns schwer, ihm zu glauben, nachdem er nicht mehr in der Welt ist. Es fällt uns schwer, zu glauben, dass seine Worte wahr sind und von dir kommen. In unseren Ängsten und Zweifeln beten wir:
- Für alle Getauften, die den Heiligen Geist empfangen haben: dass sie nicht mehr für sich leben, sondern Vergebung bringen und neue Hoffnung wecken.
- Für die Menschen, die in der Ukraine und an vielen Orten der Erde in Kellern und Bunkern sitzen und ausharren und Angst um ihr Leben haben müssen: dass sie einen starken Geist haben und nicht innerlich zerbrechen.
- Für die Menschen in den Flüchtlingslagern in Mali, im Jemen, im Libanon, in Griechenland: dass sie die notwendige Hilfe erfahren, um zu überleben und dass ihnen der Weg aus den Lagern in eine bessere Zukunft geöffnet wird.
- Wir beten auch für die Menschen in Deutschland, die immer noch unter den Folgen der Überschwemmungen im vergangenen Jahr leiden:
dass sie ein neues Heim finden und nicht allein gelassen werden. - Wir beten für die ungezählten Menschen, die notleidenden Helfen: als freiwillige Helfer oder in den Hilfsorganisationen: dass sie durch die Anerkennung und den Dank immer wieder neue Energie für Ihr Engagement erhalten.
Pr.: Guter Gott, du bist allezeit bei uns und dein Geist ist in uns, damit wir teilen, trösten, helfen, heilen. Wir danken Dir für deine Kraft und Stärke. Amen.